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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 131

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 131 — Fürsten angehören, bilden den Schwertadel, den Rittern des Mittelalters vergleichbar. Sie sind im Besitz großer Güter und führen jetzt ein sorgenfreies Dasein, da die innern Kriege ziemlich ausgehört haben, seit das Land im Besitz der Engländer ist. Die Waisja, die Ackerbauer und Gewerbetreibenden, machen die große Masse der Bevölkerung aus. Als Handwerker und Kaufleute besitzen sie oft große Reichtümer, aber da ihnen ein Aufsteigen in höhere Kasten versagt ist, bleiben sie von dem höheren Geistesleben ausgeschlossen. Zur Kaste der Sudras gehören außer der nichtarischen Bevölkerung auch alle aus den oberen Klassen Verstoßenen. Sie sind von der religiösen Gemeinschaft ausgeschlossen und werden allgemein verachtet. Sie erwerben sich ihren Unterhalt meist als Dienstboten. Am ver- achtetsten sind die Tschandala und Parias, denen u. a. das Geschäft der Leichen- Verbrennung und der Hinrichtung obliegt. Sie wohnen abgesondert in kleinen Dörfern; j was sie berühren, gilt als unrein, selbst Wasser, das durch ihren Schatten gelausen ist. Reden sie mit einem Hindu, so müssen sie die Hand vor den Mund halten;» vor einem Brahmanen müssen sie die Flucht ergreifen, denn schon ihr bloßer Anblick verunreinigt diesen. Doch hat sich ihr Los wesentlich gebessert, seit die Engländer Indien in Besitz haben, wie sich denn überhaupt unter dem Einfluß der Europäer, insbesondere auch der christlichen Mission, der starre Kastengeist zu lockern beginnt. Für Europäer macht das Kastenwesen das Halten einer großen Dienerschaft nötig, weil jeder nur die Arbeiten seiner Kaste ver- richten darf., So sehr nun auch diese Standesgliederung — die von der Bevölkerung als etwas Selbstverständliches und Unabänderliches angesehen wird —, indem sie die Berufe erblich macht, gewiß viel zur Förderung des Ackerbaus und Gewerbes beigetragen hat, so bildet sie doch jetzt einen Hemmschuh für jede freie Entfaltung der Volkskräfte und hält die Be- völkerung in den altgewohnten Bahnen des Lebens fest. Zu den Schattenseiten des indischen Volkslebens gehört die Stellung der Frau. Sie ist vom öffentlichen, gesellschaftlichen Leben völlig ausgeschlossen und führt ein Sklaven- dasein. „Jahrelang", schreibt Dalton, „kommt die Frau nicht aus ihrer Zeuana, dem Frauen- gemach, heraus; glaubwürdige Missionarinnen haben mir versichert, Unglückliche getroffen zu haben, die noch keinen blühenden Baum gesehen hatten. In dieser Unwissenheit verbringt sie ihre Tage und Jahre. Auf der Straße kann man wohl ab und zu Träger sehen, die eisenden Schrittes auf ihren Schultern ein Ding tragen, nicht unähnlich einem mit Teppichen dicht verhüllten Hühnerkorb. Darin kauert mit untergeschlagenen Beinen eine Frau, die vielleicht nur über die Straße eine Leidensgenossin besucht oder im heiligen Strom eine Waschung vollziehen will". Die Frauen der untern Stände sind übrigens besser daran. Sie gehen mit aufs Feld, auf die Straße und helfen mit zum Lebenserwerb. Besonders hart ist das Los der Witwen. In früherer Zeit wurden sie vielfach mit der Leiche des Mannes verbrannt. Die Engländer haben aber diesen Greueln ein Ende gemacht. Die Witwe fällt der tiefsten Verachtung anheim. Sie gilt als von den Göttern gestraft, weil sie in einem früheren Leben schwere Schuld auf sich geladen habe. Nicht selten wird sie Hülflos und mittellos auf die Straße gestoßen. Doppelt schwer trifft das Geschick kleine Kinder. Denn schon in der Wiege wird das Mädchen verheiratet. Stirbt nun der Ver- lobte, so gilt das Kind als Witwe und ist für zeitlebens geächtet. Man schert ihm das Haupthaar ab, legt ihm Trauerkleider an, entzieht ihm allen Schmuck, alle wohlschmeckenden Speisen und Näschereien, läßt es fasten usw., ohne daß es selbst weiß, warum ihm das alles widerfährt. Erst im Alter von 11 Jahren wird ihm Aufklärung über sein trauriges Los gegeben. Viele der indischen Witwen verkommen im Elend oder machen ihrem Leben durch Selbstmord ein Ende. Die Inder haben schon sehr früh eine hohe Kultur entwickelt. Nicht nur Ackerbau, Gewerbe und Handel blühten, sondern auch Kunst und Wissenschaft wurden gepflegt. Sie 9*

2. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 26

1893 - Dresden : Ehlermann
26 reichen, auch schenkte er ihnen 35 000 Militärpferde zu Zugtieren. Hier unterstützte er arme Familien mit barem Gelde, dort erließ er Steuern und Abgaben. Da unterhalb Küstrins die Oder durch zahllose Wasserläufe das Land sumpfig und zum Bewohnen untauglich machte, ließ er Dämme errichten und Kanäle ziehen und schuf so ein weites, fruchtbares Ackerland, wo zahlreiche Dörfer entstanden. So konnte er sich rühmen, mitten im Frieden ohne Schwertstreich eine neue Provinz gewonnen zu haben. Alle wüsten Plätze ließ der König bebauen, zu den Seiten der Landstraßen mußten Obstbäume gepflanzt werden. Besonders ließ er sich den Anbau der Kartoffel angelegen sein; doch stieß er hierbei, namentlich bei den pommerschen Bauern, auf Widerstand. Als er ihnen Saatkartoffeln schenkte, setzten sie dieselben nicht. Das verdroß ihn; er wußte aber Rat. Als es wieder Frühjahr wurde, schenkte er ihnen neue. Damit diese aber nicht auch ungepflanzt blieben, befahl er seinen Soldaten, sie auch gleich unter die Erde zu bringen. Die Bauern lachten darüber, ließen es aber geschehen. Die Ernte haben sie dann selbst gehalten und im nächsten Jahre auch neue gepflanzt. Diese weise Strenge war von guten Folgen. In den Hungerjahren 1771 und 1772, wo in Böhmen 180000, in Sachsen 100 000 Menschen Hungers starben, wo Baumrinde gebacken und Gras gekocht wurde, war in Preußen die Not erträglich, und noch 20000 einwandernde Böhmen fanden Lebensunterhalt. Nicht weniger Sorge trug Friedrich für Fabriken und Gewerbe. Er beförderte den Seidenbau und die Schafzucht, legte Porzellan- und Zuckerfabriken an, berief Torfgräber aus Westfalen und baute Kanäle. Jedem seiner Unterthanen war er ein gnädiger König, ein gerechter Richter. Jedem sein Eigentum zu sichern und ihn so glücklich zu machen, wie die Natur es dem Menschen gestattet, das, meinte er, sei die Pflicht des Königs; den Richtern befahl er, ohne Ansehen der Person, Großen und Kleinen, Reichen und Armen, unparteiisch Recht zu sprechen und nicht die Seufzer der Witwen und Waisen und anderer Bedrängten auf ihr Haupt zu laden. Auf seinen jährlichen Reisen durch den Staat war Friedrich ein scharfer Beobachter der Zustände des Landes. Auch der Geringste durfte eine Bittschrift überreichen, und das Volk wußte aus zahlreichen Beispielen, wie der König sie las. — Wenn sich das Landvolk in stiller Ehrfurcht an seinen Wagen drängte, so dauerte jeder Blick, jedes flüchtige Wort, das er zu einem Dorfschulzen sprach, als eine teure Erinnerung fort, die von Geschlecht zu Geschlecht überliefert wurde und die noch heute in den Seelen haftet. In der niederen Bauernhütte aber saß der alte Invalide unter dem Bilde eines Mannes mit dem Dreispitzhute über dem verwitterten Antlitz, mit den großen, schönen Sonnenaugen, dem Krückstock in der Hand, und erzählte den Jungen von einem königlichen Kameraden, der sich bei Leuthen und Torgau mit ihm an einem Feuer gewärmt und der sie zu Ruhm

4. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 47

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 47 — 21 Kabinettsordre *) an die kurmärkische Kammer vom 15. Juli 1749. Da verschiedene Beamte die Bauern mit Stockschlägen übel traktieret haben, S. K. M. aber dergleichen Tyrannei gegen Dero Unterthanen durchaus nicht gestatten wollen, so wollen Höchstdie-selben, daß, wenn forthin einem bewiesen werden kann, daß er einen Bauern mit dem Stocke geschlagen habe, ersterer sodann deshalb alsosort und ohne einige Gnade aus sechs Jahre zur Festung gebracht werden soll, wenn auch schon dergleichen Beamte der beste Bezahler wäre und seine Pacht sogar praenumerierte 2). 22. Kabinettsordre an das Generaldirektorium vom 20. Febr. 1777. Se. K. M. haben wahrgenommen, daß bei Dero Ämtern noch Banergüter sich befinden, die den darauf wohnenden Leuten nicht eigentümlich zugehören, und daß die Beamten, wenn hieruächst die Eltern gestorben, denen Kindern die Höfe abnehmen und solche nach Gefallen an andere vergeben, wie dieses aus dem hierbei erfolgenden Bericht der pommerschen Kammer erhellet, da der Beamte zu Colbatz die Sophie Schünemann aus ihrem väterlichen Bauerhofe zu Jsinger, den sie nach Aussage aller Zeugen recht ordentlich bewirtschaftet hat, wider alles Recht und Billigkeit eigenmächtig vertrieben und einen fremden Wirt darauf gesetzt hat. Wenn nun das Sr. K. M. Willen ganz entgegen ist, vielmehr Dero Intention 3) dahin gehet, daß alle Bauerhöfe, so unter Dero Ämter gehören, sowohl in Pommern, als in der Kur- und Neumark und in den übrigen Provinzen den Besitzern eigentümlich verbleiben *) unmittelbare landesfürstliche Verfügung. 2) vorausbezahlte. *) Absicht.

5. Erzählungen aus der Geschichte der neueren Zeit - S. 30

1887 - Dresden : Höckner
— 30 — daraus hervor, daß er sich in seinen Mnßestunden eifrig mir Drechslerei und Tischlerei beschäftigte." Daneben sorgte er mit Fleiß für Hebung der Landwirtschaft^, des Obst- und Weinbaues, Verbesserung des Forstwesens (Ankauf des großen Anerbacher Waldes) und der Flößerei, des damals noch fehr erträglichen Bergbaues u. s.w. Um sich von dem Zustande der einzelnen Landesteile und der kurfürstlichen Domänen selbst zu überzeugen, reiste er in Begleitung seiner Gemahliu viel in Sachsen umher. Dabei führte er in seinem Reisewagen nicht nur Luthers Schriften mit, aus denen er fast immer zu lesen pflegte, sondern auch eine kleine Apotheke, aus welcher die Knr-fürstin den Armen und Kranken in Stadt und Land mit milder Hand Arzneien spendete, und ein Kästchen mit edlen Obstkernen, die er an geeigneten Stellen entweder selbst pflanzte, oder an die Bevölkerung verteilte. So kam es, daß Sachsen am Ende des Jahrhunderts das blühendste und wohlhabendste aller deutschen Länder war. — Aber auch in vielen anderen Teilen des Deutschen Reiches blühten damals Kunst und Wissenschaft, Handel und Gewerbe. Nur die religiösen Streitigkeiten wollten nicht zur Ruhe kommen; aus denselben erwuchs im folgenden Jahrhundert der große Krieg, welcher die Kulturarbeit vieler Generationen vernichtete. — >) Noch ist sein Werkzeug im historischen Museum in Dresden zu sehen. Im hohenzollernschen Königshause besteht die Sitte bis auf den heutigen Tag, daß jeder Prinz auch ein Handwerk lernen muß. 2) Das Ostra-Vorwerk bei Dresden (jetzt in Dresden-Friedrich-stadt) stand als landwirtschaftliche Musteranstalt unter persönlicher Leitung und Aufsicht des Kurfürstenpaares; Mutter Anna scheute sich nicht, hier die Mägde z. B. im Buttermachen zu unterweisen.

