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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 31

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 81. Geistiges und sittliches Leben. 31 worden, daß Praedicat invictissimi (lateinisch) nicht ihm, sondern Ew. Majestät gebührt" (Ans Dr. Müller, Geschichte des deutschen Volkes, entnommen.) 6. In gleicher Weise trat vorzugsweise durch französischen Ein- Sermeiidwnj in flnß eine Verwelschnug in Tracht und Sitte ein. Studenten und "rad't und '-ltte' Bürger zeigten Vorliebe für Schlapphüte, Perücken, geschlitzte und gepuffte Kleider. Bei den Frauen verschwand die kleidsame, züchtige Tracht des 16. Jahrhunderts; geschmacklose Reifröcke, gesundheitswidrige Schuiirleiber tauchten auf und verschafften sich allgemeine Geltung. Und wie das Äußere sich änderte, so wandelte sich der Sinn. Zuchtlosigkeit, lockere Sitten nahmen in erschreckender Weise überhand und verderbten das deutsche Wesen beinahe bis auf deu Kern. Der Satiriker Logau (t 1655) spottete: „Alamode Kleider, alamode Sinnen: Wie fichs wandelt außen, wandelt fichs auch innen." Und an einer anderen Stelle ruft er die Mahnung aus: „Diener tragen insgemein ihrer Herrn Liverei: Soll's denn sein, daß Frankreich Herr, Deutschland aber Diener sei? Freies Deutschland, schäm' dich doch dieser schnöden Kriecherei." 7. Eine der schlimmsten Früchte des 30 jährigen Krieges war die Religiöse Be» Verarmnng und Verwahrlosung, die im religiösen Denken und tmn'9en-Leben der Nation eintrat. Das von den Schrecknissen des Krieges heimgesuchte Volk wurde vielfach irre an Gott, verfiel dem Unglauben oder einem rohen Zauber- und Dämonen glauben. Weit verbreitet war der Wahn, man könne sich durch irgendwelche Mittel (Talisman, Amulett) kugelfest, d. h. unverwundbar machen, man könne mit dem Teufel ein Bündnis schließen und mit seiner Hilfe in den Besitz überirdischer Kräfte gelangen, welche befähigten, treffende Kugeln zu gießen, verborgene Schütze zu heben, wichtige Geheimnisse zu ergründen und die Zukunft zu entschleiern. Die Hexen-Prozesse, welche Ende des 15. Jahrhunderts eingeführt wurden, nahmen an Zahl zu und mit ihnen die Anwendung der Folter, welche durch die ausgesuchtesten Martern das Geständnis der unglücklichen Opfer zu erpressen suchte. 8. Blicken wir aus das Gesamtbild zurück, welches unser Volk in der Mitte des 17. Jahrhunderts in materieller, geistiger und sittlicher Beziehung darbot, so drängt sich uns die Erkenntnis auf, daß der große Krieg, der schrecklichste aller Kriege, die deutsche Nation in

