Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 163

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 163 Geschmack und ein widerliches Aussehen hatten, Kochsisch, Klößchen aus Fischfleisch, ein gemeinsamer Napf mit einer durch Seetang oder Gallerttiere verdickten Suppe, Quallen, Fischgekröse, Taubeneier mit geschmorten Pilzen, Bambussprossen, Seeschnecken in Hühner- brühe mit Schinken, geschmorte Lilienwurzeln, wilde Enten mit Schantungkohl, fettes, knusperig gebratenes Ferkelfleifch und Entenbraten. Und dazu keine Kartoffel, kein Brot!" (Exner). — Geistige Getränke spielen beim chinesischen Volke keine Rolle, dagegen sind Tabak- rauchen und Schnupfen weit verbreitet. Ein schlimmes Laster ist das Körper und Geist zerrüttende Opiumrauchen, auf dessen Ausrottung aber die Regierung jetzt eifrig bedacht ist. Der Chinese ist außerordentlich höflich und zuvorkommend. Die Begrüßungen und Verbeugungen, womit er seinen Gast empfängt, nehmen gar kein Ende. Rühmenswert ist die Ehrfurcht und Achtung der Kinder vor den Eltern, überhaupt vor Erwachsenen. Un- gehorsam gegen die Eltern ist nach chinesischer Anschauung eine Sünde, für die es keine Vergebung gibt. Die überaus starke Betonung der Pflichten der Kinder den Eltern, aller den Vorgesetzten gegenüber ist für China von großem Segen gewesen und eine der Hauptursachen für das Jahrtausende lange Bestehen des Chinesischen Reiches. Die Verehrung erstreckt sich auch auf die Vorfahren, denen man Ahnenhallen errichtet und Opfer darbringt wie den Göttern. Den Lichtseiten entsprechen dunkle Schattenseiten. Der Chinese ist ein geborner Ge- schästsmann, gewandt und geschickt im Handel, aber auch im höchsten Grade gerieben, voller Lug und Trug, so daß im geschäftlichen Verkehr mit ihm die höchste Vorsicht am Platze ist. Dazu kommt Lieblosigkeit und Hartherzigkeit gegen die Mitmenschen. Ein Reisender beobachtete auf einem Schiffe eine Schar chinesischer Arbeiter, die in ihre Heimat zurückkehrten, rauchten, spielten und lärmten. Einer lag schwer krank zwischen ihnen. „Aber niemand kümmerte sich um ihn, seine Kameraden umlagerten gefühllos sein Sterbelager, spielten weiter, ohne sich um sein Todesröcheln zu kümmern, und rückten höchstens ein wenig beiseite, wenn sie der Sterbende im Zusammenzucken mit den Gliedern stieß." In der Familie nimmt die Frau eine durchaus untergeordnete Stellung ein, und vom öffentlichen Leben ist sie ganz ausgeschlossen. Neugeborene Mädchen werden häufig ausgesetzt, ins Wasser oder auf die Straße geworfen, wo sie den herrenlos umherschweifenden Hunden zur Beute werden. Die christlichen Missionare suchen, so weit möglich, solche Kinder zu retten, kaufen sie auch wohl zu diesem Zwecke den Eltern ab und bringen sie in den von ihnen errichteten Findel- Häusern unter, wo sie zu Christen erzogen werden. Arme Leute werfen auch Kinder, die ihnen sterben, auf die Straße, um die Beerdigungskosten zu sparen. „In Peking", berichtet Ehlers, „fahren täglich in der Frühe Karren durch die Stadt, um die aus den Häusern geworfenen Leichen der über Nacht verstorbenen Kinder armer Leute aufzusammeln und in eine gemeinsame Grube abzuliefern." Eine sehr unangenehme Eigenschaft der Chinesen ist .ihre Unsauberkeit. Sie betrifft nicht nur den Körper, sondern zeigt sich auch in den Wohnungen und Straßen, die von Schmutz starren und voll widriger Gerüche sind. Geistig ist der Chinese gut beanlagt, aber er ist vorwiegend Verstandesmensch, nüchtern und phantasielos, ohne Gemüt. Die Gelehrsamkeit steht in hohem Ansehen, aber nur, soweit sie praktischen Nutzen gewährt und zu Amt und Würden berechtigt. Dazu fehlt dem Chinesen die Beweglichkeit. Er hängt am Alten, Überkommenen und ist jedem Fort- schritt, jeder Neuerung abgeneigt. Die Volksbildung steht ziemlich hoch. Überall gibt es Schulen, die Lesen und Schreiben lehren und in die „klassischen Schriften" einführen. Die Beamten müssen sich schweren und langwierigen Prüfungen unterziehen. Das chinesische Schrift- tum ist sehr umfangreich und erstreckt sich auf alle Zweige des Wissens und der Dichtkunst. Höchst eigentümlich ist die chinesische Sprache. Sie besteht aus 450 einsilbigen Wörtern, die aber vermöge verschiedenartiger Aussprache und Betonung 1200 Lautgebilde darstellen. Jedes dieser Wörter hat wieder mehrere, manche sogar 30—40 verschiedene 11*

2. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 168

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 168 — Wie trirb sich nun das Leben Kriemhilbens im Hunnenlanbe gestalten? (Thätigkeit, Ehren, Gottesbienst, Glück . . .) 3. Was erfahren wir über das fernere Leben Kriemhilbens im Hunnenlanbe? (Weitere Ausführung der angeheuleten Züge: Leitung des großartigen Hoflebens, Erziehung der ihr anvertrauten Fürjtenkinber, Beschäftigung der bienenden Frauen in den Frauengemächern; Hulbigung und Ehrerbietung der Fürsten und Dienstmannen; königliche „Milbe" gegen ihre Gäste und Mannen; christlicher Gottesbienst durch mitgebrachte ober gerufene Priester — zu schließen aus der Taufe Ort-liebs.) Warum sollte das Kind Kriemhilbens burchaus getauft werben? Kriemhilb war Christin und wollte barum nicht, daß ihr Kind ein Heibe und ©ö|enbienet werben solle; auch hoffte sie vielleicht, daß Ortlieb als Mann und König auch die Hunnen zu Christen machen würde, wofür übrigens Kriemhilb wahrscheinlich jetzt schon nach Kräften ihren Einfluß geltenb machte. Es wirb uns gar nichts von Kriemhilbens Freube über das Kind erzählt? Etzel freute sich, weil er nun einen Erben für sein Königreich hatte; aber Kriemhilb freute sich nicht, weil sie sich überhaupt übet nichts mehr von Herzen freuen konnte, feitbem ihre einzige und größte Lebensfreube vernichtet war. Also war Kriemhilb wie bei der Vermählung, so auch nach der Vermählung, trotz Reichtum, Macht und C'bre nicht glücklich, weil sie Siegsrieb nicht vergessen konnte. — Zusammenfassung. Überschrift: Kriemhilbens Leben im Hunnenlanbe. Gesamtüberschrift: Wie sich Kriemhilb mit dem König Etzel vermählte. Iii). Was gefällt uns an dem Königspaar Kriemhilb und Etzel? Kriemhilb gebenft sogar beim Hochzeitsfest des toten Siegfried und weint um ihn. Diese treue Liebe gefällt uns zwar, aber eben bes-hatb bürste Kriemhilb nimmermehr den Etzel heiraten, weil ihre Liebe nicht dem lebenbigen, fonbern dem toten Mann gehörte. Denn baburch Awang sie sich selber zur Verstellung, mußte Zusriebenheit und Zuneigung heucheln, weil ja ihr Mann ein Recht barauf hatte, und lebte also jahrelang als Heuchlerin neben dem Manne, der es boch aufrichtig und gut mit ihr meinte. Aber biefe Falschheit gegen Etzel kam eben, wie wir wissen, aus Begierbe nach Rache. Etzel ist seiner Gemahlin in aufrichtiger Freunbschast und Siebe zugethan, barum sucht er sie auf alle Weise durch Ehre, Reichtum und Macht zu erfreuen und zu beglücken. Auch daß er ihren Bitten wegen der Taufe des Kinbes nach giebt, obgleich er boch ein Heibe ist, zeigt von seiner Liebe zu ihr und muß uns barum Wohlgefallen. Kulturhistorisches: Reisen in der alten Zeit zu Land und zu Wasser; Schiffahrt auf der Donau; alte Städte: Passau, Ens, Wien; Völker, die zu Etzels Reich gehörten, ober ihm zinspflichtig waren; Thätigkeit einer mächtigen Königin; christlicher Gottesbienst im heib-nischen Laube.

3. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 11

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 11 — Hand Futter genommen!" Denn er hatte eine Henne von außergewöhnlicher Größe, welche Roma hieß. Der Diener nahm den Irrtum des Kaisers wahr und bemerkte ihm. die Stadt Rom sei von Alarich erobert worden Der Kaiser soll darauf geantwortet haben: „Ich glaubte, o Freund, meine Henne Roma sei ums Leben gekommen." Alarich aber zog von Rom mit seinen Schätzen nach Unteritalien, um von da nach Sizilien und Afrika hinüberzugehen. Da überraschte ihn ein plötzlicher Tod. Er wurde von den Seinen in dem Flußbette des Busenio mit vielen Schätzen bestattet, und damit niemand die Stätte verrate, töteten sie die Sklaven, die das Grab bereitet hatten. 7. Attilas Schwert. Ein Hirt weidete in Ungarn feine Herde und sah, wie eine seiner Kühe hinkte. Da er nun die Ursache der fcharsen Wunde nicht finden konnte, ging er bekümmert den Blutspuren nach und entdeckte endlich ein Schwert, woraus die grasende Kuh unvorsichtig getreten war. Der Hirt grub das Schwert aus und brachte es dem König Attila. Attila aber freute sich und glaubte in feinem hohen Sinn, er habe das Schwert des Kriegsgottes empfangen und sei zum Herrn der Welt bestimmt. 8. Odoaker. Rugische Jünglinge, die um Kriegsdienste nach Italien wanderten, kamen unterwegs in Norieum an der einsamen Bethütte des heiligen Severinus vorüber und klopften an, seinen Segen mitzunehmen. Einer derselben war in schlechte Felle gekleidet, aber von hochstattlichem Wuchs, so daß er sich unter den Eingang der

4. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

5. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 12

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 12 Glauben, das Vaterunser, die lateinische Grammatik und christliche Gesänge fein fleißig und schleunig gelernt hat." (Matthesius.) „Statt der großen Freude: Euch ist heute der Heiland geboren, predigte man uns in der Schule das höllische Feuer." — „Denn wir waren alle dahin gewiesen, daß wir mußten selbst genug thun für unsere Sünden, und man sagte, Christus würde am jüngsten Tage von uns Rechenschaft fordern, wie wir die Sünde gebüßt und wie viel gute Werke wir gethan hätten. Und weil wir nimmer genug konnten büßen und Werke thun, wiesen sie uns weiter zu den Heiligen im Himmel als an die, so da sollten zwischen Christo und uns Mittler sein. lehrten uns die liebe Mutter Christi anrufen, daß sie wollte den Zorn Christi über uns abbitten und seine Gnade erlangen. Und wo unsere liebe Frau nicht genug war, nahmen wir zu Hilfe die Apostel und andere Heilige." „Der Vater Luthers Pflegte mit den Dienern des göttlichen Wortes und den Schullehrern allezeit gut Freundschaft und weil er gelehrte Leute sonderlich liebte, so lud er die Prediger und Schuldiener im Jahre etliche Male um seines Sohnes willen in sein Haus zu Gaste, welche überaus sehr durch die besondere Gottseligkeit und Leutseligkeit des Mannes und seine wohlanständigen Reden eingenommen wurden." „Wie gleicht doch Dr. Martin sowohl an Körperhaltung als an Gesichtszügen seiner Mutter, einer Frau von seltener Art!" — „Sie hat viele Tugenden an sich, die einer ehrsamen Frau zustehen und ist insonderheit berühmt gewesen ihrer Zucht, Gottesfurcht und fleißigen Gebets halber, daß auch alle anderen ehrlichen Weiber auf sie als auf ein Exempel und Vorbild der Tugend und Ehrbarkeit sonderlich gesehen haben." (Aussprüche von Freunden Luthers.)

6. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 88

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Noch ein anderes Gedicht zeigt, wie Karl für sein Volk sorgt. — „Rheinsage". Von dem Gedeihen des Weins hängt der Wohlstand der Rheinländer ab. Wie hängt aber die Pflege des Weinbaus mit der Bildung des Volkes zusammen? — Karl wird nicht bloß den Weinbau, sondern überhaupt die Landwirtschaft gepflegt haben: und indem er die Gedanken feiner Unterthanen hierauf lenkte, mußte ihre Vorliebe für Krieg, Jagd, Gelage rc. allmählich verschwinden. Der Bauer hat keine Zeit zu Gelagen und zur Jagd, und er weiß, daß im Kriege feine mühsame Arbeit, die ihm ans Herz gewachsen ist, zerstört wird. Die Fürsorge Karls für die Landwirtschaft kann weiter nachgewiesen werden an der vorbildlichen Bewirtschaftung feiner Güter. Hier kann auch der Versuch Karls erwähnt werden, Altmühl und schwäbische Rezat durch einen Kanal zu verbinden, der allerdings an der [Ungunst des Wetters und an der unvollkommenen Technik jener Zeit scheiterte: die am Tage ausgegrabene Erde rutschte bei dem sumpfigen Boden, der durch beständigen Regen vollends durchweicht war, während der Nacht wieder zurück. Zusammenfassung. Iii. Karls Fürsorge für fein Volk (geistiges Wohl) wird zusammengestellt mit der Fürsorge Ludwigs des Eisernen, Ludwigs des Heiligen und feiner Gemahlin Elisabeth (leibliches Wohl); ferner mit der Sorge unserer Fürsten um das geistige und leibliche Wohl ihrer Unterthanen. Iv. Ein guter Fürst sorgt für fein Volk. T. Das [Gedicht „Die Schule der Stutzer" (Erziehung der Erwachsenen). Sechste Einheit. Karls äußere Erscheinung und Lebensweise. Ziel: Ihr werdet gewiß erfahren wollen, wie der große Mann aussah und wie er lebte. I Wie stellt ihr euch Karl vor? — Groß, stattlich, Ehrfur cht einflößend (nach der Sage „der eiserne Karl"); freundlich rc. Seine Lebensweise? — Mäßig; eifrig, sich selbst zu bilden.

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 9

1893 - Dresden : Ehlermann
Gortschakoff herbeieilenden Kolonne. Ein Kürassierregiment trabte sofort zum Angriff vor, an seinem rechten Flügel von dem Könige, dem Kronprinzen und dem Prinzen Wilhelm begleitet. Doch es blieb der Kavallerieangriff in dem schwierigen Gelände der Weinberge ohne Erfolg. Der König befand sich hier mit den Prinzen einige Zeit in so heftigem Gewehrfeuer, daß der Oberst von Thiele ihn beschwor, sich nicht unnütz einer Gefahr auszusetzen. Die Kavallerie ging zurück, aber inzwischen hatten sich die Jägerbataillone von neuem gesammelt und rückten mit dem Infanterieregiment Kaluga gegen den Feind vor. Der König beobachtete von einem etwas rückwärts gelegenen Punkte aus den Angriff der Infanterie und bemerkte, wie ein Infanterieregiment unter schweren Verlusten kämpfte. Plötzlich sagte er zu seinem Sohne Wilhelm: „Reite einmal zurück und erkundige dich, was das für ein Regiment ist, dem die vielen Verwundeten angehören." Ohne sich einen Augenblick zu besinnen, gab der Prinz seinem Pferde die Sporen und sprengte zu den kämpfenden Bataillonen an die Weinberge vor, von wo ihm die Verwundeten eben jenes Regiments Kaluga entgegenkamen. Er erschien mitten im heftigsten Gewehrfeuer und zog in der größten Ruhe die von seinem Vater ihm aufgetragenen Erkundigungen ein, um diesem dann über den Stand der Dinge zu berichten. Der König sagte kein Wort; Oberst von Luck drückte dem Prinzen herzlich die Hand, während die Umgebung des Königs mit Stolz auf den Prinzen sah, der gar nicht zu wissen schien, in welcher Gefahr er sich befunden hatte. Der Vorgang wurde im Hauptquartier viel erzählt, und Kaiser Alexander von Rußland, welcher erfuhr, daß der Prinz den Angriff jenes Kürassier-regiments mitgemacht und sich späterhin bei der russischen Infanterie im Feuer befunden habe, verlieh ihm am 5. März den Sankt Georgsorden. Dieser ersten kriegerischen Auszeichnung folgte am 10. März, dem Geburtstage der unvergeßlichen Königin Luise, die Verleihung des Eisernen Kreuzes. Erst durch diese beiden rasch aus einander folgenden Auszeichnungen wurde der Prinz darauf aufmerksam, daß man seinem tapferen Verhalten, das ihm ganz selbstverständlich erschienen war, eine besondere Bedeutung beilegte. „Nun verstehe ich erst," sagte er, „warum mir der Oberst von Luck so herzlich die Hand drückte und die andern so vielsagend lächelten." 3. Sedan. Durch den Tod König Friedrich Wilhelm Iv., welcher kinderlos war, wurde dessen jüngerer Bruder, der als künftiger Thronerbe schon den Titel „Prinz von Preußen" geführt hatte, im Jahre 1861 auf den preußischen Königsthron erhoben. Zu der Zeit regierte in Frankreich wiederum ein Kaiser Napoleon, der große Neffe jenes Napoleon, der in der früheren Zeit Preußen so tief gedemütigt hatte. Um sich in seiner Herrschaft zu erhalten und zu be-

8. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 18

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 18 Ii. Stoffübersicht. Sechs Stücke: 1. Luther im Elternhause. 2. Luther auf auswärtigen Schulen (Magdeburg, Eisenach, Erfurt). 3. Luther im Kloster (Eintritt, Leben, Seelenkämpfe). 4. Luther kommt nach Wittenberg. 5. Luthers Reise nach Rom. 6. Luther wird Doktor der heiligen Schrift. Vorbemerkung: Es wird sich folgender Gang der Behandlung empfehlen: Lesen und Erklären der einzelnen Abschnitte jedes Stückes; Ergänzungen; Herausarbeiten der zusammenhängenden Erzählung an der Hand von Hauptfragen; Gewinnung der Kernpunkte: Beurteilung. E r st e s S t ü ck. Luther im Klternyause. Lesen des im Lesebuch gegebenen Stoffes. Zur Erklärung des Textes: „Sl. Martinus" = ein tapferer, heidnischer Reitersmann, von dem die Legende erzählt, daß er einem frierenden Bettler die Hälfte seines Mantels geschenkt hat, dafür im Traume von-Christus, der mit der geschenkten Mantelhälfte bekleidet war, zum Christen berufen wurde, dann ein Mönch und zuletzt Bischof wurde. — „Schieferhauer" (Berghauer, Häuer) = weil er als Bergmann in Schiefergestein nach Kupfererz grub. — „Casus und Tempora" = die Formen der lateinischen Deklination und Konjugation. — „Schul-diener" = Schullehrer. Zur Erläuterung. Die überstrenge Zucht im Elternhaus und in der Schule war damals Sitte; der Unterricht bestand damals fast nur im Ausgeben und Ab= hören der Lehrstücke, so daß meist Unverstandenes auswendig gelernt wurde; wer im Aussagen stockte, wurde unbarmherzig gezüchtigt. Wenn Luther seinen Eintritt ins Kloster mit dieser harten Zucht zusammenbringt, so meint er: Die große Strenge gewöhnte mich, auf das kleinste Versehen zu achten und Strafe dafür zu fürchten; darum lernte ich auch Christus und Gott als zürnende Richter fürchten, wie es ja auch die Schule uns einprägte, und diese Furcht vor dem Zorn Gottes trieb mich ins Kloster. Die Gastlichkeit des alten Luther beweist, daß er sich im Lause der Jahre aus der Armut zu einigem Wohlstand emporgearbeitet hatte. Zur Ergänzung. Martin Luther war der älteste von sieben Geschwistern. Der Um «ug von Eisleben nach Mansfeld fand statt, als Martin etwa ein halbes Jahr alt war. Das Bild von Luthers Mutter (Vorzeigen!) zeigt Ähnlichkeit mit ihrem Sohn in den Augen und im unteren Teil des Gesichtes. Zur Zusammenfassung des Inhalts. Luthers Geburt? (Ort, Zeit, Taufe). Luthers Eltern? (Name, Stand, Armut, Eigenschaften). Luthers Erziehung? (Im Elternhaus:

9. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 168

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
auswärtigen Geistlichen zu Torgau, und ließ eine allge- meine Glaubensformel entwerfen. Als darüber die Gutachten vieler evangelischen Theologen eingeholt waren und viele Bcralhungen darüber gehalten worden, wurde im Jahr i 577 eine neue Versammlung zu Kloster-Bergen gehalten und daselbst auf den Grund der Torgau er Artikel und der darüber eingegangenen Gutachten das berühmte Con, cordien-Buch entworfen, welches die Eintracht unter allen augsburgischen Confefsionsverwandten Herstellen sollte. August gab sich alle Mühe, diesem Glaubensbekenntnisse überall Eingang zu verschaffen, doch das war vergebens. Zwar wurde das Concordien buch von den drei pro- testantischen Kurfürsten, 20 Reichsfürsten, 25 Grafen, 34 Reichsstädten und 8000 Theologen und Schuldienern un- terschrieben, und in Sachsen blieb es unveränderliche Glaubensvorschrift. Allein sehr viele Auswärtige nahmen es nicht an und viele Inländer waren wenigstens heimlich dagegen, und das sogenannte Cintrachtsbuch wurde ein Zwietrachtsbuch, welches bis auf neuere Zeiten die beklagens- werthesten Streitigkeiten und Verfolgungen verursacht hat. August hatte auf die Concordien - Angelegenheiten mehr als eine Tonne Goldes verwandt. War August als Regent, mit Ausnahme der kirch- lichen Streitigkeiten, ein ehrwürdiger, hochverdienter Fürst und war er Vater seines Landes, so war er auch als Ehe- gatte, Vater und Mensch höchst achtungswerth. Seine Ge- mahlin Anna ging ihm durch ihre Wirtschaftlichkeit, Wohlthätigkeit und Gutherzigkeit zur Hand, und wurde des- halb auch nur die Mutter Anna genannt. Sie gebahr ihrem Gemahl 15 Kinder, wovon ihn aber nur ein Sohn und drei Töchter überlebten. Im Umgangs war er gesel- lig, gegen Untergebene leutselig, gegen die Bürger, bei de- ren Vogelschießen er sich fleißig einfand, zutraulich. Bei großen Festen liebte er Glanz und Pracht, sonst war seine Lebensweise einfach; die Jagd, Drechseln und andere me- chanische Künste machten seine Erholungen aus, er liebte aber auch Beschäftigung mit den Wissenschaften. Noch^ in seinem 50. Jahre lernte er hebräisch. Auf seinen Reisen führte er stets Luthers Schriften in einem Kästchen bei sich. Daß er die Alchymie, die Punctirkunst und

10. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 150

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
150 gegen sollseine Mutter, Katharina von Mecklenbu rg, eine ehrgeizige und herrschsüchtige Frau gewesen seyn, die ihrem Gemahl oft genug seinen kleinen Länderbesitz zum Vorwurf machte. Das mag denn auf des Prinzen Cha- rakter wohl einen grossen Einfluss gehabt haben. Er erhielt zwar einen gelehrten Unterricht durch den bekannten R i v i u s, doch seine Welt- und Menschenkenntniß und seine politische Gewandtheit erwarb er durch den Aufenthalt an mehreren deutschen Höfen. Zuerst an dem glänzenden und üppi- gen Hofe des Kurfürsten A l b r e ch t von M a i n z zu H a l l e, dann an dem streng geregelten seines Oheims Georg zu Dresden, darauf bei dem frommen protestantischen seines Vetters Johann Friedrich zu Torgau und Weimar, endlich an dem Hofe des thatkräftigen und warmblütigen Landgrafen Philipp vonhessen mit dessen schöner Toch- ter, Agnes, er sich gegen seines Vaters Willen vermählte. So lernte er das Eetreibe aller Parteien, lernte die Schwä- chen und Fehler der vornehmsten deutschen Fürsten ken- nen, und bei seinem scharfen Verstände konnte es ihm nicht entgehen, dass er in der Verbindung mit den Fürsten seiner Glaubenspartei nimmer seinen Ehrgeiz befriedigen und kräftig und entscheidend würde handeln können.' Darum schloß er sich dem Kaiser an, doch sicher mit dem Vorsatze seiner Religion treu zu bleiben. Mit seinem Vater lebte Herzog Moritz nicht ln Ein^ kracht, weil derselbe sich von seiner Gemahlin und von sei- nen Käthen lenken ließ und unter dem Einflüsse des Kur- fürsten Johann Friedrich stand. Deshalb hatte Her- zog Heinrich in seinem Testament verordnet, daß Moritz mit seinem Bruder August gemeinschaftlich regieren sollte. Moritz protestirte noch bei des Vaters Lebzeiten gegen die- ses Testament, ließ cs dann 9 Jahre uneröffnet und ge- stand seinem Bruder keinen Antheil an der Negierung zu, doch verschaffte er ihm die Administration des Hochstifts Merseburg und gab ihm eine Anzahl Städte und Aem- ter, von denen er 25,000 Gulden Einkünfte zog, die er, als er zur Kurwürde gelangt war, bis auf 40,000 Gulden erhöhte. Die Räthe seines Vaters zog er zur Verantwor- tung, nahm die Räthe des Herzogs Georg wieder in Dienst und entz-og dem Kurfürsten allen Einfluß auf sein Land,
   bis 10 von 71 weiter»  »»
71 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 71 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 1
3 1
4 2
5 8
6 0
7 1
8 1
9 0
10 30
11 0
12 3
13 1
14 0
15 0
16 5
17 0
18 0
19 1
20 0
21 0
22 1
23 1
24 0
25 1
26 0
27 4
28 12
29 1
30 0
31 2
32 0
33 42
34 1
35 0
36 5
37 25
38 0
39 2
40 0
41 0
42 3
43 3
44 0
45 19
46 3
47 17
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 5
1 86
2 16
3 23
4 42
5 6
6 10
7 33
8 38
9 198
10 5
11 18
12 10
13 23
14 10
15 15
16 88
17 341
18 14
19 85
20 40
21 10
22 15
23 143
24 2
25 39
26 11
27 1
28 13
29 245
30 3
31 15
32 27
33 62
34 33
35 47
36 30
37 66
38 120
39 62
40 17
41 75
42 16
43 50
44 40
45 89
46 36
47 2
48 1
49 10
50 2
51 137
52 119
53 6
54 24
55 46
56 95
57 0
58 4
59 53
60 54
61 14
62 5
63 14
64 12
65 34
66 24
67 46
68 46
69 18
70 11
71 400
72 33
73 16
74 82
75 23
76 28
77 56
78 17
79 15
80 8
81 3
82 33
83 60
84 3
85 57
86 37
87 51
88 11
89 14
90 42
91 7
92 231
93 16
94 65
95 38
96 122
97 6
98 167
99 2

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 15
1 9
2 12
3 26
4 2
5 43
6 58
7 4
8 6
9 11
10 9
11 9
12 92
13 26
14 8
15 1
16 4
17 6
18 18
19 7
20 0
21 9
22 4
23 1
24 215
25 35
26 27
27 1
28 13
29 10
30 8
31 4
32 13
33 167
34 86
35 10
36 8
37 1
38 1
39 38
40 20
41 24
42 19
43 69
44 4
45 1
46 27
47 58
48 1
49 28
50 59
51 80
52 25
53 4
54 9
55 69
56 3
57 4
58 30
59 179
60 4
61 101
62 16
63 1
64 91
65 69
66 2
67 2
68 4
69 0
70 3
71 12
72 24
73 6
74 17
75 18
76 4
77 7
78 15
79 8
80 8
81 201
82 15
83 47
84 7
85 5
86 4
87 2
88 6
89 92
90 14
91 11
92 4
93 0
94 41
95 128
96 9
97 66
98 6
99 6
100 257
101 3
102 48
103 3
104 4
105 2
106 57
107 30
108 2
109 12
110 49
111 184
112 18
113 9
114 29
115 2
116 114
117 1
118 5
119 51
120 4
121 18
122 1
123 17
124 103
125 34
126 0
127 19
128 3
129 17
130 9
131 96
132 12
133 22
134 4
135 2
136 64
137 13
138 1
139 4
140 18
141 7
142 19
143 39
144 4
145 9
146 7
147 7
148 2
149 0
150 10
151 21
152 57
153 1
154 33
155 25
156 19
157 27
158 9
159 6
160 9
161 103
162 2
163 2
164 35
165 8
166 56
167 4
168 16
169 18
170 10
171 15
172 17
173 49
174 3
175 133
176 2
177 61
178 2
179 53
180 39
181 4
182 28
183 207
184 12
185 5
186 0
187 0
188 12
189 3
190 9
191 31
192 5
193 17
194 7
195 8
196 101
197 1
198 7
199 25