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1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

2. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 104

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 104 — landes." Und dieser Aufruf hatte den gewünschten Erfolg. Frauen und Mädchen aus allen Ständen nähten Montierungsstücke *), Mäntel, Hosen, Hemden, zupften Wundfäden und strickten Strümpfe. Später aber pflegten sie die Verwundeten und Kranken in den Lazaretten 2), so daß durch sie Tausende von Kriegern dem Vaterlande erhalten wurden und in die Reihen der Kämpfer zurückkehren konnten. Ehe die Lützower in den Kampf zogen, marschierten sie in die Kirche von Rogau bei^Zobten. Die Feier wurde eröffnet mit Körners Lied zur feierlichen Einsegnung des preußischen Freicorps. Wir treten hier im Gotteshaus mit frommem Mut zusammen, uns ruft die Pflicht zum Kampf hinaus, und alle Herzen flammen. Denn was uns mahnt zu Sieg und Schlacht, hat Gott ja selber angefacht. Dem Herren allein die Ehre! Der Herr ist unsre Zuversicht, wie schwer der Kampf auch werde; wir streiten ja für Recht und Pflicht und für die heifge Erde. Drum, retten wir das Vaterland, so thut's der Herr durch unsere Hand. Dem Herrn allein die Ehre! Es bricht der freche Übermut der Tyrannei zusammen; es soll der Freiheit heil'ge Glut in allen Herzen flammen. *) Kleidungsstücke für Soldaten. 2) Krankenhäusern.

3. Lieder vom sächsischen Vaterlande aus alter und neuer Zeit - S. 32

1892 - Dresden : Huhle
32 Er nannte hundert Namen, Ein Ritter schrieb sie aus, Der König ries vom Markte Die Reisigen heraus, Und spricht zu ihrem Führer: „Schafft diese Männer fort!" Und zu den beiden Schergen: „Gleich auf dem Markte dort!" Da stürzt vor seinem König Der alte Scheser hin: „Ach, Herr, um Gottes willen, Erweicht den strengen Sinn! Laßt ihnen noch ihr Leben, Sie werden's schwer bereun, Und werden fortan besser Und wackre Bürger sein!" „Nein nimmermehr! — erwidert Der König düster drauf — Das Wort, so ich gesprochen, Hebt keine Bitte auf! Doch, daß man nimmer sage, Daß ich zu strenge sei, Wohlan, so wählet fünfzig, Die will ich lassen frei"!1) Der Bnrgemeister wählet Die Fünfzig jammernd aus, Die andern Fünfzig führen Die Schergen stracks hinaus. Drauf spricht der König warnend: „Ihr Bürger dieser Stadt, Merkt euch, wie König Wenzel Jetzt hier gerichtet hat! Der alte Rat war bieder, Drum bleibt ihm Unterthan, Daß ich mit Lust und Freuden Stets zu euch kommen kann." Er drückt dem alten (Scheser Die Hand und winkt dem Troß, Und eilt hinaus zum Saale, Und schwingt sich auf sein Roß, Und reitet durch die Menge Und durch der Knechte Schar Hm zu dem Wassertroge, Allwo der Richtplatz war. Dort kniet schon Fritzsche Flücker Aus einer Bank von Stein; Der erst im Aufruhr, muß er Der erst im Tod auch sein. Die beiden Schergen wechseln Im gräßlichen Geschäft, Und Ströme Blutes triefen Herab am Beilesheft. Die Köpfe rollen dröhnend Aufs nackte Pflaster hin, Zwar still, doch schaudernd sieht es Das Volk von Budissin. Der König, hoch zu Rosse, Blickt stumm und finster drein, Als wünscht' er doch, er könnte Den Meuterern verzeihn. Und als das Paar der Schergen Sein Werk vollendet hat, Da wendet er den Rappen Und reitet ans der Stadt. — Um Mitternacht, da wandelt Im blutigen Ornat Rings um die Peterskirche Der meuterische Rat. Sie schreiten so gespenstig Je zwei im Zuge hin, Und ihr Erscheinen deutet Unglück in Budissin. l) Doch wurden die begnadigten Fünfzig mit Weib und Kind für immer Landes verwiesen.