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 35

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 83. Der I. und Ii. Raubkrieg. 35 dauernde Beschränkung des Habsburgischen Kaisertums" im Auge und diente somit französischen Interessen. Wenden wir uns nun den kriegerischen Unternehmungen Ludwigs Xiv. zu. § 83. Der I. und Ii. Raubkrieg. a. I. Raubkrieg (Devolutiouskrieg) 1667—1668, 1. Ludwig Xiv. war mit der älteren Tochter des spanischen Ansprüche sut>= Königs Philipp Iv. vermählt. Dieselbe hatte aber vor der Eheschließung 'mt1e spanischen^ allen Ansprüchen auf die spanische Monarchie und deren Nebenländer 9tubcrian6u zu gunften ihrer jüngeren Schwester entsagen müssen. Im Jahre 1665 starb Philipp und hinterließ als Erben seiner Krone ein zartes Kind (Karl Ii.) Da erwachte in Ludwig der Gedanke, die Minderjährigkeit des spanischen Königs zum Vorteile Frankreichs auszubeuten. Trotz der Verzichtleistung seiner Gemahlin wollte er das privatrechtlich in einigen belgischen Provinzen bestehende Devolutionsrecht, ins devolutionis, wonach die Töchter erster Ehe ein Erbrecht vor den Söhnen zweiter Ehe haben, staatsrechtlich auf die spanischen Niederlande anwenden und erhob Ansprüche auf dieses Gebiet. Da Spanien die Abtretung verweigerte, schickte Ludwig 1667 zwei wohlgerüstete Heere uach Brabant unter der Anführung der uns aus dem Dreißigjährigen Krieg bekannten Feldherrn Tnrenne und Eon de. Die Fortschritte der Franzosen riefen in Holland die Besorgnis hervor, der ans Eroberung sinnende Monarch werde, nachdem er die Niederlande an Frankreich gebracht, noch weiter gegen Norden vordringen. Auf fein Betreiben vereinigten sich die protestantischen Mächte England, Schweden und Holland zu der sogenannten Tripelallianz und Tripelallianz, stellten sich die Aufgabe, für die Erhaltung der spanischen Herrschaft in Flandern und Brabant zu sorgen. Das Einschreiten des Dreistaatenbundes nötigte Ludwig, in den Frieden zu Aachen (1668)Aachener Friede zu willigen. Frankreich behielt 12 eroberte Grenzstädte, darunter Lille und Tournay. Der Kriegsbaumeister Bauban verwandelte dieselben sogleich in starke Plätze und schuf au der Nordgrenze Frankreichs einen Festungsgürtel. b. Ii. Raubkrieg (Holländischer Krieg) 1672—1679. 2. Holland war als Urheber der Tripelallianz der Stein, an Enmehun^s-^^ welchem das Unternehmen Ludwigs scheiterte. Unversöhnlicher Haß Adwigs nn^ erfüllte daher den ehrgeizigen Eroberer gegen die Männer, welche an Tripelallianz 3*

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 101

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 103. Deutsches Geistesleben im 18. Jahrhundert. 101 herrschte Pariser Geschmack das Denken und Empfinden der Fürsten und des Adels, das Schaffen unserer Künstler (Architekten und Dichter), die äußere Gestaltung des Lebens in den vornehmen Kreisen. So machte der Geist der Sieger längst nach geschlossenem Frieden noch Eroberungen im deutschen Volke. Allmählich aber regte sich in Wissenschaft und Kunst (Dichtkunst) die Opposition gegen das Franzosen-tnm und das Streben, deutsches Empfinden und deutsches Wesen zur Entfaltung zu bringen. 2. Einer der ersten Männer, welche den Kampf gegen den Geist der Zeit und die herrschenden Vorurteile aufnahmen, war Professor Christian Thomasius in Leipzig (f 1728). Er eiferte mit Erfolg gegen die damals noch mächtig wuchernden Hexenprozesse, forderte die Beseitigung der Folter im Strafverfahren und befaß die Kühnheit, die deutsche Muttersprache in wissenschaftlichen Vorträgen anzu-. wenden. Den tiefgehendsten Einfluß auf die Entwicklung des deutschen Geisteslebens übte der große Denker Immanuel Kant aus Königs-Einfluß des Phiberg (1724—1804), von dem eine neue Epoche namentlich für das sittliche Leben des Volkes datiert. Der- Begriff der Pflicht war beinahe allen Gefellschaftsklassen verloren gegangen. Die Fürsten stellten mit wenigen Ausnahmen das persönliche Wohl über die Interessen des Staates; der Adel bedrückte die auf feinen Gütern lebenden Leibeigenen und verbrachte die Tage in üppigem Wohlleben und auch in den wohlhabenden bürgerlichen Kreisen war die Selbstsucht und das Jagen nach Genuß und irdischem Glück so mächtig, daß Gemein-sinn und Opferwilligkeit sich nicht entwickeln und betätigen konnten. Da rüttelte Kant an den Gewissen, wies in einem seiner grunblegenben Werke der seichten, von französischen Philosophen verbreiteten „Aufklärung" gegenüber nach, daß Gott, Unsterblichkeit der Seele, Freiheit des Willens unentbehrliche Forberungen der praktischen Vernunft und notwendige Voraussetzungen der Sittlichkeit seien und daß die Freiheit des Menschen barin bestehe, daß er dem in ihm ruhenben Sittengesetz (dem Kategorischen Imperativ) folge, daß er also die Pflicht, nicht Lohn ober Lust, Antrieb zu seinen Handlungen sein lasse. („Handle so, daß die Maxime deines Handelns allgemeines Gesetz werden konnte und handle so, daß, wenn alle so handelten wie du, es um das Ganze Wohlstände!") 3. Auf dem Gebiet des Erziehungswesens erfolgten im Erziehung^ 18. Jahrhundert anerkennenswerte Fortschritte. Aug. Herrn. Fr ancke (f 1727), Professor und Seelsorger, welcher die Religion zu einer Angelegenheit des Herzens, zu einer Sache der Gesinnung und werktätigen Liebe machte, nahm sich der verlassenen Armut au und grünbete in Halle die unter dem Namen „Franckische Stiftungen" berühmt geworbenen Erziehungsanstalten, in welchen Waise Pflege