6. Erzählungen aus der Geschichte der neueren Zeit - S. 33

1887 - Dresden : Höckner
— 33 — 3. per niedersächstsch-dänische Krieg; Wassenstein. Das Heer der Liga wurde wider Erwarten der Protestanten nicht aufgelöst, sondern nahm unter Tilly in Westfalen eine drohende Stellung ein. Da vereinigten sich die Stände des niedersächsischen Kreises unter Führung Christians Iv. von Dänemark, welcher als Herzog von Holstein zugleich deutscher Reichsfürst war, und zogen nördlich vom Harze starke Streitkräfte zusammen. Als die Erneuerung des Krieges gewiß schien, war es dem Kaiser lästig, weiterhin von der Liga abhängig zu sein. Da erbot sich ihm Albrecht von Waldstein (Wallenstein), zunächst auf eigne Kosten ein großes Heer aufzustellen, welches der kaiserlichen Sache dienen sollte. Albrecht von Wallenstein, von Geburt ein protestantischer Böhme aus armer Adelsfamilie, aber in einer Jesuitenschule katholisch erzogen, später durch Erbschaft und Heirat reich geworden, hatte als Oberst eines Kürassierregimentes am böhmischen Kriege teilgenommen und durch billige Güterkäufe, sowie durch kaiserliche Schenkung im nordöstlichen Böhmen einen Grundbesitz von 70 Ouadratmeilen mit 9 Städten, 57 Schlössern und Dörfern k. zusammengebracht,i) der ihm bei geordneter Verwaltung jährlich ungeheure Summen einbrachte. Wallenstein war nach der Sitte der Zeit der Astrologie ergeben, ein ernster Mann, der etwas Geheimnisvolles in seinem Wesen hatte und auch anderen den Glauben einflößte, daß er zu großen Dingen auf Erden ausersehen sei. Sein Reichtum sehte ihn in den Stand, ein großes Söldnerheer zusammenzuwerben; das geschah in jener Zeit auf folgende Weise. Der Feldhauptmann ernannte zunächst eine Anzahl kriegserfahrner Männer zu Obersten, welche nun entweder mit dem Gelde des Feldhauptmanns oder aus eignen Mitteln je ein Regiment anwarben samt den Hauptleuten und Unteroffizieren. Das waren sehr kostspielige Unternehmungen, für welche sich der Feldhauptmann und die Obersten während des Krieges durch Kontributionen und Plünderung bezahlt machten. Wurde nun die Werbetrommel gerührt, so strömten kriegs- und beutelustige Söldner aller Nationen und Kon- ') Den Mittelpunkt bildete die Stadt Gitschin; Wallenstein führte erst den Titel „Fürst", später „Herzog von Friedland". 3 i

