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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 78

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 78 — Staatsreligion erklärt. Die zahlreichen Missionsschulen haben unter der Be- völkerung eine gewisse Bildung verbreitet. Die Madagassen gliedern sich in zwei Hauptstämme, die dunkleren Sakalaven im W. und die hellfarbigen Hovas im O. Lange Zeit hat man jene für Bantuneger gehalten. Neuere Forschungen haben aber ergeben, daß sie ebenfalls Malaien sind, wenn auch vielleicht mit Negern gemischt. Beide Stämme stehen sich feindlich gegenüber, was sich daraus erklärt, daß sich die Hovas zu Herren der Insel gemacht und die Sakalaven unter- warfen haben. Das Reich der Hovas war ein Lehnsstaat, der sich aus Adligen, Freien und Sklaven zusammensetzte und von einem Könige oder einer Königin despotisch regiert wurde. Madagaskar ist seit 1896 französisch. Die Eroberung gelang erst nach blutigen Kämpfen, und bis zur Gegenwart hin haben immer wieder Aufstände der Eingeborenen stattgefunden. Ob die Erwerbung für Frankreich von großem Werte sein wird, kann erst die Zukunft lehren. Der Boden ist wenig fruchtbar, da er größtenteils aus sehr durch- lässigem Laterit besteht (S. 37). Dazu kommen die großen Sumpfgebiete und das höchst ungesunde Klima. Durch Anlage von Wegen und Eisenbahnen hat Frankreich angefangen, das Land zu erschließen, und auch mit Pflanzungen hat man begonnen. Ausgeführt wurden u. a. Kautschuk, Gold, Häute, Bast, Wachs, Vieh (1909: 27 Mill. Mk.). Die Hauptstadt der Insel, Tananarivo (60000 E.), liegt im Binnenlande in 1400 m Höhe. Eine 400 km lange Eisenbahn, die sie mit der Hafenstadt Tamatäve (15 000 E.) ver- binden soll, ist im Bau. 2. Die Maskarenen, 700 km sö. von Madagaskar, a) Rvnnion (2000 qkm, 170000 E.), französisch, hat großartige Gebirgslandschaften mit einem noch tätigen Vulkan. Man baut hauptsächlich Zuckerrohr, aber auch Tabak, Kakao, Kaffee und Gewürze. (Aussuhr 1908: 12 Mill. Mk.). Die Hauptstadt ist St. Denis (ßäng denie, 30000 E.) — b) Manritins (1830 qkm, 380000 E.), englisch, erreicht nur Höhen bis zu 800 m. Die Insel bildet fast ein einziges Zuckerfeld; doch wird neuerdings auch Vanille gebaut. (A. 1910: 50 Mill. Mk.) Hauptstadt: Port Louis (60000 E). 3. Die Komoren (2000 qkm, 85000 E.) zwischen Madagaskar und dem Festlande sind französisch. 4. Die Amiranten und Seychellen (ßefchellen 350 qkm, 20 000 E.) sind kleine, von Korallenriffen umsäumte Eilande und britischer Besitz. Gebaut werden Kokosnüsse, Vanille und Kakao. 5. Die Sansibargruppe (2920 qkm, 200000 E.) liegt vor der Küste Deutsch-Ostafrikas und besteht aus drei Inseln: Sansibar, Pemba und Mafia. Die letztgenannte ist seit 1890 deutsch, die beiden andern stehen unter englischer Schutzherrschast. Es sind Korallenbauten von geringer Höhe und ziemlich dürftigem Pflanzenwuchs. Doch ist Sansibar, die weitaus wichtigste der drei Inseln, gut angebaut und dicht bewohnt. Die Bevölkerung besteht aus einem Gemisch von Negern, Arabern und Indern und bekennt sich zum Islam. Unter den Erzeugnissen stehen an erster Stelle Gewürznelken, deren Anbau nirgendwo in gleichem Umfang betrieben wird. 1907 wurden 81/4 Mill. kg im Werte von 9,6 Mill. Mk. ausgeführt. Die Hauptstadt Sansibar (35000 E.) mit trefflichem Hafen ist der wichtigste Handelsplatz Ostafrikas. (A. 1911: 24 Mill. Mk.). 6. Das englische Säkotra (3600 qkm, 12000 E.), eine Fortsetzung des Osthorns von Afrika, ist trocken und wenig fruchtbar, daher wirtschaftlich von geringem Wert. Dagegen hat es einige Bedeutung als Schiffshalteplatz und für die Beherrschung des See- wegs nach Indien.

2. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 84

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 84 hinein und teilen sich wieder in zwei große, hauptsächlich durch die Sprache geschiedene Familien, die Sudauneger und die Bantuneger (S. 43 u. 53). 2. Hottentotten und Buschmänner (Südafrikanische Rasse) ims.-W. Südafrikas: der Kalahari, Deutsch-Südwestafrika und im Kaplande (S. 63). Verwandt mit ihnen sind wahrscheinlich die Zwergvölker, die in dichten Waldgegenden zwischen den Negern wohnen (S. 53). - 3. Hamiten in Nordafrika. Zu ihnen gehören insbesondere die Berber (©. 4) und die Ägypter (S. 32) sowie die Wüstenstämme der Tuarek und Tibbu (S. 25). 4. Semiten, ebenfalls in Nordafrika. Die beiden wichtigsten Stämme sind die Araber (S. 5, 25, 32), die zerstreut zwischen den Berbern in den Atlasländern und der Sahara wohnen, und die Abessini er (S. 58). 5. Malaien in Madagaskar (S. 77). 6. Europäer. Sie haben sich überall in den Kolonien der europäischen Staaten niedergelassen. Am zahlreichsten sind Holländer (Buren) und Engländer in Süd- asrika. Die große Mehrzahl der Bewohner ist dem Heidentum ergeben, häufig in der niedrigsten Form, dem Fetischdienst (S.46). In ganz Nordafrika herrscht der Islam, der auch in Ostafrika viele Bekenner zählt. Überall aber hat auch das Christentum festen Fuß gefaßt, das durch zahlreiche Missionare weiterverbreitet wird. Wirtschaftliches. Afrika hat in den letzten Jahrzehnten auf wirtschaftlichem Gebiete gewaltige Fortschritte gemacht. Gleichwohl ist der Wert seiner Erzeugnisse noch immer gering im Vergleich zu seiner Größe und seinem Reichtum. Für die Ausfuhr kommen in erster Linie die Erzeugnisse des Bergbaus in Betracht. Beträgt doch allein in Südafrika die jährliche Ausbeute an Gold und Diamanten mehr als 1000 Mill. Mk. Dazu kommen dann noch Kupfer im Kmand und Deutsch-Südwestafrika. Eisen und Phosphate in Algerien (S. 15). Unter den Erzeugnissen der Landwirtschaft steht weitaus an erster Stelle die Baumwolle, von der allein Ämpten jährlich für etwa 500 Mill. Mk. auf den Weltmarkt liefert. Auf Gold, Diamanten und Baumwolle entfällt nicht weniger als 3/4 der Ausfuhr Afrikas. Ihnen gegenüber ist der Wert der andern Güter gering. Die wichtigsten Erzeugnisse sind: Wein und Olivenöl (Algerien und Tunis), Gewürznelken (Sansibar), Kakao (Kamerun), Sisalhans (Deutsch-Ost- asrika), Kaffee und Tabak. Von Walderzeugnissen kommen in Betracht: Palmöl und Palmkerne, Kautschuk, Kopra, Klebegummi. Das Tierreich liefert Wolle, Elfenbein, Straußfedern. Der Außenhandel hatte 1910 einen Wert von 4730 Mill. Mk. (A. 2183, E. 2547), nur etwas mehr als 1ji von dem des Deutschen Reichs. Staatliches. Bis auf Abeffinien und den kleinen Negerftaat Liberia ist jetzt ganz Afrika unter europäische Mächte aufgeteilt. Es entfallen aus: 1. Britische Besitzungen (einschl. Ägypten) 10,3 Mill. qkm 50 Mill. E. 2. Französische Besitzungen.....9,2 „ .. 32 3. Deutsche Besitzungen......2,7 „ 4. Portugiesische Besitzungen .... 2,1 „ 5. Belgische Besitzungen......2,4 „ 6. Italienische Besitzungen.....1,5 „ 7. Spanische Besitzungen .... 233000 Entdecknngsgeschichte. Afrika ist erst sehr spät erso 15 „ 8,3 „ 15 „ 1,3 „ 220000 [cht worden. Die schwer

3. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 96

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 96 — auf fünf Gruppen zurückgeführt. Sie gehören fast alle der Mittelländischen oder Kankasischen Rasse an, haben eine helle Hautfarbe und zeichnen sich durch Schönheit des Körperbaus und der Gesichtsbildung ans. Wie fast alle Hochgebirgsbewohner sind auch die Kaukasusvölker überaus freiheitsliebend und kühne und tapfere Krieger. Über 50 Jahre haben die Russen mit ihnen zu kämpfen gehabt, ehe es ihnen gelang, sie völlig zu be- zwingen. Am hartnäckigsten haben die Tscherkessen, im N-W. des Gebirges, wider- standen, und als sie dann endlich doch unterworfen wurden, wanderten viele aus und ließen sich in andern Teilen Vorderasiens nieder. Ein Teil der Kaukasusvölker bekennt sich äußerlich zum Christentum, andere sind Mohammedaner. Wirtschaftliches. Kaukasien hat unter der Herrschaft der Russen bedeutende Fortschritte gemacht. Die fruchtbaren Gebiete am Rion und der oberen Kura sind gut angebaute Landschaften, die Getreide, Baumwolle, Tabak, Weiu und Seide erzeugen. Im Gebirge und in den Steppen ist die Viehzncht bedeutend. Am wichtigsten aber sind die Bodenschätze. Im S.-W., bei Kutais, gibt es ertragreiche Gruben von Manganeisenstein, die 1906 478000 t im Werte von 19 Mill. Mk. förderten. Die Erze eignen sich besonders zur Stahlbereitung und werden nach Europa und sogar nach Amerika versandt. Auch Kupfer, Kohlen und Steinsalz sind vorhanden. Den weitaus reichsten Ertrag liefern aber die Erdölquellen bei Baku auf der Halbinsel Apscheron. Kaukasien steht unter den Erdöl erzeugenden Ländern an zweiter Stelle. 1910 wurden 9 Mill. t gereinigtes Öl gewonnen gegen 28 Mill. in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. In Hunderten von Quellen, die man durch Tiefbohrungen erschlossen hat, tritt das Erdöl zutage. Es wird teils aus der Tiefe gepumpt, teils sprudelt es empor. Ein 1897 erbohrtes Lager ergab einen Sprudel von t8 m Höhe und lieferte anfangs täglich 131000 t Rohöl, ging aber dann nach 4 Monaten auf 655 t zurück. Das Rohöl ist eine dunkelgrüne Flüssigkeit und wird als Naphtha bezeichnet. Rohrleitungen bringen es in Fabrikanlagen, Raffinerien, wo es gereinigt wird. Die Rückstände, Masud genannt, sind ein ausgezeichneter Heizstoff für Dampfer und Lokomotiven und werden überall in dem kohlenarmen Rußland verwendet. Das Petroleum wird auf eigens dafür erbauten Dampfern verschickt und zwar sowohl von Baku am Kaspischen wie auch von Batum und Poti am Schwarzen Meere, wohin eine Eisenbahn führt. In neuster Zeit hat man mit einem Kostenaufwands von 44 Mill. Mk. eine 900 km lange Rohrleitung nach Batum gelegt, durch die das Öl in die Dampfer am Schwarzen Meere befördert wird. Rußland erzielt mit seiner Ausfuhr an Erdöl und dessen Nebenerzeugnissen eine jährliche Einnahme von über 100 Mill. Mk. Siedlungen. Der Verwaltungsbezirk Kaukasien, der noch zum europäischen Rußland gerechnet wird, umfaßt auch Rnssisch-Armenien und reicht im N. bis zum Flusse Manytsch. Die Hauptsiedlungen liegen natürlich in dem begnnstigteren Südkaukasien. Die Hauptstadt ist Tiflis (190000 E.) an der Kura, am Kreuzungspunkte der Südkaukasischen Bahn und der über den Kaukasus führenden Grusinischen Heerstraße, an die sich die Armenische Eisenbahn anschließt, daher ein wichtiger Handelsplatz. Die Stadt hat eine wundervolle Lage und ist halb modern-europäisch, halb morgenländisch gebaut.

4. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 141

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 141 — dieser Ströme ein gewaltiges Delta, das beim Jrawadi 30 000, beim Mekong gar 70 000 qkm umfaßt. Klima, Pflanzen- und Tierwelt stimmen im wesentlichen mit Vorderindien überein. Nnr ist das Land feuchter, regenreicher, namentlich im W., wo Regenmengen bis zu 5 m vorkommcn. Der Pflanzenwuchs zeigt darum eine noch größere Üppigkeit, und insbesondere nehmen feuchte Urwälder einen viel größeren Raum ein als auf der Nachbar- Halbinsel. Die Bevölkerung Hinterindiens ist stark gemischt, da sich hier Angehörige dreier Rassen berühren: Inder, Chinesen und Malaien. Die letzteren be- wohnen ziemlich unvermischt Malaka, das nach ihnen auch als Malaische Halb- insel bezeichnet wird. Im N.-W. zeigen die Bewohner vorherrschend indisches, im N.-O. chinesisches Gepräge. Während in den wenig zugänglichen Gebirgs- landschasten noch wilde Stämme hausen, haben es die Bewohner der großen Täler und Ebenen zu einer Halbknltur gebracht. Die vorherrschende Religion ist der Buddhismus; die Malaien Malakas sind meist Mohammedaner. Staatliche und wirtschaftliche Verhältnisse. Während Vorderindien und die Sundainseln schon früh von europäischen Mächten besetzt wurden, blieb Hinterindien lange Zeit unbeachtet. Zwar hatten schon im 16. Jahr- hundert Portugiesen, im 17. Niederländer auf Malaka Niederlassungen gegründet, aber sie gelangten zu keiner Bedeutung. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts begannen die Engländer mit dem Erwerb von Besitzungen an der Westküste, die sie dann nach und nach erweiterten, bis sie 1909 den heutigen Umfang erreichten. 1862 faßten die Franzosen an der Ostküste, in Kochinchina, festen Fuß und eroberten dann bis 1904 Kambodscha, Tonking und Annam. 1. Britisch-Hinterindien (750 000 qkm, 12 Mill. E.) umfaßt das Gebiet vom Tiefland Vorderindiens und dem Bengalischen Busen bis über den Salnen hinaus, die Landschaften Ober- und Niederbarma, ferner Süd-Malaka. Barma oder Birma gehört zum Kaiserreich Indien (S. 135), auf Malaka gibt es mehrere Schutzstaaten und eine Anzahl unmittelbarer Besitzungen, die unter dem Namen Straits fettlemeuts (strehts fettelments), „Niederlasfungen an den Straßen", eine eigne Kronkolonie bilden. Das Haupterzeugnis ist Reis, für dessen Anban die breite, wasserreiche Talebene und das Delta des Jrawadi die günstigsten Bedingungen aufweisen. Die jährliche Ausfuhr beläuft sich aus 180—200 Mill. Mk. Die Wälder sind reich an Tiekbäumen. Außerdem werden Baumwolle, Kautschuk, Indigo n. a. tropische Gewächse gewonnen. Malaka ist das an Zinn reichste Land der Erde und liefert gegenwärtig trotz Rückgangs in den letzten Jahren noch mehr als die Hälfte (51,72 °/0) der Welt- erzeugung (1910: 57 000 t). Andre Erzeugnisse des Bergbaus sind Erdöl im Jrawaditale und Edelsteine, besonders Rubine, in Oberbarma. Die Hauptstadt Rangnn (300000 E.), an einem Mündungsarme des Jrawadi, ist einer der ersten Reishäfen der Erde und führt auch viel Tiekholz aus. Die große Fahr- straße des Jrawadi, der 1600 km weit schiffbar ist, sowie zwei weit ins Innere reichende

5. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 215

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 215 — er begnadigt werden und dann als freier Mann einen Beruf treiben. Bald kamen auch freie Ansiedler, anfangs allerdings nur spärlich, namentlich Engländer, Iren und Deutsche. „So bildete sich aus ihnen, den im Lande zurückgebliebenen Beamten und Soldaten und den freigelassenen Sträflingen allmählich eine freie Bevölkerung". Diese erhob bald Ein- fpruch gegen die weitere Einfuhr von Verbrechern; die Regierung gab endlich nach, und seit 1640 hörte die Verschickung nach Neu-Südwales auf, nachdem im ganzen 82000 Sträf- linge dorthin befördert worden waren. Dann wurde Tasmanien (bis 1854) und zuletzt Westaustralien Verschickungsort, bis man 1868 auch hier die Zufuhr einstellte. Insgesamt hat England in Australien etwa 200000 Sträflinge angesiedelt. Viele von ihnen sind später zu ordentlichen Menschen geworden, manche zu Reichtum und Ansehen gelangt. Bei nicht wenigen allerdings gewann nach der Freilassung die alte Natur wieder die Oberhand, und die Bewohner haben oft schwer unter Diebes- und Räuberbanden zu leiden gehabt. Doch darf nicht vergessen werden, daß die Sträflinge durch die Arbeit, die sie leisten mußten, bedeutend zur Entwicklung des Landes beigetragen haben. Bis um die Mitte des vorigen Jahrhunderts hatte die Bevölkerung nur langsam zugenommen. Als aber 1851 in Neu-Südwales und Viktoria ergiebige Goldfelder entdeckt wurden, strömten aus allen Erdteilen Abenteurer herbei, die in kurzer Zeit reich werden wollten. In 10 Jahren verdreifachte sich die Bevölkerung. Auch später noch wurden durch neue Goldsunde und die Entdeckung von Kupfer- und Silberlagern viele Menschen ange- zogen. Außerdem waren die Regierungen auch darauf bedacht, ländliche Ansiedler zu ge- Winnen. Sie unterstützten solche auf jede Weise, indem sie ihnen Land frei überließen, sie mit Korn zur Aussaat, mit dem nötigen Vieh und Ackergerät versorgten, sie 18 Monate lang ernährten und kleideten und ihnen Sträflinge als Arbeiter zur Verfügung stellten. So wurden immer neue Gebiete der Landwirtschaft dienstbar gemacht und durch Bewässerungs- anlagen und die Erbohrung von artesischen Brunnen selbst Gegenden sür den Anbau und die Viehzucht gewonnen, die anfänglich zur Besiedlung gänzlich ungeeignet erschienen. Die Einführung des Anbaus von Zuckerrohr u. a. tropischen Gewächsen brachte es mit sich, daß man auch Farbige, Malaien und Kanaken, als Arbeiter ins Land zog, da Europäer in den heißen Ländern keine Feldarbeit verrichten können. 1860 hatte die Bevölkerung die erste Million überschritten, 1875 die zweite, 1889 die dritte, 1904 die vierte. Seit etwa einem Jahrzehnt ist die Bevölkerungszunahme indes nur noch gering und beschränkt sich fast ganz ans den natürlichen Zuwachs. Die Einwanderung ist dermaßen zurückgegangen, daß sie die Auswanderung nur wenig mehr übertrifft, obwohl der Erdteil eine noch viel größere Zahl von Bewohnern zu ernähren vermöchte. Diese Stockung in der Volkszunahme ist das Werk der in Australien sehr einflußreichen Arbeiterpartei. Um sich vor jedem Mitbewerb zu schützen und überall ihre hochgehenden Forderungen durchdrücken zu können, hat sie es in den Volksvertretungen durchgesetzt, daß Einwandrer nur unter sehr erschwerenden Bedingungen zugelassen werden. Schon seit 1860 suchte man sich der Chinesen durch eine hohe Kopfsteuer zu erwehren, und seit 1901 wird von ihnen und den Japanern, die sich im Lande niederlassen wollen, die Niederschrift von 50 Worten in einer europäischen Sprache verlangt. Ferner ist die Heranziehung von farbigen Arbeitern jetzt gänzlich verboten, wodurch die Pflanzer tropischer Gewächse schweren Schaden erlitten haben. Auch die europäische Einwanderung hat sehr nachgelassen, da seit 1890 Unterstützungen an ländliche Ansiedler nicht mehr gewährt werden und Fabrik- und Bergarbeiter von den ein- heimischen Arbeitern als „Lohndrücker" gehaßt werden. Die Verteilung der Bevölkerung über den Erdteil ist der Natur des Landes und den verschiedenen Erwerbsverhältnissen entsprechend sehr ungleichmäßig. Am dichtesten bewohnt ist der begünstigtere O. und S.-O.; aber auch hier reicht die stärkere Besiedlung nicht über

6. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 217

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 217 — Adelaide, der Geologe Johannes Menge, den man als den „Vater der australischen Mineralogie" verehrt, Richard Semon, der Erforscher der Tierwelt Australiens, Rudolf von Lendenfeld, dem wir eine genauere Kenntnis der ostaustralischen Gebirge der- danken u. a. Auch die Sprachen der Eingeborenen sind nicht von Engländern, sondern fast ausschließlich von deutschen Gelehrten erforscht worden. Im öffenllichen und politischen Leben dagegen haben unsre Landsleute in Australien nie eine hervorragende Rolle gespielt. Dazu ist ihre Zahl zu gering. Als „ruhige, durch- weg in ihrer Tätigkeit aufgehende Bürger" halten sie sich meist vom Parteigetriebe fern und bereiten der Regierung keinerlei Schwierigkeiten. Trotzdem ist die öffentliche Meinung ihnen im allgemeinen keineswegs günstig. Wegen ihrer Arbeitsamkeit und Genügsamkeit werden sie meist scheel angesehen, und namentlich die deutschen Arbeiter gelten bei ihren anspruchsvolleren englischen Genossen als Lohndrücker. Wie anderwärts, so ist auch in Australien zu beklagen, daß viele unter den Deutschen leicht ihr Volkstum aufgeben. Das ist namentlich dort der Fall, wo sie stark zerstreut unter der englischen Bevölkerung leben. Kinder aus Ehen zwischen Deutschen und Engländern lernen gewöhnlich nur die englische Sprache. Besser steht es in solchen Bezirken, wo Deutsche in größerer Zahl zusammenleben. Hier gibt es deutsche Kirchen und Schulen, die sämtlich von den lutherischen Kirchengemeinden unterhalten werden, und Gesang-, Turner- und Schützenvereine, die die Pflege des Deutschtums als ihre Aufgabe betrachten. Zwei deutsche Seminare versorgen die Schulen mit Lehrern. Von großer Bedeutung für die Erhaltung des Deutschtums sind auch die vier, allerdings wöchentlich nur einmal erscheinenden deutschen Zeitungen. Gleichwohl steht zu befürchten, daß sich das Deutschtum in Australien auf die Dauer nicht wird halten können, um so weniger, als der Zuzug neuer Ansiedler aus der alten Heimat schon seit Jahren sehr gering ist und der alte Stamm allmählich ausstirbt. „So werden die Deutschen aller Wahrscheinlichkeit nach auch hier die Rolle des Kultur- düngers gespielt haben, wie in allen englisch redenden Ländern". 3. Die wirtschaftlichen Verhältnisse. Der Ackerbau ist in Australien wegen der Trockenheit des Innern auf die Randgebiete beschränkt und steht an wirtschaftlicher Bedeutung weit hinter der Viehzucht zurück. Selbst in dem regenreicheren O. und S.-O. reicht der Anbau nicht über 300 km weit ins Land hinein. Fast überall hat der Acker-- bau mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Lang anhaltende Dürren, Glut- winde, Überschwemmungen (S. 207), Hagel, Heuschreckenschwärme richten oft ungeheuren Schaden an. Dazu kommt die Kaninchen- und Sperlingsplage (S. 211). Schwere Schädigungen bringt auch der Arbeitermcingel (S. 215), der für den Landmann unerschwinglich hohe Arbeitslohn und in den tropischen Gegenden das Verbot, farbige Arbeiter zu verwenden. In vielen Gegenden ist der Anbau nur bei künstlicher Bewässerung möglich, und um das nötige Naß zu erhalten, mußten kostspielige Wasserleitungen und große Staubecken an- gelegt werden, von denen eines in Südwales 945 Mill. cbm faßt (größte Tal- sperre Deutschlands an der Eder 230 Mill. cbm). Inmitten trockener Steppen- gebiete hat man durch Tiefbohrungen artesische Brunnen erschlossen und dadurch fruchtbare Oasen geschaffen. Der Betrieb des Ackerbaus steht auf der Höhe.

7. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 307

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 307 — mancher Gefahren meist von den Schiffern benutzt wird. Denn die Fahrt weiter s. um das Vorgebirge Hoorn, eine kleine, hochragende Felseninsel, die Süd- spitze des Erdteils, führt durch ein außerordentlich stürmisches Meer. Die Bevölkerung besteht etwa zur Hälfte aus Weißen, hauptsächlich Kreolen. Doch sind auch andre Europäer hier zahlreich vertreten: Italiener (13 090), Deutsche (11000), Engländer (10 000) und Franzosen (10 000). Die andre Hälfte sind Mischlinge und Indianer. Unter den letzteren verdient der freiheit- liebende Stamm der Araukauer besondere Erwähnung. Dreihundert Jahre lang hat er seine Unabhängigkeit bewahrt, und erst 1887 ist es gelungen, ihn zu unterwerfen. Weiter im S. wohnen die durch Körpergröße ausgezeichneten, aber geistig tiesstehenden Patagonier und auf der Feuerlandgruppe das arm- selige Fischervolk der Feuerländer (Pescherähs). Die Bevölkerung lebt zum weitaus größten Teile in dem großen Längstal des mittleren Chile, während der N. und S. nur sehr spärlich besiedelt, auf weite Strecken völlig menschen- leer sind. Chile ist das wichtigste und am meisten fortgeschrittene unter den Andenländern. Der Staat ist kräftig und wohlgeordnet, die geistige Bildung der Bevölkerung verhältnismäßig hoch, und die wirtschaftlichen Hilss- quellen des Landes werden tüchtig ausgenutzt. Es liegt das einmal an der größeren Zahl der weißen Bewohner, dann aber auch an dem gemäßigten Klima, das die Bevölkerung arbeitstüchtig macht. Der Hauptsitz der Landwirtschaft ist das große Längstal, in dem alle europäischen Kulturpflanzen gedeihen, ins- besondere Weizen, Mais, Wein, Südfrüchte und Obst. In guten Jahren kann Getreide ausgeführt werden. Bedeutend ist auch die Viehzucht, uament- lich die Schafzucht, die in der Gegend der Magellanstraße im großen betrieben wird. Die reichsten Erträge aber liefert der Bergbau, dessen Erzeugnisse 7/s vom Werte der Ausfuhr ausmachen. Die Wüste Atakama enthält gewaltige Lager von Salpeter, deren Vorräte man aus 110 Mill. t geschätzt hat. Der Abbau liefert 60 °/0 der Weltförderung, und die Ausfuhr belief sich 1911 auf 395 Mill. Mk. Dazu kommen Kupfer (28), Silber, Gold, Blei, Borax, Jod, Schwefel und Kohlen. Auch das Verkehrswesen ist besser entwickelt als in den andern Anden- ftaaten. Wohlgebaute Straßen verbinden die Hauptorte, und die Eisenbahnen hatten 1910 eine. Länge von 5800 km. Eine davon überschreitet von Val- paraiso aus die Kordilleren und steht mit Bueuos-Ayres in Verbindung. Der Außenhandel hatte 1911 einen Wert von 1038 Mill. Mk. (A. 505, E. 533). Fast die Hälfte der Ausfuhr geht nach England, 1tz nach Deutschland. Von der Einfuhr entfallen etwa 1fs auf England, fast 1/i auf Deutschland. Die Hauptstadt, Santiago (333 000 E.), liegt in einem gartenähnlich bebauten Tale, 150 km von der Küste, und gewährt einen unvergleichlich großartigen Ausblick auf die 20*

8. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 266

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— 266 — Sprache. Neben den Engländern sind die Deutschen, etwa 10 Mill., am stärksten vertreten. Sie wohnen teils zerstreut unter der übrigen Bevölkerung, teils auch mehr geschlossen in einzelnen Gebieten und Städten, namentlich in den Staaten an den großen Seen. Außerdem findet man in den Vereinigten Staaten Angehörige aller andern Völker Europas. Kein anderes Land der Erde hat ein gleiches Völkergemisch aufzuweisen. Die Bevölkerung der Vereinigten Staaten wächst rasch, aber weniger durch natürliche Vermehrung als durch Einwanderung. Im Jahre 1800 betrug sie erst 5 Mill., 1850 13 Mill., 1880 50, 1900 76 Mill. Die Einwanderung, die 1820 nur etwa 8000 Köpfe ausmachte, stieg 1850 auf 370000, 1900 auf 449 000, erreichte 1907 die Höchstzahl von 1285 000 und ging dann wieder zurück auf 879000 im I. 1911. Am stärksten ist zur Zeit die Einwanderung aus Italien (1911: 183000), Österreich-Ungarn (159000), Rußland (159 000) und Großbritannien (102000). Im ganzen sind eingewandert in dem Zeitraum von 1821—1911 aus: Großbritannien 9,0 Mill. Rußland 2,7 Mill. Deutschland 5,4 „ Skandinavien 1,7 „ Österreich-Ungarn 3,3 „ Frankreich 0,5 „ Italien 3,3 „ dem übr. Europa 1,4 „ Die Indianer, die Urbewohner Amerikas, verdanken ihren Namen bekanntlich dem Irrtum des Kolumbus, daß die von ihm aufgefundenen Länder zu Indien gehörten. Sie bewohnten zur Zeit der Entdeckung den ganzen Erdteil mit Ausnahme des äußersten Nordens, den die ihnen allerdings nah verwandten Eskimo in Besitz hatten. Bei der Zerstreuung über einen so gewaltigen Erdraum war es natürlich, daß sie in zahlreiche, durch körperliche Merkmale, Sprache, Sitten und Gebräuche unterschiedene Stämme zerfielen. Allein in Nordamerika hat man 70 Hauplsprachen festgestellt. Gleichwohl bilden die In- dianer eine einheitliche Rasse, die sich durch gemeinsame Merkmale deutlich von andern Bölkerrassen unterscheidet (Abb 52). Von einigen Stämmen abgesehen, die sich durch ungewöhnliche Körperlänge aus- zeichnen, sind die Indianer von mittlerer Größe und untersetztem Wuchs. Sie haben ein breites Gesicht mit einer niedrigen, zurückweichenden Stirn und vorstehenden Backenknochen. Die Nase ist häufig hakig gekrümmt, das Haupthaar grob, straff und schwarz, der Bart- wuchs spärlich. Die Hautfarbe schwankt zwischen hell- und dunkelbraun und geht bei einigen nordamerikanischen Stämmen ins Kupferrote über. Der Bezeichnung „Rothäute" für die ganze Rasse ist also wenig zutreffend. Die geistige Beanlagung der Indianer wird von den Forschern durchweg als gut bezeichnet. Doch hatten es bis zur Entdeckung Amerikas nur wenige Völker, wie die Peruaner in Südamerika (S. 300), die Azteken in Mexiko (S. 286) und einige Stämme im S.-W. der heutigen Vereinigten Staaten, zu einer höheren Kultur gebracht. Die übrigen führten ein umherschweifendes Leben und erwarben ihren Unterhalt durch Jagd und Fischfang. Viehzucht war gänzlich unbekannt, und nur bei einigen Stämmen des untern Mississippibeckens wurden Mais u. a. Feldfrüchte gebaut. Seit der Berührung mit den Weißen ist die Zahl der Indianer sehr zusammen- geschmolzen. Vor der immer weiter vordringenden europäischen Kultur mußten sie in die unwirtlichen Gegenden zurückweichen. Ganze Stämme sind in den unaufhörlichen Kriegen mit den Weißen vernichtet worden. Fürchterlich haben auch Krankheiten, die mit den An- siedlern ins Land kamen, namentlich die Pocken, unter ihnen aufgeräumt, und ein schlimmer Feind, der Tausende zugrunde gerichtet hat, ist ihnen der Branntwein, das „Feuerwasser", geworden. In den Vereinigten Staaten gab es 1910 nur noch 266000 Indianer, lim

9. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 315

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
der Xingu und der Tokautins, diese, Paraguay, Paraua und Uruguay, zu dem des La Plata. Unter den unmittelbar dem Ozean zugehenden Strömen ist der bedeutendste der 3000 Km lange (San Franzisko, der erst in einem großen, nach N.-O. gerichteten Tale dahinströmt und dann n. O. umbiegend mehrere Gebirgsketten durchbricht, wobei er neben zahlreichen Schnellen den mächtigen 80 in hohen Wasserfall von Paulo Affonso bildet. Das Klima ist mit Ausnahme des s. Teils tropisch. Doch tritt im hochgelegenen Innern, das dem mildernden Einflüsse des Meeres entzogen ist, oft starke Abkühlung ein. Den Küstenlandschaften bringt der einen großen Teil des Jahres wehende Südostpassat reichliche Niederschläge (120—370 cm). Daher findet sich hier eine üppige Pflanzenwelt, z. T. dichter Urwald. Im Innern des Landes ist die Regenmenge gering und noch dazu auf bestimmte Jahreszeiten beschränkt. Zusammenhängende Waldungen sind auf die Fluß- Niederungen und die nach £). gerichteten Bergabhänge beschränkt. Die übrigen Gebiete tragen niedriges Gestrüpp oder hohes Steppengras und vereinzelte Bäume und werden als Kampos bezeichnet. Sie sind aber fast überall anbaufähig; nur im N.-O. des Landes trifft man wasserarme, mit Trockenwäldern bestandene Ebenen, die der Kultur widerstreben und nur zur Regenzeit ein etwas frisches Aussehe« gewinnen. 2. Die Vereinigten Staaten von Brasilien. (8 550 000 qkm, 25 Mill. E., 2,8 auf 1 qkm.) Lage, Gebietsumfang. Brasilien umfaßt zwei natürliche Gebiete: den weitaus größten Teil des Amazonenstromtieflandes und das Brasilische Bergland. Es nimmt fast die Hälfte von Südamerika ein, ist größer als das Festland von Australien, fast so groß wie die Vereinigten Staaten von Nordamerika, 16 mal so groß wie das Deutsche Reich. Die Bevölkerung wohnt hauptsächlich in den Küstenlandschaften, wo die Volksdichte 2—15 beträgt, während das Innere so spärlich besiedelt ist, daß erst aus 5 qkm ein Mensch kommt. Etwa 1i3 der Bewohner sind Weiße, fast 2/5 Mischlinge (Mulatten und Mestizen), Neger, der Rest Indianer. Die Weißen waren ursprünglich fast alle Portugiesen, wie denn Portugiesisch noch heute die Landessprache ist. Später haben sich dann auch Angehörige andrer europäischer Völker in größerer Zahl in Brasilien niedergelassen. In der Zeit ron 1820—1911 sind 1,3 Mill. Italiener, 780000 Portugiesen, 370000 Spanier, 110000 Deutsche, 83000 Russen, 73000 Angehörige Osterreich-Ungarns, und 23000 Franzosen eingewandert. Italiener und Deutsche (S. 316) bilden vielfach geschlossene nationale Niederlassungen. Die Weißen bewohnen vorwiegend die f., weniger heißen Gebiete Brasiliens. Die Neger sind in großer Zahl als Sklaven eingeführt worden. 1851 wurde die weitere Zufuhr verboten, aber die völlige Aufhebung der Sklaverei erfolgte erst 1888. Die Indianer der Küstenlandschaften haben sich mehr oder weniger der europäischen Kultur angepaßt. Sie leben teils zerstreut als Tagelöhner, Hausdiener, Handwerker, Fischer usw. unter der übrigen Bevölkerung, teils auch geschlossen in eigenen Dörfern, so besonders am untern Amazonenstrom. Im Innern des Landes gibt es noch zahlreiche unabhängige, wilde Jndianerstämme. Ihre Kopfzahl wird auf 60000!) geschätzt. Sie ziehen als Horden in den Urwäldern und Steppen umher und leben von Jagd und Fischfang und von den Früchten, die ihnen die Natur von selbst

10. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 316

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darbietet. Am bekanntesten sind die Botokuden (Abb. 61). Sie erhielten ihren Namen von den Portugiesen, weil sie als Zierde in der Unterlippe und den Ohren einen teller- artigen Holzpflock (botoque — Faßspund) tragen. „Je größer die Scheibe ist, je weiter die Muskelfasern der Lippe und des Ohrcs sich ausdehnen, desto größer die Schönheit." Bei jungen Leuten steht die Scheibe wagerecht. Im Alter aber, wenn die Muskeln ihre Straffheit verlieren, hängt die Lippe herab und reißt mitunter durch, so daß die Stücke zusammengenäht werden müssen. Der Mund bekommt dann ein fürchterliches Aus scheu. Den Hauptbestandteil der Bevölkerung bilden Mischlinge aller Art und Grade. Am zahlreichsten sind Mu- latteu und Mestizen. Eine Ab- neigung oder gar Haß zwischen den einzelnen Volksbestandteilen, insbe- sondere zwischen den Weißen und den Farbigen, wie in den Ver- einigten Staaten (S. 271), ist in Brasilien unbekannt. Daher macht die Vermischung weitere Fortschritte, und es hat den Anschein, als ob sich hier ein neues Volkstum, das der Neubrasilier, bilde. Die Zahl der Deutschen in Brasilien mag rund 330000 betragen. Sie wohnen überwiegend in den Staaten s. vom Wendekreis, wo sie in Rio Grande do Sul 15, in Santa Catharina 20 °/0 der Bevölkerung aus- machen. Große Bezirke sind dort fast ausschließlich von ihnen besiedelt, und sie halten fest am Deutschtum, an der Deutschen Sprache, cm deutscher Art und Sitte. Über ihre Tätigkeit schreibt Geyser: „Hierinden fruchtbaren Tälern der reichlich vorhandenen Flüsse, an den üppigen Hängen der mächtigen, beide Südstaaten durchziehenden Serra Geral haben die Deutschen den Urwald gerodet und mit unendlichem Schweiß, mit Nüchtern- heit, Zähigkeit, Begeisterung und Geduld sich aus armen Handwerkern, Bauern oder Lohnarbeitern zu zufriedenen, freien Ackerbürgern emporgearbeitet, die auf eigner Scholle bequem die Familie ernähren, vielfach noch erübrigen und sich in der Einsamkeit der Natur, der Schönheit des Klimas und der Freiheit des lockeren brasilischen Staats- Wesens unendlich behaglich fühlen. Das deutsche Gebiet in Rio Grande umfaßt 43000 qkm. Die um ihr Farmhaus herum Viehzucht und meist Weizen- und Mais- bau treibenden Deutschen haben hier bereits 600 deutsche Volksschulen und 41 Pfarreien gegründet. Eine Eisenbahn durchzieht dieses Gebiet und den ganzen Staat. Die etwa 10000 Deutschen der Hauptstadt Porto Alegre unterhalten mehrere deutsche -schulen und Kirchen und haben den Großhandel des Landes fast ganz in Händen. Hier erscheint auch eine deutsche Zeitung. In Santa Catharina ist die blühendste Ansiedlung Bhljnenau, Abb. 61. Botokudin mit Lippen- und Ohrpflock. (Aus der Illustrierten Völkerkunde von Buschan.)
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