_ 2 —
An Fläche (30000 qkm) mißt Afrika das Dreifache von der Europas; unter den fünf
Erdteilen steht es an dritter Stelle.
Gliederung. Afrika bildet eine plumpe, geschlossene Landmasse, einen
Rumpf ohne Glieder. Seinen Umrissen nach setzt es sich zusammen aus einem
n. trapezförmigen Teil und einem s. gerichteten Dreieck mit abgestumpfter Spitze.
Die Küsten verlaufen sehr einförmig. Nirgends schneiden größere Meeresteile
tief ins Land ein. Von Bedeutung sind nur die breite Bucht der Großen
und Kleinen Syrte im N. und der große, aber ganz flach ausgebuchtete
Busen von Guinea (ginsa) im W. Ebenso fehlt es an Halbinseln. Nur
an der Ostseite findet sich ein größerer, aber ganz ungegliederter Landvorsprung,
das hornsörmig zugespitzte Land Somal, das man allenfalls als Halbinsel
bezeichnen könnte. Auch die Inseln sind im Verhältnis zur Fläche des Erdteils
gering an Zahl und Größe. Afrika ist der am wenigsten gegliederte
Erdteil.
Bodengestalt und Gewässer. Einförmig wie der Küstenumriß ist auch
die Bodengestalt Afrikas. Als Ganzes genommen bildet der Erdteil ein einziges
gewaltiges Hochland von verschiedenen Höhenstufen mit einzelnen breiten mulden-
förmigen Einsenkungen. Große Faltengebirge, wie sie die andern Erdteile
aufweisen, fehlen fast ganz, und das Tiefland, das aus die Küstensäume beschränkt
ist, nimmt kaum 1/20 der Gesamtfläche ein. Die Tafelländer tragen vereinzelte
Erhebungsmassen, z. T. vulkanischen Ursprungs, wie den Kilimandscharo
(6000 m) in der Nähe der Ostküste und den Kamerunberg (4200 in)
im Hintergrunde des Guineabusens. Nach den Seiten hiu schwellen sie meist
zu größerer Höhe an und bilden vielerorts hohe Randgebirge, die steil zu den
verhältnismäßig schmalen Küstenebenen abfallen. Gleichförmigkeit weiter
Räume ist das Hauptmerkmal der afrikanischen Landschaften. „Tage-
und wochenlang zieht die Karawane, ohne die Meereshöhe wesentlich verändert
zu sehen, über die einförmigen Hochländer Ostasrikas ihres Weges; viele Tage-
reisen lang kann der Reisende auf dem Nil, dem Niger oder dem Kongo dieselbe
Szenerie beobachten, ohne daß sich über der Steppe oder der Waldeinfassung
die Umrisse eines fernen Gebirges zeigen" (Hahn).
Afrika wird von großen Strömen durchzogen. Nil, Senegal und Gambia,
Niger, Kongo, Orange, Limpopo und Sambesi sind die bedeutendsten. An
Länge können sich die größeren mit den Riesenströmen Amerikas und Asiens
messen, aber an Wasserfülle stehen sie, den Kongo ausgenommen, weit hinter
ihnen zurück. „Wenn man den Nil, den Niger und den Sambesi zusammensaßt,
so würde ihre Vereinigung nicht hinreichen, einen Strom von der Fülle des
Amazonas zu bilden" (Peschel). Als Hochlandsströme sind sie reich an Strom-
schnellen und Wasserfällen, besonders da, wo sie die Randgebirge durchbrechen,
und keiner von ihnen ist darum zur durchgehenden Schiffahrt geeignet.
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— 62 —
England zum Erwerb dieses großen Gebietes veranlaßt?, war weniger dessen wirtschaftlicher
Wert, als vielmehr der Gedanke, eine zweite, gesicherte Verbindung mit Indien herzustellen,
da doch immer die Möglichkeit besteht, daß der Weg durch den Sueskanal einmal gesperrt
werden kann. Daher wurde denn auch sofort der Bau der Ugandabahn in Angriff ge-
nommen, die in einer Länge von 940 km von Mombaffa nach Port Florence am
Viktoriasee führt und von da nordwärts bis zur schissbaren Nilstrecke weitergebaut werden
soll. Nach ihrer Vollendung besteht also eine verhältnismäßig rasche Verbindung zwischen
Alexandria und Mombaffa, von wo aus dann ein regelmäßiger Dampferverkehr mit Indien
hergestellt werden könnte. — Unter britischer Schutzherrschaft steht auch die Insel Sansibar
an der Küste Deutsch-Ostasrikas (S. 78).
