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1. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 191

1846 - Aachen : Benrath
191 gelmäßig wehende Wind setzt plötzlich um, Wirbelstöße erheben sich; das Meer beginnt ohne sichtbare Ursache zu wallen, — nun kommt ein heulender Wind heran, der zischend und pfeifend durch das Tanwerk fahrt, die Matrosen klettern an den Strickleitern empor und raffen die Segel znm größteit Theile ein, binden si- znsammen» damit sie dem Winde keine zu bedeutende Fläche dar- bieten. Die Luken werden nach allen Seiten hin auf das sorg- fältigste geschlossen, nm den anschlagenden Wellen das Eindrin- gen zit verwehren. Kaum hat dies geschehen können, als auch schon mit erneuerter Gewalt der Sturm daher braust, die Wo- gelt peitscht, immer höher hinauf treibt, bis sie den erschreckten Bewohnern des Schiffes wie Berge, bis ihre Thäler wie furcht- bare, bodenlose Abgründe erscheinen. Schon hat das Meer seilte Durchsichtigkeit verloren, schwarz sieht es ans und öffnet einen gähnenden Schlund neben dem an- dern , doch hat er noch nicht seine schreckliche Gestalt angenom- men. Nun aber sinkt die Nacht hernieder; da erscheint der Him- mel flach, und nicht mehr gewölbt sich auszubreiten; er scheint sich znm Meere zu senken, um es viit seiner Last zu erdrücken; die Sternbilder werden größer, breiter; der zitternde Duft, in dein Alles schwimmt, gibt ihnen ein furchterregendes Ansehet», dehnt ihren Flächeuraum auf das Zehnfache aus; die Planeten und die hellsten Fixsterne bekommen ein kometenartiges Ansehen, und im- mer wüthender und wilder rast der Sturm daher, schleudert das Schiff hinab, hinauf, setzt auf einer Wellenkuppe treibt er es die glatte Bahit hinunter; die Spitze des vordersten, schräg hinaus liegenden Mastes taucht in das Wasser und scheint daö Schiff durch die dunklen Massen des Meeres selbst ziehen zu wollen; jetzt steigt es bergan, und steil und hoch in die Lust ragt dessel- den Mastes Spitze, weit im Bogen aufwärts das Wasser schleu- dernd, das er gefaßt hat. Noch geht alles gut, denn solcher Ereignisse ist der durch tau- send Gefahren geprüfte Seemann schon gewohnt; weiß er nur , daß er auf 500 Meilen kein Land vor sich hat, so kann er sol- chen Sturm schon aushalten. Nun aber hebt der Wind noch hef- tiger und wilder seine Schwingen, schon darf das Sturnisegel, womit der Steuermann noch das Schiff z» lenken, in seiner Bahn zu hallen im Stattde ist, nicht mehr gebraucht werden; obwohl

2. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 60

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 60 — die glänzenden Speere und die hohen Reitersleute an und denkt wohl in seinem Herzen: Wie prächtig sieht das aus! Aber Plötzlich biegen die Reiter von der sich krümmenden Straße ab und kommen querfeldein auf die Stelle zugeritten, wo er hütet. Das ist ihm zu arg; denn das Feld ist keine Straße, und das Feld gehört seinem Vater. Er besinnt sich kurz, geht deu Rittern entgegen, stellt sich ihnen in den Weg und ruft ihnen mit dreister Stimme zu: „Kehrt um, die Straße ist euer, das Feld ist mein!" Ein hoher Mann, auf dessen Stirn ein majestätischer Ernst thront, reitet an der Spitze des Zuges und sieht ganz verwundert den Knaben an, der es wagt, sich ihm in den Weg zu stellen. Er hält sein Roß an und hat seine Freude an dem mutigen Jungen, der so kühn und furchtlos feinen Blick erwidert und nicht vom Platze weicht. „Wer bist Du, Knabe?" „Ich bin Hermann Billings ältester Sohn und heiße auch Hermann, und das ist meines Vaters Feld; ihr dürft nicht hinüberreiten." „Ich will's aber", erwiderte der Ritter mit drohendem Ernst, „weiche, oder ich stoße dich nieder!" Dabei hob er den Speer. Der Knabe aber bleibt furchtlos stehn, sieht mit blitzenden Augen zu dem Ritter hinauf und spricht: „Recht muß Recht bleiben, und ihr dürft nicht über das Feld weiter, ihr reitet denn über mich weg." „Was weißt Du von Recht, Knabe?" „Mein Vater ist der Billing", antwortete der Knabe, „vor einem Billing darf niemand das Recht verletzen." Da ruft der Ritter noch drohender: „Ist das denn Recht, Knabe, Deinem König den Gehorsam zu versagen? Ich bin Otto, dein König." „Ihr wäret Otto, unser König, von dem mein Vater uns so viel erzählt? Nein, ihr seid es nicht! König Otto schützt das Recht, und ihr brecht das Recht; das thut Otto nicht, sagt mein Vater." „Führe mich zu beinern Vater, braver Knabe!" antwortete der König, und eine ungewöhnliche Milde und Freundlichkeit erglänzte auf seinem ernsten Angesicht.

3. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

4. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 13

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 13 — 8. Luther aus auswärtigen Schuleu. 1. Magdeburg. „Hernach, da dieser Knab in sein 14. Jahr ging, hat ihn sein Vater gen Magdeburg aus die Schule gesandt, welche damals vor vielen anderen weit berühmet war. Allda ist dieses Knab nach Brot gangen und hat sein „Panem propter deumu geschrieen. Was groß soll werden, muß klein angehen, und wenn die Kinder von Jugend an so zärtlich und herrlich erzogen werden, schadet es ihnen ihr Leben lang." (Matthesius.) „Ich habe gesehen mit diesen Augen, da ich bei meinem 14. Jahr zu Magdeburg in die Schule ging, einen Fürsten von Anhalt. Der ging in der Barsüßerkappe auf der breiten Straße um nach Brot und trug den Sack wie ein Esel, daß er sich zur Erbe krümmen mußte; aber sein Gesell-Bruber ging neben ihm lebig, ans daß der fromme Fürst ja allein das höchste Exempel der grauen befchorenen Heiligkeit der Welt einbilbete. Sie hatten ihn auch so übertäubt, daß er alle anberen Werke im Kloster gleichwie ein anberer Brnber that, und hatte sich also zersastet, zerwacht, zerkasteiet, daß er aussah wie ein Tolenbilb, eitel Bein und Haut, starb auch balb, benn er vermochte solch streng Leben nicht zu ertragen. Summa: Wer ihn ansah, der schmatzte vor Anbacht und mußte sich seines weltlichen Staubes schämen, und ich halte, daß noch viel Leute zu Magdeburg leben, die es auch gesehen (Tischreden.) 2. Eisenach. „Auf das folgenbe Jahr hat sich dieser Knab mit Wissen und auf Befehl feiner Eltern gen Eisenach begeben, ba er feiner Mutter Freundschaft hatte. Als er baselbst eine Zeit lang auch vor den Thüren sein Brot ersang, nahm ihn eine anbächtige Matrone (Frau Ursula Cotta) zu sich an ihren Tisch, bieweil sie um seines

5. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 15

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 15 — keine Lektion, fragte gern seine Lehrer und besprach sich in Ehrerbietigkeit mit ihnen, repetierte oftmals mit seinem Gesellen und wenn man nicht las, hielt er sich allweg auf in der Universitätsbücherei." „Auf eine Zeit, wie er die Bücher fein nacheinander besieht, kommt er über die lateinische Biblia, die er zuvor nie gesehen. Da vermerket er mit großem Verwundern, daß viel mehr Text, Episteln und Evangelien drin wären, als man in der Kirche auf den Kanzeln Pfleget auszulegen. Wie er im alten Testament sich umsieht, kommt er über Samuelis und seiner Mutter Hanna Geschichte, die durchsieht er eilends mit herzlicher Lnst und Freude, und weil ihm dies alles neu war, sähet er an von Grnnd seines Herzens zu wünschen, Gott wolle ihm dermaleins auch ein solch Buch eigen bescheren." (Matlhesius.) „Zu Erfurt fiel ich in der Liberei in ein Buch, da die Redeu des Johannes Hus ausgezeichnet standen, und ward aus Fürwitz lüstern, was doch der Erzketzer gelehrt hätte. Da fand ich wahrlich so viel, daß ich mich davor entsetzte, warum doch solcher Mann verbrannt wäre, der so christlich und gewaltig die Schrift führen konnte. Aber weil fein Name so greulich verdammt war, daß ich damals dachte, die Wände würden schwarz und die Sonne müßte den Schein verlieren, wo man des Namens Hus wohl ge- dächte, schlug ich das Buch zu und ging mit verwundetem Herzen davon, tröstete mich aber mit solchen Gedanken: Vielleicht hat er solches geschrieben, ehe er ist Ketzer worden, denn ich des Konstanzer Konzils Geschichte noch nicht wußte." „Nicht lang hernach, wie er allda in eine schwere und gefährliche Krankheit fället, daß er sich seines Lebens gar verzieh, besucht ihn ein alter Priester, der spricht ihm tröstlich zu: „Mein Baccalaurie, seid getrost, Ihr werdet dieses Lagers nicht sterben; unser Gott wird noch einen großen Mann ans Euch machen, der

6. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 91

1893 - Dresden : Ehlermann
und Blücher brachte möglichst unvermerkt sein Fleckchen Leinwand in seine Säbeltasche. Er wurde jedoch bei diesem Manöver ertappt und hatte sich nun wegen Unterschlagung zu verantworten. Er entschuldigte sich damit, daß er aus den Leinwandfleckchen die Charpie zu Hause habe zupfen wollen und ward gegen die Versicherung, sein Pflichtteil Charpie am nächsten Tage abliefern zu wollen, begnadigt. Natürlich hielt Blücher sein Versprechen; ob er aber die Charpie wirklich selbst gezupft oder von Frauenhänden hat zupfen lassen, mag dahingestellt bleiben. 23. Warum Kaiser Wilhelm I. die Kornblumen liebte. Nach F. ü. Koppen. Die Hohenzollem und das Reich. Im Jahre 1807 wurde Königsberg zum zweiten Male von den Franzosen bedroht. Die Königin Luise mußte deshalb abermals diesen Ort verlassen und sich wiederum nach dem äußersten Zufluchtsorte, nach Memel, begeben. Die Reise ging diesmal im Sommer auf der großen Straße zwischen wogenden Kornfeldern dahin. Da ereignete es sich, daß an dem Reisewagen der Königin ein Rad brach, wodurch diese nebst den beiden ältesten Prinzen genötigt wurde, auszusteigen. Da der Unfall fern von einem bewohnten Orte geschehen war, so wartete die hohe Frau, auf einen Feldrain sich niederlassend, die Ausbesserung des Schadens ab. Die kleinen Prinzen waren müde und hungrig. Sie drückten dies nicht durch Klagen aus, aber sie schmiegten sich zärtlich an die Mutter, als ob sie bei ihr Linderung suchten. Die Königin erkannte ihre Bedürfnisse, aber sie vermochte nicht ihnen zu helfen. Um sie zu zerstreuen, erhob sie sich von ihrem Platze und begann im Felde Kornblumen zu suchen, sie so durch ihr Beispiel ermuuternd das Gleiche zu thun. Die Knaben sprangen wieder umher und brachten der Mutter Blumen in Fülle. Die Königin aber flocht, auf dem Rasen sitzend, die Blumen zum Kranze. Während dieser Beschäftigung mochten ihr wohl trübe Gedanken über die Lage des Vaterlandes und das künftige Schicksal ihrer Söhne durch die Seele ziehen, denn ihre Augen umflorten sich und ließen eine Thräne wie eine Tauperle auf die Blumen in ihrer Hand fallen. Der kleine Prinz Wilhelm sah diese Thräne und ahnte wohl ihre Bedeutung; denn er schmiegte sich noch einmal mit ganzer Zärtlichkeit, als wollte er sie trösten, an die Mutter. Diese aber nahm den vollen Kranz, drückte ihn auf das blonde Haupt des Knaben und blickte ihn mit dem treuen Mutterauge, durch Thränen lächelnd, an. Man sagt, die Erinnerung an diese liebliche Begebenheit in der Kinderzeit sei dem Sohne der Königin Luise durch sein ganzes späteres Leben treu geblieben.

