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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 54

1893 - Dresden : Ehlermann
54 daß Berengar, Markgraf zu Jvrea, ein wilder und treuloser Tyrann, ihn vergiftet habe. Berengar bewog nun die Fürsten Italiens, daß sie ihn zum König wählten. Weil er aber fürchtete, daß das Volk seine Würde nicht anerkennen möchte, so drang er heftig in Adelheid, die hinterlassene Witwe Lothars, daß sie seinen Sohn Adalbert zum Gemahl nehme. Dadurch, so meinte Berengar, würde auch das Erbrecht auf seinen Stamm übergehen. Aber Adelheid wies diese Zumutung zurück, zumal da das Jahr ihrer Witwentrauer noch nicht verstrichen war. Bald trat nun Berengar als Adelheids erbittertster Feind auf; Beleidigung über Beleidigung, Gewaltthat über Gewaltthat mußte die unglückliche Frau erleiden. Man beraubte sie ihres Goldes, ihres Schmuckes, ihres Gefolges, zuletzt auch ihrer Freiheit. Wenige Monate nach dem Tode ihres Gemahls wurde sie zu Como in einen Kerker geworfen. Hier war sie den ärgsten Mißhandlungen ausgesetzt; man raufte ihr das Haar und beschimpfte sie mit Schlägen und Fußtritten. Später übergab Berengar die Gefangene einem seiner Grafen, der sie in der Burg Garda, an dem gleichnamigen See bewahren sollte. Hier verlebte Adelheid in einem grauenhaften Kerker vier Monate ihres Lebens, nur eine Magd und ein Priester hatten Zutritt zu ihr; Unsägliches hat die junge Königin damals erduldet. Das Gerücht von diesen Dingen lief durch die Welt und erregte die Gemüter. Allgemein war die Teilnahme für die unglückliche Königin. In König Ottos Seele aber entstand sogleich der Entschluß, der verfolgten Unschuld beizustehen. Hierzu trieb ihn namentlich der Umstand, daß Adelheid eine burgundische Prinzessin war und er selbst mit dem burgundischen Königshause verwandt war. Sodann aber hoffte er, wenn er Adelheid errettete, auch das Königreich Italien in seine Gewalt zu bekommen. Durch den Tod seiner ersten Gemahlin, der tugendhaften Königin Editha, war er Witwer geworden, und darum beschloß er, der jungen Königin, die im Kerker schmachtete, seine Hand und seinen Thron anzubieten. Begleitet von seinem Sohne Ludolf und seinem Bruder, dem Bapern-herzog Heinrich, zog Otto mit einem stattlichen Heere über die Alpen nach Italien. Berengar floh vor Schrecken, und die Einwohner von Pavia, der Hauptstadt des Landes, nahmen den fremden Herren mit Freuden in ihren Mauern auf. Hier erschienen bald die geistlichen und weltlichen Großen des italischen Reiches und huldigten Otto als ihrem Könige. Noch ehe der deutsche König den italischen Boden betreten hatte, war Adelheid auf wunderbare Weise aus ihrem Kerker befreit worden. Der treue Priester und die Dienerin, welche bei Adelheid geblieben waren, hatten unter der Erde einen Gang gegraben, der aus dem Turm ins Freie führte. Auf diesem Wege entkam die Königin zur Nachtzeit, von den Gefährten ihrer Gefangenschaft begleitet. Noch in derselben Nacht wurde die Flucht fortgesetzt, soweit die Füße die Königin tragen mochten.

