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1. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 42

1910 - Düsseldorf : Bagel
42 kehrten die Franzosen ohne den gehofften Erfolg zu ihrem Kaiser zurück. Als nun Blücher der Elstermündung gegenüber bei Wartenburg am 3. Oktober die Elbe überschritt und auch Bernadotte dasselbe an der Mündung der Mulde tat, wurde Napoleon doch genötigt, mit seiner Hauptarmee Dresden zu verlassen und in die Nähe Leipzigs zu gehen, um womöglich den unruhigen Gegner auf dem linken Elbufer zu schlagen, ihn dann nach der Elbe zu drängen und da zu vernichten. Daß Blücher — dem Kronprinzen von Schweden wurde der Entschluß leichter — jetzt immer wieder einem Kampfe auswich, macht seiner Willenskraft alle Ehre, doch auch hier kam Gneisenau immer seinem Wollen zu Hilfe. Er ging aber nicht zurück, sondern entschlüpfte westwärts, an der Front Bernadottes vorbei, nach Halle zu, so daß er von nun an den rechten Flügel hatte. Der Kronprinz suchte Schutz, indem er möglichst weit vom Feinde weg, also nach Norden hin wich. Da inzwischen aber auch die Hauptarmee über Komotau nach Leipzig hin rückte und wirklich bis Chemnitz, ja Altenburg kam, mußte Napoleon sich entschließen, sich dieser wieder zuzuwenden und deshalb südwärts nach Leipzig hin zu ziehen. Hier sollte es dann zur großen Entscheidungsschlacht kommen. In welcher verzweifelten Stimmung er sich damals befand, ergibt sich aus der Tatsache, daß er eine Zeitlang den verwegenen Plan hegte, mit seiner ganzen Armee über die Elbe zu gehen, um „Berlin einen Besuch abzustatten“. Das geschah auch unter dem Eindruck, daß es nicht bloß rings um ihn, sondern auch in seinem Rücken bereits unruhig wurde. Immer verwegener störten Parteigänger die rückwärtigen Verbindungen. Tschernitschew erschien sogar schon am 1. Oktober in Kassel, um das Königreich Westfalen aufzulösen, und Bayern verhandelte bereits wegen des Uebertritts. — Ein solcher Besuch in Berlin konnte große Veränderungen herbeiführen, er konnte ihm die V erfügung über die zahlreichen, eingeschlossenen Garnisonen einbringen, welche die Festungen an der Elbe und Oder noch besetzt hielten. Wenn er um die Mannschaften in Wittenberg, Torgau, Dresden, Küstrin und Stettin seine Armee vergrößerte, dann konnte solch ein Zug die Gegner verblüffen und in Verwirrung bringen und schlimmstenfalls er selber über Magdeburg

2. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 46

1910 - Düsseldorf : Bagel
46 Lindenau westwärts. Nur um den Abzug zu sichern, wurde Leipzig noch behauptet; am 19. aber wurde es gestürmt und als dann, um die Verfolgung aufzuhalten, die Elsterbrücke gesprengt wurde, fielen noch 12 000 zurückgebliebene Franzosen in die Gefangenschaft. Das gleiche Los traf den König von Sachsen. Im ganzen hatte Napoleon etwa 60 000 Mann verloren, die Verbündeten 50 000 Mann. Die Flucht ging über Naumburg und Eisenach nach Frankfurt und weiter über den Rhein nach Mainz. Sie vollzog sich sehr rasch. Täglich wurden etwa 30 Kilometer zurückgelegt. Deshalb kam es nicht mehr zu erheblichen Rückzugsgefechten und nur bei Freiburg a. d. Unstrut und später bei Eisenach gab es gegen Blüchers Truppen noch leichtere Gefechte. Ernster war der Angriff Wredes bei Hanau. Der bayrische Feldherr wußte nicht, daß er es mit Napoleon selber zu tun hatte, als er sich am 30. Oktober mit 30 000 Mann in den Weg stellte, von Napoleons Scharen aber überrannt wurde. So entkam der Kaiser und gelangte schließlich mit noch 90- bis 100000 Mann über den Rhein. Und da jetzt der Winter nahte, ruhte man allgemein von den ungeheuren Anstrengungen aus. Nr. 10. Die Freiheitskriege 1814. Das Heer, welches Napoleon aus Deutschland zurückgeführt, zählte besten Falles 100000 Mann, die durch Krankheit und Entbehrung dem siegreichen Heere der Verbündeten auch auf französischem Boden keinen ernstlichen Widerstand hätten leisten können, wenn die Verfolgung ohne Unterbrechung fortgesetzt wäre. Etwa 140 000 Franzosen waren in den großen Festungen an der Weichsel, Oder und Elbe zurückgelassen, so unter St. Cyr 33 700 Mann in Dresden, unter Rapp in Danzig 35 000 Mann usw. Alle diese Soldaten kamen für Napoleons Feldarmee nicht mehr in Betracht; es war, wie meist bei eingeschlossenen Truppen, auch bei ihnen nur eine Frage der Zeit, wann sie sich würden ergeben müssen. Andere Truppen Napoleons waren noch in Italien, Spanien und in dem südlichen Frankreich, wichen aber auch immer weiter vor ihren

3. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 77

1917 - Düsseldorf : Schwann
77 weil ich geboren bin?": mit diesem Klagerufe schied der letzte gekrnte Hohenstanfe in Italien aus dem Leben. Seine Leiche verbrannte in einer Bauernhtte. Der hohenstaufischen Herrschaft in Unteritalien suchte der Papst, der seine Macht von ihr bedroht glaubte, ein Ende zu setzen. Er lud daher den franzsischen Prinzen Karl von Anjou ein, das alte Nor-mannenreich in Besitz zu nehmen. Gegen diesen riefen die Groen des Landes Konrads sechzehnjhrigen Sohn K o n r a d i n (d. h. kleiner Konrad) herbei. Der frstliche Jngling zog mit seinen Rittern der die Alpen; er verlor aber durch Sorglosigkeit einen schon errungenen Sieg und fiel auf der Flucht in feindliche Hnde. Mitsamt seinem Jugendfreunde, dem Prinzen Friedrich von Baden, und einigen anderen Getreuen erlitt er auf dem Marktplatze zu Neapel wie ein Verbrecher den Tod von Henkershand, 1268. O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" waren Konradins letzte Worte. Auch die letzte Frau des Staufergeschlechts, Margarete, die Tochter Friedrichs Ii. und Jsabellas, hatte ein trauriges Ende. Sie flchtete vor den Mihandlungen ihres Gemahls, des thringischen Landgrafen Albrecht des Unartigen, d. h. des Entarteten, von der Wartburg. Im bermae mtterlichen Schmerzes soll sie beim Abschiede ihren kleinen Sohn Friede! in die Wange gebissen haben; Friedrich mit der gebissenen Wange" heit er in der Geschichte. Einsam und verlassen starb die arme Frau 1270, zwei Jahre nach Konradins Tode, in Frankfurt am Main. So ging in Blut und Elend das edelste Kaisergeschlecht des Mittelalters zugrunde. 126. Die kaiserlose Zeit". Schon 1256 starb auch Wilhelm 1256-1273 von Holland, und immer trber ward es im Reiche. Ein Teil der Fürsten lie sich durch Geld gewinnen, einen englischen Prinzen zum Könige zu whlen, ein anderer erhob einen spanischen Fürsten. Beide hatten aber gar keine Bedeutung; das Reich war verwaist. Die ffentliche Ordnung verfiel; Gesetz und Recht schtzten nicht mehr, denn sie hatten selber feinen Schutz. Der Starke bedrngte den Schwachen, und das Faustrecht", die Gewalt der Faust, regierte. Die Ritter verrohten; sie verarmten rasch in ppigkeit und Nichtstun und wurden zu Raubrittern. Das Volk seufzte. Ausgang und Folgen der Kreuzzge. 127. Der Ausgang. So groß auch die Begeisterung gewesen war, aus der die Bewegung der Kreuzfahrten hervorging, so klglich war doch ihr eigentlicher Ausgang, denn es fehlte ihr vor allem an einheitlicher Kraft. Noch zu Lebzeiten Kaiser Friedrichs Ii. ging Jerusalem fr immer an die Unglubigen verloren, 1244; der

4. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 72

1917 - Düsseldorf : Schwann
72 Schlag? Man wei es nicht. An unbekannter Sttte wurde der teure Leichnam in der Erde gebettet. Von der Volkssage ist der groe Kaiser spter in den Kyffhuser versetzt worden; nach seinem Grabe hat die deutsche Reichsregierung in neuerer Zeit vergeblich forschen lassen. Friedrichs gleichnamiger Sohn, der junge Schwabenherzog, fhrte das deutsche Kreuzheer vor A k k o n. Eine Seuche raffte mit vielen anderen auch ihn hinweg. Zwar gelang den beiden fremden Knigen die Eroberung der Stadt, aber im Zwiespalts kehrten die Kreuzheere heim. Der englische König Richard Lwen herz hatte, so heit es, die deutsche Fahne beschimpft; als er auf dem Rckwege in Pilgerkleidung durch Deutschland zog, fiel er in die Hnde des Herzogs von Osterreich. Er wurde spter auf der Reichs-brg Trifels gefangen gesetzt und erhielt nur gegen hohes Lse-geld die Freiheit. Barbarossas Shne und ihre Zeit. 11901197 118. Heinrich Vi. Den bleichen Lwen", den Hammer der Erde" nannten die Italiener den gefrchteten Mann. Hinter der blassen Stirn wohnte in der Tat ein rcksichtsloser Herrschergeist. Unbeugsam war Heinrichs Wille, hart sein Sinn; mit wuchtigen Schlgen warf er einen Aufstand in dem normannischen Erblande seiner Gemahlin nieder. Noch grer wollte Heinrich die Hohenstaufenmacht gestalten als der Vater; das deutsche Knigtum sollte in seinem Geschlechte fort* erben und das normannische Reich fr immer mit Deutschland ver-Kunden sein. Selbst auf die Eroberung des Morgenlandes war sein Ehrgeiz gerichtet; ein Kreuzzug sollte ihm dazu das Mittel sein. Aber ein schweres Fieber raffte den erst zweiunddreiigjhrigen Herrscher in Sizilien jh dahin; den Trunk kalten Wassers, den Heinrich er-hitzt auf der Jagd zu sich genommen, mute er mit dem Leben bezahlen. Ein kaum dreijhriges Shnlein, das in Palermo geboren war, stand an seiner Totenbahre. -Trauer herrschte in Deutschland der den Verlust des starken Fürsten, der nach den Worten eines Zeitgenossen das deutsche Volk herrlich gemacht hatte vor allen Nationen". Klagend sei Dietrich von Bern, der alte Held, so erzhlte man sich, auf kohl-schwarzem Rosse nchtlicherweile durch die Rebenberge am Rhein geritten. 119. Philipp von Schwaben (Gegenknig.- Otto Iv.). Fr den unmndigen Neffen, der bereits zum deutschen Könige gewhlt 119s1208 war, bernahm Barbarossas jngster Sohn Philipp die Ver-waltung des Reiches. Aber die Hohenstaufenpartei erhob den tat m