4. Deutsch-Ostafrika. (Siehe Deutsche Kolonien).
5. Portugiesisch-Ostafrika gehört z. T. schon zu Südafrika (S. 75).
3. Südafrika.
Bodengestalt. Südafrika ist ein Hochland von etwa 1200 in Durchschnitts-
höhe. Im N. bildet die Grenze die Südäquatoriale Wasserscheide, eine
Bodenschwelle, die das Flußgebiet des Sambesi von dem des Kongo trennt, und
weiterhin gegen das Ostasrikanische Hochland der Unterlauf des Sambesi. Nach
dem Meere zu ist es überall von Randerhebuugeu umgeben, die im S.-O., in
den Drachenbergen, die Höhe der Pyrenäen erreichen (3200 m). Sie fallen
nach außen in Stufenlandschaften ab und lassen noch eine bald breitere, bald
schmalere Küstenebene frei. So bildet Südafrika in seinem Ausbau ein großes
Becken, das dem des Kongo ähnelt, aber bedeutend höher liegt und eine
mannigfaltigere Gestaltung aufweist. Zwar ist im Innern die Ebene die vor-
herrschende Bodenform, aber sie wird an vielen Stellen von Höhenzügen und
Bergkuppen überragt, und während dort, ein Zeichen des einheitlichen Ausbaus,
sämtliche Wasserläufe strahlenförmig nach der Mitte hin streben und sich zu einem
großen Hauptstrome vereinigen, gliedert sich hier das Land in mehrere Fluß-
gebiete mit verschieden gerichteter Abdachung. Den N. und O. entwässern in
ö. Laufe der gewaltige Sambesi und der Limpopo, den S. der Oranjefluß,
der dem Atlantischen Ozean zuströmt, und dazwischen liegt in der Mitte noch
ein großes abflußloses Gebiet.
Das Klima Südafrikas zeigt bei der Größe des Gebietes und der verschiedenen
Höhenlage der einzelnen Landstriche natürlich große Unterschiede. Die n., noch der heißen
Zone angehörigen Gegenden haben eine Jahreswärme von etwa 26 °; in den mittleren
Gebieten sinkt diese auf 20—24, in den s. Stufenländern auf 16—20 °, wie in Süd-
europa. Auf den Hochländern tritt nachts starke Abkühlung, ja Frost ein. Von großer
Bedeutung sind die Niederschläge. Die Landschaften am Sambesi liegen noch im
Gebiete der Tropenregen. Weiter s. aber herrscht im Innern überall große Trockenheit.
Der vorherrschende Wind ist hier der Südostpassat. Da er vom Meere kommt, enthält er
viel Wasserdampf. Aber der größte Teil der Feuchtigkeit wird ihm bereits durch die hohen
Randgebirge an der Ostseite des Erdteils entzogen. Daher empfängt das Innere nur
geringe Niederschläge, und je weiter nach W., desto größer wird die Trockenheit. An der
Westküste aber zieht ein kalter Meeresstrom vorbei, der das dahinter liegende Land regen-
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Muluga von den algerischen Gebirgen geschieden wird. Er erreicht noch
Höhen bis zu 3000 m und ist reicher bewaldet und wirtlicher als der
Hauptzug. S. vom Hohen Atlas verläuft der diesem gleichgerichtete, um etwa
1000 m niedrigere Antiatlas, der noch fast ganz unbekannt ist. Zwischen
beiden liegt das Sus, ein großes Längental, das bei einer Länge von 220
und einer Breite von durchschnittlich 90 km der Provinz Westfalen an Größe
gleichkommt. Es wird vom Sus durchströmt, der, wie auch seine zahlreichen
Nebenbäche, der künstlichen Bewässerung dient. Das Land ist reich an Feldern
und namentlich Fruchtgärten und nährt eine dichte, seßhafte Bevölkerung.
Der Atlas ist eine wichtige Klimascheide, da er ebensowohl die von N.-W.
und N. kommenden feuchten Seewinde als auch die von S. her weheuden
trockenen Glutwinde der Sahara abhält. Daher ist das Südliche Atlasvorland
dürre Steppe, die allmählich in die Wüste übergeht. Doch gibt es hier eine
Menge von größeren und kleineren Oasen, die von den aus dem Gebirge
kommenden Bächen bewässert werden und eine Menge von Datteln erzeugen.
Am wichtigsten ist die Oasengruppe Tasilelt.
Ungleich wertvoller ist das Nördliche Atlasvorland, ein weites, teils
hügeliges, teils ebenes Tafelland, das sich in Stufen zum Atlantischen Ozean
senkt und gegen das Mittelmeer hin vom Rifgebirge begrenzt wird. Es ist
die beste, fruchtbarste und darum auch am dichtesten besiedelte Landschaft Marokkos,
reich an Getreide und andern Erzeugnissen des Feldbaus, Südfrüchten und Vieh.
