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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 228

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 228 — liches Gepräge, und das durch die gebirgige Natur der Insel bewirkte abgeson- derte Wohnen hat ihre Sprache dermaßen in stark voneinander abweichende Mundarten zersplit- tert, daß eine Verständigung zwischen etwas entfernt wohnen- den Stämmen nicht möglich ist. Abb. 41. Papua von Neuguinea. (Nach Hagen.) (Aus der Illustrierten Völkerkunde von Buschan.) Ein hervorstechendes Merkmal der Papua ist der Haarwuchs. Der bekannte Erforscher Neuguineas, O. Finsch, schreibt darüber: „Das Haar wächst beim Papua anfangs gerade wie bei uns und fängt erst an, sich nach einiger Zeit, wenn es etwas länger wird, zu krümmen, d. h. mehr oder minder spiralig zu drehen, ähnlich den Windungen eines Korkziehers. Bei gewisser Länge verfilzen sich die Haare leicht ineinander, namentlich an den Enden, wo sich Klümpchen bilden, und so entsteht eine Art Locken, aus denen sich je nach der Behandlung dichte Strähnen, Zotteln oder, beim Auf- bauschen mit einem langzinkigeu Bambuskamm, Wolken bilden". Diese mannigfaltig gestaltete Haar- kröne ist der Stolz und Ruhm der Papua. Sie wird täglich neu hoch aufgebauscht, mit Ocker und Kalk gefärbt und mit bunten Federn und Blumen geschmückt. Um die Frisur zu schonen, legen viele sogar den Kopf beim Schlafen auf kleine Holz- fchemel. Auch sonst liebt der Papua den Schmuck. Da sich die Kleidnng meist auf einen Rindengürtel oder bei Frauen auf ein Faser- oder Grasröckchen beschränkt, so wird der Körper bunt bemalt und mit allerlei Zieraten, Arm- und Kniebändern, Halsschnüren aus Muscheln, Stirn- bändern, Nasenstiften usw. ausge- stattet. Auch die Waffen, Speere, Bogen, Pfeile, Keulen und Schilde, zeigen oft kunstvolle Schnitzereien.

2. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 214

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 214 — Knüppel, mit dem man nach Wurzeln, Knollen und Insekten gräbt. Als Gefäße benutzt man Muscheln, mit Harz dichtgemachte Menschenschädel, Schildkrötengehäuse, ausgehöhlte Holzstücke und Baumrinden. Außerdem werden aus Stengeln, Blättern und Fasern Körbchen, Taschen und Fischnetze geknüpft. Als Waffen dienen schmale, aus Holz oder Rinde verfertigte Schilde, Holz- keulen, Steinbeile, Speere, deren Spitzen im Feuer gehärtet oder mit scharfen Kieseln versehen sind, und ein eigentümliches Wurfholz, der B um er an g. Dieses Werkzeug ist die ge- fährlichste Waffe der Australier und ihre ureigenste Erfindung, da man es sonst nirgends auf der Welt gefunden hat. Der Bumerang ist ein schwach sichel- oder kniesörmig ge- gebogenes, flaches, glattes Holzstück von 60—100 cm Länge. Er hat die merkwürdige Eigentümlichkeit, daß er, geschickt geworfen, wieder zu seinem Ausgangspunkte zurückkehrt, wobei er sich mit großer Schnelligkeit wie um einen Zapfen dreht, eine elliptische, all- mählich zu bedeutender Höhe ansteigende und dann sich in gleicher Weise wieder senkende Flugbahn beschreibt. Wenn er sein Ziel trifft, fällt er natürlich zu Boden. „Ein er- fahrener Werfer kann dieser Waffe fast jede beliebige Wendung geben; zur Verstärkung des Schlages wird sie indessen gewöhnlich flach gegen den Erdbaden geschleudert, von dem sie abprallt und sich zu bedeutender Höhe erhebt. Die Eingeborenen sind imstande, mit dem Bumerang Vögel oder kleinere Säugetiere bis zu der bedeutenden Entfernung von ungefähr 200 Schritt zu erlegen. Im Kriege ist diese Waffe besonders dadurch gefährlich, daß es fast unmöglich ist, in dem Augenblicke, in welchem man sie in der Luft erblickt, zu beur- teilen, welchen Weg sie nehmen oder wo sie niederschlagen wird" (Ratzel). Merkwürdig ist, daß Bogen und Pfeile, die man sonst bei allen Wilden findet, nur bei einigen Stämmen im N.-O. bekannt sind, die sie wahrscheinlich von den Papuas entlehnt haben. Von Religion ist bei den Australiern wenig vorhanden. Götterverehrung, Opfer und Gebet sind unbekannt. Dagegen besteht allgemein der Glaube an gute und böse Geister, die man sür die Seelen der Verstorbenen hält. Die ersteren werden wenig beachtet; die Dämonen aber, die des Nachts ihr Wesen treiben, sind sehr gefürchtet. Das wirksamste Mittel gegen sie ist das Feuer, das man daher auch des Nachts nie erlöschen läßt. Hohes Ansehen genießen die Zauberer, von denen man glaubt, daß sie Geister bannen, Kranke gesund und Gesunde krank machen können. Die eingewanderte Bevölkerung (4,7 Mill.) ist zu fast 96 °/0 britischer Herkunft; den Rest bilden Deutsche (etwa 100 000), andre Europäer, Chinesen (28000), Japaner (3500), Jndier (3300), Polynesier (Kanaken 2000) und Malaien (1100). Ungefähr 70 v. H. bekennen sich zum evangelischen Glauben, 25 v. H. sind katholisch. Australien ist der zuletzt bekannt gewordene Erdteil. Seine ersten Entdecker waren die Holländer zu Anfang des 17. Jahrhunderts. Die niedrige Kultur der Eingeborenen,, die geringwertige Tier- und Pflanzenwelt wie das ungünstige Klima waren aber so wenig verlockend, daß man weder Niederlassungen gründete, noch Handelsbeziehungen anknüpfte. 1770 entdeckte der englische Weltumsegler Cook (kuck) die begünstiglere Ostküste, die er, da sie ihm der Südküste von Wales ähnlich schien, als Neu-Südwales bezeichnete. Bei seiner Rückkehr empfahl er der englischen Regierung das Land als Ansiedlungsgebiet. Da Eng- land um diese Zeit seine amerikanischen Besitzungen verlor, in die es bisher seine Verbrecher verbannt hatte, faßte es den neuen Erdteil zunächst als Verschickungsort ins Auge. 1768 landete der erste Sträflingslrupp, zusammen mit den Beamten und Soldaten 1030 Personen, darunter */4 Frauen, an der Jacksonbai und gründete eine Ortschaft, die nach dem damaligen englischen Minister Sidney genannt wurde. Wenn ein Sträfling Besserung zeigte, konnte

3. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 35

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 35 — Feind, der ihn noch weit entfernt glaubte. Vor dem sächsischen Lager wirbelten dichte Staubwolken auf. Die Sachsen erkannten die Gefahr, und Schrecken ergriff sie. In toller Wut schrie alles nach Waffen und Pferden. Die Fürsten, ihre Mannen und alle, die Pferde hatten, eilten aus dem Lager und stürzten in einem dichten, verworrenen Knäuel auf die vorderste Schaar der Königlichen los. Die Bauern aber blieben im Lager und warteten voll Angst auf den Ausgang des Kampfes. Die Schwaben wankten vor den furchtbaren Schwerthieben der Sachsen; aber die Bayern kamen ihnen zu Hilse, die Franken griffen den Feind von der Seite an, der König mit seiner auserlesenen Schaar that Wunder der Tapferkeit — da wandten sich die ermatteten Sachsen zur Flucht und sprengten zurück zum Lager. Zugleich mit ihnen waren aber auch die Sieger dort. (Was wird jetzt geschehen? Das Lager kann nicht mehr verteidigt werden; die berittenen Edlen werden sich durch die Schnelligkeit ihrer Pferde retten, die Bauern sind verloren. Bestätigung.) Da jagten die sächsischen Reiter nach der andern Seite des Lagers davon; ihre schnellen und frischen Pferde retteten sie vor den Verfolgern. Nun fielen die Königlichen wütend über die Bauern her und metzelten sie nieder; wer ihrem Schwert entrann, ertrank in der Unstrut; achttausend Bauern verloren hier ihr Leben. Das reich ausgestattete Lager der Sachsen wurde geplündert, der Sieg war gewonnen. Zur Erläuterung: Wie kam es zum Sieg über die Sachsen? (Bereitwilligkeit der Fürsten, großes Heer, Klugheit des Heerführers; dadurch Überraschung ver ungeordneten Feinde durch das geordnete Heer. Tapferkeit der Königlichen und des Königs. Stimmung des Königs während des Kampfes und im Siege). An der Geschichte fällt mir mancherlei auf, zunächst, daß der Papst die Kirchenschänder nicht bestrafte (wie? Bann). Er lebte schon damals im Streit mit dem König und wollte daher seinen Gegner nicht durch Schwächung der Empörer stärken. Da sieht man deutlich: Er bestraft die Frevel gegen die Kirche nur, wenn es ihm nützt; er war nicht gerecht, sonst müßte er jeden Frevel bestrafen. Warum metzelten die Ritter so wütend die Bauern nieder? Sie wollten die Bauern dafür züchtigen, daß sie sich erlaubten, ritterliche Waffen zu tragen. Aber die achttausend bewaffneten Bauern konnten sich doch wehren? Sie waren nicht so gut gerüstet wie die Ritter, besonders fehlten ihnen die festen Schutzwaffen (Schild, Helm, Kettenhemd), auch waren sie nicht so geübt im Kämpfen wie die Ritter, die von Jugend auf das Führen der Waffen wie ein Handwerk gelernt hatten. — Zusammenfassung: Sieg des Königs über die Sachsen. Vierter Abschnitt: Die Ausnutzung des Sieges. Wie der König seinen Sieg über die Sachsen ausnutzte. Was werden die besiegten Sachsen nun thun? Sie werden einsehen, daß jeder Widerstand gegen die Übermacht des Königs vergeblich ist, und werden sich daher ihm unterwerfen. Und welche Bedingungen 3*

4. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 22

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
22 — Der Landgraf, von welchem mir sprechen wollen, hatte auch einen eigentümlichen Beinamen, wie ihr gleich lesen werdet. Iia. Das Lesestück „Warum man Ludwig den eisernen Landgrasen hieß", wird (wie oben) gelesen. 1. Zur Besprechung: Aus der Überschrift wird ersannt, daß dieser Landgraf denselben Namen trug, wie der vorige; dann werden Vermutungen über den Beinamen aufgestellt — vielleicht war er recht streng. „In Strafe nahm" ? — Er ließ ihn vor sich kommen, strafte ihn mit Worten, ließ ihn vielleicht in ein Gefängnis bringen 2c. Aber der Kaiser war doch der Richter? — Also kann auch nur vom Kaiser das Richteramt Ludwigs stammen. Aus diesem Falle erkennen wir, daß der Landgraf der Stellvertreter des Kaisers war. Uber den Landgrafen aber richtete der Kaiser, wie wir bei Ludwig dem Springer sahen. Was der Ritter wohl verbrochen hatte ? — Vielleicht erfahren wir es noch. r . f . , „Sich verbünden"! — Die Ritter kamen zusammen und besprachen sich, daß sie sich nicht ohne weiteres gleich strafen lassen wollten; sie wollten sich vielmehr gegenseitig helfen, daß keiner gestraft werde („ehe seine Hand auch über sie käme") und sammelten gleich ein Heer gegen den Landgrafen. Wie nennt man das? — Aufruhr, Empörung.^ Was sehen wir daraus? — Daß sie sich alle fchuldig fühlen. „Reuenburg an der Unstrut" — auch das Schloß des Psalzgrafen Friedrich lag an der Unstrut. Die Neuenburg muß wohl eine Burg der Thüringer Landgrafen gewesen sein. Überschrift: Ludwig nimmt seine aufrührerischen Ritter gefangen. Was wird er mit ihnen vornehmen? — Vermutungen! .2. Zur Besprechung: Wieso brächte Ludwig sein Land in Schaden? — Er hätte dann weniger Ritter im Falle eines Krieges. „Unehrlich" ? — Als ob er seinen Unterthanen das Geld abnayme. Überschrift: Ludwig straft die Ritter mit Worten. Eine ganz ausgesuchte Strafe werden wir jetzt kennen lernen. 3. Zur Besprechung: Warum diese Strafe? — Sie sollte recht empfindlich sein. L Die Ritter mußten die Arbeit verrichten, welche sonst Pferde oder Ochstn thun: ihrer vier wurden angespannt und zogen den Pflug über den Acker hinüber und dann wieder herüber, während die andern unter Bewachung stehen bleiben und zusehen mußten. Das war eine schwere (ungewohnte) Arbeit; Ludwig behandelte die Ritter auch wie Tiere, er schlug sie so daß sie oft auf die Erde fielen. (Das Pflügen ist, wo es unbekannt ist, weiter darzustellen.) Wenn sie zurückgekommen waren, wurden sie ausgespannt und vier andere eingespannt ac. 2. Me Schande. Die Ritter waren nur mit ihren Hemden bekleidet. Sonst gingen ste stolz- einher in schönen Kleidern und erwarteten, von jedermann gegrüßt

5. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 8

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
ick mein eigenes Land in Schaden; büße ich euch um Geld und Gut, so scheint dieses mir unehrlich; lasse ich euch aber los, so achtet ihr meines Zornes fürder nicht. Ich muß euch auf eine andere Weise züchtigen." Da nahm er sie und führte sie auf einen Acker, spannte je vier der ungetreuen Edelleute, nur mit ihren Hemden bekleidet, an einen Pflug und ackerte mit ihnen eine Furche. Die Diener hielten den Pflug, er aber trieb sie mit der Geißel an und hieb, daß sie sich beugten und oft aus die Erde fielen. Wenn eine Furche geackert war, spannte er vier andere ein, bis das ganze Feld gepflügt war. Hierauf führte er, die er also gezüchtigt hatte, wieder zur Neuenburg, da mußten sie ihm von neuem schwören und huldigen. Darnach ward der Landgraf im ganzen Lande gefürchtet; und wenn die, so im Fluge gezogen hatten, seinen Namen hörten, erseufzten sie und schämeten sich. Den Acker aber ließ der Landgraf mit großen Steinen zeichnen zu einem ewigen Gedächtnis, und er heißt noch der „Edelacker" bis auf den heutigen Tag. Und der Landgraf machte ihn frei von allen Zehnten und machte ihn zu einer Zufluchtsstätte, daß ein jeder Übelthäter, wie groß auch seine Übelthat wäre, seiner Strafe ledig fein sollte, wenn er daraus käme; und wer diese Freiheit brechen würde, sollte den Hals verloren haben. Diese Geschichte erscholl an allen Enden in den deutschen Landen, und etliche schalten den Herrn darum und wurden chm gram; etliche schalten die Beamten, daß sie so untreu gewesen; etliche meinten auch, sie wollten sich eher haben töten lassen, denn in den Pflug spannen. Etliche der Edelleute aber demütigten sich gegen ihren Herrn, denen that er gut und hatte sie lieb. Etliche aber wollten's ihm nicht vergessen, daß er sie um der armen Bäuerlein willen so streng gerichtet hatte. Sie wollten ihn gern töten und standen ihm heimlich und öffentlich nach Leib und Leben; und wenn er solche

6. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 14

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 14 — da kaufte, verkaufte er dort. Und er kam bis gen Venedig und handelte daselbst köstliche Waren ein: goldene Ringe und Spangen, edle Gesteine, Trinkgefäße, elfenbeinerne Spiegel, Tischmesser, Korallen und dergleichen. Als nun der Krämer heimwärts zog, da kam er auch nach Würzburg im Frankenlande. Hier legte er seinen Kram aus und gedachte, von da nach Eisenach zu gehen. Es waren aber etliche fränkische Ritter, denen die Kleinodien des Krämers wohl behagten; sie wollten die schönen Waren haben und mochten doch kein Geld dafür geben. Als nun der Krämer von dannen zog, fielen sie über ihn her. Er zeigte seinen Geleitsbries vor, aber sie kehrten sich nicht daran, nahmen den Kram samt dem Esel und ließen den Krämer laufen. Traurig kam dieser nach Eisenach und berichtete Ludwig den Unfall. Der aber lachte dazu und sprach: „Lieber Geselle, betrübe dich nicht über unsern Kram." Und alsbald zog er mit seinen Rittern nach Franken, verwüstete das Land und rückte bis gegen Würzburg vor. Da ließ der Bischof ihn fragen, was denn seinen Zorn erregt habe, also daß er im Lande einherfahre, wie ein Hagelwetter. Der Landgraf antwortete: „Ich suche meinen Esel." — Da mußten die Ritter den Esel und die Waren wieder herausgeben. Hatten freilich nicht gedacht, daß der Landgraf sich des Dinges so ernstlich annehmen würde. 13. Landgraf Ludwig und der Lörve. Landgraf Ludwig hatte auf der Wartburg einen Löwen; der war eines Morgens aus dem Zwinger, darin er sich befand, entkommen und brüllte gewaltig auf dem Burghofe, daß sich niemand getraute, feines Weges zu gehen. Als das Ludwig hörte, stand er eilig von seinem Lager auf, warf ein leichtes Kleid über, trat in

7. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 32

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 32 — doch er sah niemand. Eine Stimme aber flüsterte: „Ich bin es, Siegfried, dein lieber Freund. Sei ganz ohne Angst vor der Königin. Gieb mir den Schild und laß ihn mich halten. Mache du die Gebärde, ich will die Werke vollbringen!" Da tröstete sich der König. Nun schoß die Jungfrau den Speer mit aller Kraft nach dem Schilde in Siegfrieds Hand. Das Feuer sprang vom Stahl, als ob der Wind es wehte. Des Speeres Schneide drang durch den Schild und fuhr noch bis auf die Panzerringe. Von der Wucht des Schusses strauchelte der starke Mann. Aber schnell sprang er wieder empor und riß den Speer ans dem Schild. Des Speeres Schneide kehrte er hinter sich und schoß mit der Speerstange nach der schönen Jungfrau. Er traf ihren Schild mit so furchtbarer Gewalt, daß die starke Kämpferin strauchelte und siel. Wie bald sie wieder aufsprang! „Habe Dank für den Schuß, edler König Günther!" rief Brunhild und eilte zornigen Mutes zu dem Marmorstein. Sie hob den ungeheuren Block in die Höhe, schwang ihn mit aller Kraft und warf ihn wohl zwölf Klaftern weit, daß alle Helden staunten. Dann sprang sie mit einem gewaltigen Sprung zu dem Stein, daß ihr Eisengewand laut erklang. Jetzt ging Günther zu dem Stein und faßte ihn mit den Händen. Aber Siegfried hob und schwang den Stein und wars ihn noch weiter als Brunhild und sprang auch noch weiter. Ja er trug im Sprunge auch den König Günther, und Günther ftanb allein beim Stein. Da ward Brunhild rot vor Zorn. Doch sprach sie zu ihrem Gefolge: „Freunde und Mannen, kommt heran! Ihr alle sollt dem Könige Günther Unterthan sein." Alsbald knieten die kühnen Helden vor Günther nieber und huldigten ihm. Nun führte Brunhild ihren Bräutigam in das Schloß zurück. Aber Siegfried lief rasch wieder zum Schiff, streifte die Tarnkappe ab und ging zurück zum Saal, wo die Fürsten waren. Hier fragte er den

8. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 58

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 58 — 37. Wie sich die Herzöge empörten. Mit Heinrich hatte sich nicht nur der Herzog Eberhard von Franken und der Herzog Giselbert von Lothringen verbnnben, sonbern auch der König von Frankreich. Eberharb begab sich mit einem Heere zu Heinrich und Giselbert nach Lothringen. Alle Hoffnung war verschwnnben, daß die Herrschaft der Sachsen bestehen würde. Darum verließ bamals noch gar mancher den König Otto und begab sich zu den Empörern. König Otto aber bewahrte eine unerschütterliche Ruhe. Er war mit seinem Heere gegen den König von Frankreich in das ^saß gezogen. Als das Eberhard und Giselbert erfuhren, gingen sie bei Anbernach über den Rhein, fchäbigten die in der Nahe wohnenden Getreuen des Königs durch Brand und Raub und zogen mit Beute beladen zurück. Otto sandte gegen sie den Herzog Hermann von Schwaben. Dieser aber wagte keinen Kamps, da sein kleines Heer den Gegnern nicht gewachsen war. Eines Tages aber stießen Ritter des Königs auf einen Priester, der weinte und jammerte. Sie fragten ihn, woher des Wegs er käme, und warum er weine. „Von jenen Räubern," gab er zur Antwort, „komme ich her; mein Pserb, meine einzige Habe, haben sie mir genommen, zum armen Mann haben sie mich gemacht!" Da forschten sie genau, ob und wo er Giselbert und Eberharb gesehen habe. Der Priester erwiberte: „Fast ihr ganzes Heer samt der Beute haben sie über den Rhein geschafft. Sie selbst aber sinb zurückgeblieben und halten mit einer Schar Ritter eine Mahlzeit, möge sie ihnen schlecht bekommen!" Kaum hatten jene das vernommen, als sie mit solcher Schnelligkeit nach dem bezeichneten Orte ritten, daß, wer sie sah, vermeinen mußte, sie flögen. Die Herzoge waren gerabe beim

9. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 64

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 64 — König zurück, und nun beginnt der Kampf mit der Hauptmacht der Ungarn, die den Deutschen gegenüberstand. Nach einer kurzen Anrede ergriff Otto den Schild und die heilige Lanze und sprengte hoch zu Roß als der erste in den Feind hinein, Streiter und Feldherr zugleich. Anfangs leisteten die Kühneren unter den Ungarn Widerstand. Bald aber entsank ihnen der Mut. Zersprengt und umzingelt, wurden viele vom Schwerte erschlagen. Viele schwammen durch den Lech, aber das jenseitige Ufer bot ihnen keinen Halt zum Emporklimmen, und von der Strömung fortgerissen, fanden sie in den Wellen ein klägliches Ende. Die aber glücklich über den Fluß kamen, wurden von den Bewohnern des Landes auf der Flucht niedergemacht. Nur wenige von dem großen Ungarnheer sahen ihr Vaterland wieder. Aber nicht ohne eignen Verlust konnte der Sieg über ein so wildes Volk errungen werden. Manch wackerer Mann war erschlagen, aber keinen betrauerte Otto mehr, als seinen Eidam Konrad. Erschöpft von dem harten Strauß und der Glut der Sonne, hatte er die Helmbänder gelüftet, um aufzuatmen; da durchschnitt ihm ein Pfeil die Kehle und raubte ihm das Leben. Sein Körper wurde auf des Königs Befehl mit den größten Ehren nach Worms gebracht und hier unter lauter Klage und unter den Thränen aller Franken bestattet. Welche Freude über den Ausgang der Schlacht in dem Heere herrschte, kann man sich denken. Der siegreiche König aber befahl, in allen Kirchen des Reichs Gott zu preisen und würdige Lobgesänge zu seiner Ehre anzustimmen. Dann kehrte er, jubelnd von allem Volke begrüßt, in das Sachsenland heim. — Den Ungarn aber war nun die Lust vergangen. in die deutschen Länder einzubrechen. ■ ■

10. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 28

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 28 — bergen in der Erde vor dem Angesichte dieses grimmigen Feindes!" Da erinnerte sich der Franke ans bessern Zeiten der herrlichen, uitücrgleichlichcn Macht des Königs Karl unu brach in die Worte ans: „Wenn dn eine eiserne Saat auf den Feldern wirst starren sehen, wenn der Po und der Tessin mit dunkeln, eisenschwarzen Wogen die Stadtmauern überschwemmen, dann erwarte, daß Karl kommt." Kaum war dies ausgeredet, als sich in Westen wie eine finstere Wolke zeigte, die den hellen Tag beschattete. Dann sah man den eisernen Karl in einem Eisenhelm, in eisernen Schienen, eisernem Panzer um die breite Brust, eine Eisenstange in der Linken hoch ausreckend. In der Rechten hielt er das stählerne Schwert, der Schild war ganz aus Eisen, und auch sein Roß schien eisern an Mut und Farbe. Alle, die ihm vorausgingen, zur Seite waren und ihm nachfolgten, ja das ganze Heer schien auf gleiche Weise ausgerüstet. Einen schnellen Blick darauf werfend, rief der Franke: „Hier hast du den, nach dem du so viel gefragt hast," und stürzte halb entseelt zu Boden. 20. Rolands Tod. Nachdem der herrliche Kaiser Karl ganz Spanien sich unterworfen und zum Glauben an Gott und feine heiligen Apostel bekehrt hatte, zog er zurück und kam nach Pampelona und ruhte dort einige Tage ans mit feinem ganzen Heere. In Saragossa aber waren damals zwei sarazenische Könige, die Brüder Marsilies und Beligand, die der Sultan von Babylon dahin geschickt hatte. Sie waren dem Kaiser Karl nnterthänig geworden und dienten ihm scheinbar gern in allen Stücken; aber sie meinten es nicht ehrlich mit ihrer Treue nud Anhänglichkeit. Da schickte der Kaiser ihnen Ganelon zu, der zu den zwölf besten Mannen Karls gehörte, aber Untreue im Herzen trug, und ließ ihnen sagen, daß sie sich
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