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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 169

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 169 — es aber erst in den Wer Jahren, und seitdem ging es rasch voran. Was die Chinesen gegen die Bahnen einnahm, war nicht nur die Abneigung gegen alles Neue und Fremde, sondern vor allem die abergläubische Befürchtung, daß dadurch die Ruhe der Toten gestört werde. Überall liegen im Lande zerstreut die Begräbnisstätten, die bei der Verehrung, die man den Ahnen entgegenbringt, sür heilig und unverletzlich gelten. Mit Rücksicht darauf hat man bei Bahnbauten oft selbst uralte Friedhöfe umgehen oder überbrücken müssen. — Die wichtigsten Linien sind heute: 1. Die Nordchinesische Bahn von Peking über Tientsin nach Mukden (1020 km); 2. die von Peking-Kalgan, die durch die Mongolei über Urga und Kjachta bis zum Anschluß an die Sibirische Bahn weiter gebaut werden soll; 3. die 1905 eröffnete Linie Peking-Kanton (2000 km), die auf einer großartigen, von einer deutschen Firma erbauten 12 km langen Brücke den Hoangho überschreitet; 4. die Schantungbahn von Tsingtau ins Innere und 5. die Linie Schang- hai-Nanking. Der Außenhandel Chinas hatte 1911 einen Wert von 2258 Mill. Mk. (A. 1004, E. 1254). In erster Linie sind daran England (57 °/0), Japan (14 °/0), die Vereinigten Staaten (9,3 °/0), Frankreich (5 °/0) und Deutschland (3,3 °/0) beteiligt. Es wurden u. a. ausgefühlt: Rohseide und Seidenwaren (266 Mill. Mk.), Bohnen und Bohnenkuchen (128), Tee (102), Baumwolle (57), Häute und Felle (44). Öl, Sesam, Strohgeflechte usw. Siedlungen. Die überaus dichte Besiedlung hat in China schon früh Riesenstädte entstehen lassen, über das Aussehen einer solchen Stadt und das Leben und Treiben in ihr entnehmen wir einer Schilderung Flads folgendes: Jede bedeutende Stadt ist von einer Ringmauer umgeben. Tritt man durch eines der Tore in das Innere, so starrt einem ein Wirrsal von engen Gassen entgegen, die nach den verschiedensten Himmelsrichtungen führen und kaum weit genug sind, einen Wagen durchzulassen. Der Himmel wird den Blicken meist durch zahllose Holz- und Leinwandschilder, die quer über die Straße geführt find, entzogen. Kaum hat man ein Dutzend Schritte gemacht, so wird man auch schou von einer Schar Bettler in Beschlag genommen; jeder von ihnen hält dem Vorübergehenden ein Körbchen hin, worin sich einige Kupferstücke befinden. Gibt man einem eine Kleinig- keit, so kann man sicher sein, daß das ganze Heer der Krüppel einen auf Schritt und Tritt verfolgt. Ein lebhaftes, buntes Treiben entwickelt sich auf den Marktplätzen. Gaukler zeigen ihre Künste, Wahrsager, die hinter Tischen mit Schreibmaterialien, Räucherkerzen und geheimnisvollen Dingen sitzen, verkünden ihren atemlos zuhörenden Kunden ihre küns- tigen Lebensschicksale. Dort sitzt ein umherreisender Barbier, der mitten im dichtesten Gedränge mit Geschick sein Handwerk ausübt. Wer könnte weiter die verschiedenen Menschen- arten aufzählen, aus denen sich der Strom der Fußgänger in den Straßen zusammensetzt, durch den man sich oft nur mit Mühe hindurchzwängt. * Hier die laute Stimme von herumziehenden Köchen, die ihre stark duftenden Gerichte zum Verkauf anbieten, dort der reisende Grobschmied und Flaschner, der Regenschirmausbesserer, der wandernde Apotheker, Schuster — und jeder von diesen Handwerkern blökt seinen eignen Ausruf. Kulis, die unter schweren Lasten keuchen, Sänftenträger, die mit lauter Stimme jeden ermahnen, aus dem Wege zu gehen, und deren Last ein dickbeleibter Mandarin, ein wohlhabender Kaufmann oder eine mandelängige Schöne sein mag. Dazu kommen noch Scharen von Hühnern, die sich hier, wo alle Überreste der Küche auf die Straße geworfen werden, zu Hause sühlen wie auf einem Misthaufen, Herden von schwarzen Schweinen und ganze Rudel schmutz- starrender Hunde. China wird in 18 Provinzen eingeteilt. In der nördlichsten, Tschili, liegt die Hauptstadt Peking (805000 E.). 15 m dicke und 18 m hohe, ein Viereck bildende Mauern, durch die 16 Tore führen, umschließen sie. Sie gliedert sich in die Chinesenstadt, den Sitz

2. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 269

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 269 — die englische Abkunft, in ihrer geistigen Eigenart aber stehen sie in vielem in scharfem Gegensatz zu ihren Vettern in Europa. Ohne Zweifel haben mancherlei Umstände dazu beigetragen, diese Wesensänderung herbeizuführen: das Klima, die schweren Kämpfe der Kolonisten um ihr Dasein, die Mischung mit fremdem Blute. Was beim Amerikaner zuerst auffällt, ist sein unruhiges, hastiges Wesen. „Es scheint dem Amerikaner ganz unmöglich, seine Zeit ohne Beschäftigung zu verbringen. Er vermag nicht ruhig auf einem Stuhle zu sitzen, sondern schaukelt sich darauf hin und her. Ihm ganz unbewußt beschäftigen sich seine Hände mit irgend etwas, was sie gerade erfassen, sei es auch nur ein Stück Papier, das sie zerknittern. Das in deutschen Städten zu beobachtende bedächtig langsame Schlendern ist in Amerika nie zu sehen. Alles rennt. Doch glaube man nicht, daß alle diese Leute ungeheuer beschäftigt seien. Im Gegenteile, viele hocken sich urplötzlich auf einen Zaun, einen Pfahl oder sonstwo hin, wo sie sich nur durch fort- währendes Balancieren, das die Beine beschäftigt, sitzend erhalten. Binnen kurzem ziehen sie ein Messer aus der Tasche, und ihre Hände fangen an, was ihnen in den Wurf kommt, sei es der Zaun selbst, zu zerschneiden." (von Hellwald.) Eine zweite Eigentümlichkeit ist ein kühner, ja schrankenloser Unternehmungs- g eist, gepaart mit Mut, Umsicht, Entschlossenheit. Keine Gefahr, kein noch so großes Hindernis schreckt den Aankee zurück, das Wort unmöglich gibt es nicht in seinem Wörterbuche. Damit hängt zusammen seine Borliebe für das Ungewöhnliche, Großartige, Übertriebene. Man denke nur an die Riesenbauten mit ihren zwanzig, dreißig, vierzig und mehr Stockwerken. Nicht mit Unrecht bezeichnet man Amerika als das „Land der unbegrenzten Möglich- leiten". Der Amerikaner ist in seiner Denkweise durchaus nüchtern und aus das Praktische gerichtet und übertrifft darin noch weit seinen englischen Vetter. Viel Geld verdienen, möglichst rasch reich werden, darum dreht sich sein ganzes Sinnen und Denken. Um ideale Güter, Kunst und Wissenschast, soweit sie nicht dem praktischen Leben dienen, kümmert er sich wenig. Rücksichtslos, ohne Bedenken darum, ob andere dabei zugrunde gehen, verfolgt er sein Ziel. Man denke an die großen Eisenbahngesellschaften. Um möglichst viel Gewinn heransznschlagen, werden die Bahnen schlecht und billig gebaut, und selbst die notwendigsten Sicherheitsvorrichtungen zum Schutze der Reisenden fehlen. Bahn- Wärter gibts natürlich auch nicht, die würden zu viel Geld kosten. So sind Unglücksfälle an der Tagesordnung, aber man kümmert sich nicht viel darum. Man denke weiter an die Trusts, die Verbände und Ringe der Fabrikanten und Großkaufleute, die die Erzeugung und den Verkauf ganzer Warengattungen, wie des Eisens, des Petroleums, des Tabaks, in ihre Hände gebracht haben und die Preise willkürlich zu ihrem Nutzen in die Höhe treiben. Kein Wunder daher, daß in Amerika Summen verdient werden wie in keinem andern Lande, und daß man den Reichtum vieler Personen nicht mehr nach Millionen, sondern nach Milliarden berechnet. Eine sehr anerkennenswerte Seite der amerikanischen Denkweise ist die Hochschätzung aller Arbeit, auch der körperlichen. Der Industriearbeiter und der Bauer sind dort nicht durch eine solche Kluft von den „höheren" Ständen geschieden wie in Europa. Es ist darum auch Leuten geringer Herkunft viel leichter möglich, zu Reichtum, Ansehen und hoher Stellung zu gelangen als bei uns. Man fragt dort nicht: Aus welchen Kreisen stammst du? Welche amtlich beglaubigten Zeugnisse über deine Schulbildung kannst du vorzeigen? sondern lediglich: Was kannst und was leistest du? Eine große Zahl nicht nur der reichsten, sondern auch der geistig hervorragenden Männer Nordamerikas sind Männer eigner Kraft, die sich aus den untersten Ständen emporgearbeitet haben. Die großen Erfolge, die Nordamerika auf allen Gebieten des Wirtschaftslebens

3. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 35

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 35 — Feind, der ihn noch weit entfernt glaubte. Vor dem sächsischen Lager wirbelten dichte Staubwolken auf. Die Sachsen erkannten die Gefahr, und Schrecken ergriff sie. In toller Wut schrie alles nach Waffen und Pferden. Die Fürsten, ihre Mannen und alle, die Pferde hatten, eilten aus dem Lager und stürzten in einem dichten, verworrenen Knäuel auf die vorderste Schaar der Königlichen los. Die Bauern aber blieben im Lager und warteten voll Angst auf den Ausgang des Kampfes. Die Schwaben wankten vor den furchtbaren Schwerthieben der Sachsen; aber die Bayern kamen ihnen zu Hilse, die Franken griffen den Feind von der Seite an, der König mit seiner auserlesenen Schaar that Wunder der Tapferkeit — da wandten sich die ermatteten Sachsen zur Flucht und sprengten zurück zum Lager. Zugleich mit ihnen waren aber auch die Sieger dort. (Was wird jetzt geschehen? Das Lager kann nicht mehr verteidigt werden; die berittenen Edlen werden sich durch die Schnelligkeit ihrer Pferde retten, die Bauern sind verloren. Bestätigung.) Da jagten die sächsischen Reiter nach der andern Seite des Lagers davon; ihre schnellen und frischen Pferde retteten sie vor den Verfolgern. Nun fielen die Königlichen wütend über die Bauern her und metzelten sie nieder; wer ihrem Schwert entrann, ertrank in der Unstrut; achttausend Bauern verloren hier ihr Leben. Das reich ausgestattete Lager der Sachsen wurde geplündert, der Sieg war gewonnen. Zur Erläuterung: Wie kam es zum Sieg über die Sachsen? (Bereitwilligkeit der Fürsten, großes Heer, Klugheit des Heerführers; dadurch Überraschung ver ungeordneten Feinde durch das geordnete Heer. Tapferkeit der Königlichen und des Königs. Stimmung des Königs während des Kampfes und im Siege). An der Geschichte fällt mir mancherlei auf, zunächst, daß der Papst die Kirchenschänder nicht bestrafte (wie? Bann). Er lebte schon damals im Streit mit dem König und wollte daher seinen Gegner nicht durch Schwächung der Empörer stärken. Da sieht man deutlich: Er bestraft die Frevel gegen die Kirche nur, wenn es ihm nützt; er war nicht gerecht, sonst müßte er jeden Frevel bestrafen. Warum metzelten die Ritter so wütend die Bauern nieder? Sie wollten die Bauern dafür züchtigen, daß sie sich erlaubten, ritterliche Waffen zu tragen. Aber die achttausend bewaffneten Bauern konnten sich doch wehren? Sie waren nicht so gut gerüstet wie die Ritter, besonders fehlten ihnen die festen Schutzwaffen (Schild, Helm, Kettenhemd), auch waren sie nicht so geübt im Kämpfen wie die Ritter, die von Jugend auf das Führen der Waffen wie ein Handwerk gelernt hatten. — Zusammenfassung: Sieg des Königs über die Sachsen. Vierter Abschnitt: Die Ausnutzung des Sieges. Wie der König seinen Sieg über die Sachsen ausnutzte. Was werden die besiegten Sachsen nun thun? Sie werden einsehen, daß jeder Widerstand gegen die Übermacht des Königs vergeblich ist, und werden sich daher ihm unterwerfen. Und welche Bedingungen 3*

4. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 19

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Nibelungen. 1. „Siegfrieds Schwert." Jung Siegfried war ein stolzer Kuab', Ging von des Vaters Burg herab. Wollt' rasten nicht in Vaters Haus, Wollt' wandern in alle Welt hinaus. Begegnet ihm manch Ritter wert Mit festem Schild und breitem Schwert. Siegfried nur einen Stecken trug, Das war ihm bitter und leid genug. Und als er ging im finstern Wald, Kam er zu einer Schmiede bald. Da sah er Eisen und Stahl genug, Ein lustig Feuer Flammen schlug. „O Meister, liebster Meister mein! Laß du mich deinen Gesellen sein! Und lehr' du mich mit Fleiß und Acht, Wie man die guten Schwerter macht!" Siegfried den Hammer wohl schwingen knnnt', Er schlug den Amboß in den Grund. 2*

5. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 43

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Alsbald hörte man überall im Wald Lärm und Getöse. Berg und Thal hallten wieder vom Rufen der Jäger und Bellen der Hunde. Da mußte gar manches Tier sein Leben lassen, und jeder Jäger hoffte, er werde den Preis gewinnen. Siegfried hatte einen guten Spürhund und einen tüchtigen Jägermeister verlangt. Der führte ihn und die Jagdknechte gar rasch dahin, wo es viel Wild gab. Was der Hund aufscheuchte, das erlegte Siegfrieds Hand, und vor feinem schnellen Roß gab es kein Entrinnen. Das erste Tier war ein starkes Schwein; dann erjagte er einen Wisent, einen Elch, vier starke Auerochsen, dazu Hirsche in Menge. Ein grimmiger Eber rannte auf Siegfried los, aber er schlug ihn mit dem Schwert, daß er tot niederstürzte. Da ertönte laut und lang ein Jagdhorn. König Günther ließ es blasen, zum Zeichen, daß die Jäger sich bei der Feuerstätte zum Mahle sammeln sollten. Überall ertönten nun die Hörner der Jäger zur Antwort, und alles eilte zum Sammelplatze. Auch Siegfried ritt mit feinen Jägern dem Schalle nach. Da wurde von dem Lärm ein grimmiger Bär aufgejagt. Siegfried sprach: „Ich schaffe den Jagdgenossen eine Kurzweil. Der Bär muß lebendig mit zur Feuerstätte, er mag wollen oder nicht." Der Bär floh. Siegfried jagte auf schnellem Roß hinterher. Aber er geriet bald in ein Geklüfte, und das Roß konnte nicht weiter. Doch Siegfried sprang vom Pferd, lief dem Bären nach, holte ihn ein und faßte ihn mit feinen Händen. Rasch band er das Tier so fest, daß es weder kratzen noch beißen konnte. Dann legte er den Bären über den Sattel, stieg ans und ritt weiter zur Feuerstätte. Herrlich war der Held anzusehen, als er zu Roß aus dem Wald kam. In der Hand trug er den blinkenden Speer mit der breiten Eifenfchneide. Das Schwert Balnmng hing ihm bis auf die Sporen herab. Sein Jagdhorn war von rotem Gold. Aus dem Köcher blitzten gute Pfeile mit handbreiten Eisenspitzen. Dazu

6. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 5

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 5 — Bitte ward ihm gewährt. Da bestellte er heimlich mit seinem Knechte, dieser sollte seinen weißen Hengst, den er nur den Schwan hieß, den andern Tag um Mittag unter das Schloß an die Saale bringen. Es saßen aber bei dem Landgrafen aus der Kemnate sechs Männer, die sein hüteten. Und als die angelegte Zeit herzukam, klagte er, daß ihn heftig fröre, that deshalb viele Gewänder an und ging an einem Stabe als ein Schwacher ächzend und feufzend im Gemache hin und her. Tie Männer spielten vor langer Weile im Brett und hatten fein nicht acht. Ludwig öffnete das Fenster, daß die warme Sonne ihn befcheine, fpähete aber fleißig hinaus. Da gewahrte er seines Dieners mit dem Schwane; nahm einen Anlauf und sprang Unmaßen hoch hinab in die Saale. Der Stab rollte in das Zimmer. Die Wächter sprangen aus und sahen, wie der Wind sich in die weiten Gewänder saftete, daß er sanft und gemächlich in das Wasser fiel. Der Diener schwemmte mit dem Hengste zu ihm und half ihm heraus. Dann warf der Landgraf der nassen Kleider einen Teil von sich, schwang sich zu Pferde und ritt gen Sangerhaufen. Von diesem Sprunge heißt er Ludwig der Springer. Er dankte Gott, erbauete daselbst dem heiligen Ulrich zu Ehren eine schone Kirche und ließ die Worte, so er im Sprunge ausgerufen hatte: „Jungfrau Maria, hilf deinem Knecht!" lateinisch mit großen Buchstaben daran einhauen. 5. Ludwigs Muße. Als Landgraf Ludwig nach Rom zog, um Buße zu thun für seine und seines Weibes Sünde, war ihm vom Papste auferlegt worden, sich der Welt zu begeben und ein Kloster zu bauen. Also fuhr er wiederum heim zu Lande, übergab das Reich seinem Sohne und suchte sich eine bequeme Baustätte aus. Und

7. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 6

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 6 — als er einmal von der Schauenbnrg herab ritt, da saß ein Töpfer, Namens Reinhart, bei einem großen Brunnen. Von dem vernahm der Graf, daß er alle Nacht zwei schöne Lichter-brennen sähe. Da gedachte der Graf an sein Gelübde, ließ alsobalb die Stätte räumen und die Bäume abhauen. Als das Gebäude fertig war, nannte er es von dem Töpfer und Brunnen „Reinhartsbrunnen;" da liegen die alten Landgrafen von Thüringen mehren-teils begraben. 6. per tzartgeschmiedete Landgraf. Landgraf Ludwig zu Thüringen war anfänglich ein gar milder und weicher Herr, demütig gegen jedermann, und ließ jeden seines Willens leben. Da huben seine Edelleute an, stolz zu werden und mißachteten seine Gebote; aber die Unterthanen drückten sie aller Orten. Sie Plagten die Leute mit Fronden, hielten unrecht und falsch Gericht, machten Straßen und Wege für die Kaufleute unsicher und verdarben allen Handel und Wandel im Lande. Es trug sich nun einmal zu, daß der Landgraf jagen ritt auf dem Walde, und traf ein Wild an; dem folgte er nach so lange, daß er sich verirrte, und es wurde Nacht. Da gewahrte er eines Feuers, richtete sich danach und kam in die Ruhla zu einer Waldschmiede. Der Fürst war mit schlichten Kleidern angethan, hatte fein Jagdhorn umhängen und den Jagdspieß in der Hand. Der Schmied fragte, wer er wäre. Ludwig antwortete: „Des Landgrafen Jäger." Da sprach der Schmied: „Pfui des Landgrafen! Wer ihn nennet, sollte sich allemal das Maul wischen, — des barmherzigen Herrn!“ Ludwig schwieg, und der Schmied sprach zuletzt: „Herbergen will ich dich heut, aber nicht um deines Herrn willen. In dem Schuppen da findest du Heu, da behilf dich mit deinem Pferde." Der Landgraf ging beiseit und legte sich auf die Streu, konnte

8. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 11

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 11 — 10. Heinrich von Hflerdingen und Klingsor. Weil aber Klingsor noch immer feine Anstalt zur Reise machte, so wurde dem Sänger bange, und er sprach: „Meister, ich fürchte, ihr laßt mich im Stiche, und ich muß allein und traurig meine Straße ziehen und werde zur bestimmten Zeit die Wartburg nicht erreichen; dann bin ich ehrlos und darf zeitlebens nimmermehr nach Thüringen." Klingsor sagte lächelnd: „Sei unbesorgt: wir haben starke Pferde und einen leichten Wagen und wollen den Weg kürzlich gefahren haben." Heinrich konnte vor Unruhe abends nicht schlafen; da gab ihm der Meister einen Trank ein, daß er in tiefen Schlummer sank, legte ihn auf eine lederne Decke und sich daneben und befahl seinen Geistern, daß sie ihn schnell nach Eisenach im Thüringer Lande tragen und daselbst im besten Wirtshaus niedersetzen sollten. Die Geister thaten, wie ihnen befohlen war, und brachten noch in selbiger Nacht den Meister mit seinem Gefährten gen Eisenach in den Hellegrevenhof, der zu Eisenach am St. Georgenthor liegt, zur linken Hand, wenn man aus der Stadt geht. Als nun der Tag anbrach, erwachte Heinrich; er hörte die Glocken zur Frühmesse läuten und sprach verwundert: „Mir ist, als hätte ich diese Glocken schon mehr gehört, und bäucht mich, daß ich zu Eisenach wäre." Der Meister sprach: „Dir träumt wohl!" Heinrich aber stand auf und sah sich um; da merkte er, daß er wirklich in Thüringen wäre. „Gott sei Lob," rief er, „daß wir hier sind! das ist Hellegrevenhaus, und hier sehe ich St. Georgen-thor und die Leute, die davor stehen und über Feld gehen wollen." Sobald die Ankunft der beiden Gäste auf der Wartburg kund wurde, befahl der Landgraf, sie ehrlich zu empfangen. Es vergingen einige Tage, ehe die Meister fangen und Klingsor richtete. Eines Abends faß er im Garten des Hellegrevenhofs, und viele

9. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 21

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 21 — wie Horn, so daß ihn feine Waffe verletzen konnte. Nur an einer Stelle zwischen den Schultern blieb er verwundbar ,: denn hierher war beim Baden ein Lindenblatt gefallen. Nun zog Siegfried weiter und suchte neue Abenteuer. Siegfried gewinnt den Wiöelnngenljort. Als Siegfried durch ein wildes Gebirgsthal wanderte, sah er von fern etwas blitzen und leuchten. Er ging näher heran und erblickte nun einen großen Haufen Gold, Silber und Edelsteine, der im Schein der Morgensonne glänzte. Rings herum wimmelte es von Zwergen, die immer neues Gold aus der Höhle des Berges heraus holten. Das waren die Nibelungen, und der Schatz war der Nibelungenschatz. Mitten unter den Zwergen standen ihre beiden Könige Nibelung und Schilbung. Sie wollten gerade den Schatz ihres verstorbenen Vaters Nibelung untereinander teilen. Die Könige begrüßten Siegfried und baten ihn, daß er ihnen den Schatz teile. Zum Lohne dafür gaben sie ihm im voraus das vielgerühmte Schwert ihres Vaters, das Balmung genannt wurde. Siegfried sing an zu teilen, einem jeden gleiche Teile. Da gereute die Könige ihre Gabe, und sie winkten heimlich zwölf Riesen herbei, die in ihrem Dienst standen Die Riesen liefen mit wildem Geschrei heran und schwangen mächtige Eisenstangen in ihren Fäusten. Da ward Siegfried zornig. Er ergriff rasch das Schwert Balmung und wehrte damit die Streiche der Riesen ab. Das Schwert zerhieb die eisernen Stangen, Panzer und Helme der Feinde, und bald lagen alle zwölf blutend auf dem Boden. Indessen hatten die Könige auch ihre Zwerge gegen Siegfried aufgerufen. Ein Hagel von Pfeilen und Spießen ergoß sich über den Jüngling. Doch er blieb unverwundet und schlug grimmig mit seinem guten Schwert aus die neuen Feinde ein. Von seinen

10. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 23

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 23 — halten werden sollten. Hier waren ringsum Sitze für die Zuschauer aufgerichtet, und viele Rosse standen gesattelt und gerüstet. Wer Lust hatte von den jungen und alten Rittern, der stieg zu Pferd und wählte sich einen Gegner. Dann sprengten sie mit vorgehaltenen Lanzen aufeinander los. Die Schilde erdröhnten, die Schäfte brachen, die Splitter flogen umher, Ritter und Pferbe stürzten nieber auf den Sand, und der Hof ertönte von dem Getöse des Kampfes und dem Jubel der zuschauenden Männer und Frauen. Als das Turnier zu Enk war, lub König Siegmund seine Gäste zu Tisch. Da würden ihnen die besten Speisen und die köstlichsten Weine vorgesetzt. Bald waren alle Festgenossen fröhlich und guter Dinge. Für ihre Kurzweil sorgten Spielleute und Sänger — „fahrende Leute." Erst am späten Abenb trennten sich die fröhlichen Gäste, um auszuschlafen für die Freuben des nächsten Tages. Und am Morgen begann das Fest von neuem und bauerte volle sieben Tage. Am Schlüsse des Festes gab der König den jungen Rittern Burgen und Laub zu Sehen. Den nnbern gefabenen Gästen gab die Königin Siegelind reiche Geschenke: Schmuck aus rotem Gold, prächtige Kleider, schöne Waffen und gute Rosse. Auch die fahrenden Leute wurden so reichlich beschenkt, daß man keinen Armen mehr unter ihnen fand. Es war. als ob König und Königin sterben wollten, so viel schenkten sie den heimziehenden Gästen. Den Siegfried aber hatten die versammelten Ritter so lieb gewonnen, daß sie sagten, er müsse nun bald König werden. Doch Siegfried sprach, er wolle nicht die Krone tragen, so lange sein Vater noch lebe; aber helfen wollte er seinem alten Vater bei der Herrschaft. — Und das that Siegfrieb auch. Er strafte die Ungerechten und schützte die Schwachen und kämpfte siegreich gegen die Feinde des Laubes. Und sein Name war balb weit und breit geliebt und gefürchtet.
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