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1. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 112

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 112 — betet allein zu Gott und thut aus Dankbarkeit gegen feine große unverdiente ©nabe gute Werke. Die Gebete für die Heiligen fenbet an feinen Thron, und die Gaben, die ihr an beit Altären nieberlegt, schenkt euren Armen und Kranken. Diese Werke der Gottes- und Nächstenliebe finb die wahren guten Werke, Wie wirb man Luthers Predigt aufnehmen? Sie gefällt uns, weil sie wahr ist; sie wirb auch dem Herzoge gefallen, denn er liebt fein Volk, und er will, daß es auf guten Wegen geht. Wenn aber der Herzog die sog. guten Werke wirklich für die wahren Werke hält, so wirb er Luthers Prebigt verwerfen und ihn nicht zum Hofprebiger wählen. Nun hört. Ii. Synthese. (Bestätigung der Vermutungen.) ^hr habt Recht. Luther sollte Herzog Georgs des Bärtigen Hofprebiger werben. Georg der Bärtige hatte sich von beut ihm befreunbeten Dr. Staupitz, der die Aussicht über die Klöster in Meißen und Thüringen führte, einen frommen und gelehrten Prebiger erbeten. Dazu erkor biefer Luther und fanbte ihn mit besonderen Empfehlungen von Wittenberg a. E. nach Dresben. .Es war am Tage St. Jakobi (25. Juli) des Jahres 1517. Da prebigte Luther in der Schloßkapelle unsrer Stadt vor dem Herzoge und feinem Hofe gegen die sog. guten Werke. Ihr habt bett Siitu seiner Prebigt fchoit erraten. Erst strafte er die sog. guten Werfe der Menschen und dann zeigte er, welche wahren guten Werke man üben müsse. An bemfelbeit Tage fragte der Herzog bei Tafel der Herzogin Hof-metfterin: „Wie hat Euch die Prebigt gefallen?“ Das Hoffräulein bekannte offen: „Ich hoffe bermaleinft recht ruhig zu sterben, weitn ich noch eine begleichen Prebigt hören bürste." Der Herzog aber erroiberte zornig: „Ich wollte viel Gelb barutn geben, wenn ich solche Prebigt nicht gehört hätte, benn sie ist nur dazu angethan, das Volk in seinen Sünben unbedachtsam und ruchlos zu machen." Wie der Herzog, so gerieten auch viele von feinen Edelleuten in arge Mißstimmung und bittere Feindschaft gegen Luther. Besonders war es der herzogliche Kaplan Emfer, welcher den Brand' der Zwietracht absichtlich noch schürte. Dieser*) lud Luther im Frühjahr des nächsten Jahres (1518) ein und führte ihn hinterlistig zu einem Abendessen, bei dem er gezwungen wurde, mit zornigen Feinden zu streiten. Draußen an der Thür horchte ein Mönch, der am andern Tage in der Stadt verbreitete, Luther sei vollständig überwunben worben, und der Lauscher habe sich mit Mühe enthalten, in die Stube zu springen und Luthern ins Gesicht zu speien. Diese Kränkung empfaitb Luther später noch bitter. Sachliche Vertiefung: Welchen Einbruck machte feine Prebigt? Dem Herzoge hatte sie nicht gefallen. Er meinte, wie wenig mürbe *) Gustav Freytag. Bilder a. d. d. V. Ii. Band. S. 86.

2. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 258

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 258 — deutete einen Vorgang am Himmel als ein kommendes Unglück. Die Krieger erblickten im Stand der Gestirne ihr künftiges Geschick. So abergläubisch war das Volk. Die Landsknechte fluchten, schlemmten und stahlen. Die empörten Bauern führten schwere Fluchworte und Schimpfreden im Munde und wüteten mit Brand und Mord. So roh und verdorben war das Volk. Luther erfuhr bei einer Prüfung des Volkes noch mehr. (Vermutungen.) Er ging mit seinem Freunde Melanchthon in der Umgebung von Wittenberg von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf und besuchte die Kirchen. Da hörte er den Prebigern zu und prüfte die Kirchgänger. Dabei mußte er gar traurige Erfahrungen machen. Auf einem Dorfe bei Torgau konnte der alte Pfarrer kaum das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis hersagen. Manche Priester hatten sich dem Laster der Trunksucht ergeben, andere trieben gar Schankwirtschaft. Und wie groß war die Unwissenheit unter dem Volke! Auf einem Dorfe kannten die Bauern nicht ein einziges Gebet, und auf einem andern weigerten sie sich, das Vaterunser zu lernen. Mit welcher Gebulb Luther solche Leute unterrichtete, berichtet uns ein Zeitgenosse. Dieser sagt: „Dr. Luther verhöret die armen Bäuerlein im Beten und befraget sie im Katechismo fein säuberlich, daß ich von ihm eine liebliche Geschichte gehöret. Denn ba ein armes sächsisch Bäuerlein auf seine Sprach den Kinberglauben soll aussagen und spricht: „Ich glowe in Gat, Almächteigen," fraget Dr. Luther, was Almächteigen heiße. Der gute Mann spricht: „Jk weß nicht." „Ja, mein Mann", spricht unser Dr. „ich und alle Gelehrten wissen's auch nicht, was Gottes Kraft und Allmächtigkeit ist. Glaub aber Du in Einfalt, daß Gott Dein lieber und treuer Vater ist, der will, kann und weiß, als der klügste Herr, Deinem Weibe und Kinberrt in allen Noten zu helfen." Besprechung: Welche Fälle von bäuerischer Unwissenheit kamen Luther vor? Die Einen haben gar kein Gebet gelernt, die Anbern haben keine Lust, das Vaterunser zu lernen, der Dritte versteht nicht, was er gelernt hat. Welche Entschulbigungen haben wohl jene vorgebracht, die das Vaterunser nicht lernen wollten? Sie sagen: Wir haben keine Zeit, wir müssen scharwerken. Wir leben ohne Gebet auch. Wir stnb zu alt. Das Gebet ist zu schwer. Es ist zu lang. Und heute? Da lernen die kleinen Kinder das schöne Gebet, bevor sie zur Schule kommen. Zusammenfassung: Luther stellt in den Kirchen des Landes Prüfungen an und finbet unter dem Volke große Unwissenheit. 2. Da überlegt Luther, woher das kommt. Welche Ursachen finbet er?

3. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 273

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 273 — Bestätigung: Die Einrichtung des neuen Pfarrhauses entspricht euern Vermutungen. Durch die alte Wendeltreppe im Turme gelangte man zum Vorzimmer. Gar manch hoher Herr, manche bedrängte Seele stieg da hinauf und wartete oben auf den treuen Rat, auf die sichere Hilfe Luthers. Reben dem Vorzimmer lag im Erker, der über den Stadtgraben hinausragte, das Arbeitszimmer. Dort saß der Doktor und arbeitete fleißig an seiner Bibelübersetzung und an den Katechismen. Zuweilen stand er auf und blickte durch die kleinen, in Blei gefaßten Scheiben der großen Fenster aus die breit dahin flutende Elbe und auf die ausgedehnte nördliche Ebene, oder er öffnete das kleine Schiebefenster und streckte den Kops hervor, wenn es unten im Hofe lebendig wurde. Unten im Erdgeschoß lag das große Wohnzimmer, in dem er sich täglick einige Male mit den Seinen versammelte. (Hierzu die Abbildung von Luthers Wohnhaus.) 2- Hier bereitete ihm sein braves Weib ein gar behagliches Heim. a) Wie waltete wohl Frau Käthe am häuslichen Herde? (Erinnerung an die Arbeit der Mutter im Hause.) Erwartung: Sie bereitet ihrem Gemahle Essen und Trinken, richtet ihm auss schönste sein trauliches Stübchen her und hält auf Ordnung und Reinlichkeit im Hause. Bestätigung: Frau Käthe machte sich gar viel zu schaffen in ihrem Haushalte. Sie pflanzte und baute das Gemüse und braute das Bier selbst sür ihren Tisch, sie hatte in ihrem Garten einen Fischweiher mit Forellen, Karpfen und Hechten, sogar einen Stall voll Schweine hatte sie. Scherzend nannte sie daher Luther „die Säu-märkterin". Er freute sich aber königlich, daß ihr alle Arbeit so gut gelang. b). Wie nimmt sie an seinen Gesprächen teil? Erwartung: Luther spricht viel von der heiligen Schrift und von den Geschichten, die darin erzählt sind. Da wird sie oft ihren gelehrten Gemahl nach Dingen fragen, die sie nicht verstanden hat. Bestätigung: Einmal sagte Luther von Isaaks Opferung: „Lieber Herr Gott, wie soll sich ein Herzpochen erhoben haben, da Abraham seinen einigen und allerliebsten Sohn Isaak hat sollen töten. O wie wird ihm der Gang an den Berg Morija so sauer angekommen sein, er wird der Sarah nichts davon gesagt haben. Ich wollte wahrlich mit Gott disputiert haben, wenn er nur solches vorgelegt und angemutet hätte." Da fing seine Hausfrau an und sagte: „Ich kann's in meinen Kopf nicht bringen, daß Gott so grausam Ding von uns begehren sollte, sein Kind selbst zu erwürgen." Darauf antwortete der Doktor: „Liebe Käthe, kannst du denn das glauben, daß Gott seinen eingeborenen Sohn hat für uns sterben lassen, da er doch nichts Lieberes im Himmel und auf Erden gehabt denn diesen geliebten Sohn, den er für uns kreuzigen und den schmählichsten Tod leiden läßt?" c) Wie kann das Weib an seinen innern und äußern Kämpfen teilnehmen? 18

4. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 275

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 275 — Tische an zu reden. Oftmals legte man gute Fragen ein aus der Schrift, die löset er fein rund und kurz auf. Oftmals kamen angesehene Leute von der Universität, auch von fremden Orten an den Tisch, da fielen sehr schöne Reden und Geschichten." Auch Reime und Sprichwörter, die heute noch unter dem Volke leben, ersann er dabei, wie: „Iß, was gar ist; trink, was klar ist; sprich, was wahr ist." Oder: „Schweig, leid, meid und vertrag; dein' Not niemand klag; an Gott nicht verzag; dein' Hilfe kommt alle Tag." b) am Abend? Erwartung: Im Sommer hält man sich gewiß im großen Garten auf. Man pflanzt und begießt die Blumen, man bewundert die reiche Blütenpracht oder Fruchtfülle des alten Birnbaumes oder man lauscht dem Gesänge der Vögel, die immer noch in den Mauerritzen nisten, bis die sinkende Nacht dem Spiel, Scherz und Ernst ein Ende macht. Im Winter sitzt die ganze Familie am großen, warmen Kamin. Der Hausherr spielt die Laute und fingt vor, und die Mutter mit der Kinderfchar fingt nach, ober der Doktor erklärt ein Stück aus dem kleinen Katechismus, und die andern lernen es auswendig. Bestätigung: Wie thätig Luther auch im Garten war, ersehen wir aus der Einladung, die er einmal an Spalatin richtete: „Ich habe den Garten bepflanzt und den Brunnen gebaut und beides mit gutem Glück. Komm zu mir, und du sollst mit Lilien und Rosen bekränzt werden." Wie gern er sich an Winterabenden mit seinen Kindern freute, zeigt eine Veranstaltung der Weihnachtsfeier in feiner Familie. Er dichtete für feine Kinderfchar das Lied: „Vom Himmel hoch, da komm' ich her" —. Am h. Abende trat dann ein als Engel verkleideter Student ein und fang es mit schöner Stimme den Kindern vor. Welch' eine Freude! (Abbildung: Luther am Christabende im Kreise feiner Familie. Hierbei lernen die Schüler auch Luthers Kinder kennen, es ist der 10jährige Hans, die 7jährige Magdalene, der 5jährige Martin, der 3jährige Paul und die 2jährige Margarete, ebenso auch die Muhme Lene, eine Schwester von Käthes Vater, die traute Großmutter im Wittenberger Pfarrhaufe.) c) in der Ferne? Erw artung: Luther war oft auf Reifen. Da wird er gern an feine Lieben daheim denken, und da er nicht mit ihnen sprechen kann, ihnen Briefe schreiben. Die ängstliche Frau Doktorin wird er ermuntern, sich ja nicht zu sorgen. Die Kinder wird er ermahnen, der Mutter und der alten guten Tante folgfam zu fein. Bestätigung: An fein Weib schrieb er gar manchen Brief. (Beispiele hierzu siehe die Darbietung der folgenden Präparation, S. 283 u. 284.) An seinen Sohn Hans schrieb er von Koburg aus. In welcher Form wird der Brief abgefaßt fein, da Hans damals erst 4 Jahr alt war? 18*

5. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 276

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 276 — „Gnade und Friede in Christo, mein liebes Söhnchen! Ich sehe gerne, daß du wohl lernest und fleißig betest. Thue also, mein Söhnchen, und fahre fort. Wenn ich heim komme, so will ich dir einen schönen Jahrmarkt mitbringen. Ich weiß einen hübschen, lustigen Garten, da gehen viele Kinder innen, haben güldene Röcklein an und lesen schöne Äpfel unter den Bäumen und Birnen, Kirschen, Spillinge und Pflaumen, singen, springen und sind fröhlich, haben auch schöne kleine Pferdlein mit güldenen Zäumen und silbernen Sätteln. Da fragte ich den Mann, des der Garten ist, wes die Kinder wären. Da sprach er: Es sind die Kinder, die gerne beten, lernen und sromm sind. Da sprach ich: Lieber Mann, ich habe auch einen Sohn, heißt Hänschen Luther; möchte er nicht auch in den Garten kommen, daß er auch solche schöne Äpfel und Birnen essen möchte und solche feine Pferb-lein reiten und mit diesen Kinbern spielen? Da sprach der Mann: Wenn er gerne betet, lernt und fromm ist, so soll er auch in den Garten kommen, Lippus und Jost auch (Melanchthons und Jonas' Söhne); und wenn sie alle zusammen kommen, so werben sie auch Pfeifen, Lauten und allerlei Saitenspiel haben, auch tanzen und mit kleinen Armbrüsten schießen. Und er zeigte mir dort eine feine Wiese im Garten, zum Tanzen zugerichtet; da hingen eitel güldene Pfeifen, Pauken und feine silberne Armbrüste; aber es war noch früh, Daß die Kinder noch nicht gegessen hatten; darum konnte ich des Tanzes nicht erharren und sprach zu dem Manne: Ach, lieber Herr, ich will flugs hingehen und das alles meinem lieben Söhnlein Hänschen schreiben, daß er ja fleißig bete und wohl lerne und fromm fei, aut Daß er auch in diesen Garten komme; aber er hat eine Muhme Lene, die muß er mitbringen. Da sprach der Mann: Es soll ja sein, gehe hin und schreibe ihm also. Darum, liebes Söbnlein Hänschm, lerne und bete ja getrost und sage es Lippus und Josten auch, daß sie auch lernen und beten, so werdet ihr miteinander in den Garten kommen. Hiermit sei dem allmächtigen Gott befohlen und grüße Muhme Lehne und gieb ihr einen Kuß von meinetwegen. Dein lieber Vater Martinus Luther. (Siebe die Illustration zu dem Briefe.) £ - In ebenbieselbe unfreiwillige Verborgenheit der Feste Kobnrg schickte ihm die Frau Professorin auch das Bilb der kleinen zweijährigen Magbalene zu. Eine wie große Freube ihm das unter den Sorgen des Reichstages von Augsburg bereitete, ersehen wir aus dem Briefe eines ihm zur Gesellschaft beigegebenen jungen Magisters, welcher der Frau Doktorin berichtete: „Ihr habt ein sehr gut Werk gethan, daß Ihr dem Herrn Doktor das Bilo geschickt habt; benn baran er über die Maßen viel Gebanken mit dem Silbe vergißt. Er hat's dem Tisch gegenüber an die Wanb geklebt, ba wir essen in des Fürsten Gemach. Da er es am ersten ansah, konnt' er sie lange nicht kennen. „Ei,"

6. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 278

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 278 — Nun könnt ihr euch auch vorstellen, wie Luthers Geburtstag in der Familie festlich begangen wird. (Ausführen seitens der Kinder.) e) am Sterbebette der 13jährigen Magdalene? Erwartung: Wir können uns denken, daß dieser Todesfall tiefes Leid über Vater und Mutter bringt. Luther wird sich aber im bittersten Schmerze fassen und seine Lieben trösten. Bestätigung: Als Magdalena schon auf dem Tode lag, klagte er: „Ich habe sie sehr lieb, aber lieber Gott, da es dein Wille ist, daß du sie dahinnehmen willst, will ich sie gern bei dir wissen. Magda-lenchen, mein Töchterchen, du bleibst gern hier bei deinem Vater und gehst auch gern zu jenem Vater?" Da sprach sie: „Ja, herzer Vater, wie Gott will." Und als sie in den letzten Zügen lag, siel der Vater vor dem Bett aus seine Knie, weinte bitterlich und betete, daß sie Gott erlösen wolle. Da verschied sie in des Vaters Händen. Die Mutter war auch in derselben Kammer, doch weiter vom Bett in übergroßer Traurigkeit. „Liebe Käthe," tröstete sie der Vater, „denke doch, wo sie hinkommt, sie kommt ja wohl." Als er sie dann im Sarge liegen sah, sprach er: „Ach, du liebes Lenchen, du wirst wieder auferstehn und leuchten wie ein Stern, ja wie die Sonne." Und als das Volk kam, die Leiche bestatten zu helfen und zu dem Doktor sprach: „Es thut uns leid," versicherte er: „Es soll euch lieb sein, ich habe einen Heiligen gen Himmel geschickt, ja einen lebendigen Heiligen. O hätten wir einen solchen Tod, einen solchen Tod wollt’ ich auf diese Stunde annehmen." Da sagte Einer: „Ja es ist wohl wahr, doch behält ein Jeder gern die Seinen." Luther sprach: „Ich bin ja fröhlich im Geist, aber nach dem Fleifch bin ich sehr traurig." Als man sie einscharrte und begrub, sprach er: „Es ist die Auferstehung des Fleisches." Und da man vom Begräbnis kam, sprach er: „Meine Tochter ist nun beschickt, beides Leib und Seel." Aber er konnte seine Magdalene lange nicht vergessen. Ihr Tod war die tiefste Wunde, die ihm in seinem Ehestände geschlagen wurde. Zusammenfassung: In welchem Verhältnis stand Luther zu seinen Kindern? 4. Im Wittenberger Pfarrhause gab es auch Dienstboten. Wie wird Luther mit diesen verkehren? Erwartung: Sie haben es gewiß recht gut. Der Pfarrer sucht sie bei ihrer Arbeit auf, spricht freundlich mit ihnen und legt wohl selbst mit Hand an. Wenn ein Geburtstag im Hause gefeiert wird, so freuen sie sich mit; wenn tiefes Leid einkehrt, trauern sie mit. So leben sie, als ob sie mit zur Familie gehörten. Bestätigung: Mit seinem alten treuen Diener Wolfgang Sieb erg er pflegte Luther gar vertrauten Umgang. In den Mußestunden drechselte er mit ihm oder arbeitete mit ihm im Garten (säen, pfropfen) und scherzte gutmütig über seine Schläfrigkeit. Als „Wolf" einen Finkenherd zurichtete, um Vögel zu fangen, verfaßte Luther eine höchst scherzhafte Klagschrist der Vögel. Darin beschweren sich die Drosseln, Amseln, Finken und Stieglitze bei Luther über den bösen

7. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 279

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 279 — Diener und sprechen die Bitte aus, Wolfgang möge die Netze wieder wegnehmen von dem Herde und lieber Körner hinstreuen, sonst würden sie Wittenberg verlassen, und der Diener möge dann am Tage Frösche, Heuschrecken und Schnecken fangen, des Nachts aber Mäuse und schädliche Insekten. 5. Am Abende versammelten sich oft auch die Hausfreunde um Luther. Erwartung: Da kommen Dr. Bugenhagen, Dr. Jonas, Dr. Crnziger, Spalatin, Schürf, Kranach, Walther, vor allen Dingen auch sein Herzensfreund Melanchthon. Sie laben sich an Speise und Trank, sie führen ernste Gespräche über den draußen tobenden Kampf, über die Verhandlungen der letzten Reichstage, über den Fortschritt der Reformation, über die Bibelübersetzung, die Katechismen und die Augsburger Konfession, dann stimmen sie auch mit ein in das Singen und Klingen der Familie. Bestätigung: Ihr habt recht. So verlebte Luther manchen Abend im Kreise seiner vertrauten Freunde. 6. Gar oft empfing er auch Besuche aus der Ferne in seinem gastlichen Hause. Welches wird ihm wohl der liebste gewesen sein? Erwartung: Die Eltern aus Mansfeld besuchen ihn. Wie wird er sich freuen, den alten Vater, die alte Mutter noch einmal zu sehen! Sie müssen ihm erzählen, wie es ihnen gegangen, wie es den Geschwistern und Jugendfreunden geht. Er will sie gewiß in ihrem Alter ganz zu sich nach Wittenberg nehmen und sie bis zu ihrem Tode versorgen. Und wie groß ist die Freude der Eltern! Nun sind alle ihre Wünsche ersüllt. Ihr Sohn ist der größte Mann des Jahrhunderts geworden. Sie sind die glücklichsten Eltern. Bestätigung: Als er sein Hochzeitsfest feierte, schrieb er anseine Eltern, es wäre ihm eine besondere Freude, wenn sie sich samt den Freunden aus Mansfeld „zu einer kleinen Freude in Wittenberg anfinden könnten". Und als sie kamen, wurde Lukas Kranach von der Bürgermeistergasse, geholt und er mußte die Eltern malen. Einige Jahre später schrieb er an den erkrankten Vater: „Große Freude sollte mir's sein, wo es möglich wäre, daß Ihr Euch samt der Mutter ließet hierher sühren zu uns. Ich hoffe, wir wollten Euer aufs beste warten. Ich wollt ja herzlich gern leiblich um Euch sein und nach dem vierten Gebote mit kindlicher Treue und Dienst mich gegen Gott und Euch dankbar erzeigen." Tief bewegte ihn die Nachricht vom Tode seines Vaters. Zu der Zeit befand er sich gerade auf der Feste Koburg, wo sein Herz ja oft daheim bei den Seinen war. „Wohlan," sprach er, „mein Vater ist auch tot." „Flugs darauf" — so schreibt sein Gesellschafter an Luthers Frau — „nimmt er seinen Psalter, geht in die Kammer und weinet genug, daß ihm der Kopf des andern Tages ungeschickt war." Die

8. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 280

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 280 — Mutter Margarete folgte dem Vater schon nach einem Jahre im Tode. (Siehe Inschrift auf dem Bilde: Luthers Eltern von Lukas Kranach.) Erg änzung en:*) 1. Die Strenge des Vaters. Einst wollte er seinen Sohn Hans drei Tage lang nicht vor sich kommen lassen, bis er für ein Vergehen Abbitte leistete. Und als die Mutter für ihn bat, sprach Luther: „Ich wollte lieber einen toten, denn einen ungezogenen Sohn haben." Ein andermal spricht er: „Ich will, daß man meinem Hans nichts lasse gut sein; ich scherze auch nicht so viel mit ihm, als mit meiner Tochter. Man muß ihn strafen und gar nicht durch die Finger sehn." 2. Seine weitgehende Wohlthätigkeit. Um einem Armen zu helfen, griff er das Patengeld feiner Kinder an. _ Einem Studenten, der ihn um Reisegeld bat, schenkte er, weil er selbst kein Geld hatte, einen silbernen Becher; ein andermal versetzte er die Hochzeitsbecher seiner Frau. Einem Hausfreunde konnte er einmal nicht 8 Gulden borgen. Traurig schrieb er ihm: „Drei silberne Becherlein sind gegen 50 Gulden verpfändet, das vierte ist wieder verkauft, das Jahr hat 100 Gulden Schulden gebracht. Lukas Kranach will meine Bürgschaft nicht mehr annehmen, damit ich mich nicht ganz ruiniere." Macht ihm seine Frau über seine Freigebigkeit Vorwürfe, fo ist die Antwort: „Liebe Käthe, Gott ist reich, er wird anderes Geld bescheren." 3. Die Sparsamkeit der Frau Käthe. Die Gattin Luthers verstand es, durch ihr kluges Haushalten das kleine Vermögen zusammenzuhalten. Ihrer Sparsamkeit war es hauptsächlich zu danken, daß Luther später noch ein zweites kleines Haus in Wittenberg, mehrere Gärten daselbst und auch ein Landgütchen in Zölsdors bei Borna besaß. 4. Luthers Besuch im Hause Melanchthons. Luther traf feinen Freund mit der ganzen Familie im Studierzimmer. _ Das gefiel ihm gar wohl: „Lieber Bruder Philipp, ich lobe dich, daß ich es hier ebenso treffe, wie bei mir zu Haus, Frau und Kinder bei dir. Ich habe mein Hänsichen heute auch schon einen Ritt auf meinen Knieen machen taffen und meine kleine Magdalene in ihrem Bettchen herumgetragen und geherzt." *) Auch hier sollen die Kinder immer auf Grund des eigenen Familienlebens sich selbstthätig an der Erarbeitung des Stoffes beteiligen. Wir folgen hierin dem Rate Thrändorfs: ,,Man muß sich, so groß die Versuchung sein mag, vor unnötigem Predigen über den Segen, der von Luthers Hause und Familie ausgeht, aufs sorgfältigste hüten und lieber dafür Sorge tragen, daß der Geist dieses Hauses von den Schülern angeschaut wird; das geschieht aber, wenn man aus Grund vorgelegter Briefe und Äußerungen Luthers ein Phantasiebild seines häuslichen Lebens in der Seele des Schülers entstehen läßt." Siehe Erziehungsschule 1883 Nr. 12b; ^hrändorf: „Wie ehrt die Schule ihren Luther?")

9. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 281

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 281 — 5. Das spätere Leben feiner Kinder. Johannes rourbe Doktor der Rechte in Königsberg, Martin starb schon 34 Jahre alt, Paul rourbe Leibarzt des Kurfürsten von Sachsen, Margarete, welche später ihre Mutter zu sich nahm, rourbe die Frau eines Abeligen (von Kunheim). Zusammenfassung der Urteile: 1. Luther, ein liebevoller Gatte und Vater, ein gütiger Hausherr. 2. Käthe, eine liebenbe Gattin und Mutter, eine sorgsame Hausfrau. 3. Die Söhne und Töchter, fromme und gehorsame Kinder. Iii. Association. Unsere Geschichte zeigt uns, roie Luther auch der Reformator des beutfchen Familienlebens geworden ist. 1. Wie roar er selbst erzogen roorben, und roie erzog er seine Kinder? Hinweis auf die Strenge und Härte, die ihm die eigene Jugenb verbüftert hatten, und auf die Freundlichkeit und Zärtlichkeit, mit welcher er die natürliche Fröhlichkeit feiner Kinder zu pflegen suchte. Auch beim Strafen zeigte er die Liebe. „Man muß also strafen, daß der Apfel bei der Rute fei." 2. Welche Aufgabe stellte Luther der Schule, und roie suchte er biefe im Haufe mit zu lösen? Er sorgt bafür, daß hier roie bort fleißig gelernt, gute Sitte gepflegt und Gott dem Herrn gebient roirb. Spruch: Ich und mein Haus wollen dem Herrn bienen. 3. Wie lebt nun ein evangelischer und wie ein kath o -lischer Priester im Hause? Ehe und Ehelosigkeit der Geistlichen. (Cölibat.) Iv. Spstem. 1. Vervollstänbigung der historischen Reihe. 2. Kultur geschichtliches. Luther ist Der Begründer des evangelischen Pfarrhauses. Er macht nicht blos die Schule, fonbern auch das Haus zu einer Bilbungs-stätte des christlichen Volkes. 3. Ethisch es. Satz: Luthers häusliches Leben ist ein Vorbilb für jebes christliche Familienleben. In ihm waltet Liebe, Friebe, Freunblichkeit und Zärtlichkeit. Ausfpruch Luthers: Man muß also strafen, daß der Apfel bei der Rute ist. Spruch: Jofua 24, 15. Ich und mein Haus wollen dem Herrn bienen.

10. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 137

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 137 — Ii. Synthese. (Darstellender Unterricht.) Erstes Stücki Luther im Elternhause. Denkt euch Luthers Eltern! Erwartung: Diese sind gewiß selbst kluge und fromme Leute gewesen, von denen das Kind nur Gutes gesehen und gehört hat. Sie arbeiten fleißig, beten, gehen in die Kirche und leben mit anderen Menschen in Friede und Freundschaft. Bestätigung: Ihr habt recht. Vom Vater, Hans Luther, schreibt ein Pfarrer jener Zeit: „Der Vater Luthers pflegte mit den Dienern des göttlichen Wortes und den Schullehrern allezeit gute Freundschaft, und weil er gelehrte Leute sonderlich liebte, so lud er die Prediger und Schnldiener im Jahre etliche Male um seines Sohnes willen in sein Haus zu Gaste, welche überaus sehr durch die besondere Gottseligkeit und Leutseligkeit des Mannes und seine wohlanständigen Reden eingenommen wurden." Von der Mutter, Margarete, sagte ein Freund Luthers*:) „Sie hat viele Tugenden an sich, die einer ehrsamen Frau zustehen, und ist insonderheit berühmt gewesen ihrer Zucht, Gottesfurcht und fleißigen Gebets halber, daß auch alle andern ehrlichen Weiber auf sie als auf ein Exempel und Vorbild der Tugend und Ehrbarkeit sonderlich gesehen haben." Und ein anderer Freund**) ruft aus, als er sie sieht: „Wie gleicht doch Dr. Martin sowohl an Körperhaltung als an Gesichtszügen seiner Mutter, einer Frau von seltener Art!" Solche Eltern mögen auf die Erziehung ihres Kindes den größten Fleiß verwendet haben. Erwartung: Sie werden alles gethan haben, um auch ihr Kind klug und gut zu machen, zumal wenn sie reich gewesen sind. Waren sie aber arm, so wird ihnen die Erziehung ihres Sohnes sauer geworden sein. Bestätigung: Luther sagt: „Ich bin eines Bauern Sohn. Mein Vater, Großvater und Ahnherr sind rechte Bauern gewest (in Möhra). Darnach ist mein Vater nach Mansfeld gezogen und allda ein Bergmann worden." (Ausmalen.) „Mein Vater ist ein armer Häuer (Schieferhäuer) gewest, die Mutter hat all' ihr Holz auf dem Rücken eingetragen, damit sie uns Kinder erziehen könnte. Sie haben es sich lassen blutsauer werden." Wie denkt ihr euch unter solcher: Umständen die Fürsorge der Eltern? Erwartung: Wie sorgen sie für Wohnung? In einer armen Hütte bereiten sie dem kleinen Martin ein Lager. Für Kleidung? Sie geben ihm ein grobes Linnenkleid auf den Leib. Für Nahrung? Nur kärgliche Speise können sie ihm bieten. Wie sorgen sie für *) Melanchthon. **) Spalatin.
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