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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 157

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
157 Beistand des Königs Ferdinand gegen die Türken. Doch verweilte er nicht lange in Ungarn, sondern traf schon im December 1552 wieder in Sachsen ein, da er einen Angriff auf seine Lande befürchtete. Der abgesetzte Kurfürst Johann Friedrich war nemlich in Freiheit ge- setzt und es war gar nicht unwahrscheilich, daß sich dessen Freunde für ihn erheben würden, um ihm wieder zum Be- sitz seiner verlornen Lande zu verhelfen. > Diese Furcht war zwar ungegrürrdet, denn Johann Friedrich besaß we- der Muth noch Neigung, einen ungewissen Kampf um seine Wiederherstellung zu wagen; allein ein anderer gefährlicherer Feind erhob sich gegen Moritz. Dieses war sein ehe- maliger Freund und Waffenbruder, der streitbare Markgraf Albrecht von Brandenburg - Culmbach, der den Passauer Vergleich nicht angenommen hatte und auf seine eigene Hand einen Plünderungskrieg in Deutschland führte; doch war es wahrscheinlich, daß er solches mit Ge- nehmigung des Kaiser that, der sich seiner zu gelegener Zeit gegen den Kurfürsten Moritz bedienen wollte. Dieser ver- bündete sich mit dem König Ferdinand, dem Herzog Heinrich von Braunschweig, dem Bischof von Bam- berg und Würzburg und der Stadt Nürnberg im April 1551 gegen den Markgraf Albrecht. Der Mark- graf versetzte durch eine geschickte Bewegung den in Fran- ken eröffneten Krieg nach Niedersachsen, wo es bei dem lüneburgischen Dorfe Sievershausen am 9. Juli 1553 zur Schlacht kam, die ganz ungemein blutig wurde. Größtentheils wurde mit Reiterei gefochten und lange blieb der Kampf unentschieden; schon einmal fiohen die Meißner wurden aber wieder zum Stehen gebracht, und Albrecht ward völlig geschlagen. Doch ehe noch der Sieg völlig erkämpft war, erhielt Moritz einen tödt- lichen Schuß von hinten durch den Leib. Er hatte nur noch Zeit sein Testament aufsetzen und einen Brief an sei- nen Bruder schreiben zu lassen und dann verschied er am 11. Juli. Er hinterließ nur eine Tochter, Anna, die spä- ter die Gemahlin des berühmten Prinzen, Wilhelm des Schweigenden, von Nassau-Oranien wurde. Sein Bruder August erbte das Kurfürstenthum. Kurfürst Mo- ritz hat während seiner kurzen Regierung so viele berühmte

2. Heimatkunde des Regierungsbezirks Aachen - S. 41

1917 - Aachen : Jacobi
41 fand. Natürlich war der Mann sehr neugierig zu erfahren, wie das zugehe. Da die Backstube sich gerade unter seiner Wohnstube befand, bohrte er durch den Fußboden ein Loch, so daß er unbemerkt beobachten konnte, was sich nachts in der Back'tnbe zutrug. Als er nun während der Nacht den Beobachter spielte, sah er, wie zwei Erdinännchen (Zwerglein) kamen, den Teig kneteten, formten und in den Ofen brachten. Da die Eidmännchen beide nackt waren, ließ er für sie Kleidungsstücke machen und legte diese am Abend in die Backstube. Er beobachtete in der Nacht wieder die Erdmännchen, um zu sehen, was sie mit den Kleidungsstücken anfangen würden. Nachdem sie ihr Geschäft wie früher verrichtet, zogen sie die daliegenden Kleidungsstücke an, tanzten freudvoll miteinander und riefen : „Reich, reich geuug!" Nun aber verschwanden sie für immer, und die Vermögmsverhältnnse des Bäckers, welche bis dahin guten Fortgang gehabt, nahmen mehr und mehr ab. 10. Die unverwischbaren Blutflecken. Einst ltbten in Montjoie drei Geldleute, die gern mit religiösen Dingen Spott trieben. Eines Tages vermaßen sie sich sogar, die Gebräuche der hl. Messe nachzuahmen. Der eine las die hl. Messe, während die beiden anderen dabei dienten. Ein Kronentaler nahm die Stelle der Hostie ein. Als sie aber bis zur Wandlung gekommen waren und der eine den Kronentaler zur Anbetung in die Höhe hob, siel er rücklings zu Boden und brach das Genick. Gar bald lag er in seinem Blute. Darob erschraken die beiden andern so sehr, daß sie angen- blicklich irrsinnig wurden und es ihr Leben lang auch blieben. Einer der beiden Spötter erlrank im kleinen Laufenbach. Der Gastgeber, der die religiösen Spotte- reien in feinem Hause gedulde! hatte, wurde ebenfalls bestraft. Aus dem Boden, wo der Religionsspötter hingefallen, ließen sich die Blutsflecken nicht mehr weg- wischen, man mochte tun, was man wollte. Da ließ der Hausherr neue Bretter einsetzen, doch auch in diesen kamen die Blutstropfen wieder zum Vorschein. Oft hat der Herr des Hauses später seinen Gästen oen Unglücksfall erzählt und mahnend hinzugefügt: Gott läßt seiner nicht spotten.

3. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 53

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 58 — schehen sein? Es mögen neue Empörungen gegen den Kaiser stattgefunden haben, neue Gegner mögen sich ihm widersetzt haben, die mehr Glück hatten als Rudolf und Gregor. In Italien wurde ein neuer Papst gewählt. Dieser erneuerte nicht nur den Bannfluch gegen Heinrich, sondern wiegelte auch die deutschen Fürsten und sogar seine eigenen Söhne gegen ihn auf. Zuerst ergriff sein älterer Sohn Konrad, der bisher standhaft für den Vater gestritten, das Schwert gegen ihn. Doch dieser unterlag und starb bald darauf. Dann aber stand auch sein jüngerer Sohn gegen ihn auf, den er zu seinem Nachfolger hatte wählen lassen und von dem er unverbrüchliche Treue und Anhänglichkeit erwartete. Auch seine Vasallen wiederholten ihre Treulosigkeit. Viele derselben verließen ihn und traten zu dem rebellischen Sohne über, und der arme Vater irrte eine Zeit lang hilflos und verlassen im Reiche umher. Da sammelte er seine letzten Freunde, die er noch hatte, und wollte mit diesen nach Mainz ziehen, um seinen gewissenlosen Sohn mit Gewalt zum Gehorsam zu bringen. Dieser aber nahm zu einer schändlichen List seine Zuflucht. Er reiste seinem Vater entgegen, warf sich weinend zu seinen Füßen und bat um Verzeihung. Ja, der Arglistige wußte seinen gerührten Vater dahin zu bringen, daß dieser sein ganzes Heer entließ, als wären jetzt gar keine Nachstellungen mehr zu fürchten. Sorglos bezog der Kaiser seine Pfalz zu Bingen. Hier aber ward der Verrat offenbar. Man nahm den getäuschten Vater gefangen, verjagte seine Begleiter und warf ihn zu Ingelheim ins Gefängnis. Zwar gelang es dem armen Kaiser, nach den Niederlanden zu entfliehen; allein von so viel Kummer und Not war er gebrochen und starb bald daraus in der Stadt Lüttich an der Maaß (also nicht in Speier). Aber selbst nach dem Tode kam der Gebannte nicht zur Ruhe. Der Bischos zu Lüttich ließ ihn mit vollen Ehren in der dortigen Domkirche beisetzen. Auf Befehl des Papstes mußte jedoch der Gebannte gleich wieder ausgegraben werden. Art ungeweihter Stelle, ohne alle Feierlichkeiten, stand jetzt der Sarg uubeerdigt auf einer kleinen Insel der Maaß; und nur ein mitleidiger, aus Jerusalem herzugekommener Mönch betete hier und sang Bußpsalmen für des Kaisers Seele. Geraume Zeit nachher wurde der Leichnam in einem steinernen Sarge nach Speier gebracht und in eine noch ungeweihte Kapelle gestellt. Erst nach fünf Jahren hob der Papst den Bann auf, und nun erst wurde des Kaisers Leiche zu Speier feierlich beigesetzt. Das geschah im Jahre 1111, sein Tod war also erfolgt im Jahre 1106. Heinrich ist 56 Jahre alt geworden. Er ist also geboren im Jahre — 1050, und im 27. Lebensjahre stand er im Bußgewande vor dem Schloßthore zu Kanossa — also im Jahre 1077. In der Besprechung machen wir auf die vielen Widersprüche im Handeln des Kaisers aufmerksam. Heinrich war hart und gewaltthätig (Zwist mit den Sachsen), aber auch mild und zur Versöhnung geneigt (Verhalten gegen seinen Sohn Heinrich).

4. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 112

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 112 — betet allein zu Gott und thut aus Dankbarkeit gegen feine große unverdiente ©nabe gute Werke. Die Gebete für die Heiligen fenbet an feinen Thron, und die Gaben, die ihr an beit Altären nieberlegt, schenkt euren Armen und Kranken. Diese Werke der Gottes- und Nächstenliebe finb die wahren guten Werke, Wie wirb man Luthers Predigt aufnehmen? Sie gefällt uns, weil sie wahr ist; sie wirb auch dem Herzoge gefallen, denn er liebt fein Volk, und er will, daß es auf guten Wegen geht. Wenn aber der Herzog die sog. guten Werke wirklich für die wahren Werke hält, so wirb er Luthers Prebigt verwerfen und ihn nicht zum Hofprebiger wählen. Nun hört. Ii. Synthese. (Bestätigung der Vermutungen.) ^hr habt Recht. Luther sollte Herzog Georgs des Bärtigen Hofprebiger werben. Georg der Bärtige hatte sich von beut ihm befreunbeten Dr. Staupitz, der die Aussicht über die Klöster in Meißen und Thüringen führte, einen frommen und gelehrten Prebiger erbeten. Dazu erkor biefer Luther und fanbte ihn mit besonderen Empfehlungen von Wittenberg a. E. nach Dresben. .Es war am Tage St. Jakobi (25. Juli) des Jahres 1517. Da prebigte Luther in der Schloßkapelle unsrer Stadt vor dem Herzoge und feinem Hofe gegen die sog. guten Werke. Ihr habt bett Siitu seiner Prebigt fchoit erraten. Erst strafte er die sog. guten Werfe der Menschen und dann zeigte er, welche wahren guten Werke man üben müsse. An bemfelbeit Tage fragte der Herzog bei Tafel der Herzogin Hof-metfterin: „Wie hat Euch die Prebigt gefallen?“ Das Hoffräulein bekannte offen: „Ich hoffe bermaleinft recht ruhig zu sterben, weitn ich noch eine begleichen Prebigt hören bürste." Der Herzog aber erroiberte zornig: „Ich wollte viel Gelb barutn geben, wenn ich solche Prebigt nicht gehört hätte, benn sie ist nur dazu angethan, das Volk in seinen Sünben unbedachtsam und ruchlos zu machen." Wie der Herzog, so gerieten auch viele von feinen Edelleuten in arge Mißstimmung und bittere Feindschaft gegen Luther. Besonders war es der herzogliche Kaplan Emfer, welcher den Brand' der Zwietracht absichtlich noch schürte. Dieser*) lud Luther im Frühjahr des nächsten Jahres (1518) ein und führte ihn hinterlistig zu einem Abendessen, bei dem er gezwungen wurde, mit zornigen Feinden zu streiten. Draußen an der Thür horchte ein Mönch, der am andern Tage in der Stadt verbreitete, Luther sei vollständig überwunben worben, und der Lauscher habe sich mit Mühe enthalten, in die Stube zu springen und Luthern ins Gesicht zu speien. Diese Kränkung empfaitb Luther später noch bitter. Sachliche Vertiefung: Welchen Einbruck machte feine Prebigt? Dem Herzoge hatte sie nicht gefallen. Er meinte, wie wenig mürbe *) Gustav Freytag. Bilder a. d. d. V. Ii. Band. S. 86.

5. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 143

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 143 — leben, die es auch gesehen haben." (Gedanken Luthers, beim Anblick des Mönches.) Meint ihr, daß Martin lange in Magdeburg geblieben ist? Erwartung: Wohl kaum, des Lebens Not begegnete ihm hier in gar zu greller Gestalt. Wie oft mußte er hungern und frieren! Wie oft schlich er bettelnd von Haus zu Haus! Wie elend wanderte er zur Schule! Das Sorgen und Mühen um’s tägliche Brot raubten ihm nicht nur die Zeit, wohl oft auch die Lust zum Studium in der lateinischen Sprache. Ging er da wieder zurück nach Mansfeld und hüllte sich in einen Bergmannskittel, um des Vaters Schlegelgeselle zu werden, oder fand er eine andere lateinische Schule, auf welcher er nicht bloß freien Unterricht, sondern auch freien Lebensunterhalt genoß? Bestätigung: Martin blieb nur ein Jahr in Magdeburg. Der Vater wies ihn dann nach Eisenach, wo ihn Verwandte der Mutter unterstützen sollten, aber diese waren selbst arm. Ihr könnt euch denken, wie es dem fünfzehnjährigen Martin dort ergangen ist, Erwartung: Es wird ihm in Eisenach nicht viel besser ergangen sein als in Magdeburg. Die Verwandten waren nicht in der Lage, ihn zu unterstützen, denn sie hatten für sich selber nichs. Wenn es ihm da nur nicht schlimmer ergangen ist als in Magdeburg. Vielleicht saß er da in einer kalten Bodenkammer und lernte seine lateinischen Worte für den nächsten Tag. Oder wenn er gar im Haufe helfen mußte? Da schaukelte er wohl gar mit der einen Hand die Wiege und hielt in der andern fein Buch.*) Wenn es ihm so schlecht erging, so mußte gewiß der Arme auch in Eisenach fortfahren, als Chorknabe beim Gottesdienste mitzuwirken oder das tägliche Brot vor den Thüren sich zu ei'singen. Da mochte es ihn immer wieder tief darniederdrücken, wenn man ihn statt mit Geld oder Brot mit groben Scheltworten abspeiste. Bestätigung: Anfangs erging es ihm schlecht. Er sagt selbst: „Verachte mir nicht die Gesellen, die vor den Thüren den Brotreigen singen. Ich bin auch ein solcher Partekenhengst gewesen uns habe das Brot vor den Hausern genommen, sonderlich zu Eisenach, in meiner lieben Stadt." Er nennt Eisenach seine liebe Stadt. Erwartung! Es mag ihm doch noch gut ergangen sein. Vielleicht zeichnete er sich in der Schule vor allen andern Schülern aus, lernte fleißig lateinisch, so .daß feine Lehrer auf ihn aufmerksam wurden, ihn freundlich und liebevoll behandelten und reichen Bürgersleuten zur Unterstützung empfahlen. Oder er fiel durch fein andächtiges Singen und Beten in der Kirche und bei den Umzügen in der Stadt, durch fein stilles, ernstes Wesen und sein bleiches Aussehen einem mitleidigen *) So malt Otto Zuck, Atzendors das Elend des Eisenacher Lateinschülers aus.

6. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 274

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 274 — Erwartung: Sie kann ihn ermuntern und aufheitern. Sie wird auch seine Streitigkeiten mit den Gelehrten verfolgen und prüfen, welche von den Parteien recht hat. Bestätigung: Als Luther einmal recht trübsinnig war, trat Frau Käthe ganz schwarz gekleidet bei ihm ein. Er fragte, um wen sie trauere. „Seht, Herr Doktor," antwortete sie, „unser lieber Herrgott ist gestorben, darum traure ich." „Ja, liebe Käthe," sagte der Hausherr, „that ich doch, als wäre kein Gott im Himmel mehr." Nun ward er ganz froh. Als Luther mit Erasmus in Streit geriet, äußerte sie: „Der Erasmus muß eine recht giftige Kröte sein." d) Was wird Frau Käthe thun, wenn ihrem Herrn Gefahr droht, z. B. bei einer bevorstehenden Reise? Erwartung: Sie wird ihn von der Reise zurückzuhalten suchen, ihn an Weib und Kinder erinnern, vielleicht gar weinen, wenn er nicht zu Hause bleibt. Bestätigung: Als Luther zu seines Freundes Spalatin Hochzeit in Herzog Georgs Land reisen wollte, ließ ihn Frau Käthe nicht fort, weil sie gehört hatte, daß etliche Adlige aus dem Herzogtume Sachsen an ihrem Gemahl die Reichsacht vollziehen wollten. „Dies ist die Ursache — entschuldigte er sich, „daß ich durch die Thränen meiner Käthe zurückgehalten werde zu kommen, da sie glaubt, ihr werdet nichts weniger verlangen als meine Gefahr." Zusammenfassung: Welche Tugenden lernt ihr anfrau Käthe kennen? Geschäftigkeit, Frömmigkeit, Liebe zu Luther. Sie ist eine Martha und Maria zugleich. 3. Auch Kinder hatte Luther. Wie denkt ihr euch das Leben der Eltern mit den Kindern? a) am Tische? Erwartung: Die ganze Familie sitzt am Tische. Zuerst wird das Tischgebet gesprochen, und dann ergötzt man sich an den aus- getrageueu Speisen. Der Doktor würzt das Mahl durch seine holdseligen Reden wie in Jena. Gewiß berichtet er aus seinem bewegten Leben. Wir wissen schon, wie er am Tische z. B. die Unterredung mit dem Kardinal Cajetan erzählt hat. Wie aufmerksam werden alle zuhören. Zum Schlüsse erheben sich alle und sprechen das Dankgebet. Y v Bestätigung: An dem Tische des Professors fanden nach der Sitte jener Zeit auch einige arme Studenten Platz. Einer derselben schrieb Luthers „Tischreden" gewöhnlich nach der Mahlzeit nieder und veröffentlichte sie später. Dieser Tischgenosse *) entwirft uns ein anschauliches Bild von den Tischgesprächen Luthers: „Wenn er wollte Rede abgewinnen, pflegte er einen Anwurf zu thun: Was hört man Neues? Die erste Vermahnung ließen wir vorübergehen. Wenn er wieder anhielt: Ihr Herren, was Neues im Lande? da fingen die Alten am -») Mathesius, später Prediger in Joachimsthal und erster Biograph Luthers.

7. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 283

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 283 — Welchen Eindruck wird sein Tod hervorrufen? Luther tot! Diese Nachricht wird überall in Deutschland Klage und Trauer hervorrufen. Die Seinen weinen um den geliebten Gatten und Vater. Die Studenten trauern um ihren treuen Lehrer. Die Freunde beklagen den Verlust ihres Führers im Streite. Das Volk beweint seinen Retter. Die verbündeten Fürsten bedauern den Verlust ihres Beraters. Alle nehmen herzlichen Anteil an dem Heimgänge des großen Mannes. Wie kommt wohl ihre Teilnahme zum Ausdruck? Es wird dem Toten ein ehrenvolles Begräbnis bereitet. Seine Familie, seine Freunde, Scharen von Studenten, Groß und Klein folgen seinem Sarge zur letzten Ruhestätte. Sein Freund Melanchthon hält gewiß eine ergreifende Trauerrede. Alle werden ihn lange nicht vergessen, gern an ihn denken und von ihm reden. Ii. Synthese. Der Darbietung werden die Briefe, welche Luther an Frau Käthe schreibt, der Bericht des Dr. Jonas über die letzten Stunden Luthers und die Trauerrede Melanchthons am Sarge seines Freundes zu Grunde gelegt. Während die Briefe, welche die meisten Lutherbücher nicht enthalten, hier folgen, wird in Bezug auf die andern Punkte auf A. Richter, Quellenbuch S. 158 und 160 verwiesen. 1. Brief aus Halle, wo er nach zweitägiger Reise am 25. Januar 1546 ankam. „Gnade und Friede in dem Herrn! Liebe Käthe! Wir sind heute früh 8 Uhr zu Halle angekommen, aber nach Eisleben nicht gefahren; denn es begegnete uns eine große Wiedertäuferin mit Wasserwogen und großen Eisschollen, die das Land bedeckete, die drohte uns mit der Wiedertaufe. So konnten wir auch nicht wieder zurückkommen wegen der Mulda, mußten alfo zu Halle (bei dem Pfarrer Dr. Jonas) zwischen den Wassern stille liegen. Nicht daß uns darnach durstete zu trinken, sondern nahmen gut torgisch Bier dafür, damit labeten und trösteten wir uns dieweil, ob die Saale wollte wieder auszürnen. Dann weil die Fährleute, auch wir selbst zaghaft waren, haben wir uns nicht wollen in das Wasser begeben und Gott versuchen; denn der Teufel ist uns gram und wohnet im Wasser, und ist besser verwahret denn beklaget, und ist ohne Not, daß wir dem Papste samt seinen Schuppen eine Narrenfreude machen sollten. Ich hätte nicht gemeint, daß die Saale so über Steinwege und Alles hinlaufen könnte. Jtzo nichts mehr, denn betet für uns und seid fromm. Ich halte, wärest Du hie gewesen, so hättest Du uns auch also zu thun geraten, so hätten wir Deinem Rate auch einmal gesolget. Hiermit Gott besohlen. Amen."

8. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 189

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 189 — Papst die unentgeltliche Verabreichung des Ablasses an Arme befohlen hat und die Gehilfen ihn ermahnen und bitten. Da findet er neue Wege und Ausflüchte, er beruft sich auf den päpstlichen Brief, auf die Worte von der helfenden Hand. So ist er noch eigennütziger und habsüchtiger als der Papst. Mykonius nennt ihn zutreffend einen „heiligen Dieb". Aber seine Gehilfen sind wohl besser als er? Es scheint so, denn sie bitten wiederholt sür Mykonius, loben ihn, und mochten ihm den Ablaß gern umsonst verschaffen. Und als das nach Tetzels Willen nicht geht, wollen sie ihm den Ablaßbrief für zehn, dann für sechs Pfennige, alfo für den niedrigsten Preis gewähren, ja sie erbieten sich sogar, ihm die sechs Pfennige zu schenken. Zuletzt sind sie traurig über den Handel. Man sieht, sie finden Gefallen an dem Jünglinge und haben ein mitleidiges Herz, sie haben die richtige Erkenntnis und wollen dem Einen gegenüber darnach handeln. Wie hätten sie denn das begonnene gute Werk vollenden sollen? (Ausführung seitens der Kinder.) Aber sie thun unrecht. Wieso? Sie denken: Der Papst hat zwar befohlen, den Armen den Ablaß umsonst zu geben, aber dieser Befehl ist in einem Anhängsel und in lateinischer Sprache ausgedrückt. Da kann es doch der Papst nicht so ernst meinen mit der unentgeltlichen Verabreichung an Arme. Die Leute merken den Betrug auch nicht, denn sie können die lateinische Schrift gar nicht lesen und verstehen. — Wir müssen auch thun, was uns Tetzel sagt, wir haben nicht darnach zu fragen, ob das recht oder unrecht ist. Und es ist auch wahr, was Tetzel sagt: „Wenn wir einem Schüler den Ablaß umsonst geben, dann wollen ihn die anderen Schüler und die Bettler auch umsonst haben. Das geht aber nicht, sonst schäbigen wir unsere Einnahmen." So beschwichtigen sie ihr Gewissen und lassen aus Furcht und Feigheit vor Tetzel den Betrug zu. Mykonius nennt auch sie „heilige Diebe". Ganz anders hanbelt Mpkonius. Erst ist er auch ein treuer Anhänger Tetzels, benn er hört ihm aufmerksam zu und glaubt ihm alles. Als er aber den päpstlichen Brief mit der lateinischen Klausel liest, ba erwachen in ihm die ersten Zweifel. Um sich Klarheit zu verschaffen, und um „die Seligkeit seiner Seele nicht zu versäumen und zu verscherzen", geht er zu Tetzel und verlangt den Ablaß umsonst. Der Jüngling trägt seine Bitte in einer wohlgesetzten lateinischen Rede den Gehilfen vor (denn der stolze und hochmütige Mönch verschmäht es, einen armen Lateinschüler anzuhören). Diese bewundern ebenso sehr seine Klugheit und Demut, als seine Beredsamkeit. Er erkennt Tetzels Eigennützigkeit und Betrug und beruft sich ihm gegenüber auf den päpstlichen Brief. Er weist auch die betrügerische Vermittelung der Mönche zurück, hält ihnen ihr Unrecht vor und bleibt unerschütterlich auf seinem Verlangen bestehen. Als er ohne Ablaß entlassen wirb, bittet er Gott um Vergebung der Sünden, tritt, um Gott zu gefallen, ins Kloster ein, erleidet dort große innere Qualen wie Luther und kommt endlich zur Erkenntnis der Gnade Gottes.

9. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 219

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 219 — sind heute noch gute, fromme Menschen wie meine Eltern, die Nullbrüder, Frau Kotta, meine Lehrer in Eisenach und Erfurt, meine Freunde im Kloster. Dennoch muß ich vom Glauben mein et Väter scheiden. Welche Trennung bereitete ihm den tiefsten Schmerz? Sein bester und ältester Freund, Dr. Staupitz, der ihn getröstet, gefördert, ihn geliebt und auf den Händen getragen hatte, verließ ihn im schwersten Augenblicke. Warum wundert euch das? Als Luther gegen kirchliche Mißbräuche auftrat, da stimmte ihm Staupitz zu, nun er sich von der römischen Kirche lossagt, wendet sich der Freund von ihm ab. Noch einmal stehen sich die beiden gegenüber, Bedenken gegen Bedenken, Gründe gegen Gründe erwägend. Wir wollen uns dieses Zwiegespräch einmal vergegenwärtigen. Staupitz (erinnert an das Alter der Kirche. Was sagt er wohl?) Ihr wollt euch trennen. von der Kirche, die fünfzehn hundert Jahre voll gegolten hat ? Luther: Vom Staub, der sich in langen Zeiten angesetzt, will ich sie reinigen und im Geiste des Stifters neu gestalten. Staupitz (der kirchlichen Verdienste gedenkend, also?) Habt Ihr vergessen, was sie bisher so treu geschafft? Ihr habt es felbst an Euch erfahren. Luther: Des Guten will ich nie vergessen, das sie an mir gethan und vielen andern. St aupitz (ihn an die Folgen seines Schrittes mahnend, wie?) Habt Ihr bedacht, daß Tausende und Millionen, die jetzt noch unsre Kirche eint, zerrissen werden und verwirrt? Zank, Streit und Aufruhr werden toben und selbst die zarten Bande lockern. Ganz Deutschland wird im Krieg entbrennen. Luther: Und wenn ein großer Sturm losbricht und Tod und Feuer droht, auf Erden ist nicht unser Bleiben, das Glück der Seelen acht' ich mehr. Staupitz (Abschied nehmend, wie?) So kann ich Euch nicht ferner folgen. Lebt wohl, mein Freund, ich zieh dahin! Luther: Lebt wohl, Ihr wäret mein zweiter Vater, dies Band umschließ' uns ferner noch! Gesamtauffassung der zweiteiligen Geschichte nach den gewonnenen Überschriften. Beurteilung. *) Luther schrieb an den geschiedenen Freund: „Ich freue mich über die Verbrennung der Bannbulle wie über keine andere That meines Lebens." Warum empfand er so großes Wohlgefallen über f eine That ? Er freute sich, daß er so gehandelt hatte, wie er dachte. Er wußte, *) Nach den sittlichen Ideen der innern Freiheit, des Rechtes, der Vollkommenheit und des Wohlwollens.

10. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 149

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 149 — Denken. Da hielten Lehrer (Professoren) Vorträge oder Vorlesungen. Die erwachsenen Schüler (Studenten) hörten zu, übten sich durch angestellten gelehrten Streit (Disputationen) im scharfen, richtigen Denken, wiederholten das Gelernte fleißig und machten dann die Prüfungen, die Bakkalaureus- und Magisterprüfung. Durch fortgesetztes Studium konnte man dann Geistlicher (Theolog), Rechtsgelehrter (Jurist, Advokat) oder Arzt werden. — Hochschule oder Universität. Von der einfachsten bis zur höchsten Schule hat sich der arme Bergmannsknabe glücklich emporgearbeitet. Wohl keiner seiner armen Genossen von Magdeburg und Eisenach hat sich zu solcher Kraft und Tüchtigkeit emporgehoben. Mancher von ihnen mag zum Handwerk des Vaters zurückgekehrt und mancher von Schule zu Schule unter Bettelei umhergezogen sein. Viele solcher umherschweifenden Schüler haben gewiß kein Latein gelernt, sie sind in der fremden Stadt verwildert, verdorben, wohl gar untergegangen. — Fahrende Schüler. Spruch: Ps. 119, 9. Frage: „Wie wird ein Jüngling seinen Weg unsträflich gehen?" Antwort! „Wenn er sich hält nach Deinen Worten." 2. Wie hat sich mit Martins Kraft auch sein Mut entwickelt? In seinen Knabenjahren erfuhr Martin viel Leid und Weh. Die bittre Armut des Elternhauses, die harte Zucht der Schule, die beständigen Drohungen der Kirche, die Not in der fremden Stadt! Hunger, Frost und Hartherzigkeit mancher Menschen — das alles drückte ihn tief nieder, machte ihn schüchtern, ernst und still. Ganz anders gestaltete sich das Leben in seinem Jünglingsalter. Im Kottaschen Hause erfuhr er nicht mehr bittern Mangel, sondern reichliche Pflege, nicht mehr rauhe Begegnung, sondern liebreiche Behandlung. Er brauchte nicht mehr bettelnd vor den Thüren zu singen, Musik und Gesang wurden hier im Hause gepflegt. Er hörte keine rauhen Scheltworte mehr; sondern lernte in der vornehmen Familie feinen Umgang und gute Sitte. In der Schule traf ihn kein Tadel, keine harte Strafe mehr; sondern Lob, Auszeichnung und Bewunderung ermunterten ihn. Da wich die jugendliche Schüchternheit dem erwachenden Mute. Er wurde ein hurtiger, fröhlicher Geselle. Zusammenfassung: Armut, Strenge, Drohungen und Not machten ihn furchtsam und ernst, Liebe, Güte und Freundlichkeit stimmten ihn heiter und fröhlich. 3. In unsrer Geschichte wird kein Wort vom lieben Gott erzählt, und doch ist er eigentlich die Hauptperson darin. Was hat er alles an Martin gethan? Gott ließ ihn in Armut geboren werden, damit er bescheiden und demütig werde. Gott gab ihm fromme und strenge Eltern, damit er selbst streng auf die heiligen zehn Gebote achten lerne. Gott schickte ihm viel Arbeit und Sorge, damit er einst noch größere Arbeit und Sorge ertragen könne. Gott ließ ihn die Hartherzigkeit und Unbeständigkeit der Menschen erfahren, damit er sich allein auf ihn verlasse
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