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1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 43

1885 - Aachen : Barth
in welchem sie abstiegen, auf dem Tische einen gedruckten Aufruf zu Beiträgen für arme verwundete Soldaten. Die drei Frauen leerten sofort ihre vollen Börsen und eine gab noch ihren Ring, eine andere ihre Ohrringe dazu. Nnr Fräulein von Schmettern konnte wegen ihrer Armut nichts beisteuern. „Noch nie", sagte sie, „hat mich meine Armut so gedrückt wie jetzt. Ich habe weder Geld noch Geschmeide, und doch möchte ich so gerne auch etwas für mein Vaterland geben können!" Die Liebe macht erfinderisch, so auch hier. Sie ließ einen Friseur kommen, dem sie ihre Haarflechten für rünf Gulden verkaufte. Ein reicher Herr hatte hiervon gehört. Er kaufte die Flechten, ließ sie in Ringe und Bänder einfaffen und verkaufte diese zum Besten der Armee. Auf diese Weise wurden 1200 Thaler aus den Flechten des Fräuleins gelöst. Das schönste Vorbild der treuen Hingabe fürs Vaterland hatte die edle Königin Luise hinterlassen. Sie hatte nach der Demütigung Preußens durch den Frieden von Tilsit alle ihre Schätze und Kostbarkeiten dem Vaterlande geopfert. Aus Liebe zu ihm trug sie die große Schmach Preußens in Geduld. Die harten Ereigniffe brachen ihr jedoch schon früh ihr echt deutsches Herz. Einen schönen Satz, den sie zur Zeit der Prüfung in ihr Tagebuch niederschrieb, wollen wir uns merken: „Wer nie fein Brot mit Thränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte." Sie hatte nicht die Freude, den Tag der Wiedererhebung Preußens zu erleben, da sie schon am 19. Juli 1810 starb. Ihr Andenken begeisterte aber nicht allein die deutschen Frauen, sondern entflammte auch die Brust der Krieger zu mutigen und edlen Thaten. Zum Andenken an diese edle Frau stiftete der König am 3. August 1814 den Luisen-Orden, der als Ehrenzeichen solchen Frauen verliehen werden sollte, die sich besonders um das Vaterland verdient machen würden. Der Befreiungskrieg 1813—1815. Das erste Zusammentreffen mit Napoleon war ant 2. Mai 1813 bei Großgör schen. Die Franzosen siegten und gleich darauf bei Bautzen. Da sie aber auch harte Verluste erlitten, schlossen sie einen Waffenstillstand. Während dieser Zeit traten Österreich und Schweden zu den verbündeten Preußen und Russen. Drei Armeen wurden gebildet. Die Nordarmee bei Berlin kommandierte der schwedische Kronprinz, die schlesische der alte Blücher und die böhmische der österreichische Feldmarschall Schwarzenberg. Bei Großbeeren schlugen die Preußen unter Bülow am 23. August