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 141

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 114. Reformen in Preußen und Anbahnung der Erhebung. 141 aller Reußen" gab Napoleon einen Teil des eroberten Landes an Friedrich Wilhelm zurück. Preußen verlor alle seine zwischen Elbe und Rhein gelegenen Provinzen, sowie die in der Ii. und Iii. Teilung Polens erworbenen Besitzungen. Es schmolz von 5500 □ Meilen mit zehn Millionen Einwohner auf 2900 □ Meilen mit kaum fünf Millionen Einwohner zusammen. Außerdem mußte es eine hohe Kriegsentschädigung zahlen und bis zur Abtragung dieser Schuld etwa 150000 Franzosen in seinen Festungen ernähren. Nach einer weiteren Bestimmung durste der so verstümmelte Staat nicht mehr als 42 000 Soldaten halten. Ans den linkselbischen Gebieten, K'urhessen, Brann-schmeig und Teilen Hannovers bilbete Napoleon das Königreich Westfalen (Hauptstabt Kassel) und übertrug es seinem Bruder Jerome. Danzig mit Umgebung würde dem Namen nach Freistaat, in Wahrheit ein Stützpunkt der französischen Macht an der Ostsee. Den größten Teil der früher polnischen Besitzungen erhielt der König von Sachsen unter beut Namen eines Herzogtums Warschau; der kleinere würde mit Rnßlanb vereinigt. — Obgleich Rnßlanb einen lebhaften Handel mit England unterhielt, so trat boch Alexanber I. der Kontinentalsperre bei und fügte bainit beni Wohlstanb seines Reiches eine empsinbliche Schäbignng zu. — Der Tilsiter Friebe, der Preußen seiner Großmachtstellung beraubte, bezeichnet die tiefste Stufe der Erniedrigung Deutschlands. § 114. Reformen in Preußen und Anbahnung der Erhebung. 1. Das furchtbare Strafgericht des Himmels, das über Laub und Volk gekommen war, wirkte wie bessernde Buße, wie läuterndes Feuer und das Unglück wurde der Boden, aus dem ein neues Leben erblühte, ein Geist, welcher allmählich eine Umgestaltung im Staatsleben, eine Wiedergeburt im Volke herbeiführte und endlich die ganze deutsche Nation zur einmütigen Erhebung gegen den Tyrannen hinriß. Der Umschwung im politischen, sozialen und sittlichen Leben knüpft sich in erster Linie an die Person des Freiherrn Karl von Slein Freiherr Karl (geb. 1757), der einem in Hessen begüterten Geschlechte des rheinfränkischen Abels entstammt und zu Nassau an der Lahn seßhaft war. Es war bies ein Mann, von Gott einem gesunkenen und in der Knechtschaft fchmachtenben Volke gesanbt, bamit er die Ketten zerreiße und die längst vermißten Güter der Freiheit und nationalen Ehre wieder zur Geltung bringe. In seiner Person vereinigten sich ein scharfer, zugleich praktischer Verstand, ein unbeugsamer Wille, eine Charaktergröße, die weder um die Gunst der Menge noch um die

