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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 26

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
26 Vii. Der Dreißigjährige Krieg. Wohlhabenheit und die große kirchlich-religiöse Bewegung der Zeit erhöhte das Selbstgefühl der Bürger und deren Liebe zu Freiheit und Unabhängigkeit. Vermehrter Besitz und bessere Bildung machten stolz und lebensfroh, verleiteten aber auch zur Entfaltung übermäßiger Pracht, Verschwendung in Kleidung und zu sinnlichem Genuß. Diesem bedenklichen Hange suchten dann die Luxusgesetze zu steuern, welche von Landesherren oder von den Magistraten erlassen wurden, und z. B. vorschrieben, wie viel Gäste zu Tauseu, Hochzeiten und Leichen-schmausen geladen, wieviel Ellen Tuch für männliche und weibliche b) nachgdem Kleidung verwendet werden durften. — Der große Krieg jedoch warf die Städte in ihrer Entwicklung um Jahrhunderte zurück. Viele von den kleinen städtischen Gemeinwesen wurden so zerstört, daß sich bei der allgemeinen Armut der Bevölkerung, dem Mangel an Tatkraft und Unternehmungsgeist nur schwer neue Ansiedler fanden, welche den Wiederaufbau begannen. Die größeren, wohlbefestigten Städte hatten unter beständigen Belagerungen zu leiden und wurden zudem durch Plünderungen und hohe Kriegskontributionen erschöpft. Die Kraft der Bürger war gebrochen, der meist aufstrebende, lebensfrohe Geist mutiger Selbständigkeit geschwunden und daher war das Bürgertum unfähig, eine neue Periode der Entwicklung einzuleiten. Dieser Verfall offenbarte sich schort in der äußeren Erscheinung der Städte. Noch am Ende des 16. und in der ersten Zeit des 17. Jahrhunderts entstanden herrliche Rathäuser im edlen Renaissancestil, sowie eine Anzahl prächtiger Privathäuser, welche beredtes Zeugnis vom Reichtum der Bürgerschaft und dem in ihr herrschenden Geschmack ablegten (Rathaus zu Rothenburg o. Tbr. 1573, Nürnberger Rathaus 1621, der Ottheinrichsban am Schlosse zu Heidelberg 1559, das sog. Peller-haus in Nürnberg 1606). Was später an öffentlichen Gebäuden aufgeführt wurde, war im Vergleich zu früheren Werken nüchtern, kahl, ärmlich. Das Wiederaufblühen der Städte knüpfte sich zumeist an die Fürsten. Bis ins 19. Jahrhundert hinein zeigten mit wenigen Ausnahmen nur die Residenzen das Ansehen, den Glanz und die Blüte echter Städte. Die Fürsten taten viel zur Verschönerung, errichteten Anlagen und schufen prunkvolle Schlöfser, jedoch nicht mehr im edlen Geschmack des Reformationszeitalters, sondern in dem mit Pracht überladenen Zopfstil, der von Italien und Frankreich nach Deutschland verpflanzt wurde. Der Handel: 3. Der deutsche Handel erlitt schon im 16. Jahrhundert einen s,) vor dem Krieg. ~ , r. , r~ s < rrs- nv- ,r. , , \ , empfindlichen Schlag. Die Aufsindung des Seeweges nach Ostindien und die Entdeckung Amerikas lenkten den Weltverkehr in andere Bahnen und verschafften den an der Küste des Atlantischen Ozeans gelegenen Staaten: Portugal, Spanien, Frankreich, England, Holland ein Übergewicht vor Deutschland und Italien, welche Staaten bisher im Aus-

