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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 371

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 371 — den Friedrich Wilhelmshafen an der Astrolabebai. Das Innere ist von hohen Gebirgen erfüllt und noch wenig bekannt. Ö. von der Astrolabebai zieht an der Küste entlang bis zum großen Hüonbusen das bis 3500 m ansteigende Finisterregebirge. Noch höher ist das dahinter liegende Bismarckgebirge, das Höhen von über 4000 in er- reicht. Ebenes Land findet sich fast nur an den Flüssen, die z. T. große und breite Längs- täler bilden. Die bedeutendsten Ströme sind der Kaiserin Angustafluß und der Ramu, die, jener von Sb., dieser von O. kommend, nicht weit voneinander münden. Der Augnsta- fluß ist bis 960 km weit aufwärts befahren worden und besitzt hier noch eine Breite und Tiefe wie der Rhein bei Mannheim. Beide Flüsse werden jedenfalls in der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes noch eine große Rolle spielen. Über Klima, Pflanzen- und Tierwelt sowie die Bewohner ist S. 227—230 das Nötige gesagt worden. Die wirtschaftliche Entwicklung der Kolonie steht noch in den ersten Anfängen. Die Eingebornen kommen für die Gütererzeugung nicht in Betracht. Was die Insel bis jetzt liefert, sind hauptsächlich Erzeugnisse der von Deutschen angelegten Pflanzungen. Den Hauptertrag, etwa 2/3 der Ausfuhr, ergeben die Kokospalmen. Daneben hat man auch Kakao-, Kautschuk-, Kaffee-, Sifalagaven- und Baumwollpflanzungen angelegt, die zu guten Hoffnungen berechtigen. Die Arbeit auf den Pflanzungen wird meist von angeworbenen Chinesen und Malaien besorgt, da die Eingebornen sich nur schwer dazu bewegen lassen. Erst die segensreiche Wirksamkeit der Missionare wird imstande fein, sie zu einem geord- neten, arbeitsamen Leben zu erziehen. Die Zahl der Weißen betrug 1903 nur 826 Per- sonen; darunter waren 72 Missionare und 26 Pflanzer. Die Hauptansiedlnng ist Friedrich Wilhelmshafen an der Ostrolabebai. 2. Der Bismarck-Archipel und die Salomoninseln (57000 qkm, 250000 E.) liegen nö. und ö. von Neuguinea und umfassen ein Gebiet von der Größe der Provinzen Ost- und Westpreußen. Die erstgenannte Gruppe besteht aus zwei größeren, einen Halbkreis bildenden Inseln, Neupommern und Neumecklenburg, und einer großen Zahl kleiner Eilande. Von den Salomoninseln gehören nur zwei, Bongainville (bugängwiel) und Buka, zu Deutschland. Alle diese Inseln sind gebirgig, enthalten noch tätige Vulkane und erreichen in ihren höchsten Erhebungen 2000—3000 m. Dichter Urwald bedeckt die Berge, und an den Küsten ziehen sich vielfach Mangrovewaldungen hin. Die Bewohner sind wie die Neuguineas Papua, aber zur Arbeit brauchbarer. Die wirtschaftliche Ausnutzung der Kolonie durch Pflanzungen und Handel ist weiter vorgeschritten als im Kaiser Wilhelmsland. 1910 lebten 472 Weiße auf den Inseln, darunter 73 Pflanzer und 72 Kaufleute. Die bedeutendsten Pflanzungen befinden sich auf dem nördlichsten Teile Neupommerns, der G az elle- Halbinsel'"). Das Hauptausfuhrerzeugnis ist auch hier Kopra (1909: 1,7 Mill. Mi.). Dazu kommen noch Trepang, ein walzenförmiges, etwa 30 cm langes Seetier, das in China als Leckerbissen geschätzt ist, und Perlmutter. Auf der Gazelle-Halbinsel liegt Rabaul, wo der Gouverneur des Neuguineagebiets seinen Sitz hat. Die folgenden Inselgruppen gehören zu Mikronesien. Über die allgemeine Beschaffen- heit, ihr Klima, ihre Pflanzen- und Tierwelt und ihre Bewohner geben die Ausführungen auf S. 234 und 239 Aufschluß. 3. Die Marianen (1140 qkrn, 13000 E.), liegen in einer langen, ns. gerichteten Bogenlinie, sind meist vulkanischer Natur und enthalten noch tätige Feuerberge. Die süd- *) Der Name stammt von dem deutschen Kriegsschiff Gazelle, das 1875 hier erschien, um die ansässigen Deutschen vor den Angriffen der Eingebornen zu schützen und zugleich die Gelegenheit benutzte, das Meer und die Küsten zu erforschen. 24*

2. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 16

1846 - Aachen : Benrath
16 längliche Wellen bildet, wird dann in eine kreisförmige Bewegung gesetzt; die dadurch gebildeten Wellen werden immer höher und höher, thürmen sich säulenartig auf und berühren endlich gar die niedrigschwebenden. Gewitter- und Regenwolken, welche eine nach unten zugespitzte Dunstsäule bilden, die dann, mit der Wassersäule vereint, in steter Wirbelbewegung als Wasserhose fortschreitet. Sie hebt und senkt sich abwechselnd, zeigt sich inwendig hohl und be- wegt sich bald langsamer, bald schneller; in diesem Falle wohl 3 — 4 Meilen in der Stunde, in jenem mitunter so langsam, daß ein Fußgänger ihr folgen kann. Auf ihrem Wege richtet sie manche Zerstörung an, entwurzelt Bäume, zerreißt wohl ganze Häuser und entdacht sie, setzt gar Kanonen von ihrer Stelle, zieht besonders leichtere Sachen, Fische, Frösche, Bögel in die Höhe und mit sich fort. Daß sie ganze Teiche ausgeleert und die Fische umhergestreut, ist nichts Seltenes. Manchem Schiffe im Meere hat sie schon den Untergang bereitet. Oft wird sie von starkem Getöse, mitunter von einem sausenden Laut, manchmal unter Blitzen oder sonst einem Leuchten begleitet. Im Juliuö 1811 er- schien auf der Rhede von Koppenhagen eine der beträchtlichsten Wasserhosen, die je in der Ostsee gesehen worden. Sie zog über eine Batterie „der drei Kronen" hinweg, verrückte eine 30pfündige Kanone um V/a Fuß, nahm mehrere kleine Fahrzeuge mit sich fort und beschädigte viele. Zu den verheerendsten Wind- hosen neuester Zeit ist wohl die zu zählen, welche sich im vorigen Sommer von der Küste des Atlantischen Meeres durch Nord- frankreich über Trier bis in die Gegend von.zülpich, also über 100 Stunden weit, mit ungeheurer Schnelligkeit fortbewegte und allenthalben die traurigsten Spuren der Zerstörung hinter- lassen hat. 9. Nach dem Grade der Stärke des Windes, d. h. nach der Geschwindigkeit der Lnftbewegung bei den Winden, gibt man den- selben verschiedene Namen, So heißt der Wind, welcher jede Se- kunde 3 — 5 Fuß zurücklegt (wo er kaum zu benierken), ein Lüftchen; wenn er eine Strecke von 5 — 10' durchläuft, ein sanfter Wind; legt er einen Weg von 10 — 20' zurück, ein mäßiger Wind; 20 — 35', ein starker Wind; bis 42', ein kleiner Stnrm; — 54', ein starker Stnrm; — 60', ein

3. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 113

1846 - Aachen : Benrath
113 der mildern Witterung weichend, von Ebenen und aus den meisten Thälern verschwunden ist; wenn niedere Berge bereits frei davon find, tragen erhabene Gebirgsrücken und Gipfel eine Schneedecke, welche nicht weggeschmolzen werden kann und selbst den wärmsten Soinmertagen Trotz bietet. Hier ist die Grenze der Vegetation (des Pflanzcnwachstssums) und des ewigen Schnee'ö, welche nicht allein in den verschiedenen Jahreszeiten und nach den Himmels- gegenden ungleich hoch liegt, sondern auch in den verschiede- nen Zonen mehr oder weniger tief hinabsinkt. (Siehe oben S. 31.) Im Zeitverlanfe erlangen diese Schueegefilde große Mäch- tigkeit. Es gibt Gegenden in den Schweizer-Alpe», wo sie eine Stärke von 100' und darüber haben. Doch wird ihr Anwachsen durch die Erdwärme von nuten und durch Verdunstung von oben gehindert, wodurch die jährliche Zu- und Abnahme sich so ziem- lich das Gleichgewicht halten. 21. Wenn man auf schneebedeckte Dächer einen Schneeball wirft, so nimmt der herabrollende Ball an Größe zu; er wird um so dicker, je weiter er durch Schnee rollt. Auf Dächern, Hü- gel- und Bergabhängen schiebt sich der Schnee nicht selten wie von selbst abwärts, häuft sich hier und da an und rollt dann plötzlich als ungeheuere Schncemasse in die Thäler und Niederungen hinab. Solche Schireestnrze, Lcrvinen gehören nanientlich in den Alpenhöhen zu den großen, oft entsetzlichen Erscheinungen. Im März 1817 siel ani Fuße des St. Gotthard Schnee in uner- hörter Menge. Die Thalbewohner, eingedenk früherer Verwüstun- gen, welche Lavinen in andern Jahren angerichtet hatten, verleb- ten ganze Wochen in bangsten Sorgen. Zu entfliehen war nicht möglich. Als der Schreckenstag, der Lñvinenstnrz zu nahen schien, begaben sich alle Dorfbewohner in die Kirche, wo der Geistliche ihnen Trost einsprach. Um Mitternacht krachte,toste und brüllte eö fürchterlich, von jeder Seite im weiten Umkreise stürzten Lavinen in's Thal; sie kanicn bis an's Dorf, rollten aber glück- licher Weise vorbei; nur wenige Ställe wurden niedergerissen. Gar manche Reise über Alpen-Pässe wird durch Lavinen höchst bedenk- lich. In größter Stille und Eile ziehen Wanderer vorüber. Man glaubt, jeder Laut, der geringste Schall der Stimme, der Klang eines Glöckchens loll Lnfterschütterungen hervorbringen und Schnee- 8

4. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 191

1846 - Aachen : Benrath
191 gelmäßig wehende Wind setzt plötzlich um, Wirbelstöße erheben sich; das Meer beginnt ohne sichtbare Ursache zu wallen, — nun kommt ein heulender Wind heran, der zischend und pfeifend durch das Tanwerk fahrt, die Matrosen klettern an den Strickleitern empor und raffen die Segel znm größteit Theile ein, binden si- znsammen» damit sie dem Winde keine zu bedeutende Fläche dar- bieten. Die Luken werden nach allen Seiten hin auf das sorg- fältigste geschlossen, nm den anschlagenden Wellen das Eindrin- gen zit verwehren. Kaum hat dies geschehen können, als auch schon mit erneuerter Gewalt der Sturm daher braust, die Wo- gelt peitscht, immer höher hinauf treibt, bis sie den erschreckten Bewohnern des Schiffes wie Berge, bis ihre Thäler wie furcht- bare, bodenlose Abgründe erscheinen. Schon hat das Meer seilte Durchsichtigkeit verloren, schwarz sieht es ans und öffnet einen gähnenden Schlund neben dem an- dern , doch hat er noch nicht seine schreckliche Gestalt angenom- men. Nun aber sinkt die Nacht hernieder; da erscheint der Him- mel flach, und nicht mehr gewölbt sich auszubreiten; er scheint sich znm Meere zu senken, um es viit seiner Last zu erdrücken; die Sternbilder werden größer, breiter; der zitternde Duft, in dein Alles schwimmt, gibt ihnen ein furchterregendes Ansehet», dehnt ihren Flächeuraum auf das Zehnfache aus; die Planeten und die hellsten Fixsterne bekommen ein kometenartiges Ansehen, und im- mer wüthender und wilder rast der Sturm daher, schleudert das Schiff hinab, hinauf, setzt auf einer Wellenkuppe treibt er es die glatte Bahit hinunter; die Spitze des vordersten, schräg hinaus liegenden Mastes taucht in das Wasser und scheint daö Schiff durch die dunklen Massen des Meeres selbst ziehen zu wollen; jetzt steigt es bergan, und steil und hoch in die Lust ragt dessel- den Mastes Spitze, weit im Bogen aufwärts das Wasser schleu- dernd, das er gefaßt hat. Noch geht alles gut, denn solcher Ereignisse ist der durch tau- send Gefahren geprüfte Seemann schon gewohnt; weiß er nur , daß er auf 500 Meilen kein Land vor sich hat, so kann er sol- chen Sturm schon aushalten. Nun aber hebt der Wind noch hef- tiger und wilder seine Schwingen, schon darf das Sturnisegel, womit der Steuermann noch das Schiff z» lenken, in seiner Bahn zu hallen im Stattde ist, nicht mehr gebraucht werden; obwohl

5. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 198

1846 - Aachen : Benrath
198 Kajüte findet sich ein einziger verwester Körper — eine versiegelte Flasche enthält einen Bericht des Unglücks, welches das Fahr- zeug betroffen. So furchtbar langsam, aber gewiß mordend ist die Windstillen-See, daher die Schiffe ihr auch ans mehrere Grade ausweichen und nur Unvorsichtigkeit oder Mangel an Ortskennt- niß zuweilen ein Schiff dahin führt, was dann auch fast immer rettungslos verloren ist. 7. Das Erdbeben von Caracas. Caracas ist die Hauptstadt von der Provinz Venezuela in Süd- amerika, welche jetzt eine Republik bildet. Sie war früher eine schöne und lebhafte Stadt, die 40- bis 45,000 Einwohner zählte. 3m Jahre 1812 aber wurde sie durch ein Erdbeben in weniger als einer halben Minute in einen Schutthaufen verwandelt. Ein großer Theil der Einwohner wurde begraben und in der Provinz fanden in demselben Augenblicke über 20,000 Menschen den Tod ; viele wurden verwundet oder verstümmelt; die Ucbriggebliebenen waren dem Schmerze um die Ihrigen hingegeben. Bereits int Dezember 1811 ward Caracas zuerst aus seiner Sicherheit durch einen Erdstoß von ziemlich großer Heftigkeit auf- geschreckt. Man beruhigte sich jedoch wieder, da beinahe drei Mo- nate vergingen, ohne daß die geringste Erderschütternng erfolgt wäre. Am 26. März 1812 aber ging die verhängnißvolle Sonne über Caracas ans; den Untergang derselben sollte es nicht mehr sehen. Der Tag kündigte sich sehr heiß an; die Luft war ruhig und der Himmel wolkenlos. Es war der Grüne Donnerstag; das Volk strömte haufenweise zu den Kirchen. Nichts schien den An- dächtigen ihr nahes Ende zu verkünden. Es ward 4 Uhr Nach- mittags. Plötzlich tönten die Glocken. Aber nicht Menschenhand war es, die sie zum Grabgeläute zwang. Eine zehn bis zwölf Sekunden lauge Erschütterung schreckte das Volk; die Erde schien flüssig und kochend. Man glaubte schon, die Gefahr sei vorüber, als sich der heftigste unterirdische Donner hören ließ, aber stärker und anhaltender, als das Rollen der Gewitter in dieser Zeit. Unmittelbar auf dieses Gewitter folgte eine senkrechte, drei bis vier Sekunden anhaltende Bewegung, welche zugleich von einer horizontalen, wellenförmigen begleitet war. Diese Stöße erfolgten

6. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 202

1846 - Aachen : Benrath
Schon fiel Asche auf die Schiffe — je näher Hera» sie kamen, uni sv heißer und dichter; auch Bimsstein und schwarze, vom Feuer gebrannte und geborstene Steine. Schon war eine plötzliche Ebbe eingetreten, und der Einsturz des Berges hatte die Ufer verschüttet. Nach einigem Bedenken, ob er umkehren sollte, ruft er dem Steuermann, der solches anräth, zu : „Dem Muthigen ist das Glück günstig! Steure zu dem Pvmponianus." Von diesem war er durch den Meerbusen geschieden, denn das Meer dringt hier nach und nach in die im Bogen gelegenen User hinein. Die- ser hatte, obwohl die Gefahr sich noch nicht näherte, allein, wenn sie Fortschritte machte, sehr nahe kommen mußte, das Ge- päck auf die Schiffe gebracht und sich zur Flucht entschlossen, so- bald der widrige Wind sich gelegt haben würde. Mein Oheim, durch denselben, für ihn sehr günstigen Wind dahin geführt, um- armt den Zitternden, tröstet, ermahnt ihn, und um die Furcht desselben durch seine Gemüthsruhe zu beschwichtigen, läßt er sich in das Bad bringen. Nachdem er gebadet, legt er sich nieder, speist zu Abend sehr vergnügt oder, was eben so stark ist, doch deni Anscheine nach sehr vergnügt. Unterdessen schlugen aus dem Vesuv an vielen Stellen große Flanimen und hohe Feuer hervor, deren Glanz und Helle durch die Finsterniß der Nacht gesteigert wurden." Nun erzählt Plinius, daß der Hofraum, der zum Zimmer führte, wo fein Oheim auf dem Ruhebette lag, mit vulkanischer Asche angefüllt worden sei. Um ihn vor deni Lebendigbegraben- werden zu bewahren, weckt man ihn auf; er kommt heraus und kehrt zu Pomponianus und den Andern, welche die Nacht hin- durch gewacht hatten, zurück. Sie pflegen gemeinschaftlich Rath, ob sie unter Dach bleiben oder in's Freie gehen sollen, denn durch häufiges und starkes Erdbeben wurden die Gebäude in's Schwanken gebracht und schienen sich bald da, bald dorthin zu neigen. Im Freien fürchtete man das Herabfallen der, wenn gleich leichten und porösen Bimssteine; jedoch bestimmte eine Ver- gleichung der Fährlichkeiten sie zu dem Letztern. „Bei meinem Oheim wurde die Ueberlegung durch die Ueberlegung, bei Jenen die Furcht durch die Furcht besiegt. Sie banden sich Kissen mit Tüchern auf den Kopf, als Schutzmittel gegen den Brand. Schon ward es anderwärts Tag; hier war eö noch Nacht, schwärzer und

7. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 1

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Heinrich Iv. Zur Einführung in den Stoff. Es wird, womöglich in der deutschen Stunde, das Gedicht: „Die Glocken zu Speier" von Oer gelesen und besprochen. Diese Besprechung schließt mit der geläuterten Gesamtauffassung, die etwa so lauten mag: In der letzten Hütte zu Speier liegt ein Greis im Sterben. Sein Kleid ist ärmlich, sein Lager hart, und viele Thränen rinnen in seinen Bart. Niemand ist bei ihm, der ihn pflegt und tröstet in seiner Not; nur der Tod will ihm helfen. Endlich ist der Todeskampf vorbei, die Seufzer verstummen, das Herz des Armen steht still. Aber da sängt auf einmal etwas anderes an sich zu regen und zu klingen. Die große Kaiserglocke auf dem Dom zu Speier, die so lange geschwiegen hat, fängt von selbst an zu tönen und zu summen; und bald erklingen alle Glocken des Domes und der übrigen Kirchen mit vollem Klang. Da sagen die Leute von Speier ganz erstaunt: Der Kaiser ist heute gestorben, und einer fragt den andern: Weiß niemand, wo der Kaiser starb? Aber keiner weiß es. Vorläufiges Ziel für die Gefchichts stunde: Wir wollen heute von dem Kaiser reden, der in dem Gedicht „Die Glocken zu Speier" erwähnt wird. Rusen wir uns zuerst den Inhalt des Gedichtes ins Gedächtnis zurück. Wiederholung der Gesamtauffassung (siehe oben!). Überleitung zum Hauptziel. Das Gedicht läßt mehrere Fragen unbeantwortet, aus die wir gern eine Antwort haben möchten. Wer war der arme Greis, der so jämmerlich starb? Warum läutete die Kaiserglocke und die übrigen Glocken bei seinem Tode? Warum läuteten sie von selber? Wo starb der Kaiser? Vielleicht könnt ihr selbst diese Fragen beantworten. Zuerst die dritte. „Weiß keiner, wo der Kaiser starb?" Aber antwortet mit Staude u. Göpfert, Präparationen Iii. 1

8. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 33

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 33 - Überschrift: Warum die Sänger stritten. Es wurde ein Tag bestimmt, an welchem der Streit ausgesochten werden sollte. (Wo wird das gewesen sein; wer war zugegen? rc.) — In einem Saale der Wartburg fand der Streit statt. Der Landgraf und seine Gemahlin saßen auf einem erhöhten Sitze; zu beiden Seiten das Gefolge, Damen und Herren, vor ihnen die Sänger. Sie fingen nun an zu singen, fünf gegen einen. Was werden da zuletzt die fünf gesagt haben? — Heinrich von Ofterdingen sei besiegt. Ja, der Henker kam schon und faßte schon nach ihm, um ihn aufzuhängen, da flüchtete Heinrich von Ofterdingen hinauf zu der Landgräfin Sophie. — Die Landgräfin Sophie sollte ihn schützen. Die Landgräfin Sophie schlug ihren Mantel um ihn — da durfte ihn der Henker nicht greifen. Es wurde nun ausgemacht, Heinrich von Ofterdingen sollte ein Jahr Zeit bekommen, um nach Ungarn zu reisen und den Meister Klingsor zu holen; der sollte den Streit entscheiden. In welcher Kunst war wohl Klingsor Meister? — In der Dichtkunst war Klingsor ein Meister. Zusammenfassung. Überschrift: Heinrich von Ofterdingen wird für besiegt erklärt. Was that nun der Sänger? — Heinrich von Ofterdingen reiste von der Wartburg nach Ungarn. Da mußte er durch das ganze Land, das ihr kennt, reisen — durch Thüringen, dann nach Süden, da kam er nach Östreich. — Heinrich von Ofterdingen wird dem Herzog Leopold von Östreich alles erzählt haben, und dieser wird ihn gut aufgenommen haben, da er ihn befungen hatte. Der Herzog Leopold von Östreich wohnte in seiner Hauptstadt Wien; er gab ihm einen Brief mit an Klingsor. — In dem Briefe stand, daß Klingsor Heinrich von Ofterdingen freundlich aufnehmen solle. Mit diesem Briefe reiste Heinrich von Ofterdingen von Wien weiter nach Osten — nach Ungarn. (Durch eine Linie wird die Reise an der Tafel dargestellt.) Die Reife dauerte viele Wochen. — Ungarn ist weit von Thüringen entfernt. Klingsor nahm ihn freundlich auf. — Sie besprachen die Sache und sangen sich ihre Lieder vor. Klingsor wußte die Zeit so gut zu vertreiben, daß das Jahr bald fast zu Eude war. — Da wurde es Heinrich von Ofterdingen angst, daß er nicht zu rechter Zeit zurückkäme. Zusammenfassung. Überschrift: Heinrich von Ofterdingen reist zu Kliugfor. Zusammenhängende Erzählung der drei Abschnitte. Überschrift des ersten Teils: Der Streit der Sänger uuv die Reise zu Klingsor. 6 t «übe u. ©opfert, Präparationen. 8

9. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 35

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 35 — 3. Teil. Was muß ich euch noch erzählen? — Ziel: Wie der Sängerstreit entschieden wurde (sagen die Kinder). 1. und Ii a. Dem Landgrafen und seiner Gemahlin wurde natürlich auch alles erzählt. — Landgraf Hermann und Landgräfin Sophie werden sich wohl am meisten über diese Nachricht gefreut haben und werden wohl auch gegen Klingsor jetzt freundlich gestimmt worden sein. Ja, sie luden ihn auf die Wartburg zu Tisch und erwiesen ihm viel Ehre. — Man wird jetzt mehr von der bevorstehenden Heirat, als von dem Sängerstreit gesprochen haben. Jetzt wird es Klingsor auch leichter werden, den Streit der Sänger zu schlichten. Denn wenn er jetzt auch zu Gunsten Heinrichs von Osterdingen entscheidet, wird der Landgraf ihm, der so gute Nachricht gebracht hat, nicht zürnen. Nach dem Mahle wurde dann der Sängerkrieg beendet. — Alle kamen wieder zusammen, und die Sänger sangen wieder ihre Lieber zu Ehren der beiden Fürsten. Klingsor erklärte, Heinrich von Ofterdingen sei nicht besiegt, aber auch die andern nicht. — Er versöhnte die Sänger miteinander. Klingsor blieb nicht mehr lange auf der Wartburg. — Er verabschiedet sich höflich von dem Landgrafen Hermann und der Landgräfin Sophie, welche ihn gewiß reich beschenkt haben werden, dann von allen Sängern und fuhr in feiner Decke wieder weg. Alle aber freuten sich über dieses Ende des Streites. Zusammenfassung. Überschrift des dritten Teils: Die Beenbigung des Streites. Gesamterzählung. Gesamt Überschrift: Der Sängerkrieg auf der Wartburg. Ii b. 1. Die Sänger streiten um ihr Leben! — Das war ein häßlicher Streit; das Dichten und Singen soll die Menschen erfreuen, aber nicht erbittern. Es war ein großes Unrecht, daß die Sänger ihr Leben aufs Spiel setzten. 2. Wie verhielt sich der Lanbgraf? — Lanbgraf Hermann hätte solchen Streit gar nicht dulden sollen. Um so besser gefällt uns die Landgräfin Sophie, die Heinrich schützt und ihm ein Jahr Frist verschafft, obgleich er doch ihren Gemahl nicht besungen hatte. 3. Heinrich v. O. wird in Ungarn um die Heimreise besorgt. — Er ist aus feine Ehre bedacht und will nicht feig erscheinen. Denn in Thüringen hätte man dann gebacht, er käme mit Absicht nicht zurück, aus Angst, fein Leben zu verlieren. 4. Sie würden durch Geister getragen. — Das wäre ja Zauberei, und fein Mensch kann zaubern, wenn es auch in bamaliger Zeit geglaubt würde, z. B. von Barbarossa, als Ludwig der Eiserne melbete, die Mauer sei fertig. 5. Die Leute freuen sich über die Prophezeiung. — Sie waren 3*

10. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 18

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
18 sie mit ihren zarten Kindern den steilen Burgberg herab nach der Stadt Eisenach gehen. Den Leuten in Eisenach aber hatte der Landgraf, Ludwigs Bruder, sagen lassen, man thue ihm nichts Liebes damit, wenn man Elisabeth mit ihren Kindern beherbergte und speiste. Sie klopfte an manches Haus, doch niemand nahm sie auf. Endlich fand sie Unterkunft in einem armseligen Wirtshaus, in der Rolle. Elisabeth mußte nähen und spinnen, damit sie sich ernährte. Zu derselbigen Zeit geschah es, daß sie in der Messer-schmiedegasse über die Schrittsteine gehen wollte, die um des tiefen Kotes willen in einer langen Zeile hoch gesetzt waren. Da begegnete ihr in der Mitte des Weges ein altes Weib, eine Bettlerin, der sie oft Almosen gegeben hatte. Dieses Weib stieß die Fürftiu, die ihr nicht ausweichen konnte, mit schmähenden Worten in den tiefen Kot, daß sie alle ihre Kleider waschen mußte. Auch dieses litt Elisabeth in Geduld. Später fühlte der Landgraf Reue und wollte sein Unrecht an der heiligen Elisabeth wieder gut machen. Er nahm sie wieder zu sich auf die Wartburg; aber die fromme Witwe mochte die reiche fürstliche Pflege nicht länger ertragen. Darum suchte sie ein abgeschiedenes Leben und wollte lieber mit guten armen Leuten ihre Not teilen. Sie zog sich nach Marburg zurück und verbrachte den Rest ihres Lebens mit frommen Hebungen. An einem Sonntage suhlte sie, daß ihre letzte Stunde gekommen sei; und als man sie nun fragte, wie sie über ihr Vermögen zu oerfügen gedenke, antwortete sie: „Alles, was ich besitze und habe, das soll armen Leuten," und bat, daß man es ihnen austeilen möge bis aus ihr graues Kleid; denn darin wünschte sie begraben zu werden. Darauf empfing sie das heilige Abendmahl, tröstete die Umstehenden Über ihr Hinscheiden und entschlief sanft.
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