Theobald Fischer, der das Atlasvorland auf mehreren Reisen durchforscht hat, unter-
scheidet bezüglich der wirtschaftlichen Ausnutzung drei Gebiete. Unmittelbar am Fuße des
Atlas zieht sich ein 30 bis 40 km breiter Gürtel hin, den er als das Gebiet der
Berieselungsoasen bezeichnet. Die herrschende Regenarmut würde das Land zur
Steppe machen, wenn die Gebirgsflüsse es nicht reichlich mit Wasser versorgten. Durch
ein weitverzweigtes Netz von z. T. unterirdisch verlaufenden Kanälen und Gräben haben
die fleißigen Bewohner eine Menge von Oasen geschaffen, die in Hülle und Fülle die
köstlichsten Früchte zeitigen: Oliven, Apfelsinen, Feigen, Mandeln, Aprikosen, Pfirsiche,
Granatäpfel, Limonen usw. Im Schutze der Obstbäume und in der Umgebung der Frucht-
Haine, wo nur während des Winters bewässert werden kann, werden auch Getreide, Gemüse
u. a. Feldfrüchte gebaut. Unter einer geordneten Regierung könnte hier noch viel anbau-
fähiges Land gewonnen, ja das ganze Gebiet in eine einzige Gartenlandschaft verwandelt
werden. Auf dieses Oasengebiet folgt weiter nach W. ein bis 100 km breiter Steppen-
gürtel. Die Gebirgsbäche reichen nicht bis in diese Gegenden, und die größeren Flüsse
haben sich so tiefe Betten gegraben, daß sie zur künstlichen Bewässerung nicht ausgenützt
werden können. Die spärlichen Bewohner sind Nomaden, die mit Herden von Kamelen,
Schafen und Rindern, in Zelten wohnend, umherziehen. Der dritte Abschnitt, der Acker-
baugürtel, wird durch die Küsteuebeue gebildet, eine niedrige, vielfach tischgleiche Hoch-
fläche, die sich in einer Breite von 50 bis 70 km am Atlantischen Ozean hinzieht.
Eigentümlich ist diesem Landstrich, daß er auf weite Strecken mit einer sehr fruchtbaren
Schwarzerde, in Marokko Tirs genannt, bedeckt ist. Sie verdankt ihre Entstehung den
großen Staubmassen, die die sommerlichen Ostwinde aus dem Steppengebiete dem Küsten-
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— 17 —
Mittelmeerbeckens, ist überaus günstig. Dazu kommt die im Verhältnis zur
Größe des Landes längere Küste mit der trefflichen Bucht von Tunis. Auch
das anbaufähige Land nimmt einen verhältnismäßig größeren Raum ein.
Seit Tunis unter der geordneten französischen Verwaltung steht, hat die
wirtschaftliche Ausnutzung bedeutende Fortschritte gemacht. Der Bodenbau
nimmt stetig zu, durch die Anlage von Eisenbahnen (1910: 1500 km), Land-
straßen und großartigen Hafenbauten in Tunis, Biferta und Sfaks ist der
Verkehr erleichtert worden, der Handel bewegt sich in steigender Linie, und der
Staatshaushalt steht günstiger als in Algerien. Die Erzeugnisse sind im
wesentlichen dieselben wie in der Nachbarkolonie.
Der Außenhandel belief sich 1911 auf 212 Mill. Mk. (A. 115, E. 97).
Deutschland führte 1911 für 5 Mill. Mk. aus Tunis aus, für 1,7 Mill. ein.
Siedlungen. Die Hauptstadt Tunis (200000 E.) liegt auf hügeligem Boden an
i>er gleichnamigen Bucht, aber nicht unmittelbar an der Küste, sondern an der Binnenseite
eines großen Strandsees. Ein 11 lim langer Kanal, der jetzt die Lagune durchschneidet,
hat sie größeren Schiffen zugänglich gemacht und verbindet sie mit dem Hafen Goletta.
Von den Bewohnern sind 70000 Europäer, vorwiegend Italiener, und 50000 Juden.
15 km nö. lag das alte Karthago, von dem sich nur noch geringe Trümmerreste finden.
An der Nordküste Biserta (25000 E.), das in letzter Zeit zu einem Kriegshafen ersten
Ranges umgebaut worden ist. Andre, an der Ostküste gelegene Häfen sind Sfaks
(30000 E.) und Gabes. Die bedeutendste Siedlung im Innern ist Kairuan (25000 E.)
mit prächtigen Moscheen, als heilige Stadt der Araber ein wichtiger Wallfahrtsort und
Mittelpunkt des Karawanenverkehrs.
Staatliches. Tunesien ist seit 1881 ein Schutzstaat Frankreichs. Dem
Namen nach wird es zwar noch von einem Fürsten, dem Bei, regiert, aber die
Vertretung nach außen und die ganze Verwaltung liegt in den Händen der
Franzosen, die das Land auch militärisch besetzt halten.
Tunis stand seit 1575 unter türkischer Herrschaft, die sich aber allmählich lockerte,
bis endlich der Bei 1871 volle Selbständigkeit erlangte. Sie sollte nicht lange dauern.
Unbedeutende Grenzverletzungen durch den räuberischen Stamm der Krumir gaben 1881
den Franzosen den erwünschten Anlaß, sich in die Angelegenheiten des Landes einzumischen
und die Schutzherrschaft an sich zu reißen, zum großen Vevdrusse der Italiener, die eben-
falls ihr Auge auf das ihnen so nahe Tunis geworfen hatten.
Iii. Niederafrika.