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 33

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 82. Ludwig Xiv. Leopold I. 33 fluß auf die Erziehung und Entwicklung des Prinzen. Nach Mazarins Tod (1661) übernahm Ludwig Xiv. die Regierung. Ganz den Grundsätzen entsprechend, welche Mazarin seiner Seele eingepflanzt hatte, steckte er seinem Wirken zwei große Ziele, die er mit aller Energie Zwei Ziele Lud-nnd Ausnutzung aller Mittel zu erreichen suchte. Er wollte erstens die Königsmacht im Innern so befestigen, daß keine Bewegung im Laude an den Grundlagen derselben rütteln könne, alle Gewalt an sich bringen, seinen Willen nach dem Grundsatz „l’Etat c’est moi“ (der Staat bin ich) zum allbeherrschenden, unumschränkten machen; er wollte zweitens Frankreich zum tonangebenden Staat in Europa erheben, die andern Staaten also in größere oder geringere Abhängigkeit von sich bringen. 3. Um das erste Ziel zu erreichen, gestattete er keine Mitregierung Mtttel^zur^Be-seitens der Reichsstände und des Pariser Parlaments, schränkte er die Königtums. Macht der Minister ein und verlieh die obersten Stellen nur an solche Männer, die ihm treu ergeben waren und die sich ohne Widerrede seinem Willen unterwarfen. Dabei war er indes darauf bedacht, für jedes Amt den begabtesten und brauchbarsten Mann zu finden. Mit viel Sicherheit und großem Scharfblick erkannte er die Fähigkeiten der ihn umgebenden Personen und so kam es, daß er Männer an die Spitze der einzelnen Verwaltungszweige stellte, die sich ihrer Aufgabe in hohem Grade gewachsen zeigten. Die hervorragendsten waren: 1) Colbert, welcher die Finanzen verwaltete, für Verbesserung a. Minister, der Verkehrswege, für Anlage von Straßen und Kanälen (Südkanal: Garonne-Mittelmeer) sorgte, das inländische Gewerbe hob, indem er die Ausfuhr von Rohstoffen und die Einfuhr von Fabrikaten verbot, einen Aufschwung des Ackerbaues und des Handels bewirkte und durch seine gesamte Tätigkeit die Mittel herbeischaffte, welche Ludwig Xiv. zu seinen Kriegen, Festen, Einrichtungen und zu den „Bestechungen auswärtiger Minister" brauchte; 2) der Kriegsminister Lonvois, welcher mit Geschick und Erfolg an der Vermehrung, besseren Organisation und Ausbildung des stehenden Heeres arbeitete, aber durch eine grausame Kriegsweise eine traurige Berühmtheit erlangte; 3) Vanban, der geniale Kriegsingenienr, welcher mit meisterhafter Kunst die eroberten Grenzstädte in uneinnehmbare Festungen umwandelte. Da Ludwig Xiv. viel Sinn für das Schöne hatte, so begünstigte b. Pflege der er die Pflege und höhere Entwicklung der Künste, namentlich der Baukunst und der Poesie. Prachtbauten erhoben sich in und um Paris, der herrlichste von ihnen das Schloß Versailles, in dessen Spiegelsaal 1871 das Deutsche Reich proklamiert wurde. Die Dichtkunst feierte ihr goldenes Zeitalter. Dichter und Gelehrte (Tragödie: Corneille und Racine. Komödie: Moliere. — Fenelon, Pascal) wetteiferten darin, den Namen Ludwigs zu verherrlichen. So gelang es Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 3