5. Lebensbilder, insbesondere aus der deutschen Geschichte - S. 80

1916 - Düsseldorf : Schwann
- 80 aus. Die Steuerlast wurde gerechter verteilt, das Heerwesen neu geordnet und die Schulbildung erleichtert. Viel tat die Frstin auch zur Hebung des Gewerbes und des Handwerkes, insbesondere aber fr den Bauernstand, der bis dahin von den Adligen vielfach bedrckt wurde. Alles Volk liebte und ehrte die gute Herrscherin. 3. Das Cnde der Kaiserin. Schn wie Maria Theresias Leben war auch ihr Tod. Vierzig Jahre hatte sie auf dem Throne gesessen, da erkrankte sie im Sommer 1780. Aber die grten Schmerzen ertrug die Frstin mit heiterer Geduld, und der Tod hatte fr sie keine Schrecken. Bis zum Tage vor ihrem Ende lie sie nicht ab von der Arbeit. Ich fhle jetzt," sagte sie ruhig, da ich bald 1 7rf) 0or Go^es Richterstuhl erscheinen werde". Und ruhig und sanft war ihr Ende, wie das eines Gerechten. Maria Theresia starb im Alter von 63 Jahren. In der Kapuzinergruft zu Wien steht ihr Sarg neben dem ihres Gemahls. Sie ehrte," sprach sehr schn Friedrich der Groe, den Thron und ihr Ge-schlecht." Und darum ehrt auch die Nachwelt sie als eine der besten Herrscherinnen der Geschichte. 30. Napoleon. 1. Im Elternhause. Napoleon Bonaparte, der grte Eroberer der neueren Zeit, war geboren am 15. August 1769 in dem Stdtchen A i cc t o auf der Insel Korsika. Seine Familie gehrte dem niederen Adel an. Der Vater war ein wenig bemittelter Rechts-anwalt. Die Mutter Ltitia leitete die Erziehung ihrer Kinder mit groer Strenge. Aber am meisten machte ihr der junge Napoleon zu schaffen. Er war ein sehr dreister, eigensinniger Knabe; oft wurde er rot vor Zorn. Ich hatte vor niemandem Furcht," erzhlte er selbst; den einen schlug ich, den andern kratzte ich. Alle frchteten mich. Mein Bruder Joseph war es, mit dem ich am meisten zu tun hatte; er wurde geschlagen, gebissen und gescholten. Oft be-dauerte ich, da er sich dann nicht rasch genug erholte." Eine kleine Kanone von 30 Pfund war Napoleons Lieblingsspielzeug. Mein Sohn," sagte die Mutter einmal im Scherze, hat an der Stelle des Herzens eine Kanonenkugel." Er bekam oft Schlge von ihr, während der schwache Vater seine Unarten nicht selten in Schutz nahm. 2. In der Militrschule. Als der Knabe erst zehn Jahre alt war, wurde er in die Militrschule zu Brieune in Frankreich aufgenommen, denn er sollte Offizier werden. Er lernte fleiig, besonders Rechnen, Geschichte und Erdkunde; aber im Rechtschreiben hatte er immer mangelhaft", und seine Handschrift blieb sehr