4. Lieder vom sächsischen Vaterlande aus alter und neuer Zeit - S. 88

1892 - Dresden : Huhle
— 88 — Da war's geschehn; es war der Plan gefunden, Geboren der Entschluß, geweiht der Sinn. Und drauf nach vielen emsig stillen Stunden Trat deutsch vor unser Volk der Dichter hin; Viel hohe Kräfte wurden da entbunden Dem deutschen Geist zu ewigem Gewinn. Nun klingt und singt und jubelt's hunderttönig: „Es geht vereint der Dichter mit dem König." 82. Aus dem Leben des Königs Johann von Sachsen. (Marie Schramm > Macdonald.) Ein altes Mütterchen von siebzig Jahren, Die meist in schwerer Arbeit sich verbracht, Die Stirn bedeckt mit silberweißen Haaren, Die Sorg und Kummer früh schon bleich gemacht: So steht es keuchend an ein Haus gelehnt, Ein Reißigkorb dicht vor ihm auf dem Stein. Es seufzt: „Wer ewge Ruhe sich ersehnt, Kannst dem, o Herr, du wirklich böse sein? Was hab ich auf der Welt noch? Nichts als Sorgen. Ja, früher war's wohl anders. O, mein Sohn! Jetzt folgt dem trüben Heut das trübre Morgen. Ständ ich mit dir, mein Kind, vor Gottes Thron! Selbst trocknes Brot zu schaffen, fehlt die Kraft, Denn hilflos' Alter weist man stets zurück, Wo für geringres blühnde Jugend schafft. Mit dir, mein Sohn, versank mein irdisch Glück!" — Hier rinnt der heißen Zähren reicher Zoll Der Alten übers faltige Gesicht. An ihr vorüber haftet unruhvoll Im Dienst der hundertfältigen Tagespflicht Die Alltagsmenge. Seinem eignen Ziel Strebt jeder zu. Die Alte trifft kein Blick Und träf er sie, was kümmerte wohl viel Die Eifrigen der Armen Mißgeschick? Ach, wie sie jetzt umsonst sich ängstlich müht, Den Korb zum Rücken wieder zu erheben! Das blasse, runzliche Gesicht erglüht, Die welken Hände zittern ihr und beben. Da kommen über'n Platz — der Neumarkt war's In Sachsens Residenzstadt — jodelnd her Zwei Knaben, und der ältere des Paars, Langaufgeschoffeu, fast kein Knabe mehr,

5. Römische Geschichte - S. 60

1895 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
60 Dritter Zeitraum. — § 21. Die Zeit adliger Mißwirtschaft. Aufnahme von Proletariern in die Legionen (vgl. o. I.)! Glückliche Streifzüge durch das Land; eine Felsenburg mit den Schätzen Jugurthas wird erstürmt, Jugurtha und Bocchus mehrmals geschlagen. Dennoch ist der Feind nicht niedergeworfen. Erst die geschickten Unterhandlungen des jungen Quästors Sulla bewegen Bocchus zum Abschluß eines Friedensbündnisses mit Rom und zur Auslieferung Jugurthas. Der gefangene König wird im Triumph aufgeführt und stirbt im kapitolinischen Staatsgefängnis*) des Hungertodes. Ein Teil Numidiens wird für Rom eingezogen.**) 113—xoi Iii. Der kimbrische Krieg-. Die Einwanderung der Germanen in Mitteleuropa ruft Bewegungen hervor, die auch das römische Reich bedrohen. Die Germanen, von N. und O. kommend, treiben die Kelten vor sich her, die sich nach W. und S. ausbreiten (die Überflutung Oberitaliens durch die Gallier und ihr Einfall in Etrurien und Latium um 390 v. Chr. wohl schon Folge davon). Diese Bewegungen finden ihren Abschluß erst in der großen Völkerwanderung von 375 n. Chr., zu der die Hunnen den Anstoß geben. Die Wanderung der Kimbern (,,Kämpen“), deren Heimat Jütland, ein Glied dieser Kette. Auswanderung mit Frau, Kind und sämtlicher Habe einschließlich der Haushunde. Ein gedeckter Karren ihr Zelt. Riesengestalten mit blonden Haaren und blauen Augen. Dichte Felle ihre Kleidung, geschmückte Helme, Panzer, Hiebwaffen, längliche und schmale Schilde ihre Bewaffnung. Schlachtaufstellung in gleichseitigem Viereck. Reiterei. Die in der Schlacht Gefangenen werden von Priesterinnen den Göttern geopfert. Die Kimbern dringen zuerst zum Schwarzen Meere vor, von da die Donau aufwärts gegen Böhmen, wo sie von den (keltischen) Bojern zurückgeschlagen werden. Sie wenden sich nach S. und rücken in Noricum (Kärnthen und Krain) ein, wo die Bergvölker von den Tauern (Taurisker) bis zu dem südwärts gewendeten Donaulauf in Ungarn (Skordisker) den Befehlen der Römer bereits gehorchen. Der Konsul Papirius Carbo sucht sie in einen Hinter-113 halt zu locken, wird aber 113 bei Noreja geschlagen und *) Das unterirdische Tullianum, ein alter Brunnenschacht mit einer Quelle (tullus — Springquell, vgl. tollo), in deren Wasser der Apostel Paulus später seinen Kerkermeister getauft haben soll (carcer Mamertinus). **) In den andern teilte sich Bocchus und ein schwachsinniger Halbbruder Jugurthas.

6. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 43

1885 - Aachen : Barth
in welchem sie abstiegen, auf dem Tische einen gedruckten Aufruf zu Beiträgen für arme verwundete Soldaten. Die drei Frauen leerten sofort ihre vollen Börsen und eine gab noch ihren Ring, eine andere ihre Ohrringe dazu. Nnr Fräulein von Schmettern konnte wegen ihrer Armut nichts beisteuern. „Noch nie", sagte sie, „hat mich meine Armut so gedrückt wie jetzt. Ich habe weder Geld noch Geschmeide, und doch möchte ich so gerne auch etwas für mein Vaterland geben können!" Die Liebe macht erfinderisch, so auch hier. Sie ließ einen Friseur kommen, dem sie ihre Haarflechten für rünf Gulden verkaufte. Ein reicher Herr hatte hiervon gehört. Er kaufte die Flechten, ließ sie in Ringe und Bänder einfaffen und verkaufte diese zum Besten der Armee. Auf diese Weise wurden 1200 Thaler aus den Flechten des Fräuleins gelöst. Das schönste Vorbild der treuen Hingabe fürs Vaterland hatte die edle Königin Luise hinterlassen. Sie hatte nach der Demütigung Preußens durch den Frieden von Tilsit alle ihre Schätze und Kostbarkeiten dem Vaterlande geopfert. Aus Liebe zu ihm trug sie die große Schmach Preußens in Geduld. Die harten Ereigniffe brachen ihr jedoch schon früh ihr echt deutsches Herz. Einen schönen Satz, den sie zur Zeit der Prüfung in ihr Tagebuch niederschrieb, wollen wir uns merken: „Wer nie fein Brot mit Thränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte." Sie hatte nicht die Freude, den Tag der Wiedererhebung Preußens zu erleben, da sie schon am 19. Juli 1810 starb. Ihr Andenken begeisterte aber nicht allein die deutschen Frauen, sondern entflammte auch die Brust der Krieger zu mutigen und edlen Thaten. Zum Andenken an diese edle Frau stiftete der König am 3. August 1814 den Luisen-Orden, der als Ehrenzeichen solchen Frauen verliehen werden sollte, die sich besonders um das Vaterland verdient machen würden. Der Befreiungskrieg 1813—1815. Das erste Zusammentreffen mit Napoleon war ant 2. Mai 1813 bei Großgör schen. Die Franzosen siegten und gleich darauf bei Bautzen. Da sie aber auch harte Verluste erlitten, schlossen sie einen Waffenstillstand. Während dieser Zeit traten Österreich und Schweden zu den verbündeten Preußen und Russen. Drei Armeen wurden gebildet. Die Nordarmee bei Berlin kommandierte der schwedische Kronprinz, die schlesische der alte Blücher und die böhmische der österreichische Feldmarschall Schwarzenberg. Bei Großbeeren schlugen die Preußen unter Bülow am 23. August

