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1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 9

1893 - Dresden : Ehlermann
Gortschakoff herbeieilenden Kolonne. Ein Kürassierregiment trabte sofort zum Angriff vor, an seinem rechten Flügel von dem Könige, dem Kronprinzen und dem Prinzen Wilhelm begleitet. Doch es blieb der Kavallerieangriff in dem schwierigen Gelände der Weinberge ohne Erfolg. Der König befand sich hier mit den Prinzen einige Zeit in so heftigem Gewehrfeuer, daß der Oberst von Thiele ihn beschwor, sich nicht unnütz einer Gefahr auszusetzen. Die Kavallerie ging zurück, aber inzwischen hatten sich die Jägerbataillone von neuem gesammelt und rückten mit dem Infanterieregiment Kaluga gegen den Feind vor. Der König beobachtete von einem etwas rückwärts gelegenen Punkte aus den Angriff der Infanterie und bemerkte, wie ein Infanterieregiment unter schweren Verlusten kämpfte. Plötzlich sagte er zu seinem Sohne Wilhelm: „Reite einmal zurück und erkundige dich, was das für ein Regiment ist, dem die vielen Verwundeten angehören." Ohne sich einen Augenblick zu besinnen, gab der Prinz seinem Pferde die Sporen und sprengte zu den kämpfenden Bataillonen an die Weinberge vor, von wo ihm die Verwundeten eben jenes Regiments Kaluga entgegenkamen. Er erschien mitten im heftigsten Gewehrfeuer und zog in der größten Ruhe die von seinem Vater ihm aufgetragenen Erkundigungen ein, um diesem dann über den Stand der Dinge zu berichten. Der König sagte kein Wort; Oberst von Luck drückte dem Prinzen herzlich die Hand, während die Umgebung des Königs mit Stolz auf den Prinzen sah, der gar nicht zu wissen schien, in welcher Gefahr er sich befunden hatte. Der Vorgang wurde im Hauptquartier viel erzählt, und Kaiser Alexander von Rußland, welcher erfuhr, daß der Prinz den Angriff jenes Kürassier-regiments mitgemacht und sich späterhin bei der russischen Infanterie im Feuer befunden habe, verlieh ihm am 5. März den Sankt Georgsorden. Dieser ersten kriegerischen Auszeichnung folgte am 10. März, dem Geburtstage der unvergeßlichen Königin Luise, die Verleihung des Eisernen Kreuzes. Erst durch diese beiden rasch aus einander folgenden Auszeichnungen wurde der Prinz darauf aufmerksam, daß man seinem tapferen Verhalten, das ihm ganz selbstverständlich erschienen war, eine besondere Bedeutung beilegte. „Nun verstehe ich erst," sagte er, „warum mir der Oberst von Luck so herzlich die Hand drückte und die andern so vielsagend lächelten." 3. Sedan. Durch den Tod König Friedrich Wilhelm Iv., welcher kinderlos war, wurde dessen jüngerer Bruder, der als künftiger Thronerbe schon den Titel „Prinz von Preußen" geführt hatte, im Jahre 1861 auf den preußischen Königsthron erhoben. Zu der Zeit regierte in Frankreich wiederum ein Kaiser Napoleon, der große Neffe jenes Napoleon, der in der früheren Zeit Preußen so tief gedemütigt hatte. Um sich in seiner Herrschaft zu erhalten und zu be-

3. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 130

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 130 — troupes, je d’epose mon epee ä Yotre Majeste“ *), alles weitere mir anheimstellend. Meine Antwort war, daß ich die Art unserer Begegnung beklage und um Sendung eines Bevollmächtigten ersuche, mit dem die Kapitulation abzuschließen sei. Nachdem ich dem General Reille den Brief übergeben hatte, sprach ich einige Worte mit ihm als altem Bekannten, und so endigte dieser Akt. Ich bevollmächtigte Moltke zum Unterhändler und gab Bismarck auf zurückzubleiben, falls politische Fragen zur Sprache kämen, ritt dann zu meinem Wagen und fuhr hierher, auf der Straße überall von stürmischen Hurras der heranziehenden Trains 2) begrüßt, die überall die Volkshymne anstimmten. Es war ergreifend. Alles hatte Lichter angezündet, so daß man zeitweise in einer improvisierten^) Illumination^) fuhr. Um 11 Uhr war ich hier und trank mit meiner Umgebung auf das Wohl der Armee, die solches Ereignis erkämpft hatte. Da ich am Morgen des 2. noch keine Meldung von Moltke über die Kapitulationsverhandlungen erhalten hatte, die in Donchsry stattfinden sollten, so fuhr ich verabredetermaßen nach dem Schlachtfelde um 8 Uhr früh und begegnete Moltke, der mir entgegenkam, um meine Einwilligung zur vorgeschlagenen Kapitulation zu erhalten, und mir zugleich anzeigte, daß der Kaiser früh 5 Uhr Sedan verlassen habe und auch nach Donchsry gekommen fei Da berfelbe mich zu sprechen wünschte und sich in der Nähe ein Schlößchen mit Park befanb, so wählte ich bieses zur Begegnung. Um 10 Uhr kam ich auf der Höhe von Seban an; um 12 Uhr erschienen Moltke und Bismarck mit der vollzogenen Kapitulatiousurkunbe; um 1 Uhr setzte ich mich mit Fritz in Bewegung, von der Kavallerie-Stabswache begleitet. Ich stieg vor dem Schlößchen *) Da ich nicht an der Spitze meiner Trnppen haben sterben können, so übergebe ich Ew. Majestät meinen Degen. 2) Truppenzüge. s) unvorbereiteten. 4) festliche Beleuchtung.

4. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 78

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 78 — nach seiner Familie zurück, doch vermied er es, sich öffentlich sehen zu lassen. Da trat eines Tages ein armer Knabe in den Buchladen mit einem Bittgesuch, das von mehreren angesehenen Bürgern Nürnbergs unterschrieben war, und wünschte Palm zu sprechen, um auch von ihm ein Almosen zu erbitten. Er wurde hinauf in das Zimmer geführt, in dem sich Palm aufhielt, und bekam von ihm eine Gabe. Kaum aber hatte sich der Knabe entfernt, so traten zwei französische Gensdarmen ein, stiegen, ohne nach jemand zu fragen, die zwei Treppen hinauf, verhafteten Palm und führten ihn vor den französischen General. Der fragte nach dem Verfasser der Flugschrift; Palm entgegnete, sie sei ihm von unbekannter Seite zu weiterem Vertrieb zugesandt worden. Darauf wurde er gefangen gehalten und schließlich nach Braunau am Inn gebracht. Alles Bitten und Flehen der Gemahlin und Kinder Palms war vergebens. Man erklärte, die Verhaftung sei auf unmittelbaren Befehl Napoleons erfolgt. In Braunau wurden zwei Verhöre mit Palm angestellt, in denen er seine Unschuld erwiesen zu haben glaubte. Als daher am 26. August vormittags sein Kerker geöffnet wurde, so meinte er, man werde ihm die Freilassung ankündigen. Statt dessen wurde ihm das Todesurteil vorgelesen. — Napoleon hatte schon im voraus den Tod Palms befohlen. Palm war tief erschüttert, doch der Glaube an Gott stärkte ihn. Er erbat sich einen Geistlichen, den er auch erhielt, aber das heilige Abendmahl konnte ihm nicht, wie er gewünscht hatte, gereicht werden, da ein evangelischer Geistlicher in Braunau nicht zu finden war. Er vergab feinen Feinden, schrieb an Gattin und Kinder einen letzten Brief und sang zum Abschiede seine Lieblings-tieder: „Alles ist an Gottes Segen" und „Gottlob, nun ist es wieder Morgen." — Schon am Nachmittag des 26. August wurde Palm erschossen; denn der französische Kaiser hatte Beschleunigung

5. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 92

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Die Zeit des Befreiungskriegs. 47. Der Übergang über die Berefina. Die Straße, auf der Napoleon vorwärts marschierte, wird von dem oberen Flußlauf der Beresina bei der Stadt Borissow durchschnitten. Die Russen hatten die Holzbrücke bei Borissow abgebrochen, aber oberhalb der Stadt war bei Studienka eine Furt entdeckt worden, wo ein Brückenschlag möglich war ohne Belästigung durch den Feind. Die Pontoniere *) und Sappeure?) arbeiteten, oft bis zur Brust in dem eiskalten Wasser stehend, von morgens 8 bis mittags 1 Uhr an der einen Brücke, auf der das Fußvolk und die Reiterei überging, und bis 4 Uhr an der andern, die für Geschütze und Fuhrwerke bestimmt war; da sie aber zweimal brach, mußte noch bis über Mitternacht an ihr gearbeitet werden, so daß sie erst am Morgen des folgenden Tages, des 27. Novmebers, benutzt werden konnte. Ununterbrochen währte nun der Übergang der Truppen. Am Abend kam der Schwarm der Marketender, Troßknechte, Weiber und Kinder mit vielen Wagen und Pferden bei Studienka an und drängte sich mit Ungestüm nach den Brücken. Als der Eingang zu den Brücken erreicht war, gerieten die Wagen aneinander, und viele warfen um. Die Menschen wurden zerquetscht, zertreten *) Brückenbauer. 2) Schanzgräber.

6. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 68

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 68 — 9j?ut», und wenn anfangs auch Stille herrschte, so bemühten sich die Offiziere nicht ohne Erfolg, auf die Erhaltung einer guten Stimmung zu wirken, und gerabe die Ausländer, die man für die schlechtesten hielt, zeigten das meiste Vertrauen und Ergebung. $ie sogenannten Possenreißer und Spaßmacher, bereu es unter den alten Soldaten und namentlich unter den Auslänbern bamals bei jeber Kompagnie*) mehrere gab, brachten durch ihre Späßchen und Witze balb die gute Laune toieber ins Geleise. So zog man singend und scherzend, den Hunger vergessend, dem nahen Untergänge entgegen. Wir umgingen Erfurt und kamen in der Nacht zum 14. zwischen 10 und 11 Uhr eine Stunde jenseits Weimar auf der Chaussee nach Jena an, wo unser Corps auf den Sehn* stäbter Höhen Halt machte. Wir fanden hier die Spuren eines soeben verlassenen Lagers, sowie auch einen Teil der Garden und hörten, daß die Hauptarmee hier gestanden habe, der König und das Hauptquartier2) an biesem Tage in Weimar gewesen feien und die Königin sich noch baselbst beftnbe. Als wir bei Erfurt vorbeizogen, kamen uns die ersten öerwunbeten, sowie eine Menge zerstreuter Leute und Bagage3) entgegen. Es waren größtenteils Sachsen und Leute vom Regiment v. Müsfling, die bei Saalfeld gefochten und nach ihrer Aussage sehr gelitten. Sie waren ziemlich entmutigt, bestätigten den Tod des Prinzen Louis Ferbinanb und brachten einen sehr üblen Einbruck auf unsere Soldaten hervor. Leider wirkte dieser Eindruck aus uns Offiziere, wenn auch in anderer Art, denn es gab der Zeichen des nahen Unglücks zu viele, als daß sie selbst von dem Unbefangensten hätten über- *) Vier Kompagnien (im Kriege zu je 250 Mann) ein Bataillon, drei bis vier Bataillone ein Regiment, zwei Regimenter eine Brigade, zwei Brigaden eine Division, die nächste größere Heeresabteilung ist das Armeekorps. 2) Die Gesamtheit der Personen, die im Kriege den Oberbefehlshaber umoiebt. 8) Gepäck.

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 43

1885 - Aachen : Barth
in welchem sie abstiegen, auf dem Tische einen gedruckten Aufruf zu Beiträgen für arme verwundete Soldaten. Die drei Frauen leerten sofort ihre vollen Börsen und eine gab noch ihren Ring, eine andere ihre Ohrringe dazu. Nnr Fräulein von Schmettern konnte wegen ihrer Armut nichts beisteuern. „Noch nie", sagte sie, „hat mich meine Armut so gedrückt wie jetzt. Ich habe weder Geld noch Geschmeide, und doch möchte ich so gerne auch etwas für mein Vaterland geben können!" Die Liebe macht erfinderisch, so auch hier. Sie ließ einen Friseur kommen, dem sie ihre Haarflechten für rünf Gulden verkaufte. Ein reicher Herr hatte hiervon gehört. Er kaufte die Flechten, ließ sie in Ringe und Bänder einfaffen und verkaufte diese zum Besten der Armee. Auf diese Weise wurden 1200 Thaler aus den Flechten des Fräuleins gelöst. Das schönste Vorbild der treuen Hingabe fürs Vaterland hatte die edle Königin Luise hinterlassen. Sie hatte nach der Demütigung Preußens durch den Frieden von Tilsit alle ihre Schätze und Kostbarkeiten dem Vaterlande geopfert. Aus Liebe zu ihm trug sie die große Schmach Preußens in Geduld. Die harten Ereigniffe brachen ihr jedoch schon früh ihr echt deutsches Herz. Einen schönen Satz, den sie zur Zeit der Prüfung in ihr Tagebuch niederschrieb, wollen wir uns merken: „Wer nie fein Brot mit Thränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte." Sie hatte nicht die Freude, den Tag der Wiedererhebung Preußens zu erleben, da sie schon am 19. Juli 1810 starb. Ihr Andenken begeisterte aber nicht allein die deutschen Frauen, sondern entflammte auch die Brust der Krieger zu mutigen und edlen Thaten. Zum Andenken an diese edle Frau stiftete der König am 3. August 1814 den Luisen-Orden, der als Ehrenzeichen solchen Frauen verliehen werden sollte, die sich besonders um das Vaterland verdient machen würden. Der Befreiungskrieg 1813—1815. Das erste Zusammentreffen mit Napoleon war ant 2. Mai 1813 bei Großgör schen. Die Franzosen siegten und gleich darauf bei Bautzen. Da sie aber auch harte Verluste erlitten, schlossen sie einen Waffenstillstand. Während dieser Zeit traten Österreich und Schweden zu den verbündeten Preußen und Russen. Drei Armeen wurden gebildet. Die Nordarmee bei Berlin kommandierte der schwedische Kronprinz, die schlesische der alte Blücher und die böhmische der österreichische Feldmarschall Schwarzenberg. Bei Großbeeren schlugen die Preußen unter Bülow am 23. August

8. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 42

1885 - Aachen : Barth
— 42 — des Heerwesens das Land kräftig und stark machten. Ausgezeichnete Männer, die mit großem Erfolge zum Segen unseres Vaterlandes arbeiteten, waren: der Minister von Stein, der Kanzler Harden-derg, ochctrnljoi )t, Gneisenan und Blücher. Sie Bereiteten im stillen das Land kriegstüchtig vor, um zu einem geeigneten Zeitpunkte zur Wiedereroberung der geraubten Freiheit schlagfertig zu sem. Ein solch günstiger Umstand sollte sich bald finden. Napoleon unternahm 1ü12 einen Feldzug gegen Rußland. Nach zwei blutigen schlachten drang er bis Moskau vor, um hier ein behagliches Winterquartier zu nehmen. Kaum aber in die Stadt eingezogen, brach au allen Enden derselben Feuer aus, das die Stadt vernichtete. Voll Hunger und zerlumpt war das Heer hier angekommen und mußte elend sofort den Rückzug antreten. Auf diesem kam es größtenteils durch Kälte, Hunger und Verfolgung um. Napoleon hatte bitter für feinen Übermut das Strafgericht Gottes erfahren müssen. Diese Niederlage des mächtigen Herrschers benutzte der preußische Geueral York und trat mit seinen Hilfstruppen zu den Russen über. König Friedrich Wilhelm schloß ein Bündnis mit den Russen und erklärte am 16. März Napoleon den Krieg. Nicht allein in Preußen, sondern in allen deutschen Landen wurden Jung und Alt von einer solchen Begeisterung ergriffen, wie bisher nie das deutsche Volk sie gezeigt hatte. Die Begeisterung verlieh Mut und Thatkraft. Freiwillige strömten in großen Scharen von allen Seiten herbei, selbst (kreise waren bereit, sroh mit in den Kamps zu ziehen. Die mutigste Schar war die Lützowsche, unter der auch der Dichter Theodor Körner focht. Neben der Linie wurde eine Landwehr und ein Landsturm gebildet. Unter dem Gesänge der herrlichen Vaterlands* lieber von Arndt, Körner und Schenkendorf zogen die Krieger mutvoll in den Kampf. Die deutschen Frauen zur Zeit der Befreiungskriege. Auch die deutschen Frauen wurden tief ergriffen und zu edlen Thaten fürs Vaterland entstammt. Es entstand ein „Frauen-verein zum Wohle des Vaterlandes", der mit rühriger Kraft für die ins Feld gezogenen Streiter daheim arbeitete. Die goldenen Trauringe wurden mit eisernen verwechselt, die die Inschrift trugen: »Gold gab ich für Eisen hin 1813." Unbeschreiblich viel wirkte der Verein für Verwundete, Arme, Kranke und Notleidende. In dieser Zeit der allgemeinen Begeisterung fuhren eines Tages drei adelige Frauen nach Berlin. In ihrer Gesellschaft war ein Fräulein von Schmettau. Die Damen fanden in dem Gasthause,

