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1. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 60

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 60 — die glänzenden Speere und die hohen Reitersleute an und denkt wohl in seinem Herzen: Wie prächtig sieht das aus! Aber Plötzlich biegen die Reiter von der sich krümmenden Straße ab und kommen querfeldein auf die Stelle zugeritten, wo er hütet. Das ist ihm zu arg; denn das Feld ist keine Straße, und das Feld gehört seinem Vater. Er besinnt sich kurz, geht deu Rittern entgegen, stellt sich ihnen in den Weg und ruft ihnen mit dreister Stimme zu: „Kehrt um, die Straße ist euer, das Feld ist mein!" Ein hoher Mann, auf dessen Stirn ein majestätischer Ernst thront, reitet an der Spitze des Zuges und sieht ganz verwundert den Knaben an, der es wagt, sich ihm in den Weg zu stellen. Er hält sein Roß an und hat seine Freude an dem mutigen Jungen, der so kühn und furchtlos feinen Blick erwidert und nicht vom Platze weicht. „Wer bist Du, Knabe?" „Ich bin Hermann Billings ältester Sohn und heiße auch Hermann, und das ist meines Vaters Feld; ihr dürft nicht hinüberreiten." „Ich will's aber", erwiderte der Ritter mit drohendem Ernst, „weiche, oder ich stoße dich nieder!" Dabei hob er den Speer. Der Knabe aber bleibt furchtlos stehn, sieht mit blitzenden Augen zu dem Ritter hinauf und spricht: „Recht muß Recht bleiben, und ihr dürft nicht über das Feld weiter, ihr reitet denn über mich weg." „Was weißt Du von Recht, Knabe?" „Mein Vater ist der Billing", antwortete der Knabe, „vor einem Billing darf niemand das Recht verletzen." Da ruft der Ritter noch drohender: „Ist das denn Recht, Knabe, Deinem König den Gehorsam zu versagen? Ich bin Otto, dein König." „Ihr wäret Otto, unser König, von dem mein Vater uns so viel erzählt? Nein, ihr seid es nicht! König Otto schützt das Recht, und ihr brecht das Recht; das thut Otto nicht, sagt mein Vater." „Führe mich zu beinern Vater, braver Knabe!" antwortete der König, und eine ungewöhnliche Milde und Freundlichkeit erglänzte auf seinem ernsten Angesicht.

2. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 61

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 61 — „Dort ist meines Vaters Hof, ihr könnt ihn sehen," sagte Hermann, „aber die Rinder hier hat mir mein Vater anvertraut, ich darf sie nicht verlassen, kann euch also auch nicht führen. Seid ihr aber Otto, der König, so lenket ab vom Felde auf die Straße; denn der König schützt das Recht! Und der König Otto der Große gehorchte der Stimme des Knaben und lenkte sein Roß zurück auf die Straße. Bald wird Hermann vom Felde geholt. Der König ist bei seinem Vater eingekehrt und hat zu ihm gesagt: „Billing, gieb mir deinen ältesten Sohn mit; ich will ihn bei Hofe erziehen lassen; er wird ein treuer Mann werden, und ich brauche treue Männer/' Und welcher gute Sachse konnte einem Könige wie Otto etwas abschlagen? So sollte denn der mutige Knabe mit seinem Könige ziehen; und als Otto ihn fragte: „Hermann, willst du mit mir ziehen?" da antwortete der Knabe freudig: „Ich will mit dir ziehen, du bist der König, denn du schützest das Recht." Otto übergab den jungen Billing guten Lehrmeistern, in deren Pflege und Leitung er zu einem tugeudlichen und tüchtigen Manne erwuchs. Der König hielt ihn wie einen seiner nächsten Freunde und vertraute dermaßen der Klugheit, Tapferkeit und Treue seines Pfleglings, daß er, als er seine Römerfahrt antrat, ihm das eigne angestammte Herzogtum Sachsen zur Verwaltung übergab. Dieser Hermann Billrng ist der Ahnherr eines blühenden Geschlechts geworden, das bis zum Jahre 1106 dem Sachsenlande seine Herzöge gab. 39. Die Schlacht am Lech. Im Sommer des Jahres 955 erschienen vor dem König Otto Boten seines Bruders Heinrich, des Herzogs von Bayern, und brachten die Kunde: „Siehe, die Ungarn überfluten mit ihren Horden deines Reiches Grenzen und wollen mit dir einen Kampf wagen." Sobald

3. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

4. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 35

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 35 — Iia. Das Lesestück „Heinrichs Tod" wird gelesen. 1. Zur Bespre chung: „Im Harze, wo er gern jagte". — Wir haben früher bei Besprechung der Sage von der Wahl Heinrichs recht vermutet, als wir sagten, der Sachsenherzog müsse wohl gern auf die Jagd gegangen sein. (Auch den Ort, wo Heinrich gern jagte, hält die Sage fest. Noch jetzt zeigt man bei Quedlinburg den Vogelherd) Wieviel Jahre nach der Ungarnschlacht sand die Versammlung statt? — „Die Großen" — die unter allen am meistert hervorragten durch ihr Ansehn, die Herzoge re. Heinrich „empfahl" seinen Sohn als Nachfolger — also kann die Kaiserwürde nicht erblich gewesen sein, sondern die deutschen Kaiser wurden damals alle gewählt. Um so besorgter wird Heinrich um das Reich gewesen sein, und deshalb veranstaltete er auch die Versammlung in Erfurt. Sein Sohn Otto muß tüchtig gewesen sein, sonst hätte der König ihn nicht als Nachfolger empfohlen. Von einer Wahl Ottos wird allerdings noch nichts erzählt. 2lber wie hoch der Vater ihn schätzte, erkennen wir auch daraus, daß er ihn über seine Brüder setzte. Wir haben recht vermutet. — Heinrich hat, ehe er starb, so weit es ihm möglich war, das Reich durch Empfehlung eines tüchtigen Nachfolgers zu sichern gesucht. Er hat aber auch für sein Haus und seine Familie gesorgt. Überschrift: Der König versammelt die Großen in Erfurt. Heinrich wird wohl sehr ernst gestimmt gewesen sein. 2. Zur B espr echung: Memleben war eine Psalz — wie Werla; also hatte der König verschiedene Wohnsitze, in denen er sich abwechselnd aushielt. Auch unser Großherzog wohnt nicht immer in Weimar, sondern manchmal auch aus der Wartburg und manchmal in Wilhelmsthal. Heinrich dankt dem Herrn, daß er vor seiner Gemahlin stirbt? — Er meint, Gott habe ihm den großen Schmerz, den Tod seiner Gemahlin zu betrauern, erspart. „Denn sie glaubte das Ende des Königs nicht so nahe" — sonst würde sie bei dem sterbenden Gemahl geblieben sein. „Des Volkes" ? — Vor der Kirche, im Burghof. Hier hatte sich auf die Nachricht von Heinrichs schwerer Krankheit viel Volk versammelt, um sein Beileid zu zeigen. Im Hofe hatte man die Nachricht vom Tode des Königs früher vernommen. „Solches zu thun". —Die Königin meint, Gott habe den König sterben lassen und könne ebenso auch ihre Söhne sterben lassen, darum sollten sie Gott fürchten und so fromm fein wie ihr Vater, der nun zum ewigen Heil eingegangen fei. Überschrift: Wie der König Heinrich stirbt. Wir haben nun die Thaten und Eigenschaften Heinrichs kennen gelernt und gesehen, wie er in Gott starb. Was möchtet ihr von einem solchen Fürsten noch gerne wissen? — Wie er aussah, wie er lebte re. 3*

5. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 37

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — zu benutzen, um ihre Söhne in der Furcht Gottes zu bestärken und auf das ewige Leben und seine Güter hinzuweisen. 3. Heinrich war ein ernster und pflichtgetreuer König. — Ja, aber er war nicht finster, -sondern auch gerne heiter und vergnügt. Er vergnügte sich gerne auf der Jagd und liebte auch ein gutes Mahl mit heiteren Tischgenossen, wenn er auch seiner Würde nie etwas vergab und niemanden gestattete, in seiner Nähe unziemliche Reden zu führen. Iii. 1. Wenn wir an den Tod Heinrichs denken, drängt sich uns unwillkürlich die Erinnerung an den Tod König Konrads auf. — König Heinrich starb ruhig und gefaßt. Er konnte auch zufrieden sterben, denn er schaute zurück aus ein thatenreiches Leben, und was er angefangen hatte, war ihm zum Besten des Reiches und seines Volkes geglückt. Ebenso konnte er mit Ruhe in die Zukunft blicken, denn, was er auf Erden zurückließ, hatte er wohl geordnet, und er sah auf einen Nachfolger, der ihm für den Bestand und das Gedeihen des Errungenen bürgte. Konrad hingegen mußte sich aus dem Sterbebette sagen, daß sein Wirken vergebens gewesen sei, und nur der eine Gedanke gab ihm Trost, daß er die letzten Augenblicke seines Lebens sicher und gewiß zum wahren Wohle seines Vaterlandes angewendet habe (Ausführung!) So war es ihm wenigstens vergönnt, vorwärts in die Zukunft des deutschen Reiches zu schauen, wenn er auch rückwärts auf ein verlorenes Leben blickte. 2. Das Ende Heinrichs erinnert uns auch an den Tod eines Thüringer Landgrafen. — Erzählung von dem Ende Ludwigs, des Gemahles der heiligen Elisabeth, an deren Tod ebenfalls erinnert werden kann. Auch Heinrich hat keine Furcht und Angst vor dem Tode. Er sorgt noch in letzter Stunde für feine Familie, indem er für sie zu dem allmächtigen Gott betet; ebenso befiehlt er ihm auch feine Seele. Diese Ruhe und Ergebung in Gottes Willen kann man nur verstehen, wenn man annimmt, daß Heinrich ein frommes Leben geführt habe und sich einig wußte mit feinem Gotte. Darum gilt auch von ihm der Spruch: Iv, 1. 3. Auch die Ehe Heinrichs erinnert uns an Personen, die auf der Wartburg wohnten. — An die Ehe Ludwigs mit der heiligen Elisabeth, die auch eine rechte Ehe war (Einzelheiten!); aber auch an die Ehe Ludwigs des Springers, die durch Ehebruch entstanden war, allerdings bereuten beide später ihre Sünde; dann an die erste Ehe der Gemahlin Ludwigs des Springers, die ihren Gemahl, den Pfalzgrafen Friedrich, nicht liebte und darum das sechste Gebot übertrat. Ludwig und die heilige Elisabeth aber („Mann und Frau, die unter einander einig sind") und Heinrich und seine fromme Gemahlin Mathilde liebten sich, und darum hielten sie das sechste Gebot. Wenn also die Eheleute sich lieben, so halten sie auch das sechste Gebot. (Darum ist es auch richtig, daß Luther in die Erklärung zum sechsten Gebot geschrieben hat: Iv, 2.) Die Königin Mathilde, die ihren Gemahl im Guten bestärkte und vom Bösen abhielt, ist gegenüberzustellen der Gemahlin Ludwigs des Springers,

6. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 11

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 11 — Ziel: Wie Heinrich gewählt wurde. I Denkt an das Gedicht! — Die Deutschen werden sich versammelt und Heinrich gewählt haben. Dann wird Eberhard mit einer Reiterschar Heinrich ausgesucht und ihn mit der Nachricht von der Wahl überrascht haben, indem er ihm die königlichen Abzeichen, Lanze, Schwert, Mantel und Krone, überbrachte. Ob wohl der Herzog, von Sachsen löirflicf) so ahnungs- und teilnahmslos war, wenn ein deutscher Kaiser gewählt wurde? — Da er Herzog von Sachsen war und die Sachsen doch auch mitzuwählen hatten, mußte doch er vor allen erfahren haben, daß eine Wahl stattfinde. Wahrscheinlich ist sogar, daß er selbst bei der Wahl zugegen war. Nur ein triftiger Grund konnte ihn davon fern halten; aus keinen Fall ging der Herzog von Sachsen, wahrend man den deutschen Kaiser wählte, zu seinem Vergnügen auf den Vogelherd, um den Vögeln nachzustellen. War er aber wirklich bei der Wahl zugegen, so kann er doch nicht von dem Zuruf der jauchzenden Reiter so völlig überrascht worden sein, er mußte doch sosort wissen, wie die Sache zusammenhing. — Es steht aber doch so im Gedicht? Das Gedicht enthält eine Sage. — Wir haben schon gehabt, was eine Sage ist. Eine Sage ist „gesagte Geschichte." Früher konnte man nicht drucken, es gab keine Zeitungen und keine gedruckten Geschichtsbücher. Die Ereignisse und Begebenheiten wurden oft nicht einmal auf-geschrieben, sie gingen von Mund zu Mund und wurden von den Eltern den Kindern erzählt. Dabei wurde manches weggelassen, manches hinzugefügt, manches verändert. So war es bei der Nibelungensage (Riesen, Zwerge, Unverwundbarkeit, Tarnkappe, Nixen re.). Was wird nun in unserem Gedicht Erdichtung und was Geschichte sein? — Es wird wahr sein, daß Heinrich zum Kaiser von Deutschland gewählt worden ist, sonst wäre die Sage nicht entstanden, ebenso, daß er ein guter, frommer und kräftiger Fürst war, sonst wäre^ er nicht gewählt worden; auch wird er gerne auf die Jagd gegangen sein, und das Volk muß sich darüber gefreut haben, daß der verehrte Herrscher diesem volkstümlichen Vergnügen sich hingab, sonst wäre man nicht aus die Erzählung vom „Vogelsteller" gekommen. Aber daß der Herzog von Sachsen von der Wahl gar nichts gewußt habe und daß er während der Wahl dem Vogelfang nachgegangen sei, ist gewiß spätere Veränderung und Dichtung. Heinrich wird also von dem Stattfinden einer Wahl und davon, daß er gewählt werden solle, unterrichtet gewesen sein.^ Von wem wahrscheinlich? — Von Eberhard. Dieser wird dem Lachsenherzog gleich nach dem Begräbnis des Königs die königlichen Abzeichen gebracht haben. Wie wird, wenn wir recht vermutet haben, Heinrich Eberhard empfangen haben? — Heinrich wird gewiß sehr erfreut gewesen sein, wenn Eberhard, der Bruder seines bisherigen Feindes, plötzlich zu ihm gekommen ist. Noch mehr wird er aber in Erstaunen geraten sein.

