Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 2

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 2 — einer Zeile des Gedichtes: „Zu Speier im letzten Häuselein " Also? Der ©reis, der arm und verlassen in der Hütte starb, das war der Kaiser, und darum läutete auch die Kaiserglocke bei seinem Tod. Warum sie von selber läutet, darüber wollen wir später sprechen, für jetzt merken wir uns nur, daß es dabei nicht wie gewöhnlich zuging, daß also die Kirchenglocken nicht auf Befehl des Bifchofs von Speier durch seine Diener geläutet wurden. Aber eines möchtet ihr jetzt vor allem wissen Wer war der unglückliche Kaiser, der so jämmerlich starb? Ich will es euch sagen, es war der deutsche Kaiser Heinrich Iv. Er war ein Franke Also? Aus demselben Stamm wie König Konrad I., nicht wie Heinrich I und Otto I. aus dem Stamme der Sachsen — Lage der Gebiete der ^ranken und der Sachsen ; vor ihm müssen noch zwei Heinriche regiert haben. Von diesem unglücklichen Kaiser Heinrich wollen wir nun erzählen. Etwas von dem Unglück Kaiser Heinrichs kennt ihr schon. (Wiederholung aus dem Gedicht). Aber ehe ihr noch mehr von diesem Unglück hört habt ihr gewiß eine andere Frage auf dem Herzen. (Ursache des Unglücks^ Wir fragen uns also: Warum starb Kaiser Heinrich in solchem Unglück? Die Art und Weise, wie Heinrich starb, ist allerdings sehr auffällig. ? Kaiser ist doch der Herr über die Fürsten und Bischöfe des Reiches, er wohnt in einem herrlichen Palast, ist prachtvoll gekleidet, er ist stets umgeben von einem Gesolge vornehmer Herren und einer Schar von Dienern, ^ die aus seinen Wink harren, und zum mindesten ist doch seine Familie um ihn. Und hier? Der mächtige Gebieter stirbt armseliger als der ärmste Unterthan, einsam und verlassen usw (Weitere Durchführung des Gegensatzes durch die Kinder). Warum? Warum? Der Papst in Rom hatte den Kaiser Heinrich in den Bann gethan. Was heißt das. Bann? Aus dem, was die Schüler über die Bannung Luthers (Reformationsfest!) wissen und auf Anregung naheliegender Fragen erschließen, ergiebt sich etwa folgendes m» n /®arnnder Bann ist eine harte Kirchenstrafe, mit der die Papste verbrecherische oder gottlose (ketzerische) Menschen züchtigten und @r bedeutet den Ausschluß des Gebannten aus, der Kirche. Der Gebannte darf daher kein Gotteshaus besuchen, an feinem Gottesdienst teilnehmen, das heilige Abendmahl und die damit verbundene Sündenvergebung nicht erhalten. Daher darf auch kein gläubiger (5hri|t mit dem Gebannten umgehen, er darf ihn nicht pflegen bewirten, beschützen, sonst wird er selbst gebannt. So ist der Verbannte ausgestoßen aus der Kirche und aus der Gesellschaft der Menschen. ^jetzit, wo wir die Furchtbarkeit des Bannes kennen, können wir un§_ auch manches erklären, was im Gedicht angedeutet wird. Nur weil Kaiser Heinrich im Banne war, starb er so arm und einsam und un-geehrt, so verlassen von Fürsten und Dienern und seinen Anqeh0riq.cn, nur deshalb ließ der Bischof nicht die Kaiserglocke läuten. Zusammenfassung: Der Papst that den Kaiser Heinrich

2. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 57

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
_ 57 — auch erzürnt auf ihren Bundesgenossen in Rom, der ohne ihr Wissen und Willen sich mit ihrem gemeinsamen Feind versöhnt und dadurch ihrer siegreichen Empörung alle Kraft und alles Recht genommen hat. Sie werden sich wohl oder übel dem rechtmäßigen König unterwerfen, Verzeihung erbitten und gewiß auch erhalten (warum?); desgleichen auch die Bischöfe. Das Volk aber, d. H. Bürger und Bauern, wird sich freuen, wieder dem rechtmäßigen König ohne Gewissensbedenken gehorchen zu können; nur bei den trotzigen Sachsen ist das fraglich. Heinrich wird aus Italien zurückkehren, wird die Zügel der Regierung ergreifen und in Friede und Eintracht das Reich regieren und für das Wohl seines Volkes sorgen. Er wird aus dem Unglück Milde, Freundlichkeit und Rechtlichkeit gelernt haben und wird nun auch auf den Rat der Fürsten hören, und diese werden zufrieden damit sein, so viel Macht und Selbständigkeit zu erhalten, wie ihnen als Fürsten des Reiches zukommt. — Zusammenfassung. — Wir haben uns sehr geirrt; hört! Iia. Darbietung des Stoffes. Die Kunde von dem Ereignis in Canossa traf die deutschen Fürsten wie ein Donnerschlag. Schleunigst hielten sie Rat, und schon im Mürz, als noch überall tiefer Schnee lag, versammelte sich eine größere Zahl von Bischöfen und Fürsten in Forchheim. Bald einigte man sich dahin, daß die dem König Heinrich geschworenen Eide durch den Bann gelöst und vom Papst durch die Lossprechung nicht wieder giltig gemacht worden seien; auch sei das Reich schon über ein Jahr ohne König und man müsse darum rasch einen neuen König wählen. Die Gesandten des Papstes erklärten den Fürsten, daß ihr Herr, wenn irgend möglich, an König Heinrich festhalten wolle; könne dies aber nicht geschehen, so möchten die deutschen Fürsten ins Werk setzen, was sie fürs beste hielten, der Papst werde nicht dagegen sein. Da wählten die Versammelten einstimmig den Herzog Rudolf von Schwaben, den Schwager Heinrichs, zum König. Zuvor aber mußte er ihnen versprechen, daß er die Krone nicht als erblichen Besitz seiner Familie betrachte, sondern das Wahlrecht der Fürsten für alle Zeit anerkenne, und daß er auf die Einsetzung der Bischöfe durch die Verleihung von Ring und Stab verzichte. Die Fürsten ritten dann mit ihrem Erwählten nach Mainz, und hier empfing Rudolf vom Erzbischof Siegsried in Gegenwart der päpstlichen Gesandten die Königsweihe und Salbung; gekrönt konnte er nicht werden, weil die Reichskleinodien noch in Heinrichs Händen waren. Aber noch an dem Tage der Salbung gerieten einige Bürger der Stadt in Zank mit königlichen Rittern. Alsbald wurden die Glocken gezogen und Waffen herbeigeschleppt; die Bürger stürmten nach dem Dom und nach der anstoßenden Pfalz des Königs; Drohungen erschollen, man werde den „Pfaffenkönig" töten. Des Königs Ritter brachen gewaffnet aus dem Thor des Domes und verjagten nach kurzem Kampf die Bürger. Aber noch in derselben Nacht verließ König Rudolf die Stadt, und der Erzbischof folgte ihm. An Worms vorüber zog Rudolf nach Schwaben

3. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 41

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 41 — deutschen Bischöfe und Fürsten nach Worms zu berufen. Die Herren wurden geladen, aber niemand kam. Dafür kam die Botschaft, daß die Fürsten die ihnen anvertrauten sächsischen Gefangenen losgelassen hätten, und daß in Sachsen der Aufstand von neuem ausgebrochen wäre. Und so war es auch. Mit Jubel begrüßten die Sachsen ihre befreiten Fürsten, griffen abermals zu den Waffen, erstürmten die königlichen Burgen, verjagten die Steuereinnehmer, vertrieben die Anhänger des Königs und verwüsteten ihre Güter. Sachsen war dem König verloren. Zur Erläuterung: Ausmalung der Gefühle und Reden des Königs bei der Nachricht von dem Bann. Zu welchem Zweck berief Heinrich die neue Versammlung nach Worms? (Nochmalige Entsetzung des vorzuladenden Gregor, Wahl eines neuen Papstes, Einsetzung desselben mit Waffengewalt). Warum erschien keiner der Geladenen? (Siehe oben!) Warum entließen die Fürsten die gefangenen Sachsen? (Sie glaubten, dem Gebannten nicht mehr Treue und Gehorsam schuldig zu sein, und wollten auch die Zahl und Macht seiner Feinde verstärken; denn wenn der König nicht mehr die Gefangenen als Geiseln in der Hand hatte, so konnten sich die Sachsen gegen ihn alles erlauben). Wie ging Sachsen für den König verloren? (Siehe oben!) Wie wird es nun dem König zu Mute sein? (Schreck, Zorn, Angst, Ratlosigkeit). — Zusammenfassung: Heinrich sucht sich vergeblich gegen den Bannspruch zu helfen und erkennt mit Schrecken den allgemeinen Abfall. Überschrift. Zweiter Abschnitt: Der Fürstentag in Tribur. Wie sich die Abgefallenen weiter gegen den König verhalten. Es kann nicht lange so bleiben, wie es jetzt ist, daß die Fürsten dem gebannten König den Gehorsam verweigern und ihn nicht mehr als König anerkennen, denn es muß doch ein König da sein, der die Geschäfte des Reiches führt. Also muß entweder der Bann irgendwie gelöst werden, oder die Fürsten mußten wie der Papst auch ihrerseits den König für abgesetzt erklären und einen neuen König wählen; das letztere wird ihnen sicherlich (vergl. die früheren Erörterungen!) das liebste sein. Also, was wird geschehen? König Heinrich war ratlos. Aber die Fürsten hielten Rat und beschlossen, eine allgemeine Fürstenversammlung nach Tribur auszuschreiben, um dort den gestörten Frieden der Kirche und des Reiches wieder herzustellen. Und alle Geladenen kamen und waren ein Herz und eine Seele, und doch war erst ein Jahr vergangen, seit die Schwerter der Oberdeutschen sich mit sächsischem Blute gefärbt hatten. Vor allem war man darin einig, daß der gebannte Heinrich nicht mehr König sei, und daß man einen neuen König wählen dürfe. Schon wurde Rudolf von Schwaben genannt. _ Aber der Papst hatte an die Fürsten geschrieben, er wolle Heinrich wieder in Gnaden annehmen, wenn er sich von ganzem Herzen bekehre und die Kirche nicht mehr als Magd behandle, sondern

4. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 105

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 105 — Gründe der Wahl: Empfehlung des sterbenden Vorgängers, kriegerische Tüchtigkeit, königliche Erscheinung, Versöhnlichkeit gegen die Welsen. Wie Friedrich gewählt wurde. Einmütig und einstimmig wurde daher Friedrich von den in Frankfurt versammelten Fürsten zum König gewählt, und willig leisteten ihm alle Fürsten den Eid der Treue. Lauter Jubel erscholl in der Stadt, als seine Wahl bekannt wurde, und der Jubel verbreitete sich mit der Kunde hinaus in das deutsche Land. Wer irgend konnte, eilte nach Aachen, um der nach acht Tagen stattfindenden Krönung beizuwohnen. Am Sonntag Lätare („Freue dich!" — gute Vorbedeutung?) führten die Bischöfe den König aus der Kaiserpfalz (Palast Karls des Großen) in den Dom Karls des Großen. Dort krönte ihn der Bischof von Köln in herkömmlicher Weise unter dem freudigen Heilruf der Menge. Bei der Krönung gelobte Friedrich dem Papst Ehrerbietung und Liebe, der Kirche Schutz und Schirm, desgleichen auch den Witwen und Waisen und dem gesamten Volk. Dann ließ er sich mit Krone und Schwert nieder auf,den Thron Karls des Großen. In seinem Herzen aber lebten die Gedanken Kurls des Großen. Er faßte den heiligen Entschluß, ein Kaiser zu werden wie einst der große Karl und wie er Recht und Frieden in der ganzen Christenheit herzustellen. Dies geschah im Jahre 1152. Erläuterung bezw. Hervorhebung der Hauptpunkte: Einstimmige Wahl, warum? Jubel des Volkes, warum? Doppeltes Gelübde; Inhalt und Wert desselben, insbesondere Darlegung der Aufgaben, die sich Friedrich durch sein Vorbild stellte und die in der Herstellung der alten Herrlichkeit des Reiches gipfeln. Erinnerung an die ähnliche Krönung Qttos d. G., Ausmalung der „herkömmlichen Weise" nach diesem Vorbild. — Zusammenfassung: Einstimmige Wahl in Frankfurt, feierliche Krönung in Aachen, doppeltes Gelübde, 1152. Überleitung: Wie wird nun Friedrich diese Gelübde erfüllen? (Vermutungen: Friede mit den Welfen, Landfriede, Zug nach Rom zur Kaiserkrönung u. s. w.) Zweites Stück: Wie Friedrich seine Regierung begann. 1. Die Botfcha ft an den Papst. Gleich nach seiner Krönung zeigte Friedrich dem Papste seine Wahl an. In dem Schreiben sprach der König aus, daß ihm das Reich von Gott übertragen sei und daß er daher die Rechte des Papstes und das Eigentum der Kirche schützen wolle; von einer Bestätigung der Wahl war nicht die Rede. Wie denkt also Friedrich über das Verhältnis des Königs zum Papst? Der König ist von Gott eingesetzt und ist der mächtige Schutzherr der Kirche. Es steht völlig selbständig neben dem Papst und braucht also nicht erst dessen Einwilligung, wie z. B. Heinrich V. und der Gegenkönig Hermann. Friedrich denkt also ganz ähnlich, wie Heinrich Iv., ja auch wie Otto d. G. und Karl d. G. — Zusammenfassung. Überschrift.

5. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 8

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Kirche erbaut hat, und daß die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden." 6. Heinrichs Fahrt über die Alpen. Der König wußte recht wohl, daß sein ganzes Heil davon abhänge, daß er vor Wiederkehr des Jahrestages von dem Banne gelöst werde und nicht die Ankunft des römischen Bischofs in Deutschland abwarte. Er hielt daher für das beste, dem nach Deutschland reisenden Papst noch innerhalb Italiens entgegenzutreten und den Losspruch vom Bann auf jede mögliche Weise zu erlangen. Darum verließ er wenige Tage vor Weihnachten ganz heimlich die Stadt Speier und trat mit seiner Gemahlin und seinem kleinen Sohne die Reise an. Nnr ein deutscher Mann von edler Geburt begleitete den deutschen König, und vergeblich hatte der König zur Bestreitung der Reisekosten viele Freunde angefleht, denen er früher oft Gutes erzeigt hatte. Zugleich machten sich auch die übrigen Gebannten auf den Weg, um schneller die Lossprechung vom Banne zu erlangen. Die Heftigkeit und Rauheit des Winters war in diesem Jahre so andauernd und hart, daß der Rheinstrom vom Martinstag bis zum Anfang April fest gefroren Mitfr. In Burgund feierte der König mit seinem Gefolge die Geburt des Herrn. Er war aber von der geraden Straße abgebogen, weil er sicher erfahren hatte, daß die Herzöge Rudolf, Welf und Berthold (Schwaben, Bayern, Kärnten) alle Wege und Zugänge, die nach Italien führten, mit Wächtern besetzt hätten, um ihm deu Übergang zu versperren. Am Mont Cenis kam ihm seine Schwiegermutter, die Markgräfin von Susa, entgegen und hals ihm aus mancherlei Art zur Reise. Doch der Winter war überaus hart, und die Berge, die

6. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 55

1893 - Dresden : Ehlermann
55 Beim Anbruch des Tages verbargen sich die Flüchtlinge in einer Höhle. So bei Nacht fliehend und am Tage in Höhlen, Wäldern und Kornfeldern sich verbergend, verfolgt von ihren Kerkermeistern, gelangten sie endlich an ein breites Wasser bei der Stadt Mantua, das ihnen den Weg versperrte. Hier verließ der Priester die Frauen, um vom Bischof Adelhard Hilfe zu holen; denn dieser hatte den Rat zur Flucht gegeben. Tage und Nächte verlebten nun die beiden Frauen in Ungeduld und Sorge, zuletzt auch vom Hunger gepeinigt. Endlich kam ein Fischer auf einem Nachen heran, der ein Feuer anzündete und mit den gefangenen Fischen sie sättigte. Kurze Zeit darauf kehrte auch der treue Priester zurück und brachte die frohe Kunde, daß Bischof Adelhard mit einer Schar von Rittern herankomme, um sie in Sicherheit zu bringen. Dies geschah; Adelhard führte die Königin nach Canossa, einer Burg auf hohem Felsen, die seinem Lehnsmanne Atto gehörte. In Canossa empfing nun Adelheid die Boten, welche ihr die Ankunft Ottos meldeten und mit reichen Geschenken zugleich um ihre Liebe für den König warben. Willig versprach die Königin dem mächtigen Fürsten, der sie so plötzlich aus der Tiefe des Elends zu der glänzendsten Stellung emporheben wollte, ihre Hand und eilte ihm entgegen; schon umdrängte sie jetzt eine Menge des Volkes, das sie wieder als Königin begrüßte. Otto erwartete seine Braut in Pavia. Herzliche Liebe ersaßte ihn, als sie in jugendlicher Schönheit ihm entgegentrat. Bald lernte er auch die hohen Tugenden kennen, welche ihren Geist schmückten. Nicht lange nachher wurde unter Jubel und Frohlocken die Hochzeit in Pavia mit großer Pracht gefeiert. I)) Die Schlacht auf dem Lechfclde. Kaum war Otto an der Nordostgrenze seines Reiches angelangt, um die unruhigen Wenden zu bekriegen, so kamen Boten von seinem Bruder, dem Herzog Heinrich von Bayern, und brachten die Kunde: „Siehe, die Ungarn sind da, überfluten die Grenzen des Reiches und wollen mit dir einen Strauß bestehen." Sobald Otto dies vernahm, brach er auf und zog abermals nach dem oberen Deutschland. Die Hauptmasse des ungarischen Heeres hatte sich in der Ebene am Lech in der Nähe der Stadt Augsburg gelagert. Niemals waren die Unholde in so dichten Scharen in das deutsche Land eingefallen, und sie rühmten sich, wenn nicht der Himmel einstürze oder die Erde sie verschlänge, so scheuten sie nichts auf der Welt. Nie hatten sie schlimmer gehaust und größere Greuel verübt. Auch die Stadt Augsburg bedrängten sie hart, doch diese wurde von dem frommen Bischof Ulrich so lange verteidigt, bis Otto Hilfe brachte. Das Heer Ottos hatte sich, während es nach Süden zog, durch den Zuzug zahlreicher Streiter vermehrt, aber seine Zahl reichte an die Menge