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 145

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 114. Reformen in Preußen und Anbahnung der Erhebung. 145 4. Stein und Scharnhorst, diese Männer der Tat, waren Organi- Patrioten unter satoren des Staats- und Heerwesens. In gleichem Geiste, aber auf Säc anderem Gebiete, wirkten große, von Patriotismus durchglühte Männer, die sich eine Erneuerung im Gedanken-, Gefühls- und Willensleben der Natiou zum Ziele fetzten: vor allem der Philosoph Johann Gottlieb Fichte und der Theolog Friedrich Schleiermacher. Fichte brachte iu seinen gewaltigen „Reden an die deutsche Nation", die er im Winter 1807—1808 im Akademiegebäude zu Berliu hielt, während französische Bataillone mit Trommelwirbel unter den Linden vorbeizogen, den Deutschen zum Bewußtsein, daß sie durch eigene Schuld, durch ihre sündhafte Selbstsucht gefallen seien und daß sie nur durch die Rückkehr zu ihrem echten und reinen Wesen, zu ernster Sittlichkeit, wahrer Bilbnng, Religion und opferwilliger Vaterlanbs-liebe gerettet werben können. Schleiermacher rüttelte bnrch geistreiche Vorlesungen an der Berliner Universität (gegrünbet 1810 auf Anregung Will), v. Humbolbts, des Freunbes von Goethe und Schiller) und tiefsinnige Prebigten die Gewissen seiner Hörer, inbem er mit embringlicheu Worten die Niebrigkeit eines bloßen Genußlebens, die Hoheit sittlicher Größe, die Wonne wahrer, in praktischer Betätigung sich äußeruber Frömmigkeit schilberte und betonte, daß der Wert des Menschen in der selbstlosen Hingabe an das Ganze liege. — Ernst Moritz Arndt forberte in Gebichten und Schriften die Abkehr von der weichlichen, greisenhaften Bilbnng der Zeit, verlangte Mannessinn und Tapferkeit und schürte, auf Gott vertranenb, „der keine Knechte wollte", mit Flammenzungen den Haß gegen Napoleon. Der Turnvater Jahn war mit Eifer bemüht, bnrch Leibesübungen die physifche Kraft der Berliner Jünglinge zu stählen, zugleich aber auch bitrch das Absingen patriotischer Lieber und biirch kurze, originelle Reben die Begeisterung für die Befreiung des Vaterlanbes zu eutzüubeu. Uhlanb bichtete um 1811: „Des Säugers Fluch" und weckte bnrch beit blutigen König, den Fluch des Sängertnms, die Erinnerung an den rachsüchtigen Bebrücker. Und zu beit Lebenbeu gesellte sich die Stimme eines Toten. Schillers Geist erwachte und wanbte sich an die Nation mit den ernsten Mahnworten: „Ans Vaterlanb, ans teure, schließ bich an", und „Nichtswürbig ist die Nation, die nicht ihr alles setzt an ihre Ehre". Die Saat, welche alle diese Patrioten ausstreuten,' reiste langsam, aber sicher zur reichen Ernte heran. Allmählich trat eine innere Ge-suitbung und Verjüngung des Geschlechtes ein. Ehe es aber zur Erhebung und zur Abschiittelung des srembeit Joches kam, mußte noch viel Schlimmes erbitlbet werben. Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 10

