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1. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 32

1886 - Dresden : Höckner
32 Neapel aufgeben wollte. Frankreich focht dabei um seine Gromachtstellung. Zu ihm stand zunchst nur Venedig, zum Kaiser Papst Leo X. und Heinrich Viii. von England. Nach der vergeblichen Belagerung Parmas nahmen die Kaiserlichen November 1521 Mailand fr Franz Sforza und behaupteten es April 1522 durch den Sieg bei Bicocca (Georg von Frundsberg), worauf sie Genua erstrmten. Der Verrat des schwer gekrnkten Connetable Herzog Karl von Vonrbon-Montpensier schien ihnen Sdfrankreich zu ffnen, doch vor-zeitige Entdeckung zwang Bonrbon zur Flucht und die Franzosen erschienen unter Bonnivet wieder im Mailndischen. Von hier im Frhjahr 1524 zurckgeworfen (Bayards Tod) wehrten sie doch den Angriff der Kaiserlichen aus Marseille tapfer ab und belagerten dann, deren Rckzge schnell solgend, unter König Franz I. während des Winters Pavia. Dies aber entsetzte ein 24. rasch gebildetes deutsch-spanisches Heer (Frnndsberg, Pescara) Febr. durch den Sieg bei Pavia 24. Februar 1525, den die Gefangennahme Franzi, zu einem entscheidenden machte. Im Frieden von Madrid, Januar 1526, willigte der König in die Abtretung Burgunds und Mailands und verzichtete auf Neapel, aber kaum entlassen schlo er mit Clemens Vii., Franz Ssorza und Venedig die Ligue von Cognac zur Wiedereroberung des Verlorenen und zur Vertreibung der Spanier aus Italien. 3. Weiterentwicklung der Deformation bis ;um Frieden von Nrnberg. 15261532. 1. Die rechtliche Grundlage sr die Entstehung evaugeli-scher Landeskirchen an Stelle einer Nationalkirche schuf, nachdem Kursachsen und Hessen in Torgau ein Schutzbndnis geschlossen und Karl V., von neuem Kriege bedroht, dem Erz-Aug. herzog Ferdinand vershnliche Instruktionen gesandt, der Beschlu 1526 des Reichstages von Speier August 1526, da jeder Reichsstand in Sachen der Religion nach eigenem Ermessen verfahren solle. Dadurch kirchlich souvern nahmen die Fürsten an-statt der Gemeinden die kirchliche Umgestaltung als Landes-bischse in die Hand, zuerst Philipp der Gromtige von Hessen (Universitt Marburg) und Johann der Bestndige von Sachsen, der seit 1528 die Kirchen- und Schulvisitationen unter Leitung Luthers und Melanchthons durchfhren lie (Visitation^

2. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 38

1886 - Dresden : Höckner
38 Einschlieung der Stadt durch Truppen von Mnster, Cleve, Kln und Hessen im Namen des Reichs, aber erst im Juni 1535 wurde Mnster erstrmt, die Fhrer hingerichtet, der Katholicis-mns und die Herrschaft des Bischofs hergestellt. 4. Am direkten Eingreifen in die deutschen Verhltnisse hinderte den Kaiser zunchst sein glnzender Kreuzzug gegen 1535 den Seeruberstaat Tunis 1535 zur Vertreibung des Chaireddin Barbarossa und Wiedereinsetzung des von ihm verjagten Mutet) Hassan als spanischen Vasallen. Doch gereizt durch diesen Angriff auf einen Lehnsstaat schlo Soliman ein Bndnis mit Frankreich, das erste mit einem christlichen Staate, und Franz I. erffnete, um sein Anrecht auf Mailand (Franz Sforza f kinderlos 1535) und auf Savoyen als Erbe seiner Mutter 1536 Luise zu wahren, den dritten italienischen Krieg (1536 bls 1538), zugleich mit dem dritten trkischen Kriege. Einen Angriff der Kaiserlichen auf Sdfrankreich wies er 1536 ebenso zurck wie ihren Einmarsch in die Picardie; andrerseits bedrohte der Sieg der Trken bei Essegg an der Drau 1537 sterreich und Ungarn mit einem neuen Einfall. Infolgedessen sicherte Johann Zapolya im Frieden von Growardein König Ferdinand die Nachfolge in Ungarn zu, Februar 1538, und Papst Paul Iii. Mai (153449) betrog Karl V. und Franz I. persnlich zum Massen- 1538 stillstand von Nizza auf zehn Jahre (Mai 1538; Piemottt und Savoyen von beiden Teilen besetzt), um sie gegen die Trken zu einigen. 5. Somit auer stnde, Gewalt zu brauchen, knpfte der Kaiser Ausgleichsverhandlung eu mit den Protestanten an und suchte sie zunchst im Einverstndnis mit Paul Iii. zur Beschickung eines Concils in Mantna zu bewegen (Kardinal Vergerio bei Luther). Doch scheiterte dieses an ihrer Forderung, Febr. da es ein freies" sei, und sie rechtfertigten die Ablehnung durch 1537 die Schmalkaldischen Artikel Februar 1537. Darauf schloffen mehrere katholische Fürsten (König Ferdinand, Georg von Sachsen n. ct.) den Nrnberger Bund Juni 1538. Der April Kaiser aber gewhrte durch den Frankfurter Anstand April 1539 1539 die Ausdehnung des Nrnberger Religionsfriedens auf die seit 1532 bergetretenen Reichsstnde, und versuchte von neuem den Ausgleich durch die Religionsgesprche in Hagenau, Worms und aus dem Reichstage von Regensburg 1540/1 (Hauptuutcr-hndler Melanchthon, Eck, Contarini), doch scheiterten diese an der Stellung der Protestanten zum Papsttum und zur Hierarchie.

3. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

4. Die Alpen und Süddeutschland - S. 49

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 49 — das Tessintal aufwärts und dann über den Paß ins Tal der Reuß. Verfolgen wir nun in Gedanken eine Luftschicht, deren Ausgangspunkt der Lago maggiore (200 m) ist. Sie sei mit Wasserdampf gesättigt und habe eine Wärme von -|-150 C. Bei ihrem Empor- steigen verdichtet sich ein Teil ihres Dampfgehaltes und geht als Regen nieder. Zugleich sinkt ihre Temperatur und zwar, da sie 1900 m aufwärts steigt, um 19 x 1/9° = 9^20 C. Ihre Wärme beträgt auf der Paßhöhe also H-ö1//. Auf ihrem weiteren Wege bis zum Vierwaldstätter See erwärmt sie sich aber wieder und zwar um 1 vollen Grad für je 100 in, also um 1?o. Während ihre Wärme am Lago maggiore 150 C. betrug, ist sie am Vierwaldstätter See auf 221/2° gestiegen.1) Aus dem bisher Angeführten geht also hervor, daß das Thermometer während des Föhnsturms allmählich noch weiter in die Höhe gehen muß und zwar in dem Maße, als die jenseit des Gebirgswalles liegenden tieferen, feuchtwarmen Luftschichten in den Strom hineingezogen werden. Auch die Trockenheit des Föhnwindes wird jetzt verständlich. Die Luft hat, wenn sie in der Tiefe ankommt, noch dieselbe Fenchtigkeitsmenge, die sie auf der Höhe besaß; bei der jetzigen Temperatur aber könnte sie viel mehr Wasserdampf aufnehmen, und sie muß darum als sehr trocken erscheinen. 14. Abnahme der Wärme bei zunehmender Höhe. a. Tatsachen. Je höher man in den Alpen emporsteigt, desto mehr nimmt die Wärme ab. Das ist nicht bloß in den Alpen so, das gilt von allen Gebirgen der Erde. Nirgends aber ist diese Erscheinung so auffallend wie bei den Hochgebirgen der heißen Zone. Während an ihrem Fuße ein ewiger Sommer herrscht, erglänzen ihre Gipfel jahraus jahrein im Schnee- und Eismantel. Steigt man an ihnen empor, so kann man in kürzester Zeit gewissermaßen alle Zonen der Erde, von der heißen bis zur kalten Zone, durchwandern. Aber auch bei niedrigen Ge- birgen läßt sich die Wärmeabnahme nach der Höhe zu beobachten. Der erste Schnee im Herbste, der letzte int Frühlinge fällt auf den Bergen, und wenn unten im Tale der Lenz schon seinen Einzug gehalten hat, weht aus den Höhen oft noch eine schneidend kalte Luft. Ja in vielen Tälern sind die einige Stunden aufwärts ansässigen Bewohner in den Lenz- und Erntearbeiten regelmäßig um 1 bis 2 Wochen gegen ihre tiefer wohnenden Landsleute zurück. Auch bei Fahrten mit dem Luftballon kann man die Wärmeabnahme nach der Höhe zu beobachten. Zwei Naturforscher (Barral und Bixio), die im Sommer 1850 in 50 Minuten über 7000 m emporstiegen, bemerkten ein Sinken der Temperatur um 55° C. Bei ihrer Auffahrt zeigte das Thermometer 16° Wärme und sank dann rasch bis auf 39° unter Null. Ein andrer Forscher fand in einer Höhe von 11000 in — 20°, während das Thermometer am Boden-s-15° zeigte. *) Die angeführten Zahlen haben natürlich nur in der Theorie volle Gültigkeit. In der Wirklichkeit müssen noch andere Umstände mit in Rechnung gezogen werden, so namentlich die Abkühlung, die die Luft durch ihr Hinstreichen über die kalten Berggipfel und die Verdunstung und Schmelzung des Schnees erleidet n. s. w. gtcf. I. Band. 4

