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1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 9

1893 - Dresden : Ehlermann
Gortschakoff herbeieilenden Kolonne. Ein Kürassierregiment trabte sofort zum Angriff vor, an seinem rechten Flügel von dem Könige, dem Kronprinzen und dem Prinzen Wilhelm begleitet. Doch es blieb der Kavallerieangriff in dem schwierigen Gelände der Weinberge ohne Erfolg. Der König befand sich hier mit den Prinzen einige Zeit in so heftigem Gewehrfeuer, daß der Oberst von Thiele ihn beschwor, sich nicht unnütz einer Gefahr auszusetzen. Die Kavallerie ging zurück, aber inzwischen hatten sich die Jägerbataillone von neuem gesammelt und rückten mit dem Infanterieregiment Kaluga gegen den Feind vor. Der König beobachtete von einem etwas rückwärts gelegenen Punkte aus den Angriff der Infanterie und bemerkte, wie ein Infanterieregiment unter schweren Verlusten kämpfte. Plötzlich sagte er zu seinem Sohne Wilhelm: „Reite einmal zurück und erkundige dich, was das für ein Regiment ist, dem die vielen Verwundeten angehören." Ohne sich einen Augenblick zu besinnen, gab der Prinz seinem Pferde die Sporen und sprengte zu den kämpfenden Bataillonen an die Weinberge vor, von wo ihm die Verwundeten eben jenes Regiments Kaluga entgegenkamen. Er erschien mitten im heftigsten Gewehrfeuer und zog in der größten Ruhe die von seinem Vater ihm aufgetragenen Erkundigungen ein, um diesem dann über den Stand der Dinge zu berichten. Der König sagte kein Wort; Oberst von Luck drückte dem Prinzen herzlich die Hand, während die Umgebung des Königs mit Stolz auf den Prinzen sah, der gar nicht zu wissen schien, in welcher Gefahr er sich befunden hatte. Der Vorgang wurde im Hauptquartier viel erzählt, und Kaiser Alexander von Rußland, welcher erfuhr, daß der Prinz den Angriff jenes Kürassier-regiments mitgemacht und sich späterhin bei der russischen Infanterie im Feuer befunden habe, verlieh ihm am 5. März den Sankt Georgsorden. Dieser ersten kriegerischen Auszeichnung folgte am 10. März, dem Geburtstage der unvergeßlichen Königin Luise, die Verleihung des Eisernen Kreuzes. Erst durch diese beiden rasch aus einander folgenden Auszeichnungen wurde der Prinz darauf aufmerksam, daß man seinem tapferen Verhalten, das ihm ganz selbstverständlich erschienen war, eine besondere Bedeutung beilegte. „Nun verstehe ich erst," sagte er, „warum mir der Oberst von Luck so herzlich die Hand drückte und die andern so vielsagend lächelten." 3. Sedan. Durch den Tod König Friedrich Wilhelm Iv., welcher kinderlos war, wurde dessen jüngerer Bruder, der als künftiger Thronerbe schon den Titel „Prinz von Preußen" geführt hatte, im Jahre 1861 auf den preußischen Königsthron erhoben. Zu der Zeit regierte in Frankreich wiederum ein Kaiser Napoleon, der große Neffe jenes Napoleon, der in der früheren Zeit Preußen so tief gedemütigt hatte. Um sich in seiner Herrschaft zu erhalten und zu be-

3. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 90

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
90 durch noch blutiger wurde, daß viele Grafen und Adelige ihre Familienfeindschaften darin ausfechten wollten, und daraus denn so zu sagen ein Krieg Aller gegen Alle ent- stand, wollten die benachbarten Fürsten durch Vermittelung rin Ziel setzen, doch fanden sie lange kein Gehör mit ihren Vorschlägen und die angeknüpftcn Unterhandlungen wurden immer wieder abgebrochen. Endlich gelang es ihnen doch, j. I. 1447 zu Erfurt einen Vergleich zu Stande zu brin- gen, allein er war nicht von langer Dauer. Apel von Vitzthum, der dabei seinen Vortheil fand, wenn die bei- den fürstlichen Brüder mit einander haderten , veruneinigte sie aufs Neue. Den stärksten Anlaß zu abermaligem Zwist gab, daß er den Herzog bewog, ihm fürnoßla, Sulza, Reinftadt und 42,ooo Gülden, alle thüriq gischen Gebiete in Franken, als Koburg, Königsberg, Hild- burg Hausen, Neustadt an der Heyde, Ummer- stadt, Eisfeld, Nodach, Heldburg, Sonneberg u. a. m. abzutreten. Dadurch verletzte Herzog Wilhelm nicht nur die Rechte seiner Gemahlin, deren Witthum auf die fränkischen Lande angewiesen war, sondern beein- trächtigte auch seinen Bruder und dessen Nachkommen, da, wenn er keine männlichen Erben hinterließ, seine Länder an seines Bruders Linie fielen. So weit ging aber schon sein unnatürlicher Haß, daß er um den Bruder zu kränken, dessen heftigsten Widersacher mit des eigenen Stammes Erbgütern bereicherte. Kurfürst Friedrich, der. solche Verschleuderung Wettinischer Stammgüter nicht gesche- hen lassen konnte, griff zu den Waffen, auch Herzog Wil- helm stellte ein beträchtliches Heer ins Feld, und beide Brüder verwüsteten einander ihre Gebiete auf die jammer- vollste Weise. Und wie sie, so thaten auch ihre Lehns- leute und Bundesgenossen. Graf Gü nther von S chw arz- burg verkaufte 1448 an den Kurfürsten die schwarzbur- gische Stadt Königssee; was freilig auch nichts besse- res war, als was Herzog Wilhelm.mit seinen fränki- schen Besitzungen that. Graf Heinrich wollte das nicht dulden, eroberte mit dem herzoglichen Kriegsvolke die Stadt und zerstörte sie bis auf den Grund. Glücklicher war das Städtchen Ilm, welches Heinrich von Schwarzburg gehörte und die Zerstörung von Kön igssec entgelten sollte. /

4. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 130

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 130 — troupes, je d’epose mon epee ä Yotre Majeste“ *), alles weitere mir anheimstellend. Meine Antwort war, daß ich die Art unserer Begegnung beklage und um Sendung eines Bevollmächtigten ersuche, mit dem die Kapitulation abzuschließen sei. Nachdem ich dem General Reille den Brief übergeben hatte, sprach ich einige Worte mit ihm als altem Bekannten, und so endigte dieser Akt. Ich bevollmächtigte Moltke zum Unterhändler und gab Bismarck auf zurückzubleiben, falls politische Fragen zur Sprache kämen, ritt dann zu meinem Wagen und fuhr hierher, auf der Straße überall von stürmischen Hurras der heranziehenden Trains 2) begrüßt, die überall die Volkshymne anstimmten. Es war ergreifend. Alles hatte Lichter angezündet, so daß man zeitweise in einer improvisierten^) Illumination^) fuhr. Um 11 Uhr war ich hier und trank mit meiner Umgebung auf das Wohl der Armee, die solches Ereignis erkämpft hatte. Da ich am Morgen des 2. noch keine Meldung von Moltke über die Kapitulationsverhandlungen erhalten hatte, die in Donchsry stattfinden sollten, so fuhr ich verabredetermaßen nach dem Schlachtfelde um 8 Uhr früh und begegnete Moltke, der mir entgegenkam, um meine Einwilligung zur vorgeschlagenen Kapitulation zu erhalten, und mir zugleich anzeigte, daß der Kaiser früh 5 Uhr Sedan verlassen habe und auch nach Donchsry gekommen fei Da berfelbe mich zu sprechen wünschte und sich in der Nähe ein Schlößchen mit Park befanb, so wählte ich bieses zur Begegnung. Um 10 Uhr kam ich auf der Höhe von Seban an; um 12 Uhr erschienen Moltke und Bismarck mit der vollzogenen Kapitulatiousurkunbe; um 1 Uhr setzte ich mich mit Fritz in Bewegung, von der Kavallerie-Stabswache begleitet. Ich stieg vor dem Schlößchen *) Da ich nicht an der Spitze meiner Trnppen haben sterben können, so übergebe ich Ew. Majestät meinen Degen. 2) Truppenzüge. s) unvorbereiteten. 4) festliche Beleuchtung.

5. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 78

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 78 — nach seiner Familie zurück, doch vermied er es, sich öffentlich sehen zu lassen. Da trat eines Tages ein armer Knabe in den Buchladen mit einem Bittgesuch, das von mehreren angesehenen Bürgern Nürnbergs unterschrieben war, und wünschte Palm zu sprechen, um auch von ihm ein Almosen zu erbitten. Er wurde hinauf in das Zimmer geführt, in dem sich Palm aufhielt, und bekam von ihm eine Gabe. Kaum aber hatte sich der Knabe entfernt, so traten zwei französische Gensdarmen ein, stiegen, ohne nach jemand zu fragen, die zwei Treppen hinauf, verhafteten Palm und führten ihn vor den französischen General. Der fragte nach dem Verfasser der Flugschrift; Palm entgegnete, sie sei ihm von unbekannter Seite zu weiterem Vertrieb zugesandt worden. Darauf wurde er gefangen gehalten und schließlich nach Braunau am Inn gebracht. Alles Bitten und Flehen der Gemahlin und Kinder Palms war vergebens. Man erklärte, die Verhaftung sei auf unmittelbaren Befehl Napoleons erfolgt. In Braunau wurden zwei Verhöre mit Palm angestellt, in denen er seine Unschuld erwiesen zu haben glaubte. Als daher am 26. August vormittags sein Kerker geöffnet wurde, so meinte er, man werde ihm die Freilassung ankündigen. Statt dessen wurde ihm das Todesurteil vorgelesen. — Napoleon hatte schon im voraus den Tod Palms befohlen. Palm war tief erschüttert, doch der Glaube an Gott stärkte ihn. Er erbat sich einen Geistlichen, den er auch erhielt, aber das heilige Abendmahl konnte ihm nicht, wie er gewünscht hatte, gereicht werden, da ein evangelischer Geistlicher in Braunau nicht zu finden war. Er vergab feinen Feinden, schrieb an Gattin und Kinder einen letzten Brief und sang zum Abschiede seine Lieblings-tieder: „Alles ist an Gottes Segen" und „Gottlob, nun ist es wieder Morgen." — Schon am Nachmittag des 26. August wurde Palm erschossen; denn der französische Kaiser hatte Beschleunigung

6. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 92

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Die Zeit des Befreiungskriegs. 47. Der Übergang über die Berefina. Die Straße, auf der Napoleon vorwärts marschierte, wird von dem oberen Flußlauf der Beresina bei der Stadt Borissow durchschnitten. Die Russen hatten die Holzbrücke bei Borissow abgebrochen, aber oberhalb der Stadt war bei Studienka eine Furt entdeckt worden, wo ein Brückenschlag möglich war ohne Belästigung durch den Feind. Die Pontoniere *) und Sappeure?) arbeiteten, oft bis zur Brust in dem eiskalten Wasser stehend, von morgens 8 bis mittags 1 Uhr an der einen Brücke, auf der das Fußvolk und die Reiterei überging, und bis 4 Uhr an der andern, die für Geschütze und Fuhrwerke bestimmt war; da sie aber zweimal brach, mußte noch bis über Mitternacht an ihr gearbeitet werden, so daß sie erst am Morgen des folgenden Tages, des 27. Novmebers, benutzt werden konnte. Ununterbrochen währte nun der Übergang der Truppen. Am Abend kam der Schwarm der Marketender, Troßknechte, Weiber und Kinder mit vielen Wagen und Pferden bei Studienka an und drängte sich mit Ungestüm nach den Brücken. Als der Eingang zu den Brücken erreicht war, gerieten die Wagen aneinander, und viele warfen um. Die Menschen wurden zerquetscht, zertreten *) Brückenbauer. 2) Schanzgräber.

7. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 68

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 68 — 9j?ut», und wenn anfangs auch Stille herrschte, so bemühten sich die Offiziere nicht ohne Erfolg, auf die Erhaltung einer guten Stimmung zu wirken, und gerabe die Ausländer, die man für die schlechtesten hielt, zeigten das meiste Vertrauen und Ergebung. $ie sogenannten Possenreißer und Spaßmacher, bereu es unter den alten Soldaten und namentlich unter den Auslänbern bamals bei jeber Kompagnie*) mehrere gab, brachten durch ihre Späßchen und Witze balb die gute Laune toieber ins Geleise. So zog man singend und scherzend, den Hunger vergessend, dem nahen Untergänge entgegen. Wir umgingen Erfurt und kamen in der Nacht zum 14. zwischen 10 und 11 Uhr eine Stunde jenseits Weimar auf der Chaussee nach Jena an, wo unser Corps auf den Sehn* stäbter Höhen Halt machte. Wir fanden hier die Spuren eines soeben verlassenen Lagers, sowie auch einen Teil der Garden und hörten, daß die Hauptarmee hier gestanden habe, der König und das Hauptquartier2) an biesem Tage in Weimar gewesen feien und die Königin sich noch baselbst beftnbe. Als wir bei Erfurt vorbeizogen, kamen uns die ersten öerwunbeten, sowie eine Menge zerstreuter Leute und Bagage3) entgegen. Es waren größtenteils Sachsen und Leute vom Regiment v. Müsfling, die bei Saalfeld gefochten und nach ihrer Aussage sehr gelitten. Sie waren ziemlich entmutigt, bestätigten den Tod des Prinzen Louis Ferbinanb und brachten einen sehr üblen Einbruck auf unsere Soldaten hervor. Leider wirkte dieser Eindruck aus uns Offiziere, wenn auch in anderer Art, denn es gab der Zeichen des nahen Unglücks zu viele, als daß sie selbst von dem Unbefangensten hätten über- *) Vier Kompagnien (im Kriege zu je 250 Mann) ein Bataillon, drei bis vier Bataillone ein Regiment, zwei Regimenter eine Brigade, zwei Brigaden eine Division, die nächste größere Heeresabteilung ist das Armeekorps. 2) Die Gesamtheit der Personen, die im Kriege den Oberbefehlshaber umoiebt. 8) Gepäck.