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 116

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
116 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. c. Schreckens Herrschaft des Wohlfahrtsausschusses. d. Einführung einer neuen Zeitrechnung. e. Royalistische Ausstände und Ende der Schreckensherrschaft. Königs, Dauphin Ludwig (Ludwig Xvii.), wurde einem verworfenen Schuhmacher zur Erziehung übergeben. Er starb 1795 infolge von Mißhandlungen. „Wir haben die Schiffe hinter uns verbrannt", rief Ararat nach der Hinrichtung Ludwigs Xvi. aus und deutete damit an, daß den Männern des Umsturzes und der damaligen Herrschaft keine Wahl blieb, als Vernichtung aller ihrer Gegner oder eigener Untergang. Solcher Auffassung entsprechend, handelte nun auch der National-konvent. Er riß alle gesetzgebende und ausübende Gewalt an sich und übte ein Schreckensregiment ans, das alles übertraf, was sich bisher Entsetzliches zugetragen hatte. Au seiner Spitze stand der sogenannte Wohlfahrtsausschuß, in dem Robespierre, Danton it. a. ihre bluttriefende Tätigkeit entfalteten. Derselbe entwarf Gesetze, welche den ruhigen Bürger erzittern machten, alle Widerstrebenden mit dem Tode bedrohten und die einst so gefeierte Freiheit und Gleichheit in das Reich der Träume verwiesen. Ein Revolutionstribunal urteilte als oberster Gerichtshof über alle „Verdächtigen". Es kannte nur die Todesstrafe. Appellation oder Begnadigung gab es nicht. In den Provinzen bildeten sich Revolutionsausschüsse, die vom Konvente aus ihre Weisungen erhielten zur Ausrottung aller Männer von Besitz, Bildung und edler Gesinnung, und in allen größeren Städten, wie in Bordeaux, Nantes, Lyon, wüteten Kommissare des Wohlfahrtsausschusses, indem sie die entartete Menge zum Morde aufstachelten. Tausende von Bürgern, die bisher in Ruhe ihr Tagewerk verrichteten, verbluteten auf der Guillotine (einer von dem Deputierten Guillotiu erfundenen Enthauptungsmaschine, Fallbeil). Damit der Zusammenhang mit der Vergangenheit aufgehoben werde und steh die Erinnerung nicht mehr in frühere Jahrhunderte flüchten könne, führte man eine andere Zeitrechnung ein und bezeichnete als Anfang der neuen Zeit den 22. September 1792 (Gründungstag der Republik). Als veraltet betrachtete man auch das Christentum; man verbot den christlichen Kultus, hob den Sonntag und alle gottesdienstlichen Einrichtungen auf und ordnete die Verehrung der Vernunft an als der Quelle der Weisheit und Erkenntnis. So brach das Alte, Ehrwürdige und Geheiligte zusammen, die Stützen, welche Bildung und Gesittung getragen; Zerstörungswut und rohe Sinnenlust schritten sieghaft einher (1794 ließ Robespierre bitrch den Konvent wieder dekretieren: „Das Dasein eines höchsten Wesens und die Unsterblichkeit der Seele sei eine Wahrheit"). Gegen diese nmstürzlerischen Neuerungen und die Tyrannei des Konventes erhoben sich zwar viele Franzosen, so die Bevölkerung der Veitl)ee und die südlichen Städte Marseille, Bordeaux, Lyon und Toulon; letzteres rief sogar die Engländer zu Hilfe und räumte

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 270

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
270 Xi. Bayerische Geschichte. f cf) a f t der Wittelsbacher. Die Vergegenwärtigung der Segnungen, welche dem Land und dem Volk durch düs Wirken des erhabenen Regentenhauses zu teil geworden waren, insbesondere der Fortschritte, welche Verwaltung, Gesetzgebung und Rechtspflege, dann alle Zweige der wirtschaftlichen Regsamkeit, sowie Volksbildung, Wissenschaft und Kunst unter den bayerischen Königen erfahren hatten, erfüllten jedermann mit inniger Freude und aufrichtiger Dankbarkeit. Aus Anlaß der Jubelfeier wurde eine allgemeine Sammlung veranstaltet. Das Ergebnis derselben verwendete der König, der alle ihm persönlich zugedachten Huldigungen ablehnte, zu einer Stiftung, der „Wittelsbacher Landesstiftung", zur Förderung des Handwerkes und Gewerbes. Neuschwanstein. 6. Ludwig Ii. sollte nach dem denkwürdigen Feste nicht lange mehr regieren. In dem reichbegabten, dem Idealen zugewandten König, der schon von Beginn der 70 er Jahre eine fast krankhafte Abneigung gegen das Auftreten in der Öffentlichkeit zeigte und der sich nur in der Abgeschiedenheit der Berge, im stillen Umgang mit der Natur und in seinen Prnnkschlössern wohl fühlte, machten sich immer deutlicher erkennbare Spuren einer geistigen Umnachtung be-merklich. Die Rücksicht aus das Wohl des Landes forderte mit gebieterischer Notwendigkeit, daß ihm die Bürde der Regierung abgenommen werde. Da sein Bruder, Prinz Otto, an einer ähnlichen