1. Die Sahara.
Lage, Größe. Die Sahara, die größte Wüste der. Erde, erstreckt sich in
-einer Länge von 5000 und einer Breite von etwa 1800 km quer durch ganz Nord-
asrika, von der Düneuküste des Atlantischen Ozeans bis zu den Felsgestaden
des Roten Meeres. Eine Unterbrechung bildet nur der fruchtbare, aber ver-
hältuismäßig schmale Streiseu des Niltals. Die Wüste wird im N. von den
Atlasländern begrenzt; weiter ö. tritt sie an einigen Stellen bis nahe an das
Mittelmeer heran. An der Südseite findet ein allmählicher Übergang zu den
Fick, Trdkimde. Iv. Band. o
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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— 19 —
Gegenden, namentlich in der Libyschen Wüste, bilden die dichtgedrängten Dünen-
züge förmliche Gebirgslandschaften. 4. Die Lehmwüste. Sie hat in der Sahara
die geringste Ausdehnung und findet sich in Einsenkungen, die ehedem Seebecken
waren. Der Boden besteht aus feinem Schlamm oder Lehm und ist gewöhnlich
stark von Salz durchsetzt. Fällt einmal ein Regenguß, so verwandelt er sich
in eine kotige Masse; dann wird er wieder hart und trocken und zerspringt in
der Hitze in Schollen. Nach Chavanne entfallen in der Sahara Mill. qkm
auf Stein- und Kiesflächen, 2 Mill. auf Gebirge, l1^ Mill. auf Dünengebiete.
Die westliche Sahara beginnt mit einem mehrere Tagereisen breiten Tieflands-
streifen, der am Atlantischen Ozean entlang zieht. Hohe Dünen bedecken die hafenlose Küste
und setzen sich ins Innere des Landes fort. Allmählich hebt sich der Boden ans 3—400 m,
Abb. 4. Karawane in der Dünenwüste.
wird aber noch öfter von tiefer liegenden Gebieten unterbrochen. So zieht sich eine breite
Senke, deren mittlerer Teil als El Dschuf, Bauch der Wüste, bezeichnet wird, in nö.
Richtung vom Senegal bis zur kleinen Syrte. In ihr liegt u. a. die große Oase Tuat
und das Gebiet der tunesischen Schotts (S. 16). In der W.sahara nehmen Dünenland-
schasten einen großen Raum ein (Abb. 4). „Man stelle sich ein Chaos von scharfgeschnittenen
Bergkämmen, von spitzen Zacken, von bald langgezogenen, bald halbmondförmig gekrümmten
Rücken vor, ein endloses Meer von großen Sandwellen mit staunenswert glatten Ab-
hängen, orangegelb oder rötlich widerscheinend, von tiefen Schluchten durchschnitten, in
denen der Mensch, verloren zwischen diesen wandernden Mauern, erstickt; man denke sich
alles dies schweigend, unbeweglich wie ein plötzlich erstarrtes wütendes Meer, alles aber
in eine solche Lichtglut getaucht, so erleuchtet durch die Macht der Sonne, daß man nicht
gelben Sand, fondern eine Anhäufung von Goldstaub zu sehen glaubt, und man wird ein
schwache Vorstellung von einer solchen Landschaft bekommen" (Schirmer). Eine Wanderung
2*
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— 22 —
mäßig, so daß Felsen von allen Größen und Formen aus den Gestemstrümmern hervor-
ragen. Dazu kommt dann als zweite umbildende und zerstörende Macht der Wind. Er
leistet eine doppelte Arbeit. Die eine besteht darin, daß er den Staub und Sand erfaßt
und oft weithin fortträgt. Daher sind die höheren Gebiete der Sahara meist Fels- und
Kieswüste. Der Wind bläst alle feinen Stoffe weg und lagert sie in den tiefer liegenden
Landschaften ab, wo darum die Scmdwüste vorherrschend ist. Die gewaltigen Dünen der
Libyschen Wüste und der w. Sahara sind nichts anders als Anhäufungen von Sand, den
der Wind von den Hochflächen und aus den Gebirgen hier zusammengeweht hat. Aber
der Wind trägt auch zur Zerstörung des Gesteins bei. Er dringt in alle Ritzen der
Felsen ein, bläst die feinkörnigen Bindemittel heraus und hilft so das Gefüge lockern. Ist
er mit Sand beladen, so übt er zugleich eine wetzende, abschleifende Wirkung aus (Kor-
rasion). Von dem heftigen Anprall der Sandkörner werden alle Felsoberflächen geglättet
und erhalten einen eigenartigen Firnisglanz. Die weichen Teile der Gesteine werden
natürlich stärker angegriffen und weggescheuert, und so bilden sich auf den Felsen eigen-
tümliche Streifen, Rillen und rundliche Vertiefungen. Aus der vereinigten Arbeit der
Wärmeschwankung und des Windes gehen oft die merkwürdigsten Gebilde hervor. „Hier
scheinen", schreibt Walther, „Pilze oder Kohlköpfe von rotem Granit aus dem Boden
zu wachsen (Abb. 5), dort bilden riesige Blöcke ein gewaltiges Haufenwerk. Tiefe Höhlen
kriechen in die Felsen hinein, als ob riesige Wühltiere sie ausgegraben hätten. Hier liegt
ein großer Block, der innen so hohl ist, daß ein Einsiedler leicht seine Wohnung darin
aufschlagen könnte. Überall erkennen wir mit wenig Phantasie grinsende Menschenköpfe
und abenteuerliche Tiergestalten". Eine häufige Erscheinung in der Sahara sind die
Zeugen, vereinzelt oder in Gruppen und Reihen aufragende Felsen, die als Überreste
einer zusammenhängenden, zerstörten Gesteinsdecke anzusehen sind.
