Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 177

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 177 — Heiden" geführt habe; da lag es nahe zu denken: Die Schuld daran kann nur in den Sünden der erwachsenen Kreuzfahrer liegen; also können nur Unschuldige, d. h. Kinder, den Sieg erlangen, nur mit ihnen ist die Wundermacht Gottes; dem betenden Knaben erschien nun dieser Gedanke als Auftrag Gottes.) Warum wirkte die Krenzpredigt so gewaltig auf die Kinder ein? (Den aufgeregten, leichtgläubigen und gottvertrauenden Kindern mußte die Botschaft, gerade weil sie so seltsam und wunderbar war, als der Wille Gottes erscheinen; „Gott will es!" wird auch ihr Ruf gewesen sein). Warum wehrten die verständigeren Erwachsenen den Kindern? (Thorheit und Unsinn des Unternehmens). Warum half aber das Wehren und Zurückhalten nicht? Die große Masse des niedrigen Volkes glaubte ganz dasselbe, was die Kinder glaubten (nur Unschuldige können das heilige Grab gewinnen), und darum erschien ihnen das thörichte Unternehmen als ein Werk des heiligen Geistes. Warum waren die zwei Handelsleute so gefällig und freigebig, daß sie so viele Tausende umsonst überfahren und verpflegen wollten? (Die Kinder galten ihnen als kostbare Handelsware, deren Verkauf tausendfachen Gewinn bringen mußte). — Überschrift: Der französische Kinderkreuzzug. Bei dem deutschen Kinderkreuzzug handelt es sich im wesentlichen um dieselben Punkte. Nur scheint hier der kindliche Kreuzprediger mehr ein abgerichtetes Werkzeug seines Vaters zu sein, der sich durch den Kinderhandel bereichern wollte. Daß so viele Kinder trotz der furchtbaren Entbehrungen und Anstrengungen (Ausmalung!) bis in die fernen südlichen Seestädte vordrangen, zeigt uns, wie ernst es ihnen mit ihrem Vorsatz war; eben darauf weist uns auch ihre Bitte an den Papst hin. Warum mußten die Kinderscharen zu Grunde gehen? (Ausführung der im Text gegebenen Andeutungen). — Überschrift: Der deutsche Kinderkreuzzug. Ii. b. Was sollen wir nun zu diesen Kinderkreuzzügen sagen? Es liegt ja auf der Hand, daß das Vorhaben der Kinder Thorheit. Unsinn, ja Wahnsinn war (Nachweis!). Und doch rührt uns die unsinnige That, geräde wie damals den Papst. Warum? Ihre That wuchs hervor aus innigem Glauben, herzlicher Frömmigkeit und gewaltigem Gottvertrauen (Nachweis!). Freilich ein solches Gottvertrauen, das sich an unmögliche Dinge wagt, müssen wir Schwärmerei nennen. Und diese Schwärmerei von Kindern ist nur möglich, wo die Erwachsenen in derselben Schwärmerei und in demselben Wunderglauben leben und weben („Wie die Alten sungen . . Das Schreckliche an dieser Schwärmerei der Alten ist aber, daß sie vor lauter frommem Wahnsinn den Verstand verlieren und — anstatt selber für die unverständigen Kinder zu denken — in frevelhafter Weise Gott versuchen, die Tausende von armen Kindern in das sichere Verderben ziehen lassen. Und ihr Aberglaube ist so stark, daß die wenigen Verständigen und wahrhaft Frommen gar nichts dagegen ausrichten können. Ganz abscheulich und niederträchtig erscheinen uns aber die Menschenhändlcr, welche mit frommer Lüge die Kinder in ihre Staude u. Göpfert, Präparationen Iii. 12

2. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 112

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 112 — Brunhild fühlte sich ja mit Recht gekränkt durch die ausweichende Antwort ihres Mannes und hatte alle Ursache, mißtrauisch zu werden. Aber trotzdem war es abscheulich von ihr, daß sie ihren Gemahl so schmählich behandelte und sein kleines Unrecht durch ihr großes Unrecht vergalt. Darum geschah es der Übermütigen ganz recht, daß Siegsried sie zum zweiten Male besiegte und demütigte und dadurch die wilde und stolze Frau für immer zahm und gehorsam machte. Siegfried gefällt uns zwar, weil er durch den zweiten Kampf mit Brunhild seinem Freunde ans der Not hilft und die böse Frau bestraft und bessert, aber doch müssen wir sagen: der zweite Kamps ist ein zweiter Betrug. Dieser Betrug läßt sich nur dadurch etwas entschuldigen, daß er durchaus nötig war, wenn Siegfried seinen Freund aus der durch den ersten Betrug geschaffenen Not befreien wollte. Die gewaltige Kraft, die Siegfried auch bei diesem zweiten Kampfe zeigte, gefüllt uns ebenfalls; aber daß er der Besiegten Ring und Gürtel nahm (aus den Wert dieser Dinge und auf das Eigentumsrecht kommt es selbstverständlich hier nicht an) und seiner Frau schenkte und dieser wohl auch das doppelte Geheimnis mitteilte, war doch recht leichtsinnig von ihm. Denn Kriemhild konnte irgendwie und -wo einmal das Geheimnis ausplauderu, und dann war das Unglück fertig. — Zuletzt zeigt lieh Siegfried als ein guter Sohn, der seinem Vater gehorcht und ihm die schwere Last der Herrschaft abnimmt, aber auch als ein guter König, der das schwere Königsamt mit Eifer und Treue verwaltet und dem Wohl seiner Unterthanen mit seiner ganzen Kraft dient. Kriemhild zeigt in unserer Geschichte Eigenschaften, die uns nur gefallen können. Sie ist dankbar gegen Siegfried, der ihr zu Liebe den beschwerlichen Botenritt gethan und sein Versprechen wegen ihres Brnders so treulich gehalten hat. Sie ist freundlich und liebevoll gegen die fremde, neue Verwandte und sucht ihr dadurch die Fremde zur Heimat zu machen. Sie liebt Siegfried mit ganzer Seele, weil sie das Große und Edle an ihm liebt und bewundert. Sie ist auch als Königin — gleich ihrem Mann — gut und liebevoll, besonders gegen ihre Dienerschaft, gegen Anne und Verlassene, Kranke und Notleidende. Hoffentlich ist sie auch verschwiegen und bewahrt getreulich das große Geheimnis, welches ihr Mann ihr anvertraut hat. — Zusammenfassung 2. Kulturhistorisches. Was uns über die Sitten und Gebräuche bei dem großen Fest in Worms erzählt wird, ist größtenteils schon bekannt: Ladung der Gäste, Vorbereitung für feine und reichliche Bewirtung, fowie für Unterbringung derselben; Schmuck der Häuser und des Palastes, Schmuck des königlichen Gefolges, besonders der Frauen, aus den Vorräten der Königin; Turnier (diesmal nnr so nebenbei unterwegs), Gastmahl, Gottesdienst, Ritterschlag, Hauptturnier, Geschenke an die Gäste. — Auch den „Botenlohn" für gute Botschaften treffen wir hier wieder. Neu ist, was uns von der Verlobung und Verheiratung Siegfrieds erzählt wird. Wie kommt die Verlobung Siegfrieds zu stände? Günther als Schutzherr der Schwester (an Vaters Statt) giebt

3. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

4. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 92

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 92 — Auch aus dieser Ursache sollte man die allerbesten Schulen, für Knaben und Maidlein, an allen Orten aufrichten, weil die Welt zu ihren Geschäften feiner und geschickter Männer und Frauen bedarf. Die Männer sollen Land und Leute wohl regieren können, die Frauen sollen Haus und Kinder und Gesinde wohl ziehen und halten sönnen. Wenn ich Kinder hätte, sie müßten mir nicht allein die Sprachen und Historien, sondern auch fingen und die Musika mit der ganzen Mathematik« lernen. Meine Meinung ist, daß man die Knaben des Tages eine Stunde ober zwei zu solcher Schule gehen lassen; die nnbere Zeit können sie im Hause schassen, Handwerk lernen, und wozu man sie sonst haben will. Und auch ein Maiblein kann so viel Zeit haben, daß es des Tages eine Stunde zur Schule gehe und dennoch seines Geschäftes wohl warte. Die aber, von denen man hoffen kann, daß sie geschickte Leute werden, zu Lehrern und Lehrerinnen, zu Predigern und anderen Ämtern, die soll man desto mehr und länger dabei lassen oder ganz dazu auswählen Darum, liebe Herren, laßt euch das Werk anliegen, das Gott so sehr von euch fordert, das ihr eurem Amt schuldig seid, das der Jugend so not ist, und das die Welt nicht entbehren kann! Hiermit befehle ich euch alle der Gnade Gottes. Er wolle eure Herzen erweichen und anzünden, daß sie sich der armen, elenden, verlassenen Jugend mit Ernst annehmen, und euch raten und helfen zu seligem und christlichem Regiment deutschen Landes! Amen. 10. Die Reformation vor Kaiser und Weich. 37. Beschlutz des Reichstages zu Nürnberg, 1523. „Wegen der zugestandenen Mißbränche sei unmöglich, die Bannbulle und das Wormser Edikt zu vollziehen. Bor allem durch Luther sei man über die Mißbrauche unterrichtet worden. Wenn man ernstlich gegen ihn verfahre, so würde jedermann glauben, man wolle durch Tyrannei die evangelische Wahrheit unterdrücken und unchristliche Mißbräuche behaupten, woraus nur

5. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 9

1893 - Dresden : Ehlermann
Gortschakoff herbeieilenden Kolonne. Ein Kürassierregiment trabte sofort zum Angriff vor, an seinem rechten Flügel von dem Könige, dem Kronprinzen und dem Prinzen Wilhelm begleitet. Doch es blieb der Kavallerieangriff in dem schwierigen Gelände der Weinberge ohne Erfolg. Der König befand sich hier mit den Prinzen einige Zeit in so heftigem Gewehrfeuer, daß der Oberst von Thiele ihn beschwor, sich nicht unnütz einer Gefahr auszusetzen. Die Kavallerie ging zurück, aber inzwischen hatten sich die Jägerbataillone von neuem gesammelt und rückten mit dem Infanterieregiment Kaluga gegen den Feind vor. Der König beobachtete von einem etwas rückwärts gelegenen Punkte aus den Angriff der Infanterie und bemerkte, wie ein Infanterieregiment unter schweren Verlusten kämpfte. Plötzlich sagte er zu seinem Sohne Wilhelm: „Reite einmal zurück und erkundige dich, was das für ein Regiment ist, dem die vielen Verwundeten angehören." Ohne sich einen Augenblick zu besinnen, gab der Prinz seinem Pferde die Sporen und sprengte zu den kämpfenden Bataillonen an die Weinberge vor, von wo ihm die Verwundeten eben jenes Regiments Kaluga entgegenkamen. Er erschien mitten im heftigsten Gewehrfeuer und zog in der größten Ruhe die von seinem Vater ihm aufgetragenen Erkundigungen ein, um diesem dann über den Stand der Dinge zu berichten. Der König sagte kein Wort; Oberst von Luck drückte dem Prinzen herzlich die Hand, während die Umgebung des Königs mit Stolz auf den Prinzen sah, der gar nicht zu wissen schien, in welcher Gefahr er sich befunden hatte. Der Vorgang wurde im Hauptquartier viel erzählt, und Kaiser Alexander von Rußland, welcher erfuhr, daß der Prinz den Angriff jenes Kürassier-regiments mitgemacht und sich späterhin bei der russischen Infanterie im Feuer befunden habe, verlieh ihm am 5. März den Sankt Georgsorden. Dieser ersten kriegerischen Auszeichnung folgte am 10. März, dem Geburtstage der unvergeßlichen Königin Luise, die Verleihung des Eisernen Kreuzes. Erst durch diese beiden rasch aus einander folgenden Auszeichnungen wurde der Prinz darauf aufmerksam, daß man seinem tapferen Verhalten, das ihm ganz selbstverständlich erschienen war, eine besondere Bedeutung beilegte. „Nun verstehe ich erst," sagte er, „warum mir der Oberst von Luck so herzlich die Hand drückte und die andern so vielsagend lächelten." 3. Sedan. Durch den Tod König Friedrich Wilhelm Iv., welcher kinderlos war, wurde dessen jüngerer Bruder, der als künftiger Thronerbe schon den Titel „Prinz von Preußen" geführt hatte, im Jahre 1861 auf den preußischen Königsthron erhoben. Zu der Zeit regierte in Frankreich wiederum ein Kaiser Napoleon, der große Neffe jenes Napoleon, der in der früheren Zeit Preußen so tief gedemütigt hatte. Um sich in seiner Herrschaft zu erhalten und zu be-

6. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 54

1893 - Dresden : Ehlermann
54 daß Berengar, Markgraf zu Jvrea, ein wilder und treuloser Tyrann, ihn vergiftet habe. Berengar bewog nun die Fürsten Italiens, daß sie ihn zum König wählten. Weil er aber fürchtete, daß das Volk seine Würde nicht anerkennen möchte, so drang er heftig in Adelheid, die hinterlassene Witwe Lothars, daß sie seinen Sohn Adalbert zum Gemahl nehme. Dadurch, so meinte Berengar, würde auch das Erbrecht auf seinen Stamm übergehen. Aber Adelheid wies diese Zumutung zurück, zumal da das Jahr ihrer Witwentrauer noch nicht verstrichen war. Bald trat nun Berengar als Adelheids erbittertster Feind auf; Beleidigung über Beleidigung, Gewaltthat über Gewaltthat mußte die unglückliche Frau erleiden. Man beraubte sie ihres Goldes, ihres Schmuckes, ihres Gefolges, zuletzt auch ihrer Freiheit. Wenige Monate nach dem Tode ihres Gemahls wurde sie zu Como in einen Kerker geworfen. Hier war sie den ärgsten Mißhandlungen ausgesetzt; man raufte ihr das Haar und beschimpfte sie mit Schlägen und Fußtritten. Später übergab Berengar die Gefangene einem seiner Grafen, der sie in der Burg Garda, an dem gleichnamigen See bewahren sollte. Hier verlebte Adelheid in einem grauenhaften Kerker vier Monate ihres Lebens, nur eine Magd und ein Priester hatten Zutritt zu ihr; Unsägliches hat die junge Königin damals erduldet. Das Gerücht von diesen Dingen lief durch die Welt und erregte die Gemüter. Allgemein war die Teilnahme für die unglückliche Königin. In König Ottos Seele aber entstand sogleich der Entschluß, der verfolgten Unschuld beizustehen. Hierzu trieb ihn namentlich der Umstand, daß Adelheid eine burgundische Prinzessin war und er selbst mit dem burgundischen Königshause verwandt war. Sodann aber hoffte er, wenn er Adelheid errettete, auch das Königreich Italien in seine Gewalt zu bekommen. Durch den Tod seiner ersten Gemahlin, der tugendhaften Königin Editha, war er Witwer geworden, und darum beschloß er, der jungen Königin, die im Kerker schmachtete, seine Hand und seinen Thron anzubieten. Begleitet von seinem Sohne Ludolf und seinem Bruder, dem Bapern-herzog Heinrich, zog Otto mit einem stattlichen Heere über die Alpen nach Italien. Berengar floh vor Schrecken, und die Einwohner von Pavia, der Hauptstadt des Landes, nahmen den fremden Herren mit Freuden in ihren Mauern auf. Hier erschienen bald die geistlichen und weltlichen Großen des italischen Reiches und huldigten Otto als ihrem Könige. Noch ehe der deutsche König den italischen Boden betreten hatte, war Adelheid auf wunderbare Weise aus ihrem Kerker befreit worden. Der treue Priester und die Dienerin, welche bei Adelheid geblieben waren, hatten unter der Erde einen Gang gegraben, der aus dem Turm ins Freie führte. Auf diesem Wege entkam die Königin zur Nachtzeit, von den Gefährten ihrer Gefangenschaft begleitet. Noch in derselben Nacht wurde die Flucht fortgesetzt, soweit die Füße die Königin tragen mochten.

7. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 56

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
56 Denkungsart und so anstößige Sitten, daß er mit vollem Recht den Beinamen f,bcc Ausgeartete" erhalten hat. Zuerst fing er 1268 einen Streit mit seinem Bruder D i et- rich an, und beide zogen mit großen Heeren gegeneinander. Ihrem Oheim, dem Bischof Dietrich von Naumburg, gelang es jedoch die feindlichen Brüder zu versöhnen. Dar- auf. gerieth Alb recht mit seinem eigenen Vater in Streit, und welche arge Gesinnung er gehabt, geht daraus hervor, daß er, als er 1270 sich zu unterwerfen gezwungen war, eine Urkunde ausstellen und beschwören mußte, daß er seinen Vater und dessen Räthe nie gefangen nehmen, dessen Städte und Schlösser nie erobern und sich mit seinem Bru- der nie gegen ihn verbünden wolle. Nicht weniger schänd- lich als gegen den Bruder und den Vater handelte der ent- artete Fürst gegen seine eigene Gemahlin und Kinder. Er hatte sich 1254 mit Margaretha, der Tochter des Kaisers Friedrichii. vermählt, und mit ihr als Brautschatz für 10,000 Mark Silber als Pfandstück das Pleißnerland erhalten. Seine Gemahlin hatte ihm drei Söhne Hein- rich, Friedrich und Diezmann geboren. Markgraf Albrecht hegte aber eine strafbare Neigung gegenzdaö Hoffräulein Kunigunde von Eisenberg und kränkte seine edle Gemahlin nicht nur durch Untreue, sondern auch dnrch rohe Behandlung und Verfolgungen. Endlich wollte er sie sogar in der Nacht erdrosseln lassen, doch ein armer Eselstreiber, der zu dem Morde gedungen war, verrieth den gottlosen Anschlag, und die unglückliche Fürstin ent- floh mit Hilfe ihres Hofmeisters Vargula. Bei dem Abschiede von ihren Kindern biß sie aus Schmerz ihren zweiten Sohn Fiedcich, der ihr Liebling war, in die Wange, wovon er den Beinamen der Angcbissene oder „mit'der gebissenen Wange führte." Die Landgräfin fand eine Zuflucht in Frankfurt am Main, starb aber bald vor Gram. Das waren die traurigen Folgen von Markgraf Hein- richs übereilter Theilung, der, nachdem er seinem ältesten Sohne ein so großes Landgebiet abgetreten hatte, nicht mehr Macht genug besaß, ihn mit Strenge von seinen Ausschweifungen und Ungerechtigkeiten abzuhaltcn. Bald nachdem die Markgräfin Margaretha gestorben war,

8. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 69

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
69 B-ierzeytttes Capitel. Von der Chemniher Theilung bis zur Erwer- bung der Küawürde des H erzog thu ms Sach- sen von 1.382 bis 1423, ' tr:; 'i!'j ,'Hi,::; vi , - t . . Nach der Theilung sorgte jede der drei Wettl»n- schen Linien so gut als möglich für die Vergrößerung ih- res Gebiets, und.es wurden in der That von allen an- sehnliche Erwerbungen gemacht. , Will)elmi., der Mei- ßen besaß, nahm 1395 von Iodykus von Mahren die Mark Brandenburg in. Pfand, die aber bereits 1398 wieder eingelöst- .-wurde. Auch die böhmische Herrschaft Riese-mburg>jdie er 1398 für 40,000 Mark auf Wieder- sauf erwarb, wurde. 1459 zurückgckauft. Doch bleibender war der Erwerb der Herrschaft Kolditz, zu der, außer Schloß und. Stadt, noch 52 Dörfer gehörten, und die Wilhelm 1404 für 15,000 Mark erkaufte. Noch vorher, 1402. eroberte- der. Markgraf, mit dem Beistände seiner Osterlä ndischen. Vettern, die Besitzungen der mächtigen Burggrafen-.-zu Dohna, die dgrch Räubereien und durch Bedrückungen Meißnischer ^ehnstrager dem Lande groß- ßen Schaden verursacht hatten. Sie besaßen an 33 Städte und Schlösser, darunter den^Königsstein, den Pzesen- stcin, dann die Städte. Auerb-ach, Döbeln, Königs- brück, Muskau, Ostritz, Rqbenau, Werdau und das ganze Lob.nrtzer Amt, welches alles der Markgraf mit seinem Stammlanden vereinigte. Noch erwarb er 1404 Pirna von Böhmen und Gottleube von Johann von W a r te n b e rg.. Markgraf Wilhelm nahm auch vie- len Theil an auswärtigen Händeln, vergaß aber darüber das Beste seines Landes nicht. . Er starb am loten Fe- bruar 1407 . ohne Kinder, daher er sein Land auf die bei- den andern Linien , vererbte, die nach langem Streit sich am 3lsten Juli-1410 durch den Naumburger Hauptre- ceß wegen der Theilung. gereinigten. Landgraf Balthasar von Thüringen, der Stifter der zweiten Linie, erbte 1385 die Graffchaft Käfern- burg. Einen dreimaligen Krieg 1300 bis 1388 führte er

9. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 88

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
88 Freundschaft leben und mit Ruhe für die Wohlfahrt ihrer Länder sorgen können, wenn nicht böse Menschen den Samen der Zwietracht aufs Neue ausgestreut und die Her- zen, die gegen einander nur voll Liebe schlagen sollten, mit Haß und Groll erfüllt hätten. Das ist aber ein Fluch, der zu allen Zeiten und bei allen Völkern auf den Thronen und Fücstenstühlen ruhte, daß ihnen Habsucht, Ehrgeiz, Falschheit und Lüge unter der Hülle der Treue und Dienst- beflissenheit nur zu leicht nahen dürfen, und daß die Für- sten, weil ste zu entfernt von den übrigen Menschen stehen, so selten dazu gelangen, Trug und Heuchelei von Wahr- heit und Rechtschaffenheit zu unterscheiden. Gewiß der größte Theil aller Drangsale, die die Völker durch die Miß- griffe ihrer Regenten erlitten haben, hat nicht in dem Uebel- wollen oder der Willkühr der Fürsten, sondern in dem Miß- brauche seinen Grund, den die fürstlichen Räthe und Günst- linge von dem Vertrauen ihrer Herrn machten. Sie schmei- chelten den Leidenschaften und Schwächen ihrer Gebieter, machten sich dadurch beliebt und verlockten, einmal im Be- sitz des Zutrauens ihrer Herrn, diese zu den größten Un- gerechtigkeiten gegen Nachbarn, Verwandte und Unterta- nen , da sie ihrem Fürsten um so unentbehrlicher wur- den, jemehr diese in Streitigkeiten und Kriege verwickelt waren. So war es schon vor alten Zeiten und so ist es noch häufig jetzt der Fall, und darum ist ein Volk seinem Fürsten, der eine gute Wahl bei Ernennung seiner Mini- ster und Räthe zu treffen und die böswilligen zu entfernen weiß, auch den größten Dank schuldig; denn was ein schlech- ter Minister Böses und ein wackerer wohlgesinnter Gutes stiften kann, davon find in der sächsischen Geschichte viele merkwürdige Beispiele zu finden, zu denen auch der hier in Rede stehende Bruderzwist gehört. Wilhelm war kriegerisch, ehrgeizig und eifersüchtig auf seine Fürstengewalt, das benutzte Apel von Vitzthum und bildete dem jungen Fürsten ein, sein Bruder, der Kur- fürst, gehe damit um, seine Landtheile zu kürzen und den Meister darin zu spielen. Dadurch brachte er es soweit, daß Wilhelm in seinem Zorn damit umging, seine Lande, falls er ohne Nachkommen sterben sollte, auf den König L a d i s- law von Böhmen, dessen Schwester Anna er hcirathen

10. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 130

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 130 — troupes, je d’epose mon epee ä Yotre Majeste“ *), alles weitere mir anheimstellend. Meine Antwort war, daß ich die Art unserer Begegnung beklage und um Sendung eines Bevollmächtigten ersuche, mit dem die Kapitulation abzuschließen sei. Nachdem ich dem General Reille den Brief übergeben hatte, sprach ich einige Worte mit ihm als altem Bekannten, und so endigte dieser Akt. Ich bevollmächtigte Moltke zum Unterhändler und gab Bismarck auf zurückzubleiben, falls politische Fragen zur Sprache kämen, ritt dann zu meinem Wagen und fuhr hierher, auf der Straße überall von stürmischen Hurras der heranziehenden Trains 2) begrüßt, die überall die Volkshymne anstimmten. Es war ergreifend. Alles hatte Lichter angezündet, so daß man zeitweise in einer improvisierten^) Illumination^) fuhr. Um 11 Uhr war ich hier und trank mit meiner Umgebung auf das Wohl der Armee, die solches Ereignis erkämpft hatte. Da ich am Morgen des 2. noch keine Meldung von Moltke über die Kapitulationsverhandlungen erhalten hatte, die in Donchsry stattfinden sollten, so fuhr ich verabredetermaßen nach dem Schlachtfelde um 8 Uhr früh und begegnete Moltke, der mir entgegenkam, um meine Einwilligung zur vorgeschlagenen Kapitulation zu erhalten, und mir zugleich anzeigte, daß der Kaiser früh 5 Uhr Sedan verlassen habe und auch nach Donchsry gekommen fei Da berfelbe mich zu sprechen wünschte und sich in der Nähe ein Schlößchen mit Park befanb, so wählte ich bieses zur Begegnung. Um 10 Uhr kam ich auf der Höhe von Seban an; um 12 Uhr erschienen Moltke und Bismarck mit der vollzogenen Kapitulatiousurkunbe; um 1 Uhr setzte ich mich mit Fritz in Bewegung, von der Kavallerie-Stabswache begleitet. Ich stieg vor dem Schlößchen *) Da ich nicht an der Spitze meiner Trnppen haben sterben können, so übergebe ich Ew. Majestät meinen Degen. 2) Truppenzüge. s) unvorbereiteten. 4) festliche Beleuchtung.
   bis 10 von 76 weiter»  »»
76 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 76 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 1
2 1
3 0
4 2
5 6
6 0
7 2
8 0
9 0
10 37
11 0
12 4
13 1
14 0
15 0
16 2
17 0
18 0
19 2
20 0
21 0
22 1
23 0
24 0
25 0
26 6
27 5
28 12
29 0
30 1
31 2
32 0
33 29
34 1
35 0
36 6
37 42
38 0
39 9
40 0
41 0
42 2
43 2
44 0
45 10
46 7
47 9
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 3
1 132
2 13
3 34
4 64
5 7
6 17
7 51
8 74
9 197
10 8
11 23
12 8
13 15
14 11
15 15
16 153
17 737
18 15
19 96
20 64
21 15
22 10
23 197
24 5
25 35
26 42
27 2
28 14
29 243
30 5
31 15
32 35
33 63
34 36
35 19
36 75
37 146
38 70
39 68
40 16
41 163
42 40
43 68
44 49
45 178
46 30
47 1
48 2
49 7
50 6
51 137
52 159
53 14
54 34
55 64
56 162
57 2
58 30
59 73
60 55
61 16
62 5
63 30
64 21
65 45
66 31
67 59
68 273
69 49
70 11
71 130
72 80
73 30
74 85
75 12
76 35
77 68
78 26
79 20
80 7
81 6
82 48
83 86
84 10
85 81
86 106
87 45
88 37
89 15
90 122
91 6
92 340
93 14
94 193
95 29
96 123
97 16
98 535
99 3

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 15
1 9
2 12
3 26
4 2
5 43
6 58
7 4
8 6
9 11
10 9
11 9
12 92
13 26
14 8
15 1
16 4
17 6
18 18
19 7
20 0
21 9
22 4
23 1
24 215
25 35
26 27
27 1
28 13
29 10
30 8
31 4
32 13
33 167
34 86
35 10
36 8
37 1
38 1
39 38
40 20
41 24
42 19
43 69
44 4
45 1
46 27
47 58
48 1
49 28
50 59
51 80
52 25
53 4
54 9
55 69
56 3
57 4
58 30
59 179
60 4
61 101
62 16
63 1
64 91
65 69
66 2
67 2
68 4
69 0
70 3
71 12
72 24
73 6
74 17
75 18
76 4
77 7
78 15
79 8
80 8
81 201
82 15
83 47
84 7
85 5
86 4
87 2
88 6
89 92
90 14
91 11
92 4
93 0
94 41
95 128
96 9
97 66
98 6
99 6
100 257
101 3
102 48
103 3
104 4
105 2
106 57
107 30
108 2
109 12
110 49
111 184
112 18
113 9
114 29
115 2
116 114
117 1
118 5
119 51
120 4
121 18
122 1
123 17
124 103
125 34
126 0
127 19
128 3
129 17
130 9
131 96
132 12
133 22
134 4
135 2
136 64
137 13
138 1
139 4
140 18
141 7
142 19
143 39
144 4
145 9
146 7
147 7
148 2
149 0
150 10
151 21
152 57
153 1
154 33
155 25
156 19
157 27
158 9
159 6
160 9
161 103
162 2
163 2
164 35
165 8
166 56
167 4
168 16
169 18
170 10
171 15
172 17
173 49
174 3
175 133
176 2
177 61
178 2
179 53
180 39
181 4
182 28
183 207
184 12
185 5
186 0
187 0
188 12
189 3
190 9
191 31
192 5
193 17
194 7
195 8
196 101
197 1
198 7
199 25