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1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

2. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 221

1873 - Hildburghausen : Gadow
219 fanden den Tod in den Fluthen. Zn Tausenden wurden sie niedergeschossen. Eine ganze Heeresabtheilung, die den Nach- trab ausmachte, wurde von den Russen gefangen genommen; fast alles Geschütz und Gepäcke, auch noch 20,000 andere Gefangene fielen in ihre Hände. Doch das Meiste hatte Na- poleon schon selbst vernichten lassen. Beinahe alle deutschen Brüder fanden auf diesem Rückzüge ihren Untergang, und nie erfuhren ihre trostlosen Eltern, an welcher Stätte sie begraben liegen. Noch herber war den Vätern und Müttern ihr Verlust durch den Gedanken, daß ihre Söhne nicht für deutsche Freiheit und deutsche Ehre, sondern für die Ruhm- sucht des tyrannischen Verderbers ihres Vaterlandes ihr Leben geopfert hatten. Die traurigen Ueberreste des vernichteten Heeres zogen sich gegen Wilna. Acht Meilen von dieser Stadt bestieg Napoleon einen Schlitten und eilte über Dresden nach Paris zurück. Stolz und trotzig war er ausgezogen an der Spitze einer halben Million Menschen; einsam fliehend, still und mit Schmach bedeckt kam er zurück. Seine Entfernung war das Signal zur völligen Auflösung seines Heeres; Mar- schälle, Offiziere, Soldaten folgten dem Beispiele ihres Kai- sers. Jeder ging seinen eigenen Weg, Jeder suchte sich zu reiten, wie er konnte; keine Compagnie hielt mehr zusam- men; es war eine Heerde ohne Hirten. In dem kläglich- sten Zustande kamen die Meisten in Sachsen an. Viele Tau- sende unterlagen unterwegs ihren Leiden. 91. Preussens Erhebung im Jahr 1813. Als der Marschall Macdonald den Rückzug des Mos- kauer Heeres erfuhr, führte er die Armee, welche als linker Flügel desselben bis nach Riga vorgedrungen war, aus Liefland und Kurland nach Ostpreussen zurück. Den ansehnlichsten Theil desselben bildete das Preussische Corps von 20,000 Mann, welches unter derführung des Ge- nerals York mit Auszeichnung gefochten und mehrmals Dank und Lob von dem französischen Feldherrn geerntet, aber desto mehr Kränkungen und Verkürzungen von Sei- ten der französischen Verwaltungsbehörden erfahren hatte. Es war jetzt noch ungefähr 14,000 Mann stark, als es auf der Strasse nach Tilsit den Rückzug des Marschalls gegen eine weit überlegene russische Armee unter Witt- genstein decken sollte. Nachdem die Truppen vorher durch