Klima. Die Sahara gehört zu den heißesten Landstrichen der Erde. Im
Sommer steigt die Hitze um Mittag nicht selten aus 50 °, ja in der Arabischen
Wüste am Roten Meere hat man bei bedecktem Himmel schon 65 0 gemessen,
und der Sand soll sich auf 70 0 erwärmen, so daß man Eier darin sieden kann.
„In der Sahara ist die Erde Feuer und der Wind eine Flamme", sagt der
Araber. Im Gegensatze zu den Tagen sind die Nächte kühl. Man hat tägliche
Wärmeschwankungen bis zu 41 0 beobachtet, und im Winter fällt das Thermo-
meter des Nachts nicht selten auf 1—6 0 unter Null. Die Ursachen dieser
scharfen Gegensätze sind der kahle Fels- und Sandboden, der sich rasch er-
hitzt, aber auch ebenso schnell wieder erkaltet, und der fast immer wolkenlose
Himmel, der die Wärme ungehindert ausstrahlen läßt, wozu dann noch die weite
Entfernung der Sahara vom Weltmeere kommt, das nnr in den w. Küsten-
gegenden seinen Einfluß geltend machen kann.
Was die Sahara aber zur Wüste macht, ist nicht die Hitze, sondern der
Mangel an Niederschlägen. Ob es Gebiete in ihr gibt, die völlig regenlos
sind, ist allerdings fraglich, Selbst in den trockensten Gegenden hat man wölken-
bruchartige Güsse beobachtet; aber sie sind selten, und es können mitunter Jahre
vergehen, ehe ein Tropfen den Boden befeuchtet. Doch bildet sich bei der starken
nächtlichen Abkühlung häufig Tau. Infolge der Trockenheit ist die Sahara ohne
einen dauernd fließenden Wasserlauf. Zwar trifft man nicht selten auf Flußtäler,
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Von den genannten Inselgruppen sind die Kanaren spauisch, die andern portugiesisch.
Bei der Entdeckung durch die Europäer waren sie unbewohnt mit Ausnahme der Kanaren,
auf denen ein berberisches Volk, die Guanchen (guantschen), ansässig war, das aber von
den Spaniern ganz ausgerottet worden ist. Die heutige Bevölkerung der Inselgruppe
besteht fast ganz aus Portugiesen und Spaniern.
5. Die Guinea-Inseln (3000 qkm, 64000 E.), 4 an der Zahl, liegen im innersten
Teil des Guineabusens und erreichen Höhen bis zu 2850 m. Sie haben ein heißes,
regenreiches Klima und sind darum üppig bewaldet und zum Anbau fast aller tropischen
Gewächse geeignet. Die nördlichste und südlichste, Fernando Po und Annobom,
gehören den Spaniern, die beiden andern, Prinzipe und St. Thome, den Portugiesen.
Die Bewohner sind Bantuueger. St. Thomö hat bedeutenden Kakaobau (1908: 2,5 Mill. kg).
6. St. Helena <120 qkm, 4500 E.) liegt 1850 km von der nächsten Küste entfernt.
Es ist eine einzige, große, wild zerklüftete Basaltmasse, die von allen Seiten steil empor-
steigt und 820 m Höhe erreicht. Die Bewohner, meist englischer Herkunft, treiben Land-
ivütschast, besonders Kartoffelbau und Ziegenzucht. Früher war die Insel, die seit 1815
englisch ist, ein wichtiger Anhaltepunkt für Schiffe, die hier Kohlen, Wasser und Lebens-
Nuttel einnahmen. Seit Eröffnuug des Sueskauals ist aber der Schiffsverkehr immer
mehr zurückgegangen. St. Helena ist besonders durch Napoleon I. bekannt geworden, der
hier von 1815—21 auf dem Gute Longwood (= wud) in der Verbannung lebte. Der
Hauptort der Insel ist das Hafenstädtchen Jamestown (dschehmstauu). Ebenfalls eng-
lisch sind noch zwei andere Eilande mitten im Atlantischen Ozean, Aszension (assenschen),
nw. von St. Helena, und Tristan da Ennha, weit im S.
b) Inseln im Indischen Ozean.
. Madagaskar (590900 qkm, 3 Mill. E.), die viertgrößte Insel der
Erde, wird vom Festlande durch den 400 km breiten Kanal von Mossambik
getrennt. Es ist 1650 km lang, was der Entfernung von Berlin bis Sizilien
entspricht, bis 550 km breit und kommt an Fläche der Pyrenäenhalbinsel
gleich. Die Küsten sind wenig gegliedert, fast überall flach, sumpfig oder mit
Haffen bedeckt. Im Innern wechseln Bergketten mit Hochflächen. Der Hauptzug
liegt der Ostküste näher und erreicht 2850 m. Von hier aus fällt das Land
nach O. steil, nach W. in breiten Stufen ab. Das Klima ist tropisch und sehr
ungesund, besonders in den Küstenlandschaften. Da die Insel beständig vom
Südostpassat bestrichen wird, empfängt die Ostseite bedeutende Regenmengen (3 m),
und die Gebirge sind daher hier mit dichtem Urwald bestanden. Im W., im
Regenschatten der Gebirge, sind die Niederschläge gering, und das Land ist zum
großen Teil Sawanne oder Steppe.