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 35

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 83. Der I. und Ii. Raubkrieg. 35 dauernde Beschränkung des Habsburgischen Kaisertums" im Auge und diente somit französischen Interessen. Wenden wir uns nun den kriegerischen Unternehmungen Ludwigs Xiv. zu. § 83. Der I. und Ii. Raubkrieg. a. I. Raubkrieg (Devolutiouskrieg) 1667—1668, 1. Ludwig Xiv. war mit der älteren Tochter des spanischen Ansprüche sut>= Königs Philipp Iv. vermählt. Dieselbe hatte aber vor der Eheschließung 'mt1e spanischen^ allen Ansprüchen auf die spanische Monarchie und deren Nebenländer 9tubcrian6u zu gunften ihrer jüngeren Schwester entsagen müssen. Im Jahre 1665 starb Philipp und hinterließ als Erben seiner Krone ein zartes Kind (Karl Ii.) Da erwachte in Ludwig der Gedanke, die Minderjährigkeit des spanischen Königs zum Vorteile Frankreichs auszubeuten. Trotz der Verzichtleistung seiner Gemahlin wollte er das privatrechtlich in einigen belgischen Provinzen bestehende Devolutionsrecht, ins devolutionis, wonach die Töchter erster Ehe ein Erbrecht vor den Söhnen zweiter Ehe haben, staatsrechtlich auf die spanischen Niederlande anwenden und erhob Ansprüche auf dieses Gebiet. Da Spanien die Abtretung verweigerte, schickte Ludwig 1667 zwei wohlgerüstete Heere uach Brabant unter der Anführung der uns aus dem Dreißigjährigen Krieg bekannten Feldherrn Tnrenne und Eon de. Die Fortschritte der Franzosen riefen in Holland die Besorgnis hervor, der ans Eroberung sinnende Monarch werde, nachdem er die Niederlande an Frankreich gebracht, noch weiter gegen Norden vordringen. Auf fein Betreiben vereinigten sich die protestantischen Mächte England, Schweden und Holland zu der sogenannten Tripelallianz und Tripelallianz, stellten sich die Aufgabe, für die Erhaltung der spanischen Herrschaft in Flandern und Brabant zu sorgen. Das Einschreiten des Dreistaatenbundes nötigte Ludwig, in den Frieden zu Aachen (1668)Aachener Friede zu willigen. Frankreich behielt 12 eroberte Grenzstädte, darunter Lille und Tournay. Der Kriegsbaumeister Bauban verwandelte dieselben sogleich in starke Plätze und schuf au der Nordgrenze Frankreichs einen Festungsgürtel. b. Ii. Raubkrieg (Holländischer Krieg) 1672—1679. 2. Holland war als Urheber der Tripelallianz der Stein, an Enmehun^s-^^ welchem das Unternehmen Ludwigs scheiterte. Unversöhnlicher Haß Adwigs nn^ erfüllte daher den ehrgeizigen Eroberer gegen die Männer, welche an Tripelallianz 3*

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 53

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 88. Die Lage Europas am Ende des Nordischen Krieges. 53 Mündungsgebiete der Ober, Elbe und Weser waren für die Deutschen Bedingungen für die Anregung und Betätigung des Unternehmungsgeistes, für die Belebung des Handels gewonnen. § 88. Die Lage Europas am Ende des Nordischen Krieges. Die Pragmatische Sanktion und der Polnische Thronfolgekrieg. 1. Die Ereignisse am Ende des 17. Jahrhunderts, der Ausgang des Spanischen und des Nordischen Krieges waren sehr denkwürdig für ©taatenmtcms. die Ausbildung des Staatensystems in Europa. Bon wenigen Ausnahmen abgesehen, behielten die Staaten bis in die neueste Zeit herein im allgemeinen das Gewicht, mit welchem sie aus jenen Kämpfen itnb Verwicklungen hervorgegangen waren. Bisher war Spanien Großmacht; mit seiner Zerstückelung schieb es aus der Reihe der Reiche, welche einen bestimmenden Einflnß auf die Geschicke der Völker ausübten, und niemals mehr vermochte es, sich nur an-nähernb zur früheren Bedeutung emporzuringen. Bisher herrschte eine unversöhnliche, erbliche Feindschaft zwischen Frankreich und dem Hanse Habsburg, eine Feindschaft, die sich im Reformationszeitalter (Franz I. bis Karl V.), im Dreißigjährigen Krieg (Richelieu) und in vielen Unternehmungen Ludwigs Xiv. geoffenbart hatte. Jetzt, nachdem die Bourbonen den spanischen Thron inne hatten und Belgien an Österreich gekommen war, nahm sie an Schärfe ab, wenn sie auch ab und zu immer wieder einmal aufloderte. Dagegen erwachte die Eifersucht zwischen Frankreich und England. England war Seemacht geworden; es suchte seine Stärke im gewinnbringenden Handel und im Besitz von Kolonien. Da Frankreich nach gleichen Zielen strebte, so kam es bei diesem Wettstreit in der Folge nicht selten zu Zerwürfnissen, wobei England, weil es wegen seiner Lage den Gegner nicht wirksam angreifen konnte, stets auf die Gewinnung von festländischen Bundesgenossen bedacht war. Österreichs Macht und Einfluß waren gestiegen. Als bedeutsam für seine weitere Entwicklung erwies sich der enge Anschluß Ungarns, den es während des Türkenkrieges (1687) durch die Abschaffung des Wahlkönigtums und die Erblichkeit der ungarischen Krone im Haufe der Habsburger erreicht hatte (§ 86, 3). Als neue Großmacht hatte sich im Osten Rußland erhoben, das bisher nur als asiatischer Staat gegolten, jetzt aber durch die Erwerbung der Ostseeprovinzen Europa nahe gerückt war. Immer mehr gewann es an Ausdehnung, während das einst mächtige und umfangreiche Polen infolge innerer Zerrüttung