5. Die Alpen und Süddeutschland - S. 52

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 52 — gelegen, hat sogar —9,7°, ist also um 4,9° kälter als der 75 m höhere, aber isolierte Nigi. Im Drautale nimmt in der Regel die Temperatur normal mit der Höhe ab, im Winter sind aber noch die Stationen in 1600 m Höhe wärmer als die 1000 m tieferen Talsohlen." (Snpan.) Wie groß der Wärmeunterschied mitunter ist, geht aus folgenden Angaben hervor. In der Zeit vom 16. bis 28. Dezember betrug in einem Jahre die durchschnittliche Tageswärme in Klagenfurt (440 m) —16,2°, auf dem benachbarten Obirgipfel (2040 m) dagegen nur —4,5°, in Ischl (467 m) —11,8°, auf dem Schafberg (1776 m) nur —0,5°. Während also in Klagenfurt eine wahrhaft sibirische Kälte herrschte, war die Temperatur auf dem Obir milde und auf dem Schafberg sogar dem Nullpunkte nahe. Noch eine andere Abweichung müssen wir kurz besprechen. Wie wir bereits wissen, wird die Luft uach oben zu immer dünner und reiner und darnm auch für die Sonnen- strahlen durchlässiger. Infolgedessen muß auch die Wirkung der Sonnenbestrahlung oder Insolation mit zunehmender Höhe an Stärke gewinnen. Jeder, der im Hochgebirge gewesen ist, weiß aus eigener Erfahrung, daß dort die Sonne viel stärker brennt als in tiefer gelegenett Gegenden. Besonders auffallend tritt das im Winter hervor. Der Unterschied zwischen der Temperatur im Schatten und in der Sonne ist dann mitunter außerordentlich groß. In Davos, in einem ö. Seitentale des Hinterrheins (1650 rn hoch), stieg z. B. am 30. Dezember 1873 die Luftwärme im Schatten nicht über — 12,8 °, aber in der Sonne zeigte das Thermometer um 9 Uhr morgens -f-25,50 und um l1^ Uhr nachmittags gar 38,5° C. Von Meran im oberu Etfchtal heißt es, daß von Dezember bis März die Nächte Winter, die Tage aber sommerliches Frühjahr seien. Davos, Meran wie auch St. Moritz im obern Jnntal sind deshalb berühmte Kurorte geworden, die im Winter Tanscnde von Kranken, namentlich Lungenleidende, beherbergen. <1. Temperaturbestimmungen. Im Vorhergehenden ist mehrfach der Ausdruck „mittlere Temperatur" vor- gekommen. Darüber noch einige Bemerkungen. Um die augenblickliche Luft- wärme eines Ortes genau bestimmen zu können, muß das Thermometer in un- gefähr 2 m Höhe im Schatten aufgehängt werden und zwar so, daß es anch vor den zurückgeworfenen Strahlen benachbarter Wände geschützt ist und der Luftzug freien Zutritt hat. Alle Temperaturangaben sind also Schattentemperatnren. Wenn man das Thermometer einen Tag und eine Nacht hindurch von Stunde zu Stunde beobachtet, dann die gefundenen Grade zusammenzählt und die Summe durch 24 teilt, so erhält man die mittlere Tagestemperatnr. Die Erfahrung hat gelehrt, daß man zu demselben Ergebnis kommt, weuu man nur 3 Beobachtungen zu bestimmten Tageszeiten macht, nämlich morgens um 7 Uhr, nachmittags um 2 Uhr und abends um 9 Uhr oder auch um 6, 2 und 10 Uhr. Aus den Tagesmitteln läßt sich mit Leichtigkeit die Durchschnittswärme für die einzelnen Monate, Jahreszeiten und Jahre be- rechnen. Nun zeigt aber bekanntlich der Temperaturgang der einzelnen auf- einander folgenden Jahre oft außerordentliche Schwankungen. Deshalb erfordert die genaue Bestimmung der Mittelzahl eine viele Jahre hindurch fortgesetzte Be- obachtuug. Die Mitteltemperaturen, die man ans diese Weise für die ver-