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 43

1885 - Aachen : Barth
in welchem sie abstiegen, auf dem Tische einen gedruckten Aufruf zu Beiträgen für arme verwundete Soldaten. Die drei Frauen leerten sofort ihre vollen Börsen und eine gab noch ihren Ring, eine andere ihre Ohrringe dazu. Nnr Fräulein von Schmettern konnte wegen ihrer Armut nichts beisteuern. „Noch nie", sagte sie, „hat mich meine Armut so gedrückt wie jetzt. Ich habe weder Geld noch Geschmeide, und doch möchte ich so gerne auch etwas für mein Vaterland geben können!" Die Liebe macht erfinderisch, so auch hier. Sie ließ einen Friseur kommen, dem sie ihre Haarflechten für rünf Gulden verkaufte. Ein reicher Herr hatte hiervon gehört. Er kaufte die Flechten, ließ sie in Ringe und Bänder einfaffen und verkaufte diese zum Besten der Armee. Auf diese Weise wurden 1200 Thaler aus den Flechten des Fräuleins gelöst. Das schönste Vorbild der treuen Hingabe fürs Vaterland hatte die edle Königin Luise hinterlassen. Sie hatte nach der Demütigung Preußens durch den Frieden von Tilsit alle ihre Schätze und Kostbarkeiten dem Vaterlande geopfert. Aus Liebe zu ihm trug sie die große Schmach Preußens in Geduld. Die harten Ereigniffe brachen ihr jedoch schon früh ihr echt deutsches Herz. Einen schönen Satz, den sie zur Zeit der Prüfung in ihr Tagebuch niederschrieb, wollen wir uns merken: „Wer nie fein Brot mit Thränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte." Sie hatte nicht die Freude, den Tag der Wiedererhebung Preußens zu erleben, da sie schon am 19. Juli 1810 starb. Ihr Andenken begeisterte aber nicht allein die deutschen Frauen, sondern entflammte auch die Brust der Krieger zu mutigen und edlen Thaten. Zum Andenken an diese edle Frau stiftete der König am 3. August 1814 den Luisen-Orden, der als Ehrenzeichen solchen Frauen verliehen werden sollte, die sich besonders um das Vaterland verdient machen würden. Der Befreiungskrieg 1813—1815. Das erste Zusammentreffen mit Napoleon war ant 2. Mai 1813 bei Großgör schen. Die Franzosen siegten und gleich darauf bei Bautzen. Da sie aber auch harte Verluste erlitten, schlossen sie einen Waffenstillstand. Während dieser Zeit traten Österreich und Schweden zu den verbündeten Preußen und Russen. Drei Armeen wurden gebildet. Die Nordarmee bei Berlin kommandierte der schwedische Kronprinz, die schlesische der alte Blücher und die böhmische der österreichische Feldmarschall Schwarzenberg. Bei Großbeeren schlugen die Preußen unter Bülow am 23. August

4. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 42

1885 - Aachen : Barth
— 42 — des Heerwesens das Land kräftig und stark machten. Ausgezeichnete Männer, die mit großem Erfolge zum Segen unseres Vaterlandes arbeiteten, waren: der Minister von Stein, der Kanzler Harden-derg, ochctrnljoi )t, Gneisenan und Blücher. Sie Bereiteten im stillen das Land kriegstüchtig vor, um zu einem geeigneten Zeitpunkte zur Wiedereroberung der geraubten Freiheit schlagfertig zu sem. Ein solch günstiger Umstand sollte sich bald finden. Napoleon unternahm 1ü12 einen Feldzug gegen Rußland. Nach zwei blutigen schlachten drang er bis Moskau vor, um hier ein behagliches Winterquartier zu nehmen. Kaum aber in die Stadt eingezogen, brach au allen Enden derselben Feuer aus, das die Stadt vernichtete. Voll Hunger und zerlumpt war das Heer hier angekommen und mußte elend sofort den Rückzug antreten. Auf diesem kam es größtenteils durch Kälte, Hunger und Verfolgung um. Napoleon hatte bitter für feinen Übermut das Strafgericht Gottes erfahren müssen. Diese Niederlage des mächtigen Herrschers benutzte der preußische Geueral York und trat mit seinen Hilfstruppen zu den Russen über. König Friedrich Wilhelm schloß ein Bündnis mit den Russen und erklärte am 16. März Napoleon den Krieg. Nicht allein in Preußen, sondern in allen deutschen Landen wurden Jung und Alt von einer solchen Begeisterung ergriffen, wie bisher nie das deutsche Volk sie gezeigt hatte. Die Begeisterung verlieh Mut und Thatkraft. Freiwillige strömten in großen Scharen von allen Seiten herbei, selbst (kreise waren bereit, sroh mit in den Kamps zu ziehen. Die mutigste Schar war die Lützowsche, unter der auch der Dichter Theodor Körner focht. Neben der Linie wurde eine Landwehr und ein Landsturm gebildet. Unter dem Gesänge der herrlichen Vaterlands* lieber von Arndt, Körner und Schenkendorf zogen die Krieger mutvoll in den Kampf. Die deutschen Frauen zur Zeit der Befreiungskriege. Auch die deutschen Frauen wurden tief ergriffen und zu edlen Thaten fürs Vaterland entstammt. Es entstand ein „Frauen-verein zum Wohle des Vaterlandes", der mit rühriger Kraft für die ins Feld gezogenen Streiter daheim arbeitete. Die goldenen Trauringe wurden mit eisernen verwechselt, die die Inschrift trugen: »Gold gab ich für Eisen hin 1813." Unbeschreiblich viel wirkte der Verein für Verwundete, Arme, Kranke und Notleidende. In dieser Zeit der allgemeinen Begeisterung fuhren eines Tages drei adelige Frauen nach Berlin. In ihrer Gesellschaft war ein Fräulein von Schmettau. Die Damen fanden in dem Gasthause,