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 43

1885 - Aachen : Barth
in welchem sie abstiegen, auf dem Tische einen gedruckten Aufruf zu Beiträgen für arme verwundete Soldaten. Die drei Frauen leerten sofort ihre vollen Börsen und eine gab noch ihren Ring, eine andere ihre Ohrringe dazu. Nnr Fräulein von Schmettern konnte wegen ihrer Armut nichts beisteuern. „Noch nie", sagte sie, „hat mich meine Armut so gedrückt wie jetzt. Ich habe weder Geld noch Geschmeide, und doch möchte ich so gerne auch etwas für mein Vaterland geben können!" Die Liebe macht erfinderisch, so auch hier. Sie ließ einen Friseur kommen, dem sie ihre Haarflechten für rünf Gulden verkaufte. Ein reicher Herr hatte hiervon gehört. Er kaufte die Flechten, ließ sie in Ringe und Bänder einfaffen und verkaufte diese zum Besten der Armee. Auf diese Weise wurden 1200 Thaler aus den Flechten des Fräuleins gelöst. Das schönste Vorbild der treuen Hingabe fürs Vaterland hatte die edle Königin Luise hinterlassen. Sie hatte nach der Demütigung Preußens durch den Frieden von Tilsit alle ihre Schätze und Kostbarkeiten dem Vaterlande geopfert. Aus Liebe zu ihm trug sie die große Schmach Preußens in Geduld. Die harten Ereigniffe brachen ihr jedoch schon früh ihr echt deutsches Herz. Einen schönen Satz, den sie zur Zeit der Prüfung in ihr Tagebuch niederschrieb, wollen wir uns merken: „Wer nie fein Brot mit Thränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte." Sie hatte nicht die Freude, den Tag der Wiedererhebung Preußens zu erleben, da sie schon am 19. Juli 1810 starb. Ihr Andenken begeisterte aber nicht allein die deutschen Frauen, sondern entflammte auch die Brust der Krieger zu mutigen und edlen Thaten. Zum Andenken an diese edle Frau stiftete der König am 3. August 1814 den Luisen-Orden, der als Ehrenzeichen solchen Frauen verliehen werden sollte, die sich besonders um das Vaterland verdient machen würden. Der Befreiungskrieg 1813—1815. Das erste Zusammentreffen mit Napoleon war ant 2. Mai 1813 bei Großgör schen. Die Franzosen siegten und gleich darauf bei Bautzen. Da sie aber auch harte Verluste erlitten, schlossen sie einen Waffenstillstand. Während dieser Zeit traten Österreich und Schweden zu den verbündeten Preußen und Russen. Drei Armeen wurden gebildet. Die Nordarmee bei Berlin kommandierte der schwedische Kronprinz, die schlesische der alte Blücher und die böhmische der österreichische Feldmarschall Schwarzenberg. Bei Großbeeren schlugen die Preußen unter Bülow am 23. August

8. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 42

1885 - Aachen : Barth
— 42 — des Heerwesens das Land kräftig und stark machten. Ausgezeichnete Männer, die mit großem Erfolge zum Segen unseres Vaterlandes arbeiteten, waren: der Minister von Stein, der Kanzler Harden-derg, ochctrnljoi )t, Gneisenan und Blücher. Sie Bereiteten im stillen das Land kriegstüchtig vor, um zu einem geeigneten Zeitpunkte zur Wiedereroberung der geraubten Freiheit schlagfertig zu sem. Ein solch günstiger Umstand sollte sich bald finden. Napoleon unternahm 1ü12 einen Feldzug gegen Rußland. Nach zwei blutigen schlachten drang er bis Moskau vor, um hier ein behagliches Winterquartier zu nehmen. Kaum aber in die Stadt eingezogen, brach au allen Enden derselben Feuer aus, das die Stadt vernichtete. Voll Hunger und zerlumpt war das Heer hier angekommen und mußte elend sofort den Rückzug antreten. Auf diesem kam es größtenteils durch Kälte, Hunger und Verfolgung um. Napoleon hatte bitter für feinen Übermut das Strafgericht Gottes erfahren müssen. Diese Niederlage des mächtigen Herrschers benutzte der preußische Geueral York und trat mit seinen Hilfstruppen zu den Russen über. König Friedrich Wilhelm schloß ein Bündnis mit den Russen und erklärte am 16. März Napoleon den Krieg. Nicht allein in Preußen, sondern in allen deutschen Landen wurden Jung und Alt von einer solchen Begeisterung ergriffen, wie bisher nie das deutsche Volk sie gezeigt hatte. Die Begeisterung verlieh Mut und Thatkraft. Freiwillige strömten in großen Scharen von allen Seiten herbei, selbst (kreise waren bereit, sroh mit in den Kamps zu ziehen. Die mutigste Schar war die Lützowsche, unter der auch der Dichter Theodor Körner focht. Neben der Linie wurde eine Landwehr und ein Landsturm gebildet. Unter dem Gesänge der herrlichen Vaterlands* lieber von Arndt, Körner und Schenkendorf zogen die Krieger mutvoll in den Kampf. Die deutschen Frauen zur Zeit der Befreiungskriege. Auch die deutschen Frauen wurden tief ergriffen und zu edlen Thaten fürs Vaterland entstammt. Es entstand ein „Frauen-verein zum Wohle des Vaterlandes", der mit rühriger Kraft für die ins Feld gezogenen Streiter daheim arbeitete. Die goldenen Trauringe wurden mit eisernen verwechselt, die die Inschrift trugen: »Gold gab ich für Eisen hin 1813." Unbeschreiblich viel wirkte der Verein für Verwundete, Arme, Kranke und Notleidende. In dieser Zeit der allgemeinen Begeisterung fuhren eines Tages drei adelige Frauen nach Berlin. In ihrer Gesellschaft war ein Fräulein von Schmettau. Die Damen fanden in dem Gasthause,

9. Mittelalter - S. 66

1879 - Dillenburg : Seel
66 — warf er sich dem Kaiser zu Füßen und flehte um Gnade, Beisein aller Fürsten hielt dieser Gericht über den Ungehorsamen: me Herzogthümer blieben ihm genommen, nur seine brauufchweigw-lünebnrgischen Länder durfte er behalten. Heinrich mußte auf drei Jahre Deutschland verlassen; er verlebte diese Zeit der Verbannung bei seinem Schwiegervater, dem Könige von England. — So war Friedrich auch über diesen mächtigen Feind Sieger geblieben, und da jetzt alle Feinde bewältigt waren, so hielt der Kaiser ein großes Reichsfest zu Mainz (1184), auf welchem sich wieder einmal bte Herrlichkeit und das äußere Ansehen, welches Deutschland überall genoß, so recht zeigte. e. Friedrichs Kreuzzug. Plötzlich kam die Schreckensnachricht, daß Jerusalem von den Türken wieder erobert sei. Der egyptyche Sultan, von mehreren christlichen Rittern gereizt, zog gegen Jerusalem, schlug unterwegs ein Christenheer und besetzte nach diesem Siege Jerusalem ohne weiteren Kampf; alles, was an das Ehnsten-thnm erinnern konnte, ließ er beseitigen, doch die Einwohner behandelte er milde. Da beschloß Barbarossa, sein thatenreiches Leben noch durch einen Kreuzzug zu krönen; mit ihm verbanden sich zu gleichem Zwecke die Könige Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz von England, -^chdem Friedrich die Reichsregierung seinem Sohne Heinrich ^-übertragen hatte, stellte er sich 1189 zu Regensburg an die Spitze des 150 000 Mann starken Kreuzfahrer-Heeres. Wiewohl der griechische Kaiser Angelus seine Hülfe Zugesagt hatte, trat er doch dem Heere hindernd in den Weg; jedoch Friedrich wußte die Hindernisse zu beseitigen. Nach der Ueberwindung tn Adrianopel wurde das Heer nach Asten übergeführt, und kaum warman dort angekommen, da begannen auch ichon die Kampfe mit den Türken. Bei Jconinm kam es zu einer mehrlagigen Schlacht, welche durch des Kaisers Unerschrockenheit und durch di Tapferkeit seines Sohnes Friedrich (Herzog von Mwaben) gewonnen wurde; letzterer hatte während der Schlacht die Sturm genommen. Von hier gelangte das Heer nach Seient in der Landschaft Cilicien und mußte dal elbst über den Flutz Kalikadnns (jetzt Seleph) setzen. Der Fluß war von anhaltendem Regenwetter stark angeschwollen; da dem Km,er da- Brucke -schlagen zu lange dauerte, so sprengte er mtt fernem gferk m 1190 die tosenden Wellen, um schwimmend das Mutige Uftrzue. reichen. Aber die Wogen rissen ihn mit sich fort, und obwohl»

