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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 269

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 269 — die englische Abkunft, in ihrer geistigen Eigenart aber stehen sie in vielem in scharfem Gegensatz zu ihren Vettern in Europa. Ohne Zweifel haben mancherlei Umstände dazu beigetragen, diese Wesensänderung herbeizuführen: das Klima, die schweren Kämpfe der Kolonisten um ihr Dasein, die Mischung mit fremdem Blute. Was beim Amerikaner zuerst auffällt, ist sein unruhiges, hastiges Wesen. „Es scheint dem Amerikaner ganz unmöglich, seine Zeit ohne Beschäftigung zu verbringen. Er vermag nicht ruhig auf einem Stuhle zu sitzen, sondern schaukelt sich darauf hin und her. Ihm ganz unbewußt beschäftigen sich seine Hände mit irgend etwas, was sie gerade erfassen, sei es auch nur ein Stück Papier, das sie zerknittern. Das in deutschen Städten zu beobachtende bedächtig langsame Schlendern ist in Amerika nie zu sehen. Alles rennt. Doch glaube man nicht, daß alle diese Leute ungeheuer beschäftigt seien. Im Gegenteile, viele hocken sich urplötzlich auf einen Zaun, einen Pfahl oder sonstwo hin, wo sie sich nur durch fort- währendes Balancieren, das die Beine beschäftigt, sitzend erhalten. Binnen kurzem ziehen sie ein Messer aus der Tasche, und ihre Hände fangen an, was ihnen in den Wurf kommt, sei es der Zaun selbst, zu zerschneiden." (von Hellwald.) Eine zweite Eigentümlichkeit ist ein kühner, ja schrankenloser Unternehmungs- g eist, gepaart mit Mut, Umsicht, Entschlossenheit. Keine Gefahr, kein noch so großes Hindernis schreckt den Aankee zurück, das Wort unmöglich gibt es nicht in seinem Wörterbuche. Damit hängt zusammen seine Borliebe für das Ungewöhnliche, Großartige, Übertriebene. Man denke nur an die Riesenbauten mit ihren zwanzig, dreißig, vierzig und mehr Stockwerken. Nicht mit Unrecht bezeichnet man Amerika als das „Land der unbegrenzten Möglich- leiten". Der Amerikaner ist in seiner Denkweise durchaus nüchtern und aus das Praktische gerichtet und übertrifft darin noch weit seinen englischen Vetter. Viel Geld verdienen, möglichst rasch reich werden, darum dreht sich sein ganzes Sinnen und Denken. Um ideale Güter, Kunst und Wissenschast, soweit sie nicht dem praktischen Leben dienen, kümmert er sich wenig. Rücksichtslos, ohne Bedenken darum, ob andere dabei zugrunde gehen, verfolgt er sein Ziel. Man denke an die großen Eisenbahngesellschaften. Um möglichst viel Gewinn heransznschlagen, werden die Bahnen schlecht und billig gebaut, und selbst die notwendigsten Sicherheitsvorrichtungen zum Schutze der Reisenden fehlen. Bahn- Wärter gibts natürlich auch nicht, die würden zu viel Geld kosten. So sind Unglücksfälle an der Tagesordnung, aber man kümmert sich nicht viel darum. Man denke weiter an die Trusts, die Verbände und Ringe der Fabrikanten und Großkaufleute, die die Erzeugung und den Verkauf ganzer Warengattungen, wie des Eisens, des Petroleums, des Tabaks, in ihre Hände gebracht haben und die Preise willkürlich zu ihrem Nutzen in die Höhe treiben. Kein Wunder daher, daß in Amerika Summen verdient werden wie in keinem andern Lande, und daß man den Reichtum vieler Personen nicht mehr nach Millionen, sondern nach Milliarden berechnet. Eine sehr anerkennenswerte Seite der amerikanischen Denkweise ist die Hochschätzung aller Arbeit, auch der körperlichen. Der Industriearbeiter und der Bauer sind dort nicht durch eine solche Kluft von den „höheren" Ständen geschieden wie in Europa. Es ist darum auch Leuten geringer Herkunft viel leichter möglich, zu Reichtum, Ansehen und hoher Stellung zu gelangen als bei uns. Man fragt dort nicht: Aus welchen Kreisen stammst du? Welche amtlich beglaubigten Zeugnisse über deine Schulbildung kannst du vorzeigen? sondern lediglich: Was kannst und was leistest du? Eine große Zahl nicht nur der reichsten, sondern auch der geistig hervorragenden Männer Nordamerikas sind Männer eigner Kraft, die sich aus den untersten Ständen emporgearbeitet haben. Die großen Erfolge, die Nordamerika auf allen Gebieten des Wirtschaftslebens

2. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 35

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 35 — Feind, der ihn noch weit entfernt glaubte. Vor dem sächsischen Lager wirbelten dichte Staubwolken auf. Die Sachsen erkannten die Gefahr, und Schrecken ergriff sie. In toller Wut schrie alles nach Waffen und Pferden. Die Fürsten, ihre Mannen und alle, die Pferde hatten, eilten aus dem Lager und stürzten in einem dichten, verworrenen Knäuel auf die vorderste Schaar der Königlichen los. Die Bauern aber blieben im Lager und warteten voll Angst auf den Ausgang des Kampfes. Die Schwaben wankten vor den furchtbaren Schwerthieben der Sachsen; aber die Bayern kamen ihnen zu Hilse, die Franken griffen den Feind von der Seite an, der König mit seiner auserlesenen Schaar that Wunder der Tapferkeit — da wandten sich die ermatteten Sachsen zur Flucht und sprengten zurück zum Lager. Zugleich mit ihnen waren aber auch die Sieger dort. (Was wird jetzt geschehen? Das Lager kann nicht mehr verteidigt werden; die berittenen Edlen werden sich durch die Schnelligkeit ihrer Pferde retten, die Bauern sind verloren. Bestätigung.) Da jagten die sächsischen Reiter nach der andern Seite des Lagers davon; ihre schnellen und frischen Pferde retteten sie vor den Verfolgern. Nun fielen die Königlichen wütend über die Bauern her und metzelten sie nieder; wer ihrem Schwert entrann, ertrank in der Unstrut; achttausend Bauern verloren hier ihr Leben. Das reich ausgestattete Lager der Sachsen wurde geplündert, der Sieg war gewonnen. Zur Erläuterung: Wie kam es zum Sieg über die Sachsen? (Bereitwilligkeit der Fürsten, großes Heer, Klugheit des Heerführers; dadurch Überraschung ver ungeordneten Feinde durch das geordnete Heer. Tapferkeit der Königlichen und des Königs. Stimmung des Königs während des Kampfes und im Siege). An der Geschichte fällt mir mancherlei auf, zunächst, daß der Papst die Kirchenschänder nicht bestrafte (wie? Bann). Er lebte schon damals im Streit mit dem König und wollte daher seinen Gegner nicht durch Schwächung der Empörer stärken. Da sieht man deutlich: Er bestraft die Frevel gegen die Kirche nur, wenn es ihm nützt; er war nicht gerecht, sonst müßte er jeden Frevel bestrafen. Warum metzelten die Ritter so wütend die Bauern nieder? Sie wollten die Bauern dafür züchtigen, daß sie sich erlaubten, ritterliche Waffen zu tragen. Aber die achttausend bewaffneten Bauern konnten sich doch wehren? Sie waren nicht so gut gerüstet wie die Ritter, besonders fehlten ihnen die festen Schutzwaffen (Schild, Helm, Kettenhemd), auch waren sie nicht so geübt im Kämpfen wie die Ritter, die von Jugend auf das Führen der Waffen wie ein Handwerk gelernt hatten. — Zusammenfassung: Sieg des Königs über die Sachsen. Vierter Abschnitt: Die Ausnutzung des Sieges. Wie der König seinen Sieg über die Sachsen ausnutzte. Was werden die besiegten Sachsen nun thun? Sie werden einsehen, daß jeder Widerstand gegen die Übermacht des Königs vergeblich ist, und werden sich daher ihm unterwerfen. Und welche Bedingungen 3*

3. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 30

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
30 — 2bte wird der Kaiser wohl Ludwig ungesehen haben? — Zuerst ganz erstaunt, dann lachte er über den lustigen Einfall. „Wunder" = wunderbar. „Steinmetzen" = Maurer. Neuenbu^^*^^' Kaiser Rotbart besucht seinen Schwager auf der , , ^at ^er Landgraf wohl einen Scherz gemacht? — Aber er bant doch eine Mauer, wie wir gehabt haben. 2. Zur Besprechung: „Zu Tisch". — Der Kaiser aß mit seiner Schwester, die ihn wohl unterhalten haben wird, so daß ihm die Geschäftigkeit der Diener, der abreitenden Boten rc. verborgen blieb. „Zur Nacht" — damit der Kaiser nichts merke; die meisten konnten wohl auch nicht eher kommen: manche wohnten sehr weit entfernt. Ehe die Boten hinkamen, die Ritter alles vorbereiteten und endlich an der Jteuenburg anlangten, vergingen viele Stunden. „An den Graben". — Vor der Burg „breitete sich der Berg “r18 Alr tt,ar< 0 uicht „stickel", wie der Wartburgberg, deshalb war als Schutzwehr ein Wassergraben rings um die Bura oefübrt. Die Kleidung der Ritter! "Das Wappen" — den Schild mit dem Wappen. „Kleinod" — Helmzier. ^ „Mauerturm". In den Mauern um eine Burg standen von Zeit zu Zeit zürnte, so daß von dem erhöhten und vorspringenden Staubpunkte aus die Mauer noch besser oerteibigt werben konnte. „Banner" = Fahne, die heroorragte. m doch keine Mauer ? — Die bicht gebrängt stehenden Ritter (drei Rethen), aus denen oon Zeit zu Zeit eine Fahne heraus: ragte, bildeten gleichsam eine Mauer um die Burg, eine lebendige Mauer, welche auch int stände war, die Burg zu schützen. Überschrift: Die Entstehung der lebenbigen Mauer. Bei biesem Mauerbau wirb es recht laut hergegangen sein? (Befehlen Klirren der Waffen 2c.) - In größter Stille, daß der Kaiser nicht erwache.' ^Was wirb nun Ludwig thun ? — Er wirb in die Burg gehen, den Kaiser wecken, _ ihm sagen, die Mauer sei fertig; der Kaiser wirb erstaunt sein, es nicht glauben wollen und rasch herausgehen. Seine Verwunberung dann wirb groß sein, ebenso seine Freube. — °thr sollt es lesen. 3 Zur Besprechung: „Stillschweigenb"?! — ein ungenauer Ausbruck für „in größter Stille" „Segnete sich", „schwarze Kunst". - Eine Kunst, die das Licht scheut, die von bent Teusel gelehrt wirb, Zauberei, an welche man damals noch glaubte. Der Kaiser bekreuzte sich; das Kreuz (Gott) sollte ihn schützen vor beut Deusel; er wollte nichts mit der Räuberei zu thun haben. „Schmuck und Pracht". — Die Kleiber und Waffen. „Schwäher" = Schwager.

4. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 41

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 41 — „Trinkgefäße" — von Glas rc. müssen also damals in Deutschland noch etwas Seltenes gewesen sein, ebenso Tischmesser und die übrigen aufgezählten Gegenstände. Überschrift: Wie der Krämer sein Geschäft betreibt. Der weite Weg nach Venedig. Die Gefahr eines Überfalls: die wertvollen Waren lockten. Der Weg wird an der Karte betrachtet: wahrscheinlich war die Wanderung durch die Alpen der gefährlichste Teil. Dort konnten sich die Räuber verstecken. Freilich hatte es auch in Thüringen Raubritter gegeben. 3. Zur Besprechung: Warum beraubten die Ritter den Krämer nicht in Würzburg? — Sie scheuten sich doch vor den Leuten und überfielen ihn deshalb an einem einsamen Orte auf dem Wege nach Eisenach zu. Unsere Vermutung, er würde vielleicht in den Alpen überfallen werden, ist nicht eingetroffen. „Er zeigte seinen Geleitsbrief vor" — und dachte gewiß: „Jetzt werden sie dich in Ruhe lassen"; aber wie sehr fühlte er sich enttäuscht . . . „Sie kehrten sich nicht daran". — Sie dachten, der Landgras würde eines einfachen Krämers halber gewiß nicht gegen sie ziehen. Sie waren so sicher, daß sie den Krämer sogar laufen ließen. Überschrift: Der Krämer wird beraubt. Der Krämer in Verzweiflung. Alles verloren! alle Mühe und Arbeit umsonst! Er wird nach Eisenach eilen Was wird der Landgras thun? Vermutungen: er wird sich ärgern, daß die Ritter seinen Geleitsbrief mißachtet haben rc. 4. Zur Besprechung: Wir haben falsch vermutet. — Ludwig lacht über die Erzählung und den Jammer seines Genossen, der wohl seinen Kram unwiederbringlich verloren glaubte; er weiß schon, wie er es anzufangen hat, dem Krämer zu j einem Rechte zu verhelfen und sein Ansehn zu wahren. „Verwüstet das Land". — Er plündert und zerstört die Dörfer rc. „Bischof" — Der Herr des um Würzburg liegenden Landes. Er wird vielleicht schon um den Raub gewußt haben; wenn nicht, so hat er jetzt nachgeforscht und alles erfahren. Dem Landgrafen ist die Sache von Anfang an spaßhaft, da er des Erfolges sicher ist. Die Freude des Krämers und aller Kaufleute, die die Geschichte hörten! Überschrift: Der Landgraf sucht seinen Esel (die nnnmehr verständliche Überschrift des Lesestücks). Gesamterzählung. Iii). 1. Ziemte es sich für einen Landgrafen, mit einem Krämer zusammen Handelsgeschäfte zu treiben? — Dem Fürsten kommt es gar nicht darauf an, sich Gewinn zu verschaffen. Er war gewiß nicht nur deshalb auf den Eisenacher Jahrmarkt gegangen, um feine Schaulust und Neugierde zu befriedigen, sondern er wußte, wie notwendig die Kaufleute

5. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 76

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 76 — aus ein Schwert haben; denn damit wollte er sich selbst zum Ritter machen und Ehre gewinnen. Er machte sich also nur so niedrig, um sich hoch zu machen. Da sieht man wieder, daß er ehr liebend war. 4. Aber als Lehrling war doch Siegfried recht ungeschickt, daß er alles Eisen entzwei schlug? Nein, er wollte nur dem Schmied seine Kraft zeigen, und die war eben ungeheuer groß. Er sah aber gleich ein, daß Stärke allein nicht ausreicht zum Schmieden. Drum mäßigt er seine Kraft, wird ein verständiger Lehrling und folgt den Lehren seines Meisters. Siegfried ist stark und gelehrig. 5. Warum freut sich Siegfried so sehr über sein Schwert? Er hat es sich selbst gemacht, und darüber kann er stolz sein, denn das kann nicht jeder Fürstensohn. Mit dem Schwert macht sich Siegfried selbst zum Ritter und gewinnt Ritterehre; ja er will dadurch zum Helden werden und seinen Namen berühmt machen durch Kämpfe mit Riesen und Drachen — er ist ehrliebend. Doch denkt er dabei nicht bloß an sich, sondern an die armen Menschen, die von den Riesen und Drach- • geplagt und gequält werden und sich nicht selbst helfen können; all biegen Schwachen will er helfen aus ihrer Not und sie von den bösen Ungeheuern befreien. So zeigt Siegfried auch ein gutes Herz, er ist gutherzig. Zusammeufassung der Antworten auf obige Hauptfragen: Siegfried ist wanderlustig und thatenlustig, ehrliebend, und gelehrig, gutherzig. Das alles gefällt uns, aber am meisten gefällt uns doch sein gutes Herz. Übergang zur nächsten Erzählung: Daß Siegfried sehr stark ist, haben wir nun gesehen; aber ob er auch mutig ist und stand hätt, wenn wirklich ein Riese oder ein Drache aus ihn zukommt? Das wollen wir sehen. 2. Siegfried erschlägt den Drachen. Ziel: Siegfried kämpft mit einem Drachen. 1. Also mit einem Drachen kämpft Siegfried zuerst. Was habt ihr sckion von Drachen gehört? (Ritter St. Georg und der Drache; Beschreibung : Rachen, Zähne, Schlangenleib auf kurzen Füßen, oben Hornhaut, unten weich u. s. w.; von manchen Drachen wird auch erzählt, sie hätten Flügel gehabt und Feuer aus ihren Rachen gespieen.) Wie wird Siegfried mit dem Drachen kämpfen? Er kämpft gewiß mit seinem guten Schwert. Aber durch die dicke Hornhaut dringt kein Schwerthieb? Er stößt ihtr vielleicht das lange Schwert in den Rachen oder in die weiche Stelle unten am Bauche. Aber ob der Drache sich das nur so gefallen lassen wird? Da heißt es schnell und stark und mutig sein, sonst . . . Wer wird wohl siegen in dem furchtbaren Kampf? Doch wohl Siegfried; sonst würden wir ja auch keine Geschichten mehr von ihm zu hören bekommen. Iia. Disposition, die natürlich immer am Schluß der sachlichen

6. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 8

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
ick mein eigenes Land in Schaden; büße ich euch um Geld und Gut, so scheint dieses mir unehrlich; lasse ich euch aber los, so achtet ihr meines Zornes fürder nicht. Ich muß euch auf eine andere Weise züchtigen." Da nahm er sie und führte sie auf einen Acker, spannte je vier der ungetreuen Edelleute, nur mit ihren Hemden bekleidet, an einen Pflug und ackerte mit ihnen eine Furche. Die Diener hielten den Pflug, er aber trieb sie mit der Geißel an und hieb, daß sie sich beugten und oft aus die Erde fielen. Wenn eine Furche geackert war, spannte er vier andere ein, bis das ganze Feld gepflügt war. Hierauf führte er, die er also gezüchtigt hatte, wieder zur Neuenburg, da mußten sie ihm von neuem schwören und huldigen. Darnach ward der Landgraf im ganzen Lande gefürchtet; und wenn die, so im Fluge gezogen hatten, seinen Namen hörten, erseufzten sie und schämeten sich. Den Acker aber ließ der Landgraf mit großen Steinen zeichnen zu einem ewigen Gedächtnis, und er heißt noch der „Edelacker" bis auf den heutigen Tag. Und der Landgraf machte ihn frei von allen Zehnten und machte ihn zu einer Zufluchtsstätte, daß ein jeder Übelthäter, wie groß auch seine Übelthat wäre, seiner Strafe ledig fein sollte, wenn er daraus käme; und wer diese Freiheit brechen würde, sollte den Hals verloren haben. Diese Geschichte erscholl an allen Enden in den deutschen Landen, und etliche schalten den Herrn darum und wurden chm gram; etliche schalten die Beamten, daß sie so untreu gewesen; etliche meinten auch, sie wollten sich eher haben töten lassen, denn in den Pflug spannen. Etliche der Edelleute aber demütigten sich gegen ihren Herrn, denen that er gut und hatte sie lieb. Etliche aber wollten's ihm nicht vergessen, daß er sie um der armen Bäuerlein willen so streng gerichtet hatte. Sie wollten ihn gern töten und standen ihm heimlich und öffentlich nach Leib und Leben; und wenn er solche

7. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 14

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 14 — da kaufte, verkaufte er dort. Und er kam bis gen Venedig und handelte daselbst köstliche Waren ein: goldene Ringe und Spangen, edle Gesteine, Trinkgefäße, elfenbeinerne Spiegel, Tischmesser, Korallen und dergleichen. Als nun der Krämer heimwärts zog, da kam er auch nach Würzburg im Frankenlande. Hier legte er seinen Kram aus und gedachte, von da nach Eisenach zu gehen. Es waren aber etliche fränkische Ritter, denen die Kleinodien des Krämers wohl behagten; sie wollten die schönen Waren haben und mochten doch kein Geld dafür geben. Als nun der Krämer von dannen zog, fielen sie über ihn her. Er zeigte seinen Geleitsbries vor, aber sie kehrten sich nicht daran, nahmen den Kram samt dem Esel und ließen den Krämer laufen. Traurig kam dieser nach Eisenach und berichtete Ludwig den Unfall. Der aber lachte dazu und sprach: „Lieber Geselle, betrübe dich nicht über unsern Kram." Und alsbald zog er mit seinen Rittern nach Franken, verwüstete das Land und rückte bis gegen Würzburg vor. Da ließ der Bischof ihn fragen, was denn seinen Zorn erregt habe, also daß er im Lande einherfahre, wie ein Hagelwetter. Der Landgraf antwortete: „Ich suche meinen Esel." — Da mußten die Ritter den Esel und die Waren wieder herausgeben. Hatten freilich nicht gedacht, daß der Landgraf sich des Dinges so ernstlich annehmen würde. 13. Landgraf Ludwig und der Lörve. Landgraf Ludwig hatte auf der Wartburg einen Löwen; der war eines Morgens aus dem Zwinger, darin er sich befand, entkommen und brüllte gewaltig auf dem Burghofe, daß sich niemand getraute, feines Weges zu gehen. Als das Ludwig hörte, stand er eilig von seinem Lager auf, warf ein leichtes Kleid über, trat in

8. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 20

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 20 — Er schlug, daß weit der Wald erklang Und alles Eisen in Stücke sprang. Und von der letzten Eisenstang' Macht er ein Schwert so breit und lang. „9hm hab ich geschmiedet ein gutes Schwert, Nun bin ich wie andere Ritter wert. Nun schlag' ich wie ein andrer Held Die Riesen und Drachen in Wald und Feld." 2. Siegfried erschlägt den Arachen. Siegfried war aber ein gar sonderlicher Lehrling. Wenn Meister oder Gesellen ihn strafen wollten, schlug er auf sie los, daß sie davon laufen mußten. Da dachte der Schmied, wie er ihn los werden möchte. Er schickte ihn in den Wald znm Köhler, daß er Kohlen hole, zeigte ihm aber einen falschen Weg. Der führte in die Drachenschlucht. Dort hauste bei einer Linde ein furchtbarer Drache. Siegfried nahm einen Korb und sein Schwert und ging wohlgemut in die Schlucht hinab. Auf einmal fuhr der Drache aus seiner Höhle heraus und lief mit aufgesperrtem Rachen auf Siegfried los. Der aber rief: „Du bist mir der rechte Köhler!" und schlug mit seinem Schwert gewaltig auf den Drachen los. Doch durch den Hornrücken des Ungetüms dratlg kein Schlag. Da besann sich Siegfried kurz und stieß dem Ungeheuer sein Schwert bis zum Griff in die Brust. Als er das Schwert wieder herauszog, fiel der Drache röchelnd nieder und starb. Aus der Wunde aber floß ein Strom von Blut und sammelte sich bald zu einem kleinen Teich. Da bekam Siegfried Luft, in dem Blnte zu baden. Er that es, und davon ward feine Hau- fest

9. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 44

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 44 — führte er einen Bogen, den außer ihm feiner spannen konnte, es fei denn mit einer Winde. Und vor ihm im Sattel lag seine lebendige Jagdbeute, der schnaubende Bär. Bei der Feuerstätte sprang Siegfried vom Roß und löste dem Ungetüm die Bande an den Füßen und am Maule. Gleich begannen die Hunde zu heulen. Durch den Lärm geriet der Bär in die Küche. Hei, wie da die Küchenknechte vom Feuer wegliefen! Gar mancher Kessel ward umgestoßen, mancher Brand zerrissen, und viele gute Speise lag in der Asche. Nun sprangen die Herren von den Sitzen aus, der König ließ die Hunde loskoppeln. Alles lies mit Schreien und Sannen dem Bären nach, der zum Walde floh. Aber vor den Hunden konnte fein Jäger zum Schusse kommen, auch konnte ihn keiner im Laufe erreichen. Nur Siegfried holte ihn ein und schlug ihn mit dem Schwert zu Tode. Die Knechte trugen den Bären wieder zurück zum Feuer. Die Ritter aber waren fröhlich und lobten ihren Jagdgesellen. Nun begann das Mittagsmahl. Die Jäger setzten sich nieder auf den grünen Anger, und reichliche Speise ward ihnen aufgetragen. Aber es gab feinen Wein. Da sprach Siegfried: „Warum bringen uns die Schenken feinen Wein? Ich dächte, wir Jäger hätten heute einen guten Trunf wohl verdient." König Günther erwiderte: „Daran ist Hagen schuld, der will uns verdursten lassen." Ihm entgegnete Hagen: „Lieber Herr, ich wähnte, das Birschen sollte heute im Spessart sein, dorthin sandte ich den Wein, und so haben wir heute nichts zu trinken. Aber ich weiß in der Nähe einen kühlen Quell, dahin können wir gehen." Das war dem durstigen Siegfried recht. Er stand bald auf vom Tisch und ging mit den Rittern nach dem Brunnen. Als sie von weitem die breite Linde sahen, wo der Brunnen floß, sprach Hagen: „Ich hörte immer, es könne niemand den edlen Siegfried im Lause einholen. Wenn er uns nur das jetzt sehen ließe!" Daraus antwortete Siegfried: „Ihr sönnt es ja versuchen. Wollt ihr um

10. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 4

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 4 — Ludwig antwortete, er baue auf das Seine, es gehöre zu dem Seinen, und er wollte sein Recht behaupten. Da ward zu Recht erkannt, so er das erweisen könnte mit zwölf ehrbaren Leuten, hätte er's zu genießen. Und er gewann zwölf Ritter und trat mit ihnen auf den Berg, und sie zogen ihre Schwerter aus und steckten sie in die Erde, die er darauf hatte tragen lassen, und schwuren, daß der Graf auf das Seine baue. Also verblieb ihm der Berg. Wie nun im folgenden Jahre eine große Hungersnot entstand, da baute Ludwig die Wartburg fertig und ganz ohne Geld, wiewohl sie köstlicher war, als man bisher eine Burg gesehen hatte. Er hatte nämlich große Vorräte von Korn und Hafer; die that er auf für die Leute, die um Brot arbeiten wollten an der Burg. Und die neue Burg nannte er Wartburg. Ludwig ließ dann auch Eisenach an die Stelle rücken, wo es jetzt steht. Die Mauern aber bauten die Bauern von Thüringen, jede Dorfschaft so viel, als ihr gesetzt war. 4. Warum er der Springer genannt wurde. Landgraf Ludwig saß gefangen auf dem Giebichenstein bei Halle an der Saale. Wie er nun vernahm, daß er mit dem Leben nicht davon kommen möchte, rief er Gott an und gelobte, dem heiligen Ulrich zu Ehren eine Kirche zu bauen, so ihm aus der Not geholfen würde. Von der Zeit an war Ludwig traurig bis zum Tode, aß nicht und trank nicht und klagte, daß er krank sei. Er bat, man möge seinen Schreiber und seinen Knecht vor ihn lassen, daß er durch sie sein Seelgeräte*) ließe schreiben und bestellen, ehe denn der Kaiser ins Land käme und ihn dem Tode übergebe. Diese *) Testament.
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