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 42

1885 - Aachen : Barth
— 42 — des Heerwesens das Land kräftig und stark machten. Ausgezeichnete Männer, die mit großem Erfolge zum Segen unseres Vaterlandes arbeiteten, waren: der Minister von Stein, der Kanzler Harden-derg, ochctrnljoi )t, Gneisenan und Blücher. Sie Bereiteten im stillen das Land kriegstüchtig vor, um zu einem geeigneten Zeitpunkte zur Wiedereroberung der geraubten Freiheit schlagfertig zu sem. Ein solch günstiger Umstand sollte sich bald finden. Napoleon unternahm 1ü12 einen Feldzug gegen Rußland. Nach zwei blutigen schlachten drang er bis Moskau vor, um hier ein behagliches Winterquartier zu nehmen. Kaum aber in die Stadt eingezogen, brach au allen Enden derselben Feuer aus, das die Stadt vernichtete. Voll Hunger und zerlumpt war das Heer hier angekommen und mußte elend sofort den Rückzug antreten. Auf diesem kam es größtenteils durch Kälte, Hunger und Verfolgung um. Napoleon hatte bitter für feinen Übermut das Strafgericht Gottes erfahren müssen. Diese Niederlage des mächtigen Herrschers benutzte der preußische Geueral York und trat mit seinen Hilfstruppen zu den Russen über. König Friedrich Wilhelm schloß ein Bündnis mit den Russen und erklärte am 16. März Napoleon den Krieg. Nicht allein in Preußen, sondern in allen deutschen Landen wurden Jung und Alt von einer solchen Begeisterung ergriffen, wie bisher nie das deutsche Volk sie gezeigt hatte. Die Begeisterung verlieh Mut und Thatkraft. Freiwillige strömten in großen Scharen von allen Seiten herbei, selbst (kreise waren bereit, sroh mit in den Kamps zu ziehen. Die mutigste Schar war die Lützowsche, unter der auch der Dichter Theodor Körner focht. Neben der Linie wurde eine Landwehr und ein Landsturm gebildet. Unter dem Gesänge der herrlichen Vaterlands* lieber von Arndt, Körner und Schenkendorf zogen die Krieger mutvoll in den Kampf. Die deutschen Frauen zur Zeit der Befreiungskriege. Auch die deutschen Frauen wurden tief ergriffen und zu edlen Thaten fürs Vaterland entstammt. Es entstand ein „Frauen-verein zum Wohle des Vaterlandes", der mit rühriger Kraft für die ins Feld gezogenen Streiter daheim arbeitete. Die goldenen Trauringe wurden mit eisernen verwechselt, die die Inschrift trugen: »Gold gab ich für Eisen hin 1813." Unbeschreiblich viel wirkte der Verein für Verwundete, Arme, Kranke und Notleidende. In dieser Zeit der allgemeinen Begeisterung fuhren eines Tages drei adelige Frauen nach Berlin. In ihrer Gesellschaft war ein Fräulein von Schmettau. Die Damen fanden in dem Gasthause,