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 57

1893 - Dresden : Ehlermann
57 welche die Ungarn gemacht hatten, befreite. Fortan wagten es jene räuberischen Scharen nicht mehr, in das deutsche Land einzubrechen. Erst am Abenb des blutigen Tages sammelten sich die Deutschen wieber. Manch wackrer Mann fehlte in ihren Reihen. Keinen aber beweinte das beutfche Volk mehr als den eblen Konrad, der als das kostbarste Opfer des ruhmreichen Kampfes gefallen war. Noch einmal, wie in der Frühe des Tages, hatte er sich in den Streit gestürzt, mit Helden-mut gekämpft und die fliehenben Feinde verfolgt. Aber als er, erschöpft von der Arbeit des Streites und der gtiihenben Hitze der Augustsonne, die Helmbänber lüftete, um aufzuatmen, traf ihn ein Pfeil in die Gurgel. So war sein Wunsch erfüllt; für König und Vaterland war er den Tod des Helden gestorben, schwere Schulb hatte er mit dem höchsten Preise gesühnt. 8. Karl der Große. Nach A. W. Grube. Charakterbilder aus der Geschichte und Sage. 1. Karl wird römischer Kaiser. Der Papst Hadrian, dem Kart im Kampfe gegen die Sangobarben so treue Dienste geleistet hatte, war gestorben. Ihm folgte Leo Iii. Als dieser nach alter Sitte am St. Georgentage des Jahres 799 in feierlicher Prozession nach der St. Lorenzkirche Zog, wurde er plötzlich von einem Haufen Übelgesinnter überfallen, vom Pferde gerissen und gemißhandelt. Nur mit genauer Not wurde er von dem herbeikommenden Herzog von Spoleto gerettet. Da wandte sich Leo an den mächtigen Frankenkönig und begab sich selbst mit einem großen Gefolge nach Paderborn, wo Karl gerade sein Hoflager hielt. Der König empfing nach feiner frommen Weise den heiligen Vater mit aller Ehrerbietung und versprach ihm, bald selbst nach Rom zu kommen, um die Frevler zu bestrafen. Dann ließ er den Papst aufs feierlichste nach Rom zurückgeleiten. Gegen Ende des Jahres kam Karl seinem Versprechen gemäß selbst nach Rom und hielt Gericht, boch auf Fürbitte des Papstes mit großer Milbe. Die Ruhe warb balb wieber hergestellt, und ungestört konnte man jetzt das Weihnachtsfest feiern, mit welchem zu jener Zeit das neue Jahr und diesmal noch dazu ein neues Jahrhundert anfing. Die Anwesenheit des vielgerühmten Frankenkönigs und der vielen Großen des Reiches erhöhte den Glanz des Festes und zog eine unbeschreibliche Menschenmenge in die St. Peterskirche zu Rom. Angethan mit einem Purpurmantel kniete Karl an den Stufen des Hochaltars nieder, um sein Gebet zu verrichten. Als er nun wieder aufstehen und sich entfernen wollte, siehe, da nahte sich ihm der Papst von vielen hohen Geistlichen begleitet, mit einer Krone in der Hand. Diese setzte er dem Franken-