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 11

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 76. Der Schwedische Krieg 1630—1635. 11 lanbet, um den Krieg von neuem zu entfachen und den bebrängten Protestanten beizustehen. Wer war dieser Frembe? Er stammte aus dem Geschlechte der Wasa und war König von Schweden. Von hohem Buchse und kräftigem Körper, mit Monben Haaren und blauen Augen erinnerte seine Erscheinung an die einst gefürchteten, meerbeherrschenben Bewohner des Norbens, die Normannen. Wie sein Äußeres, so imponierten seine glänzenbeu geistigen Eigenschaften. Er verfügte über ein umsassen-bes Wissen, beherrschte mehrere Sprachen und überblickte mit Hellem Verstaube die Bebürfnisse seines Volkes und die Be-bingungen, unter welchen der von ihm geleitete Staat wachsen und gebethen konnte. Entschlüsse saszte er mit kluger Vorsicht; in bei Aussührnng berselben aber war er tatkräftig, unerschrocken und kühn. Mit hoher Geistesbilbnng vereinigte er nngehenchelte Frömmigkeit nnb Herzensgüte; auch zählte er zu den treuesten Vekennern des evangelischen Glaubens. Bei aller Strenge und Manneszucht, die er im Heer übte, blickten seine Soldaten mit Liebe und Verehrung zu ihm empor. In Kriegen gegen Dänemark, Rußlanb und Polen hatte er ein großes, seinen Gegnern überlegenes Felbherrntalent gezeigt. 2. Was bewog ihn nun, sich in Deutschlands Angelegenheiten ®er««J®ujjn^ einzumischen und in dem Streit zwischen Kaiser und Protestanten die e smge-Partei der letzteren zu ergreifen? Es waren politische und religiöse Grünbe. Schon Gustav Wasa, Gustav Abolfs Großvater, welcher die Reformation in Schweden eingeführt, hatte nach Er- weiterung der Grenzen seines Reiches gestrebt. Das Streben war auf seine Nachfolger übergegangen. In siegreich bestanbenen Kriegen (mit Dänemark, Rußlanb, Polen) hatten sie nach und nach Fiuulanb, Esthland, Livlanb, Jngermamtlanb gewonnen und bamit die Herrschaft über die meisten Gebiete an der Ostsee erlangt. Nur an der <süb-fitste hatte ihre Macht bisher nicht Wurzeln fassen können; Preußen (das ehemalige Orbenslanb), Pommern und Mecklenburg besanben sich noch außer dem Bereich des schwebischen Einflusses. Vom Geiste seiner Ahnen erfaßt, gebachte nun Gustav Aböls das Eroberungswerk zu üotlenben und sich die unumschränkte Herrschaft über die Ostfee zu verschaffen. Die Erreichung bieses Zieles aber war Gustav Adolf.

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 94

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
94 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Leopold Ii. 1790—1792. Friedrich Wilhelm Ii. 1786—1797. Religionsedikt. § 100. Josephs Ii. und Friedrichs Ii. Nachfolger. Die Teilungen Polens. 1. In Österreich und auch im Deutschen Reiche folgte Leopold Ii. (1790—1792), Josephs Bruder, bisher Großherzog von Toskana. Obwohl er im allgemeinen gleichen Grundsätzen wie sein Vorgänger huldigte, so lenkte er doch, um den ererbten Staat vor Auflösung zu bewahren, in die Bahnen Maria Theresias ein. In Belgien brachte er zuerst mit bewaffneter Hand die Revolution zum Stillstand, dann gewährte er den Aufwieglern Amnestie, endlich hob er die verhaßten Neuerungen auf und stellte die alten Privilegien und Verfassuugs-eiurichtuugeu wieder her. Ebenso gelang es ihm, durch Nachgiebigkeit und weise Mäßigung die Ungarn mit sich zu versöhnen. Unter seinem Sohn und Nachfolger Franz Ii. wurden auch die letzten Reste der Josephinischen Reformen zurückgenommen. 2. In Preußen übernahm 1786 Friedrich Wilhelm Ii. (1786 bis 1797), ein Neffe Friedrichs Ii., die Regierung. Seine Thronbesteigung ward von allen denen mit Hoffnungen begrüßt, welche verschiedene Einrichtungen Friedrichs, wie die Aceise und die Monopole, als Druck empfunden und daher mehr mit scheuer Bewunderung als mit Liebe zu dem großen König emporgesehen hatten. Der neue Monarch schien durch seine ersten Handlungen: Aufhebung der Regie, des Tabak- und Kaffeemonopols, Entfernung der französischen Beamten den Erwartungen zu entsprechen. Im Verlause der Regierung aber bereitete er seinem Volke mancherlei schmerzliche Enttäuschungen. Es geschah dies durch seinen starken Hang zur Sinnlichkeit und durch seiue krankhafte Neigung zum Wunderbaren, zur Religionsschwärmerei. Ersterer verleitete ihn zu einem verschwenderischen Genußleben, zu einem anstoßerregenden sittlichen Wandel und zur Einführung einer Günstlingsherrschaft, unter welcher Preußens Ruhm und Einfluß zu sinken begannen. Ein Ausfluß seiner Glaubensrichtung war das nach seinem Minister Wöllner benannte „Wöllnersche Religionsedikt" (1788), welches dem herrschenden Unglauben zu steuern suchte, das aber so sehr „jeder Freiheit des Lehrens und Schreibens in Sachen der Religion eine Schranke setzte", daß selbst der große Philosoph Kant (in Königsberg) sich bestimmen ließ, seine Vorlesungen über religionsphilosophische Gegenstände einzustellen. Das Ergebnis der Regierung Friedrich Wilhelms Ii. war kein erfreuliches. Das lockere Leben am Hofe beeinflußte die Sitten der Residenz. Leichtsinn und Genußsucht nahmen überhand und zu dem in der sog. „Aufklärung" wurzelnden Unglauben gesellte sich pharisäische Heuchelei.