5. Für einjährigen Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 133

1869 - Hildburghausen : Nonne
Die Normannen in Unteritalien. 133 päischen Südens angezogen. Seit 1016 erschienen einzelne Normannen in Normannen Uuteritalien, um auf Seite der Longobarden gegen die Griechen zu fechten. lnumer- Bald kamen mehr Landsleute aus der Normandie nach und 1029 biliiete ttalienl01b‘ sich zu Aversaeine normännische Kolonie. Entschiedene Erfolge aber errangen die Einwanderer erst dann, als sie von einem Heldengeschlechte, den Söhnen des Grafen Tankred von Hauteville, angeführt wur- den. Drei dieser Söhne gelangten zuerst nach Unteritalien, und ernteten daselbst in einer Fehde Ehre und Geld. Darnach traten sie in die Dienste des griechischen Kaisers, welcher wider die Sarazanen zu Felde lag, und zeichneten sich auch hier durch Tapferkeit aus. Da man ihnen aber den gebührenden Antheil an der Beute vorenthielt, so beschlossen sie, sich selbst bezahlt zu machen. Sie setzten heimlich nach Kalabrien über, eroberten Melfi^) und von da noch mehrere Städte. Tankred's ältester Sohn, Wilhelm Eisen arm (so benannt, weil er in Sizilien den Fürsten Ar- kadius von Syrakus erlegt hatte) nannte sich bereits Graf von Apulien. Als der Ruf von seinem Glücke in die Heimat gelangte, kamen noch 7 seiner Brüder mit zahlreichem Gefolge herüber und halfen ihm sein Reich erweitern und befestigen. Alle Versuche der Longobarden und Griechen, die Ankömmlinge in offner Feldschlacht oder durch geheime Verschwörung zu vernichten, scheiterten an der Tapferkeit und Wachsamkeit der Normannen. Der Papst Leo Ix. stellte sich sogar in eigener Person an die Spitze eines longobardischen Heeres, ward aber geschlagen und gefangen genommen. Die Normannen sahen indeß in dem Besiegten nur den Statthalter Christi, Normanne» ließen ihn wieder frei und empfingen von ihm alles bereits erworbene ^hnöleule Land und das, was sie in Unteritalien und Sizilien erobern würden, als 'io53 Lehen (1053). 2. Robert Guiskard, der sechste von Tankred's Söhnen, durch Robert Kühnheit und Schlauheit ausgezeichnet, ward nach dem Tode seiner drei Guiskard ältesten Brüder von den Kriegern zum Anführer ausgerufen und eroberte t ^085. ganz Kalabrien. Papst Nikolaus Ii. bestätigte den Besitz der neuen Er- oberung, wofür sich Robert dem römischen Stuhle zu einem jährlichen Tri- Olav Schooßkönig, so genannt, weil ihm als Kind gehuldigt worden war, ums Jahr 1000 die Taufe an, allein das Hcidenthum behielt noch lange die Oberhand. — Norwegen hatte in früherer Zeit viele kleine Könige, deren Macht wurde jedoch durch Harald Schönhaar (860) gebrochen. Haralds Sohn (Hako der Gute), in England erzogen und bekehrt, suchte unter seinen Unterthanen das Christenthum einzuführen. Allein seine Bemühungen waren vergeblich. Erst Haralds Urenkel (Olav Trygväson) drang mn dem Bekehrungswerke durch. — Während Harald's Regierung entdeckten und bevölkerten unzufriedene Norweger das ferne Island (861). Von dort aus wurde dann (983) Grönland gefunden, und einige Schiffer sollen sogar bereits Amerika, das sie Winland oder Weinland nannten, erreicht haben. Auch den Russen gaben die Normannen Herrscher ihres Geschlechtes, in- dem die an der Ostsee wohnenden slavischen Stämme zur Schlichtung ihrer Streitig- keit im Jahre 862 drei Brüder aus dem schwedischen Stamme Nuß herbeiriefen und zu ihren Fürsten machten. Der eine von ihnen, Rurik, der in Nowgorod seinen Wohnsitz hatte, wurde nach dem Tode seiner beiden Brüder Alleinherrscher. Sein Urenkel war jener Wladimir der Große, der vom Dniepr bis zur Düna herrschte und 988 das Christenthum annahm. i) Aversa, Stadt einige Stunden nördlich von Neapel. — Melsi, Stadt an der apulischen Grenze, 36 Stunden südlich von Neapel.