6. Lebensbilder, insbesondere aus der deutschen Geschichte - S. 81

1916 - Düsseldorf : Schwann
- 81 schlecht. Das hat er spter oft bekannt. Er hat brigens auch nie tanzen gelernt. Sein Wesen nderte sich nicht. Die Mitschler mochten ihn nicht leiden, denn er wollte mit niemandem zu tut haben, und wenn die anderen spielten, sa er meist fr sich allein. Das war nicht gut. Sein Ehrgeiz konnte leicht verletzt werden. Einst sollte er zur Strafe fr ein Vergehen kniend essen; da bekam er vor Wut Krmpfe. Nach fnf Jahren kam Napoleon in die Militrschule zu P aris. Unter seinen reichen Mitschlern fhlte er sich sehr unglcklich, denn von Hause bekam er fast nichts. Nun starb auch sein Vater. Als-bald wurde Napoleon im Alter von sechzehn Jahren Leutnant bei der Artillerie in einer kleinen Stadt. Das Geld zur Reise dorthin wurde geborgt. Auch als Leutnant war er noch so arm, da er sich die Stiefel selber putzen nutzte. Aber wenn er etwas brig hatte, kaufte er sich Bcher. 3. Napoleons Emporkommen. Im Jahre 1789 brach in Frankreich eine grotze Staatsumwlzung aus. Der Thron wurde ge-strzt und der König und die Knigin auf das Schafott geschleppt. Alle Ordnung war aufgelst, und nur die rohe Gewalt herrschte. Der Pbel wtete gegen Leben und Eigentum, und das Blut der Brger flotz in Strmen. Der Staat schien unterzugehen. In dieser schrecklichen Zeit kam Napoleon Bonaparte empor. Der ehrgeizige junge Offizier sah, datz fr ihn jetzt etwas zu machen war, und erklrte sich zum Anhnger der Umwlzung. Das ver-schaffte ihm die Gunst der Gewalthaber. Bei der Belagerung des knigstreuen Toulon im Jahre 1793 zeichnete er sich zuerst aus. Nach der Einnahme der Stadt schrieb sein General an die Re-gierung: Befrdert ihn, denn wenn ihr undankbar seid, wird er sich selbst befrdern." Schon zwei Jahre spter war er General. Langsam kehrte damals die Ordnung im Staate zurck. Einen Aufstand des Pbels in den Straen von Paris warf Napoleon mit Kanonenschssen nieder. Im Frhjahr 1796 heiratete er die Witwe eines hingerichteten Generals, namens Josefine; sie stammte von der Insel Martinique in Westindien und war eine eitle, aber einflureiche Frau. Wenige Tage nachher trat der ehrgeizige, erst sechsundzwanzigjhrige Mann als oberster General an die Spitze des franzsischen Heeres, das in Italien Krieg fhrte. 4. Napoleon als General. Alsbald setzte Napoleon die Welt durch sein gewaltiges Feldherrntalent in Staunen. Er wute die Soldaten fr sich zu begeistern und erfocht Sieg auf Sieg. Un-bekmmert um sein Leben strzte er sich selbst wiederholt in den dichtesten Kugelregen der Schlacht, und seine Soldaten glaubten, Zurbonsen, Geschichte fr Lyzeen und Hhere Mdchenschulen, Teil Ii 6

7. Ausgewählte Abschnitte der Weltgeschichte, Einführung in die geschichtliche Lektüre - S. 154

1916 - Düsseldorf : Schwann
— 154 — schwachem Neffen und Nachfolger Friedrich Wilhelm Ii. (1786 1797). Nun begann die „Campagne in Frankreich", 1792 Ein preußisch-österreichisches Heer unter dem Herzoge Karl Wilhelm von Braunschweig, einem Neffen des wackeren Feldherrn Friedrichs des Großen, rückte in diechampagne ein; es wurde aber durch Mangel an Verpflegung, Regengüsse und Krankheiten bald zu einem kläglichen Rückzüge genötigt. Der rühmlose Feldzug eröffnet das Zeitalter der großen Revolutionskriege. Die Bundesgenossenschaft von Österreich und Preußen erweiterte sich infolge des blutigen Endes Ludwigs Xvi. durch den Beitritt von England, den Niederlanden und Spanien, und der erste Koalitions-(Bündnis-)Krieg, 1793 1797 begann. Die bedrohte Republik entfaltete alsbald eine fanatische Kriegsbegeisterung. Sie verkündete als erster Staat die „allgemeine Wehrpflicht", und die Revolutionsheere wuchsen aus dem Boden. Unter verwegenen jungen Generalen drangen sie unwiderstehlich vor und warfen die Verbündeten über den Rhein. Jetzt trat Preußen von der uneinigen Koalition zurück und schloß 1 *70 £ mit Frankreich den Sonderfrieden von B a s e l, im Jahre der dritten und letzten Teilung Polens (vgl. 1772, 1793). Es verpflichtete sich zur Neutralität und überließ seine linksrheinischen Besitzungen an Frankreich. Die französischen Heere drangen darauf in Süddeutschland gegen die Österreicher vor; der ausgezeichnete Erzherzog Karl, des Kaisers Bruder, trieb sie jedoch siegreich über den Rhein zurück. Die Entscheidung führte ein ganz anderer in Italien herbei: ein junger General, dessen Stern jetzt mit nie gesehenem Glanze über Frankreich und Europa emporstieg — Bonaparte. 4. Bonapartes Vorleben. Wer hätte doch gedacht, daß der schwächliche Knabe, der am 15. August 1769 — als drittes von 13 Kindern — dem flatterhaften Gerichtsbeisitzer Carlo Bonaparte in der korsischen Bergstadt A j a c c i 0 geboren ward, dereinst der gewaltigste Eroberer aller Zeiten würde! In hartem Eigensinn wuchs der Knabe Napoleon auf, und seine Mutter Lätitia, eine ungebildete, aber kluge und verständige Frau, hatte viel mit ihm zu schaffen. „Ich biß und kratzte meine Geschwister, besonders meinen älteren Bruder Josef", hat Napoleon später erzählt, und wir dürfen es ihm glauben. Mit neun Jahren wurde er als Freischüler in die von Minoritenmönchen geleitete königliche Militärschule zubrienne in der Champagne aufgenommen. Der verschlossene Korsenknabe hatte keinen Freund und suchte keinen; seine Mitschüler scheuten ihn. Wenn man ihn reizte, geriet er außer