9. Slg. 1 - S. 35

1879 - Dresden : Meinhold
vier Jahre lang auf Reisen zu schicken, die er durch Deutschland und die Niederlande, nach Venedig, iu den Elsaß und in die Schweiz machte und von denen er 1494 zurückkehrte. Weniger glücklich scheiut die Fürsorge ausgeschlaaeu zu sein mit welcher der Vater ihn auch in demselben Jahre mit einer Gattin bedachte' zu welcher Agnes, die Tochter des Mechanikus, Harseuisteu und Säugers Han# Frey m Nürnberg, erkoren war, bei deren Wahl mehr äußere Rücksichten als ein Zug des Herzens, mehr die Freundschaft der Eltern, als die Neigung der Kinder beachtet worden zu fein scheint. Die Braut wird in ähnlicher Weise geschildert wie die Gattin des Sokrates, deren Name zum Sprüchwort geworden ist Maa auch dort tote hier Uebertreibung mit unterlaufen, so scheint es doch daß sie das Leben des guten Dürer mehr verbittert, als verschönt, den sanften, geduldigen Uiier Zeuges Joch gebeugt, und aus Habsucht den ohnedies überfleißigen Künstler zu einer Thätigkeit getrieben hat, die ihn vor der Zeit aufrieb. Unbegründet scheint es jedoch, daß seine wiederholten längeren Reisen dergleichen er 1505-1506 nach Venedig und Bologna und 1510 nach den Niederlanden gemacht hat, vorgenommen worden seien, um häuslichem Unfrieden zu entrinnen und auf der zweiten Reife hat sie ihn selbst begleitet. Dürer, der auch von Kaiser Xmjs gezeichnet und in fernem Amte bestätigt ward, starb, in gutem aber durch Arbeit eychopft, an einer auszehrenden Krankheit, den 6. April 1528; seine Frau folgte ihm am 28. December 1539. 9jiit ihm war ein reich und vielseitig begabter Geist geschieden, der nicht blos durch feine Werfe', Mdern auch durch die Richtung, die er der deutschen Kunst gab, hohe Bedeutung hat. Der Erfolg feines ernsten Forschens und seines er-stnderischen Geistes bewahrte sich, wie er zuerst die Regeln der Perspective nach mathematischen Grundsätzen lehrte, wie er (1512) den harten Aetzgrund, wie er !rf*Cx ^ ^peharbigen Druck der Holzschnitte und die gläserne Copirscheibe fand. Al» ausübender Künstler zeichnete er sich ebenso durch tiefsinnige Phan- i-nr H Q rf. lme durch treffende Charakteristik und sichere und Ä f11? sl -Seiner, Maler, Holzschneider und Kupfer- stecher bedeutend und auch des Fortnfchneidens kundig. Sein Ruhm ging schon zu feiner Zeit weit und ist dauernd geblieben. Fast unglaublich ist die Zahl der ? ^ ^ e er, von den noch verborgenen, ober verlorenen abgesehen, in feinem fcoch mcht überlangen Kuustlerleben geliefert hat. Doch wir haben es hier nicht mi seinem Wirken überhaupt, sondern mit seiner Verbindung mit Kaiser Mar zu thun. Dieser gab ihm mancherlei Aufträge und ist selbst vielfach von ihm Ö“*' 3«,, u..d gemalt lüorben. S° bc'ftragte er i^n uüter Anfeerein mit Randzetchnnngen zu einem Gebetbuch, mit Ausschmückung eines gelidattars durch Gemälde mit Zeichnung eines Triumphwagens (1512) den der Kaiser selbst angab der übrigens nicht mit dem 1518 von Willibald Pi'rkheimer livweztnm von Albrecht Dürer gezeichneten und gemalten zu verwechseln ist. Vielleicht war es bet jener früheren Gelegenheit wo die Anekdote vorfiel wonach der Kaiser einen Entwurf mit Reißkohle^gemacht und^ wk die e öfter gebrochen, Dürer aber doch damtt zurecht kommen konnte diesen qefraat qeontoortet 6o6e"jt be9e0ne' "°"us Dürer lächelnd geantwortet habe, ^ch wünschte nicht, daß Ew. Majestät so künstlich malen Eonuten, wie ich. Von den Werken Dürers, auf denen das Couterfei des Kaisers L/v tv T* tütr Unter den Holzschnitten vor Allem die große Ehrenpforte * unter nur zu vielen andern Gegenständen, auch die ganze kaifer- »che F°n»l>e angebracht ,ft, Kaiser Max selbst aber im »Mn K°iser°2e majl