6. Mittelalter - S. 66

1879 - Dillenburg : Seel
66 — warf er sich dem Kaiser zu Füßen und flehte um Gnade, Beisein aller Fürsten hielt dieser Gericht über den Ungehorsamen: me Herzogthümer blieben ihm genommen, nur seine brauufchweigw-lünebnrgischen Länder durfte er behalten. Heinrich mußte auf drei Jahre Deutschland verlassen; er verlebte diese Zeit der Verbannung bei seinem Schwiegervater, dem Könige von England. — So war Friedrich auch über diesen mächtigen Feind Sieger geblieben, und da jetzt alle Feinde bewältigt waren, so hielt der Kaiser ein großes Reichsfest zu Mainz (1184), auf welchem sich wieder einmal bte Herrlichkeit und das äußere Ansehen, welches Deutschland überall genoß, so recht zeigte. e. Friedrichs Kreuzzug. Plötzlich kam die Schreckensnachricht, daß Jerusalem von den Türken wieder erobert sei. Der egyptyche Sultan, von mehreren christlichen Rittern gereizt, zog gegen Jerusalem, schlug unterwegs ein Christenheer und besetzte nach diesem Siege Jerusalem ohne weiteren Kampf; alles, was an das Ehnsten-thnm erinnern konnte, ließ er beseitigen, doch die Einwohner behandelte er milde. Da beschloß Barbarossa, sein thatenreiches Leben noch durch einen Kreuzzug zu krönen; mit ihm verbanden sich zu gleichem Zwecke die Könige Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz von England, -^chdem Friedrich die Reichsregierung seinem Sohne Heinrich ^-übertragen hatte, stellte er sich 1189 zu Regensburg an die Spitze des 150 000 Mann starken Kreuzfahrer-Heeres. Wiewohl der griechische Kaiser Angelus seine Hülfe Zugesagt hatte, trat er doch dem Heere hindernd in den Weg; jedoch Friedrich wußte die Hindernisse zu beseitigen. Nach der Ueberwindung tn Adrianopel wurde das Heer nach Asten übergeführt, und kaum warman dort angekommen, da begannen auch ichon die Kampfe mit den Türken. Bei Jconinm kam es zu einer mehrlagigen Schlacht, welche durch des Kaisers Unerschrockenheit und durch di Tapferkeit seines Sohnes Friedrich (Herzog von Mwaben) gewonnen wurde; letzterer hatte während der Schlacht die Sturm genommen. Von hier gelangte das Heer nach Seient in der Landschaft Cilicien und mußte dal elbst über den Flutz Kalikadnns (jetzt Seleph) setzen. Der Fluß war von anhaltendem Regenwetter stark angeschwollen; da dem Km,er da- Brucke -schlagen zu lange dauerte, so sprengte er mtt fernem gferk m 1190 die tosenden Wellen, um schwimmend das Mutige Uftrzue. reichen. Aber die Wogen rissen ihn mit sich fort, und obwohl»