6. Die Alpen und Süddeutschland - S. 53

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 53 — schiedenen Tage, Monate, Jahreszeiten und Jahre erhält, nennt man die Normaltemperaturen. Ihre Feststellung ist deshalb von großer Wichtigkeit, weil nur sie es ermöglichen, die Wärmeverhältnisse der verschiedenen Gegenden und Ortschaften auf der Erde genau miteinander zu vergleichen. 6. Ergebnisse. Die Wärme oder Temperatur nimmt nach der Höhe zu stetig ab. Die Abnahme beträgt im Durchschnitt 1i.2° bei je 100 m Steigung. Es gibt zwei Grüude für diese Erscheinung: 1. Die oberen Luftschichten sind dünner, trockener und reiner als die tiefereu und nehmen darum weniger Wärme- strahlen auf als diese. 2. Die Lust wird hauptsächlich vom Erdboden aus erwärmt. Die dem Erdboden z n n ä ch st gelegenen Schichten müssen also stärker erwärmt werden als die weiter entfernt liegenden. Bei der Besprechung der Zoueu (§ 5 c) ist ausgeführt worden, daß die Wärme eines Ortes der Erdoberfläche von seiner Lage zum Äquator oder seiner geographischen Breite abhängt. Wir können diesen Satz jetzt dnrch einen zweiten ergänzen. Außer der Breitenlage kommt auch die Höhenlage in Betracht. Zwei Orte, die unter gleicher Breite, aber in verschiedener Höhe liegen, haben auch verschiedene Wärme. Die Wärme eines Ortes hängt ab: 1. Von seiner Breitenlage, 2. Von seiner Höhenlage. 15. Die Täler der Alpen. a. Langen- und Quertäler. Die Alpen sind von zahlreichen tiefen und dabei reich bewäfferteu und fruchtbaren Tälern durchzogen. Kein anderes Gebirge der Erde kann sich in dieser Beziehung mit ihnen messen. Betrachtet man eine Alpenkarte etwas ge- naner, so kann man leicht zwei Arten von Tälern unterscheiden, nämlich solche, die in der Richtung der Hauptkämme des Gebirges ziehen, und solche, die quer dazu verlaufen. Jene nennt man Längentäler, diese Quertäler. Die Längentäler find die größten und wichtigsten Täler der Alpen. Die meisten von ihnen liegen im n. und ö. Teile des Gebirges; der Südhälfte fehlen sie fast ganz. Solche Längentäler bilden z. B. auf der Nordseite die Rhone (G. 58) und der Rhein in ihrem oberen Laufe, der Inn (G. 69) und der