10. Slg. 1 - S. 58

1879 - Dresden : Meinhold
58 Freunde des Schönen hinreißen und sich eine bleibende Stätte unter den Meisterwerken der deutschen Dichtkunst verdienen soll. Vor dem Dichter sitzen die Herzogin - Mutter Amalie, sie, die zuerst den Grund legte zu der Einbürgerung edler Kunstpflege in Weimar, zur Bildung des Musenhofes, und die regierende Herzogin, die Gemahlin Karl Augusts. In ruhiger Betrachtung giebt sich die fürstliche Matrone dem Genusse der Dichtung hin, während die jüngere Fürstin, durch die Worte des Dichters tiefer ergriffen, zu sinnender Schwermuth gestimmt scheint. Zur Seite der Herzogin Amalie sitzt der Aelteste der Versammelten, Wieland, der Jugendlehrer der Weimarischen Prinzen und der Freund der fürstlichen Mutter, der wohl ihrem Verständniß am nächsten stand und der in der That, wenn auch in seinen Schriften zuweilen bis zum Laseiveu schalkhaft, in seinem Leben tadellos war, bei seinem gutmüthigen, versöhnlichen, die Größe Anderer neidlos anerkennenden Wesen bis in das höchste Alter die liebenswürdigste Erscheinung blieb, und zwar an eigentlicher Tiefe des Geistes und in dem Schwünge des dichterisches Fluges einem Goethe und Schiller und Herder nachstand, aber unstreitig schönes Talent und vielseitige Bildung in an-muthiger, zum Theil in vollendeter Weise dargelegt hat. Goethe verfolgt mit ernster Aufmerksamkeit und fest auf den Sprecher gerichteten Blicken den Vortrag des Dichters, während sein fürstlicher Freund in seinem Antlitz den Eindruck leseu zu wollen scheint, den das Kunstwerk auf so berufenen Richter macht. Hinter den fürstlichen Personen halten sich zwei weibliche Gestalten, ein schönes, geistreiches Schwesternpaar, deren eine, die sich sinnend zurückhält und den Kopf zu der Schwester neigt, Charlotte v. Lengefeld, feit 1790 die Gattin des Dichters ist, die sich Vorbeugende ihre ältere Schwester Karoline, auch als Schriftstellerin wohlbekannt, die nach einer ersten unglücklichen Ehe 1796 dem Freiherrn v. Wolzogen ihre Hand reichte. Die hinter ihnen lauschenden Männer mögen der geistvolle Sonderling und liebenswürdige Zerstreute v. Einsiedel und der vieljährige Freund des Herzogs, der begabte und feinfühlende v. Knebel sein. Hinter dem lesenden Dichter sitzt in halb geistlicher Tracht auf einem Rasenhügel Herder, durch hohen Flug der Gedanken den größten Geistesheroen ebenbürtig, wenn es ihm auch nicht gegeben war, dichterische Kunstwerke zu schaffen, die sich gleichen Boden in den weiteren Kreisen des Volkes erobern konnten, wie die ihren. Hinter ihm sitzt Musäns, ein Geistesverwandter Wielands, von dem, wie Vieles in seinen Schriften auch seiner Zeit angehört, und wenn auch die moderne Kritik seine Auffassung des Märchens verwerfen mag, doch noch immer gerühmt werden kann, daß feine harmlos schalkhafte Darstellung und sein deutschgemüthlicher Sinn ihn als Liebling der Alten und Jungen erhalten. Weiter nach hinten stehen neben einer Dame zwei kräftige Jünglingsgestalten. Es sind Gäste Weimars: Frau v. Humboldt und jenes strahlende Brüderpaar, das in anderen Geistesgebieten hohen Ruhm erwerben sollte, und von dem Alexander, nach einem langen, der Erforschung der Natur gewidmeten Leben, 1859 aus unserer Mitte geschieden, während Wilhelm, der geistvolle Staats- und Sprachen-sorscher, schon 1835 zur ewigen Klarheit eingegangen ist. Weiter im Hintergründe halten sich zwei Männer, unter denen der Künstler sich ernste Forscher der Wissenschaft gedacht hat, die von Zeit zu Zeit als Gäste in Weimar einsprachen : Wolf und Fichte. Der Künstler hat die glänzendsten Sterne, die an dem Himmel des weimarischen Musentempels schimmerten, in einem Gesammtbilde zusammenfassen wollen, obschon er wohl wußte, daß sie gerade in dieser Vereinigung sich
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