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 42

1885 - Aachen : Barth
— 42 — des Heerwesens das Land kräftig und stark machten. Ausgezeichnete Männer, die mit großem Erfolge zum Segen unseres Vaterlandes arbeiteten, waren: der Minister von Stein, der Kanzler Harden-derg, ochctrnljoi )t, Gneisenan und Blücher. Sie Bereiteten im stillen das Land kriegstüchtig vor, um zu einem geeigneten Zeitpunkte zur Wiedereroberung der geraubten Freiheit schlagfertig zu sem. Ein solch günstiger Umstand sollte sich bald finden. Napoleon unternahm 1ü12 einen Feldzug gegen Rußland. Nach zwei blutigen schlachten drang er bis Moskau vor, um hier ein behagliches Winterquartier zu nehmen. Kaum aber in die Stadt eingezogen, brach au allen Enden derselben Feuer aus, das die Stadt vernichtete. Voll Hunger und zerlumpt war das Heer hier angekommen und mußte elend sofort den Rückzug antreten. Auf diesem kam es größtenteils durch Kälte, Hunger und Verfolgung um. Napoleon hatte bitter für feinen Übermut das Strafgericht Gottes erfahren müssen. Diese Niederlage des mächtigen Herrschers benutzte der preußische Geueral York und trat mit seinen Hilfstruppen zu den Russen über. König Friedrich Wilhelm schloß ein Bündnis mit den Russen und erklärte am 16. März Napoleon den Krieg. Nicht allein in Preußen, sondern in allen deutschen Landen wurden Jung und Alt von einer solchen Begeisterung ergriffen, wie bisher nie das deutsche Volk sie gezeigt hatte. Die Begeisterung verlieh Mut und Thatkraft. Freiwillige strömten in großen Scharen von allen Seiten herbei, selbst (kreise waren bereit, sroh mit in den Kamps zu ziehen. Die mutigste Schar war die Lützowsche, unter der auch der Dichter Theodor Körner focht. Neben der Linie wurde eine Landwehr und ein Landsturm gebildet. Unter dem Gesänge der herrlichen Vaterlands* lieber von Arndt, Körner und Schenkendorf zogen die Krieger mutvoll in den Kampf. Die deutschen Frauen zur Zeit der Befreiungskriege. Auch die deutschen Frauen wurden tief ergriffen und zu edlen Thaten fürs Vaterland entstammt. Es entstand ein „Frauen-verein zum Wohle des Vaterlandes", der mit rühriger Kraft für die ins Feld gezogenen Streiter daheim arbeitete. Die goldenen Trauringe wurden mit eisernen verwechselt, die die Inschrift trugen: »Gold gab ich für Eisen hin 1813." Unbeschreiblich viel wirkte der Verein für Verwundete, Arme, Kranke und Notleidende. In dieser Zeit der allgemeinen Begeisterung fuhren eines Tages drei adelige Frauen nach Berlin. In ihrer Gesellschaft war ein Fräulein von Schmettau. Die Damen fanden in dem Gasthause,

4. Geschichte Preußens in Einzelbildern - S. 87

1891 - Danzig : Gruihn
Liebesopfer der deutschen Frauenwelt. 87 kehrte, so gab Napoleon den Befehl: „Die Räuberbande der schwarzen Schar soll eingefangen und niedergehauen werden." Unweit Leipzig wurde Lützow von Württembergeru überfallen und entkam nur mit wenigen Reitern, während seine übrigen Gefährten fast alle erlagen. Unter denen, die verwundet wurden, befand sich auch Theodor Körner. Aus mehreren Wunden blutend, glaubte er, daß seine Todesstunde gekommen sei, und schrieb in seine Brieftasche ein Abschiedsgedicht, welches mit der Strophe beginnt: Die Wunde brennt, die bleichen Lippen beben; Ich sühl's an meines Herzens mattem Schlage: Hier steh' ich an den Marken meiner Tage. — Äott, wie du willst! dir hab' ich mich ergeben. Indes wurde der Dichter noch gerettet, fiel aber später, als wieder die kriegerischen Waffen erklangen, in einem Gefecht zwischen Gadebusch und Schwerin, wo das dankbare Vaterland ihm ein schönes Denkmal gesetzt hat. — Zu seinem größten Ärger mußte es^ Napoleon erleben, bei Wiedereröffnung des Feldzuges die Lützowsche Freischar, die er gänzlich vernichtet wähnte, gleichsam von den Toten auferstanden zu sehen. Eleonore Prochaska Zu deu Jungfrauen, die sich zur Zeit der Befreiungskriege unter mancherlei Verkleidungen zu den Waffen drängten, gehörte auch Eleouore Prochaska, die Tochter eines Unteroffiziers aus Potsdam. Heimlich verließ sie ihre Eltern und trat in Mänuerkleiduug unter dem Namen Renz in das Lützowsche Freicorps als Jäger zu Fuß. An ihren Bruder schrieb sie ans dem Felde: „Ich bin überzeugt, keine leichtsinnige That begangen zu haben; denn sieh nur, wie _die Mädchen^ in Spanien und Tirol handelten. Wir exerzieren und schießen recht fleißig. Lebe wohl! Ehrenvoll oder nie siehst Du mich wieder. Komme ich nicht zurück, so sage ich Dir in diesem Briefe das letzte Lebewohl!" Und sie kam wirklich nicht mehr in ihre Heimat; denn im Gefecht an der Görde bei Lüneburg wurde ihr (am 16. September 1813) der rechte Schenkel von einer Kanonenkugel zerschmettert. Nun gab sie sich einem ihrer Waffen-genossen als Mädchen zu erkennen und sprach: „Mein Volk war meine Liebe! Dem Vaterland gehört mein Herz und Blut!" Uud ^fo starb sie unter schweren Leiden den schönen Tod fürs Vaterland. In Potsdam hat man dieser Heldenjungfrau iu jüngster Zeit ein Denkmal gesetzt. 67. Webcsopftr -er deutschen Irauenmelt. 1813. Frauenverein. Neun Prinzessinnen, an der Spitze die hochherzige Prinzessin Marianne, die Gemahlin des Prinzen Wilhelm von Preußen, welcher des Königs jüngster Bruder war, gründeten einen Franenverein zum Wohle des Vaterlandes und erließen einen Aufruf an die Frauen im preußischen Staate. Sogleich gab auch das weibliche Geschlecht alles hin, worauf es doch sonst hohen Wert legt, jede Art von Schmuck, jedes Kleinod, jedes Ersparte. Eine junge Frau, deren Gatte als Freiwilliger eintrat, sandte ihren Brautschmuck mit den Worten: „Gold und Schmuck dürfen für eine preußische Bürgerin keinen Wert mehr haben, als den, es dem Vaterlande zum Opfer zu bringen." Von _ einer Jungfrau wurden ein Paar goldene Ohrringe gespendet mit der Zuschrift: „In dem Augenblicke, wo es gilt, für König und Vaterland zu handeln, ist es schmerzhaft, keine Reichtümer zu besitzen. So lege ich diese geringe^ Gabe auf den Altar des Vaterlandes nieder mit dem Wunsche, daß jede Tochter