8. Die Alpen und Süddeutschland - S. 179

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 179 — Der Hauptanziehungspunkt Heidelbergs ist die gewaltige Schloßruine, die links von waldiger Bergeshöhe herabschaut. (G. 91). Ter Blick von hier auf die zu unsern Füßen liegende Stadt und auf das Neckartal ist großartig, und wer hier einmal gestanden hat, dem hat sich das herrliche Bild unvergänglich eingeprägt. Die Schloßruine aber ist die großartigste und schönste von ganz Deutschland. Das gewaltige Bauwerk bildet ein Viereck, das eigentlich aus vier Schlössern zusammengesetzt ist, die zu verschiedenen Zeiten ent- standen sind und die Namen der Fürsten tragen, die sie erbaut haben. In der Mitte ist ein großer Hofraum. Der schönste Teil des Schlosses ist der Otto Heinrichsbau, der auch am besten erhalten geblieben ist. In einem Kellerraum befindet sich das berühmte Heidel- berger Faß. Es ist 10 m lang und 8 m hoch und faßt über 1/4 Mill. Flaschen. Zweimal soll es mit Wein gefüllt gewesen sein. Durch eine Pumpe wurde das kostbare Naß in den darüber liegenden Saal befördert. — Die Heidelberger Schloßruiue hält die Erinnerung wach an eine der trübsten Zeiten Deutschlands, wo der französische König Ludwig Xiv. in seinen schändlichen Raubzügen die Länder am Rhein verheerte. Zu jener Zeit (1689) sank auch Heidelberg, damals die Hauptstadt der Pfalz, iu Asche, und der französische General Melac ließ hohnlachend den Hauptturm und die Festungswerke des Schlosses sprengen, die Gemächer aber ausbrennen. Die Ruinen werden jetzt vor weiterem Verfall sorgfältig geschützt, und in letzter Zeit ist der Plan entstanden, das Schloß, oder wenigstens einen Teil, wieder neu aufzubauen. — Heidelberg hat auch eine stark besuchte Universität. Sie ist die älteste Hochschule Deutschlands und konnte im Jahre 1886 ihr fünfhundert- jähriges Bestehen feiern. In Heidelberg wurde vou zwei Professoren, Olevianus und Ursinns, der Heidelberger Katechismus abgefaßt, das Glaubensbekenntnis der reformierten Kirche. b) Im Elsaß: Im S., in der Nähe der Burgundischen Pforte, Mülhausen (94000 E.), die be- deuteudste Fabrikstadt im Elsaß. Es liegt au der Jll, nicht weit vom Rhein-Rhone-Kanal, der hier zu zwei großen Hafenbecken erweitert ist. Die Stadt hat große Maschinenfabriken, Stoffdruckereien, viele Baumwollenspinnereien und Webereien, sowie große Farbenfabriken. Auch der Handel ist bedeutend. — Weiter abwärts an der Jll liegt Kolmar (39000 E.), ebenfalls Fabrikstadt. In der Nähe das Lügenfeld, wo Ludwig der Fromme von seinen Kriegern treulos verlassen wurde. Die Hauptstadt des Elsaß ist Straßburg (163000 E.) au der untern Jll, etwa 1 Stunde vom Rheine, mit dem es dnrch den Rhein-Marne-Kanal verbunden ist. Der Name der Stadt weist auf ihre für den Verkehr überaus günstige Lage hin. „Hier werden die Ufer des Rheins, der auf einer langen Strecke oberhalb und unterhalb dieser Stelle keine größere Ansiedlnng noch Überbrückung gestattete, fest und erlauben die Anlage eines gesicherten Ubergangspunktes. Hier gewinnt der Rhein erst einigermaßen ungehinderte Schissbarkeit, hier münden die schiffbare Jll, die natürliche Fortsetzung des Rheins und Verbindung mit den oberhalb gelegenen Städten des Elsaß. Im W. aber erniedrigt sich der Wall des Wasgenwaldes im Paß von Zabern^ so daß die Anlage einer Landstraße, einer Eisenbahn und sogar einer Wasserstraße (Rhein-Marne-Kanal) möglich war. Der Zaberner Senke aber entspricht im O. der Paß von Pforzheim, der in das Neckarbecken führt, und die alte Kinzigstraße mit der Schwarzwaldbahn, die die Verbindung mit der Süddeutschen Hochfläche vermittelt. So schneiden sich hier also wichtige und große Verkehrs- linien. Kein Wunder, daß sich Straßburg zum Mittelpunkt des Kriegswesens, der Ver- waltung und des Handels für einen umfassenden Bezirk emporschwang. Daher wurde Straßburg eine gewaltige Festung, die Hauptstadt des elsässischeu Landes und der Handelsmittelpunkt des ganzen Oberrheins. Eine Stadt in solcher Lage mußte 12*

