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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 46

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 46 — den Papst zum Richter über den Kaiser und die Krone aufstellten, so erniedrigten sie die kaiserliche Gewalt zur Dienerin eines fremden Priesters, so raubten sie dem Reich die Selbständigkeit und Hoheit, die es von jeher neben und über dem Papsttum gehabt hatte, ja sie machten (durch die Investitur) das halbe Reich zum Eigentum des herrschbegierigen Rom und halfen dem Papst zur Erreichung seines stolzen Planes (Vereinigung der obersten geistlichen und weltlichen Gewalt in seiner Hand). Und die solches thaten, das waren Reichsfürsten, deren oberste Pflicht es doch war, mit dem Kaiser für die Macht und Ehre des Reiches zu sorgen. Diese Pslichtvergesienheit können wir nur als einen Verrat des Reiches ansehen und verurteilen. — Zusammenfassung. Iii. 1. Zweierlei Hauptthatsachen hat uns unser Stück vorgeführt: den allgemeinen Abfall (Sachsen, Fürsten, Bischöfe, Volk) und die Fürstenversammlung zu Tribur. Wie hängen beide unter einander zusammen? Die einstweilige Absetzung ist die notwendige Folge des Abfalls (der Gehorsamverweigerung). Und wie hängen beide Ereignisse mit dem Bann zusammen? Sie sind die Folge oder Wirkung des Bannes. Also Überschrift? Die Wirkung des Bannes. It. 1. Überschrift: Die Wirkung des Bannes, d. H. der allgemeine Abfall der Unterthanen und die Erniedrigung Heinrichs auf dem Fürstentag zu Tribur. Kurze Erzählung der Thatsachen: Als der Bann in Deutschland bekannt wurde, fielen zuerst die hart gezüchtigten Sachsen von ihm ab, darauf die Fürsten, die Bischöfe und das Volk. Auf dem Fürstentag zu Tribur beschlossen die Fürsten, Heinrich solle für abgesetzt gelten, wenn er sich nicht binnen Jahresfrist von dem Bann löse, und noch vor Ablauf dieser Frist sollte der Papst in Augsburg das letzte Urteil über ihn sprechen. Iii. 2. D as Verhülln is der Fürsten zum Kaiser war nicht immer so wie zu Heinrichs Zeit. Karl d. G. schaffte die Herzogswürde bei den einzelnen Stämmen ab (warum?) und regierte durch Beamte (Grafen) und Bischöfe, die ganz in seiner Gewalt waren. Zur Zeit Heinrichs I. sind die 5 Herzöge erbliche Herren ihres Stammgebietes, stehen wie Könige neben dem König und helfen oder widerstehen ihm je nach ihrem Gutdünken. (Wie war das gekommen: Schwache Kaiser nach Karl d. Gr.). Otto I. unterdrückt diese übermäßige Gewalt der Fürsten durch blutige Kriege und machte sie zu absetzbaren Beamten des Reiches. Zu Heinrichs Iv. Zeit treffen wir die Fürsten wieder als erbliche Herren (man denke an den Sohn des Sachsenherzogs) ihrer Lehnsgebiete, und zwar in viel größerer Anzahl; sie haben einen großen Teil der Königsgewalt (Heerbann, Geruht, Zölle) in der Hand und sind gewohnt auf den Reichstagen die Geschäfte des Reiches mit zu beraten und so das Reich mit zu regieren. Ja sie verweigern, wenn sie es für nützlich und straflos halten, sogar

2. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 96

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 96 — auch ihn 'stürzen, wenn er uns nicht mehr gefällt. Darum bleibt es bei dem, was wir früher gelernt haben: Iv. 3. Der Eid ist unlöslich, denn er ist Gott geschworen, und die Schrift sagt: Du sollst Gott deinen Eid halten (Matth. 5, 33). Zur Gottesfurcht gehört auch der unwandelbare Gehorsam gegen die Obrigkeit, denn sie ist „von Gott verordnet" (Röm. 13, 1—2); darum sagt die Schrift: Fürchtet Gott, ehret den König! (1 Petr. 2, 17). V. Aufgaben zur Einprägung und geläufigen Beherrschung der vorgeführten Thatsachen an der Hand der historischen Systeme. Des jungen Heinrich Verrat ist „Hochverrat", d. h. Verrat an der höchsten obrigkeitlichen Gewalt. — Auch die Empörungen der deutschen Fürsten (jetzt, und früher unter Otto I.) sind meist aus Herrschsucht hervorgegangen (Nachweis). — Auch aus Gregors Herrschsucht ist viel Unheil für das deutsche Reich entstanden (Nachweis!). Auch bei der Erhebung des jungen Heinrich zum König sehen wir wiederum den Mangel des klaren und bestimmten Rechtes (cf. 4. Einheit, Iv. 3). Wieso? Erbrecht und Wahlrecht ist durcheinander ge- mischt: Heinrich wird gewählt, weil er der Sohn des Königs ist, und wird doch nur König, weil er gewählt ist. Warum ist der Eid der Unterthanen unlöslich? Anhang 2. Die Jugend Heinrichs It. Überleitung: Nachdem wir soviel von dem Manne Heinrich erzählt haben, sollt ihr auch noch etwas von dem Knaben und Jüngling Heinrich hören. Vielleicht lernt ihr daraus manche That und Eigenschaft des Mannes verstehen; denn in dem Knaben zeigt sich gar oft schon der künftige Mann Darbietung des Stoffes (vergl. das Lesebuch!). Kurze Erläuterung und Beurteilung der vorgeführten Handlungen und Ereignisse. Können wir nun besser verstehen, warum Heinrich als Mann so manches Unrecht gethan und so manche schlechte Eigenschaft gezeigt hat? Die Fürsten haben ihm viel Böses gethan (Entführung, Tribur, Gattin); darum haßte er sie und zog sie nicht in seinen Rat. Fürsten und Bischöfe haben habgierig und herrfchfüchtig die Rechte und Güter des Königs, ja sogar seine Regierungsgewalt an sich gerissen — darum hat Heinrich als Mann ebenso rücksichtslos seine Königsgewalt gegen Fürsten, Sachsen und Papst geltend gemacht und dabei auch oft die wirklichen Rechte feiner Gegner verletzt. Der Haß gegen die Sachsen, den Adalbert in ihm gepflanzt hatte, führte zu der ungerechten Be-

3. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 38

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 38 — und ihren Vorteil denken; sie wollen einen schwachen und hilfsbedürftigen König, um von ihm immer mehr Rechte und Freiheiten zu erpressen, sie sind selbstsüchtig. Wenn ein ganzer Stamm sich vom Kaiser losriß, so mußten sie als Reichsfürsten dem Kaiser helfen und die Empörer zum Gehorsam zwingen; sonst war das Reich in Gefahr in Stämme und Stücke zu zerfallen und Macht und Ehre zu verlieren. Sie machten zwar ihre Untreue später wieder gut (wie so?), aber nur weil der Frevel der Sachsen gar so arg und die Entrüstung des Volkes gar zu groß war; und wer weiß, ob es sie nicht wieder bald gereut hat. Die Bürger von Worms sind die einzigen Treuen unter so vielen Untreuen, sie hatten zum Kaiser und suchen ihn nach Kräften zu schützen und zu stärken. Worms ist die erste deutsche Stadt, die selbständig wie ein Reichsfürst auftritt und Gut und Blut, Waffen und Arme ihrer Bürger dem Kaiser zum Wohl des ganzen Reiches in die Hände giebt. Darum verdient die Wormser Bürgerschaft den Lohn des Kaisers, und gerade dieser Lohn kam auch dem Kaiser zu gut. Warum ? Durch die Befreiung vom Zoll konnten die Wormser ihren Handel noch erweitern und vermehren (mehr Waaren erzeugen, mehr Wagen und Schiffe befrachten und weiter senden, billiger verkaufen und doch noch reicheren Gewinn machen als die anderen Handelsstädte) und dadurch Reichtum und Macht (mehr Waffen und Bürger) gewinnen und so dem Kaiser noch wirksamer dienen. Schluß. Jetzt können wir bestimmt sagen, wie der über den Kaiser ausgesprochene Bann aüs die Sachsen einwirken wird. Sie werden jubeln über die Bannung ihres Unterdrückers, sie werden sich freuen, daß alle ihre Treueide vom Oberhaupt der Christenheit für un-giltig erklärt werden, sie werden, wie der Papst, den Kaiser für abgesetzt erklären, und ihm den Gehorsam verweigern; denn nur so glauben sie sich von dem harten Druck losmachen und ihre frühere Freiheit wieder gewinnen zu können. Und so war es auch. Die besiegten und schwer gezüchtigten Sachsen fielen sofort von dem gebannten Kaiser ab. Zusammenfassung: Abfall der Sachsen. Zweites Stück: Der Abfall der übrigen Unterthanen. Ii a. Darbietung des Stoffes in 3 Abschnitten. Erster Abschnitt: Der Abfall der Fürsten. Wie sich die Fürst en gegen den gebannten König verhalten werden, können wir uns auch leicht denken. Wir wissen schon, daß sie ihn im Sachsenkrieg verlassen haben, um seine Macht zu schwächen und ihre zu stärken, und daß sie ihm nur notgedrungen zu Sieg und Ansehen verhelfen. Jetzt wird sie das gereuen. Denn sie sehen, daß Sachsen vom König unterjocht wird, daß der Sachsenherzog nicht wieder eingesetzt wird, daß der König sein Söhnchen zum Nachfolger wählen läßt und so ihr Wahlrecht ungiltig