7. Die Alpen und Süddeutschland - S. 57

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 57 — entströmen mächtige Bäche, und brausend und tosend stürzen die Wasser zu Tal. Wie groß die ans den Alpen kommenden Wassermengen sind, davon kann man sich eine ungefähre Vorstellung machen, wenn man bedenkt, daß der 540 qkm große Bodensee zur Zeit der Schneeschmelze fast allein durch die Gewässer, die ihm der Rhein zuführt, um 3 bis 4, mitunter sogar um 5 bis 6 m ansteigt. 1). Die Flüsse. Ursprung. Die Alpenflüsse haben sehr verschiedenen Ur - sprnng. Hier rieselt das Wasser in feinen Adern ans Felsenritzen hervor, dort tritt es in starken Quellen zu Tage. Hier bildet ein Bach den Abfluß einer Moorwiese oder eines kleinen Bergsees, dort verdankt er seine Entstehung einem Schneeselde oder einem Gletscher. Gefälle. Die Alpenflüsse haben fast durchweg ein starkes Gefälle. Schäumend und brausend strömen sie in raschem Laufe dahin. Viele bilden rauschende Wasserfälle. (G. 62.) Da stürzt das Wasser über senk- rechte oder fast senkrechte Felswände hinab in die Tiefe. Manche sind 50, 100, ja noch mehr Meter hoch. Schon von weitem hört man das Rauschen und Toseu der herabstürzenden Wassermassen. In der Tiefe brodelt und schäumt es; bei besonders hohen Fällen zerstäubt ein Teil des Wassers, weshalb man solche Fälle auch Staub bachfälle nennt. „Von ferne nehmen sich diese Staub- bäche ganz geisterhaft aus, besonders des Nachts. Dann flattern sie gleich unheimlichen Schatten nnstät in ewig sich verändernden Formen, granweiß mit hohlen, säuselnden Tönen am Felsen hin und her. Oft stürzen junge Ströme mit mutiger Kraft von Absatz zu Absatz die Felsterrassen hinunter; sie bildeu zwei, drei und mehr einzelne Stürze, die in ihrem Zusammenhange ein bewnnderns- wertes Schauspiel darstellen." Die Zahl der Wasserfälle in den Alpen beträgt viele Taufende. Sie bilden im Vereiu mit den Schnee- und Eisfeldern und den spiegelnden Seen einen Hauptschmuck des Gebirges. Zn den schönsten und großartigsten Fällen gehört der 70 vi hohe Hand eckfall, den die obere Aare bildet, und der Staub- b ach fa ll im Lauterbrunnental (in den Berner Alpen), der 305 m hoch herab- stürzt und sich fast ganz in Wasserstand und Nebel auflöst. (L., die Berner Alpen.) Wassermenge. Die Wafsermenge der Flüsse ist zu verschiedenen Zeiten außerordentlich verschieden. .Am geringsten ist sie meist im Winter, weil alsdann statt des Regens gewöhnlich Schnee fällt, und auch die Gletfcher kern Schmelzwasser liefern. So hat der Rhein bei Basel seinen tiefsten Wasser- stand gewöhnlich im Januar. Im Frühlinge dagegen, der in den Alpen erst spät eintritt, und im Vorsommer, wenn Regen und Sonne im Buude mit den Südwinden den Schnee schmelzen und die Lawiueu in Bewegung setzen, schwellen

