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1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 35

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 35 — Feind, der ihn noch weit entfernt glaubte. Vor dem sächsischen Lager wirbelten dichte Staubwolken auf. Die Sachsen erkannten die Gefahr, und Schrecken ergriff sie. In toller Wut schrie alles nach Waffen und Pferden. Die Fürsten, ihre Mannen und alle, die Pferde hatten, eilten aus dem Lager und stürzten in einem dichten, verworrenen Knäuel auf die vorderste Schaar der Königlichen los. Die Bauern aber blieben im Lager und warteten voll Angst auf den Ausgang des Kampfes. Die Schwaben wankten vor den furchtbaren Schwerthieben der Sachsen; aber die Bayern kamen ihnen zu Hilse, die Franken griffen den Feind von der Seite an, der König mit seiner auserlesenen Schaar that Wunder der Tapferkeit — da wandten sich die ermatteten Sachsen zur Flucht und sprengten zurück zum Lager. Zugleich mit ihnen waren aber auch die Sieger dort. (Was wird jetzt geschehen? Das Lager kann nicht mehr verteidigt werden; die berittenen Edlen werden sich durch die Schnelligkeit ihrer Pferde retten, die Bauern sind verloren. Bestätigung.) Da jagten die sächsischen Reiter nach der andern Seite des Lagers davon; ihre schnellen und frischen Pferde retteten sie vor den Verfolgern. Nun fielen die Königlichen wütend über die Bauern her und metzelten sie nieder; wer ihrem Schwert entrann, ertrank in der Unstrut; achttausend Bauern verloren hier ihr Leben. Das reich ausgestattete Lager der Sachsen wurde geplündert, der Sieg war gewonnen. Zur Erläuterung: Wie kam es zum Sieg über die Sachsen? (Bereitwilligkeit der Fürsten, großes Heer, Klugheit des Heerführers; dadurch Überraschung ver ungeordneten Feinde durch das geordnete Heer. Tapferkeit der Königlichen und des Königs. Stimmung des Königs während des Kampfes und im Siege). An der Geschichte fällt mir mancherlei auf, zunächst, daß der Papst die Kirchenschänder nicht bestrafte (wie? Bann). Er lebte schon damals im Streit mit dem König und wollte daher seinen Gegner nicht durch Schwächung der Empörer stärken. Da sieht man deutlich: Er bestraft die Frevel gegen die Kirche nur, wenn es ihm nützt; er war nicht gerecht, sonst müßte er jeden Frevel bestrafen. Warum metzelten die Ritter so wütend die Bauern nieder? Sie wollten die Bauern dafür züchtigen, daß sie sich erlaubten, ritterliche Waffen zu tragen. Aber die achttausend bewaffneten Bauern konnten sich doch wehren? Sie waren nicht so gut gerüstet wie die Ritter, besonders fehlten ihnen die festen Schutzwaffen (Schild, Helm, Kettenhemd), auch waren sie nicht so geübt im Kämpfen wie die Ritter, die von Jugend auf das Führen der Waffen wie ein Handwerk gelernt hatten. — Zusammenfassung: Sieg des Königs über die Sachsen. Vierter Abschnitt: Die Ausnutzung des Sieges. Wie der König seinen Sieg über die Sachsen ausnutzte. Was werden die besiegten Sachsen nun thun? Sie werden einsehen, daß jeder Widerstand gegen die Übermacht des Königs vergeblich ist, und werden sich daher ihm unterwerfen. Und welche Bedingungen 3*

2. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 22

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
22 — Der Landgraf, von welchem mir sprechen wollen, hatte auch einen eigentümlichen Beinamen, wie ihr gleich lesen werdet. Iia. Das Lesestück „Warum man Ludwig den eisernen Landgrasen hieß", wird (wie oben) gelesen. 1. Zur Besprechung: Aus der Überschrift wird ersannt, daß dieser Landgraf denselben Namen trug, wie der vorige; dann werden Vermutungen über den Beinamen aufgestellt — vielleicht war er recht streng. „In Strafe nahm" ? — Er ließ ihn vor sich kommen, strafte ihn mit Worten, ließ ihn vielleicht in ein Gefängnis bringen 2c. Aber der Kaiser war doch der Richter? — Also kann auch nur vom Kaiser das Richteramt Ludwigs stammen. Aus diesem Falle erkennen wir, daß der Landgraf der Stellvertreter des Kaisers war. Uber den Landgrafen aber richtete der Kaiser, wie wir bei Ludwig dem Springer sahen. Was der Ritter wohl verbrochen hatte ? — Vielleicht erfahren wir es noch. r . f . , „Sich verbünden"! — Die Ritter kamen zusammen und besprachen sich, daß sie sich nicht ohne weiteres gleich strafen lassen wollten; sie wollten sich vielmehr gegenseitig helfen, daß keiner gestraft werde („ehe seine Hand auch über sie käme") und sammelten gleich ein Heer gegen den Landgrafen. Wie nennt man das? — Aufruhr, Empörung.^ Was sehen wir daraus? — Daß sie sich alle fchuldig fühlen. „Reuenburg an der Unstrut" — auch das Schloß des Psalzgrafen Friedrich lag an der Unstrut. Die Neuenburg muß wohl eine Burg der Thüringer Landgrafen gewesen sein. Überschrift: Ludwig nimmt seine aufrührerischen Ritter gefangen. Was wird er mit ihnen vornehmen? — Vermutungen! .2. Zur Besprechung: Wieso brächte Ludwig sein Land in Schaden? — Er hätte dann weniger Ritter im Falle eines Krieges. „Unehrlich" ? — Als ob er seinen Unterthanen das Geld abnayme. Überschrift: Ludwig straft die Ritter mit Worten. Eine ganz ausgesuchte Strafe werden wir jetzt kennen lernen. 3. Zur Besprechung: Warum diese Strafe? — Sie sollte recht empfindlich sein. L Die Ritter mußten die Arbeit verrichten, welche sonst Pferde oder Ochstn thun: ihrer vier wurden angespannt und zogen den Pflug über den Acker hinüber und dann wieder herüber, während die andern unter Bewachung stehen bleiben und zusehen mußten. Das war eine schwere (ungewohnte) Arbeit; Ludwig behandelte die Ritter auch wie Tiere, er schlug sie so daß sie oft auf die Erde fielen. (Das Pflügen ist, wo es unbekannt ist, weiter darzustellen.) Wenn sie zurückgekommen waren, wurden sie ausgespannt und vier andere eingespannt ac. 2. Me Schande. Die Ritter waren nur mit ihren Hemden bekleidet. Sonst gingen ste stolz- einher in schönen Kleidern und erwarteten, von jedermann gegrüßt

3. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 41

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 41 — „Trinkgefäße" — von Glas rc. müssen also damals in Deutschland noch etwas Seltenes gewesen sein, ebenso Tischmesser und die übrigen aufgezählten Gegenstände. Überschrift: Wie der Krämer sein Geschäft betreibt. Der weite Weg nach Venedig. Die Gefahr eines Überfalls: die wertvollen Waren lockten. Der Weg wird an der Karte betrachtet: wahrscheinlich war die Wanderung durch die Alpen der gefährlichste Teil. Dort konnten sich die Räuber verstecken. Freilich hatte es auch in Thüringen Raubritter gegeben. 3. Zur Besprechung: Warum beraubten die Ritter den Krämer nicht in Würzburg? — Sie scheuten sich doch vor den Leuten und überfielen ihn deshalb an einem einsamen Orte auf dem Wege nach Eisenach zu. Unsere Vermutung, er würde vielleicht in den Alpen überfallen werden, ist nicht eingetroffen. „Er zeigte seinen Geleitsbrief vor" — und dachte gewiß: „Jetzt werden sie dich in Ruhe lassen"; aber wie sehr fühlte er sich enttäuscht . . . „Sie kehrten sich nicht daran". — Sie dachten, der Landgras würde eines einfachen Krämers halber gewiß nicht gegen sie ziehen. Sie waren so sicher, daß sie den Krämer sogar laufen ließen. Überschrift: Der Krämer wird beraubt. Der Krämer in Verzweiflung. Alles verloren! alle Mühe und Arbeit umsonst! Er wird nach Eisenach eilen Was wird der Landgras thun? Vermutungen: er wird sich ärgern, daß die Ritter seinen Geleitsbrief mißachtet haben rc. 4. Zur Besprechung: Wir haben falsch vermutet. — Ludwig lacht über die Erzählung und den Jammer seines Genossen, der wohl seinen Kram unwiederbringlich verloren glaubte; er weiß schon, wie er es anzufangen hat, dem Krämer zu j einem Rechte zu verhelfen und sein Ansehn zu wahren. „Verwüstet das Land". — Er plündert und zerstört die Dörfer rc. „Bischof" — Der Herr des um Würzburg liegenden Landes. Er wird vielleicht schon um den Raub gewußt haben; wenn nicht, so hat er jetzt nachgeforscht und alles erfahren. Dem Landgrafen ist die Sache von Anfang an spaßhaft, da er des Erfolges sicher ist. Die Freude des Krämers und aller Kaufleute, die die Geschichte hörten! Überschrift: Der Landgraf sucht seinen Esel (die nnnmehr verständliche Überschrift des Lesestücks). Gesamterzählung. Iii). 1. Ziemte es sich für einen Landgrafen, mit einem Krämer zusammen Handelsgeschäfte zu treiben? — Dem Fürsten kommt es gar nicht darauf an, sich Gewinn zu verschaffen. Er war gewiß nicht nur deshalb auf den Eisenacher Jahrmarkt gegangen, um feine Schaulust und Neugierde zu befriedigen, sondern er wußte, wie notwendig die Kaufleute

4. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 31

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 31 — Söird nun der Kaiser gleich wieder in die Burg zurückgekehrt sein? — Er wird mit den Rittern gesprochen, sie gelobt haben. Werden die Ritter dann sofort wieder heimgekehrt sein? — Sie hatten vor allen Dingen Hunger und Durst und sind gewiß von Ludwig in die Burg eingeladen worden. Große Fröhlichkeit! Ritterspiele! Überschrift: Die Überraschung. Gesamterzahlung. * . ™ Ii b 1 Warum hatte denn Ludwig um dre Neuenburg kerne Mauer bauen lassen? — Er wußte, daß er sich auf seine Ritter verlassen konnte. Wenn die Burg von Feinden bedroht war, so würden jene sofort auf seinen Besehl hin, gewafsnet und gerüstet, von ihren Knechten begleitet, ihm zu Hülfe eilen. 2. Die Ritter befolgen sogleich das Gebot des Landgrafen; — Manche aus Furcht, manche gern. Wahrscheinlich die meisten gern und um dem Landgrasen eine Freude zu machen, denn immer mehr Ritter werden gewiß eingesehen haben, wie verkehrt und unrecht ihr früheres Verhalten gegen den Landgrafen war, wie gut er jetzt regierte, und wie viel besser der jetzige Zustand sei, als der frühere.*) 3 Was erkannte der Kaiser? — Er erkannte, daß eine lolche lebendige Mauer besser sei, als eine tote steinete. Eine steinerne Mauer kann überstiegen werden, aber die Ritter konnten kämpfen und waren bereit, ihren Fürsten mit Leib und Leben zu schützen. Iii. 1. Die Ritter früher und jetzt. 2. Die (nunmehr) treuen Ritter — der feinem Fürsten (Abraham) treue ©tiefer. (Dazu Iv, 1.) ^ 3. Die verschiedenen Burgen, die vorgekommen sind, ihre Bestandteile und Verschiedenheit. (Dazu Iv, 2.) 4. Zusammenstellung der in den vorstehenden Geschichten ausgetretenen Bestandteile der Ritterkleidung (Krieg; Jagd). (Dazu Iv, 2.) Iv. 1. Die Treue der Unterthanen ist des Fürsten bester Schutz. 2. Stichworte: Ritterburgen, Ritterkleidung. (Einzutragen.) V. Wann werden sich die Ritter wohler gefühlt haben? — Als sie Ludwig gehorchten; sie hatten das Bewußtsein, recht zu handeln. Ihr Herz war rein, sie hatten ein ruhiges Gewissen, sie konnten froh an ihm vorübergehen. „Der reichste Fürst" (in der deutschen Stunde). Wenn unser Kaiser bedroht wird? — Die Deutschen sind bereit, ihn zu schirmen. Sie lieben ihn; wir feiern feinen Geburtstag und nehmen an feinen Geschicken teil, wie bei den großen Verlusten, die ihn betroffen haben, als fein Großvater und Vater kurz nacheinander starben. *) Es ist die Meinung ausgesprochen worden: Es müsse die Sage von dem Gesichtspunkt aufgefaßt werden, daß Ludwig ein ^großes Unrecht sich habe zu schulden kommen lassen, indem er die Ritter eines „Scherzes" halber auf die Neuenburg sprengte. — Abgesehen von anderen Gegengrüuden wäre vielleicht hier an die Berechtigung einer versuchsweisen Mobilmachung zu erinnern.

5. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 66

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 66 — Übersicht. Hi.*) 1. Von welchen „deutschen Männern und Frauen" haben wir denn nun gesprochen? — Zusammenstellung in chronologischer Reihenfolge. 2. In zwei verschiedenen Zeiten haben wir Thüringer kennen gelernt. — 1. Thüringens Vorzeit (heidnisch, Königreich, um das Jahr 500, innere Zwistigkeiten, äußere Feinde, Untergang des Königreichs, Verlust der Selbständigkeit, die nördliche Hälfte fällt an Sachsen, die südliche an das Königreich Franken). 2. Die Landgrafenzeit (Ludwig der Springer um 1070, Ludwig der Eiserne, der Sängerkrieg 1207, Ludwig und Elisabeth 1227; Teil des deutschen Reichs, innere Ordnung, christlich). 3. Wie steht es jetzt mit Thüringen? (Diese Frage paßt natürlich nur für die Schulen, denen das jetzige Thüringen nicht ein völlig fremder Begriff ist.) — Ein Reich Thüringen giebt es nicht mehr, es giebt weder ein Königreich noch eine Landgrafschaft dieses Namens, sondern der Name Thüringen wird nur noch von der Landschaft, in welcher jene Reiche lagen, gebraucht. Dieselbe ist durch ihre Schönheit (Wartburg, Reinhartsbrunn etc.) berühmt und wird jährlich von vielen Fremden besucht. In ihr liegt das Reich unseres Großherzogs Carl Alexander: das Großherzogthum Sachsen etc., soweit die politische Geographie von Thüringen bekannt ist. Geht, wie ich es für richtig halte, die Geographie von Thüringen neben unfern Sagen begleitend her, so wird hier Ge- legenheit sein, die politische Geographie Thüringens zu besprechen. Aber die Thüringer Länder sind auch jetzt noch deutsche Länder und gehören zu dem Kaiserreich Deutschland, welches Wilhelm Ii. beherrscht. 4. Das Reich Thüringen ist nicht mehr vorhanden, aber auch anderes hat sich völlig verändert. — Die Einzelwohnungen sind nur noch Ausnahmen, die Leute wohnen jetzt in Städten und vielen Dörfern eng bei einander. Ferner sind die Burgen verschwunden, nur hie und da sieht man noch eine Ruine aus einem Berge, welche mehr und mehr zerfällt, es müßte denn sein, daß besondere Fürsorge für Erhaltung derselben getragen wird, oder daß sogar, wie bei der Wartburg, der alte ehr- würdige Bau vollständig wieder hergestellt wird. Was sollten aber auch die hohen Bergschlösser, da die Ritter fehlen, die sie bewohnen könnten! Denn sie sind nicht mehr zu sehen, jene stolzen Gestalten, hoch zu Roß, angethan mit der glänzenden Rüstung, den wallenden Federbusch auf dem Helm, den blanken Wappenschild am Arme, die hochragende Lanze in der Hand und das scharfe, lange Schwert an der Seite: es giebt jetzt keine Ritter mehr. Auch andere Gestalten sind verschwunden. Man begegnet nicht mehr dem Jäger im knappem Jägerwams, dem das Jagdhorn an der Seite hängt, dessen Hand den Jagdspieß trägt, oder gar einer ganzen Schar so gekleideter Jäger auf Pferden, der die laut bellende Meute folgt. Jetzt geht der Jäger meist allein, mit dem Gewehr auf dem Rücken, höchstens von einem Hunde begleitet, auf die Jagd und *) Vgl. das Hauptziel, S. 3, und die dort angeführte 1. Stufe. Der durchgearbeitete Stoff ist zu den hier folgenden Stufen als 2. Stufe zu betrachten.

6. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 14

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 14 — da kaufte, verkaufte er dort. Und er kam bis gen Venedig und handelte daselbst köstliche Waren ein: goldene Ringe und Spangen, edle Gesteine, Trinkgefäße, elfenbeinerne Spiegel, Tischmesser, Korallen und dergleichen. Als nun der Krämer heimwärts zog, da kam er auch nach Würzburg im Frankenlande. Hier legte er seinen Kram aus und gedachte, von da nach Eisenach zu gehen. Es waren aber etliche fränkische Ritter, denen die Kleinodien des Krämers wohl behagten; sie wollten die schönen Waren haben und mochten doch kein Geld dafür geben. Als nun der Krämer von dannen zog, fielen sie über ihn her. Er zeigte seinen Geleitsbries vor, aber sie kehrten sich nicht daran, nahmen den Kram samt dem Esel und ließen den Krämer laufen. Traurig kam dieser nach Eisenach und berichtete Ludwig den Unfall. Der aber lachte dazu und sprach: „Lieber Geselle, betrübe dich nicht über unsern Kram." Und alsbald zog er mit seinen Rittern nach Franken, verwüstete das Land und rückte bis gegen Würzburg vor. Da ließ der Bischof ihn fragen, was denn seinen Zorn erregt habe, also daß er im Lande einherfahre, wie ein Hagelwetter. Der Landgraf antwortete: „Ich suche meinen Esel." — Da mußten die Ritter den Esel und die Waren wieder herausgeben. Hatten freilich nicht gedacht, daß der Landgraf sich des Dinges so ernstlich annehmen würde. 13. Landgraf Ludwig und der Lörve. Landgraf Ludwig hatte auf der Wartburg einen Löwen; der war eines Morgens aus dem Zwinger, darin er sich befand, entkommen und brüllte gewaltig auf dem Burghofe, daß sich niemand getraute, feines Weges zu gehen. Als das Ludwig hörte, stand er eilig von seinem Lager auf, warf ein leichtes Kleid über, trat in

7. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 4

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 4 — Ludwig antwortete, er baue auf das Seine, es gehöre zu dem Seinen, und er wollte sein Recht behaupten. Da ward zu Recht erkannt, so er das erweisen könnte mit zwölf ehrbaren Leuten, hätte er's zu genießen. Und er gewann zwölf Ritter und trat mit ihnen auf den Berg, und sie zogen ihre Schwerter aus und steckten sie in die Erde, die er darauf hatte tragen lassen, und schwuren, daß der Graf auf das Seine baue. Also verblieb ihm der Berg. Wie nun im folgenden Jahre eine große Hungersnot entstand, da baute Ludwig die Wartburg fertig und ganz ohne Geld, wiewohl sie köstlicher war, als man bisher eine Burg gesehen hatte. Er hatte nämlich große Vorräte von Korn und Hafer; die that er auf für die Leute, die um Brot arbeiten wollten an der Burg. Und die neue Burg nannte er Wartburg. Ludwig ließ dann auch Eisenach an die Stelle rücken, wo es jetzt steht. Die Mauern aber bauten die Bauern von Thüringen, jede Dorfschaft so viel, als ihr gesetzt war. 4. Warum er der Springer genannt wurde. Landgraf Ludwig saß gefangen auf dem Giebichenstein bei Halle an der Saale. Wie er nun vernahm, daß er mit dem Leben nicht davon kommen möchte, rief er Gott an und gelobte, dem heiligen Ulrich zu Ehren eine Kirche zu bauen, so ihm aus der Not geholfen würde. Von der Zeit an war Ludwig traurig bis zum Tode, aß nicht und trank nicht und klagte, daß er krank sei. Er bat, man möge seinen Schreiber und seinen Knecht vor ihn lassen, daß er durch sie sein Seelgeräte*) ließe schreiben und bestellen, ehe denn der Kaiser ins Land käme und ihn dem Tode übergebe. Diese *) Testament.

8. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 6

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 6 — als er einmal von der Schauenbnrg herab ritt, da saß ein Töpfer, Namens Reinhart, bei einem großen Brunnen. Von dem vernahm der Graf, daß er alle Nacht zwei schöne Lichter-brennen sähe. Da gedachte der Graf an sein Gelübde, ließ alsobalb die Stätte räumen und die Bäume abhauen. Als das Gebäude fertig war, nannte er es von dem Töpfer und Brunnen „Reinhartsbrunnen;" da liegen die alten Landgrafen von Thüringen mehren-teils begraben. 6. per tzartgeschmiedete Landgraf. Landgraf Ludwig zu Thüringen war anfänglich ein gar milder und weicher Herr, demütig gegen jedermann, und ließ jeden seines Willens leben. Da huben seine Edelleute an, stolz zu werden und mißachteten seine Gebote; aber die Unterthanen drückten sie aller Orten. Sie Plagten die Leute mit Fronden, hielten unrecht und falsch Gericht, machten Straßen und Wege für die Kaufleute unsicher und verdarben allen Handel und Wandel im Lande. Es trug sich nun einmal zu, daß der Landgraf jagen ritt auf dem Walde, und traf ein Wild an; dem folgte er nach so lange, daß er sich verirrte, und es wurde Nacht. Da gewahrte er eines Feuers, richtete sich danach und kam in die Ruhla zu einer Waldschmiede. Der Fürst war mit schlichten Kleidern angethan, hatte fein Jagdhorn umhängen und den Jagdspieß in der Hand. Der Schmied fragte, wer er wäre. Ludwig antwortete: „Des Landgrafen Jäger." Da sprach der Schmied: „Pfui des Landgrafen! Wer ihn nennet, sollte sich allemal das Maul wischen, — des barmherzigen Herrn!“ Ludwig schwieg, und der Schmied sprach zuletzt: „Herbergen will ich dich heut, aber nicht um deines Herrn willen. In dem Schuppen da findest du Heu, da behilf dich mit deinem Pferde." Der Landgraf ging beiseit und legte sich auf die Streu, konnte

9. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 11

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 11 — 10. Heinrich von Hflerdingen und Klingsor. Weil aber Klingsor noch immer feine Anstalt zur Reise machte, so wurde dem Sänger bange, und er sprach: „Meister, ich fürchte, ihr laßt mich im Stiche, und ich muß allein und traurig meine Straße ziehen und werde zur bestimmten Zeit die Wartburg nicht erreichen; dann bin ich ehrlos und darf zeitlebens nimmermehr nach Thüringen." Klingsor sagte lächelnd: „Sei unbesorgt: wir haben starke Pferde und einen leichten Wagen und wollen den Weg kürzlich gefahren haben." Heinrich konnte vor Unruhe abends nicht schlafen; da gab ihm der Meister einen Trank ein, daß er in tiefen Schlummer sank, legte ihn auf eine lederne Decke und sich daneben und befahl seinen Geistern, daß sie ihn schnell nach Eisenach im Thüringer Lande tragen und daselbst im besten Wirtshaus niedersetzen sollten. Die Geister thaten, wie ihnen befohlen war, und brachten noch in selbiger Nacht den Meister mit seinem Gefährten gen Eisenach in den Hellegrevenhof, der zu Eisenach am St. Georgenthor liegt, zur linken Hand, wenn man aus der Stadt geht. Als nun der Tag anbrach, erwachte Heinrich; er hörte die Glocken zur Frühmesse läuten und sprach verwundert: „Mir ist, als hätte ich diese Glocken schon mehr gehört, und bäucht mich, daß ich zu Eisenach wäre." Der Meister sprach: „Dir träumt wohl!" Heinrich aber stand auf und sah sich um; da merkte er, daß er wirklich in Thüringen wäre. „Gott sei Lob," rief er, „daß wir hier sind! das ist Hellegrevenhaus, und hier sehe ich St. Georgen-thor und die Leute, die davor stehen und über Feld gehen wollen." Sobald die Ankunft der beiden Gäste auf der Wartburg kund wurde, befahl der Landgraf, sie ehrlich zu empfangen. Es vergingen einige Tage, ehe die Meister fangen und Klingsor richtete. Eines Abends faß er im Garten des Hellegrevenhofs, und viele

10. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 58

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 58 — 37. Wie sich die Herzöge empörten. Mit Heinrich hatte sich nicht nur der Herzog Eberhard von Franken und der Herzog Giselbert von Lothringen verbnnben, sonbern auch der König von Frankreich. Eberharb begab sich mit einem Heere zu Heinrich und Giselbert nach Lothringen. Alle Hoffnung war verschwnnben, daß die Herrschaft der Sachsen bestehen würde. Darum verließ bamals noch gar mancher den König Otto und begab sich zu den Empörern. König Otto aber bewahrte eine unerschütterliche Ruhe. Er war mit seinem Heere gegen den König von Frankreich in das ^saß gezogen. Als das Eberhard und Giselbert erfuhren, gingen sie bei Anbernach über den Rhein, fchäbigten die in der Nahe wohnenden Getreuen des Königs durch Brand und Raub und zogen mit Beute beladen zurück. Otto sandte gegen sie den Herzog Hermann von Schwaben. Dieser aber wagte keinen Kamps, da sein kleines Heer den Gegnern nicht gewachsen war. Eines Tages aber stießen Ritter des Königs auf einen Priester, der weinte und jammerte. Sie fragten ihn, woher des Wegs er käme, und warum er weine. „Von jenen Räubern," gab er zur Antwort, „komme ich her; mein Pserb, meine einzige Habe, haben sie mir genommen, zum armen Mann haben sie mich gemacht!" Da forschten sie genau, ob und wo er Giselbert und Eberharb gesehen habe. Der Priester erwiberte: „Fast ihr ganzes Heer samt der Beute haben sie über den Rhein geschafft. Sie selbst aber sinb zurückgeblieben und halten mit einer Schar Ritter eine Mahlzeit, möge sie ihnen schlecht bekommen!" Kaum hatten jene das vernommen, als sie mit solcher Schnelligkeit nach dem bezeichneten Orte ritten, daß, wer sie sah, vermeinen mußte, sie flögen. Die Herzoge waren gerabe beim
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