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 57

1893 - Dresden : Ehlermann
57 welche die Ungarn gemacht hatten, befreite. Fortan wagten es jene räuberischen Scharen nicht mehr, in das deutsche Land einzubrechen. Erst am Abenb des blutigen Tages sammelten sich die Deutschen wieber. Manch wackrer Mann fehlte in ihren Reihen. Keinen aber beweinte das beutfche Volk mehr als den eblen Konrad, der als das kostbarste Opfer des ruhmreichen Kampfes gefallen war. Noch einmal, wie in der Frühe des Tages, hatte er sich in den Streit gestürzt, mit Helden-mut gekämpft und die fliehenben Feinde verfolgt. Aber als er, erschöpft von der Arbeit des Streites und der gtiihenben Hitze der Augustsonne, die Helmbänber lüftete, um aufzuatmen, traf ihn ein Pfeil in die Gurgel. So war sein Wunsch erfüllt; für König und Vaterland war er den Tod des Helden gestorben, schwere Schulb hatte er mit dem höchsten Preise gesühnt. 8. Karl der Große. Nach A. W. Grube. Charakterbilder aus der Geschichte und Sage. 1. Karl wird römischer Kaiser. Der Papst Hadrian, dem Kart im Kampfe gegen die Sangobarben so treue Dienste geleistet hatte, war gestorben. Ihm folgte Leo Iii. Als dieser nach alter Sitte am St. Georgentage des Jahres 799 in feierlicher Prozession nach der St. Lorenzkirche Zog, wurde er plötzlich von einem Haufen Übelgesinnter überfallen, vom Pferde gerissen und gemißhandelt. Nur mit genauer Not wurde er von dem herbeikommenden Herzog von Spoleto gerettet. Da wandte sich Leo an den mächtigen Frankenkönig und begab sich selbst mit einem großen Gefolge nach Paderborn, wo Karl gerade sein Hoflager hielt. Der König empfing nach feiner frommen Weise den heiligen Vater mit aller Ehrerbietung und versprach ihm, bald selbst nach Rom zu kommen, um die Frevler zu bestrafen. Dann ließ er den Papst aufs feierlichste nach Rom zurückgeleiten. Gegen Ende des Jahres kam Karl seinem Versprechen gemäß selbst nach Rom und hielt Gericht, boch auf Fürbitte des Papstes mit großer Milbe. Die Ruhe warb balb wieber hergestellt, und ungestört konnte man jetzt das Weihnachtsfest feiern, mit welchem zu jener Zeit das neue Jahr und diesmal noch dazu ein neues Jahrhundert anfing. Die Anwesenheit des vielgerühmten Frankenkönigs und der vielen Großen des Reiches erhöhte den Glanz des Festes und zog eine unbeschreibliche Menschenmenge in die St. Peterskirche zu Rom. Angethan mit einem Purpurmantel kniete Karl an den Stufen des Hochaltars nieder, um sein Gebet zu verrichten. Als er nun wieder aufstehen und sich entfernen wollte, siehe, da nahte sich ihm der Papst von vielen hohen Geistlichen begleitet, mit einer Krone in der Hand. Diese setzte er dem Franken-

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 58

1893 - Dresden : Ehlermann
58 fönige aufs Haupt und salbte ihn mit heiligem öle zum römischen Kaiser und weltlichen Herren der gesamten Christenheit. Das Volk aber jauchzte und rief dreimal laut aus: „Heil und Sieg Karl dem Großen, dem von Gott gekrönten, friedbringenden Kaiser der Römer!" Sogleich schmetterten die trompeten und Posaunen; helle Mnstk ertönte in den tausendfachen Jubel des Volkes, und ein zahlreicher Chor stimmte den Krönnnqsae-sang an. Seit 324 Jahren, nachdem Odoaker den letzten weströmischen Kaiser entthront, hatte die Kaisermürde im Abendlande geruht. Wie damals das Kaisertum durch einen deutschen Heerführer gestürzt worden war, so wurde es jetzt durch Deutsche neu begründet. Von jetzt an ging der Glaube, daß dem Erben des großen Karl auch die römische Kaiserkrone zustehe' und gar viele deutsche Könige sind später mit ihren Kriegsscharen über die Alpen gezogen, um in der alten Hauptstadt des Römerreiches die Kaiser-würde sich zu erwerben. 2. Karls des Großen Einrichtungen. Wäre Karl nur ein Eroberer gewesen, so würde sein Verdienst gering gewesen sein; denn schon bald nach seinem Tode zerfiel das ans so vielen fremdartigen Teilen zusammengesetzte Reich. Sein Streben war auf etwas Höheres und Edleres gerichtet. Die Völker, welche er mit dem Schwerte sich unterworfen hatte, wollte er dann als Landesvater mit seiner Liebe beglücken. Unablässig mar er bemüht, ihre Wohlfahrt zu fördern, Ruhe und Sicherheit ihnen zu schaffen, sie zu bilden und klüger und besser zu machen. Vor allem aber brachte er denen, die noch Heiden waren, das Christentum. Um ein so weites Land gut regieren zu können, mußte der Kaiser tüchtige Beamte haben. Dazu war es aber nötig, gute Schulen zu schaffen, um so von Jugend an den Menschen eine bessere Unterweisung zu geben. Die gelehrtesten Männer seiner Zeit lebten an seinem Hofe und genossen seine Achtung und Freundschaft. Viele von ihnen lehrten an den Schulen, die er gründete. Und er selbst kümmerte sich sehr genau um die Fortschritte, welche die Schüler machten; denn er achtete mehr auf erworbene Kenntnisse, die auch den Ärmsten adeln, als auf ererbte Standesvorzüge. Einst fand er bei einein Schulbesuche, daß die Söhne der Vornehmen den Bürgerkindern an Fleiß und Sittsamkeit weit nachstanden. Da ließ er die Fleißigen und Artigen zu seiner Rechten, die Trägen und Unartigen zu seiner Linken stellen und sprach zu den armen, aber geschickten Kindern also: „Ich danke euch, meine Kinder, ihr habt nach meinem Wunsche gehandelt, euch zur Ehre und euch zum Besten!" Zürnend wandte er sich hierauf an die Vornehmen: „Ihr aber, ihr Söhne der Edlen, ihr feinen Püppchen, die ihr träge und meinen Befehlen ungehorsam seid, trotzet nur nicht auf den Stand und den Reichtum eurer Eltern; wenn ihr euch nicht

4. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 16

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
16 Ii. Otto der Erste, der Große. So war sein Lebenswerk getan: das deutsche Königtum, mit der römischen Kaiserkrone geschmückt, stand an der Spitze des christlichen Abendlandes und verfügte über eine gewaltige Macht-sülle. Mit ehrfurchtsvoller Bewunderung blickte man zu dem alternden Kaiser empor, dem schon seine Zeitgenossen den Namen des Großen beilegten. Bewundernswert für alle Zeiten bleibt die Entschiedenheit, mit der er in schwierigen Lagen das Richtige traf, und die unerschöpfliche Tatkraft, mit der er es zur Ausführung brachte. Nachdem er noch einen Winter in Deutschland verlebt hatte, verschied er plötzlich am 7. Mai 973 in Memleben und wurde in seinem geliebten Magdeburg bestattet. Gr. Der Husgang des sächsischen Königshauses. Der achtzehnjährige Otto Ii. (973—983) war schon zu Lebzeiten seines Vaters zum König und Kaiser erwählt worden. Hochgebildet und von feuriger Tatenlust erfüllt, wandte er sich den lockenden Aufgaben Italiens zu, nachdem er die Selbständigkeitsgelüste seines bairischen Vetters gebrochen und Lothringen gegen die Ansprüche der westfränkischen Könige gesichert hatte. In Rom hatte er zwischen zwei streitenden Päpsten zu entscheiden, dann führte er ein großes deutsches Heer nach Süditalien, das er als Mitgift seiner Gemahlin in Anspruch nahm. Aber hier traten ihm außer den Oströmern auch die Sarazenen entgegen, die, von Sizilien kommend, die fruchtbaren Länder für sich begehrten. Ihnen erlag er 982 in einer furchtbaren Schlacht unweit Cotrone an der Südwestspitze Italiens, und während der Kaiser wie durch ein Wunder gerettet wurde, bedeckte die Blüte des deutschen Adels das Schlachtfeld. Ein Jahr später starb der Kaiser in Rom, ehe er die Niederlage rächen konnte. Seinem dreijährigen Sohne Otto Iii. (983—1002) wurde nur durch das energische Auftreten des Erzbischofs Willigis v o n M a i n z die Herrschaft gesichert. Solange mit dem Beistände des klugen Willigis die königlichen Frauen Theophano und Adelheid die Regentschaft führten, blieben, wenn auch das Ansehen des Königtums sank, die Verhältnisse Deutschlands unverändert. Freilich war die Lage an der Ostgrenze sehr ernst. Auf die Kunde von der Niederlage der Deutschen in Italien hatten sich die Slawen erhoben und in wildem, blutigem Aufstande mit der Herrschaft der Deutschen auch das Christentum abgeschüttelt. Bis auf kleine Reste gingen die billungsche Mark und Brandenburg verloren, die Lausitzer schlossen sich an den Polenherzog an, und nur mit Mühe wurde die Elblinie ge-

5. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 36

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
36 Vi. Friedrich der Erste, Barbarossa. Todes ließ er sich von den Fürsten versprechen, daß sie seinen Neffen, den Herzog Friedrich von Schwaben, zu seinem Nachfolger wählen wollten. B. Friedrichs Jünfänge. In dem jugendkräftigen Friedrich I. bestieg (1152) Deutschlands Thron ein Mann von außerordentlichen Herrschergaben. Das zeigte schon seine äußere Erscheinung. Denn er machte, obwohl von mittlerer Größe, doch einen würdevollen, ja ehrfurchtgebietenden Eindruck; die edlen Gesichtszüge, vor allem die leuchtenden blauen Augen, gewannen ihm alle Herzen; seinem lichtblonden, rötlich schimmernden Haupt- und Barthaar verdankte er den Beinamen Barbarossa. Meister in allen ritterlichen Künsten, ein erprobter Krieger, sprachenkundig, der Rede mächtig, vereinigte er in sich die Höchste Bildung seiner Zeit. Seine scharfe Auffassung, seine große Menschenkenntnis machten ihn auch den schwierigsten Lagen gewachsen, und sein hoher Gedankenflug, verbunden mit unerschütterlicher Kraft des Willens, wagte sich an die Höchsten Aufgaben. Er steckte sich von allem Anfang an das hohe Ziel, die Kaisermacht Karls des Großen und Ottos des Großen wieder auszurichten. Aber er war zu klug, um feine Pläne vorzeitig zu enthüllen. Die nächste Aufgabe war, den Frieden im Lande wieder herzustellen, und dazu war niemand geeigneter als er. Denn feine Mutter war eine Welfin gewesen; er selbst, das Haupt der Hohenstaufen, war der leibliche Vetter des Hauptes der Welfen, des etwas jüngeren Heinrichs des Löwen, mit dem er herzlich befreundet war. Er erweiterte dessen Herzogsmacht in Sachsen und gab ihm auch schließlich Baiern zurück; die Assanier und die Babenberger wurden dadurch entschädigt, daß die Mark Brandenburg und das Herzogtum Österreich von der Oberhoheit der Herzoge befreit und unmittelbar unter den König gestellt wurden. Kaum war so der Bürgerkrieg beendet, als Friedrich sich (1154) nach Italien wandte, um sich in Rom von dem Papste, mit dem er zu einer Verständigung gelangte, die Kaiserkrone aussetzen zu lassen. Am Krönungstage erhob sich die Bürgerschaft Roms, die dem Papste den Gehorsam verweigerte, in wildem Aufruhr und mußte durch die Waffen der Deutschen, unter denen Heinrich der Löwe sich besonders hervortat, gebändigt werden. Auf dem Rückzüge durch Norditalien begegnete Friedrich dem feindlichen Widerstände Mailands und der andern lombardischen Städte. An der Veroneser Klause konnte nur durch den Wage-

6. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 18

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
18 Iii. Heinrich der Vierte. und an der sich alle deutschen Stämme beteiligten' auf den nächsten Verwandten des sächsischen Königshauses, den fränkischen Grafen Konrad übertragen, einen Urenkel jenes Konrad des Roten, der auf dem Lechfelde gefallen war. Damit bestieg ein Geschlecht den 1024-1125thron, das man die Salier nannte. (1024—1125.) Konrad Ii. (1024—1039) war bereits in Krieg und Frieden vielfach erprobt; als Gemahl der Herzogswitwe Gisela hatte er Schwaben für seinen unmündigen Stiefsohn verwaltet; nun ergriff er mit fester Hand die Regierung und erwies sich als ein kluger, tatkräftiger Mann mit unbeugsamem Willen, der auf die Erhöhung der deutschen Königsmacht gerichtet war. Die Kaiserkrone sicherte er sich gleich bei Beginn seiner Herrschaft; Polen zwang er zur Huldigung und entriß ihm die Mark Lausitz, die er einem Manne aus dem Geschlechte der Eilenburger übertrug (1031); durch Erbschaft vereinigte er mit Deutschland das burgundische Reich '(1033). Gewaltig war auch sein Regiment in Deutschland. Sein Ziel war, die Königsmacht von ihrer Beschränkung durch die hohen Beamten und Lehnsträger zu befreien. Daher ließ er erledigte Herzogtümer unbesetzt oder übertrug sie auf seinen jungen Sohn; und da die Königslehen in den Familien der großen Vasallen erblich geworden waren, so dehnte er die Erblichkeit der Lehen auch auf die reisigen Hintersassen dieser Vasallen (Ministerialen) aus und schuf so einen dem König ergebenen Stand, die spätere Reichsritterschast.^ Mit deren Hilfe gelang dem König die Niederwerfung seines Stiefsohnes, des Schwaben Herzogs Ernst, der selbst Ansprüche aus Burgund erhob (1030). j Auch in Italien trat Konrad für die Erblichkeit der niederen Lehnsträger kräftig ein, verwickelte sich aber dadurch in Kämpfe mit dem mächtigen Erzbischof Aribert von Mailand, dessen Stadt, verteidigt von einer starken Bürgerschaft, welcher der Erzbischof das Recht des> Waffentragens und der Selbstverwaltung verliehen hatte, sich uneinnehmbar erwies. Aus Italien brachte Konrad den Keim der Krankheit mit, der er in Utrecht erlag. In Speyer, der Wiege seines Geschlechts, wo er einen herrlichen Dorn errichtet hatte, ward er beigesetzt. Heinrich Iii., der Schwarze (1039—1056), bestieg 22 jährig den Thron und zeigte im Kampfe gegen Ungarn, dessen König den Lehnseid schwören mußte, kriegerische Tüchtigkeit. Dann ließ er sich dafür gewinnen, feinen starken Arm der Bewegung zu leihen, die eine Reform der Kirche erstrebte. Diese Bewegung war von dem burgundifchen Kloster Cluny ausgegangen und hatte zunächst sich auf die Klöster beschränkt, indem

7. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 11

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
Ii. Otto der Erste, der Große. 11 König anerkannt, und einige Zeit nachher unterwarf sich sein Gegner dem Schiedssprüche des deutschen Königs. Das Königreich Burgund umfaßte den südwestlichen Teil Frankreichs mit den Hauptstädten Arles, Lyon und Genf. Hier herrschte ein Fürstenhaus, das durch innere und äußere Feinde bedroht war. Um den jungen König, der noch im Knabenalter stand, vor Nachstellungen zu sichern, brachten ihn die Großen des Landes nach Deutschland und stellten ihn unter den Schutz Ottos, der ihn an seinem Hofe aufnahm. In Italien endlich trugen die Langobardenkrone Fürsten, die in Abhängigkeit von dem Markgrafen Berengar von Jvrea geraten waren. Dieser griff nach dem Tode des jungen Königs selbst nach der Krone, und um sich und seinem Hause eine gewisse Rechtmäßigkeit zu erwerben, wollte er die Witwe des Königs mit seinem Sohne vermählen. Diese aber, die stolze Adelheid, Schwester des jungen Burgunderkönigs, weigerte sich der Ehe mit einem Manne, dessen Vater sie als den Mörder ihres Gemahls betrachtete. In Gefangenschaft gehalten, fand sie doch Mittel und Wege, an König Otto einen Brief zu senden, in dem sie ihn um Hilfe anflehte. Otto entschloß sich, dem Rufe Folge zu leisten. Die Herzöge von Schwaben und Baiern wetteiferten, die Wünsche Ottos zu erfüllen; aber während Ludolf über die Alpenpässe nicht hinauskam, gelang es Heinrich, bei dessen Heere Otto selbst sich befand, in Italien einzudringen, Adelheid zu befreien und sie dem Bruder zuzuführen. In Pavia, wo sich Otto mit der eisernen Krone der Langobarden krönen ließ, fand seine Vermählung mit Adelheid statt (Herbst 951). Dann führte Otto seine Gemahlin nach Deutschland und nahm mit ihr seinen Sitz in Magdeburg; die endgültige Ordnung der Verhältnisse Italiens übertrug er seinem Schwiegersöhne Konrad von Lothringen. Dieser kam sehr bald zu einer Verständigung mit Berengar, und beide eilten nach Magdeburg, um des Königs Bestätigung einzuholen; aber sie fanden üblen Empfang. Dem stolzen Sinne Adelheids schien es unerträglich, daß ihr Feind, der Thronräuber, im Besitze der Herrschaft verbleiben sollte; und der ehrgeizige Herzog Heinrich von Baiern war tief gekränkt, daß seine kriegerischen Anstrengungen und Erfolge unbelohnt bleiben sollten. Erst in Augsburg, wo (952) ein großer Reichstag und gleichzeitig eine Synode der deutschen und italienischen Bischöfe abgehalten wurde, gelang die Einigung: Berengar schwur Otto den Lehnseid, behielt die Königswürde, trat aber gleichzeitig den ganzen Nordosten der Lombardei (d. i. Langobardei) ab, der zu Baiern

8. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 17

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
Iii. Heinrich der Vierte. 17 halten. Im heißen Kampfe bewährte sich Markgraf Eckard von Meißen als treuer Wächter der Grenze. Als nun aber der junge König mit 15 Jahren aus der Vormundschaft entlassen wurde, zeigte sich, daß er völlig anders geartet war als seine großen Ahnen. Mehr Grieche und Romane als Deutscher, und erfüllt von gelehrter Bildung, träumte er in Rom, wo er einen glänzenden Hofhalt nach dem Vorbilde des byzantinischen Hofes führte, von einem über den Nationen stehenden römischen Weltreiche. In grellem Gegensatze dazu stand die religiöse Schwärmerei, mit welcher der kaiserliche Jüngling sich Wallfahrten, langen Fasten und Selbstquälereien hingab, angesteckt von der Aufregung, mit der man damals am Ende des tausendjährigen Reiches der Wiederkunft Christi entgegensah. Alles Deutsche erschien dem Kaiser verächtlich, die wichtigsten Interessen Deutschlands wurden nicht nur vernachlässigt, sondern geradezu verraten, indem die Selbständigkeit Polens und Ungarns durch den Kaiser und seinen Papst gefördert wurde. Kein Wunder, daß die Großen Deutschlands damit umgingen, den Schädiger ihres Reiches zu entthronen; ehe es aber dazu kam, verschied der Kaiser plötzlich unweit von Rom, im Herzen getroffen von der Untreue seiner geliebten Römer, die ihn aus der Stadt vertrieben hatten. Nur mühsam und unter Anerkennung des Wahlrechts der deutschen Stämme erlangte die Krone der letzte Sprosse des sächsischen Königshauses, Heinrich Ii. der Fromme, Herzog von Baiern (1002—1024), der in unermüdlicher, nüchterner Arbeit das Auseinanderfallen des Ottonischen Reiches verhütete. Er erwarb die lombardische und die römische Krone, verzichtete aber auf große Kaiserpolitik in Italien. Nach langen mühevollen Kriegen erreichte er im Frieden zu Bautzen (1018), daß der Polenherzog sich mit dem Lehnsbesitz der Mark Lausitz und des Milzienerlandes begnügte; Meißen blieb bei Deutschland. In seiner Regierung stützte sich Heinrich Ii. hauptsächlich auf die deutschen Kirchenfürsten, neben denen die weltlichen Fürsten und Beamten zurücktraten. Mit ihm erlosch (1024) das ruhmvolle 1024 sächsische Kaiserhaus. Iii. Demricb der Vierte. A. Die zwei ersten Salier. Die frei gewordene Krone des Reiches wurde in einer großen Wahlversammlung, die in der Rheinebene bei Worms stattfand Vogel, Eeschichtsleitfaden, Quarta. 2

9. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 89

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
Xvii. Die Jungfrau von Orleans. 89 C. Das Burgundifcbc Reich. Kaum hatte das französische Königtum die Gefahren, die ihm von Englano drohten, glücklich überwunden, da sah es sich von neuem in bedrängter Lage gegenüber einer Macht, die sich im eigenen Lande gebildet hatte. Das Herzogtum Burgund (Hauptstadt Dijon), das von einem Zweige des Königshauses beherrscht wurde, war der Ausgangspunkt einer großen Staatenbildung geworden. Außer einigen französischen Landschaften hatten die Herzöge durch Erbschaft, Kauf und durch die Waffen zahlreiche Gebiete des ehemaligen deutschen Herzogtums Niederlothringen erworben, z. B. Brabant, Holland, Seeland, Hennegau, Luxemburg usw. Der neue Staat, der den Namen eines Herzogtums Burgund führte, verfügte über ganz besondere Machtmittel, denn in den niederländischen Städten (z. B. Gent, Brügge, Brüssel) blühte eine vielseitige Industrie, die mit ihren Erzeugnissen ganz Europa versorgte, während die Küstenstädte wichtige Stapelplätze des Handels waren; so floß hier eine schier uuver-siegliche Quelle des Reichtums, der den Herzögen eine große, weitgreifende Politik und einen prunkvollen Hofhalt gestattete. Sie waren zwar Lehnsmänner, sowohl des französischen Königs, als des deutschen Kaisers, aber sie übertrafen ihre Lehnsherren an Macht und Einfluß. Schon während des englisch-französischen Krieges hatten die Herzöge von Burgund eine hervorragende Rolle gespielt; erst Verbündete der Engländer, hatten sie durch ihren Übertritt auf die französische Seite den Ausgang des Krieges entschieden. Herzog Karl der Kühne ging darauf aus, sein Herzogtum zu einem Königreich zu erheben, das sowohl von Frankreich, wie von Deutschland unabhängig wäre. Den König von Frankreich hatte er schon wiederholt gedemütigt und hielt ihn durch Kriegsdrohungen im Schach, den schwachmütigen Kaiser Friedrich Iii. köderte er durch große Aussichten für das Haus Habsburg (f. Xxi A). Gleichzeitig griff er gewaltsam um sich; seine Absicht, das linke Rheinufer an sich zu reißen, wurde nur durch die tapfere Verteidigung der Stadt Neuß vereitelt. Am schwersten bedroht war der Herzog von Lothringen (Hauptstadt Nancy), dessen Land zwischen die nördliche und südliche Hälfte von Burgund sich einschob und deshalb dem neuen Reiche eingegliedert werden sollte. Dieser hatte zu seiner Sicherung gegen den übermächtigen Nachbar ein Bündnis mit den Schweizer Eidgenossen abgeschlossen. Darüber erbittert, dachte Karl der Kühne einen großen Schlag gegen

10. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 20

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
20 Iii. Heinrich der Vierte. des Königtums; durch nichts wurde es aber tiefer herabgezogen als durch die Entführung des königlichen Knaben (1062), welche einigen verschworenen Fürsten gelang. Sie überlieferte den jungen König dem Einfluß des Erzbischofs Hanno von Köln, der nun die Regentschaft übernahm, während Agnes sich ins Kloster zurückzog. Der mönchisch gesinnte, kluge Hanno war ein harter Erzieher für den lebenslustigen und selbstbewußten Knaben. Daher begrüßte es dieser mit Freuden, als Hanno seine Gewalt mit dem Erzbischof Adalbert von Bremen teilen mußte, der, selbst von fürstlicher Herkunft und an einem prunkenden Hofhalte sich ergötzend, der Neigung des jungen Königs zu Üppigkeit und Übermut die Zügel schießen ließ. Seine Königstreue stand außer Zweifel, aber er verstrickte die Königsmacht in die ehrgeizigen Pläne, die er für sein Erzbistum hegte, das er zu einem Patriarchat des Nordens zu erheben suchte, und in die Feindschaften, die er sich dadurch zuzog. Um die Ränke seiner Gegner zu durchkreuzen, ließ er überraschend zeitig den jungen König für mündig erklären (1065) und sicherte sich dadurch auch fernerhin seinen Einfluß auf die Regierung. C. fiemmcb der Vierte und die Sachsen. Seitdem die deutsche Krone auf das fränkische Geschlecht der Salier übergegangen war, fühlte sich der stolze Volksstamm der Sachsen, aus dem die Gründer des Reiches hervorgegangen waren, zurückgesetzt. Die Mißstimmung wuchs, als die salischen Könige, eifersüchtig auf die Herzogsmacht der Billunger, in Sachsen festen Fuß zu fassen suchten. Goslar, in dem eine prächtige Pfalz erbaut wurde, war der Lieblingssitz Heinrichs des Dritten. Wo es nur ging, zogen die Könige das zersplitterte Königsgut wieder an sich und suchten den Einfluß des Herzogs durch ihre häufige Anwesenheit im Lande zu schmälern. Und als nun Heinrich Iv. in allen den vielen Streitfragen zwischen den sächsischen Herzögen und dem Erzbischof von Bremen die Partei Adalberts ergriff, gingen die Billunger darauf aus, ihren Feind zu beseitigen. Sie fanden die Unterstützung der meisten Fürsten, die mehr Anteil an der Regierung erstrebten. Auf einer Fürstenversammlung zu Tribur am Rheine (1066) erfolgte der Sturz Adalberts, der vom Hofe gewiesen wurde. Leider konnten es sich die Fürsten, darunter Heinrichs eigener Schwager, Herzog Rudolf von Schwaben, nicht versagen, bei dieser Gelegenheit das Königtum zu demütigen. Sie zwangen den jungen König, ein Bekenntnis seiner Verfehlungen abzulegen und Besserung zu versprechen; auch mußte er auf ihr Verlangen seine Vermählung mit Bertha
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