8. Die Alpen und Süddeutschland - S. 65

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 65 — dieser Stelle besonders kräftig über den Boden schleifen und stark erodieren. Mit dieser Anschauung scheint der Umstand in Übereinstimmung zu stehen, daß sich an den Teilen der Alpen, wo die Gletscher mit dem größten Gefälle an den Rand hinabgelangt sein mußten, auch die tiefsten Seen vorfinden, die lombardischen Seen, deren Tiefe 300—400 m betragen mag. Am Ausgange der großen Täler der Schweiz erreichen die Seen eine Tiefe von 200—330 m und am Ausgange der bayrischen und österreichischen Täler nur eine von 100—200 in. Die mitgeteilten Tiefen mögen bei flüchtiger Betrachtung sehr groß erscheinen; im Verhältnis zur Länge der betreffenden Seen aber haben diese Zahlen wenig zu bedeuten, denn es beträgt z. B. beim Comer See die Tiefe nur den 130. Teil, beim Starnberger See nur den 180. Teil, beim Genfer See nur den 230. Teil der Länge, und so sind diese alpinen Randseen im Grunde genommen doch recht flache Mulden." Eine entgegengesetzte Ansicht vertritt der Schweizer Geologe Heim. Wie andere, so bestreitet auch er ganz entschieden, daß den Gletschern eine so gewaltige erodierende Kraft zukomme, daß dadurch große Seebecken ausgehöhlt werden konnten. Auf Grund vieler Beobachtungen und Untersuchungen, auf die wir aber hier nicht eingehen können, nimmt er au, daß das Alpengebirge, nachdem sein Ausbau vollendet war und auch die Täler sich bereits gebildet hatten, nach der ersten Eiszeit als Ganzes wieder gesunken sei, während das Vorland stehen blieb. Infolge dieser Senkung kamen die untern Täler des Gebirges tiefer zu liegen als die vorgelagerten Ebenen, sie verloren ihren Abfluß und füllten sich mit Wasser. Mauche dieser Beckeu sind durch Flußablagernugeu wieder aus- gefüllt worden, während andere sich in ihren untern Teilen erhalten haben. Diese Erhaltung ist mit auf die Gletscher zurückzuführen, die bei ihrem erneuten Vorrücken zur zweiteu und dritten Eiszeit die Seebecken nach und uach ganz ausfüllten und fo vor der Zuschüttung bewahrten. 17. Die Niederschläge. Der Wasserreichtum der Alpen hat seinen Grund in der Menge der Nieder- schlage, die dort stattfinden. Es fällt in ihnen viel mehr Regen und Schnee als z. B. in Mitteldeutschland. Wir wollen jetzt die Ursachen dafür kennen lernen. Das führt uns zunächst auf die Frage, wie Regen und Schnee entstehen. Doch beschränken wir uns bei dieser Erörterung auf das Allerwichtigste, da die eingehende Behandlung des Gegenstandes in die Naturlehre gehört. a. Die Verdunstung. Regen und Schnee sind Wasser, jener in flüssiger, dieser in fester Form. Sie kommen beide aus den Wolken. Wie gelangt nun das Wasser in die Wolken? Um auf diese Frage eine richtige Antwort geben zu können, wollen wir zunächst untersuchen, was aus dem Wasser wird, das als Regen oder Schnee zur Erde niederfällt. Wenn es regnet, fo können wir überall beobachten, wie das Wasser sich in den Vertiefungen des Erdbodens zu Lachen und Pfützen ansammelt. Ist der Regen stark, so laufen kleine Ströme schmutzigen Wassers die Straßen und Fick. I. Band. 5

9. Die Alpen und Süddeutschland - S. 130

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 130 — nur selten auf der Erde findet. Da der faltende Druck von S.-O. kam, so sind hier die Ketten am höchsten, während sie sich nach N.-W. mehr und mehr verflachen. Fig. 27 bietet uns einen Querschnitt durch drei Juraketten, a, b, c, d bezeichnen vier übereinander lagernde Gesteinsschichten. A, B und C sind Faltensättel, langestreckte Bergrücken, dazwischen liegen Längstäler. Bei 0 sehen wir ein Tal, das nicht durch eine Faltenmulde gebildet wird, sondern auf einem Gebirgsrücken durch Erosion entstanden ist. Die Gesteine gehören der Juraformation an, die nach dem Gebirge benannt worden ist. Es sind vorherrschend kalkhaltige Gesteine, Tone, Mergel, Schiefer, Sandsteine und eigentliche Kalke. Eigentümlich ist ihnen, daß sie außerordentlich viele Versteinerungen enthalten. Fig. 27. (Querschnitt durch den Iura. (Nach Schwalbe, Mineralogie und Geologie.) 25. Der Oberlauf des Rheins. a. Der Rhein bis zum Vodensee. Der Rhein kommt vom St. Gotthard. Am Ostabhange dieses mächtigen Gebirgsstockes lagert eine Menge von Gletschern, denen ebensoviele Bäche ent- strömen. Sie alle zusammen bilden den Vorderrhein. In rasender Schnelligkeit fließt er schäumend und brausend in anfangs meist engem Tale dahin. Zu beiden Seiten ragen gewaltige Berge empor, von denen ihm zahl- reiche Gießbäche ihre Gewässer zuführen. Bei der kleinen Stadt Chur wendet sich der Rhein nach N. Kurz vorher empfängt er von rechts einen ansehnlichen Zufluß, den Hinterrhein, durch dessen Tal die Splügenstraße zum Comer See hinüberführt (S. 75). Das Gefälle des Flusses wird nun allmählich schwächer, daher sein Lauf ruhiger. Das Tal erweitert sich mehr und mehr und erreicht endlich eine Breite von 4 Stunden. Die Talsohle ist eben und mit Feldern und Wiesen bedeckt. Das Flußbett ist breit, die User sind vielfach sumpfig und mit Buschwerk bewachsen. Auf dieser Strecke wird der Rhein schon mit großen Kähnen befahren, die eine Ladungsfähigkeit von 200 bis 300 Zentnern haben.