8. Europa - S. 113

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
113 bemüht oder nicht, was kommen soll, kommt doch. „Allah hat's so bestimmt", damit fügt sich der Türke in stummer Ergebung in alles, was ihn trifft. Anderseits hat dieser Schicksalsglaube aber auch dazu beigetragen, jenen Mut und jene Todesverachtung zu erzeugen, die türkische Heere so oft bewiesen haben. Aus dem Mangel an Tatkraft erklärt es sich auch, daß die meisten Türken arm sind. Zu Geldgeschäften taugen sie gar nicht. Ihre Hauptbeschäftigung sind Ackerbau und Viehzucht. In der Kleidung, die bei Männern und Frauen fast gleich ist, liebt der Türke bunte, grelle Farben. Man trägt weite, faltenreiche Beinkleider, die unten geschlossen und über den Hüften mit einem Gürtel befestigt sind, eine westenartige Seiden- oder Baum- wollenjacke mit einer offenen Jacke darüber und auf dem Kopfe einen Turban, eine rote, mit einem Wolltuch vielfach umschlungene Mütze. In neuerer Zeit ist der Fes, ein rotes Mützchen ohne Schirm, mehr in Gebrauch gekommen. Beim Ausgehen trägt man einen weiten Überwurfsmantel, die Frauen bedecken außerdem ihr Gesicht mit einem dichten Schleier. Bei den vornehmeren Ständen wird jedoch immer mehr europäische Tracht üblich. Im Essen und Trinken ist der Türke meist sehr mäßig. Der Genuß des Weines ist durch die Religion streng verboten. Viele unter den Vornehmen aber setzen sich über das Gebot hinweg und nehmen überhaupt europäische Sitten an. Sehr beliebte Genüsse sind das Kaffeetrinken und Tabakrauchen. Überall sieht man Kaffeehäuser und in den größeren Städten auch umherziehende Kaffeewagen. Ein steter Begleiter des Türken ist seine Pfeife. Mit Pfeife und Kaffee wird jeder Besuch empfangen. In Gesellschaft wird häufig die Wasserpfeife (Nargileh) geraucht, bei der der heiße Tabaksrauch durch Wasser geleitet und abgekühlt wird. Von einem eigentlichen Familienleben kann bei dem Türken keine Rede sein, weil die Frau eine durchaus untergeordnete Stellung einnimmt. Sie ist dem Manne keine treue Lebensgefährtin, keine Freundin in frohen und trüben Tagen, sondern nur die Dienerin seines Willens und Vergnügens. Sie wohnt abgesondert mit den Kindern in einem besondern Teile des Hauses, dem Harem, den außer dem Hausherrn kein Mann betreten darf. Will sie ausgehen, so muß sie sich mit einem Schleier dicht verhüllen. Dazu kommt die Vielweiberei. Dem Manne sind durch das Gesetz vier rechtmäßige Frauen und eine beliebige Zahl von Nebenfrauen gestattet. Dadurch wird das Haus zu einer Stätte der Eifersucht und oft bitteren Hasses. Doch haben die ärmeren Türken fast durch- weg nur eine Frau, weil sie mehr nicht zu ernähren vermögen. Die Abgeschlossenheit und niedrige Stellung der Frauen hat zur Folge, daß sie ihren Männern nicht helfen, daß sie in deren Geschäften nicht mit tätig sein können, höchstens auf dem Acker. Selbst die Hausgeschäfte überwacht der Mann, der auch die Einkäufe besorgt oder durch einen Diener besorgen läßt. Daher bleiben die Frauen auch in der Bildung zurück. Die Mädchen wuchsen früher selbst in den vornehmen Häusern ohne jeden Unterricht auf. Die reiche Türkin rührte keine Hand zur Arbeit, und bei dem Mangel an jeder ernsten Beschäftigung vertrieb sie sich mit ihren Dienerinnen die Zeit, so gut sie konnte, d. h. mit Putz, Tabakrauchen, An-, Aus- und Wiederankleiden, Plaudern, Zuckerwerkessen, Aufputzen der Kinder usw. Doch hat sich in der letzten Zeit eine Wandlung zum Besseren vollzogen. In den von der europäischen Kultur beeinflußten vornehmen Kreisen ist die Stellung der Frau schon eine viel freiere geworden; die Mädchen eignen sich mehr und mehr europäische Bildung an, und es gibt sogar schon türkische Schriftstellerinnen. Das Vorbild der oberen Gesellschafts- schichten wirkt natürlich auch auf die untern Klassen ein, doch vollzieht sich jeder Fortschritt hier viel langsamer. Für die gesellschaftlichen Zustände ist bezeichnend, daß unter den Türken kein Erbadel besteht, daß man überhaupt auf die Abstammung keinen Wert legt, daß man keine Fick, Erdkunde. Iii. Band. o

9. Heimatkunde als Mittelpunkt des gesamten Unterrichts im dritten Schuljahre - S. 95

1907 - Dresden : Huhle
- 95 — überwachen, heißen Steiger. Der Obersteiger, der gleich auf dem Schachte wohnt, hat den ganzen Betrieb zu leiten. Der Bergmann trägt eine besondere Kleidung, die der Arbeit angepaßt ist. Der kurze Rock, der schwarz ist wie das Innere der Erde, heißt der Bergmanns- kittel. Den Filzhut, den er zum Schutze gegen herunterfallende Kohle auf dem Kopfe trägt, nennt der Bergmann Schachthut. Das Leder, das die Bergleute hinten vorgebunden haben, dient zum Daraufsetzen beim Bohren der Schießlöcher. Das Grubenlicht, das den Lichtschein nur nach vorn wirft, nennen sie die Blende. Die Arbeitszeit, die nur acht Stunden währt, nennen sie eine Schicht. Die Schicht, die früh am Morgen beginnt, heißt die Frühschicht. Wie heißen die Schichten, die am Mittage und Abende beginnen? Der Gruß, mit dem die Berg- leute sich gegenseitig eine glückliche Fahrt wünschen, heißt: Glück auf! Ein feierlicher Aufzug, bei dem die Bergleute alle in ihrer schmucken Uniform erscheinen müssen, ist die Bergparade. Xxix. Schulwoche. A. Ziel: Auf welche Weise wird nun der zutage geförderte Kohlenreichtum in ferne Gegenden gebracht? Nicht überall gibt es wie bei uns im Innern der Erde Kohlen, und doch wollen andre Leute sich auch an einem Kohlenfeuer wärmen, darum werden täglich viele Fuhren Kohlen von den Schächten aus weit fortgefahren — auf nnsrer Wanderung lernten wir einen Weg kennen, der Kohlenweg genannt wurde — wie ist er wohl zu diesem Namen gekommen? Gebt noch einmal die Lage genau an! Wie hieß aber die Fortsetzung des Kohlenweges? Warum heißt nun diese Fortsetzung Kohlenstraße? Was haben Kohlenweg und Kohlenstraße gemeinsam? Welche Unterschiede haben wir aber auch beobachtet? Wie die Wege entstanden sind, haben wir bereits gelernt — nun gilt es also zu erfahren, wie die Straße entstanden ist: Schon der Name sagt es uns; denn Straße heißt so viel wie „gepflasterter Weg". Wo habt ihr gepflasterte Wege gesehen? Beschreibt diese Straßen der Stadt etwas genauer! Ist nun die Kohlenstraße so beschaffen? Nein, aber doch ist sie ebenso aus Steinen gebaut. Wir haben erst jetzt Gelegenheit, in der nächsten Umgebung den Bau einer Straße mit anzusehen — erzählt davon! Zuerst wurden große Steine ganz dicht nebeneinander gestellt; der Straßenmeister nannte es die Packlage. Auf diese feste Unterlage wurde dann eine starke Schicht Klarschlag gebracht. Woher waren diese Steine geholt worden? Zuletzt schütteten die Straßenarbeiter ganz groben Kiessand darauf. Aus einem Wagen mit einem Faß voll Wasser wurde in großer Menge Wasser darauf gegossen, und die Dampf- walze drückte die Saud- und Steinmassen so fest zusammen, daß ein Wagen, der darüber fährt, keine Eindrücke hervorbringt. Wie breit waren die Straßen, die wir gemessen haben? Was ist uns sonst noch