8. Slg. 2 - S. 11

1879 - Dresden : Meinhold
demüthigten und zurückgewiesenen Ungarn, zu Hülfe zu rufen, die natürlich nur zu gern sich bereiteten, diesem Rufe Folge zu leisten. Schon drohten diese in ihrem stolzen Uebermnthe, daß ihre zahlreichen Rosse die deutschen Ströme austrinken sollten, schon stand Otto's Heer dem seiner Gegner gegenüber: da wußte es die Vermittelung der Bischöfe von Augsburg und Chur wenigstens dahin zu bringen, daß es nicht zum wirklichen Kampfe kam. Doch die Herzen waren noch nicht versöhnt. Lobenswerth ist es, daß der Sohn endlich ernstlich selbst des Vaters Vergebung suchte. Als Otto nämlich sich einst, noch vor dem Einbrüche der Ungarn, auf einem Jagdzuge befand (siehe das Bild), nahte sich ihm Ludolf als Büßender und bat um Gnade und Vergebung. Der edelmüthige Otto vergoß Thränen der Rührung und verzieh ihm völlig, wiederholte auch diese Erklärung auf einer bald darauf abgehaltenen Fürstenversammlung zu Arnstadt (954 it. Chr.). Konrad suchte in der Schlacht am Lech gegen die Ungarn (955), die er selbst mit Herbeigerusen hatte, die Schmach seines Aufruhrs gegen den König auszulöschen. Sein Heldenmuth entschied den Kampf zu Gunsten der Deutschen; er selbst aber ward in dem Augenblicke, als er, um einmal Luft zu schöpfen, feinen Helm lüftete, von einem Pfeil getroffen und am Halse tödtlich verwundet. Ludolf aber starb 957 an der Spitze eines siegreichen Heeres, mit dem er sich ein Königreich Italien erobern sollte. Sein Herzogthum hatte er zwar nicht wieder erhalten, doch wurde dasür sein Sohn Otto mit den Herzog-thümern Schwaben und Bayern belehnt. 5. Heinrich Iv. im Schloßhofe von Canossa. (1077 n. Chr.) „Derselbe König, der im Jahre 1075 im Vollgefühle seiner Macht und Herrschaft und des errungenen Sieges thronte und über gebeugte Feiude, über bezwungene Aufständische triumphirte, steht jetzt, nur zwei Jahre später, selbst ein Besiegter, Gebeugter, ein Büßender und Vergebung Suchender vor unsern Augen. In der Kälte des Winters, im mit Schnee bedeckten Hose steht er mit nackten Füßen, vom Büßergewand umhüllt, entblößten Hauptes, die Krone in der Hand haltend, die sein Haupt geschmückt hatte. Mit schadenfrohem Lächeln blickt die Dame auf die ergreifende Scene und flüstert dem mit der dreifachen Krone gezierten Greife ihre Bemerkungen zu. Dieser aber lacht nicht, er rechnet, ob ihm dieser Sieg und Triumph, der sich an die Schmach seines Gegners knüpft, mehr Vortheil oder mehr Nachtheil bringen wird." Heinrich Iv. hatte allerdings die aufständischen Sachsen bei Langensalza ans's Haupt geschlagen und ihr Land in heftigem Zorn grausam verwüstet. In offenem Felde bei Spiro in Thüringen, im Angesichte des königlichen Heeres, hatten die Großen der Sachsen sich demüthig unterworfen. Aber der Same des Hasses war nicht ausgerottet; handelte Heinrich doch so wenig großmüthig, daß er, statt wirklich zu verzeihen, die Gesandten gefangen nehmen ließ und mit ihren Gütern Andere belehnte. Die Sachsen wendeten sich mit ihren Klagen an den gefährlichsten Gegner Heinrichs, den Papst Gregor Vii., in dessen Händen jener Groll ein furchtbares Werkzeug der Rache wurde. Die Kirche seiner Zeit war durch das Verlangen der Geistlichen nach weltlichen Vortheilen, nicht minder durch die vielfach von den Fürsten geübte Simonie (— Belehnung mit geistlichen Aemtern um Geld und aus Gunst oft an ganz Unwürdige) in argen Sittenverfall gerathen. Gregor erstrebte nun nicht blos die Reinigung der Kirche, sondern

9. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 55

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 55 — Sterbend liegt er auf goldener Lagerstatt, und wie sein Tod eintritt, da fängt die kleine Glocke, die Armesünderglocke an zu summen, und die Leute in Speier meinen, ein Übelthäter sei gerichtet worden. Beurteilung: Die Erzählung von den Glocken zu Speier ist eine Sage. Was soll sie bedeuten? Die Stimme der Glocken ist die Stimme des Volkes, welches da spricht: „Ihr Mächtigen des Reichs, ihr Fürsten und Bischöfe, ihr habt unserem Kaiser ein schimpfliches Begräbnis bereitet, während er doch mit allen kaiserlichen Ehren begraben werden mußte. Seinen treulosen Sohn habt ihr mit großer Pracht und Feierlichkeit beerdigt, und er verdiente doch das Begräbnis eines armen Sünders." Ist das auch unser Urteil? Wohl können wir Heinrich Iv. von Schuld nicht freisprechen. Die Behandlung der Sachsen war eine ungerechte gewesen. Er hatte das Volk zu Frondiensten gezwungen, seine Soldaten hatten in den sächsischen Dörfern geraubt und geplündert, und in den vielen Schlössern und Burgen lag so mancher in Ketten, der nichts verbrochen hatte._ Auch gegen die Kirche hatte er sich versündigt. Er hatte sich sür die Verleihung geistlicher Stellen Geldsummen auszahlen lassen und zum Teil recht unwürdige Männer in geistliche Ämter gebracht. Aber sein Unrecht war gesühnt durch das herbe Leid, das ihn in seinem Leben getroffen hat (Demütigung vor dem Papste, Kampf gegen Rudolf, Empörung seiner eigenen Söhne), und man hätte ihm verzeihen und seine Gebeine in Ehren bestatten sollen. Auch das Verhalten des Papstes ist nicht immer das rechte gewesen. Seinen Kampf gegen die Simonie billigen wir. Es konnte dem Volke nur zum Vorteile gereichen, wenn würdige und charaktervolle Seute in geistliche Ämter einrückten, Leute, die sich durch Frömmigkeit und Gelehrsamkeit auszeichneten. Wenn aber Gregor Vii. das Recht der Besetzung geistlicher Ämter für sich allein in Anspruch nimmt, wenn er sich auswirft zum Richter selbst über Könige und Kaiser, so giebt er damit den Beweis seiner Herrschsucht, und er tritt das Wort seines Heilands zu Boden, der da spricht: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt!" Auch die Schmach, die er Heinrich Iv. anthat, als er ihn unten am Schloßthore zu Kanossa drei Tage stehen ließ und sich weidete am Anblicke des büßenden Kaisers, war ein Unrecht Gregors und hat nichts gemein mit der christlichen Liebe, die den bußfertigen Sünder mit Freuden aufnimmt. Ganz und gar verurteilen wir das Verhalten Heinrichs V. Dieser ergreift gegen feinen Vater das Schwert, der gewiß nur Liebes und Gutes an ihm gethan hat. Mit schnödem Undank und mit Treulosigkeit belohnt er also die väterliche Liebe. Warum empört er sich? Er begehrt des Vaters Thron. Hochmut und Herrschucht sind also die Beweggründe. Und welche Mittel wendet er an? Die offene Schlacht fürchtet er. Da greift er zur List und Verstellung. Er heuchelt Unterwürfigkeit und

10. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 48

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 48 — Sachsen, sondern aus dem der Franken — Lage des Frankenlandes —, er war also ein fränkischer Kaiser. 2. Aber warum, so werdet ihr fragen, starb Heinrich Iv. in solchem Elend? An seinem Unglücke war ein einziger Mann schuld, der damalige Papst Gregor Vii. Es bestand nicht mehr das freundliche Verhältnis zwischen Kaiser und Papst, wie zur Zeit Karls des Großen. Gregor hatte sogar den Kaiser aus der christlichen Kirche ausgestoßen. Kein Unterthan und Diener sollte ihm gehorchen, kein Priester ihm die heiligen Sakramente reichen und jeder ihn als einen Verpesteten fliehen. Gregor Vii. hatte den Kaiser in den Bann gethan. Da war das Volk von ihm abgefallen, und die deutschen Fürsten wollten ihn nicht mehr als ihren Oberherrn anerkennen, so lange er mit dem Banne behaftet wäre. 3. Ihr werdet nun wissen wollen, warum Heinrich Iv. in den Bann gethan worden ist. Es wird vom Könige Heinrich Iv. berichtet, daß er seine Unterthanen schlecht behandelt und namentlich die Sachsen arg bedrückt habe. Ein Mönch *) erzählt uns darüber folgendes: „Alle Berge und Hügel Sachsens und Thüringens bebaute der König mit festen Schlössern und Burgen und legte Besatzungen hinein. Da wurden die Bewohner der umliegenden Gegenden gezwungen, alles zum Bau Erforderliche herbeizufahren und bei dem Bau selbst wie Knechte im Schweiße ihres Angesichts Frondienste zu leisten. Weil nun die Besatzungen nicht genügenden Lebensunterhalt hatten, so erlaubte der König ihnen, von den benachbarten Dörfern und Feldern nach Feindes Art Beute hinwegzuführen. Sogar Frauen und Töchter der Bewohner wurden auf die königlichen Burgen entführt, und wenn dann einer unter so großen Übeln seufzte und den Schmerz seiner Seele auch nur in leisen Klagen auszusprechen wagte, so wurde er auf der Stelle in Ketten geworfen, als ob er ein schweres Unrecht gegen den König begangen hätte, und' er konnte nicht eher wieder los kommen, als bis er durch Dahingabe feiner ganzen Habe sein Leben und seine Freiheit zurückerkauft hatte/' Besprechung (Vertiefung). 1. Heinrich baut Burgen und feste Schlösser. Wozu wohl? — Voller Mißtrauen und Feindschaft gegen die Sachsen befürchtet er eine Empörung dieses Volkes. Von den hohen Türmen jener Burgen aus konnte nun die fränkische Besatzung weit hinaus ins Land sehen, die Felder und Landstraßen überblicken und jedes feindliche Unternehmen im Lande bemerken. Für die Zeit der Gefahr und der Kriegsnot aber waren die dicken Mauern und festen Thore der Schlösser dem Könige und seinem Heere ein willkommener Schutz. *) Der gelehrte Mönch Lampert, der zur Zeit Heinrichs im Kloster Hersfeld lebte und in seinen lateinischen Jahrbüchern die Geschichte seiner Zeit beschrieb. Siehe A. Richter, Quellenbuch S. 71.
   bis 10 von 16 weiter»  »»
16 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 16 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 1
4 10
5 0
6 2
7 82
8 1
9 1
10 13
11 1
12 0
13 2
14 0
15 1
16 0
17 2
18 40
19 60
20 0
21 10
22 0
23 0
24 12
25 0
26 4
27 2
28 0
29 5
30 1
31 0
32 0
33 2
34 0
35 0
36 4
37 16
38 20
39 2
40 0
41 3
42 59
43 0
44 2
45 11
46 40
47 0
48 2
49 28