7. Neue und neueste Geschichte - S. 156

1880 - Dillenburg : Seel
— 156 — Punzen. Welche Freude! „Ach lieber Fritz, lieber Wilhelm! Seid ^hr da?" rief sie. Unter lautem Schluchzen eilten beide an das Bett der Mutter. — Die Todesstunde, die neunte des —ages, nahte heran. „Ach," seufzte die Königin, „mir hilft nichts mehr, als der Tod!" Der König faß an der einen Seite des Jettes, die Rechte der Kranken haltend; an der andern Seite faß die Schwester Friederike; die Aerzte und die ganze herzogliche Familie waren anwesend. Zehn Minuten vor neun Uhr kam wieder etn Krampfanfall. „Herr Jesu, Jesu! mach’ es kurz!" rief sie —- fünf Minuten später war der Kampf zu Ende. Der König, fast erdrückt von ungeheurem Schmerze, raffte sich auf, drückte feiner Luise die Augen zu und holte dann die beiden Prinzen an das Sterbebett. Diese sanken an der Leiche der geliebten Mutter nieder und benetzten ihre Hände mit heißen Thränen. Nicht nur Preußen, ganz Deutschland trauerte über den Tod der edlen Königin. Als der Sarg nach Berlin gebracht wurde, erschienen die meisten Berliner in Trauerkleidung. In Charlotten-burg erhielt Luise eine würdige Ruhestätte. Der Bildhauer Rauch schuf für das Mausoleum ein Marmorbild der schlafenden Königin, unvergleichlich in feiner Ausführung, da Dankbarkeit und Verehrung die Hand leiteten. — Noch heute ist die Königin Luise das Vorbild edler Frauen; noch heute wird sie gepriesen als die beste Mutter ihrer Kinder und des Vaterlandes und als die beste Gattin eines Mannes. c. Abfall des Generals Hork. Napoleon hatte der Welt verschwiegen, welches Schicksal die ungeheure Armee in Rußland gehabt hatte; um so gewaltiger war der Eindruck, als es endlich bekannt wurde. Hier und da erhoben sich Stimmen, daß jetzt oder nie Gelegenheit fei, das verhaßte Joch abzuwerfen. Friedrich Wilhelm erkannte das wohl, aber er allein durfte nicht wagen, Ktieg zu beginnen: er wäre von der llebermacht Napoleons erdrückt worden; Oestreich war durch Verwandtschaft an Napoleon gefeffelt und hatte noch keine Luft zum Kriege; und Rußland? welchen Werth hatte Rußlands Freundschaft, nach dem Jahre 1807 bemessen? So überlegte der König lange Zeit; da traf ihn die Nachricht von dem Abfalle des Generals von Iork vom französischen Heere. Iork hatte das preußische Hülfsheer nach Rußland befehligt; auf dem Rückzüge war er mit feinen Truppen der letzte und hatte die Nachhut zu decken. Seine Ehre forderte fein Ein-stehen für die Franzosen; feine Liebe zum Vaterland wollte das