10. Mittelalter - S. 66

1879 - Dillenburg : Seel
66 — warf er sich dem Kaiser zu Füßen und flehte um Gnade, Beisein aller Fürsten hielt dieser Gericht über den Ungehorsamen: me Herzogthümer blieben ihm genommen, nur seine brauufchweigw-lünebnrgischen Länder durfte er behalten. Heinrich mußte auf drei Jahre Deutschland verlassen; er verlebte diese Zeit der Verbannung bei seinem Schwiegervater, dem Könige von England. — So war Friedrich auch über diesen mächtigen Feind Sieger geblieben, und da jetzt alle Feinde bewältigt waren, so hielt der Kaiser ein großes Reichsfest zu Mainz (1184), auf welchem sich wieder einmal bte Herrlichkeit und das äußere Ansehen, welches Deutschland überall genoß, so recht zeigte. e. Friedrichs Kreuzzug. Plötzlich kam die Schreckensnachricht, daß Jerusalem von den Türken wieder erobert sei. Der egyptyche Sultan, von mehreren christlichen Rittern gereizt, zog gegen Jerusalem, schlug unterwegs ein Christenheer und besetzte nach diesem Siege Jerusalem ohne weiteren Kampf; alles, was an das Ehnsten-thnm erinnern konnte, ließ er beseitigen, doch die Einwohner behandelte er milde. Da beschloß Barbarossa, sein thatenreiches Leben noch durch einen Kreuzzug zu krönen; mit ihm verbanden sich zu gleichem Zwecke die Könige Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz von England, -^chdem Friedrich die Reichsregierung seinem Sohne Heinrich ^-übertragen hatte, stellte er sich 1189 zu Regensburg an die Spitze des 150 000 Mann starken Kreuzfahrer-Heeres. Wiewohl der griechische Kaiser Angelus seine Hülfe Zugesagt hatte, trat er doch dem Heere hindernd in den Weg; jedoch Friedrich wußte die Hindernisse zu beseitigen. Nach der Ueberwindung tn Adrianopel wurde das Heer nach Asten übergeführt, und kaum warman dort angekommen, da begannen auch ichon die Kampfe mit den Türken. Bei Jconinm kam es zu einer mehrlagigen Schlacht, welche durch des Kaisers Unerschrockenheit und durch di Tapferkeit seines Sohnes Friedrich (Herzog von Mwaben) gewonnen wurde; letzterer hatte während der Schlacht die Sturm genommen. Von hier gelangte das Heer nach Seient in der Landschaft Cilicien und mußte dal elbst über den Flutz Kalikadnns (jetzt Seleph) setzen. Der Fluß war von anhaltendem Regenwetter stark angeschwollen; da dem Km,er da- Brucke -schlagen zu lange dauerte, so sprengte er mtt fernem gferk m 1190 die tosenden Wellen, um schwimmend das Mutige Uftrzue. reichen. Aber die Wogen rissen ihn mit sich fort, und obwohl»
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