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1. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 112

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 112 — Brunhild fühlte sich ja mit Recht gekränkt durch die ausweichende Antwort ihres Mannes und hatte alle Ursache, mißtrauisch zu werden. Aber trotzdem war es abscheulich von ihr, daß sie ihren Gemahl so schmählich behandelte und sein kleines Unrecht durch ihr großes Unrecht vergalt. Darum geschah es der Übermütigen ganz recht, daß Siegsried sie zum zweiten Male besiegte und demütigte und dadurch die wilde und stolze Frau für immer zahm und gehorsam machte. Siegfried gefällt uns zwar, weil er durch den zweiten Kampf mit Brunhild seinem Freunde ans der Not hilft und die böse Frau bestraft und bessert, aber doch müssen wir sagen: der zweite Kamps ist ein zweiter Betrug. Dieser Betrug läßt sich nur dadurch etwas entschuldigen, daß er durchaus nötig war, wenn Siegfried seinen Freund aus der durch den ersten Betrug geschaffenen Not befreien wollte. Die gewaltige Kraft, die Siegfried auch bei diesem zweiten Kampfe zeigte, gefüllt uns ebenfalls; aber daß er der Besiegten Ring und Gürtel nahm (aus den Wert dieser Dinge und auf das Eigentumsrecht kommt es selbstverständlich hier nicht an) und seiner Frau schenkte und dieser wohl auch das doppelte Geheimnis mitteilte, war doch recht leichtsinnig von ihm. Denn Kriemhild konnte irgendwie und -wo einmal das Geheimnis ausplauderu, und dann war das Unglück fertig. — Zuletzt zeigt lieh Siegfried als ein guter Sohn, der seinem Vater gehorcht und ihm die schwere Last der Herrschaft abnimmt, aber auch als ein guter König, der das schwere Königsamt mit Eifer und Treue verwaltet und dem Wohl seiner Unterthanen mit seiner ganzen Kraft dient. Kriemhild zeigt in unserer Geschichte Eigenschaften, die uns nur gefallen können. Sie ist dankbar gegen Siegfried, der ihr zu Liebe den beschwerlichen Botenritt gethan und sein Versprechen wegen ihres Brnders so treulich gehalten hat. Sie ist freundlich und liebevoll gegen die fremde, neue Verwandte und sucht ihr dadurch die Fremde zur Heimat zu machen. Sie liebt Siegfried mit ganzer Seele, weil sie das Große und Edle an ihm liebt und bewundert. Sie ist auch als Königin — gleich ihrem Mann — gut und liebevoll, besonders gegen ihre Dienerschaft, gegen Anne und Verlassene, Kranke und Notleidende. Hoffentlich ist sie auch verschwiegen und bewahrt getreulich das große Geheimnis, welches ihr Mann ihr anvertraut hat. — Zusammenfassung 2. Kulturhistorisches. Was uns über die Sitten und Gebräuche bei dem großen Fest in Worms erzählt wird, ist größtenteils schon bekannt: Ladung der Gäste, Vorbereitung für feine und reichliche Bewirtung, fowie für Unterbringung derselben; Schmuck der Häuser und des Palastes, Schmuck des königlichen Gefolges, besonders der Frauen, aus den Vorräten der Königin; Turnier (diesmal nnr so nebenbei unterwegs), Gastmahl, Gottesdienst, Ritterschlag, Hauptturnier, Geschenke an die Gäste. — Auch den „Botenlohn" für gute Botschaften treffen wir hier wieder. Neu ist, was uns von der Verlobung und Verheiratung Siegfrieds erzählt wird. Wie kommt die Verlobung Siegfrieds zu stände? Günther als Schutzherr der Schwester (an Vaters Statt) giebt

2. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 12

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 12 — ehrbare Leute saßen bei ihm und tranken den Abendtrank. Da baten sie ihn, daß er ihnen etwas Neues sage, tote er denn immer dergleichen wußte, und darum so war man gern bei ihm. Da stund er vor ihnen auf und schaute unverwandt die Gestirne an. Die Herren fragten, was er am Himmel sähe. Klingsor sagte; »Heut in dieser Nacht wird meinem Herrn, dem Könige von Ungarn, eine Tochter geboren; die wird schön und tugendreich sein und dem Sohne eures Herrn, des Landgrafen, vermählt werden." 11. Kkisaöeths Ankunft aus dem Mngarntande. Im Jahre 1211 sandte der weitberühmte Landgraf Hermann herrliche Boten von Mann und Weib zu dem Könige in Ungarn um seine Tochter Elisabeth, daß er sie nach Thüringen sendete seinem Sohne zum Ehegemahle. Fröhlich zogen die Boten zu Roß und Wagen und wurden unterwegs, durch welche Landschaft sie kamen, herrlich bewirtet und, als sie im Ungarnlande eintrafen von dem König und der Königin lieblich empfangen. Der König war ein guter, fittiger Mann, aber die Königin schmückte ihr Töchterlein mit Go!b und Silber zu der Reise und entsanbte sie nach Thüringen in silberner Wiege, mit silberner Babewanne und golbenen Ringen, auch köstlichen Decken ans Purpur und Seibe, Bettgewanb, Kleinodien und allem Hausrat. Dazu gab sie viel tausend Mark Goldes, bis daß das Mägdlein groß würde, begabte auch die Boten gar reichlich und ließ dem Landgrafen sagen, daß er getrost und in Frieden lebe. Als nun Elisabeth mit ihrer Amme in Thüringen ankam, da war sie vier Jahre alt, und Ludwig war elf Jahre alt. Da wurde sie höchlich empfangen und auf die Wartburg gebracht, auch mit allem Fleiß erzogen, bis daß die Kinder zu ihren Jahren kamen.

3. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 66

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 66 — weit nur die Königin von den Füßen getragen werden mochte. Als es anfing zu dämmern, verbargen sich die Flüchtigen in einer Höhle. Hier warteten sie wieder die Nacht ab, um weiter zu fliehen. So trieben sie es mehrere Tage; fanden sie morgens keine Höhle, so versteckten sie sich in einem Walde oder auch in einem Kornfelde. Einmal hatte sich Adelheid wieder in einem Kornfeld verborgen. Da kamen die Verfolger herangeritten, unter ihnen Berengar selbst. Die Reiter ibogen die hohen Halme des wogenden Ährenfeldes mit ihren langen Speeren auseinander. Schon glaubte Adelheid, sie sei verloren; doch sie wurde nicht entdeckt, denn Gottes Gnade beschirmte sie. Endlich kamen die Fliehenden an ein breites Wasser. Hier ließ der Priester die Frauen zurück und eilte zu einem treuen Bischof, um von ihm Hülfe zu holen. Tage und Nächte verlebten die Frauen in steter Furcht und Sorge, zuletzt wurden sie auch noch vom Hunger gepeinigt und meinten, sie müßten sterben. Da kam ein Fischer aus seinem Nachen heran der hatte in seinem Fahrzeug einen großen Stör. Verwundert sieht er die Frauen und fragt, wer sie seien und was sie hier ansingen. „Siehst du denn nicht," sagte Adelheid, „daß wir Fremde sind, von aller menschlichen Hülfe verlassen? Wir sind in Gefahr, Hungers zu sterben: wenn du kannst, gieb uns etwas zu essen." Der Fischer fühlte Erbarmen. Er trug Feuer bei sich nach Sitte der Fischer, und schnell lohten die Flammen empor, an denen der Fisch zubereitet wurde. Bald saß die Königin beim ärmlichen Mahle, der Fischer und die Dienerin warteten auf. Kurze Zeit darauf kehrte der Priester zurück mit einer Schar bewaffneter Reiter, die Adelheid jubelnd begrüßten. Von ihnen umgeben, wurde sie auf die uneinnehmbare Burg Canossa gebracht, die ein tapferer Vasall des Bischofs zu Lehn hatte. Das Gerücht von der Not und dem Jammer der italienischen Königin lief durch die Welt und bewegte überall die Herzen der Menschen. Auch König Otto hörte davon und wurde von dem

4. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 3

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 3 — des Reiches an sich zu reißen. Als einst die Kaiserin mit ihrem Sohn auf der Insel Kaiserswerth am Rhein das Pfingstfest feierte, kam Anno mit einem prächtig geschmückten Schiff zum Besuch der Kaiserin angefahren. Nach einem festlichen Mahl forderte er den königlichen Krtabert auf, sich einmal fein schönes Schiff anzusehen. Kaum war Heinrich mit dem Erzbischof im Schiff, so stießen die Ruderer ab. Das Schiff war bald in der Mitte des Stroms und fuhr rasch davon. Die Mutter stand jammernd am Ufer. Der Knabe aber voll Angst für sein Leben sprang in die reißende Flut, um sich durch Schwimmen zu retten. Er würde ertrunken sein, wenn nicht ein Gras ihm nachgesprungen wäre und ihn mit starken Armen wieder zurück ins Schiff gebracht Hütte. Dort beruhigte man ihn allmählich mit Schmeichelreden und brachte ihn nach Köln. Die Mutter bekam ihren Sohn nicht wieder. Anno aber übernahm das Reichsregiment und die Erziehung des jungen Königs, anfangs allein, später zusammen oder auch abwechselnd mit dem ehrgeizigen Erzbischof Adalbert von Bremen. Die beiden mächtigen Männer waren grundverschieden, und eben so verschieden war daher ihre Erziehung. Anno war hart und streng gegen sich und andere; auch wollte er, daß die Fürsten int Reiche mehr Macht haben sollten als der Kaiser. Darum erzog er auch deu Knaben hart und streng, unterdrückte seine Launen und Begierden mit Tadel und Strafen und versagte ihm auch unschuldige Wünsche. Er wollte seinen Willen beugen und lenken; denn er dachte, gehorcht mir der Knabe, so wird auch später der Mann und König mir gehorchen. Auch verschenkte er mit vollen Händen viele Rechte des Reiches (z. B. Zolle und Abgaben) und Güter des Königs an die neidischen Fürsten, damit sie mit seinem Regiment zufrieden wären. Adalbert dagegen, in dessen Hand später die Erziehung Heinrichs überging, war liebenswürdig und freundlich, eitel und prachtliebend, stets von schwelgerischen Hofleuten umgeben; auch wollte l*

5. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

6. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 101

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 101 — 43 Luther als Vater. An sein vierjähriges Hänschen. Kobmg, 19. Juni 1530. Gnade und Friede in Christo, mein liebes Söhnchen. Ick i sehe aern, daß Du roohl lernst und ficifeig betest, Tbne also, - mein Söhnchen, und fahre fort; wenn ich heim komme, so will ich 1 Dir einen schönen Jahrmarkt mitbringen. Ich weiß einen hübschen, lustigen Garten, da gehen oiel Kinder innen, haben güldene Röcklein an und lesen schöne Äpfel unter den Bäumen und Birnen, Kirschen und Pflaumen, fingen, springen und sind fröhlich; haben auch schöne, kleine Pferdlein mit güldenen Zäumen und silbernen Sätteln. Da fragte ich den Mann, des der Garten ist: wes die Kinder wären. Da sprach er: „Es sind die Kinder, die gerne beten, lernen und fromm find." Da sprach ich: „Lieber Mann, ich hab’ auch einen Sohn, heißt Hänschen Luther; könnte er nicht auch in den Garten kommen, daß er auch solche schöne Äpfel und Birnen essen möchte und solche feine Pferdlein reiten, und mit diesen Kindern spielen?“ Da sprach der Mann: „Wenn er gern betet, lernet und fromm ist, so soll er auch in den Garten kommen, Lippus und Jost auch, und wenn sie alle zusammen kommen, so werden sie auch Pfeifen, Pauken, Lauten und allerlei Saitenfpiel haben, auch tanzen und mit kleinen Armbrüsten schießen." Und er zeigte mir dort eine seine Wiese im Garten, zum Tanzen zugerichtet, da hingen eitel güldene Pfeifen, Pauken und silberne Armbrüste. Aber es war noch frühe, daß die Kinder noch nicht gegessen hatten; darum konnte ich des Tanzes nicht erharren und sprach zu dem Mann: „Ach, lieber Herr, ich will flugs hingehen und das alles meinem lieben Sohnlein Hänschen flugs schreiben, daß er fleißig bete und wohl lerne und fromm fei, auf

7. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 19

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 19 — alle Klostergesellen, die mich gekennet haben. Denn ich hätte mich, wenn's länger gewährt hätte, zu Tode gemartert mit Wachen, Beten, Lesen und anderer Arbeit." 3. Seelenkämpfe im Kloster. „Mit großer Andacht bereitete ich mich zur Messe und zum Gebete, aber wenn ich am andächtigsten war, so ging ich ein Zweifler zum Altar, ein Zweifler ging ich wieder davon; hatte ich meine Buße gesprochen, so zweifelte ich abermals. Ich hielt täglich Meffen und in jeder Messe rief ich drei Heilige an, ich mattete meinen Leib mit Fasten und Wachen ab und hielt davor, ich würde dem Gesetz Genüge thun und mein Gewissen vor dem Stecken des Treibers befriedigen; aber ich richtete nichts aus, und je weiter ich auf diesem Wege fortging, desto weiter wurde ich erschreckt, daß ich gar verzweifelt wäre." Von dieser vergeblichen Arbeit redet Luther, weitn er später sagte: „Wenn sich aber ein Gewissen auf seine Werke soll setzen und bauen, so sitzt es aus einem losen Sande, der immer fort reitet und reißet, und es muß Werke suchen, immer eins nach dem andern, je länger je mehr." „Es begab sich am Fronleichnamstag in der Prozession, da ich auch mit ging und ein Priesterkleid arthatte, daß ich vor dem Sakrament, das Dr. Staupitz trug, so hart erschrak, daß mir der Schweiß ausbrach und nicht anders zu Sinn war, ich würde vergehen vor großer Angst. Da nun die Prozession aus war, berichtete ich und klagte mein Anliegen Doktor Stanpitzen. Der sagte: Ei, Eure Gedanken sind nicht Christus, denn Christus schreckt nicht, sondern tröstet nur." (Tischreden.) Da Luther immer traurig war über seine Sünde, tröstete ihn ein alter Klosterbruder: „Sprichst du nicht im apostolischen Glaubensbekenntnis: Ich glaube an die Vergebung der Sünden? 2*

8. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 4

1893 - Dresden : Ehlermann
b) Ein Sommcrabend auf der Pfaueninscl. Zu den einfachen und doch so genußreichen Vergnügungen, welche das Königspaar sich und seinen Kindern während des Aufenthaltes in Paretz bereitete, gehörten auch häufige Gondelfahrten auf der Havel, wozu die schönen Ufer dieses Flusses ganz besonders einluden. Oft war die reizend gelegene Pfaueninsel das Ziel dieser Fahrt. Was für ein herrliches Sbilb fröhlichen Familienlebens sich bei solchen Gelegenheiten entfaltete, können wir aus einer Schilderung entnehmen, die der Bischof Eylert in seinen „Charakterzügen aus dem Leben Friedrich Wilhelms Iii." uns erhalten hat. „— Nach aufgehobener Tafel fragte einst die Königin: „Wo sind die Kinder?" Und es wurde geantwortet: „Sie sind alle dort auf der Landzunge und spielen auf der Wiese." — „Können wir sie nicht überraschen, liebster Freund?" sagte die Königin zum König. „Ja," antwortete dieser, „da müssen wir mit der Gondel einen Umweg durchs Rohr nehmen, sodaß sie uns nicht sehen." Das geschah, und der König selbst ruderte langsam und leise, die Königin stand in ihrer hohen, edlen Gestalt aufrecht im Schiffe, und ihr seelenvolles mütterliches Auge sah spähend nach dem bezeichneten Orte. Nun sprang der König ans Ufer, und die Kinder jauchzten fröhlich auf ihren Eltern entgegen, und diese umarmten sie mit inniger, froher, frischer Zärtlichkeit, als wenn sie dieselben seit acht Tagen nicht gesehen hätten. „Papa," fragte der Kronprinz, „wo sind Sie hergekommen?" Der König antwortete: „Durchs Schilfrohr!" — „Das ist prächtig." — Auf die Frage: „Warum?" sagte er: „I — im Rohr ist gut Pfeifen schneiden." — „Wie verstehst du das?" — „Das heißt: kluge Leute wissen die Umstände zu benutzen." — „Wenn du das auf dich anwenden wolltest, welche Pfeifen würdest du dann jetzt schneiden?" Der Kronprinz antwortete mit der ihm eigenen Anmut: „Dann würde ich bitten, daß wir hier auf der Wiese unsere Abendmilch genießen dürften und alle, alle froh zusammenblieben." Der König reichte dem munteren Knaben scherzend die Hand, die Königin drückte ihn innig an ihr glückliches Mutterherz, und seine kindliche Bitte wurde erhört. Die ganze Gesellschaft lagerte sich auf ausgebreiteten Teppichen. Die Königin lehnte sanft ihr Haupt an die Schulter des Königs, seine Hand in der ihrigen haltend. Fröhlich spielten die lieblichen königlichen Kinder umher. Alles war bei dem einfachen Mahle in sanfter, heiterer Stimmung. Nach einem schönen Sommertage ging prächtig die Sonne unter, und aus dem nahen Gebüsch ertönte wie Abendsegen sanfte Musik. Die Königin blickte mit dem Ausdruck tiefer, heiterer Ruhe nach der untergehenden Sonne hin; ihr Blick war Gebet, Dank, Freude. —"

9. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 105

1893 - Dresden : Ehlermann
Und sagte lächelnd: „Habet acht, Daß ihr mein Pferd nicht böse macht!" Doch einst ein wilder Knabenschwarm Den Kopf ihm machte gar zu warm; Da hat er böse drein gesehn: „Wollt ihr wohl gleich zur Schule gehn!" Da sprach ein dicker Bube: „Sich, Heut' ist ja Mittwoch - Nachmittag!" Der ganze Chor fiel jubelnd ein: „Der alte Fritz will König sein Und weiß nicht mal, daß dieser Frist Des Mittwochs keine Schule ist!" Der König stille vor sich lacht Und hat in seinem Sinn gedacht: Wie reich bist, liebe Einfalt, du! Ich alter Mann hab' keine Ruh'! Des Morgens ruft mich Sorge wach, So drückt mich Müh' den ganzen Tag, Daß meine Kinder, groß und klein, Sich ihrer Feierstunde freun. Gewiß, so hat der Held gedacht, Er hat sein Denken wahr gemacht. Drum wo man Gutes liebt und ehrt, Sein Angedenken ewig währt, Und jedes Kindlein ehrfurchtsvoll Den Edlen kennen lernen soll. 17. Das Franzosenheer. Von Ernst Moritz Arndt. 1. Mit Mann und Roß und Wagen, So hat sie Gott geschlagen; Es irrt durch Schnee und Wald umher Das große, mächt'ge Franzenheer; Der Kaiser auf der Flucht, Soldaten ohne Zucht. 2. Mit Mann und Roß und Wagen, So hat sie Gott geschlagen; Jäger ohne Gewehr, Kaiser ohne Heer, Heer ohne Kaiser, Wildnis ohne Weiser. 3. Mit Mann und Roß und Wagen, So hat sie Gott geschlagen; Trommler ohne Trommelstock, Kürassier im Weiberrock, Ritter ohne Schwert, Reiter ohne Pferd. 4. Mit Mann und Roß und Wagen, So hat sie Gott geschlagen; Fähnrich ohne Fahn', Flinten ohne Hahn, Büchsen ohne Schuß, Fußvolk ohne Fuß. 5. Mit Mann und Roß und Wagen, I So hat sie Gott geschlagen; Felbherrn ohne Witz, Stückleut' ohn' Geschütz, Flüchter ohne Schuh, Nirgenbs Rast und Ruh. 6. Mit Mann und Roß und Wagen, So hat sie Gott geschlagen; Speicher ohne Brot, Allerorten Not, Wagen ohne Rab, Alles müb' und matt, j Kranke ohne Wagen: , So hat sie Gott geschlagen.

10. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 9

1893 - Dresden : Ehlermann
Gortschakoff herbeieilenden Kolonne. Ein Kürassierregiment trabte sofort zum Angriff vor, an seinem rechten Flügel von dem Könige, dem Kronprinzen und dem Prinzen Wilhelm begleitet. Doch es blieb der Kavallerieangriff in dem schwierigen Gelände der Weinberge ohne Erfolg. Der König befand sich hier mit den Prinzen einige Zeit in so heftigem Gewehrfeuer, daß der Oberst von Thiele ihn beschwor, sich nicht unnütz einer Gefahr auszusetzen. Die Kavallerie ging zurück, aber inzwischen hatten sich die Jägerbataillone von neuem gesammelt und rückten mit dem Infanterieregiment Kaluga gegen den Feind vor. Der König beobachtete von einem etwas rückwärts gelegenen Punkte aus den Angriff der Infanterie und bemerkte, wie ein Infanterieregiment unter schweren Verlusten kämpfte. Plötzlich sagte er zu seinem Sohne Wilhelm: „Reite einmal zurück und erkundige dich, was das für ein Regiment ist, dem die vielen Verwundeten angehören." Ohne sich einen Augenblick zu besinnen, gab der Prinz seinem Pferde die Sporen und sprengte zu den kämpfenden Bataillonen an die Weinberge vor, von wo ihm die Verwundeten eben jenes Regiments Kaluga entgegenkamen. Er erschien mitten im heftigsten Gewehrfeuer und zog in der größten Ruhe die von seinem Vater ihm aufgetragenen Erkundigungen ein, um diesem dann über den Stand der Dinge zu berichten. Der König sagte kein Wort; Oberst von Luck drückte dem Prinzen herzlich die Hand, während die Umgebung des Königs mit Stolz auf den Prinzen sah, der gar nicht zu wissen schien, in welcher Gefahr er sich befunden hatte. Der Vorgang wurde im Hauptquartier viel erzählt, und Kaiser Alexander von Rußland, welcher erfuhr, daß der Prinz den Angriff jenes Kürassier-regiments mitgemacht und sich späterhin bei der russischen Infanterie im Feuer befunden habe, verlieh ihm am 5. März den Sankt Georgsorden. Dieser ersten kriegerischen Auszeichnung folgte am 10. März, dem Geburtstage der unvergeßlichen Königin Luise, die Verleihung des Eisernen Kreuzes. Erst durch diese beiden rasch aus einander folgenden Auszeichnungen wurde der Prinz darauf aufmerksam, daß man seinem tapferen Verhalten, das ihm ganz selbstverständlich erschienen war, eine besondere Bedeutung beilegte. „Nun verstehe ich erst," sagte er, „warum mir der Oberst von Luck so herzlich die Hand drückte und die andern so vielsagend lächelten." 3. Sedan. Durch den Tod König Friedrich Wilhelm Iv., welcher kinderlos war, wurde dessen jüngerer Bruder, der als künftiger Thronerbe schon den Titel „Prinz von Preußen" geführt hatte, im Jahre 1861 auf den preußischen Königsthron erhoben. Zu der Zeit regierte in Frankreich wiederum ein Kaiser Napoleon, der große Neffe jenes Napoleon, der in der früheren Zeit Preußen so tief gedemütigt hatte. Um sich in seiner Herrschaft zu erhalten und zu be-
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