Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 336

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 336 — F. Die deutschen Schutzgebiete. Allgemeines. Deutschland ist erst spät in die Reihe der Kolonialmächte ein- getreten. Zur Zeit der großen Entdeckungen zu Beginn der Neuzeit und in den darauf folgenden Jahrhunderten, als Portugiesen, Spanier, Holländer, Franzosen und Engländer weite Kolonialgebiete erwarben, war unser Vaterland im Innern zerrissen und nach außen ohnmächtig, so daß an überseeische Unternehmungen nicht gedacht werden konnte. Ein Versuch des großen Augsburger Kausmannshanses der Wels er, sich in Venezuela festzu- setzen (1526), scheiterte. Der erste unter den deulschen Fürsten, der weitschauend die Be- deutung einer See- und Kolonialmacht erkannte, war Friedrich Wilhelm von Branden- bürg, der Große Kurfürst. Er ließ 1681 an der Goldküste von Guinea die branden- burgische Flagge hissen, gründete dort das Fort Großfriedrichsburg (1687) und brachte einen großen Teil der Guineaküste unter seine Herrschast. Aber sein Enkel, der sparsame König Friedrich Wilhelm I., der kein Freund von kostspieligen und unsicheren Unter- nehmungen war, verkaufte den ganzen Besitz für.7260 Dukaten und 12 Mohren an die Holländer. Erst Jahrhunderte später, nnch der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches, wachte der Gedanke an die Erwerbung überseeischer Länder wieder auf. „Nur in dem Boden des geeinten Deutschlands konnte der Kolonialgedanke Wurzel fassen; erst erstand das Reich in seiner ungeahnten Machtfülle; dann folgte der glänzende Aufschwung der Industrie und des überseeischen Handels, und die Kolonisation bildete nur den not- wendigen Schlußstein dieses Gebäudes." Die Erwerbungen folgten rasch hintereinander, die meisten in den Jahren 1884 und 85. Die heutigen Grenzen wurden z. T. erst später in Verträgen mit andern Mächten festgesetzt. 1884 wurden Togo, Kamerun und Deutsch-Südw estafrika erworben, 1885 Deutsch-Ostasrika, Deutsch-Guiuea und die Marschallinseln, 1898 Kiautschou, 1899 Samoa, die Karolinen-, die Pal au- und die Marianeninseln. Vorbereitet wurden diese Erwerbungen durch die Unternehmungen deutscher Großkaufleute, die des Reichsschutzes bedurften und diesen an- riefen, um nicht durch Angriffe und Übergriffe andrer Mächte, namentlich Englands, behindert und zurückgedrängt zu werden. 1. Togo. (87 000 qkm, etwas größer als Bayern, 1 Mill. E., 12 auf 1 qkm.) Lage und Grenzen. Togo erstreckt sich als ein schmaler Landstreifen von der Guineaküste in n. Richtung ins Innere hinein. Seine Längenausdehnung, 650 km, entspricht der Entfernung von München bis Hamburg, seine größte Breite, 200 km, der von Hannover bis Berlin. Im S. aber wird es durch englisches Gebiet so eingeschnürt, daß es den Atlantischen Ozean nur mit einem Landstreifen von 50 km Länge berührt. Im N. und O. wird Togo von fran- zösischem Besitz, Dahome, im W. von der englischen Kolonie Goldküste (Aschanti) eingeschlossen. Gegen diese bildet der schiffbare Volta eine natürliche Grenze. Aber die Scheidelinie zieht nicht durch die Mitte des Flußbettes, sondern am linken Ufer entlang, und auch das Mündungsgebiet des Flusses ist englisch, so daß die wertvolle Wasserstraße für uns nicht in Betracht kommt. Ähnlich ungünstig liegen die Verhältnisse an der Ostseite, wo der schiffbare Grenzfluß Monu auf französischem Gebiete mündet.

2. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 70

1891 - Dresden : Höckner
- 70 — des Reiches in seinen bisherigen Grenzen. Außerdem vereinigte er das bis dahin westgotische Septimanien (Languedoc) mit demselben und unterwarf die mittleren Friesen wie vorher schon die abgefallenen Westfriesen. 3. Darauf wandte er sich gegen Abderrhaman, den arabischen Statthalter von Spanien, welcher die Pyrenäen überstiegen und den Herzog von Aquitanien geschlagen hatte. An der Spitze des gesammten fränkischen und ostrheinischen Ausgebotes schlug er die 732 Araber 732 in der Schlacht zwischen Tours und Poitiers und setzte dem weiteren Vordringen des Islam in Europa ein Ziel. 4. Den Haß der Kirche szog sich Karl Martell zu durch die Entfremdung der reichen Kirchengüter, die er zur Ausstattung seiner Vasallen verwandte; doch hat er sie ebensosehr gefördert durch den Schutz, den er der Missions- und Reformationsthätigkeit der Angelsachsen dies- und jenseits des Rheines lieh (S. ~<3). Dem Papste freilich ^versagte er die begehrte Hilfe (Gesandtschaft Gregors Iii. 739 und Übersendung der goldenen Schlüssel zum Grabe des h. Petrus) gegen den Langobardenkönig Lintprand, der sich ihm eben als zuverlässiger Bundesgenosse gegen die Araber erwiesen hatte. 2. Die Entwickelung des Papsttums zur Weltstellung. 1. Das Papsttum ist zunächst mehr durch die Macht der Verhältnisse, als durch das Verdienst der römischen Bischöfe emporgekommen, vornehmlich auf Grund der Bedeutung Roms als Reichshauptstadt, später als ideeller Mittelpunkt abendländischer Kultur sowie als bevorzugte Stätte der wachsenden Heiligen- und Märtyrerverehrung (Katakomben). Die römischen (erst seit dem 6. Jahrh, vorzugsweise „Päpste" genannten) Bischöfe begründeten ihre Ansprüche auf die von dem „Apostelfürsten" Petrus, dem angeblichen ersten römischen Bischof, seinen Nachfolgern übergebene Schlüsselgewalt und stützten ihren weitgehenden Einfluß auf die zahlreichen und großen „Patrimonien", welche sie in Italien, im südlichen Frankreich, in Corsica, Sardinien, Sicilien, Afrika und Dalmatien besaßen. 2. Freilich wurde die Anerkennung ihres Vorranges (Primates) Jahrhunderte lang gehemmt durch den überwiegenden Einfluß, welchen die Patriarchen von Konstantinopel und die Kirche des Ostens aus die Glaubensstreitigkeiten behaupteten. Erst als das lateinische Abendland mit dem Ende des 4. Jahrh.

3. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 74

1891 - Dresden : Höckner
— 74 — 4. Der Übergang des fränkischen Königtums auf die Karolinger und der Bund derselben mit dem Papsttum 741-768. 1. So fest gegründet hatte Karl Martell die Macht seines Hauses, daß er das Majordomat ohne Widersprach auf seine Söhne Karlmann (in Austrasien, Alamanuien, Thüringen) und Prppiu (in Neustrien und Burgund) übertragen konnte. Die beiden Brüder befestigten zunächst gemeinsam ihre Herrschaft in siegreichen Kämpfen gegen die unbotmäßigen Alamannen (Aufhebung des Herzogtums 747) und gegen den bisher ganz unabhängigen Herzog Odilo von Baiern, dessen unmündiger Sohn Tassilo 748 nach des Vaters Tode sein Herzogtum als fränkisches Lehen empfing. Die kirchlichen Bestrebungen ihrer Zeit unterstützten sie beide mit gutem Vorbedacht und stellten außerdem ihre Macht auch dadurch auf eine neue Grundlage, daß sie ein gesetzlich anerkanntes Verfügungsrecht über den größten Teil des Kirchengutes gewannen. 2. Nach dem Eintritt Karlmanns in das Kloster Monte Cassino 747 alleiniger Inhaber der höchsten Gewalt im Frankenreiche, entschloß sich Pippin der Kurze zur Wahrung der neuen Ordnung das Scheinkönigtum der Merowinger zu beseitigen und zwar mit Hilfe des Papsttums, das seinerseits des Schutzes gegen die Angriffe des Langobardenkönigs bedurfte (S. 70). Auf Grund der ausdrücklichen Zustimmung des Papstes Zacharias (Gesandtschaft nach Rom) ließ sich Pippin Ende 751 752 oder Anfang 752 zu Soissous von den versammelten Großen zum König erheben und von den Bischöfen salben. Der letzte Merowinger Childerich Iii. wurde ins Kloster geschickt. 3. Im Jahre 754 wurde die Salbung vom Papst Stephan Ii., der vor den Angriffen König Aistulfs hilfesuchend an den fränkischen Hof gekommen war, am Königspaar in der Kirche des h. Dionysius (St. Dänis) bei Paris wiederholt und dadurch das Bündnis des karolingischen Königtums und des Papsttums feierlich besiegelt. In zwei siegreichen Feldzügen (754 und 756) zwang Pippin darauf als Schutzherr der Kirche („Patricius") den Langobardenkönig zum Frieden und zur Herausgabe des Exarchats von Ravenna und der Pentapolis (des Küstenstrichs südlich von der Pomündung bis nach Ancona hin), die er nun dem römischen Stuhle übertrug („Constantinische Schenkung"). 4. In enger Verbindung mit der fränkischen Kirche (Bischof Chrodegang von Metz) war Pippin seitdem eifrig bemüht, auf

4. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 76

1891 - Dresden : Höckner
— 76 — schieden waren die Stände: der kriegerische Adel (Edelinge), vielfach^ im Besitze einer erblichen Herrschaft über grnndsässige Freie (Frilinge) und Hörige (Liten). Die einzelnen Gaue standen unter den „Ältesten" (Eldermann), und aus ihrer Mitte wurde im Falle eines allgemeinen Krieges auch der gemeinsame Heerführer (Herzog) gewählt. 3. Diesen letzten freien und heidnischen Stamm beschloß Karl der fränkischen Herrschaft und dem Christentum zu unter- 772 werfen. In wiederholten Zügen drang er feit 772 (Zerstörung der Eresburg an der oberen Diemel und der Jrminsul) in das Innere Sachsens vor und nötigte die 3 Hauptstämme zur Anerkennung seiner Oberhoheit und vielfach auch schon zur Au- 777 nähme des Christentums. 777 konnte er bei Paderborn die erste Reichsversammlung in Sachsen abhalten. 4. Hier erschien eine Gesandtschaft des arabischen Emirs Jbn al Arabt von Barcelona, Parteigängers des abbasidischen Kalifen von Bagdad, die Karls Hilfe gegen den omaijadischen Usurpator Abderrahman von Cordova anrief. Als Vorkämpfer 778 der abendländischen Christenheit zog Karl 778 über die Pyrenäen und nahm Pampeluna, vermochte aber das feste Saragossa nicht zu gewinnen. Auf dem Rückzug erlitt die Nachhut seines Heeres der Sage nach in dem Passe von Roncesvalles (Ronce-vaux) eine schwere Niederlage durch die spanischen Basken (Roland). 5. In demselben Jahre erhoben sich die Sachsen, durch Karls Mißerfolg in Spanien aufgestachelt, nochmals und zwar unter Führung des aus Dänemark zurückgekehrten westfälischen Herzogs Widukiud. Verwüstend drangen sie bis Deutz vor und verheerten das rechte Rheinufer bis zur Mosel. Erst auf dem Rückzüge (durch Lahngau und Wetterau) wurden sie von einem fränkisch - alamannischen Aufgebot eingeholt und an der Eder geschlagen. Durch die Feldzüge der beiden folgenden Jahre (bis an die Mündung der Ohre in die Elbe) brachte sie dann Karl selbst wieder zum Gehorsam. Auf dem Reichstage an den 782 Lippequellen (Lippspringe) 782 wurde die fränkische Grafschaftsverfassung in dem eroberten Lande eingeführt und auch die kirchliche Ordnung durch harte Strafandrohungen befestigt (Capi-tulare de partibus Saxoniae). 6. Allein die drohende Vernichtung ihrer nationalen Freiheit, insbesondere der Druck der Zehnt- und Heerbannpflicht, trieb die Sachsen noch einmal zum Aufstand unter Widukiud.

5. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 92

1891 - Dresden : Höckner
— 92 — 2- Vermöge einer solchen Selbstbeschränkung gelang es ihm, sowohl die Herzöge Bnrkard von Schwaben und Arnulf von Baiern, diesen freilich nur gegen Überlassung des königlichen Rechtes, die Bischöfe seines Landes zu ernennen, wie durch kluge Benutzung der westfränkischen Wirren 926 auch den Herzog Giselbert von Lothringen zur Anerkennung seiner Oberhoheit zu bringen und dadurch die Einheit des Reiches wiederherzustellen (Giselberts Vermählung mit Heinrichs Tochter Gerberge). 3. In seinem sächsischen Stammlande übernahm Heinrich mit Energie die Abwehr der äußeren Feinde. Als 924 die Ungarn ins Land brachen, mußte er sich freilich zunächst noch begnügen, durch einen jährlichen Tribut einen 9jährigen Waffenstillstand zu erkaufen. Doch die so gewonnene Frist benützte er eisrig zur Anlage oder zum Ausbau fester Plätze in den Grenzgegenden (Merseburg, Quedlinburg, Goslar) mit stehender Besatzung (jeder 9. Mann der benachbarten königlichen Vasallen) und zur Ausbildung einer stattlichen Lehnsreiterei. 4. Diese erprobte er zunächst in dem Grenzkriege gegen die Slawen. Zuerst unterwarf er 928 die Heveller auf beiden Seiten der Havel und an der unteren Spree (Brennabor—brandenburg), dann die Dalemiucier durch die Einnahme ihres Hauptplatzes Jana bei Lommatzsch (Burg Meißen) und zwang durch einen Zug bis vor Prag den Böhmenherzog zur Huldigung (Tribut). Unterdessen unterjochten die sächsischen Grenzgrafen die Redarier zwischen Havel und Peene, die Obotriten und Wilzen nordwestlich und westlich von jenen bis zur Ostsee. 929 Ein allgemeiner Aufstand der Unterworfenen wurde 929 in der blutigen Schlacht bei Lenzen niedergeworfen und später auch die Lausitzer (Lebusa) und Milzener im Gebiete der Spree zur Anerkennung der sächsischen Herrschaft gezwungen, die beim Ablauf des ungarischen Waffenstillstandes das ganze Land zwischen Elbe und Oder umspannte. 5. Als nunmehr die Ungarn in 2 Haufen abermals in Sachsen einbrachen, wurde der eine von dem sächsischen Aufgebot in die Sümpfe des Drömling gejagt, der andere vom König selbst mit 933 seiner Reiterei 933 bei Ri ade (Dorf Rietheburg a. d. Unstrut) zersprengt und vernichtet. — Aber auch die alte Nordgrenze stellte Heinrich wieder her, indem er 934 die Eider überschritt und die Dänen (Gorm der Alte) aus dem Gebiete nördlich derselben

6. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 48

1891 - Dresden : Höckner
— 48 — Orleans, Reims). Anch bei den späteren Teilungen wnrde dieser Grundsatz im wesentlichen festgehalten, die austrasische Residenz jedoch nachher nach Metz vorgeschoben und zwar infolge der neuen Eroberungen auf deutschem Boden. Zu solchen gab der Tod Theoderichs d. Gr. 526 den Merowingern freie Hand. 2. Für die Stellung des fränkischen Reiches östlich vom Rhein war es entscheidend, daß der älteste der Söhne, Theude-531 rieh, 531 mit seinem Bruder Chlotar und im Bunde mit den benachbarten Sachsen den -^thüringerfönig Hermanfried überwand (Entscheidungsschlacht bei Burg Scheidungen an der Unstrut).1) Das südwestliche Thüringerland zwischen Thüringer Wald und Donau kam als zinspslichtiges Land zum Frankenreiche, in dem nördlichen Gebiete zwischen Bode und Unstrut erhielten die Sachsen Wohnsitze. Doch blieb Thüringen unter eigenen Herzögen und eigenem Rechte noch lange ein unsicherer Besitz. 534 3. Um dieselbe Zeit (534) gelang den jüngeren Brüdern Chlotar und Childebert die Eroberung des innerlich zerrütteten Burgunderreiches; aber auch diesem blieb eine gewisse Selbstständigkeit in Recht und Verfassung. Zu dieser wesentlich romanischen Erwerbung kamen noch die westgotischen Besitzungen zwischen Garonne und Pyrenäen (bis auf Septimanien) und die von dem Ostgotenkönig Vitiges abgetretene Provence. Ihnen gegenüber verstärkte die Erwerbung des alamanntfchen, unter ostgotischem Schutze stehenden Rätiens von demselben Könige und der bald nachher erfolgende freiwillige Anschluß der Baiern2) zwischen Lech, Donau und Enns die germanischen Elemente des Frankenreiches; freilich behauptete auch Baiern seine innere Selbständigkeit unter seinen agilolfingifchen Herzögen. Rur auf kurze Zeit 558 — 561 bereinigte der grausam-despotische Chlotar I. das ganze Frankenreich unter feinerherrschaft. ') Die Thüringer, im wesentlichen die Nachkommen der alten Hermunduren (nordöstlich vom Thüringer Walde) waren zuerst gegen Ende des 4. Jahrh, aufgetaucht. Sie hatten ihr Gebiet (zwischen Harz^ Werra, Rhön und Elbe-Saale) allmählich im Norden bis an die untere Elbe (nach dem Abzug der Langobarden), im Süden bis an die Donau (nach dem Abzug der Burgunder), ausgedehnt. 2) Die Baiern, welche zuerst etwa 520 erwähnt werden, sind aus den suebischen Markomannen und verwandten benachbarten Stämmen erwachsen. Eine Zeitlang von den Hunnen abhängig, verließen die Markomannen gegen Ende des 5. Jahrh, ihre böhmische Heimat (Baiuvarii) und besetzten das bis dahin von den Rugiern eingenommene Noricum.

7. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 63

1891 - Dresden : Höckner
— 63 — mit besonderem Eifer in den berühmten Rhetorenschulen Galliens betriebenen gelehrten Studien waren zu verkünstelter Schul-gelehrsamkeit herabgesunken (Venantins Fortunatus, Bischof von Poitiers Anfg. des 7. Jahrh.), und nur die Kirche pflegte noch die Keime des geistigen Lebens für ihren Dienst, wenn auch die Franken sich keineswegs der römischen Bildung feindlich zeigten (König Chilperich f 584, schola palatina). 5. Aber nach dem Bischof Gregor von Tours (f 594), der als erster wahrhaft mittelalterlicher Geschichtsschreiber die Geschichte Chlodwigs und seiner üftachfolget (Historiae Francorum libri X) schrieb, brach eine Zeit tiefsten Verfalles herein, in der auch die antike Bildung fast vollständig abstarb und besonders die geschichtliche Aufzeichnung der Begebenheiten fast völlig versiegte. Keime neuen Lebens mutzten dem Frankenreiche in Gallien von außen kommen, für die Kirche von den. britischen Inseln, für die Neugestaltung des Staates von Austrasieu. Iv. Abschnitt. Das Emporkommen der Karolinger 614—714. 1. Pippin der Ältere (f 639) und die erste slawische Reichsbildung. 1. Die alte Staatsordnung des fränkischen Reiches drohte bei den immer wieder hervorbrechenden landschaftlichen Gegensätzen, dem steigenden Übergewicht des grnndbefitzenden Adels, bei der Unfähigkeit des Königsgefchlechts und den sich mehrenden äußeren Gefahren sich völlig aufzulösen. Da gelang es dem austrasischen Herzogsgeschlechte der Karolinger fränkisch-ripuarischeu Stammes') das höchste Staatsamt, die Hausmeierwürde, in Austrasien erblich an sich zu bringen. Darauf gestützt, erhoben sie sich an der Spitze des lebenskräftigen austrasischen Adels gegen die Mißregierung des entarteten west-sränkischen Königtums, brachen den Widerstand der territorialen Mächte und stellten wieder eine starke Staatsgewalt her. 2. Die Stammväter der Karolinger. Pippin der Altere („von Lanben" f 639) und Bifchof Arnulf von Metz (mit *) Die karolingischen Stamm guter lagen zwischen Maas und Rhein, im Herzen Austrasiens und nahe der Grenzscheide germanischen und romanischen Volkstums.

8. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 75

1891 - Dresden : Höckner
— 75 — regelmäßigen Synoden die Reorganisation derselben weiterzuführen. Gleichzeitig befestigte er das Königtum durch wiederholte siegreiche Feldzüge gegen die Sachsen, Unterwerfung Aquitaniens, Eroberung von Narbonne, dem letzten Bollwerk des Islams nördlich der Pyrenäen. Als er 768 starb, hatte er das 768 Reich nach fränkischem Erbrecht unter seine Söhne Karl und Karlmann in der Weise geteilt, daß Karl Austrasien und den größten Teil von Neustrien, Karlmann nur Burgund und Ala-mannten erhielt, beide aber Anteil an Aquitanien. Der frühzeitige Tod Karlmanns (771) vereitelte den Ausbruch eines be- 771 ginnenden Zerwürfnisses der Brüder und vereinigte das ganze fränkische Reich mit Übergehung der Söhne Karlmanns in der Hand Karls. 5. Karl der Große 771—814. at Die Bildung des karolingischen Reiches. 1. Zunächst nahm Karl die italienische Politik seines Vaters wieder auf. Von Papst Hadrian I., der sich geweigert hatte, die vom Langobardenkönig Desiderius geforderte L>al-butig der jungen Söhne Karlmanns zu vollziehen, gegen denselben zu Hilfe gerufen, zogen die Franken in zwei Heersäulen über den großen St. Bernhard und den Mont Cenis, umgingen die Stellungen der Langobarden in den Klausen und drängten sie nach Pavia zurück. Auf einer Zusammenkunft mit dem Papste in Rom schloß Karl Ostern 774 mit demselben einen Freund- 774 schaftsvertrag und bestätigte ihm die „Pippinische Schenkung". Nach dem Falle Pavias huldigten ihm die langobardischen Großen als „König der Langobarden". Doch wurde das langobar-dische Reich, dessen vollständige Unterwerfung erst nach wiederholten Aufständen gelang, dem fränkischen nicht einverleibt, wohl aber unter Wahrung einer gewissen Selbständigkeit (Karls Sohn Pippin 780 König) die fränkische Verfoffung auf dasselbe übertragen. 2. Schon vorher hatte Karl den Kampf mit den Sachsen begonnen. Die Sachsen, geographisch geteilt in Westfalen, Engern auf beiden Seiten der Weser, Ostfalen und Nordalbinger (jenseits der Unterelbe), nahmen damals das Land vom Zusammenfluß der Werra und Fulda bis an die Nordsee und Eider, von der Elbe und Saale bis fast an den Niederrheiu ein. Sie hatten bisher ebenso zäh an ihrem heidnischen Glauben wie an ihrer altgermanischen Sitte und Verfassung festgehalten. Streng ge-

9. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 77

1891 - Dresden : Höckner
— 77 — Ein gegen die Sorben bestimmtes ostfränkisches Heer, das zum erstenmale durch ein sächsisches Aufgebot verstärkt werden sollte, wandte sich gegen die Aufständischen und wurde am Süntel-gebirge zusammengehauen. Das furchtbare Blutbad von Verden 782 entfachte den Aufruhr im ganzen Sachsenlande, 782 aber in den ersten entscheidenden Feldschlachten des ganzen Krieges, bei Detmold und an der Hase 7^3, wurden die 783 Sachsen niedergeworfen und das Land dann bis zur Elbe verwüstet. 7. Indessen erst wiederholte verheerende Streifzüge des Königs erschöpften endlich die Widerstandskraft des zähen Volkes. Weihnachten 785 erschienen Widnkind und sein Genosse Abbio 785 nebst anderen sächsischen Edlen huldigend in der Königspsalz zu Attigny (an der Aisne in der Champagne) und ließen sich taufen. Spätere Erhebungen hatten keinen Erfolg. Karl siedelte in der Folge wiederholt zahlreiche sächsische Familien in anderen Teilen seines Reiches an und verpflanzte fränkische Kolonisten nach Sachsen (vgl. die Ortsnamen). 8. In dem seit 765 thatsächlich wieder unabhängigen Baiern hatte der Herzog Tassilo in fortwährenden Kämpfen gegen die benachbarten Slawen (Slovenen) und durch eifrige Pflege der Mission im Südosten wie durch Befestigung der baierischen Kirche eine erfolgreiche Thätigkeit entfaltet. Als aber mit dem Langobardenreiche auch die Stütze der baierischen Selbständigkeit gefallen war und der Herzog trotz seines Treueides sich weigerte, 787 auf dem Wormser Reichstag zu erscheinen, ließ Karl 3 Heersäulen in Baiern einbrechen. Da unterwarf sich Tassilo im Lager vor Augsburg dem König, trat nachher aber doch mit den unzufriedenen Langobarden (s. Gemahlin Liutbirg) und selbst mit den Avaren in verräterische Verbindung. Jetzt wurde er von den eigenen Landsleuten verklagt und vom Königsgericht zu Ingelheim wegen Fahnenflucht (herisliz) zum Tode verurteilt, vom König aber zur Klosterhaft begnadigt (788^. Das letzte Stam- 788 mesherzogtnm Baiern wurde aufgehoben und dem fränkischen Staate einverleibt. 9. Die Unterwerfung Baierns entschied auch das Schicksal der räuberischen Avaren, welche seit dem Abzug der Langobarden (S. 54) in Ungarn, Siebenbürgen und der Walachei ein mächtiges Reich gebildet und viele slawische Stämme von sich abhängig gemacht halten. Als sie 788 dem Rufe Tassilos folgend in Baiern und Italien einbrachen, wurden sie zurückgeschlagen

10. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 79

1891 - Dresden : Höckner
— 79 — lung (Gericht über seine Ankläger). Nach dem Beschlusse einer großen Versammlung von Bischöfen und Geistlichen des fränkischen wie des römischen Adels und Volkes setzte ihm darauf der Papst am 25. December 800 im St. Peter am Grabe des Apostels 800 die Kaiserkrone aufs Haupt und salbte ihn unter dem Zuruf des Volkes. 3. Die vornehmsten Aufgaben des neuen Kaisers waren nächst der Wahrung von Ordnung und Frieden im Innern des Reiches der Schutz der abendländischen Christenheit gegen Ungläubige und die Ausbreitung des Evangeliums nach außen (neue Eidesleistung aller Unterthanen). Darum kämpfte Karl gegen die Tschechen in Böhmen, unterwarf die Sorben und zwang den Dänenkönig, der nach der Eroberung Nordalbingiens seine Macht bereits über Obotriten und Friesen ausgedehnt hatte, durch einen Zug bis an die Weser 811 zur Anerkennung der Eidergrenze. Gegen neue Raubsahrten der Normannen ließ Karl die Flußmündungen befestigen und Kriegsschiffe rüsten. In Spanien wurde die Reichsgrenze in fortgesetzten Kämpfen (unter Leitung des jungen Ludwig, des Königs von Aquitanien) bis zum Ebro vorgeschoben und am Ende auch Byzanz zur Anerkennug des fränkischen Kaisertums gezwungen, mit dem großen abbafidischen Kalifen Harun al Raschid durch Gesandtschaften und Geschenke freundschaftliche Beziehungen angeknüpft. 4. Zum Schutze war die ganze Reichsgrenze ringsum mit festen Marken, militärisch organisierten Grenzlandschaften unter einem Markgrafen (nicht selten mit dem Titel Herzog) umgeben, der meist auch über das Heeresaufgebot der dahinter liegenden Gaugrafschaften verfügte. Es waren: die britische Mark im Nordwesten Galliens, die dänische zwischen Eider und Schlei, die sächsische im östlichen Holstein, die sorbische längs der Saale, die böhmische im Nordgau auf dem linken Donauufer, die avarische oder Ostmark zwischen der Enns und dem Wiener Walde und die spanische zwischen Pyrenäen und Ebro. c) Reichsverfafsung und Verwaltung, Vasallentum. 1. Die Grundlagen der merowingischen Verfassung wurden im wesentlichen auch im neuen Reiche beibehalten und nur in manchen Beziehungen weitergebildet. Bei Ausdehnung derselben auf die unterworfenen Stämme wurde das Volksherzogtum beseitigt, nicht aber das Stammesrecht (die lex Saxonum erst jetzt aufgezeichnet). Über diefes erhob sich jedoch eine umfassende
   bis 10 von 312 weiter»  »»
312 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 312 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 14
2 3
3 0
4 37
5 9
6 0
7 5
8 2
9 0
10 72
11 5
12 0
13 6
14 0
15 2
16 11
17 0
18 2
19 2
20 0
21 1
22 2
23 4
24 3
25 2
26 14
27 15
28 6
29 1
30 0
31 2
32 0
33 2
34 3
35 1
36 23
37 100
38 0
39 3
40 0
41 1
42 39
43 19
44 0
45 42
46 165
47 5
48 144
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 6
1 210
2 24
3 36
4 45
5 20
6 5
7 39
8 24
9 236
10 10
11 12
12 9
13 32
14 20
15 6
16 82
17 390
18 16
19 40
20 33
21 15
22 28
23 147
24 5
25 90
26 37
27 1
28 14
29 18
30 27
31 13
32 7
33 5
34 34
35 72
36 21
37 132
38 220
39 50
40 17
41 108
42 16
43 180
44 12
45 163
46 60
47 4
48 4
49 9
50 4
51 19
52 54
53 17
54 37
55 49
56 49
57 16
58 50
59 82
60 42
61 12
62 1
63 21
64 8
65 156
66 75
67 48
68 101
69 29
70 6
71 158
72 56
73 25
74 30
75 32
76 48
77 104
78 16
79 8
80 7
81 3
82 251
83 296
84 3
85 51
86 40
87 65
88 13
89 27
90 26
91 13
92 244
93 1
94 75
95 30
96 35
97 4
98 149
99 6

