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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 56

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
56 Denkungsart und so anstößige Sitten, daß er mit vollem Recht den Beinamen f,bcc Ausgeartete" erhalten hat. Zuerst fing er 1268 einen Streit mit seinem Bruder D i et- rich an, und beide zogen mit großen Heeren gegeneinander. Ihrem Oheim, dem Bischof Dietrich von Naumburg, gelang es jedoch die feindlichen Brüder zu versöhnen. Dar- auf. gerieth Alb recht mit seinem eigenen Vater in Streit, und welche arge Gesinnung er gehabt, geht daraus hervor, daß er, als er 1270 sich zu unterwerfen gezwungen war, eine Urkunde ausstellen und beschwören mußte, daß er seinen Vater und dessen Räthe nie gefangen nehmen, dessen Städte und Schlösser nie erobern und sich mit seinem Bru- der nie gegen ihn verbünden wolle. Nicht weniger schänd- lich als gegen den Bruder und den Vater handelte der ent- artete Fürst gegen seine eigene Gemahlin und Kinder. Er hatte sich 1254 mit Margaretha, der Tochter des Kaisers Friedrichii. vermählt, und mit ihr als Brautschatz für 10,000 Mark Silber als Pfandstück das Pleißnerland erhalten. Seine Gemahlin hatte ihm drei Söhne Hein- rich, Friedrich und Diezmann geboren. Markgraf Albrecht hegte aber eine strafbare Neigung gegenzdaö Hoffräulein Kunigunde von Eisenberg und kränkte seine edle Gemahlin nicht nur durch Untreue, sondern auch dnrch rohe Behandlung und Verfolgungen. Endlich wollte er sie sogar in der Nacht erdrosseln lassen, doch ein armer Eselstreiber, der zu dem Morde gedungen war, verrieth den gottlosen Anschlag, und die unglückliche Fürstin ent- floh mit Hilfe ihres Hofmeisters Vargula. Bei dem Abschiede von ihren Kindern biß sie aus Schmerz ihren zweiten Sohn Fiedcich, der ihr Liebling war, in die Wange, wovon er den Beinamen der Angcbissene oder „mit'der gebissenen Wange führte." Die Landgräfin fand eine Zuflucht in Frankfurt am Main, starb aber bald vor Gram. Das waren die traurigen Folgen von Markgraf Hein- richs übereilter Theilung, der, nachdem er seinem ältesten Sohne ein so großes Landgebiet abgetreten hatte, nicht mehr Macht genug besaß, ihn mit Strenge von seinen Ausschweifungen und Ungerechtigkeiten abzuhaltcn. Bald nachdem die Markgräfin Margaretha gestorben war,

2. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 44

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
44 Vaters Hofe erzogen war, und Ihrer großen Frömmigkeit wegen nachmals für eine Heilige erklärt wurde. Bald da- rauf ward er zum Vormunde feines Schwcstcrsohns, des 3jährigen Markgrafen von Meißen, ernannt. Er ver- theidigte das Erbe seines Mündels gewissenhaft und schonte selbst dessen Mutter, seiner eigenen Schwester, nicht, als sie die Erbschaft ihres Sohnes kürzen wollte. Der junge Fürst gebot nun von der sächsischen Grenze ab bis beinahe an den Rhein, und hielt die unruhigen Grafen und Rit- ter und die übermüthigen Städte in Zucht und Ordnung. Im Jahr 1224 half er einen Streit zwischen dem König Wolde mar von Dänemark und dem Grafen Hein- rich von Schwerin beilegen; 1225 that er einen Feld- zug nach Polen und eroberte die Stadt Lebus, um sei- nen Kausteuten, die von den Polen beraubt worden wa- ren, Genugthuung zu verschaffen. Gleich darauf ging ec nach Mähren und zwang den Herzog Leopold von Oe st- reich und den König Przemislaw von Böhmen, die mit einander fehdeten, Friede zu schließen. Im Jahr 1226 begab er sich nach Crcmona und empfing nebst seinem Bruder Konrad die Belehnung von dem Kaiser über die Markgraffchaften Meißen und Lausitz und über das Pleißnerland für den Fall, daß der junge Heinrich ohne Erben sterben sollte. Dieser war damals der einzige männliche Zweig des Wettiner Hauses, vom thürin- ger Stamm lebten vier in voller Jugendblüthe; nach 20 Jahren ruhten diese alle im Grabe, die Wettiner aber sitzen noch heute auf Sachsens Throne. Bei so vieler Thätigkeit im Auslande sorgte Ludwig doch väterlich für seine Thüringer und dabei unterstützte ihn seine fromme Gemahlin Elisabeth, die eine wahre Landesmutter und Pflegerin der Nothleidenden war. Ihre Andacht war allerdings nach unfern gereinigten Begriffen von Gottesdienst zu weit getrieben, denn wir wissen, daß Selbstquälercien und Peinigungen des Körpers keine ver- dienstlichen Handlungen sind, doch damals dachten die Men- schen anders. Daß aber die Markgräfin Elisabeth bei allen ihren wunderlichen Büßungen und Demüthigungcn, wozu be- sonders ihr Beichtvater, der grimmige Konrad von Mar- burg sie verleitete, eine liebevolle Ehegattin, ihren Kindern

3. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 46

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
46 seines Bruders Wittwe verstoße und verfolge. Da ging der Landgraf Heinrich in sich und gab der Landgräfin Elisabeth die Stadt Marburg und ein anständiges Einkommen. Dort lebte sie unter Wohlthätigkeirö- und Andachtsübungen und starb am 19. November 1231. Heinrich Raspe regierte die Markgrafschaft zwar nur im Namen seines Mündels, doch ganz nach eigenem Gutdünken und mit großem Ansehen im Reich; in Hessen waltete, doch unter seiner Aufsicht, sein Bruder Konrad. Das war ein heftiger, jähzorniger Mann, der mit dem Erzbischof Siegfried von Mainz eine blutige Fehde we- gen des Zehnten vom Kloster Reinhardsbrunn führte. Er belagerte dabei Fritzlar, und als ihn die Weiber von der Mauer auf eine unanständige Weise verhöhnten, ließ er 1233 die Stadt mit Sturm einnehmen und mit allen Kirchen, Klöstern und Einwohnern verbrennen. Auö Reue darüber trat er 1234 in den deutschen Ritter- orden, wurde seiner Weisheit und Tüchtigkeit wegen zum Hochmeister gewählt und starb 1240. Der junge Land- graf Hermann Ii. starb 1242, ehe er noch etwas Rühm- liches hatte vollbringen können. Er soll vergiftet worden scyn. Auf wessen Anstiften, das ist nicht mit Gewißheit bekannt. So ging cs mit dem thüringischen Fürstcn- hause schnell zu Ende, denn nun war nur noch Heinrich Raspe allein übrig und, obgleich dreimal vcrheirathet, > doch kinderlos. Als einer der mächtigsten Fürsten und Kai- ser Friedrichs Freund hatte er mit den Reichsangelcgen- heitcn zu schaffen, woraus seinem Lande aber kein Vortheil erwuchs. Endlich wurde ihm vom Papst Innocenz Iv. die deutsche Königskrone angeboten, da der Kaiser Fried- rich Ii. und sein Sohn, der römische König Konrad, aufs Neue in den Bann gethan waren. Heinrich schlug die Krone anfangs aus, als ihm aber der Papst 25,000 Mark Silber schenkte, da nahm er sie an. Meistens wa- ren es geistliche Fürsten, die ihn 1246 gewählt hatten, deshalb wurde er auch nur der Pfaffenkönig genannt. Er zog gegen König Konrad zu Felde und erfocht am 5ten August 1240 bei Frankfurt am Main einen Sieg. Bei Reutlingen und Ulm focht er aber unglücklich, und zog sich darauf nach der Wartburg zurück, woselbst er .. •>.-

4. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 57

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
57 licß sich Albrecht seine Buhlerin Kunigunde antrauen, und nun würden die unglücklichen Kinder erster Ehe den Verfolgungen ihrer gewissenlosen Stiefmutter erlegen sein, wenn sich der Großvater und Oheim derselben nicht ange- nommen hätten. Markgraf H e i n r i ch nahm seinen älte- sten Enkel Heinrich zu sich, und gab ihm das Plciß- nerland, die Mitgift seiner Mutter, zu verwalten, die bei- den, jüngern Friedrich und Diez mann nahm Diet- rich von Landsberg zu sich. Darüber mag wohl ein Groll in dem entarteten Albrecht entstanden sein, denn 1275 brach wieder ein Krieg zwischen beiden Brüdern aus. Dietrich erhielt Beistand von dem Erzbischof Erich von Magdeburg, und beide drangen in Thüringen ein. Albrecht überfiel sie aber bei Tennstädt und schlug und vertrieb sie. Nun schlofien die beiden Brüder Frieden. Das war aber dem Erzbischof Erich nicht angenehm, denn der mochte auf eine große Beute gehofft haben. Er verbiß aber seinen Groll darüber, und einige Jahre später bat er die beiden Brüder, ihm Hilfe zu leisten bei der Eroberung eines Schlosses. Der Markgraf D i e t r i ch erschien selbst, Landgraf Albrecht sandte seinen Sohn Friedrich. Als diese mit ihren Mannschaften in dem Lager des Erzbi- schofs ankamen, da nahm er sie beide gefangen; Fried- rich entkam, Dietrich mußte sich aber mit schwerem Gelde lösen, dafür verwüstete er aber, als er wieder frei war, die Magdeburgischen Stiftslande. Markgraf Heinrich hatte noch den Kummer, einen Krieg zwischen seinem ausgearteten Sohne und seinen Enkeln erleben zu müssen. Albrecht hatte sein Herz von seinen rechtmäßi- gen Söhnen ab und seinem Bastard Apih zugewendet, diesen hätte ec vom Kaiser für ächt erklären lassen und wollte ihn zum Erben seiner Länder einsetzen. Die recht- mäßigen Söhne ließ er darben, der Bastard aber lebte im Ueberfluß. Wollten die ächten Söhne sich nicht um ihr Erbe bringen lassen, so waren sie gezwungen, die Waffen gegen ihren eigenen Vater zu ergreifen. Das geschah 1281. Viele thüringische Lehnsträger standen ihnen bei, an- dere hielten es mit dem Vater. Damals war ohnehin eine schreckliche Zeit in Thüringen. Dieses Land wurde durch Hungcrsnoth, Seuchen, Feuersbrünste und Ucbcrschwcmmun-

5. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 150

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
150 gegen sollseine Mutter, Katharina von Mecklenbu rg, eine ehrgeizige und herrschsüchtige Frau gewesen seyn, die ihrem Gemahl oft genug seinen kleinen Länderbesitz zum Vorwurf machte. Das mag denn auf des Prinzen Cha- rakter wohl einen grossen Einfluss gehabt haben. Er erhielt zwar einen gelehrten Unterricht durch den bekannten R i v i u s, doch seine Welt- und Menschenkenntniß und seine politische Gewandtheit erwarb er durch den Aufenthalt an mehreren deutschen Höfen. Zuerst an dem glänzenden und üppi- gen Hofe des Kurfürsten A l b r e ch t von M a i n z zu H a l l e, dann an dem streng geregelten seines Oheims Georg zu Dresden, darauf bei dem frommen protestantischen seines Vetters Johann Friedrich zu Torgau und Weimar, endlich an dem Hofe des thatkräftigen und warmblütigen Landgrafen Philipp vonhessen mit dessen schöner Toch- ter, Agnes, er sich gegen seines Vaters Willen vermählte. So lernte er das Eetreibe aller Parteien, lernte die Schwä- chen und Fehler der vornehmsten deutschen Fürsten ken- nen, und bei seinem scharfen Verstände konnte es ihm nicht entgehen, dass er in der Verbindung mit den Fürsten seiner Glaubenspartei nimmer seinen Ehrgeiz befriedigen und kräftig und entscheidend würde handeln können.' Darum schloß er sich dem Kaiser an, doch sicher mit dem Vorsatze seiner Religion treu zu bleiben. Mit seinem Vater lebte Herzog Moritz nicht ln Ein^ kracht, weil derselbe sich von seiner Gemahlin und von sei- nen Käthen lenken ließ und unter dem Einflüsse des Kur- fürsten Johann Friedrich stand. Deshalb hatte Her- zog Heinrich in seinem Testament verordnet, daß Moritz mit seinem Bruder August gemeinschaftlich regieren sollte. Moritz protestirte noch bei des Vaters Lebzeiten gegen die- ses Testament, ließ cs dann 9 Jahre uneröffnet und ge- stand seinem Bruder keinen Antheil an der Negierung zu, doch verschaffte er ihm die Administration des Hochstifts Merseburg und gab ihm eine Anzahl Städte und Aem- ter, von denen er 25,000 Gulden Einkünfte zog, die er, als er zur Kurwürde gelangt war, bis auf 40,000 Gulden erhöhte. Die Räthe seines Vaters zog er zur Verantwor- tung, nahm die Räthe des Herzogs Georg wieder in Dienst und entz-og dem Kurfürsten allen Einfluß auf sein Land,

6. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 43

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
43 Landgraf Herma nn that es darin den meisten seiner Stan- desgenosscn zuvor, ^und noch ist die Geschichte von dem Wettstreit, den sechs der berühmtesten Minnesänger auf der Wartburg hielten, im Munde des Volkes und der Welt bekannt. Uebrigens war Landgraf Hermann einer der mäch- tigsten und gechrtesten unter den deutschen Fürsten, an Rang einem Herzog gleich, an Landgcbiet und Neichthum manchen überlegen. Ein König von Frankreich warb um seine Tochter zur Gcmahlinn, und er selbst freite für sei- nen Sohn des Ungarnkönigs Tochter. Als er 1216 starb, hinterließ er drei blühende kraftvolle Söhne, außer einem vierten schwächlichen, wer hätte glauben sollen, daß bin- nen einem Menschenalter der Mannsstamm dieses so kräf- tigen , durch so viele rüstige Glieder berühmt gewordenen Fürstenhauses völlig ausgestorben sein sollte! So wunder- bar waltet aber die Vorsehung. Ludwig des Bärtigen Heldenstamm verdorrte plötzlich, als er eben am kräftigsten zu wachsen schien, und das zu jener Zeit dem Erlöschen nahe Haus der Wettiner gedeiht ruhmvoll bis zu unseren Tagen. Ludwig Iv., auch der Heilige genannt, Her- manns I. zweiter Sohn, war das Muster eines wei- sen, frommen und gerechten Fürsten, reich geschmückt mit allen Tugenden des Menschen, des Christen und des Re- genten. Milde, Gottesfurcht, Rechtlichkeit und Ge- wissenhaftigkeit zeichneten ihn besonders aus, dabei ließ er sich aber keine zu große Weichmüthigkeit oder Schwäche zu Schulden kommen. Er ehrte die Priester und that ihnen viel Gutes, gestattete ihnen aber nicht, Eingriffe in seines und seines Volkes Rechte zu thun. Er hielt gerne Frieden, scheute aber auch den Krieg zum Schutze der Seinigen und zur Abwehr der Unbill nicht, und nahm er einmal das Schwert zur Hand, so kämpfte er als ein Held und blieb stets Sieger. Als er zur Negierung kam, war er kaum 16 Jahre alt, und schon 3 Jahre darauf züchtigte er den Erzbischof von Mainz, der da behaupten wollte, des Landgrafen Vater sei im Bann gestorben. Darauf ver- mählte er sich mit des Königs Andreas von Ungarn Tochter Elisabeth, die von ihrer Kindheit an, an seines

7. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 45

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
45 eine zärtliche Mutter, den Armen eine mildthätige Ernähre- rin, den Kranken eine sorgsame Pflegerin war, das ist ein Ruhm, der zu allen Zeiten gilt, und den ihr auch diejeni- gen nicht entreißen können, die über ihre Heiligkeit spotten. Sie stiftete ein Hospital und speiste darin täglich ooo Arme. Sie gab ihre reichen Kleider, ihren Schmuck, ja selbst die Speisen von ihrer Tafel hin, um Dürftige zu unterstützen. Eine Fürstin, die mit so warmen Herzen die Noth ihrer Mitmenschen zu mildern trachtet, bleibt immer der höchsten Verehrung werth, auch wenn sie, wie die fromme Elisabeth allerdings that, in Hinsicht ihrer Pflichten gegen Gott falschen Ansichten folgte. Als sie bei einer Hungersnoth in Thüringen so viel spendete, daß es dem Schatz zu fehlen anfing, und des Landgrafen Rathe ihrem Herrn Vorstellungen dagegen machten, da sagte er: „Möge meine Elisabeth spenden in Gottes Namen, wenn sie uns nur die Wartburg, Eisenach und die Neuen- burg übrig läßt." Ein so mildes, wohlgesinntes Fürsten- paar gereichte dem Lande zu großem Segen und würde bei längerer Lebensdauer des Guten noch viel vollbracht haben; leider starben sie beide noch in der Blüthe ihres Lebens. Der Landgraf that einen Kreuzzug nach dem heiligen Lande und starb auf der Hinreise zu Otranto am Ilten Sep- tember 1227. Seine fromme Gemahlin überlebte ihn nur 4 Jahre, mußte aber wahrend der Zeit noch schwere Lei- den erdulden. Ludwig Iv. hatte einen 4jährigen Sohn Hermann und 2 Töchter hinterlassen, und über ersteren führte sein Oheim Heinrich Raspe die Vormundschaft. Der hätte gern die Landgrafschaft selbst besessen, auch konnte er die verwittwete Landgrafin ihrer Frömmigkeit wegen nicht wohl leiden, deshalb vertrieb er sie mit ihren beiden Töchtern von der Wartburg und verbot auch den Bürgern zu Eisenach, sie aufzunehmen. Die unglückliche Fürstin mußte mit ihren Kindern gleich einer Bettlerin umherirren, bis sie endlich bei ihrem Oheim, dem Bischof von Würz- burg, eine Zuflucht fand. Aber ein wackerer Edelmann Rudolf von Vargula, sprach ohne Scheu dem harther- zigen Fürsten ins Gewissen und sagte: es sei schlecht, daß er, der ein Schützer der Wittwen und Waisen sein sollte,

8. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 54

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 54 — Er war hochfahrend (Absetzung des Papstes), aber auch demüliq (Kanossa). y (Sr war verzagt (nahm auf seinem Wege nach Kanossa die ihm angebotene Hilfe der Lombarben nicht an), und auch wieber mutig (Kampf gegen Rnbols, Kriegszug gegen den Papst). _ Diese Fehler des Kaisers mögen zum Teil begrünbet liegen in seiner Erziehung. 9. Die Jugenb Heinrichs Iv. Er war erst sechs Jahre alt, als sein Vater, der Kaiser Heinrich Hi- starb. Anfangs übernahm Heinrichs Mutter seine Erziehung und die Verwaltung des Reiches. Mit aller Liebe und Sorgfalt erzog sie den hoffnungsvollen Sohn. Aber die Großen des Reichs hätten den königlichen Kuaben lieber in ihrer Gewalt gehabt, um in seinem Namen die Regierung führen zu können. Es war nämlich von den Fürsten ein Beschluß gefaßt worben, daß berjenige die vormundfchaftliche Regierung führen sollte bei welchem der junge König sich aufhalte. Alsbalb faßte eine Anzahl Fürsten und Bischöfe den Plan, sich des jungen Heinrich zu bemächtigen und bessen Mutter von der Reichsregierung zu verbrängen. An der spitze der Verschwörung staub der Erzbischof Hanno von Köln, ein durch Frömmigkeit, Gelehrsamkeit und Sittenstrenge berühmter Mann. Es würde nun zu Kaiserswerth, einem Stäbtchen am Rheine unterhalb Düsselbors, ein glänzenbes Fest veranstaltet, wozu auch die Kaiserin mit ihrem Sohne sich einstellte. Währenb die Mutter in fröhlicher Sorglosigkeit den Freuben des Mahles sich überließ, forberte Hanno den jungen König auf, in feinem schönen Schiffe eine Luftfahrt auf dem Rheine, mit ihm zu unternehmen. Arglos stieg der Knabe ein Da fielen die Knechte in die Ruber und der Knabe warb eilig baoon geführt. Die Mutter wehklagte ihm nach vom Balkon, das Volk verwünschte den Räuber, jeboch der Raub war gelungen. Vergebens sprang Heinrich in den Rhein und suchte sich zu retten. Er würde aus den Fluten gezogen und nach Köln in die erzbischöfliche Wohnung gebracht. Hanno hielt den Knaben in strenger Zurückgezogenheit und ernster Vermahnung. Äußerst streng erzog er ihn und sparte selbst harte Züchtigungen nicht. Allein nicht lange genug blieb Heinrich bei dem Erzbischof von Köln. Abelbert, Erzbischof von Bremen, holte den Knaben, ba Hanno aus einer Reise nach Rom begriffen war. Dieser war ein luftiger Weltmann, und bei ihm führte der junge König ein müßiges und genußreiches Leben. Ohne die rechte Erziehung wuchs jetzt der künftige Herrscher Deutfchlanbs heran, und Abelberts Grunbsatz, „daß einem Könige alles erlaubt sei," prägte sich nur zu fest feiner Seele ein. Zusammenfassung: Heinrich bei feiner Mutter, bei dem Erzbischof von Köln, bei dem Erzbifchofe von Bremen. 10. Dem Kaiser Heinrich Iv. folgte fein Sohn Heinrich V. in der Regierung. Darbietung der zweiten Hälfte des Gebichts, das am Eingänge unserer Erzählung steht. Wieber ist ein beutfcher Kaiser gestorben, es ist Heinrich V. 4

9. Mittelalter - S. 70

1879 - Dillenburg : Seel
— 70 — gere Zeit ihre Rechte mit den Waffen vertheidigen. Otto's I. Sohn, Otto Ii. (1184—1205), wurde vom Erzbischof von Magdeburg wegen eines angelobten und nicht ausgeführten Kreuzzuges in den Bann gethan, von welchem er sich dadurch befreite, daß er dem Erzstift Magdeburg seinen ballenstädtischen Familienbesitz zum Eigenthum übergab. Darnach führte er einen siegreichen Krieg gegen Dänemark. Ihm folgte sein Bruder Albrecht Ii. (1205 bis 1220), welcher sein Bestreben hauptsächlich darauf richtete, die Besitzungen an der Ostsee zu erweitern. Vielfache Kämpfe mit Dänemark waren die Folge davon. Als er starb, waren seine beiden Söhne Johanni, und Otto Iii. (1220 1267) noch minderjährig, weshalb ihre Mutter Mathilde die Vormundschaft und Regierung des Landes übernahm. Als sie die Großjährigkeit erreicht hatten, regierten sie gemeinschaftlich in musterhafter Eintracht und Liebe. In den vielen Fehden gegen bte Erzbischöse vor Magdeburg und Halberstadt, sowie gegen die Herzöge von Pommern, von welchen sie die Uckermark erkämpften, hielten sie treulich zusammen. Durch Kauf erwarben sie ein Landes von den Herzogen von Schlesien und gründeten daselbst Frankfurt a/O.; das Land jenseits der Oder erkämpften ite in einem Kriege gegen Polen. Für die Wohlfahrt de^ Lolke^ sorgten sie durch kräftige Unterstützung von Handel und Gewerbe. 10. Deutsches leben im Mttelalter. A. Das Ritterwesen. a. Entstehung des Ritterthums. Die Heere der Deutschen bestanden in alter Zeit meist aus Fußgängern; he Zahl der Reiter war eine verhältnismäßig sehr geringe. Da letztere nem-lich für ihre Ausrüstung sorgen mußten, so konnten nur die Reichen und Vornehmen in die Reiterei eintreten. Die Retter trugen einen Panzer, welcher den ganzen Körper bedeckte, einen Helm und schwere Schwerter und Lanzen als Waffen. Der Kamps zu Pferde erforderte viel mehr Vorbereitung und Uebung, weshalb das Leben der Reiter schon von Jugend auf ein kriegerisches war. Dafür aber gab der Dienst zu Pferde ein größeres Ansehen, als ' der zu Fuß; er war mit besonderen Vorrechten verbunden. Um diese zu behaupten, schlossen sich die Reiter immer schärfer von den Fußgängern ab. Bei ihnen kam es nur aus körperliche Gewandtheit und Kraft an; geistige Ausbildung suchte matt nicht.

