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1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

2. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 38

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 38 — müssen. Sodann übergab er die Stadt den Lombarden zur Plünderung und Zerstörung. Bei der Plünderung wurden sogar die Kirchen nicht verschont. Nur die Reliquien ließ der Kaiser ausliefern und schenkte sie seinen Bischöfen; so kamen z. B. damals die Gebeine der heiligen 3 Könige nach Köln. Nun arbeiteten die Lombarden mit Feuer, Hebebaum und Brecheisen, und zwar mit einer solchen Wut, daß nach einer Woche nur etwa der sünszigste Teil der Stadt noch stand. Dann wurden die Türme niedergerissen und der Wallgraben angefüllt; nur die riesigen Quadern der Mauer, die noch aus der Römerzeit stammte, trotzten lange der Zerstörungswut. Über den wüsten Boden zog man den Pflug und streute Salz in die Furchen. Zuletzt standen nur noch die Kirchen, einige Paläste und ein Stück der Mauer. Mailand war ein Trümmerhaufen, aber noch die Steine sprachen von der alten Herrlichkeit der Stadt und von dem Zorn Barbarossas. Und die Welt erschrak, als sie die Kunde von dem Untergange Mailands vernahm. 17. Siegeslied der Deutschen beim Einzug in Mailand. 1. Nun lasset die Posaunen tönen. Nun breitet froh die Fahnen aus, Laßt durch Lombardenlüste dröhnen Des Deutschen Sieges Jubelbraus! Denn unser Kaiser Barbarossa, Der Held, that einen großen Schlag; Seit jener Nacht in Schloß Canossa Ist dies der erste große Tag. 2. Dies Lied soll durch die Alpen klingen Bis Deutschland wie ein Lustorkan,

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 47

1893 - Dresden : Ehlermann
47 und mächtigen Städte in dem Thale des Po wählten sich eigene Obrigkeiten, verjagten die kaiserlichen Statthalter und schlossen, um der Macht des Kaisers besser trotzen zu können, einen Bund untereinander. Diejenigen Städte, welche dem Kaiser treu bleiben wollten und sich weigerten, dem Bunde beizutreten, wurden unterdrückt. Am übermütigsten aber war das mächtige Mailand. Schon im Jahre 1154 hätte Friedrich bei seiner ersten Anwesenheit in Italien gern diese stolze Stadt gedemütigt, doch war er durch eine Krankheit, die in seinem Heere ausbrach, daran verhindert worden. Im Jahre 1158 überschritt er nun mit einem großen Heere von 100 000 Mann, das von den berühmtesten deutschen Fürsten befehligt war, die Alpen und stand wenige Tage darauf vor der mit Mailand verbündeten Stadt Brescia. Ohne Widerstand zu wagen, unterwarfen sich die Einwohner dieser Stadt dem gewaltigen Herrscher, und bald konnte Friedrich die Belagerung von Mailand beginnen. Nicht weniger als 60 000 Streiter zählte die große und wohlbefestigte Stadt in ihren Mauern, und der Kaiser erkannte wohl, daß sein zahlreiches Heer doch nicht hinreichen würde die Stadt völlig einzuschließen. Auch konnte er wegen des breiten, mit Wasser gefüllten Grabens, welcher die Stadt umgab, die Kriegsmaschinen zur Zerstörung der gewaltigen Mauern nicht anwenden. Darum teilte er seine Kriegsmannen in sieben Haufen, welche vor den sieben Thoren der Stadt verschanzte Lager bezogen und die Mailänder hinderten, Lebensmittel in die Stadt zu führen. Da nun die Mailänder versäumt hatten, sich mit Lebensmitteln zu versehen, so entstand schon nach wenigen Tagen der drückendste Mangel; Seuchen und Krankheiten nahmen in der erschreckendsten Weise überhand. Da begaben sich die Mailänder in das kaiserliche Lager und baten demütig um Frieden. Erst erschienen der Erzbischof und die übrige Geistlichkeit, barfuß, in zerrissenen Kleidern, dann der Bürgermeister und der Adel, ebenfalls barfuß, mit entblößtem Haupte, in Lumpen gekleidet, ein bloßes Schwert am Halse tragend, endlich ein Teil des Volkes, mit Stricken um den Hals, gleich als ob sie zum Galgen gingen. Alle warfen sich demütig vor dem Kaiser nieder und flehten um Gnade. Gerührt bewilligte ihnen der Kaiser den Frieden unter milden Bedingungen. Doch bald zeigte sich, daß die Mailänder nur aus Not sich dem Kaiser unterworfen hatten. Kaum war er abgezogen, so brach der Haß gegen die deutsche Oberherrschaft in der Stadt aufs neue aus; den kaiserlichen Gesandten, der noch bei ihnen weilte, jagten sie schimpflich aus ihren Mauern hinaus. Da ergrimmte der Kaiser und schwur, nicht eher die Krone wieder aus sein Haupt zu setzen, als bis er die treulose Stadt gezüchtigt hätte. Nach sechsmonatlicher Belagerung eroberte er zunächst die Stadt Crema, welche mit Mailand eng verbündet war. Dann legte er sich mit seinem Heere vor diese Stadt selbst. Diesmal hatten sich die

4. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 9

1893 - Dresden : Ehlermann
Gortschakoff herbeieilenden Kolonne. Ein Kürassierregiment trabte sofort zum Angriff vor, an seinem rechten Flügel von dem Könige, dem Kronprinzen und dem Prinzen Wilhelm begleitet. Doch es blieb der Kavallerieangriff in dem schwierigen Gelände der Weinberge ohne Erfolg. Der König befand sich hier mit den Prinzen einige Zeit in so heftigem Gewehrfeuer, daß der Oberst von Thiele ihn beschwor, sich nicht unnütz einer Gefahr auszusetzen. Die Kavallerie ging zurück, aber inzwischen hatten sich die Jägerbataillone von neuem gesammelt und rückten mit dem Infanterieregiment Kaluga gegen den Feind vor. Der König beobachtete von einem etwas rückwärts gelegenen Punkte aus den Angriff der Infanterie und bemerkte, wie ein Infanterieregiment unter schweren Verlusten kämpfte. Plötzlich sagte er zu seinem Sohne Wilhelm: „Reite einmal zurück und erkundige dich, was das für ein Regiment ist, dem die vielen Verwundeten angehören." Ohne sich einen Augenblick zu besinnen, gab der Prinz seinem Pferde die Sporen und sprengte zu den kämpfenden Bataillonen an die Weinberge vor, von wo ihm die Verwundeten eben jenes Regiments Kaluga entgegenkamen. Er erschien mitten im heftigsten Gewehrfeuer und zog in der größten Ruhe die von seinem Vater ihm aufgetragenen Erkundigungen ein, um diesem dann über den Stand der Dinge zu berichten. Der König sagte kein Wort; Oberst von Luck drückte dem Prinzen herzlich die Hand, während die Umgebung des Königs mit Stolz auf den Prinzen sah, der gar nicht zu wissen schien, in welcher Gefahr er sich befunden hatte. Der Vorgang wurde im Hauptquartier viel erzählt, und Kaiser Alexander von Rußland, welcher erfuhr, daß der Prinz den Angriff jenes Kürassier-regiments mitgemacht und sich späterhin bei der russischen Infanterie im Feuer befunden habe, verlieh ihm am 5. März den Sankt Georgsorden. Dieser ersten kriegerischen Auszeichnung folgte am 10. März, dem Geburtstage der unvergeßlichen Königin Luise, die Verleihung des Eisernen Kreuzes. Erst durch diese beiden rasch aus einander folgenden Auszeichnungen wurde der Prinz darauf aufmerksam, daß man seinem tapferen Verhalten, das ihm ganz selbstverständlich erschienen war, eine besondere Bedeutung beilegte. „Nun verstehe ich erst," sagte er, „warum mir der Oberst von Luck so herzlich die Hand drückte und die andern so vielsagend lächelten." 3. Sedan. Durch den Tod König Friedrich Wilhelm Iv., welcher kinderlos war, wurde dessen jüngerer Bruder, der als künftiger Thronerbe schon den Titel „Prinz von Preußen" geführt hatte, im Jahre 1861 auf den preußischen Königsthron erhoben. Zu der Zeit regierte in Frankreich wiederum ein Kaiser Napoleon, der große Neffe jenes Napoleon, der in der früheren Zeit Preußen so tief gedemütigt hatte. Um sich in seiner Herrschaft zu erhalten und zu be-