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 22
1 57
2 6
3 20
4 7
5 17
6 49
7 23
8 2
9 6
10 265
11 56
12 84
13 17
14 24
15 0
16 17
17 2
18 50
19 71
20 7
21 2
22 0
23 0
24 186
25 31
26 29
27 2
28 13
29 18
30 2
31 21
32 31
33 127
34 89
35 4
36 13
37 0
38 10
39 28
40 4
41 12
42 7
43 17
44 11
45 8
46 24
47 87
48 15
49 3
50 20
51 24
52 83
53 33
54 56
55 13
56 7
57 3
58 10
59 104
60 8
61 5
62 12
63 0
64 53
65 8
66 9
67 9
68 11
69 11
70 11
71 19
72 95
73 4
74 12
75 23
76 39
77 68
78 342
79 8
80 57
81 130
82 7
83 71
84 3
85 2
86 75
87 23
88 4
89 68
90 25
91 24
92 1
93 27
94 41
95 123
96 8
97 73
98 9
99 26
100 85
101 86
102 39
103 14
104 32
105 14
106 4
107 59
108 3
109 73
110 26
111 11
112 31
113 31
114 37
115 1
116 15
117 3
118 118
119 59
120 2
121 31
122 53
123 11
124 99
125 22
126 24
127 66
128 6
129 48
130 23
131 88
132 170
133 97
134 13
135 4
136 79
137 31
138 10
139 49
140 20
141 4
142 41
143 24
144 9
145 26
146 6
147 4
148 47
149 3
150 4
151 57
152 36
153 28
154 6
155 15
156 38
157 12
158 36
159 72
160 38
161 6
162 0
163 0
164 33
165 25
166 53
167 5
168 7
169 25
170 2
171 341
172 10
173 40
174 20
175 74
176 42
177 80
178 28
179 30
180 39
181 1
182 30
183 215
184 42
185 8
186 13
187 22
188 147
189 2
190 0
191 18
192 33
193 49
194 32
195 15
196 23
197 22
198 3
199 14