Die Bewohner sind Malaien mit gelbbrauner Hautfarbe und gelocktem
Haar und wahrscheinlich von den Sundainseln her eingewandert. Sie bauen
Reis, Taro, Hanf und betreiben Seidenzucht, alles Dinge, die sie aus ihrer
ursprünglichen Heimat mitgebracht haben. Schon in der ersten Hälfte des
vorigen Jahrhunderts sind die Madagassen von englischen Missionaren größten-
teils zum evangelischen Christentum bekehrt worden. 1869 wurde dieses zur
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Thome Helena_<120 Helena Napoleon_I. Helena Tristan_da_Ennha
Extrahierte Ortsnamen: Guineabusens Atlantischen_Ozean Indischen_Ozean Madagaskar Berlin Sizilien
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Staatsreligion erklärt. Die zahlreichen Missionsschulen haben unter der Be-
völkerung eine gewisse Bildung verbreitet.
Die Madagassen gliedern sich in zwei Hauptstämme, die dunkleren Sakalaven im
W. und die hellfarbigen Hovas im O. Lange Zeit hat man jene für Bantuneger gehalten.
Neuere Forschungen haben aber ergeben, daß sie ebenfalls Malaien sind, wenn auch
vielleicht mit Negern gemischt. Beide Stämme stehen sich feindlich gegenüber, was sich
daraus erklärt, daß sich die Hovas zu Herren der Insel gemacht und die Sakalaven unter-
warfen haben. Das Reich der Hovas war ein Lehnsstaat, der sich aus Adligen, Freien und
Sklaven zusammensetzte und von einem Könige oder einer Königin despotisch regiert wurde.
Madagaskar ist seit 1896 französisch. Die Eroberung gelang erst nach blutigen
Kämpfen, und bis zur Gegenwart hin haben immer wieder Aufstände der Eingeborenen
stattgefunden. Ob die Erwerbung für Frankreich von großem Werte sein wird, kann erst
die Zukunft lehren. Der Boden ist wenig fruchtbar, da er größtenteils aus sehr durch-
lässigem Laterit besteht (S. 37). Dazu kommen die großen Sumpfgebiete und das höchst
ungesunde Klima. Durch Anlage von Wegen und Eisenbahnen hat Frankreich angefangen,
das Land zu erschließen, und auch mit Pflanzungen hat man begonnen. Ausgeführt
wurden u. a. Kautschuk, Gold, Häute, Bast, Wachs, Vieh (1909: 27 Mill. Mk.). Die
Hauptstadt der Insel, Tananarivo (60000 E.), liegt im Binnenlande in 1400 m Höhe.
Eine 400 km lange Eisenbahn, die sie mit der Hafenstadt Tamatäve (15 000 E.) ver-
binden soll, ist im Bau.
2. Die Maskarenen, 700 km sö. von Madagaskar, a) Rvnnion (2000 qkm,
170000 E.), französisch, hat großartige Gebirgslandschaften mit einem noch tätigen
Vulkan. Man baut hauptsächlich Zuckerrohr, aber auch Tabak, Kakao, Kaffee und
Gewürze. (Aussuhr 1908: 12 Mill. Mk.). Die Hauptstadt ist St. Denis (ßäng denie,
30000 E.) — b) Manritins (1830 qkm, 380000 E.), englisch, erreicht nur Höhen bis
zu 800 m. Die Insel bildet fast ein einziges Zuckerfeld; doch wird neuerdings auch
Vanille gebaut. (A. 1910: 50 Mill. Mk.) Hauptstadt: Port Louis (60000 E).
3. Die Komoren (2000 qkm, 85000 E.) zwischen Madagaskar und dem Festlande
sind französisch.
4. Die Amiranten und Seychellen (ßefchellen 350 qkm, 20 000 E.) sind kleine,
von Korallenriffen umsäumte Eilande und britischer Besitz. Gebaut werden Kokosnüsse,
Vanille und Kakao.
5. Die Sansibargruppe (2920 qkm, 200000 E.) liegt vor der Küste Deutsch-Ostafrikas
und besteht aus drei Inseln: Sansibar, Pemba und Mafia. Die letztgenannte ist
seit 1890 deutsch, die beiden andern stehen unter englischer Schutzherrschast. Es sind
Korallenbauten von geringer Höhe und ziemlich dürftigem Pflanzenwuchs. Doch ist
Sansibar, die weitaus wichtigste der drei Inseln, gut angebaut und dicht bewohnt. Die
Bevölkerung besteht aus einem Gemisch von Negern, Arabern und Indern und bekennt
sich zum Islam. Unter den Erzeugnissen stehen an erster Stelle Gewürznelken, deren
Anbau nirgendwo in gleichem Umfang betrieben wird. 1907 wurden 81/4 Mill. kg im
Werte von 9,6 Mill. Mk. ausgeführt. Die Hauptstadt Sansibar (35000 E.) mit
trefflichem Hafen ist der wichtigste Handelsplatz Ostafrikas. (A. 1911: 24 Mill. Mk.).
6. Das englische Säkotra (3600 qkm, 12000 E.), eine Fortsetzung des Osthorns
von Afrika, ist trocken und wenig fruchtbar, daher wirtschaftlich von geringem Wert.