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 60

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
60 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Seidenfabriken). Um den Unternehmern ein Absatzgebiet für ihre Produkte zu sichern, verbot er die Einfuhr fremder Fabrikate und die Ausfuhr maucher Rohstoffe, so der Wolle zu gunsten der Tuch-fabrikation. — Handel: Der Beförderung des Handels diente insbesondere die Anlage des Friedrich-Wilhelm-Kanals, welcher die Oder mit der Spree verbindet und den schlesischen Frachtverkehr von Stettin, das im Besitze der Schweden war, ablenkte und durch Brandenburg über Berlin in die Elbe leitete. Mit dem Kanal wurde die erste Grundlage für den erstaunlichen wirtschaftlichen Aufschwung der Hauptstadt geschaffen. Die Erinnerungen an die in Holland gemachten Erfahrungen bewogen den Kurfürsten auch, über die durch das Meer gezogenen Grenzen hinauszustreben und seinem Volke einen Anteil am Welthandel zu sichern. Er erwarb zu diesem Zwecke einige Kolonien an der Westküste Afrikas (Goldküste) und gründete eine Flotte (Kriegs- und Handelsschiffe), welche die brandenbnrgische Flagge durch die Meere trug und das Ansehen des kleinen Staates bedeutend steigerte. Allein die an den Kolonialbesitz geknüpften Hoffnungen gingen nicht in Erfüllung. Es fehlte an Mitteln zur Unterhaltung und daher wurden die afrikanischen Besitzungen später cm die Holländer verkauft. — .)^«te Als fehr förderlich für die Entwicklung der wirtschaftlichen Ver- hältnisse erwies sich die Aufnahme von etwa 20000 aus Frankreich vertriebenen Hugenotten, welche im Jahre 1685 durch das Potsdamer Edikt erfolgte (§ 84, 3). Die Hugenotten waren fleißig und unternehmend und verpflanzten eine Anzahl von neuen Industriezweigen nach Deutschland (Tuch- und Hutfabrikation), d) Toleranz. Friedrich Wilhelm war ein Mann von ungeheuchelter Frömmig- keit und echt toleranter Gesinnung, der für das Zusammenleben der verschiedenen Konsessionen den Frieden wünschte. Als ein Streit zwischen den Lutheranern und den Reformierten in seinem Staate ausgebrochen war, verbot er in einem Edikt von 1664 die öffentlichen Anfeindungen eines religiösen Bekenntnisses. Der fromme Prediger und Liederdichter Paul Gerhard, welcher dem Duldungsgebot nicht folgen wollte, wurde abgesetzt und aus dem Lande vertrieben, e) Regierungs- Mit Stolz und Genugtuung konnte der Kurfürst am Ende feiner crgebm*. c£Qge nu| |e[ne Taten zurückblicken und hoffnungsvoll in die Zukunft fehen. Er hatte die Staatseinnahmen von 1j2 Millionen Taler auf 21/2 Millionen erhöht, das Heer von 3000 auf 28000 gebracht und überhaupt durch alle seine Reformen den festen Grund zur künftigen Größe Preußens gelegt. Schon die Mitwelt nannte ihn den „Großen".