5. Mittelalter - S. 66

1879 - Dillenburg : Seel
66 — warf er sich dem Kaiser zu Füßen und flehte um Gnade, Beisein aller Fürsten hielt dieser Gericht über den Ungehorsamen: me Herzogthümer blieben ihm genommen, nur seine brauufchweigw-lünebnrgischen Länder durfte er behalten. Heinrich mußte auf drei Jahre Deutschland verlassen; er verlebte diese Zeit der Verbannung bei seinem Schwiegervater, dem Könige von England. — So war Friedrich auch über diesen mächtigen Feind Sieger geblieben, und da jetzt alle Feinde bewältigt waren, so hielt der Kaiser ein großes Reichsfest zu Mainz (1184), auf welchem sich wieder einmal bte Herrlichkeit und das äußere Ansehen, welches Deutschland überall genoß, so recht zeigte. e. Friedrichs Kreuzzug. Plötzlich kam die Schreckensnachricht, daß Jerusalem von den Türken wieder erobert sei. Der egyptyche Sultan, von mehreren christlichen Rittern gereizt, zog gegen Jerusalem, schlug unterwegs ein Christenheer und besetzte nach diesem Siege Jerusalem ohne weiteren Kampf; alles, was an das Ehnsten-thnm erinnern konnte, ließ er beseitigen, doch die Einwohner behandelte er milde. Da beschloß Barbarossa, sein thatenreiches Leben noch durch einen Kreuzzug zu krönen; mit ihm verbanden sich zu gleichem Zwecke die Könige Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz von England, -^chdem Friedrich die Reichsregierung seinem Sohne Heinrich ^-übertragen hatte, stellte er sich 1189 zu Regensburg an die Spitze des 150 000 Mann starken Kreuzfahrer-Heeres. Wiewohl der griechische Kaiser Angelus seine Hülfe Zugesagt hatte, trat er doch dem Heere hindernd in den Weg; jedoch Friedrich wußte die Hindernisse zu beseitigen. Nach der Ueberwindung tn Adrianopel wurde das Heer nach Asten übergeführt, und kaum warman dort angekommen, da begannen auch ichon die Kampfe mit den Türken. Bei Jconinm kam es zu einer mehrlagigen Schlacht, welche durch des Kaisers Unerschrockenheit und durch di Tapferkeit seines Sohnes Friedrich (Herzog von Mwaben) gewonnen wurde; letzterer hatte während der Schlacht die Sturm genommen. Von hier gelangte das Heer nach Seient in der Landschaft Cilicien und mußte dal elbst über den Flutz Kalikadnns (jetzt Seleph) setzen. Der Fluß war von anhaltendem Regenwetter stark angeschwollen; da dem Km,er da- Brucke -schlagen zu lange dauerte, so sprengte er mtt fernem gferk m 1190 die tosenden Wellen, um schwimmend das Mutige Uftrzue. reichen. Aber die Wogen rissen ihn mit sich fort, und obwohl»