Dagegen hat es einige Bedeutung als Schiffshalteplatz und für die Beherrschung des See-
wegs nach Indien.
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Extrahierte Personennamen: Denis_( Louis_(
Extrahierte Ortsnamen: Madagaskar Frankreich Frankreich Madagaskar Madagaskar Sansibar Pemba Sansibar Sansibar Ostafrikas Afrika Indien
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Inseln hervorragen. Um diese Zeit herrscht überall Freude. Denn wo das
Wasser gestanden hat, da läßt es einen fruchtbaren Schlamin zurück, der Haupt-
sächlich den Gebirgen Abessiniens entstammt. In den so durchfeuchteten und
gedüngten Boden wird dann der Same gestreut, und wenn bei uns die Erde
mit Eis und Schnee bedeckt ist, sieht man in Ägypten üppige Kornfelder und
fette, grüne Weiden.
Die Überschwemmungen des Nils verlaufen keineswegs so einfach, wie man sich das
gewöhnlich vorstellt. Schon die alten Ägypter hatten großartige Einrichtungen geschaffen,
einerseits, um den verheerenden Einwirkungen des Hochwassers vorzubeugen, anderseits, um auch
den Gegendeil das kostbare Naß zuzuführen, die bei zu niedrigem Wasserstande nicht erreicht
wurden. Denn die Fluthöhe ist in den einzelnen Jahren außerordentlich verschieden.
Übersteigt sie beträchtlich das gewöhnliche Maß, 8,5 m über dem niedrigsten Stande am
Pegel auf der Insel Roda bei Kairo, so richten die Gewässer oft großen Schaden an.
Schlimmer noch ist es, wenn sie dahinter zurückbleibt: geringe Ernte, ja Hungersnot sind
die Folge. Die Vorkehrungen, die man zur Regelung der Bewässerung getroffen hat, be-
stehen in einem ausgedehnten Netz von Kanälen und Dämmen. Klunzinger schildert den
heutigen Zustand wie folgt:
„Die schwellende große Mittelader ergießt ihr nährendes Wasser in groß?, tiefe, bis
nahe an den Rand der Wüste reichende, zuweilen wieder bogig zur Hauptader zurückkehrende,
von Menschenhand gemachte Seitenkanäle. Von Strecke zu Strecke werden die Kanäle
durch Querdämme unterbrochen, das Kanalwasser staut sich hinter dem Damme und strömt
durch Schleusen in das nebengelegene Niederland. Hat der hinter dem ersten Querdamme
gelegene Teil des Landes seine nötige Bedeckung mit Überschwemmuugswasser bezogen,
so sticht man diesen Damm an, das Wasser strömt im Kanäle bis zum zweiten Damme,
ergießt sich über dessen Bezirk und so fort. Ist das Hochwasser ungenügend, wie es
in manchen Jahren vorkommt, so gelangt es kaum in die äußersten Bezirke des Tales,
und diese bleiben für dieses Jahr trocken und brach. Für die Felder, wo noch eine Ernte
steht, werden die Schleusen des Kanals erst nach der Ernte geöffnet. Fällt der Fluß, so
wird das befruchtende Wasser durch Abdämmen noch eine Zeitlang auf dem Felde zurück-
behalten". Im Sommer, wenn der Nil seinen niedrigsten Stand hat, bildet der weitaus
größte Teil des Niltales eine sonnverbrannte Staubebene. Aber durch Schöpfvorrichtungen
aller Art, von Menschen, Tieren oder Dampf bewegt, können auch dann ansehnliche Land-
striche am Flusse künstlich bewässert werden. Nicht weniger als 60000 Hebelwerke (Scha-
duss), 35000 Schöpfräder und 3600 Dampfmaschinen arbeiten am Nil. Am Beginn des
Deltas hat man im vorigen Jahrhundert ein gewaltiges Wehr errichtet, vor dem sich das
Wasser staut und durch dessen Schleusen der Abfluß für das Delta geregelt wird. Viel
gewaltiger aber, wohl das großartigste Wasserbauwerk der Neuzeit, ist der von den Eng-
ländern ausgeführte, 1902 vollendete Staudamm von Assuan in Oberägypten. 18000
bis 19000 Menschen haben vier Jahre daran gearbeitet. Der Damm sperrt den Fluß an
der Stelle des ersten Katarakts. Er hat eine Länge von fast 2 km, ist 37 m hoch,
am Felsengrunde 29, an der Krone 7 m breit und aus schweren Granitblöcken erbaut.