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 102

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
102 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Beginn des Aufschwungs der deutschen Literatur. Klopstock 1724—1803. und Unterricht fanden. Später suchte Basedow (f 1790) die Ideen des Franzosen Rousseau zu verwirklichen, indem er in seinem 1774 zu Dessau gegründeten Philanthropin (von philos, lieb, Freund, und antliropos, Mensch) eine auf Selbständigkeit, lebendige Anschauung der Sinnenwelt und körperliche Ausbildung hinarbeitende Erziehung ins Auge faßte. Der berühmte Schweizer Pädagog Heinrich Pestalozzi (f 1827) brachte den das Prinzip der allgemeinen Volksschule einschließenden Grundsatz zur Geltung, daß sich der Unterricht nicht bloß an einzelne Klassen von Menschen zu wenden habe, itm diesen die Kenntnisse und Fertigkeiten zu einer bestimmten Art des Fortkommens zu bieten, sondern daß er die Entwicklung echter Menschlichkeit in jeder Kindesseele anstreben müsse. 4. Einen geradezu glänzenden Ausschwung zeigt uns das .18. Jahrhundert auf dem Gebiet der schönen Literatur. Er hängt in seinen Anfängen und in seinem Verlauf mit dem Streben zusammen, den deutschen Geist von den Fesseln zu befreien, in welche ausländisches, insbesondere französisches Wesen ihn geschlagen hatte. Die Muttersprache war in der ersten Hälfte des Säkulnms noch dnrch eine Fülle von fremden Ausdrücken und Wendungen verunstaltet. Gegen das fremdartige Element erhob sich Gottsched in Leipzig (t 1767). Er suchte die Sprache zu ihrer ursprünglichen Reinheit zurückzuführen und war gleichzeitig bemüht, dem deutschen Schrifttum mehr Gehalt und Ansehen zu verschaffen. Er war aber kein geborener Dichter, es fehlte ihm der sprudelnde Cueü und daher beschränkte er sich auf bloße Nachahmung und Übertragung der verstandesmäßigen französischen Klassiker. Ihm gegenüber traten die Schweizer Professoren und Dichter Bodmer und Breitinger auf, verwarfen in heftigen Streitschriften die Mustergültigkeit der Franzosen und bezeichneten, dabei auf die stammesverwandten Engländer verweisend, Phantasie, Empfindung und Begeisterung als die Grundlage echten dichterischen Schaffens. Ihre Gedanken fanden die begeisterte Zustimmung eines Leipziger Dichterkreises, zu dem auch der mit deutscher Gemütstiefe ausgerüstete Gellert (f 1769) gehörte, der durch seine tiefempfundenen Kirchenlieder (z. B. „die Himmel rühmen des Ewigen Ehre", „Wie groß ist des Allmächtigen Güte") und schlichten Fabeln sich viel Verehrung und Liebe erwarb. 5. Aus dem Leipziger Kreise ging Klopslock (geboren 1724 zu Quedlinburg, gestorben zu Hamburg 1803), der erste große deutsche Dichter, hervor. Was die Schweizer forderten, kam in seinen Dichtungen zum Ausdruck: Tiefe der Empfindung, Erhabenheit des Stoffes und gewaltiger Schwung der Sprache. Sein religiöses Epos „Messias", das Tausenden ein Erbauungsbuch wurde, und seine Oden, in welchen er Gott, die stille Größe der Natur, das Vaterland und die
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