4. Slg. 2 - S. 11

1879 - Dresden : Meinhold
demüthigten und zurückgewiesenen Ungarn, zu Hülfe zu rufen, die natürlich nur zu gern sich bereiteten, diesem Rufe Folge zu leisten. Schon drohten diese in ihrem stolzen Uebermnthe, daß ihre zahlreichen Rosse die deutschen Ströme austrinken sollten, schon stand Otto's Heer dem seiner Gegner gegenüber: da wußte es die Vermittelung der Bischöfe von Augsburg und Chur wenigstens dahin zu bringen, daß es nicht zum wirklichen Kampfe kam. Doch die Herzen waren noch nicht versöhnt. Lobenswerth ist es, daß der Sohn endlich ernstlich selbst des Vaters Vergebung suchte. Als Otto nämlich sich einst, noch vor dem Einbrüche der Ungarn, auf einem Jagdzuge befand (siehe das Bild), nahte sich ihm Ludolf als Büßender und bat um Gnade und Vergebung. Der edelmüthige Otto vergoß Thränen der Rührung und verzieh ihm völlig, wiederholte auch diese Erklärung auf einer bald darauf abgehaltenen Fürstenversammlung zu Arnstadt (954 it. Chr.). Konrad suchte in der Schlacht am Lech gegen die Ungarn (955), die er selbst mit Herbeigerusen hatte, die Schmach seines Aufruhrs gegen den König auszulöschen. Sein Heldenmuth entschied den Kampf zu Gunsten der Deutschen; er selbst aber ward in dem Augenblicke, als er, um einmal Luft zu schöpfen, feinen Helm lüftete, von einem Pfeil getroffen und am Halse tödtlich verwundet. Ludolf aber starb 957 an der Spitze eines siegreichen Heeres, mit dem er sich ein Königreich Italien erobern sollte. Sein Herzogthum hatte er zwar nicht wieder erhalten, doch wurde dasür sein Sohn Otto mit den Herzog-thümern Schwaben und Bayern belehnt. 5. Heinrich Iv. im Schloßhofe von Canossa. (1077 n. Chr.) „Derselbe König, der im Jahre 1075 im Vollgefühle seiner Macht und Herrschaft und des errungenen Sieges thronte und über gebeugte Feiude, über bezwungene Aufständische triumphirte, steht jetzt, nur zwei Jahre später, selbst ein Besiegter, Gebeugter, ein Büßender und Vergebung Suchender vor unsern Augen. In der Kälte des Winters, im mit Schnee bedeckten Hose steht er mit nackten Füßen, vom Büßergewand umhüllt, entblößten Hauptes, die Krone in der Hand haltend, die sein Haupt geschmückt hatte. Mit schadenfrohem Lächeln blickt die Dame auf die ergreifende Scene und flüstert dem mit der dreifachen Krone gezierten Greife ihre Bemerkungen zu. Dieser aber lacht nicht, er rechnet, ob ihm dieser Sieg und Triumph, der sich an die Schmach seines Gegners knüpft, mehr Vortheil oder mehr Nachtheil bringen wird." Heinrich Iv. hatte allerdings die aufständischen Sachsen bei Langensalza ans's Haupt geschlagen und ihr Land in heftigem Zorn grausam verwüstet. In offenem Felde bei Spiro in Thüringen, im Angesichte des königlichen Heeres, hatten die Großen der Sachsen sich demüthig unterworfen. Aber der Same des Hasses war nicht ausgerottet; handelte Heinrich doch so wenig großmüthig, daß er, statt wirklich zu verzeihen, die Gesandten gefangen nehmen ließ und mit ihren Gütern Andere belehnte. Die Sachsen wendeten sich mit ihren Klagen an den gefährlichsten Gegner Heinrichs, den Papst Gregor Vii., in dessen Händen jener Groll ein furchtbares Werkzeug der Rache wurde. Die Kirche seiner Zeit war durch das Verlangen der Geistlichen nach weltlichen Vortheilen, nicht minder durch die vielfach von den Fürsten geübte Simonie (— Belehnung mit geistlichen Aemtern um Geld und aus Gunst oft an ganz Unwürdige) in argen Sittenverfall gerathen. Gregor erstrebte nun nicht blos die Reinigung der Kirche, sondern

5. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 55

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 55 — Sterbend liegt er auf goldener Lagerstatt, und wie sein Tod eintritt, da fängt die kleine Glocke, die Armesünderglocke an zu summen, und die Leute in Speier meinen, ein Übelthäter sei gerichtet worden. Beurteilung: Die Erzählung von den Glocken zu Speier ist eine Sage. Was soll sie bedeuten? Die Stimme der Glocken ist die Stimme des Volkes, welches da spricht: „Ihr Mächtigen des Reichs, ihr Fürsten und Bischöfe, ihr habt unserem Kaiser ein schimpfliches Begräbnis bereitet, während er doch mit allen kaiserlichen Ehren begraben werden mußte. Seinen treulosen Sohn habt ihr mit großer Pracht und Feierlichkeit beerdigt, und er verdiente doch das Begräbnis eines armen Sünders." Ist das auch unser Urteil? Wohl können wir Heinrich Iv. von Schuld nicht freisprechen. Die Behandlung der Sachsen war eine ungerechte gewesen. Er hatte das Volk zu Frondiensten gezwungen, seine Soldaten hatten in den sächsischen Dörfern geraubt und geplündert, und in den vielen Schlössern und Burgen lag so mancher in Ketten, der nichts verbrochen hatte._ Auch gegen die Kirche hatte er sich versündigt. Er hatte sich sür die Verleihung geistlicher Stellen Geldsummen auszahlen lassen und zum Teil recht unwürdige Männer in geistliche Ämter gebracht. Aber sein Unrecht war gesühnt durch das herbe Leid, das ihn in seinem Leben getroffen hat (Demütigung vor dem Papste, Kampf gegen Rudolf, Empörung seiner eigenen Söhne), und man hätte ihm verzeihen und seine Gebeine in Ehren bestatten sollen. Auch das Verhalten des Papstes ist nicht immer das rechte gewesen. Seinen Kampf gegen die Simonie billigen wir. Es konnte dem Volke nur zum Vorteile gereichen, wenn würdige und charaktervolle Seute in geistliche Ämter einrückten, Leute, die sich durch Frömmigkeit und Gelehrsamkeit auszeichneten. Wenn aber Gregor Vii. das Recht der Besetzung geistlicher Ämter für sich allein in Anspruch nimmt, wenn er sich auswirft zum Richter selbst über Könige und Kaiser, so giebt er damit den Beweis seiner Herrschsucht, und er tritt das Wort seines Heilands zu Boden, der da spricht: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt!" Auch die Schmach, die er Heinrich Iv. anthat, als er ihn unten am Schloßthore zu Kanossa drei Tage stehen ließ und sich weidete am Anblicke des büßenden Kaisers, war ein Unrecht Gregors und hat nichts gemein mit der christlichen Liebe, die den bußfertigen Sünder mit Freuden aufnimmt. Ganz und gar verurteilen wir das Verhalten Heinrichs V. Dieser ergreift gegen feinen Vater das Schwert, der gewiß nur Liebes und Gutes an ihm gethan hat. Mit schnödem Undank und mit Treulosigkeit belohnt er also die väterliche Liebe. Warum empört er sich? Er begehrt des Vaters Thron. Hochmut und Herrschucht sind also die Beweggründe. Und welche Mittel wendet er an? Die offene Schlacht fürchtet er. Da greift er zur List und Verstellung. Er heuchelt Unterwürfigkeit und

6. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 19

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
Iii. Heinrich der Vierte. 19 sie die Mönche zur strengsten Beobachtung ihrer Gelübde und zu unbedingtem Gehorsam gegen ihre geistlichen Oberen anhielt. Dann aber hatte man auch eine Reform der Weltgeiftlichkeit durchzuführen gesucht; man nahm vor allem Anstoß an dem sittenlosen Leben der Geistlichen und an dem Kaufe und Verkaufe geistlicher Stellen (Simonie), der damals ganz offen getrieben wurde. Während nun der auch von Cluny gepredigte Gottesfriede, der von Mittwoch abends bis Montag früh alle Fehden verbot, großen Anklang fand, konnten die übrigen Reformen nicht durchgesetzt werden, solange in Rom, dem Mittelpunkte der abendländischen Christenheit, beide Laster schamlos geübt wurden und das von beiden befleckte Papsttum alles Ansehen und alle Achtung verloren hatte. Nur der Kaiser hatte die Macht, hier einzuschreiten, und Heinrich erklärte sich dazu bereit. Auf der Synode zu Sutri nördlich von Rom (1046), die unter seinem Vorsitz 1046 stattsand, wurden drei sich bekämpsende Päpste abgesetzt, und Heinrich, dem die Römer das Vorschlagsrecht für die Papstwahl eingeräumt hatten, ernannte einen frommen deutschen Bischof zum Papst. Noch dreimal wurde auf solche Weise ein deutscher Bischof auf den Stuhl Petri gesetzt, und so gelang es nicht nur, die Reform in Rom selbst durchzuführen, sondern auch durch Roms Einfluß ihr im ganzen Abendlande zum Siege zu verhelfen. Damit hatte Heinrich den Höhepunkt seiner Regierung erreicht, von nun an glückte ihm nicht alles, was er erstrebte. Ungarn fiel ab und konnte nicht wieder zur Abhängigkeit gezwungen werden; bei weltlichen und geistlichen Fürsten Deutschlands trat ein Gegensatz zur Königsmacht immer mehr hervor. Bei längerem Leben wäre Heinrich vermutlich dieser Schwierigkeiten Herr geworden. Sein plötzlicher Tod in noch jungen Jahren (1056) war ein unermeßlich schwerer Schlag für Deutschland; denn die gebietende Stellung, die er und sein Vater dem deutschen Königtum erworben hatten, konnte nicht aufrecht erhalten werden. ü. fiemrtcbs des Vierten ^fugend. Sein Nachfolger Heinrich Iv. (1056—1106) war ein sechsjähriger Knabe, für den seine Mutter Agnes, unterstützt von deutschen Bischöfen, die Regentschaft führte. Die reichen Anlagen des jungen Königs wurden durch eine sorgfältige Erziehung gefördert, aber sein Charakter litt unter den häßlichen Ränken und Gewalttaten, mit denen die Großen des Reiches sich Einfluß auf die Regierung zu sichern suchten und denen gegenüber die Regentin machtlos war. Fortwährende Eifersüchteleien und unbestraft bleibende Übergriffe der Fürsten schwächten das Ansehen 2*

7. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 24

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
24 Iii. Heinrich der.vierte. Furchtbar war der Sturz von der Höhe, aber Heinrich verlor den Mut nicht. Durch Unterhandlungen erlangte er, daß die deutschen Fürsten, die schon einen Nachfolger für ihn wählen wollten, ihm noch ein Jahr Frist bewilligten; dann aber sollte er sich vor ihnen und dem Papste rechtfertigen. In dem richtigen Gefühl, daß es für ihn vor allem gelte, sich die Mme Dentsch-lalds_^erhatten, enuchlm^M.^Heinrich zur Lemütigung vor dein^Mame. Er vollzog sie, nachdem er mitten im Winter unter schweren Gefahren die burgundischen Alpen überstiegen hatte, denn die deutschen Alpenpässe hatten ihm die feindlichen Herzöge verlegt, im Schloßhofe zu Canossa, einem Schlosse der Markgräsin Mathilde von Tuscien, wo er drei Tage Buße leistete, ' ehe er vom Papste Freisprechung vom Banne erhielt (1077). Nach 'Deutschland zurückgekehrt, wollte Heinrich die Herzöge zum Gehorsam zwingen; sie aber, im Bewußtsein ihrer Schuld und aus Furcht vor der Rache ihres beleidigten Königs, erklärten ihn für abgesetzt und wählten Herzog Rudolf von Schwaben zum Gegenkönig. Und nun begann ein Bürgerkrieg, in dem Heinrich unermüdlich, wenn auch nicht immer siegreich, für fein Kronrecht mit dem Schwerte eintrat. Papst Gregor enthielt sich scheinbar der Parteinahme; endlich warf er die Maske ab und erkannte Rudolf als rechtmäßigen König an, wobei er von neuem den Bann über Heinrich aussprach. Aber damit hatte er nicht den früheren Erfolg, zumal Rudolf einer schweren Verwundung, die das Volk als Gottesurteil auffaßte, erlag (1080). Nun war für Heinrich die Zeit gekommen, mit seinem großen Gegner abzurechnen. In Deutschland ließ er als seinen Stellvertreter seinen Schwiegersohn, den jungen Friedrich von Staufen, dem er das erledigte Herzogtum Schwaben übertrug. Er selbst fand in Italien eine begeisterte Aufnahme durch die weltlichen und geistlichen Großen, welche unter der Herrschsucht Gregors gelitten hatten. An dessen Stelle ward ein neuer Papst gewählt, und mit ihm zog Heinrich nach langem Kampfe in Rom ein, wo feine feierliche Krönung stattfand (1084). Gregor verteidigte sich mit seinen Getreuen in der Engelsburg, bis sein Vasall, der Normannenherzog Robert Guiscard, zu seiner Hilfe herankam, vor dem Heinrich sich zurückziehen mußte. Aber die Normannen riefen bei der Plünderung Roms einen furchtbaren Brand hervor, durch den die herrlichen Kunstwerke aus der Kaiferzeit, die so manche Eroberung und Plünderung überstanden hatten, in Schutt und Asche gelegt wurden. Die Erbitterung der Römer zwang den Papst, sich den abziehenden Normannen anzuschließen, er folgte ihnen nach Salerno und

8. Mittelalter - S. 46

1879 - Dillenburg : Seel
— 46 — falles Freunde, selbst seine bisherigen Feinde, Rudolf von Schwaben und Wels von Baiern, traten aus seine Seite. Das ganze Reichsheer wurde aufgeboten. An der Unstrut, zwischen Langensalza und Hohenburg, hatten sich die Sachsen gelagert. Dort griff sie Heinrich mit großer Heeresmacht an und schlug sie; 8000 Sachsen sollen in der Schlacht getödtet worden sein; aber auch Heinrichs Verluste waren bedeutend. Nun durchzog er, nachdem er das Reichsherr nochmals aufgeboten hatte, das ganze Sachsenland mit Feuer und Schwert. Die Heb erntacht Heinrichs fühlend, unterwarfen sich die Sachsen; viele Adlige wurden in (Sefangen)chast gehalten. Den Herzog Otto ließ Heinrich bald wieder frei, ja er bestellte ihn sogar zum Verweser über Sachsen. Die zerstörten Burgen baute Heinrich wieder auf. d. Streit mit Gregor Vii. Um diese Zeit saß aus dem päpstlichen Stuhle ein Mann, welcher sich vom einfachen Mönch bis zur höchsten kirchlichen Würde emporgeschwungen hatte, ein starker und gewaltiger Geist von unbeugsamem Willen und klarem Verstände: Gregor Vii. In ganz einfachen Verhältnissen geboren und erzogen, widmete er sich dem geistlichen Stande und trat in das Kloster Cluny.*) Hier lernte ihn Papst Leo Ix. kennen und nahm ihn mit nach Rom, wo Gregor es bald zum vertrauten Rathgeber des heiligen Vaters brachte und unter vier auseinanderfolgenden Päpsten sich in dieser Stellung zu behaupten wußte. Er gewann bald solchen Einfluß, daß er zwar nicht dem Namen nach, aber in Wirklichkeit die Kirche regierte. Das Ziel seines Strebens war, die Kirche von allem weltlichen Einfluß zu befreien und den Papst Über alle Fürsten der Erde zu stellen. Zn diesem Zwecke wußte er schon im Jahre 1059 ein neues Gesetz über die Papstwahl zur Geltung zu bringen, welches bestimmte, daß die Päpste nicht mehr von dem römischen Adel und Volke, sondern von der Versammlung der Kardinäle zu wählen und daun vom Kaiser zu bestätigen seien. Als er im Jahre 1073 selbst zum Papste gewählt wurde, ging er rücksichtslos auf sein Ziel vorwärts und gab zu diesem Behufe drei neue Gesetze: 1) Das Verbot der Simonie, d. h. des (Mausens geistlicher Aemter durch Geld. Diese Unsitte, welche ihren Namen aus Apost.-Gesch. 8, 18—20 erhalten hat, brachte gar oft Un- *) fpr. Klüni.

9. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 196

1894 - Dresden : Jacobi
196 Der Kaiser hatte gar nichts gegen seinen irregeleiteten Sohn in Italien unternommen, sondern war in Deutschland verblieben, um zunchst hier die Gemter zu beruhigen und wieder Gesetz und Recht Geltung zu verschaffen. y) Gegen seinen Sohn Heinrich V> Der Kaiser begnstigte wie seine Vorgnger die Einfhrung des Gottesfrieden und verkndete einen allgemeinen Reichs- und Landfrieden, welchen die Fürsten auf 4 Jahre beschwren muten. Die bertreter desselben traf die hrteste Strafe. So kehrte Ruhe und Ordnung wieder zurck, soda der Landmann und der Kaufmann wieder seiner friedlichen Beschstiguug nachgehen konnte. Aber der Reichsfrieden dauerte nicht lange; der Zorn der ppst-lich gesinnten und unzufriedenen Groen gegen den Kaiser war so groß, da sie 1104 auch seinen zweiten herrschschtigen Sohn, den spteren Kaiser Heinrich V., welcher bereits von seinem Vater zum Nachfolger bestimmt war, durch allerlei Verfhrungsknste zur Emprung verau-laten. Als ihn der bekmmerte Vater durch Gesandte bitten lie, von seinem schndlichen Vorhaben abzulassen, enschnldigte er sich damit, da er mit einem Gebannten nichts gemein haben wollte. So betrieb er unter dem Vorwande der Sache Gottes die eigene Sache." Doch wagte es der Sohn nicht, seinem in vielen Schlachten er-probten Vater auf dem Schlachtfelde zu begegnen, er griff deshalb zur List und Verstellung. Als beide Heere sich an der Mosel gegenber-standen, eilte er zu seinem Vater, bat ihn unter Thrnen um Verzei-hung, schob alle Schuld auf seine Verfhrer und schlug ihm vor, nach-dem jener sein Heer entlassen habe, ihn zu den Fürsten nach Mainz zu begleiten; dort wolle er ihn mit diesen und dem Papste ausshnen. Als der Kaiser ihn sorglos begleitete, gab er pltzlich vor, da der Erzbischof sich weigere, den Gebannten in Mainz aufzunehmen; des-wegen bat er ihn, das nahe Weihnachtsfest in der Feste Bckelheim bei Kreuzbach allein zu begehen, während dessen wollte er alles aufs beste ordnen. Der Kaiser vertraute den gleienden Worten seines Sohnes. Als er jedoch mit wenigen Begleitern in die Burg eingeritten war, wurde er gefangen gesetzt und hart behandelt, soda es ihm am notwendigsten fehlte. Im nahen Ingelheim mute er sodann vor einer groen Ver-sammlnng auf seine Krone und seine Gter Verzicht leisten. Als man aber auch von ihm das Schuldbekenntnis forderte, da er den Papst Gregor Vii. ungerecht verfolgt habe, weigerte er sich standhaft. Bald darnach soll man den alten Kaiser sogar nach dem Leben getrachtet haben; infolgedessen floh er auf einem Schiffe rheinabwrts zu dem ihm befreundeten Bischof von Lttich. Seine treuen Anhnger, die rheini-sehen Städte, welchen er viele Privilegien verliehen hatte am meisten der ersten freien Reichsstadt Worms rsteten abermals und stellten ihm ein Heer zum Kampfe gegen den harten unnatrlichen Sohn. So drohte fr Deutschland ein neuer unheilvoller Brgerkrieg; doch noch vor Aus-

10. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 184

1894 - Dresden : Jacobi
184 In Rom kam bald ein sehr bedeutender Mann auf den ppstlichen Stuhl, der sich das Lebensziel gesteckt hatte, die ppstliche Macht der die kaiserliche zu stellen. Fr den jungen König, fhrte anfangs feine Mutter Agnes die Re-gieruug. Um sich unter den widerspenstigen Groen Freunde zu erwerben, verheiratete sie ihre Tochter an den schweizerischen Groen Rudolf von Rheinfelben und berlie ihm das Herzogtum Schwaben. Das benachbarte Bayern bertrug sie einem schsischen Grafen, dem tapfern Otto von Norbheim und Krnthen an Berthold von Zhringen. Allein auch mit diesen groen Geschenken vermochte sie sich nicht auf die Dauer die Treue der Groen zu erkaufen. Im Reiche ri bald Unordnung ein; denn der König war ein Kind, die Mutter aber lie sich als ein Weib von den Ratschlgen dieser und jener leicht bestimmen. Die Ersten am Hofe waren der Habsucht ergeben. Es fand dort niemand Gerechtigkeit in feinen Angelegenheiten ohne Geld; fo war kein Unterschied zwischen Recht und Unrecht." Zudem nahm die Unzufriedenheit der Fürsten mit dem Weiberregiment immer mehr zu. Endlich traten deshalb mehrere Fürsten, an deren Spitze der herrschschtige Erzbischos Anno von Cln stand, zusammen und beschlossen, sich des jungen Knigs und somit der Regierung zu bemchtigen. Als Heinrich 12 Jahre alt war, feierte feine Mutter das Psingst-fest zu Kaiferswerth am Rhein. Hier erschien auch Anno mit etlichen Verschworenen. Eines Tages, nach einem heiteren Mahle, forderte der Erzbischos den jungen König auf, sein neues, prchtiges Schiff in Augenschein zu nehmen. Leicht berredete er dazu den unbefangenen Knaben. Als dieser aber das Fahrzeug bestiegen hatte und ihn diejenigen umringten, welche der Bischof als Genoffen und Helfer fr feinen Anschlag bestellt hatte, erhoben sich rafch die Schiffer, ruderten mit angestrengten Krften und trieben augenblicklich das Schiff in die Mitte des Stromes. Der König, auer Fassung gebracht und nicht anders denkend, als da es auf fein Leben abgesehen sei, strzte sich jhlings in den Flu. Die heftige Strmung htte ihn schnell verschlungen,- wenn nicht Graf Ekbert, ihm nachspringend, den Gefhrdeten mit eigener Gefahr dem Untergang entrissen und in das Schiff zurckgebracht htte. Hierauf suchten sie ihn durch alle mglichen Schmeichelworte zu besnftigen und fhrten ihn nach Cln, während die knigliche Mutter klagend und weinend am llfer stand." (Lamberts Jahrbcher.) ) Die Erziehung Heinrichs. In Cln verblieb Heinrich unter der fehr strengen Obhut des Erz-bischoss Anno; derselbe leitete auch fr den jungen König die Regierung. Da aber die andern Bischfe auf feine Stellung eiferschtig waren, setzte er fest, da jeder Bischof, in dessen Sprengel der König sich eben zur Zeit aufhalte, fr denselben die Reichsgeschfte besorge. Die Kaiserin, berdrssig der Welt und durch husliche Unglcksflle gebengt, nahm den Schleier.
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