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 188

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
188 X. Vom Wiener Kongreß bis zur Wiederaufrichtung des Teutschen Kaisertums. Bedeutung des Zollvereins für die nationale Einigung. Tod Friedrich Wilhelms Iii. 1840. Friedrich Wilhelm Iv. 1840—1861. den ersten Platz ein. Die Zolleinnahmen stiegen von 1834 bis 1842 von 12 Mill. auf 21 Mill. Taler. 6. Die neue Schöpfung hatte aber nicht bloß in wirtschaftlicher und finanzieller, sondern auch in politischer Hinsicht große Bedeutung. Der lebhafte Warenaustausch und der durch die Vermehrung der Eisenbahnen (die erste in Deutschland 1835: Nürnberg nach Fürth, dann 1837: Leipzig nach Dresden, 1839: München nach Augsburg) sich stets steigernde Verkehr erweckten in allen Einsichtsvollen die Erkenntnis von der Gemeinsamkeit vieler Interessen zwischen Nord und Süd und unter dem Einfluß derselben schwanden allmählich die Abneigung und die Vorurteile, welche die Bevölkerung der Mittel- und Kleinstaaten gegen Preußen hegte. So wirkte der Zollverein fördernd auf die Entwicklung des „nationalen Einheitsgedankens und zwar in der allein lebensfähigen Form eines preußisch-deutschen Bundesstaates", ja er kann, sofern er in der politischen Zerklüftung ein einigendes Land bildete, als der Vorläufer' der politischen Einheit angesehen werden. § 132. Vom Regierungsantritt Friedrich Wilhelms Iv. bis zur Revolution 1840—1848. 1. Im Sommer 1840 starb Friedrich Wilhelm Iii. Sein Tod ries aufrichtige Trauer im preußischen Lande hervor. Waren die Wünsche und berechtigten Forderungen des Volkes in Beziehung aus den inneren Ausbau des Staates während seiner langen Regierungszeit auch nicht in Erfüllung gegangen, so machte man doch weniger den König als desfen Ratgeber dafür verantwortlich und hielt ersteren immer für einen Gegenstand der Verehrung und Liebe. Und er verdiente das auch. Bürgerlich einfach und sparsam, von ernster, frommer Gesinnung, hatte sich der Vielgeprüfte, der in trüber Zeit den Kelch des Leidens bis in die Tiefe geleert, stets anss engste mit seinem Volke verbunden gefühlt, ein wahrhaft landesväterliches Regiment geführt, die Steuerkraft des Landes geschont, den alten guten Ruf der preußischen Justiz gewahrt und sich in kirchlichen Dingen als Freund der Toleranz erwiesen. 2. Ihm folgte sein Sohn Friedrich Wilhelm Iv. (1840—1861), ein Mann von reicher Begabung, vielseitigster Bildung, hervorragender Gewandtheit in Schrift und glänzender Rede, aber von sehr erregbarem Gemüte und zwischen den Ideen der alten und neuen Zeit hin und her schwankend. Schon als Kronprinz hatte Friedrich Wilhelm Iv. Beweise seines lebhaften Interesses für Kunst und Wissenschaft und