180 Schleusen, denen der Wasserüberschuß mit donnerndem Getöse entströmt, durchbrechen
ihn. Zur Zeit der Flut sind die Schleusen geöffnet. Anfang Dezember, wenn der Fluß
wieder in seine Ufer zurücktritt, werden sie geschlossen. Etwa 100 Tage dauert es, bis das
gewaltige Staubecken gefüllt ist, das an Größe dem Genfer See gleich kommt und über
1 Milliarde cbm Wasser faßt. Dieses wird dann zur Zeit der Sommerdürre in Kanälen
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die nur spärlich bewachsene Steppe erhitzen sich viel stärker als Landschaften mit
dichter Pflanzendecke, insbesondere Wäldern. 2. Die Oftfeite Afrikas ist durchweg
bedeutend wärmer als die Westseite. Die Wärmelinie von 250 tritt am
Roten Meere unter dem 25. Breitenkreise in Afrika ein und verläßt es wieder an
der Westküste unter dem 18. Grade. Noch größer ist der Unterschied in Südafrika, wo
die Linie gleicher Wärme die Küste Afrikas w. von Madagaskar, 22 0 f. Br., berührt und
an der Westseite nahe dem Äquator aus dem Erdteil wieder heraustritt. Wir haben also
hier an zwei Punkten, die um 22 0 auseinanderliegen, dieselbe Jahreswärme. Die
Hauptursache dieser auffallenden Erscheinung sind die Wärmezustände der angrenzenden
Meere. Während nämlich die Ostküste von warmen Meeresströmungen berührt wird,
verlaufen an'der Westküste zwei kalte Strömungen, der Benguelaström im S. und der
Kanarische Strom im N. Dazu kommt weiter, daß anhaltende ö. Winde das wärmere
Oberflächenwasser von der Küste abtreiben, zu dessen Ersatz dann kaltes, sog. Auftrieb-
wasser aus der Tiefe emporsteigt.
Die große Flächenausdehnung des Erdteils, die geringe Gliederung und die hohen
Randgebirge bewirken ferner, daß der weitaus größte Teil Afrikas ein ausgeprägtes Land -
klima hat. Die Unterschiede zwischen der wärmeren und der kühleren Jahreszeit sind oft sehr
groß, viel größer noch die zwischen Tag und Nacht. Namentlich in den Wüsten und Hoch-
steppen Nord- und Südafrikas folgen nicht selten auf glühendheiße Tage bitterkalte Nächte,
in denen das Thermometer unter den Gefrierpunkt sinkt. „Die Afrikareisenden sind oft im
Zweifel, ob sie mehr über die Hitze oder die Kälte klagen sollen, und die leichtbekleideten
Afrikaner pflegen in den kalten Nächten und eisigen, feuchten und nebligen Morgenstunden
in einer solchen Weise zu leiden, daß wir an Erzählungen von arktischen Abenteuern er-
innert werden. Allerdings brauchen wir dabei nicht gleich an Temperaturen tief unter
dem Nullpunkt zu denken, sondern der Mensch, und nicht bloß der Afrikaner, sondern auch
der einige Zeit im Lande verweilende Europäer findet es schon unerträglich kalt, wenn das
Quecksilber noch weit vom Gefrierpunkt entfernt ist. Trotzdem sind wahrscheinlich diese scharfen
Temperaturgegensätze als eine Wohltat zu betrachten; denn Afrika ist gerade da am wenigsten
gesund, wo sie fehlen und wo auch die Nacht keine ausreichende Abkühlung bringt" (Hahn).
Die Niederschläge sind in Afrika, im ganzen genommen, gering. Selbst die den
Tropen angehörigen Teile empfangen viel weniger Regen als die gleichliegenden Land-
fchaften Südamerikas und Südasiens. Im N. und S. Afrikas aber befinden sich aus-
gesprochene Trockengebiete mit weniger als 25 cm Regenmenge: die Sahara, Deutsch-Süd-
westasrika, die Kalahari und große Teile des Kaplandes. Die Ursachen für die Regenarmut
dieser Gebiete sind im N. die S. 23 geschilderten Windverhältnisse, im S. die regenfangenden
Randgebirge an der Ost- und die kalte Ströniung an der Westküste (S. 62). Eine etwas
reichlichere Regenmenge, örtlich bis zu 100 cm, erhalten die Atlasländer, der n. Sudan,
die Somalhalbinsel, das Sambesigebiet und der sö. Teil Südafrikas. In den Äquatorial-
gegenden steigen die Niederschläge bis auf 200 und mehr cm. Am reichlichsten bedacht ist
die Südwestecke Nordguineas, die Landschaften im Hintergrunde des Busens von Guinea,
insbesondere Kamerun (800-1000 cm), und die Ostseite Madagaskars (300 cm). Die
Verteilung der Niederschläge über die Jahreszeiten ist sehr ungleichmäßig. In den
nördlichsten Gebieten und dem größten Teile der Sahara fällt der Hauptregen im Winter
(S. 23), ebenso im äußersten S. und S.-W. des Erdteils, während sonst in Südafrika
Sommerregen vorherrschen (S. 63). Der große Raum etwa zwischen dem 18° n. und s.
Breite gehört dem Gebiete der Tropenregen an (S. 38). Schnee ist in einem sehr großen
Teile Afrikas unbekannt. Eine dauernde Schneedecke und Gletscher tragen nur die drei
Bergriesen Ostafrikas: der Kilimandscharo, der Kenia und der Runsoro.
Fick, Erdkunde. Iv. Band. c
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Extrahierte Ortsnamen: Afrikas Afrika Südafrika Afrikas Madagaskar Afrikas Afrika Afrika Deutsch-Süd- Niederschläge Südwestecke_Nordguineas Guinea Kamerun Madagaskars Sahara Südafrika Afrikas Ostafrikas Kenia