Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

2. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 64

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 64 — auch Otto, wie schon fein Vater (Merseburg, Meißen), Burgen angeleat und Heere aufgestellt haben. rjß, Don der nördlichen ©Ibe bis nach Böhmen hin errichtete er Marken, über die er Markgrafen setzte — Die Markgrafen mußten stets bereit sein, gegen die Slaven zu ziehen und einen Aufftanb zu bämpfen. Ihre Heere waren in die Burgen verteilt. Die unterworfenen Slaven aber mußten Tribut bezahlen. — Geld Getreide, Flachs, Honig, Meth, Bier, Schweine, Gänse, Hühner. Auch leisteten sie Fronbienste. Zusammenfassung. Otto wirb aber nicht bloß bestrebt gewesen sein, die Heiden mit den Waffen zu unterwerfen. — Er wirb sich auch bemüht Ihafcen, die Slaven zum Christentum zu bekehren. Er schickte Missionäre. Denkt an das Gelübbe Ottos vor der Schlacht am Lech! — Otto grünbete in Merseburg ein Bistum. Merseburg liegt an der Saale, und jenseits dieses Flusses wohnten damals die Slaven. Das neue Bistum wird vor allen Dingen die Aufgabe erhalten haben, das Christentum in den Slavenländern zwischen Saale und Elbe zu verbreiten. Der Bischof schickte Glaubensboten dahin, ließ in den bekehrten Dörfern und Städten Kirchen bauen und bestellte für sie Geistliche. Der Lehrer bestätigt und fügt hinzu, daß Otto auch in den unterworfenen Ländern der Slaven selbst Bistümer errichtete, z. B. in der schon von feinem Vater eroberten Hauptstadt der Heveller und in der von demselben an der Elbe gegründeten Stadt. — Otto gründete Bistümer in Brandenburg an der Havel und in Meißen an der Elbe. Über alle diese Bistümer aber setzte Otto einen Erzbischof, (Papst Erzbischof — Bischof, s. oben), der in der Stadt wohnte, wohin einst die Genossen Eberhards Hunbe auf den Schultern haben tragen müssen. — Otto errichtete in Magdeburg ein Erzbistum. Dem Erzbischof waren die Bischöfe und Geistlichen ringsum, z. B. in Branben-bürg, Meißen, Merseburg unterstellt. Zusammenfassung. Ihr konnt euch schon benken, daß die Slaven nicht alle sich in Güte bekehren ließen und daß viele zum Christentum gezwungen werben mußten. — Das war aber eine falsche Art der Bekehrung: eine Religion darf nur aus Überzeugung angenommen werben. Gewiß; auch sonst zeigten sich die Deutschen nicht immer als Christen. — Das haben wir schon gesehen bei dem Felbzuge Heinrichs gegen die Daleminzier. Als ihre Stadt erobert war, würden alle Erwachsenen niebergemacht, die Knaben und Mädchen aber für die Gefangenschaft aufbewahrt. Noch schlimmer erging es im Jahre 955 den Slaven. Nach der Schlacht am Lech zog Otto selbst gegen die Aufrührer und besiegte sie. Das Haupt des in der Schlacht getöteten Slavenfürsten wurde auf dem Felde aufgestellt und ringsum siebenhundert Gefangene enthauptet; des Fürsten Ratgeber aber wurden die Augen ausgestochen und die Zunge ausgerissen, so ließ man ihn mitten unter den Leichen liegen. — Das