8. Neue und neueste Geschichte - S. 181

1880 - Dillenburg : Seel
— 181 — lingsalter machte die Schwäche einer danerhaften Gesundheit und Kraft Platz. Auch er wurde Don der Mutter zu ernster Frömmigkeit, zu herzlicher Menschenliebe und zu sittlicher Tüchtigkeit erzogen; wie sein Charakter sich schon frühe zeigte und entwickelte, beweist ein Brief der Königin an ihren Valer, in welchem sie schrieb: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht alles trügt, wie sein Vater einfach, bieder und verständig." Die erste Ausbildung des Prinzen war dem Geheimerath Delbrück anvertraut, der sich seiner Aufgabe mit großer Gewissenhaftigkeit unterzog und dafür auch warmen Dank der Eltern und der beiden Prinzen erntete. Seit 1810 erhielt Prinz Wilhelm den Unterricht des Cadettenlehrers (späteren Generals) v. Reiche; auch dieser rühmt den Prinzen, indem ermessen Ordnungsliebe, praktischen Verstand und seinen ernsten, gesetzten Charakter hervorhebt. Die Eindrücke der schweren Zeiten wirkten ans den Prinzen Wilhelm ebenso nachhaltig, wie aus den älteren Kronprinzen; er floh mit seinen Eltern und Geschwistern nach Königsberg und später nach Memel. Wie tief und lebhaft er damals die Eindrücke des Ernstes der Zeit in sich ausgenommen, wie sehr er den Schmerz der tiefgebeugten Eltern nachgefühlt hat, das alles hat er schon oft ausgesprochen und bethätigt. Am Neujahrstag 1807 erhielt er, da er in den militärischen Uebungen schon fest war und sehr große Freude an allem hatte, was sich auf das Heerwesen bezog, die Ofsicieruniform. Als die Wendung des Jahres 1812 eintrat, war Prinz Wilhelm in sehr gedrückter Stimmung; aber bald theilte er die ganze Begeisterung des preußischen Volkes; 1813 begleitete er seinen Vater nach Breslau, durfte aber nicht, .so sehnlich er es auch wünschte, mit am Feldzuge Theil nehmen, da der Vater ihn für zu schwach hielt. Erst nach der Schlacht bei Leipzig erhielt er die Erlaubnis, mit in's Feld zu rücken, und nachdem er das Schlachtfeld bei Leipzig besichtigt hatte, eilte er zu dem Heere und überschritt mit dem Blücher'schen Corps in der Neujahrsnacht 1814 den Rhein. Bei dieser Gelegenheit lernte Priu^ Wilhelm zum erstenmale den Ernst eines Gefechtes kennen. Seine erste Probe persönlichen Muthes legte er in der Schlacht bei Bar für Aube ab, wo er im dichtesten Kugelregen einen Auftrag des Königs mit größter Kaltblütigkeit ausführte. Vorläufig schwieg der König über dieses heldeniuüthige Verhalten des Sohnes, nachher aber belohnte er ihn dafür durch Verleihung des eisernen Kreuzes. An den Kämpfen vor Paris nahm er ebenfalls Theil und zog am 31. März 1814 auch mit in Paris ein.

9. Neue und neueste Geschichte - S. 158

1880 - Dillenburg : Seel
— 158 — Hörsäle der Universitäten wurden leer; der Handwerker verließ seine Werkstatt, der Landmann seinen Pflug, der Kaufmann sein Geschäft, der Studirende seine Bücher; alle eilten an die Sammelorte; Mütter schickten ihre Söhne, Bräute ihre Verlobten fort zum Freiheitskriege; wer als unbrauchbar zurückgeschickt wurde, trauerte; gar manche Jungfrau hat sich in Männerkleidern dem Zuge angeschlossen und in der Schlacht tapfer mitgekämpft. Die Daheimbleibenden waren unermüdlich im Geben und Sammeln von Beiträgen und Hülfsmitteln für Gesunde und Kranke in der Armee. Wahrhaft rührend und entzückend sind die Erzählungen über die Opferwilligkeit des preußischen Volkes. Dabei war überall ein ernster Sinn, ein heiteres Gottvertrauen zu finden; jenes wüste, wilde Leben, das so oft der Begleiter kriegerischer Ereignisse ist, hätte man vergebens gesucht. Die Herzen waren emporgehoben in der gemeinsamen Liebe zum Vaterlande; die heilige Begeisterung duldete keine Ausschweifung und Wildheit; alles Niedrige und Gemeine war abgeschüttelt und vergessen. 1813 d. Bis zur Schlacht bei Leipzig. Die russischen Truppen befanden sich bereits auf dem Vormärsche, so daß die Franzosen die preußischen Lande verlassen mußten und Friedrich Wilhelm am 24. März wieder in Berlin einziehen konnte. Nach der Vereinigung des russischen und preußischen Heeres erhielt Blücher den Oberbesehl über ein preußisches Heer in Schlesien; der russische General Graf Wittgenstein kommandirte die vereinigten Russen und Preußen in der Mark. Gebhard Lebrecht von Blücher stammte aus einer Adelsfamilie in Pommern und war 1742 geboren. Zur Zeit Friedrichs d. Gr. trat er in das preußische Heer und kämpfte im siebenjährigen Kriege mit. Ais er sich von Friedrich einiger ungestümer Streiche wegen zurückgesetzt sah, forderte er trotzig seinen Abschied, welchen ihm der alte Fritz mit den Worten gewährte: „Der Rittmeister von Blücher mag sich zum Teufel s(Heeren!" Später trat er wieder in das Heer ein und kämpfte 1806 tapfer mit; weil er sich einige unvorsichtige Aeußerungen über Napoleon erlaubt hatte, muhte er 1812 wieder austreten. Glühende Liebe zum Vaterlande trieb ihn 1813 wieder Diücher. in die Reihen der Freiheitskämpfer.