6. Neue und neueste Geschichte - S. 156

1880 - Dillenburg : Seel
— 156 — Punzen. Welche Freude! „Ach lieber Fritz, lieber Wilhelm! Seid ^hr da?" rief sie. Unter lautem Schluchzen eilten beide an das Bett der Mutter. — Die Todesstunde, die neunte des —ages, nahte heran. „Ach," seufzte die Königin, „mir hilft nichts mehr, als der Tod!" Der König faß an der einen Seite des Jettes, die Rechte der Kranken haltend; an der andern Seite faß die Schwester Friederike; die Aerzte und die ganze herzogliche Familie waren anwesend. Zehn Minuten vor neun Uhr kam wieder etn Krampfanfall. „Herr Jesu, Jesu! mach’ es kurz!" rief sie —- fünf Minuten später war der Kampf zu Ende. Der König, fast erdrückt von ungeheurem Schmerze, raffte sich auf, drückte feiner Luise die Augen zu und holte dann die beiden Prinzen an das Sterbebett. Diese sanken an der Leiche der geliebten Mutter nieder und benetzten ihre Hände mit heißen Thränen. Nicht nur Preußen, ganz Deutschland trauerte über den Tod der edlen Königin. Als der Sarg nach Berlin gebracht wurde, erschienen die meisten Berliner in Trauerkleidung. In Charlotten-burg erhielt Luise eine würdige Ruhestätte. Der Bildhauer Rauch schuf für das Mausoleum ein Marmorbild der schlafenden Königin, unvergleichlich in feiner Ausführung, da Dankbarkeit und Verehrung die Hand leiteten. — Noch heute ist die Königin Luise das Vorbild edler Frauen; noch heute wird sie gepriesen als die beste Mutter ihrer Kinder und des Vaterlandes und als die beste Gattin eines Mannes. c. Abfall des Generals Hork. Napoleon hatte der Welt verschwiegen, welches Schicksal die ungeheure Armee in Rußland gehabt hatte; um so gewaltiger war der Eindruck, als es endlich bekannt wurde. Hier und da erhoben sich Stimmen, daß jetzt oder nie Gelegenheit fei, das verhaßte Joch abzuwerfen. Friedrich Wilhelm erkannte das wohl, aber er allein durfte nicht wagen, Ktieg zu beginnen: er wäre von der llebermacht Napoleons erdrückt worden; Oestreich war durch Verwandtschaft an Napoleon gefeffelt und hatte noch keine Luft zum Kriege; und Rußland? welchen Werth hatte Rußlands Freundschaft, nach dem Jahre 1807 bemessen? So überlegte der König lange Zeit; da traf ihn die Nachricht von dem Abfalle des Generals von Iork vom französischen Heere. Iork hatte das preußische Hülfsheer nach Rußland befehligt; auf dem Rückzüge war er mit feinen Truppen der letzte und hatte die Nachhut zu decken. Seine Ehre forderte fein Ein-stehen für die Franzosen; feine Liebe zum Vaterland wollte das