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 39

1893 - Dresden : Ehlermann
39 davon, aber er fand seine Tasche im Schilf und brachte sie^ den- Herren, welche sich sogleich an die Verfolgung machten. Sre holten tue fluchtigen, die durch das Belagerungsheer nicht sogleich den Ausweg finden konnten, ein und nahmen sie gefangen. , . 0 < Auf solche Weise wurden in kurzer Zert alle Raubnester tm -ande ausgenommen, und Ruhe und Sicherheit kehrten wieder. In der ganzen Mark aber, besonders bei den Bürgern und Bauern, war große Freude über die Unterwerfung des unruhigen Adels, und Dichter priesen yncbnch als denjenigen, den Gott im Himmel dem Lande als Erretter gesandt hatte. 5, Martin Luther. 9?ad) A. W. Grube. Charakterbilder aus der Geschichte und Lage, und M. Lenz. Martin Luther. 1. Auf der Universität. Als Luther achtzehn Jahre alt war, zog er von Eisenach auf die Universität Erfurt, um hier nach dem Willen seines Vaters die Rechtsgelehrsamkeit zu studieren. Mit allem Eifer widmete sich der begabte Jüngling den Wissenschaften, und keine Minute am Tage blieb unbenutzt. Er begann jeden Morgen seine Arbeit mit herzlichem Gebet und ging dann in die Kirche, um sein Werk mit Gottes Segen zu betreiben; denn sein Sprichwort war: „Fleißig gebetet ist über die Hälfte studiert." Erbefragte auch häufig seine Lehrer und besprach sich in Ehrerbietung mit ihnen über das, was ihm besonders wichtig schien und unklar geblieben war. ' In den freien Stunden besuchte er gern die Universitätsbibliothek. Eines Tages fiel ihm ein Buch in die Hand, das ihm bis dahin ganz unbekannt geblieben war — eine Bibel, in lateinischer Sprache. Zu feiner großen Verwunderung sand er darin viel mehr Geschichten und Texte, als sonntäglich in der Kirche vorgelesen zu werden pflegten. Da las der fromme Student mit herzlicher Lust und ging mit dem Wunsche heim, daß Gott ihm doch auch einmal ein solches Buch bescheren möchte. Bald kehrte er in die Bibliothek zurück, seinen Schatz wieder aufzusuchen, und las mit immer größerer Freude. Als der junge Luther zwanzig Jahre alt geworden war, erhielt er tue erste akademische Würde, er wurde Baccalaureus. Um die hierfür erforderliche Prüfung zu bestehen, hatte er so übermäßig gearbeitet, daß er in eine schwere Krankheit verfiel. Ein alter Priester besuchte den Todkranken und richtete seinen Mut durch Trostworte auf. „Seid guten Muts," so sprach er, „Ihr werdet dieses Lagers nicht sterben; unser Gott wird noch einen großen Mann aus Euch machen, der viele trösten wird." Luther genas. Aber das Lesen in der Bibel und die Nähe des Todes hatten sehr ernste Gedanken in ihm geweckt. Daß Gott ein heiliger und

8. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 98

1893 - Dresden : Ehlermann
3. Das Thor, den Hof durchschreitet ein Neh im Vollmondschein Und steigt empor die Stiegen und tritt zum Vorsaal ein; Cs fürchtet nicht die Helle der Fackeln, seinen Gang, Als wär's im stillsten Walde, nimmt es die Säl' entlang. 4. An das Gemach der Königin nun pocht's mit leisem Huf. „Es pochet jemand, öffnet!" das war der Königin Ruf. Da gehet ein ein Rehlein und beuget sich aufs Knie Und blickt zur Frau so flehend. „Was hast du?" sagte sie. 5. Da konnt' es wohl nicht reden, es blickte nur hinaus; Doch wohl verstand's die Gute: „Das Tier hat was dadcauß; Man wecke schnell den Jäger, er gehe mit dem Tier, Gefährd' es nicht und helf' ihm und gleich bericht' er's nur!" 6. Gewecket ward der Jäger; das Reh nun wieder schritt Hinab die Stieg', und sorgsam wohl ging der Weidmann mit. Ihn sührt's hinaus, es führt ihn die Elb' hinüber bald, Denn Eis hat sie gedecket, und führet ihn zum Wald. 7. Führt ihn durch Schneegeftlde zu einem Hügel auf; Jetzt hält's, da lag das Zicklein, gefangen einen Lauf In einer Schlinge; jammernd sah ihn die Mutter an — Da nach Geheiß der Fürstin löst es der Jägersmann. 8. Dahin mit frohem Sprunge, befreit aus banger Qual, Wie sprangen sie hinunter ins mondbeglänzte Thal! Der Weidmann aber fördert den Schritt durch Schnee und Nacht, Schon eilet er im Schlosse zur Fürstin, die noch wacht. 9. Und als er es verkündet der wundermilden Frau, Wohl mußt' er es erzählen in allem ganz genau, Da an die Brust nun drückt sie ihr Kind und schlummert ein, . Und sel'ge Engel lächeln in ihren Traum hinein. 8. Schwäbische Kunde. Bon Johann Ludwig U h l a n d. Als Kaiser Rotbart lobesam j Fast mußt' der Reiter die Mähre tragen. Zum heil'gen Land gezogen kam, Da mußt' er mit dem frommen Heer Durch ein Gebirge wüst und leer. Daselbst erhub sich große Not; Viel Steine gab's und wenig Brot, Und mancher deutsche Reitersmann Hat dort den Trunk sich abgethan. Den Pferden war's so schwach im Magen Nun war ein Herr aus Schwabenland, Von hohem Wuchs und starker Hand; Des Rößlein war so krank und schwach, Er zog es nur am Zaume nach; Er hätt' es nimmer aufgegeben, Und kostet's ihn das eigne Leben. So blieb er bald ein gutes Stück Hinter dem Heereszug zurück. Da sprengten plötzlich in die Quer'

9. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 97

1893 - Dresden : Ehlermann
97 2. Er gastet schon seit Tagen mit seinen Mannen bort; Doch Zwietracht gährt im Reiche, und heut' noch muß er fort. Und als das Mahl vorüber und alles Wildbret schwand, Da reicht dem Hermann Billung Herr Otto seine Hand. 3. „Du hast uns daß bewirtet mit Speise und mit Trank, Drum soll auch heut' dir werden ein kaiserlicher Dank. Es schüttelt dir die Rechte, von Frost und Sturm gebräunt, Der Deutschen Kaiser Otto und nennt dich seinen Freund. 4. Doch wer wie du vor Fürsten sein freies Recht verficht, Dem ziemt ein kleiner Freihof im Land der Sachsen nicht; Den Mann, den längst ich suchte, hab' ich in dir erkannt, Dir geb' ich heut' zu Lehen mein ganzes Sachsenland!" 5. Hei! wie die selt'ne Kunde durch Hof und Halle flog! „Hoch!“ scholl es, „Hermann Billung, der Sachsen Herzog, hoch!" Und aus des Jünglings Auge des Dankes Thräne quillt, Als jubelnd ihn die Mannen erheben auf den Schild. 6. Dann tritt der junge Herzog zu seinem Kaiser hin: „Dir geb' ich mich zu eigen als Freund mit Herz und Sinn; Wie du und deine Väter, will ich zu Sieg und Ruhm Für meinen Kaiser führen sein treues Herzogtum!" 7. Da wird's dem stolzen Kaiser ums Herz so wohl und warm! Und fest umschlingt den Sachsen sein kampfgewohnter Arm. Hei! wie die selt'ne Kunde durch Hof und Halle flog! „Hoch!" scholl es, „Kaiser Otto! Hoch, Herzog Billung, hoch!" 8. Und wo die deutsche Zunge vom Kaiser Otto singt, Das Lied vom Herzog Billung gewaltig mit erklingt. Zwei hehre deutsche Eichen sah man sie herrlich steh'n: Mag solche Freundschaft nimmer in Deutschland untergeh'n! 7. Die Königin Editha, Gemahlin Ottos I. Von Otto Friedrich Gruppe. 1. Die Königin Editha, die edle, milde Frau, Die mit dem Auge heilte, dem Auge, süß und blau, Sie goß ins Weh des Lebens viel linden Balsam aus, Das wissen alle Städte, im Wald das letzte Haus. 2. Zu Magdeburg im Schlosse, da ruht sie, nein, sie wach: Und sorgt noch für die Ihren, und schon ist's stille Nacht; Es schlafen alle Diener, die Wache träumt im Thor, Da kommt ein Gast, ein seltner, und geht behutsam vor. cllwig, Bilder aus der Vaterländischen Geschichte. 7

10. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 35

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 35 — Immer einsamer wurde Friedrichs Leben. Kinder hatte er nicht, und seine Freunde starben. Einer aber war ihm geblieben, der alte Zieten. Einst schlief der alte Mann an der königlichen Tafel ein. Man wollte ihn wecken, aber Friedrich sagte: „Laßt ihn schlafen, er hat oft genug für uns gewacht!" Ein andermal stand der 86 jährige Greis mit andern Offizieren vor dem König, da sagte dieser: „Mein alter Zieten, er darf nicht stehen; geschwind einen Lehnstuhl! Setz' er sich, alter Vater, sonst geh ich weg!" — Zielen starb sieben Monate oor dem Könige. Als dieser die Todesnachricht hörte, sprach er ernst: „Der alte Zieten hat stets die Vorhut geführt; ich werde ihm bald folgen." Trotz Alter, Kränklichkeit und trüber Stimmung horte er nie auf, rastlos zu arbeiten, getreu dem schönen Worte: „Mein Handwerk fordert Arbeit und Thätigkeit; mein Körper wie mein Geist müssen sich ihren Pflichten fügen; es ist nicht nötig, daß ich lebe, wohl aber, daß ich handle, und dabei habe ich mich allzeit wohl befunden." Der große König starb am 17. August 1786 in Sanssouci. In der Garnisonkirche *) zu Potsdam liegt er begraben. Ganz Europa war von der Todesnachricht erschüttert Sein Volk wird nie aufhören, mit stolzer Freude von seinem Liebling, dem alten Fritz, zu erzählen. 13. Friedrich der Grotze und sein Page. Einst klingelte der König in seinem Zimmer. Da niemand kam, ging er in das Vorzimmer, wo er seinen Pagen auf einem Stuhle schlafend fand. Er wollte ihn schon aufwecken, da bemerkte er, wie ans der Rocktasche des Schläfers ein beschriebenes Papier heraussah. Von Neugierde ergriffen, zog er es leise heraus Es war ein Brief von der Mutter des Pagen, darin stand, sie x) Militärkirche. 3*
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