10. Die Alpen und Süddeutschland - S. 63

1905 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 63 — Unter den Seen auf der Südseite der Alpen zeichnen sich besonders vier durch Größe und Schönheit aus: der Lago maggiore (maddschore) oder Langensee, der Luganer, der Comer (G. 65) und der Gardasee. Der erste wird vom Ticin o (titschino) odertessin, der dritte von der Ad da und der vierte vom Mincio (mintscho) durchströmt. Ihre Umgebung gleicht der der Schweizer Seen, aber sie sind diesen gegenüber durch ein viel wärmeres Klima und eine üppigere Pflanzenwelt bevorzugt. Den größten Teil des Jahres spannt sich ein heiterer, blauer Himmel über ihnen aus, und an ihren Ufern gedeihen bereits Südfrüchte, wie Zitronen und Apfelsinen. Bedeutung der Seen. 1. Die Seen sind durch ihre tiefe Lage inmitten hoher Berge vor den rauhen Winden geschützt und haben darum ein mildes Klima. Selbst an den meisten der n. gelegenen gedeiht der Weinstock; in geschützten Lagen kann sogar der Feigenbaum überwintern. Daher sind die Seen die Sammel- und Ausgangspunkte der Vegetation. „An ihren Usern sproßt und grünt zuerst der Frühling, und von ihnen aus beginnt er alljährlich seinen Triumphzug weiter hinauf und hinein in das Alpenland." Das milde Klima der Seeuferlandschaften hat seinen Grund nicht bloß in der geschützten Lage. Auch die Seen selbst tragen zur Erwärmung bei. Im Sommer nehmen die ruhig daliegenden großen Wasserflächen infolge der Sonnenbestrahlung eine bedeutende Wärmemenge auf. Die Seen sind darum an der Oberfläche gewöhnlich viel wärmer als die Flüsse, die sie speisen. Nun hat das Wasser die Eigentümlichkeit, daß es nur sehr langsam erkaltet. Infolgedessen hält es einen Teil der im Sommer auf- genommenen Wärme bis in den Herbst und Winter hinein zurück. Es ist in diesen Jahreszeiten nicht uur wärmer als das Flußwasser, sondern auch wärmer als die Luft und erhöht daher auch die Temperatur der Uferlandschaften. Man hat berechnet, daß der Bodensee in einem Winterhalbjahre an seine Umgebung soviel Wärme abgibt, als durch Verbrennung von 23 Mill. Tonnen Kohle erzeugt würde. Erst im Februar erreicht die Temperatur der Seen einen ziemlich niedrigen Grad. Bis dahin bewegt sich das abgekühlte und darum schwerer gewordene Oberflächenwasser stetig nach unten und macht dem leichteren, weil wärmeren Tiefenwasser Platz. Das macht es auch erklärlich, daß von den größeren Alpenseen manche nie, die andern nur höchst selten einmal zufrieren. 2. Infolge des milden Klimas und der Fruchtbarkeit ihrer Uferlaudfchaften sind die Seen schon sehr früh zu Mittelpunkten menschlicher Ansiedelungen geworden. Zahlreiche Städte und Dörfer mit Weinbergen, Obstgärten und Getreidefeldern umkränzen ihre Ufer. 3. Die größeren dieserseen sind auch belebte Wasserstraßen für den Verkehr. Zwischen den Hanptorten gehen regelmäßig Dampfer hin und her. Dazu kommen dann die zahlreichen Segel- und Ruderboote. Doch sind die Seen heute fast nur noch für den Lokalverkehr von Bedeutung. In früheren Zeiten, als es noch keine Eisenbahnen gab, war das anders. Damals bildeten viele der Seen Teile der großen Handelsstraßen, weil auf ihnen die Waren bedeutend billiger befördert werden konnten als auf Wagen oder Saum-
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