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 74

1893 - Dresden : Ehlermann
ich stoße dich nieder!" Dabei erhob er den Speer. Der Knabe aber bleibt furchtlos stehen, sieht mit blitzenden Augen zu dem Ritter hinauf und spricht: „Recht muß doch Recht bleiben, und Ihr dürft nicht über das Feld reiten, Ihr reitet denn über mich hinweg!" — „Was weißt du vom Recht, Knabe?" — „Mein Vater ist der Billung, und ich werde es nach ihm; vor einem Billung darf niemand das Recht verletzen." Da ruft der Reiter noch drohender: „Ist es denn recht, Knabe, daß du deinem Könige den Gehorsam versagst? Ich bin Otto, dein König!" — „Ihr seid Otto, unser König, Deutschlands Hort und der Sachsen Zierde, von dem mein Vater uns so viel erzählt? Otto, Heinrichs des Sachsen Sohn? Nein, Ihr seid es nicht! Der König schützt das Recht, Ihr aber brecht das Recht! Das thut Otto nicht, sagt mein Vater!" — „Führe mich zu deinem Vater, braver Knabe!" antwortete der König, und eine ungewöhnliche Milde und Freundlichkeit glänzte auf seinem sonst so ernsten Angesicht. „Dort ist meines Vaters Hof, Ihr könnt ihn sehen," sagte Hermann, „aber die Rinder hier hat mein Vater mir anvertraut, ich darf sie nicht verlassen, kann Euch also nicht führen. Seid Ihr aber Otto, der König, so lenket ab vom Felde auf die Straße; denn der König schützt das Recht!" Und der König Otto, der Große genannt, gehorcht der Stimme des Knaben, denn der Knabe hat recht, und reitet zurück auf die Straße. Bald aber wird Hermann vom Felde heimgeholt. Der König war bei seinem Vater eingekehrt und hatte zu ihm gesagt: „Billung, gieb mir deinen ältesten Sohn mit, ich will ihn bei Hofe erziehen lassen; er wird ein treuer Mann werden, und ich brauche treue Männer." Und welcher treue Sachse konnte einem Könige wie Otto eine Bitte versagen? So sollte denn der mutige Knabe mit seinem Könige ziehen, und als Otto ihn fragte: „Hermann, willst du mit mir ziehen?" da antwortete der Knabe freudig: „Ich will mit dir ziehen; du bist der König, und du schützest das Recht." Und Hermann Billung wurde nachmals Ottos treuer Freund und schützte, wie sein König, das Recht. Und als Otto die Ungarn niedergeworfen, alle seine Feinde bezwungen und Italien zum Reiche gebracht hatte, als sein Haupt mit der römischen Kaiserkrone geschmückt worden war, da verlieh er das väterliche Herzogtum seinem wackeren Kampfgenossen, dem Hermann Billung. Anderthalb Jahrhunderte hat dessen Geschlecht im Sachsenlande geblüht. _________ 7. Markgraf Gero. Nach Pröhle. Deutsche Sagen. Auf seiner Väter Burg Gersdorf in der Nähe des Harzes weilte der gewaltige Bekämpfer der Wenben, Gero, wenn er ausruhte von den Mühen des Krieges. In ihren Hallen oder in der Nähe der Burg ist der Schauplatz eines furchtbaren Ereignisses.

8. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 97

1893 - Dresden : Ehlermann
97 2. Er gastet schon seit Tagen mit seinen Mannen bort; Doch Zwietracht gährt im Reiche, und heut' noch muß er fort. Und als das Mahl vorüber und alles Wildbret schwand, Da reicht dem Hermann Billung Herr Otto seine Hand. 3. „Du hast uns daß bewirtet mit Speise und mit Trank, Drum soll auch heut' dir werden ein kaiserlicher Dank. Es schüttelt dir die Rechte, von Frost und Sturm gebräunt, Der Deutschen Kaiser Otto und nennt dich seinen Freund. 4. Doch wer wie du vor Fürsten sein freies Recht verficht, Dem ziemt ein kleiner Freihof im Land der Sachsen nicht; Den Mann, den längst ich suchte, hab' ich in dir erkannt, Dir geb' ich heut' zu Lehen mein ganzes Sachsenland!" 5. Hei! wie die selt'ne Kunde durch Hof und Halle flog! „Hoch!“ scholl es, „Hermann Billung, der Sachsen Herzog, hoch!" Und aus des Jünglings Auge des Dankes Thräne quillt, Als jubelnd ihn die Mannen erheben auf den Schild. 6. Dann tritt der junge Herzog zu seinem Kaiser hin: „Dir geb' ich mich zu eigen als Freund mit Herz und Sinn; Wie du und deine Väter, will ich zu Sieg und Ruhm Für meinen Kaiser führen sein treues Herzogtum!" 7. Da wird's dem stolzen Kaiser ums Herz so wohl und warm! Und fest umschlingt den Sachsen sein kampfgewohnter Arm. Hei! wie die selt'ne Kunde durch Hof und Halle flog! „Hoch!" scholl es, „Kaiser Otto! Hoch, Herzog Billung, hoch!" 8. Und wo die deutsche Zunge vom Kaiser Otto singt, Das Lied vom Herzog Billung gewaltig mit erklingt. Zwei hehre deutsche Eichen sah man sie herrlich steh'n: Mag solche Freundschaft nimmer in Deutschland untergeh'n! 7. Die Königin Editha, Gemahlin Ottos I. Von Otto Friedrich Gruppe. 1. Die Königin Editha, die edle, milde Frau, Die mit dem Auge heilte, dem Auge, süß und blau, Sie goß ins Weh des Lebens viel linden Balsam aus, Das wissen alle Städte, im Wald das letzte Haus. 2. Zu Magdeburg im Schlosse, da ruht sie, nein, sie wach: Und sorgt noch für die Ihren, und schon ist's stille Nacht; Es schlafen alle Diener, die Wache träumt im Thor, Da kommt ein Gast, ein seltner, und geht behutsam vor. cllwig, Bilder aus der Vaterländischen Geschichte. 7

9. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 43

1885 - Aachen : Barth
in welchem sie abstiegen, auf dem Tische einen gedruckten Aufruf zu Beiträgen für arme verwundete Soldaten. Die drei Frauen leerten sofort ihre vollen Börsen und eine gab noch ihren Ring, eine andere ihre Ohrringe dazu. Nnr Fräulein von Schmettern konnte wegen ihrer Armut nichts beisteuern. „Noch nie", sagte sie, „hat mich meine Armut so gedrückt wie jetzt. Ich habe weder Geld noch Geschmeide, und doch möchte ich so gerne auch etwas für mein Vaterland geben können!" Die Liebe macht erfinderisch, so auch hier. Sie ließ einen Friseur kommen, dem sie ihre Haarflechten für rünf Gulden verkaufte. Ein reicher Herr hatte hiervon gehört. Er kaufte die Flechten, ließ sie in Ringe und Bänder einfaffen und verkaufte diese zum Besten der Armee. Auf diese Weise wurden 1200 Thaler aus den Flechten des Fräuleins gelöst. Das schönste Vorbild der treuen Hingabe fürs Vaterland hatte die edle Königin Luise hinterlassen. Sie hatte nach der Demütigung Preußens durch den Frieden von Tilsit alle ihre Schätze und Kostbarkeiten dem Vaterlande geopfert. Aus Liebe zu ihm trug sie die große Schmach Preußens in Geduld. Die harten Ereigniffe brachen ihr jedoch schon früh ihr echt deutsches Herz. Einen schönen Satz, den sie zur Zeit der Prüfung in ihr Tagebuch niederschrieb, wollen wir uns merken: „Wer nie fein Brot mit Thränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte." Sie hatte nicht die Freude, den Tag der Wiedererhebung Preußens zu erleben, da sie schon am 19. Juli 1810 starb. Ihr Andenken begeisterte aber nicht allein die deutschen Frauen, sondern entflammte auch die Brust der Krieger zu mutigen und edlen Thaten. Zum Andenken an diese edle Frau stiftete der König am 3. August 1814 den Luisen-Orden, der als Ehrenzeichen solchen Frauen verliehen werden sollte, die sich besonders um das Vaterland verdient machen würden. Der Befreiungskrieg 1813—1815. Das erste Zusammentreffen mit Napoleon war ant 2. Mai 1813 bei Großgör schen. Die Franzosen siegten und gleich darauf bei Bautzen. Da sie aber auch harte Verluste erlitten, schlossen sie einen Waffenstillstand. Während dieser Zeit traten Österreich und Schweden zu den verbündeten Preußen und Russen. Drei Armeen wurden gebildet. Die Nordarmee bei Berlin kommandierte der schwedische Kronprinz, die schlesische der alte Blücher und die böhmische der österreichische Feldmarschall Schwarzenberg. Bei Großbeeren schlugen die Preußen unter Bülow am 23. August

10. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 42

1885 - Aachen : Barth
— 42 — des Heerwesens das Land kräftig und stark machten. Ausgezeichnete Männer, die mit großem Erfolge zum Segen unseres Vaterlandes arbeiteten, waren: der Minister von Stein, der Kanzler Harden-derg, ochctrnljoi )t, Gneisenan und Blücher. Sie Bereiteten im stillen das Land kriegstüchtig vor, um zu einem geeigneten Zeitpunkte zur Wiedereroberung der geraubten Freiheit schlagfertig zu sem. Ein solch günstiger Umstand sollte sich bald finden. Napoleon unternahm 1ü12 einen Feldzug gegen Rußland. Nach zwei blutigen schlachten drang er bis Moskau vor, um hier ein behagliches Winterquartier zu nehmen. Kaum aber in die Stadt eingezogen, brach au allen Enden derselben Feuer aus, das die Stadt vernichtete. Voll Hunger und zerlumpt war das Heer hier angekommen und mußte elend sofort den Rückzug antreten. Auf diesem kam es größtenteils durch Kälte, Hunger und Verfolgung um. Napoleon hatte bitter für feinen Übermut das Strafgericht Gottes erfahren müssen. Diese Niederlage des mächtigen Herrschers benutzte der preußische Geueral York und trat mit seinen Hilfstruppen zu den Russen über. König Friedrich Wilhelm schloß ein Bündnis mit den Russen und erklärte am 16. März Napoleon den Krieg. Nicht allein in Preußen, sondern in allen deutschen Landen wurden Jung und Alt von einer solchen Begeisterung ergriffen, wie bisher nie das deutsche Volk sie gezeigt hatte. Die Begeisterung verlieh Mut und Thatkraft. Freiwillige strömten in großen Scharen von allen Seiten herbei, selbst (kreise waren bereit, sroh mit in den Kamps zu ziehen. Die mutigste Schar war die Lützowsche, unter der auch der Dichter Theodor Körner focht. Neben der Linie wurde eine Landwehr und ein Landsturm gebildet. Unter dem Gesänge der herrlichen Vaterlands* lieber von Arndt, Körner und Schenkendorf zogen die Krieger mutvoll in den Kampf. Die deutschen Frauen zur Zeit der Befreiungskriege. Auch die deutschen Frauen wurden tief ergriffen und zu edlen Thaten fürs Vaterland entstammt. Es entstand ein „Frauen-verein zum Wohle des Vaterlandes", der mit rühriger Kraft für die ins Feld gezogenen Streiter daheim arbeitete. Die goldenen Trauringe wurden mit eisernen verwechselt, die die Inschrift trugen: »Gold gab ich für Eisen hin 1813." Unbeschreiblich viel wirkte der Verein für Verwundete, Arme, Kranke und Notleidende. In dieser Zeit der allgemeinen Begeisterung fuhren eines Tages drei adelige Frauen nach Berlin. In ihrer Gesellschaft war ein Fräulein von Schmettau. Die Damen fanden in dem Gasthause,
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