7. Neue und neueste Geschichte - S. 181

1880 - Dillenburg : Seel
— 181 — lingsalter machte die Schwäche einer danerhaften Gesundheit und Kraft Platz. Auch er wurde Don der Mutter zu ernster Frömmigkeit, zu herzlicher Menschenliebe und zu sittlicher Tüchtigkeit erzogen; wie sein Charakter sich schon frühe zeigte und entwickelte, beweist ein Brief der Königin an ihren Valer, in welchem sie schrieb: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht alles trügt, wie sein Vater einfach, bieder und verständig." Die erste Ausbildung des Prinzen war dem Geheimerath Delbrück anvertraut, der sich seiner Aufgabe mit großer Gewissenhaftigkeit unterzog und dafür auch warmen Dank der Eltern und der beiden Prinzen erntete. Seit 1810 erhielt Prinz Wilhelm den Unterricht des Cadettenlehrers (späteren Generals) v. Reiche; auch dieser rühmt den Prinzen, indem ermessen Ordnungsliebe, praktischen Verstand und seinen ernsten, gesetzten Charakter hervorhebt. Die Eindrücke der schweren Zeiten wirkten ans den Prinzen Wilhelm ebenso nachhaltig, wie aus den älteren Kronprinzen; er floh mit seinen Eltern und Geschwistern nach Königsberg und später nach Memel. Wie tief und lebhaft er damals die Eindrücke des Ernstes der Zeit in sich ausgenommen, wie sehr er den Schmerz der tiefgebeugten Eltern nachgefühlt hat, das alles hat er schon oft ausgesprochen und bethätigt. Am Neujahrstag 1807 erhielt er, da er in den militärischen Uebungen schon fest war und sehr große Freude an allem hatte, was sich auf das Heerwesen bezog, die Ofsicieruniform. Als die Wendung des Jahres 1812 eintrat, war Prinz Wilhelm in sehr gedrückter Stimmung; aber bald theilte er die ganze Begeisterung des preußischen Volkes; 1813 begleitete er seinen Vater nach Breslau, durfte aber nicht, .so sehnlich er es auch wünschte, mit am Feldzuge Theil nehmen, da der Vater ihn für zu schwach hielt. Erst nach der Schlacht bei Leipzig erhielt er die Erlaubnis, mit in's Feld zu rücken, und nachdem er das Schlachtfeld bei Leipzig besichtigt hatte, eilte er zu dem Heere und überschritt mit dem Blücher'schen Corps in der Neujahrsnacht 1814 den Rhein. Bei dieser Gelegenheit lernte Priu^ Wilhelm zum erstenmale den Ernst eines Gefechtes kennen. Seine erste Probe persönlichen Muthes legte er in der Schlacht bei Bar für Aube ab, wo er im dichtesten Kugelregen einen Auftrag des Königs mit größter Kaltblütigkeit ausführte. Vorläufig schwieg der König über dieses heldeniuüthige Verhalten des Sohnes, nachher aber belohnte er ihn dafür durch Verleihung des eisernen Kreuzes. An den Kämpfen vor Paris nahm er ebenfalls Theil und zog am 31. März 1814 auch mit in Paris ein.

8. Neue und neueste Geschichte - S. 158

1880 - Dillenburg : Seel
— 158 — Hörsäle der Universitäten wurden leer; der Handwerker verließ seine Werkstatt, der Landmann seinen Pflug, der Kaufmann sein Geschäft, der Studirende seine Bücher; alle eilten an die Sammelorte; Mütter schickten ihre Söhne, Bräute ihre Verlobten fort zum Freiheitskriege; wer als unbrauchbar zurückgeschickt wurde, trauerte; gar manche Jungfrau hat sich in Männerkleidern dem Zuge angeschlossen und in der Schlacht tapfer mitgekämpft. Die Daheimbleibenden waren unermüdlich im Geben und Sammeln von Beiträgen und Hülfsmitteln für Gesunde und Kranke in der Armee. Wahrhaft rührend und entzückend sind die Erzählungen über die Opferwilligkeit des preußischen Volkes. Dabei war überall ein ernster Sinn, ein heiteres Gottvertrauen zu finden; jenes wüste, wilde Leben, das so oft der Begleiter kriegerischer Ereignisse ist, hätte man vergebens gesucht. Die Herzen waren emporgehoben in der gemeinsamen Liebe zum Vaterlande; die heilige Begeisterung duldete keine Ausschweifung und Wildheit; alles Niedrige und Gemeine war abgeschüttelt und vergessen. 1813 d. Bis zur Schlacht bei Leipzig. Die russischen Truppen befanden sich bereits auf dem Vormärsche, so daß die Franzosen die preußischen Lande verlassen mußten und Friedrich Wilhelm am 24. März wieder in Berlin einziehen konnte. Nach der Vereinigung des russischen und preußischen Heeres erhielt Blücher den Oberbesehl über ein preußisches Heer in Schlesien; der russische General Graf Wittgenstein kommandirte die vereinigten Russen und Preußen in der Mark. Gebhard Lebrecht von Blücher stammte aus einer Adelsfamilie in Pommern und war 1742 geboren. Zur Zeit Friedrichs d. Gr. trat er in das preußische Heer und kämpfte im siebenjährigen Kriege mit. Ais er sich von Friedrich einiger ungestümer Streiche wegen zurückgesetzt sah, forderte er trotzig seinen Abschied, welchen ihm der alte Fritz mit den Worten gewährte: „Der Rittmeister von Blücher mag sich zum Teufel s(Heeren!" Später trat er wieder in das Heer ein und kämpfte 1806 tapfer mit; weil er sich einige unvorsichtige Aeußerungen über Napoleon erlaubt hatte, muhte er 1812 wieder austreten. Glühende Liebe zum Vaterlande trieb ihn 1813 wieder Diücher. in die Reihen der Freiheitskämpfer.

9. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 105

1878 - Danzig : Gruihn
Die gracchischen Unruhen. — Marius u. Sulla. Cimbern n. Teutonen. 105 habe die Königskrone vom Volk verlangt. Als der Consnl sich weigerte, Gewalt anzuwenden, stürmten die Senatoren nnter der Leitung des Oberpriesters auf das Capitolium und erschlugen den Gracchus mit 300 Anhängern; sein Leichnam ward in die Tiber geworfen. Cajns Gracchus. Nach drei Jahren meldete sich Cajns Gracchus, trotz der Bitten seiner Mutter, um das Amt eines Tribunen. Er erhielt es. Leidenschaftlicher und ungestümer als sein Brnder, suchte er nun dem Volke zu seinem Rechte zu verhelfen. Er ließ das Ackergesetz seines Bruders bestätigen, Colonien gründen, Landstraßen anlegen und den Preis des Getreides für die Armen durch Zuschüsse aus der Staatskasse aus ein Sechstel des Marktpreises herabsetzen. Hierüber kam es jedoch später zu sehr blutigen Austritten. Bürger fochten gegen Bürger. _ Ueber 3000, unter diesen auch Gracchus, wurden erschlagen. Das Vermögen der Gefallenen wurde eingezogen und ihren Frauen untersagt, Trailers leider anzulegen. Der Cousul war stolz auf feinen Sieg und erbaute auf dem Marktplatze der Göttin der Eintracht einen Tempel. An diesem stand von unbekannter Hand eines Morgens die Inschrift: „Die Hand der Zwietracht baute diesen Tempel der Eintracht". — Später aber errichtete das Volk bett Gracchen Bildsäulen auf öffentlichen Plätzen und opferte an den Orten, wo sie getödtet worden. Cornelia wird geehrt. All dieses Unglück und den Tod der Söhne soll Cornelia mit großer Seele erduldet haben. Sie sagte: Würdige Grabmäler hätten die Todten gefunden; jetzt hätte sie erlebt, was sie gewünscht; denn sie dürfe sich nicht zeigen, ohne daß sich eine Menge Volks ehrerbietig uni sie versammele und laut ausrufe : „Das ist die Mutter der Gracchen!" Gewiß war der Schmerz, den sie dabei empfand, heftiger und größer, als der befriedigte Stolz ihrer großen Seele; darum verließ sie auch Rom und wohnte nachher auf einem Landgute in Mifenutn. Hier lebte sie nach ihrer gewohnten Weise, theilte ihre Zeit zwischen weiblichen Geschäften und Lesen griechischer Bücher. Sie hatte viele Freunde und bekam häufige Besuche, meist waren gebildete Römer und Griechen bei ihr zu Tische, und selbst die Könige fremder Völker, die von Rom abhingen, schickten ihr Geschenke zu. Bewunderungswürdig war sie, wenn sie von ihren Söhnen sprach und ohne Thränen, ohne sichtbare Wehntuth von den Leiden und Thaten derselben erzählte, wie man von Männern der Vorwelt zu erzählen pflegt. Nach Casstan und Oefer. 64. Marius und Sussa. Die ßimöern und Teutonen. Marius und Sulla. Der römische Consul Marius war ein Mann aus niederem Stande. Eine feinere Bildung besaß er nicht" die Kriegskunst aber hatte er als Soldat gründlich erlernt, und durch feine Kühnheit und Tapferkeit stand er in hohem Ansehen. Das Volk liebte ihn auch besonders deshalb, weil er aus dessen Mitte stammte. Er hatte einen gefährlichen Gegner mit Namen Sulla. Derselbe war von vornehmer Herkunft, besaß eine seine Bildung, zeichnete sich im Kriege durch Muth und Tapferkeit aus und war besonders bei den vornehmen Leuten in Rom sehr beliebt. Die Cimbern und Teutonen. 113. Zn dieser Zeit fielen die ersten Deutschen in das römische Reich ein. Aus ihren großen bretternen Schilden glitten sie zum Schrecken der Römer pfeilschnell die steilen, schnee- und eisbedeckten Alpen hinab. Der Etschstrom war ihnen im Wege. ■ Da wälzten sie große Massen Bäume und Steine hinein und gingen darauf hinüber. Die Römer erschraken schon genug, wertn sie nur die Riesengestalten mit den knochigen Körpern erblickten. Brüllten ihnen diese aber vollends durch ihre hohlen Schilde entgegen, als wären sie grimmige Löwen, dann stieg ihre Angst aufs höchste. Ganz Italien zitterte und bebte vor den schrecklichen Cimbern und Teutonen — so nannte man diese schlimmen Feinde — und bald begehrte niemand mehr Heerführer gegen sie zu fein. Denn noch jeder hatte sammt seinem Kriegeheere vor ihnen fliehen müssen. Da wagte es Marius, gegen die Gefürchteten zu kämpfen. Zunächst besiegte er (102) die Teutonen bei Aix (Aquä Sextiä) im südlichen Frankreich. Später kam

