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1. Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen - S. 328

1887 - Langensalza : Beyer
328 Neunter Abschnitt. Vom Tode Friedrich's d. Gr. bis zum Ende der Befreiungskriege. Vater bn, führe mich! Führ' mich zum Stege, führ mich zum Todei Herr, ich erkenne deine Gebotei f?err, wie du willst, so führe mich! Gott, ich erkenne dich! Gott, ich erkenne dich! So im herbstlichen Rauschen der Blätter, Als im Schlachtendonnerwetter, Urquell der Gnade, erkenn' ich dich. Vater du, segne mich! Vater du, segne mich! In deine Hand befehl ich mein Leben, Du kannst es nehmen, du hast es gegeben; Zum Leben, zum Sterben segne mich!° Väter, ich preise dich! Vater, ich preise dich! 's ist ja kein Kampf für die Güter der (Erde; Das Heiligste schützen wir mit dem Schwerte: Drum fallend und siegend preis' ich dich. Gott, dir ergeb' ich mich! Gott, dir ergeb' ich mich! wenn mich die Donner des Todes begrüßen, wenn meine Adern geöffnet stießen, Dir, mein Gott, dir ergeb' ich mich! Vater, ich rufe dich! Anmerkung: An dieser Stelle mögen einige Mitteilungen über Theodor Körner, den Sänger des Freiheitskrieges, gegeben werden: Theodor Körner, ein edler begabter Jüngling, hatte seine glänzende und ehrenvolle Stellung als Hoftheaterdichter in Wien aufgegeben und sich von seiner geliebten Braut Toni Adamberger losgerissen, um sich in die Reihen der Freiheitskämpfer zu stellen. Am 19. März 1813 trat er bei dem Lützow'scheu Freicorps als Freiwilliger ein. Dasselbe stand bis zur vollständigen Ausrüstung in dem schlesischen Städtchen Zobten und in dem benachbarten Dorfe Rogan. Hier wurde es am Sonntag den 28. März vor seinem Ausrücken in der Kirche feierlichst eingesegnet. Zu dieser Weihe hatte Körner das schöne Gedicht: „Wir treten hier jm Gotteshaus mit frommem Mut zusammen rc." (s. § 72 C 2), gedichtet. Es wurde nach der Melodie „Ich will von meiner Missethat zum Herren mich bekehren" gesungen. — Bei Abschluß des Waffenstillstandes wurde festgesetzt, daß bis zum 15. Juni alle Preußischen und russischen Heeresteile östlich von der Elbe sein sollten. Die Lützower hatten es unterlassen, rechtzeitig dieser Bestimmung nachzukommen, und wurden am 17. Juni von einer überlegenen feindlichen Schar bei Kitzen (zwei Meilen westlich von Leipzig, nicht weit von dem Schlachtfelde Gr.-Görschen) überfallen. Dreihundert Mann wurden dabei niedergehauen, oder gefangen genommen. Auch Körner wurde hier durch drei Säbelhiebe schwer verwundet. Es gelang ihm aber, sich glücklich zu retten und über die Elbe 'zu entkommen. Nach dem Waffenstillstände eilte er nach erfolgter Genesung wieder zu seinem Corps. Dasselbe wurde jetzt der Nordarmee zugeteilt und stand nörd-

2. Neue und neueste Geschichte - S. 156

1880 - Dillenburg : Seel
— 156 — Punzen. Welche Freude! „Ach lieber Fritz, lieber Wilhelm! Seid ^hr da?" rief sie. Unter lautem Schluchzen eilten beide an das Bett der Mutter. — Die Todesstunde, die neunte des —ages, nahte heran. „Ach," seufzte die Königin, „mir hilft nichts mehr, als der Tod!" Der König faß an der einen Seite des Jettes, die Rechte der Kranken haltend; an der andern Seite faß die Schwester Friederike; die Aerzte und die ganze herzogliche Familie waren anwesend. Zehn Minuten vor neun Uhr kam wieder etn Krampfanfall. „Herr Jesu, Jesu! mach’ es kurz!" rief sie —- fünf Minuten später war der Kampf zu Ende. Der König, fast erdrückt von ungeheurem Schmerze, raffte sich auf, drückte feiner Luise die Augen zu und holte dann die beiden Prinzen an das Sterbebett. Diese sanken an der Leiche der geliebten Mutter nieder und benetzten ihre Hände mit heißen Thränen. Nicht nur Preußen, ganz Deutschland trauerte über den Tod der edlen Königin. Als der Sarg nach Berlin gebracht wurde, erschienen die meisten Berliner in Trauerkleidung. In Charlotten-burg erhielt Luise eine würdige Ruhestätte. Der Bildhauer Rauch schuf für das Mausoleum ein Marmorbild der schlafenden Königin, unvergleichlich in feiner Ausführung, da Dankbarkeit und Verehrung die Hand leiteten. — Noch heute ist die Königin Luise das Vorbild edler Frauen; noch heute wird sie gepriesen als die beste Mutter ihrer Kinder und des Vaterlandes und als die beste Gattin eines Mannes. c. Abfall des Generals Hork. Napoleon hatte der Welt verschwiegen, welches Schicksal die ungeheure Armee in Rußland gehabt hatte; um so gewaltiger war der Eindruck, als es endlich bekannt wurde. Hier und da erhoben sich Stimmen, daß jetzt oder nie Gelegenheit fei, das verhaßte Joch abzuwerfen. Friedrich Wilhelm erkannte das wohl, aber er allein durfte nicht wagen, Ktieg zu beginnen: er wäre von der llebermacht Napoleons erdrückt worden; Oestreich war durch Verwandtschaft an Napoleon gefeffelt und hatte noch keine Luft zum Kriege; und Rußland? welchen Werth hatte Rußlands Freundschaft, nach dem Jahre 1807 bemessen? So überlegte der König lange Zeit; da traf ihn die Nachricht von dem Abfalle des Generals von Iork vom französischen Heere. Iork hatte das preußische Hülfsheer nach Rußland befehligt; auf dem Rückzüge war er mit feinen Truppen der letzte und hatte die Nachhut zu decken. Seine Ehre forderte fein Ein-stehen für die Franzosen; feine Liebe zum Vaterland wollte das