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 21
2 0
3 2
4 1
5 0
6 1
7 2
8 0
9 3
10 0
11 0
12 0
13 1
14 0
15 0
16 7
17 127
18 0
19 0
20 3
21 4
22 0
23 7
24 1
25 2
26 15
27 0
28 0
29 1
30 8
31 0
32 3
33 0
34 1
35 1
36 4
37 5
38 1
39 3
40 0
41 5
42 1
43 6
44 0
45 28
46 1
47 0
48 0
49 1
50 0
51 0
52 6
53 0
54 0
55 0
56 110
57 0
58 5
59 1
60 1
61 0
62 1
63 0
64 2
65 1
66 6
67 2
68 21
69 16
70 0
71 2
72 3
73 3
74 0
75 0
76 3
77 10
78 1
79 0
80 0
81 1
82 6
83 16
84 0
85 1
86 3
87 3
88 1
89 0
90 15
91 0
92 24
93 0
94 14
95 2
96 0
97 0
98 30
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 1
2 2
3 4
4 1
5 2
6 2
7 2
8 0
9 1
10 86
11 1
12 6
13 2
14 2
15 0
16 3
17 0
18 6
19 12
20 0
21 0
22 0
23 0
24 2
25 2
26 14
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 71
34 2
35 0
36 1
37 0
38 0
39 1
40 0
41 6
42 4
43 4
44 1
45 1
46 4
47 2
48 4
49 2
50 12
51 10
52 0
53 0
54 2
55 1
56 1
57 0
58 1
59 63
60 0
61 2
62 2
63 0
64 19
65 4
66 1
67 0
68 0
69 0
70 0
71 5
72 29
73 0
74 1
75 7
76 0
77 16
78 1
79 4
80 8
81 73
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 1
89 2
90 0
91 0
92 0
93 0
94 0
95 0
96 2
97 26
98 0
99 4
100 64
101 0
102 30
103 0
104 1
105 2
106 1
107 3
108 0
109 0
110 3
111 6
112 17
113 0
114 3
115 0
116 13
117 0
118 16
119 0
120 0
121 19
122 0
123 1
124 6
125 0
126 0
127 3
128 1
129 0
130 1
131 7
132 47
133 2
134 0
135 0
136 18
137 0
138 0
139 1
140 3
141 0
142 9
143 11
144 1
145 4
146 0
147 0
148 2
149 0
150 0
151 23
152 11
153 0
154 0
155 6
156 21
157 1
158 9
159 0
160 0
161 1
162 0
163 0
164 1
165 0
166 16
167 2
168 1
169 16
170 0
171 96
172 0
173 7
174 0
175 7
176 0
177 29
178 0
179 22
180 0
181 0
182 5
183 43
184 0
185 0
186 0
187 3
188 0
189 0
190 0
191 2
192 3
193 0
194 4
195 0
196 11
197 2
198 0
199 0