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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 131

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 131 — Fürsten angehören, bilden den Schwertadel, den Rittern des Mittelalters vergleichbar. Sie sind im Besitz großer Güter und führen jetzt ein sorgenfreies Dasein, da die innern Kriege ziemlich ausgehört haben, seit das Land im Besitz der Engländer ist. Die Waisja, die Ackerbauer und Gewerbetreibenden, machen die große Masse der Bevölkerung aus. Als Handwerker und Kaufleute besitzen sie oft große Reichtümer, aber da ihnen ein Aufsteigen in höhere Kasten versagt ist, bleiben sie von dem höheren Geistesleben ausgeschlossen. Zur Kaste der Sudras gehören außer der nichtarischen Bevölkerung auch alle aus den oberen Klassen Verstoßenen. Sie sind von der religiösen Gemeinschaft ausgeschlossen und werden allgemein verachtet. Sie erwerben sich ihren Unterhalt meist als Dienstboten. Am ver- achtetsten sind die Tschandala und Parias, denen u. a. das Geschäft der Leichen- Verbrennung und der Hinrichtung obliegt. Sie wohnen abgesondert in kleinen Dörfern; j was sie berühren, gilt als unrein, selbst Wasser, das durch ihren Schatten gelausen ist. Reden sie mit einem Hindu, so müssen sie die Hand vor den Mund halten;» vor einem Brahmanen müssen sie die Flucht ergreifen, denn schon ihr bloßer Anblick verunreinigt diesen. Doch hat sich ihr Los wesentlich gebessert, seit die Engländer Indien in Besitz haben, wie sich denn überhaupt unter dem Einfluß der Europäer, insbesondere auch der christlichen Mission, der starre Kastengeist zu lockern beginnt. Für Europäer macht das Kastenwesen das Halten einer großen Dienerschaft nötig, weil jeder nur die Arbeiten seiner Kaste ver- richten darf., So sehr nun auch diese Standesgliederung — die von der Bevölkerung als etwas Selbstverständliches und Unabänderliches angesehen wird —, indem sie die Berufe erblich macht, gewiß viel zur Förderung des Ackerbaus und Gewerbes beigetragen hat, so bildet sie doch jetzt einen Hemmschuh für jede freie Entfaltung der Volkskräfte und hält die Be- völkerung in den altgewohnten Bahnen des Lebens fest. Zu den Schattenseiten des indischen Volkslebens gehört die Stellung der Frau. Sie ist vom öffentlichen, gesellschaftlichen Leben völlig ausgeschlossen und führt ein Sklaven- dasein. „Jahrelang", schreibt Dalton, „kommt die Frau nicht aus ihrer Zeuana, dem Frauen- gemach, heraus; glaubwürdige Missionarinnen haben mir versichert, Unglückliche getroffen zu haben, die noch keinen blühenden Baum gesehen hatten. In dieser Unwissenheit verbringt sie ihre Tage und Jahre. Auf der Straße kann man wohl ab und zu Träger sehen, die eisenden Schrittes auf ihren Schultern ein Ding tragen, nicht unähnlich einem mit Teppichen dicht verhüllten Hühnerkorb. Darin kauert mit untergeschlagenen Beinen eine Frau, die vielleicht nur über die Straße eine Leidensgenossin besucht oder im heiligen Strom eine Waschung vollziehen will". Die Frauen der untern Stände sind übrigens besser daran. Sie gehen mit aufs Feld, auf die Straße und helfen mit zum Lebenserwerb. Besonders hart ist das Los der Witwen. In früherer Zeit wurden sie vielfach mit der Leiche des Mannes verbrannt. Die Engländer haben aber diesen Greueln ein Ende gemacht. Die Witwe fällt der tiefsten Verachtung anheim. Sie gilt als von den Göttern gestraft, weil sie in einem früheren Leben schwere Schuld auf sich geladen habe. Nicht selten wird sie Hülflos und mittellos auf die Straße gestoßen. Doppelt schwer trifft das Geschick kleine Kinder. Denn schon in der Wiege wird das Mädchen verheiratet. Stirbt nun der Ver- lobte, so gilt das Kind als Witwe und ist für zeitlebens geächtet. Man schert ihm das Haupthaar ab, legt ihm Trauerkleider an, entzieht ihm allen Schmuck, alle wohlschmeckenden Speisen und Näschereien, läßt es fasten usw., ohne daß es selbst weiß, warum ihm das alles widerfährt. Erst im Alter von 11 Jahren wird ihm Aufklärung über sein trauriges Los gegeben. Viele der indischen Witwen verkommen im Elend oder machen ihrem Leben durch Selbstmord ein Ende. Die Inder haben schon sehr früh eine hohe Kultur entwickelt. Nicht nur Ackerbau, Gewerbe und Handel blühten, sondern auch Kunst und Wissenschaft wurden gepflegt. Sie 9*

2. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 166

1846 - Aachen : Benrath
166 Brauer braut und würzt das Bier, der Branntweinbrenner destil- lirt den Brandwein und Liquenr; der Meier mästet Schweine, die Melkerin dreht Butter und macht den Käse; das Milchmäd- chen trägt Milch und Butter in die Stadt: in einigen Städten bringen Wasserträger das Trinkwasser zum Verkauf. Schiffer, Fuhrleute, Kaufleute, Händler und Reisende bringen uns aus fremden Welttheilen noch Zucker, Kaffee, Thee, Cacaobohuen, Sago, Pfeffer, Nägelein, Zimmt, Ingwer, Vanille, Muskatnuß zu Getränken und Würzen, deren Erzielung, Zubereitung und Versendung wieder tausende Hände beschäftigt. In Krankheitsfällen verschreibt der Arzt Medizin, der Apotheker bereitet sie zu aus allerlei Kräutern, die der Kräutersammler sucht. Viele Arzneimit- teln muß der Apotheker aus den eutlegeusteu Welttheilen herkom- men lassen, und somit sind wieder viele hundert Menschen thätig, uni die Genesung ihrer kranken Mitbrüder zu vermitteln. 9. Was den Menschen in körperlicher Hinsicht noch insbeson- dere auszeichnet, sind der ausrechte Gang, seine 2 Hände, das schöne ausdrucksvolle Angesicht und die melodische Stimme. Er ist das einzige Geschöpf der Erde, welches mit aufgerichtetem Kör- per alle mögliche Bewegungen mit Leichtigkeit machen, frei nach allen Seiten um sich und in die Weite schauen kann. Er kann auf dem Wasser schiffen, in demselben schwimmen, untertauchen und vom tiefen Meeresgrund Gegenstände heraufholen, ans der Erde gehen, laufen, reiten und fahren, auf Seilen und rennenden Pferde» tanzen, die zierlichsten Bewegungen und die gewagtesten Sprünge mit großer Sicherheit machen; er kann Bäume erklim- men , die höchsten Berge besteigen und mit Hülfe des Luftballons oder künstlicher Flügel durch die Lüfte segeln. Mit seinen geschick- ten Händen baut und gräbt er das Feld, besäet den Acker und vertheidigt sich gegen die stärksten Bestien und gefürchtetsten Thiere. Er sticht, haut, wirst und schießt so sicher, daß ihm keines entgeht. Was bringt diehand des Malers, Bildhauers, Holzschnitzers, Drechs- lers, Maschinen- und Orgelbauers, Uhrmachers, des Instrumenten- machers, Klavier- und Violinspielers, des Gebild- und Teppichwe- bers, der Spitzenklöpplerin, der Strickerin, des Schönschreibers, Kupferstechers und Zeichners nicht Alles zu Stande! Die mensch- liche Hand leistet im Große« wie im Kleinen Erstaunliches. B(=

3. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 41

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 41 — „Trinkgefäße" — von Glas rc. müssen also damals in Deutschland noch etwas Seltenes gewesen sein, ebenso Tischmesser und die übrigen aufgezählten Gegenstände. Überschrift: Wie der Krämer sein Geschäft betreibt. Der weite Weg nach Venedig. Die Gefahr eines Überfalls: die wertvollen Waren lockten. Der Weg wird an der Karte betrachtet: wahrscheinlich war die Wanderung durch die Alpen der gefährlichste Teil. Dort konnten sich die Räuber verstecken. Freilich hatte es auch in Thüringen Raubritter gegeben. 3. Zur Besprechung: Warum beraubten die Ritter den Krämer nicht in Würzburg? — Sie scheuten sich doch vor den Leuten und überfielen ihn deshalb an einem einsamen Orte auf dem Wege nach Eisenach zu. Unsere Vermutung, er würde vielleicht in den Alpen überfallen werden, ist nicht eingetroffen. „Er zeigte seinen Geleitsbrief vor" — und dachte gewiß: „Jetzt werden sie dich in Ruhe lassen"; aber wie sehr fühlte er sich enttäuscht . . . „Sie kehrten sich nicht daran". — Sie dachten, der Landgras würde eines einfachen Krämers halber gewiß nicht gegen sie ziehen. Sie waren so sicher, daß sie den Krämer sogar laufen ließen. Überschrift: Der Krämer wird beraubt. Der Krämer in Verzweiflung. Alles verloren! alle Mühe und Arbeit umsonst! Er wird nach Eisenach eilen Was wird der Landgras thun? Vermutungen: er wird sich ärgern, daß die Ritter seinen Geleitsbrief mißachtet haben rc. 4. Zur Besprechung: Wir haben falsch vermutet. — Ludwig lacht über die Erzählung und den Jammer seines Genossen, der wohl seinen Kram unwiederbringlich verloren glaubte; er weiß schon, wie er es anzufangen hat, dem Krämer zu j einem Rechte zu verhelfen und sein Ansehn zu wahren. „Verwüstet das Land". — Er plündert und zerstört die Dörfer rc. „Bischof" — Der Herr des um Würzburg liegenden Landes. Er wird vielleicht schon um den Raub gewußt haben; wenn nicht, so hat er jetzt nachgeforscht und alles erfahren. Dem Landgrafen ist die Sache von Anfang an spaßhaft, da er des Erfolges sicher ist. Die Freude des Krämers und aller Kaufleute, die die Geschichte hörten! Überschrift: Der Landgraf sucht seinen Esel (die nnnmehr verständliche Überschrift des Lesestücks). Gesamterzählung. Iii). 1. Ziemte es sich für einen Landgrafen, mit einem Krämer zusammen Handelsgeschäfte zu treiben? — Dem Fürsten kommt es gar nicht darauf an, sich Gewinn zu verschaffen. Er war gewiß nicht nur deshalb auf den Eisenacher Jahrmarkt gegangen, um feine Schaulust und Neugierde zu befriedigen, sondern er wußte, wie notwendig die Kaufleute

4. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

5. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 14

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 14 — Singens und herzlichen Gebetes willen in der Kirche eine sehnliche Zuneigung zu den Knaben trug." (Maithesius.) Der Rektor der Eisenacher Schule, Namens Trebonius, pflegte beim Eintritt in die Schulstube sein Barett abzunehmen und es erst auf dem Katheder wieder aufzusetzen. Als man ihn darum befragte, sagte er: „Unter den Knaben sind Leute, auo denen Gott Bürgermeister, Doktores und obrigkeitliche Personen machen kann, obwohl ihr es jetzt nicht seht; solche sollt ihr wohl ehren." „Verachte mir nicht die Gesellen, die vor der Thüre den Brotreigen singen. Ich bin auch ein solcher Partekenhengst gewesen und habe das Brot vor den Häusern genommen, sonderlich zu Eisenach, meiner lieben Stadt, in der ich soviel Gutes gelernt und genossen." (Tischreden.) 3. Erfurt. „Im Jahre 1501 senden diesen jungen Gesellen seine lieben Eltern gen Erfurt auf die hohe Schule und erhalten ihn vom Segen ihres löblichen Berggutes. Denn Gott hatte des Vaters Bergarbeit gesegnet und ihm zwei Schmelzöfen zu Mansfeld be-. beschert." (9pfattf)eftu§.) „Hernach hielt mich mein lieber Vater mit aller Liebe und Treue in der hohen Schule zu Erfurt und hat mir durch seinen sauren Schweiß und Arbeit dahin geholfen, da ich hinkommen bin. (Tischreden.) „In dieser Universität fängt dieser Student an. die Welt- weisheit mit großem Ernst und mit besonderem Fleiß zu studieren, wie er auch eine Zeit lang der Juristerei obgelegen. Obwohl er aber von Natur ein hurtiger und fröhlicher Geselle war, fing er doch alle Morgen sein Lernen mit herzlichem Gebet und Kirchen* gehen an, wie denn dies sein Sprichwort gewesen: Fleißig gebetet ist über die Hälfte studiert -, verschlief und versäumte daneben

6. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 101

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 101 — 52. Die Erhebung des preußischen Volkes im Jahre 1813. Die Erlasse des Königs wurden im ganzen Lande verbreitet. Schon der Aufruf zur Bilduug freiwilliger Jägerabteilungen wurde von den Geistlichen von der Kanzel verkündigt. Als ein junger Theologe, der predigend seinen Vater vertrat, die Gemeinde von der Kanzel ermahnte, ihre Pflicht zu thun, und zufügte, daß er nicht leere Worte spreche und sogleich nach dem Gottesdienst als Husar eintreten werde, da stand sofort in der Kirche eine Anzahl junger Männer auf und erklärte, sie würden dasselbe thun. Als ein Bräutigam zögerte, sich von seiner Verlobten zu trennen, und ihr endlich doch seinen Entschluß verriet, sagte ihm die Braut, sie habe in der Stille getrauert, daß er nicht unter den ersten aufgebrochen fei. Breslau war der hauptsächlichste Sammelpunkt. Zu allen Thoren der Stadt zogen die Haufen der Freiwilligen herein. Unter den ersten waren dreizehn Bergleute aus Waldenburg, Kohlengräber, die ärmsten Bergleute. Ihre Mitknappen arbeiteten so lange umsonst unter der Erde, bis sie zur Ausrüstung für die Kameraden 221 Thaler zusammengebracht hatten. Kaum wollte der König an solche Opferfähigkeit des Volkes glauben; als er aus den Fenstern des Regierungsgebäudes den ersten langen Zug von Wagen und Männern sah, der aus der Mark ihm nachge- zogen war und die Albrechtstraße füllte, den Zuruf hörte und die allgemeine Freude erkannte, rollten ihm die Thränen Über die Wangen. Als endlich das Ziel der ganzen Bewegung nicht mehr zweifelhaft war, wurde der Zudrang noch allgemeiner. Die Zeitungen meldeten damals: „Aus Halle, Jena, Göttingen sind fast alle Studenten in Breslau angekommen, sie wollen den Ruhm teilen, die deutsche Freiheit zu erkämpfen. „Auch in Königsberg, Berlin,

7. Die Alpen und Süddeutschland - S. 96

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 96 — Frau und Kinder harren seiner in der ärmlichen Stube, während draußen der Sturm durch Schluchten und Bäume heult. Wie nun aber tiefe Nacht Tal und Berg deckt und der Ersehnte noch immer nicht da ist, begeben sie sich zur Ruhe. Aber welch traurige Nacht! Die treue Gattin erquickt kein sanfter Schlummer; ihre Gedanken weilen auf den Bergen und verlieren sich in den mancherlei Ge- fahren, die dem Gatten zugestoßen sein können. Doch noch immer gibt sie die Hoffnung nicht ganz auf; es ist ja möglich, daß uur Sturm und Nebel ihn auf den Höhen zu überuachteu gezwungen haben. Der Morgen bricht an, der Tag vergeht, aber der Gatte kehrt nicht heim! Freunde und Verwandte rücken aus, um dem Lebenden Hilfe zu bringen oder den Toten aufzusuchen; aber oft finden sie ihn nicht. Gattin und Kinder beweinen den Hingeschiedenen, und nicht einmal der Trost ist ihnen geblieben, daß er in ihrer Nähe ruht und sie sein Grab besuchen können. O. Gandtner. (I. Andre Erwerbszweige. Noch manche andre eigentümliche Erwerbszweige sind in den Alpen zu Hause. Da ist zunächst der Wurzelgraber. Er streift im Gebirge umher und fucht nach Wurzeln heilkräftiger Kräuter. Am meisten geschätzt ist der gelbe Enzian. Er wächst häufig au steilen Felswänden, und seine Wurzeln gehen tief in den Grund hinab. Ost muß der Gräber feiu Leben aufs Spiel setzen, um die Pflanzen zu gewinnen. Die gesammelten Wurzeln übergießt er zu Hause mit Branntwein, der den heilsamen Saft auszieht. Die Enziantropfen gelten als ein vorzügliches Mittel gegen allerlei Magenbeschwerden. Der Wurzelgräber fiudet darum überall Abnehmer, wenn er mit seinen Fläschchen von Haus zu Haus zieht. In manchen Alpentälern findet man geschickte Holzschnitzer. Sie treiben ihr Handwerk hauptsächlich in den langen Wintermonaten, wenn es ihnen an sonstiger Beschäftigung fehlt. Im Sommer sind sie Bauern, Tagelöhner oder Hirten. Doch gibt es auch solche, die ein besonderes Geschäft aus ihrer Kunst machen. Die einen schnitzen Kruzifixe, Heiligenbilder und andre menschliche Figuren. Andre machen Körbchen und Kästchen, Nadelbüchsen und Kinderspiel- zeuge. Wieder andre verfertigen Flöten und sonstige musikalische Instrumente. Auch ihre Alpen stellen sie in Holz dar, auf dem Felsen ein paar Gemsen und auf der Alm eine Sennhütte mit Hirt und Herde. Viele dieser zierlichen Arbeiten werden von den Vergnügnngsreisenden, die im Sommer die Alpen besuchen, als Andenken mitgenommen, die meisten jedoch von Großhändlern anf- gekauft und in alle Welt versandt. Die Alpen werden jährlich von vielen Tausenden voit Fremden besucht. Viele von ihnen reisen nicht bloß auf den gebahnten Wegen. Sie wollen auch ins Hochgebirge hinauf, über Gletscher wandern und hohe Berggipfel besteigen. Zu solchen oft gefährlichen Wanderungen nehmen sie gewöhnlich einen oder

8. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 43

1885 - Aachen : Barth
in welchem sie abstiegen, auf dem Tische einen gedruckten Aufruf zu Beiträgen für arme verwundete Soldaten. Die drei Frauen leerten sofort ihre vollen Börsen und eine gab noch ihren Ring, eine andere ihre Ohrringe dazu. Nnr Fräulein von Schmettern konnte wegen ihrer Armut nichts beisteuern. „Noch nie", sagte sie, „hat mich meine Armut so gedrückt wie jetzt. Ich habe weder Geld noch Geschmeide, und doch möchte ich so gerne auch etwas für mein Vaterland geben können!" Die Liebe macht erfinderisch, so auch hier. Sie ließ einen Friseur kommen, dem sie ihre Haarflechten für rünf Gulden verkaufte. Ein reicher Herr hatte hiervon gehört. Er kaufte die Flechten, ließ sie in Ringe und Bänder einfaffen und verkaufte diese zum Besten der Armee. Auf diese Weise wurden 1200 Thaler aus den Flechten des Fräuleins gelöst. Das schönste Vorbild der treuen Hingabe fürs Vaterland hatte die edle Königin Luise hinterlassen. Sie hatte nach der Demütigung Preußens durch den Frieden von Tilsit alle ihre Schätze und Kostbarkeiten dem Vaterlande geopfert. Aus Liebe zu ihm trug sie die große Schmach Preußens in Geduld. Die harten Ereigniffe brachen ihr jedoch schon früh ihr echt deutsches Herz. Einen schönen Satz, den sie zur Zeit der Prüfung in ihr Tagebuch niederschrieb, wollen wir uns merken: „Wer nie fein Brot mit Thränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte." Sie hatte nicht die Freude, den Tag der Wiedererhebung Preußens zu erleben, da sie schon am 19. Juli 1810 starb. Ihr Andenken begeisterte aber nicht allein die deutschen Frauen, sondern entflammte auch die Brust der Krieger zu mutigen und edlen Thaten. Zum Andenken an diese edle Frau stiftete der König am 3. August 1814 den Luisen-Orden, der als Ehrenzeichen solchen Frauen verliehen werden sollte, die sich besonders um das Vaterland verdient machen würden. Der Befreiungskrieg 1813—1815. Das erste Zusammentreffen mit Napoleon war ant 2. Mai 1813 bei Großgör schen. Die Franzosen siegten und gleich darauf bei Bautzen. Da sie aber auch harte Verluste erlitten, schlossen sie einen Waffenstillstand. Während dieser Zeit traten Österreich und Schweden zu den verbündeten Preußen und Russen. Drei Armeen wurden gebildet. Die Nordarmee bei Berlin kommandierte der schwedische Kronprinz, die schlesische der alte Blücher und die böhmische der österreichische Feldmarschall Schwarzenberg. Bei Großbeeren schlugen die Preußen unter Bülow am 23. August

9. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 42

1885 - Aachen : Barth
— 42 — des Heerwesens das Land kräftig und stark machten. Ausgezeichnete Männer, die mit großem Erfolge zum Segen unseres Vaterlandes arbeiteten, waren: der Minister von Stein, der Kanzler Harden-derg, ochctrnljoi )t, Gneisenan und Blücher. Sie Bereiteten im stillen das Land kriegstüchtig vor, um zu einem geeigneten Zeitpunkte zur Wiedereroberung der geraubten Freiheit schlagfertig zu sem. Ein solch günstiger Umstand sollte sich bald finden. Napoleon unternahm 1ü12 einen Feldzug gegen Rußland. Nach zwei blutigen schlachten drang er bis Moskau vor, um hier ein behagliches Winterquartier zu nehmen. Kaum aber in die Stadt eingezogen, brach au allen Enden derselben Feuer aus, das die Stadt vernichtete. Voll Hunger und zerlumpt war das Heer hier angekommen und mußte elend sofort den Rückzug antreten. Auf diesem kam es größtenteils durch Kälte, Hunger und Verfolgung um. Napoleon hatte bitter für feinen Übermut das Strafgericht Gottes erfahren müssen. Diese Niederlage des mächtigen Herrschers benutzte der preußische Geueral York und trat mit seinen Hilfstruppen zu den Russen über. König Friedrich Wilhelm schloß ein Bündnis mit den Russen und erklärte am 16. März Napoleon den Krieg. Nicht allein in Preußen, sondern in allen deutschen Landen wurden Jung und Alt von einer solchen Begeisterung ergriffen, wie bisher nie das deutsche Volk sie gezeigt hatte. Die Begeisterung verlieh Mut und Thatkraft. Freiwillige strömten in großen Scharen von allen Seiten herbei, selbst (kreise waren bereit, sroh mit in den Kamps zu ziehen. Die mutigste Schar war die Lützowsche, unter der auch der Dichter Theodor Körner focht. Neben der Linie wurde eine Landwehr und ein Landsturm gebildet. Unter dem Gesänge der herrlichen Vaterlands* lieber von Arndt, Körner und Schenkendorf zogen die Krieger mutvoll in den Kampf. Die deutschen Frauen zur Zeit der Befreiungskriege. Auch die deutschen Frauen wurden tief ergriffen und zu edlen Thaten fürs Vaterland entstammt. Es entstand ein „Frauen-verein zum Wohle des Vaterlandes", der mit rühriger Kraft für die ins Feld gezogenen Streiter daheim arbeitete. Die goldenen Trauringe wurden mit eisernen verwechselt, die die Inschrift trugen: »Gold gab ich für Eisen hin 1813." Unbeschreiblich viel wirkte der Verein für Verwundete, Arme, Kranke und Notleidende. In dieser Zeit der allgemeinen Begeisterung fuhren eines Tages drei adelige Frauen nach Berlin. In ihrer Gesellschaft war ein Fräulein von Schmettau. Die Damen fanden in dem Gasthause,

10. Erzählungen aus Sage und Geschichte des Altertums und der ersten Periode des Mittelalters - S. 73

1901 - Dresden : Damm
73 Romulus bei einer Heerschau in den Himmel emporgehoben, und die Rmer verehrten ihn fortan als Gott Quirlnus. 2. Auma H>ompitius. Ein Jahr lang hatten nach Romulus' Tode die Senatoren die Regierung selbst in den Hnden, da whlte das Volk den Sabiner Ruma Pom-pilius zum Könige. Er war ein frommer und friedlieben-der Mann und geno die Freundschaft und Unterweisung der Nymphe Egeria, die in der Nhe von Rom eine Grotte bewohnte. Nach ihrem Rate erbaute er dem Jauus, dem Gotte des glcklichen Anfanges (Januarius) und des Krieges, einen Tempel, der im Kriege geffnet sein sollte, damit man darin um Frieden beten knnte. Er schuf das Priester-kollegium der Po n ti sie es und vermehrte das Kollegium der Auguren (Vogelschauer), die Fetialen aber bestimmte er zu Htern des Vlkerrechtes. Die Sicherheit des Ackerbaues vermehrte er durch Heiligung der Grenzraine und der Grenz-steine, die der Gott Terminus schtzte. Aber auch Handel und Gewerbe ordnete er durch Einrichtung der acht Znfte der Tpfer, Schmiede, Goldarbeiter, Zimmerleute, Gerber, Schuster, Frber und Fltenspieler; alle brigen Gewerbe bildeten die neunte Zunft; jede hatte ihre besonderen Opfer und Feste. So wurde Numa der Stifter friedlichen, brgerlichen Lebens und eines geordneten Gottesdienstes unter den Rmern. Als er nach langer, glcklicher Regierung starb, weinte alles Volk; Egeria aber verbarg sich im dichten Walde und jammerte untrstlich, bis sie von der Gttin Diana in eine Quelle verwandelt wurde. 3. Fullus Kostmus. Unter dem kriegerischen Tullus Hostilius kam es zwischen Rom und der Mutterstadt Alba Longa zum Krieg. Schon standen sich die Heere kmpf-bereit gegenber, als der Feldherr der Albaner, Mettius Fuffetius, vorschlug, das Schicksal beider Städte vom Kampfe weniger tapferer Männer abhngig zu machen. Nun
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