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 59

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 90. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst. 59 zugesichert wurde. Im Frieden zu Oliva bei Danzig (1660) erfolgte die Bestätigung des Wehlauer Vertrages. — Weitere Gelegenheit zur Erprobung der Tüchtigkeit seines Heeres bot ihm der Holländische Krieg 167*2—1679. (Über seine Beteiligung daran s. § 83, 3, 4 und 5. Fehrbell in 1675.) 4. Veraeaenwärtiaen wir uns nun noch die Wirksamkeit, welche Friedrich Wu- . , . , Helm als Regent: Friedrich Wilhelm als Regent entfaltete. Sie war eine außerordent- a^segnmbuna lieh energische und segensreiche. Vor allen Dingen war es ihm darum emheit. zu tun, in der Bevölkerung der zersprengt gelegenen Gebiete seines Staates (Preußen jenseits der Weichsel, Brandenburg zwischen Elbe und Oder, Minden a. d. Weser, Kleve u. s. w. am Rhein) das Gefühl der Zusammengehörigkeit hervorzurufen, das Bewußtsein, daß man Glieder eines Ganzen mit gemeinsamen Interessen und Aufgaben bilde, das nur durch kräftiges Zusammenwirken aller Teile gedeihen könne. Anfangs fühlten sich Rheinländer, Brandenburger und Preußen nur durch die Person des Herrschers mit einander verknüpft. Ein anderes Band gab es nicht. Jede Landschaft hatte andere Ordnungen und Gesetze. Friedrich Wilhelm schuf, wo möglich, für alle Teile die gleichen Gesetze und Einrichtungen, verwendete gegen alles Herkommen die Beamten nach Gutdünken, also z. B. Rheinländer in Brandenburg und umgekehrt, und brachte es dahin, daß die Steuern ohne Rücksicht ans die Quellen, aus welchen sie gefloffen, Verwendung fanden, also beispielsweise die Gesamtsteuer hauptsächlich zum Besten einer Provinz verausgabt werden durfte. Da die Landstände, welche diese Neuerungen bekämpften, manche Steuer nicht bewilligten, so führte der Kurfürst indirekte Stenern, die sog. Ae eise ein, d. i. eine Abgabe für die eingehenden und ant Orte abgesetzten Bobenerzengnisse und Kaufmannswaren, was zur Folge hatte, daß auch der Abel, der von der bireften Steuer größtenteils befreit war, einen Teil der Staatslasten zu tragen hatte. Ein Hauptanliegen war ihm die Förberung von Lanbwirtschast, Industrie unfc> Handel, der Wohlstandsquellen eines Volkes. Landwirtschaft: Wo er konnte, suchte er die Wunden des großen b) Sorge für Krieges zu heilen. Er zog fremde Bauern (namentlich ans Holland Industrie und' und Schlesien) ins Saud, gab ihnen Grund und Boden, Vieh und Saatgetreide, ließ die sumpfigen Niederungen an der Havel, Spree und Oder entwässern und in fruchtbare Strecken umwandeln, veranlaßte den Wiederaufbau zerstörter Dörfer und gewährte zuweilen den Bauern auf eine Reihe von Jahren Erlaß der Abgaben. — Industrie : Zur Hebung derselben gewann er durch wertvolle Begünstigungen (unentgeltliche Überlassung von Bauplätzen, mehrjährige Steuerfreiheit) auswärtige Handwerker und Arbeiter und ermunterte zur Grünbung von Fabriken (Metallwerke, Glashütten, Zuckerfiebereien,

8. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 29

1888 - Erlangen : Deichert
10. Die beiden letzten Herzoge aus dem wlfischen Hause. 29 Friedrich Barbarossa machte demv(angen Streit ein Ende, indem er 1154 auf einer Frstenversammlnngv zu Goslar Heinrich dem Lwen Bayern zusprach und 1155^zu>Regensbnrg ihm huldigen lie. Im folgenden Jahre 1156 ^erzichteth Heinrich Jasomirgott, gleichfalls zu Regensburg, auf Bayerns Erlwnrde dadurch entschdigt, da der Kaiser die Ostmark nebs^de^Mark ob der Enns nun zu einem von Bayern/u^la^hngigen Herzogtum erhob, das in der Familie der/Babenberger erblich sein sollte. Unter Heinrichs des Lwen Herrschaft erwachte in Bayern die Lust zu friedlicher Beschftigung^von neuem, weil er mit befrchteter Strenge das Eigentum der Schwachen/und den Verkehr schirmte, so da man auch, wenn er in Sachsen /oder Italien war, den Frieden nicht zu stren wagte. Dem Mchtiger^sah es der Kaiser nach, als er seine herzoglichen Befugnisse gewaltsam/auszudehnen begann. So als er 1158 dem Bischof von Freisina/Brcke und Zollsttte bei Fhring (Obershring) an der Isar Zerstrte und beides bei dem ihm zugehrigen Dorfe Mnchen ^anlegte. Er wollte hiednrch vor allem den Zoll vom Salze, das(von Reichenhall nach Schwaben ging, gewinnen. Seit jener Zeit kammnchen empor, das damals auch einen Markt und eine Mnzstttexerhielt. Auch in Sachsen erweiterte Heinrich seine Gewalt, indem) er die der Bischfe und Grafen minderte. Ihrem Haffe glaubte/ er trotzen zu knnen im Vertrauen auf den Kaiser und auf das/ eigene siegreiche Schwert, dem sich auch die slavischen Völker in Holstein, Mecklenburg und Pommern hatten unterwerfen mssen.^>Aber zum Verderben fr Heinrich lste sich das Band zwischen chmvtnd dem Kaiser. Heinrich, auf Befestigung der eigenen Macht in pachsen bedacht, versagte dem Kaiser im Augenblicke dringendsten Not die Hilfe gegen Italien. Die Folge war, da dieser sich vorneinen Feinden beugen mute. Nun gab aber auch der Kaiser dei^Aeinden Heinrichs in Sachsen Gehr, lud ihn zur Verantwortungxuud sprach ihm, als er nicht erschien, seine beiden Herzogtmer\cib. Heinrichs *) Wahrscheinlicher Ursprung des Namens aus: zu den Mnchen", weil die Mnche von Tegernsee hier Gter hatten.

9. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 33

1888 - Erlangen : Deichert
12. Die drei ersten Wittelsbacher. 33 thar. Die vernderte Zeitrichtung bt dann mehr und mehr ihren Einflu auch auf die Dichtung. Am Hofe Heinrichs des Stolzen und in seinem Auftrag dichtet der Pfaffe" Konrad das Rolands-lied. Eben dort, zu Regensburg, ist in jener Zeit die gereimte Kaiserchronik entstanden, die den Herzog und König Lothar verherr-licht. Der religise Aufschwung findet einen ebenso innigen wie Poe-tischen Ausdruck in dem Hohenburger hohen Liede, das eine Nonne in Bayern verfat hat. In der Zeit Heinrichs des Lwen hat Wernher (Mnch von Tegernsee?) das Leben der Maria mit dichterischer Empfindung und in anmutender Sprache besungen. So bereitet sich die Bltezeit der deutschen Dichtung und des deutschen Geistes im Mittelalter in Bayern und Franken in bedeutsamer Weise vor. Auch der geschichtliche Sinn erwachte in diesen Landen wieder, als das Reich unter den schsischen Knigen und Kaisern neu begrndet war und eine Weltstellung gewann. Nachdem im 10. Jahrhundert bedeutendere geschichtliche Auszeichnungen zuerst in Sachsen entstanden waren, zeichnen sich im 11. Jahrhundert die Analert von Nie der alt eich 0 in Bayern, in der ersten Hlfte des 12. Jahrhunderts die Weltchronik des Eckehart von Kloster Aura2) in Franken aus, und vor allen andern der Zeit durch das Vorwalten beherrschender Gesichtspunkte in der Darstellung die Chronik des Bischofs Otto von Freising3), des Oheims Friedrich Barbarossas. Eben dieser hat auch die Thaten Friedrichs bis zum Jahre 1156 beschrieben. 12. Die drei ersten Wittelsbacher *). Ottovonwittelsbach, dessen Nachkommen in ununterbro-chener Reihe die Herrschaft der Bayern gefhrt haben bis auf die Gegenwart, stammt von jenem Pfalzgrafen Arnulf, der vor Regens-brg fiel, als er um ein Herzogtum kmpfte, das Vater, Bruder und Oheim besessen hatten. Sein Geschlecht nannte sich frher nach der alten Stammburgscheiern; dann, als diese in ein Kloster verwandelt worden war, nach der von Ottos Vater, der gleichfalls Otto hie, i) Mon. Germ. Scr. Xx. s) Mon. Germ. Scr. Vi. 3) Mon. Germ. Scr. Xx. 4) Otto I. 1180-1183. Ludwig I. (der Kelheimer), 11831231. Otto Ii. (der Erlauchte), 1231 1253. Prcger, Lehrbuch der daher. Geschichte. 11. Aufl. 3

10. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 46

1888 - Erlangen : Deichert
46 Iv. Die Zeit des geteilten Erbherzogtums 12531508. Indem so bei den meisten Stnden ein krftiges Vorwrts-streben von glcklichem Erfolg begleitet war, entfaltete sich auch der Sinn fr die hheren Bedrfnisse des Geistes, und Kunst und Wissenschaft erfreuten sich der glcklichsten Pflege. Die Dome, an denen man seit dem elften Jahrhundert zu Speier, seit dem zwlften zu Bamberg, und seit dem dreizehnten zu Regensburg baute, sind Meisterwerke deutscher Baukunst: die beiden erstcren im romanischen Stil, von welchem der Rundbogen, der letztere im gotischen Stil, von welchem der Spitzbogen ein charakteristisches Kennzeichen ist. Franken brachte den grten Dichter des deutschen Mittelalters, Wolfram von Eschen bach hervor, der zu Anfang des 13.Jahr-Hunderts blhte. Wenn nicht in Franken geboren, so doch dort ln-gerezeit lebend und in Wrzburg sein Leben beschlieend ^), brachte der sinnige und von der Liebe zum Vaterlande tief durchdrungene Walther von der Vogelweide die deutsche Lyrik des Mittel-alters auf ihre Hhe. In der zweiten Hlfte dieses Jahrhunderts stand der Dichter Konrad von Wrzburg in hohem Ruhme. Um dieselbe Zeit besa Regensburg in seinem Bischof, dem Dominikaner-mnch Albert usmagnus von Lauingen einen der bedeutendsten Gelehrten des Mittelalters, und in dem Franziskanermnche Ber-th o ld einen der grten Volksredner, die Deutschland gehabt hat. Unter den geschichtlichen Aufzeichnungen waren die nun verlorenen Annale der bte Volkmar und Heinrich von Kloster Frstenfeld, welche bis zum Jahre 1324 reichten, fr die bayerische Geschichte von Wert. Aus diesem Kloster besitzen wir noch die Chronica de gestis prinripum, welche mit dem Jahre 1326 abschlieen^). Die Shne Ludwigs des Bayer'). Schon im Jahre 1349 teilten Ludwigs Shne das Erbe ihres Vaters, obgleid) dieser sie vorteiluugen gewarnt hatte. Ludwig 1) Sein Grabmal befand sich im Kreuzgang des Neumnsters in W. 2) Bei Bhmer, Fontes rerum Germ. Tom. I. s) Ludwig V., der Brandenburger, f J.361, dessen Sohn Meinhard f 1363. Stephan mit der Hafte f 1375. Wilhelm I, f 1377. Albrecht f 1404, dessen Shne Wilhelm Ii. f 1417 und Johann f 1425. Wilhelms Ii. Tochter Jakoba f 1436. Ludwig Vi., der Rmer, f 1365. Otto f 1379.
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