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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 336

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 336 — F. Die deutschen Schutzgebiete. Allgemeines. Deutschland ist erst spät in die Reihe der Kolonialmächte ein- getreten. Zur Zeit der großen Entdeckungen zu Beginn der Neuzeit und in den darauf folgenden Jahrhunderten, als Portugiesen, Spanier, Holländer, Franzosen und Engländer weite Kolonialgebiete erwarben, war unser Vaterland im Innern zerrissen und nach außen ohnmächtig, so daß an überseeische Unternehmungen nicht gedacht werden konnte. Ein Versuch des großen Augsburger Kausmannshanses der Wels er, sich in Venezuela festzu- setzen (1526), scheiterte. Der erste unter den deulschen Fürsten, der weitschauend die Be- deutung einer See- und Kolonialmacht erkannte, war Friedrich Wilhelm von Branden- bürg, der Große Kurfürst. Er ließ 1681 an der Goldküste von Guinea die branden- burgische Flagge hissen, gründete dort das Fort Großfriedrichsburg (1687) und brachte einen großen Teil der Guineaküste unter seine Herrschast. Aber sein Enkel, der sparsame König Friedrich Wilhelm I., der kein Freund von kostspieligen und unsicheren Unter- nehmungen war, verkaufte den ganzen Besitz für.7260 Dukaten und 12 Mohren an die Holländer. Erst Jahrhunderte später, nnch der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches, wachte der Gedanke an die Erwerbung überseeischer Länder wieder auf. „Nur in dem Boden des geeinten Deutschlands konnte der Kolonialgedanke Wurzel fassen; erst erstand das Reich in seiner ungeahnten Machtfülle; dann folgte der glänzende Aufschwung der Industrie und des überseeischen Handels, und die Kolonisation bildete nur den not- wendigen Schlußstein dieses Gebäudes." Die Erwerbungen folgten rasch hintereinander, die meisten in den Jahren 1884 und 85. Die heutigen Grenzen wurden z. T. erst später in Verträgen mit andern Mächten festgesetzt. 1884 wurden Togo, Kamerun und Deutsch-Südw estafrika erworben, 1885 Deutsch-Ostasrika, Deutsch-Guiuea und die Marschallinseln, 1898 Kiautschou, 1899 Samoa, die Karolinen-, die Pal au- und die Marianeninseln. Vorbereitet wurden diese Erwerbungen durch die Unternehmungen deutscher Großkaufleute, die des Reichsschutzes bedurften und diesen an- riefen, um nicht durch Angriffe und Übergriffe andrer Mächte, namentlich Englands, behindert und zurückgedrängt zu werden. 1. Togo. (87 000 qkm, etwas größer als Bayern, 1 Mill. E., 12 auf 1 qkm.) Lage und Grenzen. Togo erstreckt sich als ein schmaler Landstreifen von der Guineaküste in n. Richtung ins Innere hinein. Seine Längenausdehnung, 650 km, entspricht der Entfernung von München bis Hamburg, seine größte Breite, 200 km, der von Hannover bis Berlin. Im S. aber wird es durch englisches Gebiet so eingeschnürt, daß es den Atlantischen Ozean nur mit einem Landstreifen von 50 km Länge berührt. Im N. und O. wird Togo von fran- zösischem Besitz, Dahome, im W. von der englischen Kolonie Goldküste (Aschanti) eingeschlossen. Gegen diese bildet der schiffbare Volta eine natürliche Grenze. Aber die Scheidelinie zieht nicht durch die Mitte des Flußbettes, sondern am linken Ufer entlang, und auch das Mündungsgebiet des Flusses ist englisch, so daß die wertvolle Wasserstraße für uns nicht in Betracht kommt. Ähnlich ungünstig liegen die Verhältnisse an der Ostseite, wo der schiffbare Grenzfluß Monu auf französischem Gebiete mündet.

2. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 122

1891 - Dresden : Höckner
— 122 — Welfen wie Zähringer versöhnten sich mit dem Kaiser >) (1098 Königswahl und 1099 Krönung seines Sohnes Heinrichs V.). Dieser aber bemühte sich nun vor allem, im Bunde mit der Kirche den Landfrieden in Deutschlaub herzustellen. Doch dabei stieß er auf den zähen Widerstand der ritterlichen Vasallen. Um ihnen einen Ersatz zu schaffen und zugleich den Glanz der Kaiserkrone zu erneuern, dachte Heinrich an ihrer Spitze das Werk des Papstes im Morgenlande zu vollenden. Allein der hierzu erforderliche Ausgleich mit biefem scheiterte an der Hartnäckigkeit Paschalis Ii., der ihn schon 1102 aufs neue gebannt hatte. 2. Infolge bessert erhob sich gegen den „gebannten" Kaiser, den Träger der Friedenspolitik zu Gunsten der erwerbenden Stände und der emporstrebenben Ministerialen, aufs neue der mißvergnügte kriegerische Laienabel. Seinen Führer fanb er 1104 in des Kaisers zweitem Sohne (Konrab j 1101 zu Florenz), dem ehrgeizigen Heinrich V., und die meisten Bischöfe schlossen sich ihm an, ans Groll über die Ausbeutung ihrer Mittel für das Reich und über die Begünstigung der stäbtischen Bewegung durch den Kaiser. Dieser, bei einer Zusammenkunft in Coblenz (1105) von seinem Sohne überlistet und auf der Burg Böckel-heim an der Nahe gefangen gesetzt, würde zu Ingelheim zur Abdankung gezwungen. Aber von hier entfloh er zu dem treuen Bischof Otbert nach Lüttich, um mit Hilfe der rheinischen Bürgerschaften den Kampf um die Krone aufs neue zu beginnen. Da 1106 setzte 1106 dem unnatürlichen Streite sein plötzlicher Tod ein Ziel (Schicksale der Kaiserleiche bis zu ihrer Bestattung im Dome zu Speier 1111)2). 3. Heinrich V. 1106—1125 und das Wormser Concordat. 1. Obwohl durch die päpstliche Partei auf den Thron gelangt, nahm Heinrich V. doch sofort mit der zähen Thatkraft seines Geschlechts und noch größerer Schlauheit und Härte als sein Vater den Kampf um die Rechte der Krone wieder auf. Da Paschalis Ii., gehoben durch den Erfolg des 1. Kreuzzugs (S. 128) und gestützt auf Frankreich und England .(Ver- 2) Welf erhielt Baiern, Berthold bort Zähringen die Domäne Zürich mit dem Herzogstitel, dessen Neffe Hermann nannte sich bald darauf Markgraf von Baden (Burg im nördlichen Schwarzwald). 2) Brunonis de bell. Sax.: Verum ille homo regium semper in Omnibus adversis animmn gerebat, mori quam vinci malebat.

3. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 73

1891 - Dresden : Höckner
— 73 — f 735) bereits in dem siegreichen Kampfe mit der alten irischen Kirche bewährt hatte. Sie wandten ihre Missionsthätigkeit vorzugsweise den stammverwandten Friesen zu. Im fränkischen Friesland wirkte, unterstützt von den fränkischen Hausmeiern wie vom Papste, Willibrord, Bischof von Utrecht (f 739). 3. Von seinen Gefährten wurde Wynsrith oder Boni-fatius der „Apostel der Deutschen". Als Sohn eines edelsächsischen Grundbesitzers in Wessex ausgewachsen und in einem dortigen Venediktinerkloster zum gelehrten Mönch und Priester erzogen, ließ er sich vom Papst Gregor Ii. in Rom selbst 719 zur Heidenbekehrung ermächtigen. Seitdem Bonifatius genannt, wurde er von diesem und dessen Nachfolger Gregor Ui. nach einander zum Bifchof (722), Erzbischof (732) mit dem Sitze in Mainz (748), zum päpstlichen Legaten und Vicar (3. Romreise 738/39) für das Frankenreich erhoben. 4. Unter päpstlicher Anleitung und unter dem Schutze Karl Martells (S. 70) wirkte er mit Hilfe zahlreicher aus England nachkommender Priester und gelehrter Nonnen in Hessen (Klöster Amönaburg und Fritzlar, Fällung der Donareiche zu Geismar) und Thüringen (Kloster Ohrdruff am Nordrande des Thüringer Waldes). Er organisierte die thüringisch-hessische Kirche durch Gründung der Bistümer Buraburg, Würzburg, Eichstädt und Erfurt (dieses und Buraburg später wieder aufgelöst), darauf im Verein mit dem Agilolstnger Odilo auch die baierische Kirche durch Errichtung der Bistümer Pafsan, Regensburg, Salzburg und Freising. 5. Dagegen erfolgte die Neuordnung der entarteten und in ihrer Gliederung zerstörten fränkischen Kirche durch das selbständige Eingreifen der beiden fränkischen Regenten Karlmann und Pippin (S. 74) und ohne unmittelbare Beteiligung Roms auf mehreren Reformsynoden unter dem Beirat des von Karlmann zum auftrastfchen Bifchof bestellten Bonifatius nach dem Vorbild der von diesem im mittleren Deutschland geschaffenen Zustände (Concilium Germanicum 742). Ohne Rücksicht auf die 742 päpstliche Einsetzung nahm der fränkische Staat die Bestellung auch der thüringisch-hessischen Bischöfe als sein Recht in Anspruch. 6. Unzufrieden mit feiner Abhängigkeit vom fränkischen Hofe, wandte sich Bonifatius 753 wieder dem Missionswerk seiner Jugend in Friesland zu. Hierbei erlitt er 754 bei dem heutigen 754 Doccum den Märtyrertod. Er wurde in dem von ihm (744) gegründeten Kloster Fulda bestattet.

4. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 82

1891 - Dresden : Höckner
— 82 — Art der Kriegführung lösten den auf der allgemeinen Unterthanenpflicht beruhenden Heerbann allmählich auf und zwangen, das Volksanfgebot durch Lehnsmilizen, die Fußtruppen durch Rei-ter zu ersetzen. 9. Durch umfängliche Ausstattung seiner Beamten und Gefolgsleute mit Königs- und Kirchengut zur Nutznießung (bene-ficium) auf die Lebensdauer des Beleihers wie des Beliehenen und gegen die Verpflichtung zu schwerem Reiterdienst und anderen Leistungen, worin ihm dann die größeren „Vasallen"^ und Kirchenfürsten nacheiferten, trug Karl selbst dazu bei, daß sich eine fortwährend wachsende Lehnsgefolgschaft des Königs und zahlreicher weltlicher und geistlicher Grundherren bildete. An die Stelle des staatlichen Unterthanenverbandes trat daher immer mehr auf der Grundlage des dinglichen Beneficialwesens das privatrechtliche, persönliche, durch Handschlag und Treueid befestigte Schutzverhältnis. Die längst begonnene Zersetzung der alten germanischen Stände ergriff jetzt auch die reindeutschen Lande (mit Ausnahme der Sachsen und Friesen). d) Geistiges Leben und Litteratur. 1. Durch seinen wiederholten Aufenthalt in Italien dazu angeregt, faßte Karl den Entschluß, seine Franken „von dem Joche der Unwissenheit zu befreien" und zwar durch Wiederbelebung der antiken Bildung und mit Hilfe eines sittlich ernsten und gebildeten Klerus (encyclica de emendatione librorum 782 und de litterarum studiis per monasteria urgendis 787). Zum Mittelpunkt dieser Bestrebungen machte er, selbst noch in höherem Alter lernbegierig, seinen Hof, indem er bedeutende Gelehrte, besonders aus Italien und England, um sich versammelte: den Langobarden Paulus Diaconus, Warnefrids Sohn (S. 83), den gelehrten Grammatiker Petrus von Pisa, aber auch Franken, wie Karls Schwiegersohn, den ritterlichen Angilbert und den vielgewandten Einhard (S. 83), vor allem aber den ebenso frommen als gelehrten Angelsachsen Alcuin, der als Abt von Tours zugleich eine der bedeutendsten Klosterschulen des Reiches leitete und auch auf die Staatsangelegenheiten einen maßgebenden Einfluß ausübte. ') Das Wort vassus, vasallus ist gallischer Herkunft und bezeichnet ursprünglich einen unfreien Diener, ist dann aber ähnlich wie seneschalk und marescbalk auf angesehene freie Dienstverhältnisse übertragen worden.

5. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 93

1891 - Dresden : Höckner
— 93 - bis zur Schlei hinauswarf und hier die Mark Schleswig wieder einrichtete. Hierdurch wurde auchdem Christentum aufs neue die Bahn nach dem Norden eröffnet (Erzbistum Bremen-Hamburg: Anskar, 1. Erzbischof 834). — Auf feiner Pfalz zu Mem-leben ist Heinrich 936 gestorben und zu Quedlinburg begraben. 936 2. Otto der Große 936—973. a) Die Niederlage des Stammesherzogtums. 1. Zur Nachfolge hatte Heinrich auf einer Verfammluug der Großen zu Erfurt feinen damals 24jährigen Sohn Otto empfohlen. Dem feierlichen Wahl- und Huldigungsakt des Laienadels in Aachen folgte in der Marienkirche die Krönung und Salbung des Erwählten durch den Mainzer Erzbischof und in der Pfalz ein Festmahl, wobei die Herzöge den Hofdienst verrichteten. Allein Ottos Streben, das Stammesherzogtum als frei zu vergebendes Reichsamt in strenger Abhängigkeit vom Königtum zu halten, rief sofort eine Erhebung der Herzöge hervor, welche gleichzeitig mit einem Aufstande der Slawen alle Erfolge feines Vaters wieder in Frage stellte. 2. In diesen Wirren (937—41) trat nicht nur sein älterer Halbbruder Thankmar (siel in der Kirche der Eresburg) sondern wiederholt auch fein jüngerer Bruder Heinrich auf die Seite der Gegner (Eberhard von Franken, Giselbert von Lothringen, Erzbischof Friedrich von Mainz), welche auch Ludwig Iv. von Frankreich unterstützte in der Hoffnung, Lothringen wiederzubekommen. Der König bestand alle Gefahren siegreich (Treffen bei Birthen und Andernach) mit ebensoviel Klugheit als Willenskraft. Auch dieser Kämpfe bemächtigte sich die Volkssage, aber sie nahm bezeichnenderweise nicht mehr für die Herzöge, sondern für das Königtum Partei. 3. In Franken stellte Otto die herzogliche Gewalt nicht wieder her. Die übrigen Herzogtümer übertrug er in der Folge ergebenen, ihm selbst naheverwandten Männern, Lothringen Konrad dem Roten, der um Worms und Speier reich begütert war und mit des Königs Tochter Liutgard vermählt wurde, Baiern (aber ohne das Recht der Investitur) seinem Bruder Heinrich (dauernde Versöhnung Weihn. 941 in der 941 Kirche zu Frankfurt a. M.), Schwaben feinem Sohn Ludolf. Außerdem beschränkte er die Herzogsgewalt durch Einführung des

6. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 98

1891 - Dresden : Höckner
— 98 — 5. Ottos I. Feldzüge in Apulien und Calabrien führten zu keiner Entscheidung. Erst nach dem Sturze des Nikephoros 969 willigte sein Nachfolger Johannes Tzimisees gegen den Verzicht Ottos auf Apulien, Calabrien, Neapel und Salerno in die Anerkennung der abendländischen Kaiserwürde und in die Vermählung der schönen und geistvollen Theophano mit dem jungen Otto (Ii.), welcher schon die deutsche Königs- und die römische Kaiserkrone trug 972. 6. Noch hatte Otto I. nach seiner Rückkehr ans Italien das Osterfest in Quedlinburg in glänzender Versammlung der Großen Sachsens und in Anwesenheit der Herzöge Polens und Böhmens, des Dänenkönigs Harald, der Gesandten von Rom und Benevent, der Griechen, Russen und Bulgaren gefeiert, als ihn der plötzliche Tod seines treuen Kampfgenossen Hermann Billung aufs tiefste 973 erschütterte. Er selbst starb zu Memlebeu 973 und wurde im Dom zu Magdeburg begraben. 3. Die Weltpolitik der Ottonen und der Rückgang der deutschen Macht im Norden und Osten 973—1002. 1. Ohne Widerspruch zu finden, übernahm Otto Ii. (973 bis 983), ein kühner und hochstrebender Jüngling von lö Jahren, die Regierung, für welche er unter der Leitung trefflicher Geistlicher (Willigis) sorgfältig erzogen und auch wissenschaftlich vorgebildet worden war. Der anfängliche Einfluß feiner Mutter Adelheid trat bald zurück hinter dem feiner feingebildeten und Willensstärken Gemahlin Theophano. Aber nur zu bald verband sich noch einmal die Spaltung in der königlichen Familie mit dem Gegensatze der Stämme zu einer Erschütterung der bestehenden Ordnung. 2. Als Otto Ii. nach dem Tode Burkards Ii. (s. Witwe Hedwig auf dem Hohentwiel) das Herzogtum Schwaben nicht Heinrich Ii. dem „Zänker" von Baiern, sondern dem Sohne feines Stiefbruders Ludolf, Otto, verlieh, erhob sich jener im Bunde mit den Herzögen von Böhmen und Polen zum Sturze des Kaisers. Aber die Empörung wurde (976) niedergeschlagen, Baiern ebenfalls an Otto von Schwaben übertragen mit Ausnahme der Mark Karentanien (Steiermark, Kärnten, Kram), die mit Istrien und den oberitalifchen Gebieten vereinigt und zum selbständigen Herzogtum Kärnten erhoben wurde. 3. Inzwischen war auch der Einfall des Dänenkönigs

7. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 101

1891 - Dresden : Höckner
— 101 — sein Gegenpapst beschimpft und abgesetzt. Nach dem plötzlichen Tode Gregors V. aber erhob Otto 999 seinen gelehrten Freund Gerbert als Sylvester Ii. (999—1003) auf den apostolischen Stuhl, um mit ihm die geplante kaiserlich-päpstliche Universalmonarchie zur vollen Ausführung zu bringen (Residenz auf dem Aventin in Rom, byzantinisches Hofceremoniell). 9. Die verhängnisvolle Folge dieser phantastischen Weltpolitik war die Begründung der kirchlichen und damit auch der politischen Selbständigkeit Polens und Ungarns. Auf einer Reise nach Deutschland i. I. 1000 pilgerte Otto Iii. nach Gnesen zum Grabe des heiligen Adalbert und stiftete hier, dadurch die Pläne des polnischen Herzogs Boleslaw I. Chrobry (des „Kühnen") fördernd, auf Kosten Magdeburgs das Erzbistum Gnesen als selbstständige Metropole für 7 neuerrichtete Bistümer (darunter Krakau, Breslau, Colberg). Bald darauf erteilte Sylvester Ii. dem ungarischen König Stephan „dem Helligen" mit Übersendung der Krone die päpstliche Weihe als einem „Lehnsmann des heiligen Petrus" und zugleich die Einwilligung zur Stiftung des Erzbistums Gran (auf Kosten Passaus und Salzburgs). 10. Nach kurzem Aufenthalt in Deutschland (Besuch derkaiser-gruft in Aachen) eilte Otto Iii., unbekümmert um den Verlust der deutschen Herrschaft im Norden und Osten, nach Italien zurück (3. Romfahrt). Dort hatten sich die langobardischen Fürstentümer bereits seiner Herrschaft entzogen, und 1001 brach auch in Rom selbst ein Ausstand aus. Während in Deutschland der Unmut über die undeutsche Politik des Kaisers in hochverräterischen Anschlägen der Fürsten zum Durchbruch kam, versuchte dieser von der Burg Paterno (am Soracte) aus vergeblich, die wetterwendischen Römer zur Ergebung zu zwingen. Hier starb er in äußerster Bedrängnis lo02, kaum 23 Jahrz alt, und mit ihm erlosch der 1002 Mannsstamm Ottos des Großen. 3. Heinrich U. (1002—1024). 1. Ottos Iii. Tod zerriß die enge Verbindung der kaiserlichen und der päpstlichen Gewalt und mit ihr den Traum eines Weltreiches: überall erhoben sich die unterjochten Völker. In Rom sank das Papsttum sofort wieber in das römische Parteigetriebe zurück. In der Lombardei bemächtigte sich der Markgraf Harbnin von Jvrea der italienischen Krone. In Polen warf der Herzog Boleslaw Chrobry nicht nur die beulfche Hoheit

8. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 102

1891 - Dresden : Höckner
— 102 — ab' sondern schickte sich auch an, ein großes christliches Slawenreich zu errichten. 1002 2. In Deutschland wurde 1002 Heinrich Ii. von Baiern, ein Sohn Heinrichs des Zänkers und Urenkel Heinrichs I., dank dem Einflüsse des Willigis, zunächst freilich nur von einem Teile der Fürsten, in Mainz zum König erhoben und gekrönt; aber noch in demselben Jahre huldigten ihm nach dem Tode seines Mitbewerbers Eckard von Meißen auch die übrigen Fürsten und zuletzt auch Hermann von Schwaben. Nüchternen, aber beharrlichen Sinnes, strebte Heinrich Ii. vor allem danach, die schwer erschütterte Machtstellung des deutschen Königtums nach innen und außen wiederherzustellen. ‘6. Von Natur und durch seine geistliche Erziehung (in Hildesheim, Wolfgang von Regensburg) friedliebend und kirchlich gesinnt, war er im Inneren rastlos bemüht, durch strenge Handhabung des Rechts, selbst durch geschriebene Verordnungen, durch besondere Friedensgelöbnisse der fehdelustigen Großen, wie durch die Mittel i>er Kirche Ruhe und Sicherheit zu begründen. Dagegen räumte er, überzeugt von der Unmöglichkeit eines rein persönlichen Regimentes, unter stillschweigender Anerkennung Der Erblichkeit der großen Reichslehen den Fürsten eine größere Beteiligung an den Reichsgeschäften auf zahlreichen Hof- und Reichstagen ein. 4 Das notwendige Gegengewicht fand er in der planmäßigen Begünstigung der deutschen Kirche, indem er unter strengster Handhabung der Investitur und Heranziehung der Geistlichkeit zum Reichsdienste den Bistümern nicht nur große Schenkungen, sondern nach dem Vorgänge Ottos Iii. auch ganze Grafschaften übertrug (Bistum Bamberg. Bischöfe Thietmar von Merseburg und Burkarb von Worms). Auf das Papsttum freilich vermochte er trotz feiner streng kirchlichen Richtung („der Heilige") keinen bestimmenben Einfluß zu gewinnen. 5. Weniger glücklich war Heinrich Ii. nach außen. In einem langjährigen (1004—101b), durch die italienischen Felbzüge und innere Fehbert immer wieber unterbrochenen Kriege gegen den friegsgetoülägen Boleslaw Chrobry, der sich Böhmens, sowie eines Teiles des Meißnerlandes (Oberlausitz) und der Ostmark (Niederlausitz) bemächtigt hatte, mußte er dem polnischen Nationalstaate am Ende doch jene Marken, die Schutzmauern des Deutschtums, wertn auch gegen Anerkennung der deutschen 1018 Lehnshoheit, überlassen (Friede zu Bautzen 1018). Dagegen

9. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 112

1891 - Dresden : Höckner
— 112 — einen neuen Aufschwung, als sich der das 10. Jahrh, beherrschende Glaube an den nahen Untergang der Welt mit dem Abschluß des Jahrtausends als trügerisch erwies und nun die neugestärkte religiöse Begeisterung darnach trachtete, ihre Dankbarkeit in steinernen Kirchen zu verewigen. Dazu wirkte anregend der erneute Glanz deutscher Macht und deutschen Ruhmes in der Zeit der Ottonen, insbesondere durch die Verbindung mit Italien, der alten Heimstätte der Kunst, der wachsende Wohlstand, die Baulust der Könige, welche mit der der Bischöse wetteiferte. 2. Die neue, seit dem Beginn des 11. Jahrh, entstehende romanische Baukunstsgrundform der Kirche die altchristliche Basilika, das Langschifs) schloß sich an italienische, namentlich lombardische Muster an und erfuhr aus deutschem Boden ihre edelste Durchbildung (symbolische Gestalt eines lateinischen Kreuzes durch Anordnung des Querschiffes und Verlängerung des Chores — unter letzterem die Krypta — niedrigere, ebenfalls überwölbte Seitenschiffe, reichgeschmücktes Portal mit Türmen. Pfeiler oder wechselnde Säulen und Pfeiler, Fenster im Rundbogen). Nicht selten unter der Leitung geistlicher Baumeister (Bernward von Hildesheim | 1023) und in der Regel unter den Händen geistlicher Werkleute, besonders der Laienbrüder der Klöster, entstanden hervorragende kirchliche Bauwerke; in Sachsen die Stiftskirche in Gernrode, vom Markgrafen Gero 961 gegründet, der Dom zu Magdeburg und der zu Bremen (nach dem Muster der Kathedrale von Benevent), die Michaels- und Godehardskirche in Hildesheim, die Kirche Heinrichs Iii. in Goslar; in Franken der Dom Heinrichs Ii. zu Bamberg, Konrads Ii. zu Limburg und Speier, der Mainzer Dom. Erst später entstanden auch kunstvolle weltliche Bauten, wie die Kaiserpfalz zu Goslar. Plastik und Malerei blieben weit hinter der Architektur zurück, fleißig wurde Elfenbeinschnitzerei, Glas- und Miniaturmalerei für den kirchlichen Gebrauch in den Klöstern getrieben. 3. Die wissenschaftlichen Studien hatten nach dem Verfalle der karolingischen Hofschule vor allem in den Kloster-schulen Pflege gefunden (St. Gallen — Notker Labeo f 1022 — und Reichenau in Schwaben, Fulda und Hersfeld in Hessen, Prüm in Lothringen, Corvey und Gandersheim in Sachsen, später St. Emmeram in Baiern). Doch war diese ganze Bildung im wesentlichen fremder Art (Trivium und Quadrivium) und ihr Verdienst vorzugsweise die Bewahrung der antiken Bildungsschätze. Die Begeisterung für die Wissenschaft, die vom Hofe der

10. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 113

1891 - Dresden : Höckner
— 113 — Ottonen vor allem unter Erzbischof Brunos Leitung in die Laienwelt ausströmte, wirkte nachhaltiger eher noch bei den Frauen-(Adelheid und Theophano, Hedwig von Schwaben u. a.) als bei den Männern. 4. Dagegen erwuchs aus jenen Bestrebungen in einigen Klöstern eine nationale Poesie in römischem Sprachgewande nach klassischen Mustern. Ihre hervorragendsten Vertreter waren Eckehard I. von St. Gallen (f 973), der Dichter des Walthari-liedes, und die Nonne Hrotsvitha von Gandersheim, welche die Legenden der Heiligen in der Form Terentianischer Komödien bearbeitete. Die berufsmäßigen deutschen Dichter jener Zeiten waren die fahrenden (weltlichen) Spielleute, welche erst lange Zeit die Sagen aus der Völkerwanderung sangen, später dem veränderten Geschmack entsprechend mit Vorliebe die Kunde von den großen Tagesbegebenheiten fortpflanzten (Lieder auf Hattos Verrat an Adalbert von Babenberg, die Niederlage der Franken gegen Heinrich von Sachsen, die Abenteuer Kunos „Kurzibold". den Kampf Ludolfs gegen Otto I., Ernsts von Schwaben gegen Konrad Ii. u. a.). 5. Gehoben durch die Verflechtung der Kirche in die Reichspolitik, welche den Gesichtskreis der geistlichen Schriftsteller erweiterte, nahm auch die lateinische Geschichtschreibung nach langer Unterbrechung wieder einen kräftigen Aufschwungs. Ganz erfüllt von dem Ruhm seines Stammes schrieb der Mönch Wi-dukind von Corvey die sächsische Geschichte unter Heinrich I. und Otto I., die klassisch gebildete Hrotsvitha von Gandersheim ein Heldengedicht auf Otto I., der reisige Bischof Thiet-mar von Merseburg (j 1018), ein naher Verwandter des Kaiserhauses, die Geschichte der 2. Hälfte der sächsischen Kaiserzeit. Auch die zahllosen Klosterannalen gewannen neues Leben; die erste Weltchronik schrieb Hermann von Reichenau (bis 1034). Wichtige Nachrichten zur deutschen Geschichte bieten auch des gebildeten Italieners Liutprand von Cremona Denkwürdigkeiten Ottos I. ') Im Jahre 961 begegnet uns zum ersten Male der Name Teutoni für ba§ ganze deutsche Volk, einige Jahre später die Bezeichnung regnum teu-tonicum für das deutsche Reich. Doch hat es noch eines Jahrhunderts bedurft, ehe sich der Name „Deutsche" (anfangs für die Sprache, dann auch für das Volk, diutisk = volksmäßig) befestigte und in allgemeinen Gebrauch kam. Kümmel u. Ulbricht, Grundzüge Ii. 8
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