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 9

1893 - Dresden : Ehlermann
Gortschakoff herbeieilenden Kolonne. Ein Kürassierregiment trabte sofort zum Angriff vor, an seinem rechten Flügel von dem Könige, dem Kronprinzen und dem Prinzen Wilhelm begleitet. Doch es blieb der Kavallerieangriff in dem schwierigen Gelände der Weinberge ohne Erfolg. Der König befand sich hier mit den Prinzen einige Zeit in so heftigem Gewehrfeuer, daß der Oberst von Thiele ihn beschwor, sich nicht unnütz einer Gefahr auszusetzen. Die Kavallerie ging zurück, aber inzwischen hatten sich die Jägerbataillone von neuem gesammelt und rückten mit dem Infanterieregiment Kaluga gegen den Feind vor. Der König beobachtete von einem etwas rückwärts gelegenen Punkte aus den Angriff der Infanterie und bemerkte, wie ein Infanterieregiment unter schweren Verlusten kämpfte. Plötzlich sagte er zu seinem Sohne Wilhelm: „Reite einmal zurück und erkundige dich, was das für ein Regiment ist, dem die vielen Verwundeten angehören." Ohne sich einen Augenblick zu besinnen, gab der Prinz seinem Pferde die Sporen und sprengte zu den kämpfenden Bataillonen an die Weinberge vor, von wo ihm die Verwundeten eben jenes Regiments Kaluga entgegenkamen. Er erschien mitten im heftigsten Gewehrfeuer und zog in der größten Ruhe die von seinem Vater ihm aufgetragenen Erkundigungen ein, um diesem dann über den Stand der Dinge zu berichten. Der König sagte kein Wort; Oberst von Luck drückte dem Prinzen herzlich die Hand, während die Umgebung des Königs mit Stolz auf den Prinzen sah, der gar nicht zu wissen schien, in welcher Gefahr er sich befunden hatte. Der Vorgang wurde im Hauptquartier viel erzählt, und Kaiser Alexander von Rußland, welcher erfuhr, daß der Prinz den Angriff jenes Kürassier-regiments mitgemacht und sich späterhin bei der russischen Infanterie im Feuer befunden habe, verlieh ihm am 5. März den Sankt Georgsorden. Dieser ersten kriegerischen Auszeichnung folgte am 10. März, dem Geburtstage der unvergeßlichen Königin Luise, die Verleihung des Eisernen Kreuzes. Erst durch diese beiden rasch aus einander folgenden Auszeichnungen wurde der Prinz darauf aufmerksam, daß man seinem tapferen Verhalten, das ihm ganz selbstverständlich erschienen war, eine besondere Bedeutung beilegte. „Nun verstehe ich erst," sagte er, „warum mir der Oberst von Luck so herzlich die Hand drückte und die andern so vielsagend lächelten." 3. Sedan. Durch den Tod König Friedrich Wilhelm Iv., welcher kinderlos war, wurde dessen jüngerer Bruder, der als künftiger Thronerbe schon den Titel „Prinz von Preußen" geführt hatte, im Jahre 1861 auf den preußischen Königsthron erhoben. Zu der Zeit regierte in Frankreich wiederum ein Kaiser Napoleon, der große Neffe jenes Napoleon, der in der früheren Zeit Preußen so tief gedemütigt hatte. Um sich in seiner Herrschaft zu erhalten und zu be-

4. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 36

1893 - Dresden : Ehlermann
36 seligkeiten geraubt und die Gebäude niedergebrannt wurden. Oft genug nahm man den Wehrlosen auch das Leben oder wenigstens die Freiheit und entließ sie dann nur gegen Zahlung eines Lösegeldes. Die schlimmsten unter diesen Raubrittern waren die Brüder Dietrich und Hans von Quitzow. Ihre Stammburg Quitzhöfle lag in der Prieg-nitz, durch Erbschaft und Eroberungen hatten sie aber noch viele andere Burgen und feste Häuser sich erworben. Im Bunde mit den Herzögen von Pommern wagten sie selbst dem Landesherrn zu trotzen; denn als dieser im Jahre 1404 den Grafen Günther von Schwarzburg zum Statthalter in der Mark eingesetzt hatte, nahmen sie diesem bei Tangermünde, als er über die Elbe gehen wollte, mit offner Gewalt sein Gepäck weg, fingen seine Diener und ritten hohnlachend davon. Um sich vor den schlimmen Folgen dieser That zu schützen, verbanden sie sich mit den Städten Berlin und Kölln an der Spree. Mit diesen vereint zogen sie vor die Stadt Straußberg, wo eine Besatzung des Herzogs Suantibor von Stettin lag, und eroberten die Stadt, trotzdem sie heldenmütig verteidigt wurde. Die Einwohner wurden ihrer Habe beraubt und hilflos ins Elend verstoßen. Nachdem dann auch noch das feste Schloß Bötzow an der Havel eingenommen worden war, wurde der Sieg in Berlin mit großer Festlichkeit gefeiert; Dietrich und Hans von Quitzow wurden von der ganzen Bürgerschaft verherrlicht. Natürlich mußten die Städte ihren in solcher Art geehrten Freunden außer den Schmausereien auch reiche Geldgeschenke machen. Der Übermut der Quitzows stieg dadurch immer höher. Als Herzog Jobst von Mähren wieder einmal selbst in der Mark war und den Herzog Johann von Mecklenburg unter sichrem Geleit nach Berlin kommen ließ, überfielen diesen die beiden Brüder bei Liebenwalde und schleppten ihn gefangen nach ihrem Schloß Plaue, und Jobst von Mähren war so ehrlos, daß er, statt sie dafür zu züchtigen, die hierbei gemachte Beute mit ihnen teilte. Herzog Johann versuchte nun mit Hilfe eines Bäckers aus seiner Gefangenschaft zu entfliehen. Schon war er über das Eis der Havel gegangen, als Hans von Quitzow die Flucht entdeckte. Eiligst ließ dieser seine Knechte zu Pferde steigen und jagte mit Spürhunden dem Flüchtlinge nach, den er dann, vor Frost halb erstarrt, in den Kerker zurückbrachte. Erst als Hans von Quitzow bei einem neuen Naubzuge selbst in die Hände der Mecklenburger gefallen war, erhielt um den Preis seiner Loslassung auch Herzog Johann die Freiheit wieder, nachdem er vierzehn Monate gefangen gewesen war. Doch auch die Freundschaft mit Berlin und Kölln nahm ein Ende. Die Quitzows gerieten mit dem Rate dieser Städte wegen gewisser Geldforderungen in Streit und überfielen plötzlich, ohne Fehde angesagt zu haben, die Herden von Berlin und Kölln, welche vor den Thoren der Städte weideten. Als diese Kunde nach der Stadt kam, geriet man hier in gerechten

5. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 100

1893 - Dresden : Ehlermann
100 10. Die Witwe zu Eisenach. Von Karl Rudolf Hagenbach. 1. Horch, durch des Winters Sturm-! gesaust Ertönt mit Macht ein neues Lied, An manchem stolzen Herrenhause Der stumme Chor vorüberzieht; Doch vor der Witwe stiller Wohnung Da wird der Mund ihm aufgethan, Und mit gar festlicher Betonung Stimmt er die frommen Weisen an. 2. Hin zu der Schüler Lobgesängen Neigt sich der frommen Witwe Ohr. Ihr ist's, als ob ins Herz ihr klängen Der Engel Grüß' aus höh'rem Chor; Doch weitaus vor beit Stimmen allen, So keck und frisch und doch so rein, Hört sie des einen Stimm' erschallen. „Wer mag der junge Sänger sein? 3. Den Sänger, ja, den muß ich kennen, O bringt den Knaben her zu mir! Komm, sollst mich deine Mutter nennen! Du lieber Sänger, weile hier!" Und unters Dach führt sie den Armen Und fragt und forscht nach seiner Not. An ihrem Herd soll er erwärmen, Sich sättigen an ihrem Brot. 4. So wuchs heran der Martin Luther, Erzogen in der Witwe Haus, Und es erblüht der frommen Mutter Ein ewig frischer Kranz daraus; Denn wo von Luther wird gesungen, Fängt man mit diesem Liede an, Und dankbar rühmen's alle Zungen, Was an dem Kleinen sie gethan. 11. Belehnung des Burggrafen Friedrich I. von Nürnberg durch Kaiser Sigismund mit der Mark Brandenburg 1417. Voil Ernst von Wildenbruch. 1. Zu Konstanz an dem Markte Saß Kaiser Sigismund, Ihm war von Gram und Sorgen Die Seele krank und wund. 2. „Wohin ich blick' im Reiche, Hader und Zwistigkeit, Es wankt der alte Glaube, Es seufzt die Christenheit. 3. Allein von allen Sorgen Die schwerste, die ich fand, Das bist doch du dort oben, Du Brandenburger Land! 4. Mich weckt zu Nacht im Traume Ein klagendes Geschrei: Wir sterben und verderben, Hilf, Kaiser, komm herbei! 5. Von Elbe bis zur Oder Schlachllärm und Kampf und Blut, Zerbroch'ne Städtemauern, Dörfer voll Schutt und Glut. 6. Verbrechen ohne Strafe, Die Unschuld ohne Schutz; i Denn wer im Bügel sitzet, ; Beut dem Gesetze Trutz. 7. Wo finde ich im Reiche Den Mann von Herz und Hand, Der vom Verderben rette Mein Brandenburger Land?" 8. Da schüttelten die Häupter Die Fürsten und die Herrn: „Wer will die märk'schen Wölfe j Jn einen Käfig sperr'n?

6. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 69

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
69 B-ierzeytttes Capitel. Von der Chemniher Theilung bis zur Erwer- bung der Küawürde des H erzog thu ms Sach- sen von 1.382 bis 1423, ' tr:; 'i!'j ,'Hi,::; vi , - t . . Nach der Theilung sorgte jede der drei Wettl»n- schen Linien so gut als möglich für die Vergrößerung ih- res Gebiets, und.es wurden in der That von allen an- sehnliche Erwerbungen gemacht. , Will)elmi., der Mei- ßen besaß, nahm 1395 von Iodykus von Mahren die Mark Brandenburg in. Pfand, die aber bereits 1398 wieder eingelöst- .-wurde. Auch die böhmische Herrschaft Riese-mburg>jdie er 1398 für 40,000 Mark auf Wieder- sauf erwarb, wurde. 1459 zurückgckauft. Doch bleibender war der Erwerb der Herrschaft Kolditz, zu der, außer Schloß und. Stadt, noch 52 Dörfer gehörten, und die Wilhelm 1404 für 15,000 Mark erkaufte. Noch vorher, 1402. eroberte- der. Markgraf, mit dem Beistände seiner Osterlä ndischen. Vettern, die Besitzungen der mächtigen Burggrafen-.-zu Dohna, die dgrch Räubereien und durch Bedrückungen Meißnischer ^ehnstrager dem Lande groß- ßen Schaden verursacht hatten. Sie besaßen an 33 Städte und Schlösser, darunter den^Königsstein, den Pzesen- stcin, dann die Städte. Auerb-ach, Döbeln, Königs- brück, Muskau, Ostritz, Rqbenau, Werdau und das ganze Lob.nrtzer Amt, welches alles der Markgraf mit seinem Stammlanden vereinigte. Noch erwarb er 1404 Pirna von Böhmen und Gottleube von Johann von W a r te n b e rg.. Markgraf Wilhelm nahm auch vie- len Theil an auswärtigen Händeln, vergaß aber darüber das Beste seines Landes nicht. . Er starb am loten Fe- bruar 1407 . ohne Kinder, daher er sein Land auf die bei- den andern Linien , vererbte, die nach langem Streit sich am 3lsten Juli-1410 durch den Naumburger Hauptre- ceß wegen der Theilung. gereinigten. Landgraf Balthasar von Thüringen, der Stifter der zweiten Linie, erbte 1385 die Graffchaft Käfern- burg. Einen dreimaligen Krieg 1300 bis 1388 führte er

7. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 44

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
44 Vaters Hofe erzogen war, und Ihrer großen Frömmigkeit wegen nachmals für eine Heilige erklärt wurde. Bald da- rauf ward er zum Vormunde feines Schwcstcrsohns, des 3jährigen Markgrafen von Meißen, ernannt. Er ver- theidigte das Erbe seines Mündels gewissenhaft und schonte selbst dessen Mutter, seiner eigenen Schwester, nicht, als sie die Erbschaft ihres Sohnes kürzen wollte. Der junge Fürst gebot nun von der sächsischen Grenze ab bis beinahe an den Rhein, und hielt die unruhigen Grafen und Rit- ter und die übermüthigen Städte in Zucht und Ordnung. Im Jahr 1224 half er einen Streit zwischen dem König Wolde mar von Dänemark und dem Grafen Hein- rich von Schwerin beilegen; 1225 that er einen Feld- zug nach Polen und eroberte die Stadt Lebus, um sei- nen Kausteuten, die von den Polen beraubt worden wa- ren, Genugthuung zu verschaffen. Gleich darauf ging ec nach Mähren und zwang den Herzog Leopold von Oe st- reich und den König Przemislaw von Böhmen, die mit einander fehdeten, Friede zu schließen. Im Jahr 1226 begab er sich nach Crcmona und empfing nebst seinem Bruder Konrad die Belehnung von dem Kaiser über die Markgraffchaften Meißen und Lausitz und über das Pleißnerland für den Fall, daß der junge Heinrich ohne Erben sterben sollte. Dieser war damals der einzige männliche Zweig des Wettiner Hauses, vom thürin- ger Stamm lebten vier in voller Jugendblüthe; nach 20 Jahren ruhten diese alle im Grabe, die Wettiner aber sitzen noch heute auf Sachsens Throne. Bei so vieler Thätigkeit im Auslande sorgte Ludwig doch väterlich für seine Thüringer und dabei unterstützte ihn seine fromme Gemahlin Elisabeth, die eine wahre Landesmutter und Pflegerin der Nothleidenden war. Ihre Andacht war allerdings nach unfern gereinigten Begriffen von Gottesdienst zu weit getrieben, denn wir wissen, daß Selbstquälercien und Peinigungen des Körpers keine ver- dienstlichen Handlungen sind, doch damals dachten die Men- schen anders. Daß aber die Markgräfin Elisabeth bei allen ihren wunderlichen Büßungen und Demüthigungcn, wozu be- sonders ihr Beichtvater, der grimmige Konrad von Mar- burg sie verleitete, eine liebevolle Ehegattin, ihren Kindern

8. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 57

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
57 licß sich Albrecht seine Buhlerin Kunigunde antrauen, und nun würden die unglücklichen Kinder erster Ehe den Verfolgungen ihrer gewissenlosen Stiefmutter erlegen sein, wenn sich der Großvater und Oheim derselben nicht ange- nommen hätten. Markgraf H e i n r i ch nahm seinen älte- sten Enkel Heinrich zu sich, und gab ihm das Plciß- nerland, die Mitgift seiner Mutter, zu verwalten, die bei- den, jüngern Friedrich und Diez mann nahm Diet- rich von Landsberg zu sich. Darüber mag wohl ein Groll in dem entarteten Albrecht entstanden sein, denn 1275 brach wieder ein Krieg zwischen beiden Brüdern aus. Dietrich erhielt Beistand von dem Erzbischof Erich von Magdeburg, und beide drangen in Thüringen ein. Albrecht überfiel sie aber bei Tennstädt und schlug und vertrieb sie. Nun schlofien die beiden Brüder Frieden. Das war aber dem Erzbischof Erich nicht angenehm, denn der mochte auf eine große Beute gehofft haben. Er verbiß aber seinen Groll darüber, und einige Jahre später bat er die beiden Brüder, ihm Hilfe zu leisten bei der Eroberung eines Schlosses. Der Markgraf D i e t r i ch erschien selbst, Landgraf Albrecht sandte seinen Sohn Friedrich. Als diese mit ihren Mannschaften in dem Lager des Erzbi- schofs ankamen, da nahm er sie beide gefangen; Fried- rich entkam, Dietrich mußte sich aber mit schwerem Gelde lösen, dafür verwüstete er aber, als er wieder frei war, die Magdeburgischen Stiftslande. Markgraf Heinrich hatte noch den Kummer, einen Krieg zwischen seinem ausgearteten Sohne und seinen Enkeln erleben zu müssen. Albrecht hatte sein Herz von seinen rechtmäßi- gen Söhnen ab und seinem Bastard Apih zugewendet, diesen hätte ec vom Kaiser für ächt erklären lassen und wollte ihn zum Erben seiner Länder einsetzen. Die recht- mäßigen Söhne ließ er darben, der Bastard aber lebte im Ueberfluß. Wollten die ächten Söhne sich nicht um ihr Erbe bringen lassen, so waren sie gezwungen, die Waffen gegen ihren eigenen Vater zu ergreifen. Das geschah 1281. Viele thüringische Lehnsträger standen ihnen bei, an- dere hielten es mit dem Vater. Damals war ohnehin eine schreckliche Zeit in Thüringen. Dieses Land wurde durch Hungcrsnoth, Seuchen, Feuersbrünste und Ucbcrschwcmmun-

9. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 130

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 130 — troupes, je d’epose mon epee ä Yotre Majeste“ *), alles weitere mir anheimstellend. Meine Antwort war, daß ich die Art unserer Begegnung beklage und um Sendung eines Bevollmächtigten ersuche, mit dem die Kapitulation abzuschließen sei. Nachdem ich dem General Reille den Brief übergeben hatte, sprach ich einige Worte mit ihm als altem Bekannten, und so endigte dieser Akt. Ich bevollmächtigte Moltke zum Unterhändler und gab Bismarck auf zurückzubleiben, falls politische Fragen zur Sprache kämen, ritt dann zu meinem Wagen und fuhr hierher, auf der Straße überall von stürmischen Hurras der heranziehenden Trains 2) begrüßt, die überall die Volkshymne anstimmten. Es war ergreifend. Alles hatte Lichter angezündet, so daß man zeitweise in einer improvisierten^) Illumination^) fuhr. Um 11 Uhr war ich hier und trank mit meiner Umgebung auf das Wohl der Armee, die solches Ereignis erkämpft hatte. Da ich am Morgen des 2. noch keine Meldung von Moltke über die Kapitulationsverhandlungen erhalten hatte, die in Donchsry stattfinden sollten, so fuhr ich verabredetermaßen nach dem Schlachtfelde um 8 Uhr früh und begegnete Moltke, der mir entgegenkam, um meine Einwilligung zur vorgeschlagenen Kapitulation zu erhalten, und mir zugleich anzeigte, daß der Kaiser früh 5 Uhr Sedan verlassen habe und auch nach Donchsry gekommen fei Da berfelbe mich zu sprechen wünschte und sich in der Nähe ein Schlößchen mit Park befanb, so wählte ich bieses zur Begegnung. Um 10 Uhr kam ich auf der Höhe von Seban an; um 12 Uhr erschienen Moltke und Bismarck mit der vollzogenen Kapitulatiousurkunbe; um 1 Uhr setzte ich mich mit Fritz in Bewegung, von der Kavallerie-Stabswache begleitet. Ich stieg vor dem Schlößchen *) Da ich nicht an der Spitze meiner Trnppen haben sterben können, so übergebe ich Ew. Majestät meinen Degen. 2) Truppenzüge. s) unvorbereiteten. 4) festliche Beleuchtung.

10. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 78

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 78 — nach seiner Familie zurück, doch vermied er es, sich öffentlich sehen zu lassen. Da trat eines Tages ein armer Knabe in den Buchladen mit einem Bittgesuch, das von mehreren angesehenen Bürgern Nürnbergs unterschrieben war, und wünschte Palm zu sprechen, um auch von ihm ein Almosen zu erbitten. Er wurde hinauf in das Zimmer geführt, in dem sich Palm aufhielt, und bekam von ihm eine Gabe. Kaum aber hatte sich der Knabe entfernt, so traten zwei französische Gensdarmen ein, stiegen, ohne nach jemand zu fragen, die zwei Treppen hinauf, verhafteten Palm und führten ihn vor den französischen General. Der fragte nach dem Verfasser der Flugschrift; Palm entgegnete, sie sei ihm von unbekannter Seite zu weiterem Vertrieb zugesandt worden. Darauf wurde er gefangen gehalten und schließlich nach Braunau am Inn gebracht. Alles Bitten und Flehen der Gemahlin und Kinder Palms war vergebens. Man erklärte, die Verhaftung sei auf unmittelbaren Befehl Napoleons erfolgt. In Braunau wurden zwei Verhöre mit Palm angestellt, in denen er seine Unschuld erwiesen zu haben glaubte. Als daher am 26. August vormittags sein Kerker geöffnet wurde, so meinte er, man werde ihm die Freilassung ankündigen. Statt dessen wurde ihm das Todesurteil vorgelesen. — Napoleon hatte schon im voraus den Tod Palms befohlen. Palm war tief erschüttert, doch der Glaube an Gott stärkte ihn. Er erbat sich einen Geistlichen, den er auch erhielt, aber das heilige Abendmahl konnte ihm nicht, wie er gewünscht hatte, gereicht werden, da ein evangelischer Geistlicher in Braunau nicht zu finden war. Er vergab feinen Feinden, schrieb an Gattin und Kinder einen letzten Brief und sang zum Abschiede seine Lieblings-tieder: „Alles ist an Gottes Segen" und „Gottlob, nun ist es wieder Morgen." — Schon am Nachmittag des 26. August wurde Palm erschossen; denn der französische Kaiser hatte Beschleunigung
   bis 10 von 34 weiter»  »»
34 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 34 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 0
4 1
5 2
6 0
7 1
8 0
9 0
10 7
11 0
12 2
13 3
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 12
29 0
30 0
31 1
32 0
33 9
34 1
35 0
36 6
37 13
38 0
39 0
40 0
41 0
42 1
43 0
44 0
45 1
46 11
47 9
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 4
1 53
2 0
3 21
4 44
5 4
6 10
7 95
8 29
9 179
10 14
11 13
12 6
13 16
14 0
15 11
16 87
17 236
18 44
19 86
20 34
21 6
22 5
23 159
24 3
25 17
26 4
27 2
28 10
29 234
30 1
31 1
32 22
33 59
34 18
35 4
36 32
37 349
38 55
39 28
40 11
41 52
42 8
43 34
44 44
45 38
46 23
47 0
48 0
49 12
50 1
51 136
52 11
53 1
54 17
55 13
56 98
57 0
58 12
59 38
60 51
61 11
62 3
63 0
64 7
65 36
66 17
67 41
68 47
69 3
70 12
71 51
72 33
73 40
74 70
75 6
76 37
77 42
78 25
79 11
80 6
81 3
82 19
83 65
84 2
85 56
86 24
87 14
88 3
89 10
90 22
91 2
92 108
93 14
94 41
95 13
96 108
97 7
98 113
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 15
1 9
2 12
3 26
4 2
5 43
6 58
7 4
8 6
9 11
10 9
11 9
12 92
13 26
14 8
15 1
16 4
17 6
18 18
19 7
20 0
21 9
22 4
23 1
24 215
25 35
26 27
27 1
28 13
29 10
30 8
31 4
32 13
33 167
34 86
35 10
36 8
37 1
38 1
39 38
40 20
41 24
42 19
43 69
44 4
45 1
46 27
47 58
48 1
49 28
50 59
51 80
52 25
53 4
54 9
55 69
56 3
57 4
58 30
59 179
60 4
61 101
62 16
63 1
64 91
65 69
66 2
67 2
68 4
69 0
70 3
71 12
72 24
73 6
74 17
75 18
76 4
77 7
78 15
79 8
80 8
81 201
82 15
83 47
84 7
85 5
86 4
87 2
88 6
89 92
90 14
91 11
92 4
93 0
94 41
95 128
96 9
97 66
98 6
99 6
100 257
101 3
102 48
103 3
104 4
105 2
106 57
107 30
108 2
109 12
110 49
111 184
112 18
113 9
114 29
115 2
116 114
117 1
118 5
119 51
120 4
121 18
122 1
123 17
124 103
125 34
126 0
127 19
128 3
129 17
130 9
131 96
132 12
133 22
134 4
135 2
136 64
137 13
138 1
139 4
140 18
141 7
142 19
143 39
144 4
145 9
146 7
147 7
148 2
149 0
150 10
151 21
152 57
153 1
154 33
155 25
156 19
157 27
158 9
159 6
160 9
161 103
162 2
163 2
164 35
165 8
166 56
167 4
168 16
169 18
170 10
171 15
172 17
173 49
174 3
175 133
176 2
177 61
178 2
179 53
180 39
181 4
182 28
183 207
184 12
185 5
186 0
187 0
188 12
189 3
190 9
191 31
192 5
193 17
194 7
195 8
196 101
197 1
198 7
199 25