Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 168

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 168 — Wie trirb sich nun das Leben Kriemhilbens im Hunnenlanbe gestalten? (Thätigkeit, Ehren, Gottesbienst, Glück . . .) 3. Was erfahren wir über das fernere Leben Kriemhilbens im Hunnenlanbe? (Weitere Ausführung der angeheuleten Züge: Leitung des großartigen Hoflebens, Erziehung der ihr anvertrauten Fürjtenkinber, Beschäftigung der bienenden Frauen in den Frauengemächern; Hulbigung und Ehrerbietung der Fürsten und Dienstmannen; königliche „Milbe" gegen ihre Gäste und Mannen; christlicher Gottesbienst durch mitgebrachte ober gerufene Priester — zu schließen aus der Taufe Ort-liebs.) Warum sollte das Kind Kriemhilbens burchaus getauft werben? Kriemhilb war Christin und wollte barum nicht, daß ihr Kind ein Heibe und ©ö|enbienet werben solle; auch hoffte sie vielleicht, daß Ortlieb als Mann und König auch die Hunnen zu Christen machen würde, wofür übrigens Kriemhilb wahrscheinlich jetzt schon nach Kräften ihren Einfluß geltenb machte. Es wirb uns gar nichts von Kriemhilbens Freube über das Kind erzählt? Etzel freute sich, weil er nun einen Erben für sein Königreich hatte; aber Kriemhilb freute sich nicht, weil sie sich überhaupt übet nichts mehr von Herzen freuen konnte, feitbem ihre einzige und größte Lebensfreube vernichtet war. Also war Kriemhilb wie bei der Vermählung, so auch nach der Vermählung, trotz Reichtum, Macht und C'bre nicht glücklich, weil sie Siegsrieb nicht vergessen konnte. — Zusammenfassung. Überschrift: Kriemhilbens Leben im Hunnenlanbe. Gesamtüberschrift: Wie sich Kriemhilb mit dem König Etzel vermählte. Iii). Was gefällt uns an dem Königspaar Kriemhilb und Etzel? Kriemhilb gebenft sogar beim Hochzeitsfest des toten Siegfried und weint um ihn. Diese treue Liebe gefällt uns zwar, aber eben bes-hatb bürste Kriemhilb nimmermehr den Etzel heiraten, weil ihre Liebe nicht dem lebenbigen, fonbern dem toten Mann gehörte. Denn baburch Awang sie sich selber zur Verstellung, mußte Zusriebenheit und Zuneigung heucheln, weil ja ihr Mann ein Recht barauf hatte, und lebte also jahrelang als Heuchlerin neben dem Manne, der es boch aufrichtig und gut mit ihr meinte. Aber biefe Falschheit gegen Etzel kam eben, wie wir wissen, aus Begierbe nach Rache. Etzel ist seiner Gemahlin in aufrichtiger Freunbschast und Siebe zugethan, barum sucht er sie auf alle Weise durch Ehre, Reichtum und Macht zu erfreuen und zu beglücken. Auch daß er ihren Bitten wegen der Taufe des Kinbes nach giebt, obgleich er boch ein Heibe ist, zeigt von seiner Liebe zu ihr und muß uns barum Wohlgefallen. Kulturhistorisches: Reisen in der alten Zeit zu Land und zu Wasser; Schiffahrt auf der Donau; alte Städte: Passau, Ens, Wien; Völker, die zu Etzels Reich gehörten, ober ihm zinspflichtig waren; Thätigkeit einer mächtigen Königin; christlicher Gottesbienst im heib-nischen Laube.

2. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 91

1893 - Dresden : Ehlermann
und Blücher brachte möglichst unvermerkt sein Fleckchen Leinwand in seine Säbeltasche. Er wurde jedoch bei diesem Manöver ertappt und hatte sich nun wegen Unterschlagung zu verantworten. Er entschuldigte sich damit, daß er aus den Leinwandfleckchen die Charpie zu Hause habe zupfen wollen und ward gegen die Versicherung, sein Pflichtteil Charpie am nächsten Tage abliefern zu wollen, begnadigt. Natürlich hielt Blücher sein Versprechen; ob er aber die Charpie wirklich selbst gezupft oder von Frauenhänden hat zupfen lassen, mag dahingestellt bleiben. 23. Warum Kaiser Wilhelm I. die Kornblumen liebte. Nach F. ü. Koppen. Die Hohenzollem und das Reich. Im Jahre 1807 wurde Königsberg zum zweiten Male von den Franzosen bedroht. Die Königin Luise mußte deshalb abermals diesen Ort verlassen und sich wiederum nach dem äußersten Zufluchtsorte, nach Memel, begeben. Die Reise ging diesmal im Sommer auf der großen Straße zwischen wogenden Kornfeldern dahin. Da ereignete es sich, daß an dem Reisewagen der Königin ein Rad brach, wodurch diese nebst den beiden ältesten Prinzen genötigt wurde, auszusteigen. Da der Unfall fern von einem bewohnten Orte geschehen war, so wartete die hohe Frau, auf einen Feldrain sich niederlassend, die Ausbesserung des Schadens ab. Die kleinen Prinzen waren müde und hungrig. Sie drückten dies nicht durch Klagen aus, aber sie schmiegten sich zärtlich an die Mutter, als ob sie bei ihr Linderung suchten. Die Königin erkannte ihre Bedürfnisse, aber sie vermochte nicht ihnen zu helfen. Um sie zu zerstreuen, erhob sie sich von ihrem Platze und begann im Felde Kornblumen zu suchen, sie so durch ihr Beispiel ermuuternd das Gleiche zu thun. Die Knaben sprangen wieder umher und brachten der Mutter Blumen in Fülle. Die Königin aber flocht, auf dem Rasen sitzend, die Blumen zum Kranze. Während dieser Beschäftigung mochten ihr wohl trübe Gedanken über die Lage des Vaterlandes und das künftige Schicksal ihrer Söhne durch die Seele ziehen, denn ihre Augen umflorten sich und ließen eine Thräne wie eine Tauperle auf die Blumen in ihrer Hand fallen. Der kleine Prinz Wilhelm sah diese Thräne und ahnte wohl ihre Bedeutung; denn er schmiegte sich noch einmal mit ganzer Zärtlichkeit, als wollte er sie trösten, an die Mutter. Diese aber nahm den vollen Kranz, drückte ihn auf das blonde Haupt des Knaben und blickte ihn mit dem treuen Mutterauge, durch Thränen lächelnd, an. Man sagt, die Erinnerung an diese liebliche Begebenheit in der Kinderzeit sei dem Sohne der Königin Luise durch sein ganzes späteres Leben treu geblieben.

4. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 9

1893 - Dresden : Ehlermann
Gortschakoff herbeieilenden Kolonne. Ein Kürassierregiment trabte sofort zum Angriff vor, an seinem rechten Flügel von dem Könige, dem Kronprinzen und dem Prinzen Wilhelm begleitet. Doch es blieb der Kavallerieangriff in dem schwierigen Gelände der Weinberge ohne Erfolg. Der König befand sich hier mit den Prinzen einige Zeit in so heftigem Gewehrfeuer, daß der Oberst von Thiele ihn beschwor, sich nicht unnütz einer Gefahr auszusetzen. Die Kavallerie ging zurück, aber inzwischen hatten sich die Jägerbataillone von neuem gesammelt und rückten mit dem Infanterieregiment Kaluga gegen den Feind vor. Der König beobachtete von einem etwas rückwärts gelegenen Punkte aus den Angriff der Infanterie und bemerkte, wie ein Infanterieregiment unter schweren Verlusten kämpfte. Plötzlich sagte er zu seinem Sohne Wilhelm: „Reite einmal zurück und erkundige dich, was das für ein Regiment ist, dem die vielen Verwundeten angehören." Ohne sich einen Augenblick zu besinnen, gab der Prinz seinem Pferde die Sporen und sprengte zu den kämpfenden Bataillonen an die Weinberge vor, von wo ihm die Verwundeten eben jenes Regiments Kaluga entgegenkamen. Er erschien mitten im heftigsten Gewehrfeuer und zog in der größten Ruhe die von seinem Vater ihm aufgetragenen Erkundigungen ein, um diesem dann über den Stand der Dinge zu berichten. Der König sagte kein Wort; Oberst von Luck drückte dem Prinzen herzlich die Hand, während die Umgebung des Königs mit Stolz auf den Prinzen sah, der gar nicht zu wissen schien, in welcher Gefahr er sich befunden hatte. Der Vorgang wurde im Hauptquartier viel erzählt, und Kaiser Alexander von Rußland, welcher erfuhr, daß der Prinz den Angriff jenes Kürassier-regiments mitgemacht und sich späterhin bei der russischen Infanterie im Feuer befunden habe, verlieh ihm am 5. März den Sankt Georgsorden. Dieser ersten kriegerischen Auszeichnung folgte am 10. März, dem Geburtstage der unvergeßlichen Königin Luise, die Verleihung des Eisernen Kreuzes. Erst durch diese beiden rasch aus einander folgenden Auszeichnungen wurde der Prinz darauf aufmerksam, daß man seinem tapferen Verhalten, das ihm ganz selbstverständlich erschienen war, eine besondere Bedeutung beilegte. „Nun verstehe ich erst," sagte er, „warum mir der Oberst von Luck so herzlich die Hand drückte und die andern so vielsagend lächelten." 3. Sedan. Durch den Tod König Friedrich Wilhelm Iv., welcher kinderlos war, wurde dessen jüngerer Bruder, der als künftiger Thronerbe schon den Titel „Prinz von Preußen" geführt hatte, im Jahre 1861 auf den preußischen Königsthron erhoben. Zu der Zeit regierte in Frankreich wiederum ein Kaiser Napoleon, der große Neffe jenes Napoleon, der in der früheren Zeit Preußen so tief gedemütigt hatte. Um sich in seiner Herrschaft zu erhalten und zu be-

5. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 46

1893 - Dresden : Ehlermann
46 ..Ich habe sie ja sehr lieb." Da nun Magdalenchen in den letzten Zügen lag und jetzt sterben wollte, fiel der Vater vor dem Bette ans seine Kniee, weinte bitterlich und betete, daß Gott sie erlösen wolle. Indem kommt ihr Bruder, der damals an einem entfernten Orte in die Schule ging. Nach diesem hatte sie sehr verlangt, also daß der Vater ihn hatte auf einem Wagen holen lassen. Als sie ihren lieben Bruder sieht, entschläft sie in des Vaters Armen. Die Mutter war wohl auch in derselben Kammer, doch weiter vom Bette, um der Traurigkeit willen, und weil sie, wie Hagar, ihres Kindes Sterben nicht sehen wollte. Da sprach der Vater zu ihr: „Liebes Weib, bedenke doch, wo sie hinkommt; ihr ist ja wohl! Ich hätte sie auch gern behalten, doch geschehe Gottes Wille!" Und als das Kind in den Sarg gelegt war, sah er es an und sprach: „Du liebes Lenchen, wie wohl ist dir geschehen! Du wirst wieder auferstehen und leuchten wie ein Stern, ja wie die Sonne. Ich bin ja fröhlich im Geist, aber nach dem Fleische bin ich sehr traurig. Wunderlich ist es, zu wissen, daß sie im Frieden und ihr wohl ist, und doch noch so traurig sein." Und da die Leute kamen, die Leiche zu bestatten, und sie den Doktor anredeten und sprachen, es wäre ihnen seine Betrübnis leid, da sprach er: „Es soll euch lieb sein; ich habe einen Heiligen gen Himmel gesandt, ja einen lebendigen Heiligen! O hätten wir einen solchen Tod! Einen solchen Tod wollte ich auf der Stelle annehmen!" 6. Friedrich I. Barbarossa. Nach A. W. Grube. Charakterbilder aus der Geschichte und Sage. 1. Der Kampf um Mailand. Der Herzog Friedrich von Schwaben, welcher im Jahre 1152 von den deutschen Fürsten zum Oberhaupte des Reiches gewählt worden war, vereinigte in sich die ausgezeichnetsten Eigenschaften des Geistes und des Körpers, die ihn dieser Ehre vor vielen andern würdig machten. In einem schön gebildeten Körper wohnte ein großer und starker Geist. Er war von Gestalt 'hoch gewachsen und mächtigen Gliederbaues, und seine erhabene Stirn, seine feurigen, durchdringenden Augen und seine freundlichen Gesichtszüge flößten jedem, der ihm nahe kam, Liebe und Bewunderung ein. In blonden Locken wallte ihm das Haar vom Haupte herab, darin den echten Deutschen bekundend; die Farbe seines Bartes aber spielte ins Rötliche, weshalb er von den Italienern Barbarossa, d. i. Rotbart, genannt wurde. Nachdem Friedrich für Ruhe und Frieden in Deutschland gesorgt hatte, richtete er seine Blicke vornehmlich nach Italien, welches zum Teil auch unter der Herrschaft der deutschen Kaiser stand. Aber schon seit langer Zeit war hier das kaiserliche Ansehen ganz erloschen. Die reichen

6. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 97

1893 - Dresden : Ehlermann
97 2. Er gastet schon seit Tagen mit seinen Mannen bort; Doch Zwietracht gährt im Reiche, und heut' noch muß er fort. Und als das Mahl vorüber und alles Wildbret schwand, Da reicht dem Hermann Billung Herr Otto seine Hand. 3. „Du hast uns daß bewirtet mit Speise und mit Trank, Drum soll auch heut' dir werden ein kaiserlicher Dank. Es schüttelt dir die Rechte, von Frost und Sturm gebräunt, Der Deutschen Kaiser Otto und nennt dich seinen Freund. 4. Doch wer wie du vor Fürsten sein freies Recht verficht, Dem ziemt ein kleiner Freihof im Land der Sachsen nicht; Den Mann, den längst ich suchte, hab' ich in dir erkannt, Dir geb' ich heut' zu Lehen mein ganzes Sachsenland!" 5. Hei! wie die selt'ne Kunde durch Hof und Halle flog! „Hoch!“ scholl es, „Hermann Billung, der Sachsen Herzog, hoch!" Und aus des Jünglings Auge des Dankes Thräne quillt, Als jubelnd ihn die Mannen erheben auf den Schild. 6. Dann tritt der junge Herzog zu seinem Kaiser hin: „Dir geb' ich mich zu eigen als Freund mit Herz und Sinn; Wie du und deine Väter, will ich zu Sieg und Ruhm Für meinen Kaiser führen sein treues Herzogtum!" 7. Da wird's dem stolzen Kaiser ums Herz so wohl und warm! Und fest umschlingt den Sachsen sein kampfgewohnter Arm. Hei! wie die selt'ne Kunde durch Hof und Halle flog! „Hoch!" scholl es, „Kaiser Otto! Hoch, Herzog Billung, hoch!" 8. Und wo die deutsche Zunge vom Kaiser Otto singt, Das Lied vom Herzog Billung gewaltig mit erklingt. Zwei hehre deutsche Eichen sah man sie herrlich steh'n: Mag solche Freundschaft nimmer in Deutschland untergeh'n! 7. Die Königin Editha, Gemahlin Ottos I. Von Otto Friedrich Gruppe. 1. Die Königin Editha, die edle, milde Frau, Die mit dem Auge heilte, dem Auge, süß und blau, Sie goß ins Weh des Lebens viel linden Balsam aus, Das wissen alle Städte, im Wald das letzte Haus. 2. Zu Magdeburg im Schlosse, da ruht sie, nein, sie wach: Und sorgt noch für die Ihren, und schon ist's stille Nacht; Es schlafen alle Diener, die Wache träumt im Thor, Da kommt ein Gast, ein seltner, und geht behutsam vor. cllwig, Bilder aus der Vaterländischen Geschichte. 7

7. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 43

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
43 Landgraf Herma nn that es darin den meisten seiner Stan- desgenosscn zuvor, ^und noch ist die Geschichte von dem Wettstreit, den sechs der berühmtesten Minnesänger auf der Wartburg hielten, im Munde des Volkes und der Welt bekannt. Uebrigens war Landgraf Hermann einer der mäch- tigsten und gechrtesten unter den deutschen Fürsten, an Rang einem Herzog gleich, an Landgcbiet und Neichthum manchen überlegen. Ein König von Frankreich warb um seine Tochter zur Gcmahlinn, und er selbst freite für sei- nen Sohn des Ungarnkönigs Tochter. Als er 1216 starb, hinterließ er drei blühende kraftvolle Söhne, außer einem vierten schwächlichen, wer hätte glauben sollen, daß bin- nen einem Menschenalter der Mannsstamm dieses so kräf- tigen , durch so viele rüstige Glieder berühmt gewordenen Fürstenhauses völlig ausgestorben sein sollte! So wunder- bar waltet aber die Vorsehung. Ludwig des Bärtigen Heldenstamm verdorrte plötzlich, als er eben am kräftigsten zu wachsen schien, und das zu jener Zeit dem Erlöschen nahe Haus der Wettiner gedeiht ruhmvoll bis zu unseren Tagen. Ludwig Iv., auch der Heilige genannt, Her- manns I. zweiter Sohn, war das Muster eines wei- sen, frommen und gerechten Fürsten, reich geschmückt mit allen Tugenden des Menschen, des Christen und des Re- genten. Milde, Gottesfurcht, Rechtlichkeit und Ge- wissenhaftigkeit zeichneten ihn besonders aus, dabei ließ er sich aber keine zu große Weichmüthigkeit oder Schwäche zu Schulden kommen. Er ehrte die Priester und that ihnen viel Gutes, gestattete ihnen aber nicht, Eingriffe in seines und seines Volkes Rechte zu thun. Er hielt gerne Frieden, scheute aber auch den Krieg zum Schutze der Seinigen und zur Abwehr der Unbill nicht, und nahm er einmal das Schwert zur Hand, so kämpfte er als ein Held und blieb stets Sieger. Als er zur Negierung kam, war er kaum 16 Jahre alt, und schon 3 Jahre darauf züchtigte er den Erzbischof von Mainz, der da behaupten wollte, des Landgrafen Vater sei im Bann gestorben. Darauf ver- mählte er sich mit des Königs Andreas von Ungarn Tochter Elisabeth, die von ihrer Kindheit an, an seines

8. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 130

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 130 — troupes, je d’epose mon epee ä Yotre Majeste“ *), alles weitere mir anheimstellend. Meine Antwort war, daß ich die Art unserer Begegnung beklage und um Sendung eines Bevollmächtigten ersuche, mit dem die Kapitulation abzuschließen sei. Nachdem ich dem General Reille den Brief übergeben hatte, sprach ich einige Worte mit ihm als altem Bekannten, und so endigte dieser Akt. Ich bevollmächtigte Moltke zum Unterhändler und gab Bismarck auf zurückzubleiben, falls politische Fragen zur Sprache kämen, ritt dann zu meinem Wagen und fuhr hierher, auf der Straße überall von stürmischen Hurras der heranziehenden Trains 2) begrüßt, die überall die Volkshymne anstimmten. Es war ergreifend. Alles hatte Lichter angezündet, so daß man zeitweise in einer improvisierten^) Illumination^) fuhr. Um 11 Uhr war ich hier und trank mit meiner Umgebung auf das Wohl der Armee, die solches Ereignis erkämpft hatte. Da ich am Morgen des 2. noch keine Meldung von Moltke über die Kapitulationsverhandlungen erhalten hatte, die in Donchsry stattfinden sollten, so fuhr ich verabredetermaßen nach dem Schlachtfelde um 8 Uhr früh und begegnete Moltke, der mir entgegenkam, um meine Einwilligung zur vorgeschlagenen Kapitulation zu erhalten, und mir zugleich anzeigte, daß der Kaiser früh 5 Uhr Sedan verlassen habe und auch nach Donchsry gekommen fei Da berfelbe mich zu sprechen wünschte und sich in der Nähe ein Schlößchen mit Park befanb, so wählte ich bieses zur Begegnung. Um 10 Uhr kam ich auf der Höhe von Seban an; um 12 Uhr erschienen Moltke und Bismarck mit der vollzogenen Kapitulatiousurkunbe; um 1 Uhr setzte ich mich mit Fritz in Bewegung, von der Kavallerie-Stabswache begleitet. Ich stieg vor dem Schlößchen *) Da ich nicht an der Spitze meiner Trnppen haben sterben können, so übergebe ich Ew. Majestät meinen Degen. 2) Truppenzüge. s) unvorbereiteten. 4) festliche Beleuchtung.

9. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 149

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 149 — sowie die Übernahme einer Garantie x) zu Lasten des Reichs erfolgen. 74. Kaiser Wilhelm 1. Unablässig arbeitete und sorgte der Kaiser für sein Volk. Gar oft sah man, wenn alles im Schlosse schlief, in seinem Arbeitszimmer noch die Lampe brennen. Alljährlich reiste er zu den Manövern, er selbst wollte sich von dem Stande der Truppen überzeugen. Während der Kriege hatte er oft die Lazarette besucht. In Saarbrücken wollte er einst nach einem solchen Besuch wieder wegfahren, da kam eine Schwester von oben herab, eilte an den Wagen des Kaisers und sagte: „Majestät, eine Gnade! Oben unter dem Dach liegen auch noch Verwundete, die sich sehnen ihren Kaiser zu sehen." „Da muß ich natürlich hinaufkommen", sagte der Kaiser; er erstieg trotz großer Ermüdung und Hitze die hohen Treppen und unterhielt sich freunblich mit jebem einzelnen. Zu den Mühen und Anstrengungen, benen sich der hohe Herr im weißen Haar unterzog, ist auch zu rechnen so manche schöne Feier, die er noch erleben bürste. So die Einweihung des Hermanns-benkmals 1875, des Kölner Doms 1880, des Niederwalddenkmals 1883, die Grundsteinlegung des Reichstagsgebäubes 1884 und die Weihe des Norb-Ostseekanals. die bei Beginn des Baues stattsanb. Welche Gesinnung bett Kaiser beseelte, lassen schon die Worte des Telegramms nach der Schlacht bei'sebatt erkennen: „Welch eine Wenduug durch Gottes Fügung!" Wir besitzen noch Betrachtungen von ihm, tote er sie am Jahresschluß z. B. der bedeutsamen und so verschiedenen Jahre 1871 und 1878 niederschrieb, und die mit bett gleichen Worten enbigen: „Herr bein Wille geschehe im Himmel, also auch auf Erben!“ Und seinen *) Bürgschaft.

10. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 78

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 78 — nach seiner Familie zurück, doch vermied er es, sich öffentlich sehen zu lassen. Da trat eines Tages ein armer Knabe in den Buchladen mit einem Bittgesuch, das von mehreren angesehenen Bürgern Nürnbergs unterschrieben war, und wünschte Palm zu sprechen, um auch von ihm ein Almosen zu erbitten. Er wurde hinauf in das Zimmer geführt, in dem sich Palm aufhielt, und bekam von ihm eine Gabe. Kaum aber hatte sich der Knabe entfernt, so traten zwei französische Gensdarmen ein, stiegen, ohne nach jemand zu fragen, die zwei Treppen hinauf, verhafteten Palm und führten ihn vor den französischen General. Der fragte nach dem Verfasser der Flugschrift; Palm entgegnete, sie sei ihm von unbekannter Seite zu weiterem Vertrieb zugesandt worden. Darauf wurde er gefangen gehalten und schließlich nach Braunau am Inn gebracht. Alles Bitten und Flehen der Gemahlin und Kinder Palms war vergebens. Man erklärte, die Verhaftung sei auf unmittelbaren Befehl Napoleons erfolgt. In Braunau wurden zwei Verhöre mit Palm angestellt, in denen er seine Unschuld erwiesen zu haben glaubte. Als daher am 26. August vormittags sein Kerker geöffnet wurde, so meinte er, man werde ihm die Freilassung ankündigen. Statt dessen wurde ihm das Todesurteil vorgelesen. — Napoleon hatte schon im voraus den Tod Palms befohlen. Palm war tief erschüttert, doch der Glaube an Gott stärkte ihn. Er erbat sich einen Geistlichen, den er auch erhielt, aber das heilige Abendmahl konnte ihm nicht, wie er gewünscht hatte, gereicht werden, da ein evangelischer Geistlicher in Braunau nicht zu finden war. Er vergab feinen Feinden, schrieb an Gattin und Kinder einen letzten Brief und sang zum Abschiede seine Lieblings-tieder: „Alles ist an Gottes Segen" und „Gottlob, nun ist es wieder Morgen." — Schon am Nachmittag des 26. August wurde Palm erschossen; denn der französische Kaiser hatte Beschleunigung
   bis 10 von 37 weiter»  »»
37 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 37 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 3
4 1
5 6
6 0
7 1
8 0
9 0
10 12
11 0
12 2
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 1
26 0
27 0
28 13
29 0
30 0
31 0
32 0
33 16
34 2
35 0
36 3
37 21
38 0
39 0
40 0
41 0
42 2
43 1
44 0
45 2
46 3
47 5
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 3
1 114
2 0
3 18
4 34
5 4
6 5
7 39
8 42
9 245
10 6
11 14
12 5
13 17
14 1
15 13
16 80
17 329
18 10
19 97
20 30
21 7
22 5
23 135
24 0
25 12
26 6
27 2
28 9
29 239
30 1
31 1
32 27
33 59
34 28
35 11
36 26
37 54
38 139
39 32
40 9
41 88
42 7
43 30
44 43
45 62
46 24
47 0
48 0
49 6
50 1
51 152
52 18
53 4
54 8
55 13
56 108
57 0
58 3
59 43
60 129
61 15
62 3
63 0
64 7
65 20
66 16
67 49
68 43
69 12
70 6
71 99
72 31
73 18
74 77
75 15
76 26
77 57
78 15
79 11
80 9
81 3
82 16
83 67
84 1
85 52
86 36
87 23
88 2
89 9
90 18
91 2
92 135
93 14
94 38
95 6
96 115
97 6
98 141
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 15
1 9
2 12
3 26
4 2
5 43
6 58
7 4
8 6
9 11
10 9
11 9
12 92
13 26
14 8
15 1
16 4
17 6
18 18
19 7
20 0
21 9
22 4
23 1
24 215
25 35
26 27
27 1
28 13
29 10
30 8
31 4
32 13
33 167
34 86
35 10
36 8
37 1
38 1
39 38
40 20
41 24
42 19
43 69
44 4
45 1
46 27
47 58
48 1
49 28
50 59
51 80
52 25
53 4
54 9
55 69
56 3
57 4
58 30
59 179
60 4
61 101
62 16
63 1
64 91
65 69
66 2
67 2
68 4
69 0
70 3
71 12
72 24
73 6
74 17
75 18
76 4
77 7
78 15
79 8
80 8
81 201
82 15
83 47
84 7
85 5
86 4
87 2
88 6
89 92
90 14
91 11
92 4
93 0
94 41
95 128
96 9
97 66
98 6
99 6
100 257
101 3
102 48
103 3
104 4
105 2
106 57
107 30
108 2
109 12
110 49
111 184
112 18
113 9
114 29
115 2
116 114
117 1
118 5
119 51
120 4
121 18
122 1
123 17
124 103
125 34
126 0
127 19
128 3
129 17
130 9
131 96
132 12
133 22
134 4
135 2
136 64
137 13
138 1
139 4
140 18
141 7
142 19
143 39
144 4
145 9
146 7
147 7
148 2
149 0
150 10
151 21
152 57
153 1
154 33
155 25
156 19
157 27
158 9
159 6
160 9
161 103
162 2
163 2
164 35
165 8
166 56
167 4
168 16
169 18
170 10
171 15
172 17
173 49
174 3
175 133
176 2
177 61
178 2
179 53
180 39
181 4
182 28
183 207
184 12
185 5
186 0
187 0
188 12
189 3
190 9
191 31
192 5
193 17
194 7
195 8
196 101
197 1
198 7
199 25