10. Schiller-Lesebuch - S. 185

1883 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
185 nicht wohl zu Mute war, nun da man schon im voraus dagegen pro- testiert, ist es in doppelter Betrachtung nicht rätlich. Mögen Sie mir vielleicht den 5. Akt mitteilen und mich diesen Morgen nach 10 Uhr besuchen? damit wir die Sache besprechen könnten. Brief Goethes an Schiller vom 15. Juni 1800. Man'hatte alle Ursache, mit der Ausführung sehr zufrieden zu sein, so wie das Stück mich ausserordentlich erfreut hat. Iii. Die Jungfrau von Orleans. Vgl.: „Das Mädchen von Orleans“. „Kassandra“. „Andreas Hofer“ (Mosen). „Alexander Ypsilanti auf Munkacs“ (W. Müller). 129. Die geschichtliche Jungfrau von Orleans. Hach Hobirk. - Im achten Jahresbericht über die höhere Lehranstalt in Rheydt, 1843. Johanna d’Arc war im Februar oder März des Jahres 1410 oder 1411 zu Dom Remy, einem Dorfe an der lothringischen Grenze, geboren. Ihre Eltern, Jacob v. Are und Isabelle Romee, waren ehrliche und ziem- lich wohlhabende Landleute, welche sich durch Frömmigkeit und Recht- schaffenheit, wie durch Einfachheit ihrer patriarchalischen Sitten auszeich- neten. Aus ihrer Ehe entsprossen fünf Kinder, drei Söhne und zwei Töchter, Jacob, Johann, Peter, Johanna, Katharina. Die Erziehung der Johanna war einfach, ihrem Stande angemessen: die Grundwahrheiten des Glaubens ihrer Väter, einige religiöse Übungen, Arbeiten, die ihrem Ge- schlechte und ihrem Stande anpassten, das sind die Kenntnisse, welche sie empfing. Feldarbeiten und das Hüten der Herde des Dorfes waren mit den kleinen Wallfahrten nach der Einsiedelei der Liebfrauen von Bermont und dem Besuche des Mai- oder Feenbaumes ihre liebsten Beschäftigungen. Dieser Baum, nahe bei dem Dorfe, eine majestätische Buche, nebst der in der Nähe sprudelnden Quelle galten seit alter Zeit für wunderbare Orte, wo einst die Feen ihr Wesen getrieben haben sollten, und spielten in den Zaubergeschichten der Gegend eine grosse Rolle. Früh schon bildete sich in Johanna eine beschaulich-religiöse Stimmung, sowie auch durch die Not des zerrissenen Vaterlandes und durch die Lage des ritter- lichen, aber schwer gedrückten Dauphins der lebhafteste Patriotismus in ihr geweckt wurde. — Um das Jahr 1423—24, wo die Partei Karls Vii. die Schlachten zu Crevant und Verneuil verlor, hatte sie, wie sie später in ihren Verhören aussagte, zum erstenmale Erscheinungen übernatürlicher Wesen. Der heil. Michael u. a. drangen in sie, nach Frankreich zu gehen und dem Könige zu helfen, die Belagerung von Orleans aufzuheben und den König zur Krönung nach Rheims zu führen.
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