10. Neue und neueste Geschichte - S. 156

1880 - Dillenburg : Seel
— 156 — Punzen. Welche Freude! „Ach lieber Fritz, lieber Wilhelm! Seid ^hr da?" rief sie. Unter lautem Schluchzen eilten beide an das Bett der Mutter. — Die Todesstunde, die neunte des —ages, nahte heran. „Ach," seufzte die Königin, „mir hilft nichts mehr, als der Tod!" Der König faß an der einen Seite des Jettes, die Rechte der Kranken haltend; an der andern Seite faß die Schwester Friederike; die Aerzte und die ganze herzogliche Familie waren anwesend. Zehn Minuten vor neun Uhr kam wieder etn Krampfanfall. „Herr Jesu, Jesu! mach’ es kurz!" rief sie —- fünf Minuten später war der Kampf zu Ende. Der König, fast erdrückt von ungeheurem Schmerze, raffte sich auf, drückte feiner Luise die Augen zu und holte dann die beiden Prinzen an das Sterbebett. Diese sanken an der Leiche der geliebten Mutter nieder und benetzten ihre Hände mit heißen Thränen. Nicht nur Preußen, ganz Deutschland trauerte über den Tod der edlen Königin. Als der Sarg nach Berlin gebracht wurde, erschienen die meisten Berliner in Trauerkleidung. In Charlotten-burg erhielt Luise eine würdige Ruhestätte. Der Bildhauer Rauch schuf für das Mausoleum ein Marmorbild der schlafenden Königin, unvergleichlich in feiner Ausführung, da Dankbarkeit und Verehrung die Hand leiteten. — Noch heute ist die Königin Luise das Vorbild edler Frauen; noch heute wird sie gepriesen als die beste Mutter ihrer Kinder und des Vaterlandes und als die beste Gattin eines Mannes. c. Abfall des Generals Hork. Napoleon hatte der Welt verschwiegen, welches Schicksal die ungeheure Armee in Rußland gehabt hatte; um so gewaltiger war der Eindruck, als es endlich bekannt wurde. Hier und da erhoben sich Stimmen, daß jetzt oder nie Gelegenheit fei, das verhaßte Joch abzuwerfen. Friedrich Wilhelm erkannte das wohl, aber er allein durfte nicht wagen, Ktieg zu beginnen: er wäre von der llebermacht Napoleons erdrückt worden; Oestreich war durch Verwandtschaft an Napoleon gefeffelt und hatte noch keine Luft zum Kriege; und Rußland? welchen Werth hatte Rußlands Freundschaft, nach dem Jahre 1807 bemessen? So überlegte der König lange Zeit; da traf ihn die Nachricht von dem Abfalle des Generals von Iork vom französischen Heere. Iork hatte das preußische Hülfsheer nach Rußland befehligt; auf dem Rückzüge war er mit feinen Truppen der letzte und hatte die Nachhut zu decken. Seine Ehre forderte fein Ein-stehen für die Franzosen; feine Liebe zum Vaterland wollte das
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