10. Schiller-Lesebuch - S. 185

1883 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
185 nicht wohl zu Mute war, nun da man schon im voraus dagegen pro- testiert, ist es in doppelter Betrachtung nicht rätlich. Mögen Sie mir vielleicht den 5. Akt mitteilen und mich diesen Morgen nach 10 Uhr besuchen? damit wir die Sache besprechen könnten. Brief Goethes an Schiller vom 15. Juni 1800. Man'hatte alle Ursache, mit der Ausführung sehr zufrieden zu sein, so wie das Stück mich ausserordentlich erfreut hat. Iii. Die Jungfrau von Orleans. Vgl.: „Das Mädchen von Orleans“. „Kassandra“. „Andreas Hofer“ (Mosen). „Alexander Ypsilanti auf Munkacs“ (W. Müller). 129. Die geschichtliche Jungfrau von Orleans. Hach Hobirk. - Im achten Jahresbericht über die höhere Lehranstalt in Rheydt, 1843. Johanna d’Arc war im Februar oder März des Jahres 1410 oder 1411 zu Dom Remy, einem Dorfe an der lothringischen Grenze, geboren. Ihre Eltern, Jacob v. Are und Isabelle Romee, waren ehrliche und ziem- lich wohlhabende Landleute, welche sich durch Frömmigkeit und Recht- schaffenheit, wie durch Einfachheit ihrer patriarchalischen Sitten auszeich- neten. Aus ihrer Ehe entsprossen fünf Kinder, drei Söhne und zwei Töchter, Jacob, Johann, Peter, Johanna, Katharina. Die Erziehung der Johanna war einfach, ihrem Stande angemessen: die Grundwahrheiten des Glaubens ihrer Väter, einige religiöse Übungen, Arbeiten, die ihrem Ge- schlechte und ihrem Stande anpassten, das sind die Kenntnisse, welche sie empfing. Feldarbeiten und das Hüten der Herde des Dorfes waren mit den kleinen Wallfahrten nach der Einsiedelei der Liebfrauen von Bermont und dem Besuche des Mai- oder Feenbaumes ihre liebsten Beschäftigungen. Dieser Baum, nahe bei dem Dorfe, eine majestätische Buche, nebst der in der Nähe sprudelnden Quelle galten seit alter Zeit für wunderbare Orte, wo einst die Feen ihr Wesen getrieben haben sollten, und spielten in den Zaubergeschichten der Gegend eine grosse Rolle. Früh schon bildete sich in Johanna eine beschaulich-religiöse Stimmung, sowie auch durch die Not des zerrissenen Vaterlandes und durch die Lage des ritter- lichen, aber schwer gedrückten Dauphins der lebhafteste Patriotismus in ihr geweckt wurde. — Um das Jahr 1423—24, wo die Partei Karls Vii. die Schlachten zu Crevant und Verneuil verlor, hatte sie, wie sie später in ihren Verhören aussagte, zum erstenmale Erscheinungen übernatürlicher Wesen. Der heil. Michael u. a. drangen in sie, nach Frankreich zu gehen und dem Könige zu helfen, die Belagerung von Orleans aufzuheben und den König zur Krönung nach Rheims zu führen.
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