10. Neue und neueste Geschichte - S. 156

1880 - Dillenburg : Seel
— 156 — Punzen. Welche Freude! „Ach lieber Fritz, lieber Wilhelm! Seid ^hr da?" rief sie. Unter lautem Schluchzen eilten beide an das Bett der Mutter. — Die Todesstunde, die neunte des —ages, nahte heran. „Ach," seufzte die Königin, „mir hilft nichts mehr, als der Tod!" Der König faß an der einen Seite des Jettes, die Rechte der Kranken haltend; an der andern Seite faß die Schwester Friederike; die Aerzte und die ganze herzogliche Familie waren anwesend. Zehn Minuten vor neun Uhr kam wieder etn Krampfanfall. „Herr Jesu, Jesu! mach’ es kurz!" rief sie —- fünf Minuten später war der Kampf zu Ende. Der König, fast erdrückt von ungeheurem Schmerze, raffte sich auf, drückte feiner Luise die Augen zu und holte dann die beiden Prinzen an das Sterbebett. Diese sanken an der Leiche der geliebten Mutter nieder und benetzten ihre Hände mit heißen Thränen. Nicht nur Preußen, ganz Deutschland trauerte über den Tod der edlen Königin. Als der Sarg nach Berlin gebracht wurde, erschienen die meisten Berliner in Trauerkleidung. In Charlotten-burg erhielt Luise eine würdige Ruhestätte. Der Bildhauer Rauch schuf für das Mausoleum ein Marmorbild der schlafenden Königin, unvergleichlich in feiner Ausführung, da Dankbarkeit und Verehrung die Hand leiteten. — Noch heute ist die Königin Luise das Vorbild edler Frauen; noch heute wird sie gepriesen als die beste Mutter ihrer Kinder und des Vaterlandes und als die beste Gattin eines Mannes. c. Abfall des Generals Hork. Napoleon hatte der Welt verschwiegen, welches Schicksal die ungeheure Armee in Rußland gehabt hatte; um so gewaltiger war der Eindruck, als es endlich bekannt wurde. Hier und da erhoben sich Stimmen, daß jetzt oder nie Gelegenheit fei, das verhaßte Joch abzuwerfen. Friedrich Wilhelm erkannte das wohl, aber er allein durfte nicht wagen, Ktieg zu beginnen: er wäre von der llebermacht Napoleons erdrückt worden; Oestreich war durch Verwandtschaft an Napoleon gefeffelt und hatte noch keine Luft zum Kriege; und Rußland? welchen Werth hatte Rußlands Freundschaft, nach dem Jahre 1807 bemessen? So überlegte der König lange Zeit; da traf ihn die Nachricht von dem Abfalle des Generals von Iork vom französischen Heere. Iork hatte das preußische Hülfsheer nach Rußland befehligt; auf dem Rückzüge war er mit feinen Truppen der letzte und hatte die Nachhut zu decken. Seine Ehre forderte fein Ein-stehen für die Franzosen; feine Liebe zum Vaterland wollte das
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