5. Geographie insbesondere für Handelsschulen und Realschulen - S. 182

1876 - Dresden : Schönfeld
182 Italien. Mittelalters: Grabmal des Theodorich. Ferrara, Fl., 29,000 E. Berühmt durch den Fürstenhof der Este, an welchem Täfso und Ariost lebten. Universität. Carrara, 24,000 E., über 500 Marmorbrüche bei der Stadt. Centrum der Ma morindustrie. Die Marken u. Umbrien. Urbino, 15,000 E., Rafael geb. 1483. Sinigaglia, 22,000 E., große Messe mit unbeschränkter Handelsfreiheit vom 20. Juli bis 8. August. Ancona, 28.000 E., Freihafen, der wichtigste Hafen der Ostküste. Großartiger Hafenbau. Loreto, 10,000 E., berühmter Walfahrtsort. — In Umbrien: Perugia, 56.000 E., Universität. Palazzo communale. Orvieto, prächtiger goth. Dom. § 258. Toscana. (Der Garten Italiens, von schützendem Gebirgswall umgürtet.) Lucca, 21,000 E., mit romant. Umgegend; die Lucchesinen handeln mit Alabaster und Gipswaaren; Seidenfabriken. Florenz (Firenze la bella), Fl., 123.000 E. in der Stadt, 170,000 in der Gemeinde. Von hoher Bedeutung für die Kunst. In der Kirche San Croce, dem Pantheon Italiens, die Denk- mäler Dante's, Michel Angelo's, Macchiavelli's, Galilei's und Cherubini's. Ferner stammen von hier Petrarca, Boccaccio und Am. Vespucci. — Dom mit Glockenthurm, Baptisterium. — Fürstenkapelle der Medici. Palazzo Ducale, Palast Pitti und der Ufsicien enthalten die größten Kunstwerke der Maler- und Bildhauerkunst. Kloster S. Marco (Savonarola). Die allgemeinste Ver- breitung findet die.strohslechterei, ferner liefert man Juwelierarbeiten, Mosaik, künstliche Blumen, Marmor- und Alabasterarbeiten. Pisa, Fl., 26,000 E., im 12. Jahrhundert 150—200,000 E., Universität; in der Nähe berühmte warme Bäder. Schiefer Thurm am Dom. Campo santo. Livorno» 81,000 E. in der Stadt, 97,000 E. in der Gemeinde. wie Genua, Handel 1870: 1?/^ Mill. Tonnen ein-und ausgelaufen. Ausfuhr von Seide, Strohgeflechte, Oel, Wein, Boraxsäure, Marmor. Gesammtumsatz 40 Mill Thlr. Volterra, 4000 E., mit altetruskischen Mauern, von üppigen Gärten umgeben auf einem mächtigen Plateau, welches eine völlig vegetationslose Landschaft mit seltsam gewundenen Thälern ' und' Schluchten überragt. Alabasterindustrie. Etrusk. Museum. Siena, lange Zeit Rivalin von Florenz, 23,000 E., Terra de Siena und andere Farbenerden, bedeutende Industrie. Berühmter Dom, Haus der Catarina von Siena. Die Insel Elba, 475 Qm., 22,000 E., die Eisengruben, schon von den alten Etruskern angelegt, liegen auf der Ostseite der Insel. Die Insel ist „ein wahres mineralogisches Cabinet", Museum Forest. Rom. Rom, la santa, Fl., 220,000 E., Residenz des Königs von Italien. Im Vatican'die Wohnung des Papstes. Peterskirche, Lateran, Engelsburg, Capi- tol, Colosseum, Pantheon, 360 Kirchen und Kapellen, Trümmer der Kaiser- paläste und Kaiserbäder, Katakomben. Der Stadttheil westlich vom Tiber heißt Trastövere. 2 Universitäten, Industrie. Rom ist umgeben von der menschenleeren, ruinenbesäeten Campagna. Tivoli. 7000 E., am Sabiner- Gebirge. Tempel der Sibylle, Neptunsfälle, 'Villa Teste, Villa Hadriani. Frascati, 5000 E., Villa Torlonia. Ca fiel Gandolfo am Albaner- Gebirge, päpstl. Sommersitz. Civita Vecchio» 10,000 E., wie Genua, Freihafen von Rom- Montefiascon'e, in der Nähe des Bolsenersees, 6000 E., berühmter Wein. H 259. Die neapolitanischen Provinzen. (Abruzzen, Campanien, Apulien, Calabrien.) In Campanien: Capua: Fl., 10,000 E. Neapel (Napoli la gentile), 416.000 E. in der Stadt, mit der nächsten Umgebung 673,000 E., ^ wre Genua. Die größte Stadt Italiens in herrlicher Lage am schönsten Golf. Es ist für die Stadt höchst charakteristisch, daß seine vorzüglichste Kultur- leistung der Musik angehört (Leo, Durantc, Pergolese, Cimarosa, Rosstm,

6. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 130

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 130 — troupes, je d’epose mon epee ä Yotre Majeste“ *), alles weitere mir anheimstellend. Meine Antwort war, daß ich die Art unserer Begegnung beklage und um Sendung eines Bevollmächtigten ersuche, mit dem die Kapitulation abzuschließen sei. Nachdem ich dem General Reille den Brief übergeben hatte, sprach ich einige Worte mit ihm als altem Bekannten, und so endigte dieser Akt. Ich bevollmächtigte Moltke zum Unterhändler und gab Bismarck auf zurückzubleiben, falls politische Fragen zur Sprache kämen, ritt dann zu meinem Wagen und fuhr hierher, auf der Straße überall von stürmischen Hurras der heranziehenden Trains 2) begrüßt, die überall die Volkshymne anstimmten. Es war ergreifend. Alles hatte Lichter angezündet, so daß man zeitweise in einer improvisierten^) Illumination^) fuhr. Um 11 Uhr war ich hier und trank mit meiner Umgebung auf das Wohl der Armee, die solches Ereignis erkämpft hatte. Da ich am Morgen des 2. noch keine Meldung von Moltke über die Kapitulationsverhandlungen erhalten hatte, die in Donchsry stattfinden sollten, so fuhr ich verabredetermaßen nach dem Schlachtfelde um 8 Uhr früh und begegnete Moltke, der mir entgegenkam, um meine Einwilligung zur vorgeschlagenen Kapitulation zu erhalten, und mir zugleich anzeigte, daß der Kaiser früh 5 Uhr Sedan verlassen habe und auch nach Donchsry gekommen fei Da berfelbe mich zu sprechen wünschte und sich in der Nähe ein Schlößchen mit Park befanb, so wählte ich bieses zur Begegnung. Um 10 Uhr kam ich auf der Höhe von Seban an; um 12 Uhr erschienen Moltke und Bismarck mit der vollzogenen Kapitulatiousurkunbe; um 1 Uhr setzte ich mich mit Fritz in Bewegung, von der Kavallerie-Stabswache begleitet. Ich stieg vor dem Schlößchen *) Da ich nicht an der Spitze meiner Trnppen haben sterben können, so übergebe ich Ew. Majestät meinen Degen. 2) Truppenzüge. s) unvorbereiteten. 4) festliche Beleuchtung.

7. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 139

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
- 139 — des Kriegsgotts schwankte schier die Wage. Wir Pommern hatten vor Paris gelegen und waren schon im Marsch; das zweite Corps und auch das siebente ging vor von Orleans auf hartgefrornen Wegen. In Dijon wußten wir den alten Recken und griffen ihn, zwei Regimenter, an mit seinen fünfzigtausend Mann, den Flankenmarsch der Corps zu decken. Der Alte von Caprera ließ sich blenden, hielt die Brigade für die ganze Macht, und nachmittags begann die Schlacht, die ach! für uns so traurig sollte enden. Die Einundzwanz'ger auf dem rechten Flügel des ersten Treffens hatten schwer Gefecht, wir also vor! und gerade recht, mit „Hurra!" nahmen wir die Hügel; dem Feinde auf der Ferse ging's verwegen bis in die Vorstadt Dijons jetzt hinein, hier aber, aus der Häuser Reih'n, kam mörderisches Feuer uns entgegen. Im Steinbruch, mit dem Bajonett genommen, da fanden wir vor eines Ausfalls Wucht, zum Sammeln durch die steile Schlucht gedeckt, notdürftig Unterkommen. Doch die Fabrik dort in der rechten Flanke wie eine Festung auf uns Feuer spie. „Vorwärts! die fünfte Kompagnie zum Sturm auf die Fabrik, und keiner wanke!" Der Tambour schlägt, es geht wie zur Parade. Die Fahne fliegt uns hoch und stolz voran.

8. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 78

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 78 — nach seiner Familie zurück, doch vermied er es, sich öffentlich sehen zu lassen. Da trat eines Tages ein armer Knabe in den Buchladen mit einem Bittgesuch, das von mehreren angesehenen Bürgern Nürnbergs unterschrieben war, und wünschte Palm zu sprechen, um auch von ihm ein Almosen zu erbitten. Er wurde hinauf in das Zimmer geführt, in dem sich Palm aufhielt, und bekam von ihm eine Gabe. Kaum aber hatte sich der Knabe entfernt, so traten zwei französische Gensdarmen ein, stiegen, ohne nach jemand zu fragen, die zwei Treppen hinauf, verhafteten Palm und führten ihn vor den französischen General. Der fragte nach dem Verfasser der Flugschrift; Palm entgegnete, sie sei ihm von unbekannter Seite zu weiterem Vertrieb zugesandt worden. Darauf wurde er gefangen gehalten und schließlich nach Braunau am Inn gebracht. Alles Bitten und Flehen der Gemahlin und Kinder Palms war vergebens. Man erklärte, die Verhaftung sei auf unmittelbaren Befehl Napoleons erfolgt. In Braunau wurden zwei Verhöre mit Palm angestellt, in denen er seine Unschuld erwiesen zu haben glaubte. Als daher am 26. August vormittags sein Kerker geöffnet wurde, so meinte er, man werde ihm die Freilassung ankündigen. Statt dessen wurde ihm das Todesurteil vorgelesen. — Napoleon hatte schon im voraus den Tod Palms befohlen. Palm war tief erschüttert, doch der Glaube an Gott stärkte ihn. Er erbat sich einen Geistlichen, den er auch erhielt, aber das heilige Abendmahl konnte ihm nicht, wie er gewünscht hatte, gereicht werden, da ein evangelischer Geistlicher in Braunau nicht zu finden war. Er vergab feinen Feinden, schrieb an Gattin und Kinder einen letzten Brief und sang zum Abschiede seine Lieblings-tieder: „Alles ist an Gottes Segen" und „Gottlob, nun ist es wieder Morgen." — Schon am Nachmittag des 26. August wurde Palm erschossen; denn der französische Kaiser hatte Beschleunigung

9. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 92

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Die Zeit des Befreiungskriegs. 47. Der Übergang über die Berefina. Die Straße, auf der Napoleon vorwärts marschierte, wird von dem oberen Flußlauf der Beresina bei der Stadt Borissow durchschnitten. Die Russen hatten die Holzbrücke bei Borissow abgebrochen, aber oberhalb der Stadt war bei Studienka eine Furt entdeckt worden, wo ein Brückenschlag möglich war ohne Belästigung durch den Feind. Die Pontoniere *) und Sappeure?) arbeiteten, oft bis zur Brust in dem eiskalten Wasser stehend, von morgens 8 bis mittags 1 Uhr an der einen Brücke, auf der das Fußvolk und die Reiterei überging, und bis 4 Uhr an der andern, die für Geschütze und Fuhrwerke bestimmt war; da sie aber zweimal brach, mußte noch bis über Mitternacht an ihr gearbeitet werden, so daß sie erst am Morgen des folgenden Tages, des 27. Novmebers, benutzt werden konnte. Ununterbrochen währte nun der Übergang der Truppen. Am Abend kam der Schwarm der Marketender, Troßknechte, Weiber und Kinder mit vielen Wagen und Pferden bei Studienka an und drängte sich mit Ungestüm nach den Brücken. Als der Eingang zu den Brücken erreicht war, gerieten die Wagen aneinander, und viele warfen um. Die Menschen wurden zerquetscht, zertreten *) Brückenbauer. 2) Schanzgräber.

10. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 68

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 68 — 9j?ut», und wenn anfangs auch Stille herrschte, so bemühten sich die Offiziere nicht ohne Erfolg, auf die Erhaltung einer guten Stimmung zu wirken, und gerabe die Ausländer, die man für die schlechtesten hielt, zeigten das meiste Vertrauen und Ergebung. $ie sogenannten Possenreißer und Spaßmacher, bereu es unter den alten Soldaten und namentlich unter den Auslänbern bamals bei jeber Kompagnie*) mehrere gab, brachten durch ihre Späßchen und Witze balb die gute Laune toieber ins Geleise. So zog man singend und scherzend, den Hunger vergessend, dem nahen Untergänge entgegen. Wir umgingen Erfurt und kamen in der Nacht zum 14. zwischen 10 und 11 Uhr eine Stunde jenseits Weimar auf der Chaussee nach Jena an, wo unser Corps auf den Sehn* stäbter Höhen Halt machte. Wir fanden hier die Spuren eines soeben verlassenen Lagers, sowie auch einen Teil der Garden und hörten, daß die Hauptarmee hier gestanden habe, der König und das Hauptquartier2) an biesem Tage in Weimar gewesen feien und die Königin sich noch baselbst beftnbe. Als wir bei Erfurt vorbeizogen, kamen uns die ersten öerwunbeten, sowie eine Menge zerstreuter Leute und Bagage3) entgegen. Es waren größtenteils Sachsen und Leute vom Regiment v. Müsfling, die bei Saalfeld gefochten und nach ihrer Aussage sehr gelitten. Sie waren ziemlich entmutigt, bestätigten den Tod des Prinzen Louis Ferbinanb und brachten einen sehr üblen Einbruck auf unsere Soldaten hervor. Leider wirkte dieser Eindruck aus uns Offiziere, wenn auch in anderer Art, denn es gab der Zeichen des nahen Unglücks zu viele, als daß sie selbst von dem Unbefangensten hätten über- *) Vier Kompagnien (im Kriege zu je 250 Mann) ein Bataillon, drei bis vier Bataillone ein Regiment, zwei Regimenter eine Brigade, zwei Brigaden eine Division, die nächste größere Heeresabteilung ist das Armeekorps. 2) Die Gesamtheit der Personen, die im Kriege den Oberbefehlshaber umoiebt. 8) Gepäck.
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