8. Ausgewählte Abschnitte der Weltgeschichte, Einführung in die geschichtliche Lektüre - S. 163

1916 - Düsseldorf : Schwann
— 163 — Die Flucht der ersten Linie ward allgemein. Anfangs gelang es zwar, einzelne Abteilungen wieder zum Stehen zu bringen, allein es waren regellose Haufen, und alle Versuche einer Menge Offiziere und Unteroffiziere blieben fruchtlos. Als der Feind uns fortwährend beschoß und endlich Kavallerie auf die regellosen Haufen einhieb, suchte alles Schutz hinter dem zweiten Treffen. Aber auch dieses war bald geschlagen. — Die feindliche Kavallerie saß den Fliehenden so auf den Hacken, daß ein großer Teil jener, die nicht dem Hauptstrome zum Eingänge des Dorfes [Vterzehnhetltgen] folgten, sondern dieses rechts und links umgehen wollten, von ihr ereilt wurden. Vom Strudel fortgerissen, zu Pferde, entging ich mit Mühe diesem Lose, rettete eine Fahne des Regiments, die ich einem Junker entriß, der nicht mehr fort konnte, und erreichte so, wenn ich das als ein Glück betrachten darf, glücklich das offene Feld jenseits Kapellendorf." Die meisten Festungen, selbst das wohlbewehrte Magdeburg, kapitulierten ohne Schwertstreich; nur Kolb erg unter dem wackeren Gneisenau und dem unverzagten Bürgerkapitän Nettel-beck*, Graudenz unter dem greisen Conrbitzre, dem „König von Graudenz", behaupteten sich. Schon am 27. Oktober war Napoleon in Berlin; „Preußen ist verschwunden", schrieb er dem Sultan. 10. Im Osten. Der König hatte sich mit einem kleinen Reste seines Heeres in die Ostmarken Preußens zurückgezogen; Königin Luise, die Napoleon in seinen Schlachtberichten als „blutlechzende Armida", die Zauberin in Tassos „Befreitem Jerusalem", verhöhnte, flüchtete tiefgebeugt mit ihren Kindern ebenfalls gen Osten. „Ich beweine den Untergang der Armee", sagte sie zu ihren beiden ältesten Knaben in Schwedt; „ruft künftig, wenn eure Mutter nicht mehr lebt, diese unglückliche Stunde in euer Gedächtnis zurück. Arbeitet, entwickelt eure Kräfte! Vielleicht senkt sich der Schutzgeist Preußens auf euch hernieder; befreit dann euer Volk von der Schande, wie der große Kurfürst bei Fehrbellin die Schmach seines Vaters rächte." In Königsberg glaubte Luise sicher zu sein. Als die Franzosen anrückten, lag sie dort krank am Nervenfieber. Dennoch rief sie aus: „Ich will lieber in die Hände Gottes als dieser Menschen fallen", und flüchtete nach Memel. Auf dieser Flucht war es, daß Luise mit ihrem Diamantringe in die Scheiben eines ärmlichen Bauernguartiers die Worte Goethes aus „Wilhelm Meisters Lehrjahren" schrieb: „Wer nie sein Brot in Tränen aß, Wer nie die kummervollen Nächte Auf seinem Bette weinend saß, Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte!' Inzwischen rückte Napoleon in Ostpreußen vor, wo sich mit den Preußen ein russisches Hilfsheer unter Bennigsen vereinigt hatte. 1 Vgl. Heyses Schauspiel „Kolberg". 11*

9. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

10. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 52

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 52 — Eben rüstete der Kaiser in Unteritalien zu einem Zuge wider Rom, da nahm der Tod ihn von der Erde hinweg. Er starb versöhnt mit der Kirche im Alter von 56 Jahren. Neben seinen Eltern bestattete man ihn im Dome zu Palermo?) 1250-1254 § 96, Der Ausgang der Staufer. Friedrichs Sohn K o n r a d Iv. führte nur eine kurze, tatenlose Regierung. „Wehe mir, weil ich geboren bin!": mit diesem Klagerufe schied der letzte gefrönte Hoheu-staufe in Italien aus dem Leben. Seine Leiche verbrannte in einer Bauernhütte. Der hohenstaufischen Herrschaft in Unteritalien suchte der Papst, der seine Macht von ihr bedroht glaubte, ein Ende zu setzen. Er lud daher den französischen Prinzen Karl von Anjou ein, das alte Normannenreich in Besitz zu nehmen. Gegen diese riefen die Großen des Landes Konrads sechzehnjährigen Sohn K o n r a d i n (d. h. kleiner Konrad) herbei. Der fürstliche Jüngling zog mit seinen Rittern über die Alpen; er verlor aber durch Sorglosigkeit einen schon errungenen Sieg und fiel auf der Flucht in feindliche Hände. Mitsamt seinem Jugendfreunde, dem Prinzen Friedrich von Baden, und einigen anderen Getreuen erlitt er auf dem Marktplatze zu Neapel wie ein Verbrecher den Tod von Henkershand, 1268. „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" waren Konradins letzte Worte?) Auch die letzte Frau des Staufengeschlechts, Margarete, die Tochter Friedrichs Ii., hatte ein trauriges Ende. Sie flüchtete vor den Mißhandlungen ihres Gemahls, des thüringischen Landgrafen Albrecht des Unartigen, d. h. des Entarteten, von der Wartburg. Im Übermaße mütterlichen Schmerzes soll sie beim Abschiede ihren kleinen Sohn Friede! in die Wange gebissen haben; Friedrich „mit der gebissenen Wange" heißt er in der Geschichte. Einsam und verlassen starb die arme Frau 1270, zwei Jahre nach Konradins Tode, in Frankfurt a. Main. So ging in Blut und Elend das edelste Kaisergeschlecht des Mittelalters zugrunde. 1256-1273 § 97. Die „kaiserlose Zeit". Schon 1256 starb auch Wilhelm von Holland, und immer trüber ward es im Reiche. Ein Teil der Fürsten ließ sich durch Geld gewinnen, einen englischen Prinzen zum Könige zu wählen, ein anderer erhob einen spanischen Fürsten. Beide hatten aber gar keine Bedeutung; das Reich war verwaist. Die öffentliche Ordnung verfiel; Gesetz und Recht schützten nicht mehr, denn sie hatten selber keinen Schutz. Der Starke be- *) Gedicht: Vierordt, „Die Kaisergräber." 2) Gedichte: Freiligrath, „Barbarossas erstes Erwachen." Meyer, „Konradins Knappe." Schwab, „Konradin". Stieler, „König Konrad der Junge."
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