9. Mittel- und Norddeutschland - S. 73

1906 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 73 — sehen hinab in das von waldigen Bergen umschlossene Tal mit den Hänser- grnppen des Dorfes Schwarzburg. Ein schmaler, steiler Bergvorsprung, der wie eine Insel 80 in hoch aus dem Wieseugrunde emporsteigt und an drei Seiten von der Schwarza umflossen wird, trägt auf seinem Rücken das Schloß, das sich mit seinen hellen Wänden wirkungsvoll von dem dunkeln Waldesgrün abhebt. Das Schloß ist die Stammburg der Fürsten von Schwarzbnrg-Rudolstadt. Die Wartburg. Unter den Burgen des Thüringer Waldes ist die berühmteste die Wartburg. Sie thront auf waldiger Bergeshöhe am Nordwestende des Gebirges, un-- mittelbar über der Stadt Eisenach. Ihr Erbaner soll Graf Ludwig der Springer sein. Wie die Sage erzählt, kam er während einer Jagd zufällig auf den Berg und war entzückt von der herrlichen Aussicht. „Wart' Berg, du sollst mir eine Bnrg werden!" rief er aus und schritt gleich zur Ausführung seines Planes. Nach 2 Jahren (1069) war die Burg fertig. Lange Zeit (bis 1440) blieb sie die Residenz der Thüringer Landgrafen. Von diesen ist besonders Landgraf Hermann (1190—1216) bekannt geworden. Er war ein kunstsinniger Fürst, der Sänger und Dichter, darunter Walter von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach, um sich versammelte und einen Sängerwettstreit, den be- rühmten „Sängerkrieg auf der Wartburg", veranstaltet haben soll, aus dem Walter von der Vogelweide als Sieger hervorging. Hermanns Sohn Ludwig war vermählt mit der heiligen Elisabeth, die eine wahre Mutter ihrer Untertanen war und sich in frommen Liebeswerken gar nicht genug tun konnte. Am bekanntesten aber ist die Wartburg durch den Reformator Martin Luther geworden, der hier nach dem Reichstage zu Worms ein Jahr lang in stiller Verborgenheit lebte und das große Werk der Bibelübersetzung begann. Im vorigen Jahrhundert ist die arg in Verfall geratene Burg wieder auf- gebaut worden. Das „Lntherstübchen" aber hat man unverändert gelassen. Es enthält jetzt eine Reihe von Andenken an den großen Reformator: einen alten Tisch aus dem Elternhause, an dem Luther als Knabe gearbeitet, sein Bildnis von Lukas Erauach, die Bildnisse seiner Eltern, einen Brief Luthers uuter Glas und Rahmen, seine Bettstelle, die ersten Bibelausgabeu und noch manches andre. Von den andern Räumen der Burg verdienen noch erwähnt zu werden der Sängersaal, dessen Wände mit schönen Bildern, die den „Sängerkrieg" darstellen, geschmückt sind, und die Rüstkam nie r, die eine prächtige Sammlung von Waffen und Rüstungen enthält. Der Thüringer Wald als Scheidcgebirgc. Von alters her ist der Thüringer Wald ein Scheidegebirge zwischen deutschen Stämmen und zwar zwischen Franken und Thüringern. Seine beiden Seiten bilden einen Gegensatz in Sprache, Sitte und Eigentümlichkeit, in Hans und Leben. Im Volke heißt von alter Zeit her die Südseite des Gebirges die fränkische und die Nordseite die thüringische, und danach werden selbst Flüsse, Berge und Steige benannt. Am Nordfuße fagt man: „Draußen in Franken", und am Südfuße: „Drinnen in Thüringen". Über den ganzen Kamm des Gebirges, von der Werra bis zur Saale, läuft feit alter Zeit ein gebahnter Weg, der sogen. Rennsteig, der mit Ausnahme einer kurzen Strecke am Juselsberg überall fahrbar ist. Er ist niemals in seiner ganzen Erstrecknng eine Verkehrsstraße gewesen, bildete viel- mehr die Grenze zwischen Franken und Thüringen, war also ein Grenz weg, wie schon sein Name besagt, denn Renn oder Rain bedeutet Grenze. Auch

10. Mittel- und Norddeutschland - S. 76

1906 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 76 — Glas, Leder, Felle usw. Die gefertigten Sachen werden z. T. mit grellen Farben bestrichen, die man in nahgelegenen Farbengruben gewinnt. Die ganze Familie, Männer, Frauen und Kinder, sind an der Herstellung beteiligt. Jedes Dorf, ja jedes Haus fertigt seine besondern Waren. Allein gegen 2500 Frauen und Mädchen sind jahraus, jahrein mit dem Nähen von Puppenkleidern beschäftigt. Am Samstag wandern die ländlichen Arbeiter in die Stadt, um die in der Woche gefertigten Sachen dem Kaufmann zu bringen. Ungefähr 100 Firmen beschäftigen sich mit dem Vertrieb der Spielwaren, deren Absatzgebiet sich nicht nur über ganz Deutschland und Enropa, sondern auch bis nach Amerika u. a. Erdteilen erstreckt. Der jährliche Gesamtumsatz belauft sich auf 18 Mill. Jio. (Meyers Reisehandbuch gibt 30 Mill. Jk an.) Den Hauptgewinn aber haben die Händler. Der Arbeitslohn ist sehr gering, und die Leute leben darum trotz des emsigsten Fleißes in drückender Armut. „Das unschuldige Kind, das am lustig strahlenden Weihnachtsabende nach einem Spielzeug greift, hat keine Ahnung von dem trüben Dämmerlichte, das dort am Walde in der armseligen Hütte seiues Verfertigers zittert; aber daß es die Eltern wüßten und rechtzeitig dem Kinde erzählten, das wäre gut." (A. Ziegler.) 6. Das südliche Vorland des Thüringer Waldes. Das f. Vorland des Thüringer Waldes zerfällt in zwei natürliche Ab- schnitte, von denen der sö. dem Maingebiete angehört, während der nw. von der Werra entwässert wird. Jener bildet ein Hügelland, das sich vom Frankenwalde bis zum Main hin erstreckt. Es ist eine hauptsächlich Ackerbau treibende Gegend. Unter den Gewerben verdient die Korbflechterei Erwähnung, die ihre Ent- Wicklung den an Weiden reichen Tälern der Mainzuflüfse verdankt. Der Hauptort des städtearmen Landes ist Koburg a. d. Jtz (22000 E.), die Sommer- residenz des Herzogs von Sachsen-Kobnrg-Gotha. Die wunderschön gelegene Stadt wird von der auf einem steilen Berge stattlich thronenden „Feste Koburg" überragt, die einen weiten Rundblick gewährt und in ihrem Innern reichhaltige Sammlungen von Alter- tümern und Kunstwerken enthält. Geschichtlich bekannt geworden ist die Feste durch den Aufenthalt Luthers während des Reichstags zu Augsburg 1530. Die Werra (S. 62) durchfließt ein niedriges, wellenförmiges Bergland, das sich zwischen dem Thüringer Walde und der Rhön ausbreitet. Ihr an- mutiges, z. T. recht breites Tal ist von ausgezeichneter Fruchtbarkeit und hat infolge seiner geschützten Lage ein mildes Klima. Außer den gewöhnlichen land- wirtschaftlichen Erzeugnissen wird auch Tabak und Mohn gebaut. An den zahlreichen raschfließenden Bächen, die der Werra zugehen, find mancherlei die Wasserkraft ausnutzende Industrien entstanden: Spinnereien, Webereien, Papier- sabriken, Holzschleifereien, Sägemühlen usw., die etwa 40°/0 der Bevölkerung be- schäftigen. Die Hauptansiedelungen des Gebiets liegen alle im Werratale. Hildburghausen (8000 E.) hat Tuch- und Maschinenfabriken. Meiningen (16 000 E.), ausgezeichnet durch
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