3. Neue und neueste Geschichte - S. 181

1880 - Dillenburg : Seel
— 181 — lingsalter machte die Schwäche einer danerhaften Gesundheit und Kraft Platz. Auch er wurde Don der Mutter zu ernster Frömmigkeit, zu herzlicher Menschenliebe und zu sittlicher Tüchtigkeit erzogen; wie sein Charakter sich schon frühe zeigte und entwickelte, beweist ein Brief der Königin an ihren Valer, in welchem sie schrieb: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht alles trügt, wie sein Vater einfach, bieder und verständig." Die erste Ausbildung des Prinzen war dem Geheimerath Delbrück anvertraut, der sich seiner Aufgabe mit großer Gewissenhaftigkeit unterzog und dafür auch warmen Dank der Eltern und der beiden Prinzen erntete. Seit 1810 erhielt Prinz Wilhelm den Unterricht des Cadettenlehrers (späteren Generals) v. Reiche; auch dieser rühmt den Prinzen, indem ermessen Ordnungsliebe, praktischen Verstand und seinen ernsten, gesetzten Charakter hervorhebt. Die Eindrücke der schweren Zeiten wirkten ans den Prinzen Wilhelm ebenso nachhaltig, wie aus den älteren Kronprinzen; er floh mit seinen Eltern und Geschwistern nach Königsberg und später nach Memel. Wie tief und lebhaft er damals die Eindrücke des Ernstes der Zeit in sich ausgenommen, wie sehr er den Schmerz der tiefgebeugten Eltern nachgefühlt hat, das alles hat er schon oft ausgesprochen und bethätigt. Am Neujahrstag 1807 erhielt er, da er in den militärischen Uebungen schon fest war und sehr große Freude an allem hatte, was sich auf das Heerwesen bezog, die Ofsicieruniform. Als die Wendung des Jahres 1812 eintrat, war Prinz Wilhelm in sehr gedrückter Stimmung; aber bald theilte er die ganze Begeisterung des preußischen Volkes; 1813 begleitete er seinen Vater nach Breslau, durfte aber nicht, .so sehnlich er es auch wünschte, mit am Feldzuge Theil nehmen, da der Vater ihn für zu schwach hielt. Erst nach der Schlacht bei Leipzig erhielt er die Erlaubnis, mit in's Feld zu rücken, und nachdem er das Schlachtfeld bei Leipzig besichtigt hatte, eilte er zu dem Heere und überschritt mit dem Blücher'schen Corps in der Neujahrsnacht 1814 den Rhein. Bei dieser Gelegenheit lernte Priu^ Wilhelm zum erstenmale den Ernst eines Gefechtes kennen. Seine erste Probe persönlichen Muthes legte er in der Schlacht bei Bar für Aube ab, wo er im dichtesten Kugelregen einen Auftrag des Königs mit größter Kaltblütigkeit ausführte. Vorläufig schwieg der König über dieses heldeniuüthige Verhalten des Sohnes, nachher aber belohnte er ihn dafür durch Verleihung des eisernen Kreuzes. An den Kämpfen vor Paris nahm er ebenfalls Theil und zog am 31. März 1814 auch mit in Paris ein.

4. Neue und neueste Geschichte - S. 158

1880 - Dillenburg : Seel
— 158 — Hörsäle der Universitäten wurden leer; der Handwerker verließ seine Werkstatt, der Landmann seinen Pflug, der Kaufmann sein Geschäft, der Studirende seine Bücher; alle eilten an die Sammelorte; Mütter schickten ihre Söhne, Bräute ihre Verlobten fort zum Freiheitskriege; wer als unbrauchbar zurückgeschickt wurde, trauerte; gar manche Jungfrau hat sich in Männerkleidern dem Zuge angeschlossen und in der Schlacht tapfer mitgekämpft. Die Daheimbleibenden waren unermüdlich im Geben und Sammeln von Beiträgen und Hülfsmitteln für Gesunde und Kranke in der Armee. Wahrhaft rührend und entzückend sind die Erzählungen über die Opferwilligkeit des preußischen Volkes. Dabei war überall ein ernster Sinn, ein heiteres Gottvertrauen zu finden; jenes wüste, wilde Leben, das so oft der Begleiter kriegerischer Ereignisse ist, hätte man vergebens gesucht. Die Herzen waren emporgehoben in der gemeinsamen Liebe zum Vaterlande; die heilige Begeisterung duldete keine Ausschweifung und Wildheit; alles Niedrige und Gemeine war abgeschüttelt und vergessen. 1813 d. Bis zur Schlacht bei Leipzig. Die russischen Truppen befanden sich bereits auf dem Vormärsche, so daß die Franzosen die preußischen Lande verlassen mußten und Friedrich Wilhelm am 24. März wieder in Berlin einziehen konnte. Nach der Vereinigung des russischen und preußischen Heeres erhielt Blücher den Oberbesehl über ein preußisches Heer in Schlesien; der russische General Graf Wittgenstein kommandirte die vereinigten Russen und Preußen in der Mark. Gebhard Lebrecht von Blücher stammte aus einer Adelsfamilie in Pommern und war 1742 geboren. Zur Zeit Friedrichs d. Gr. trat er in das preußische Heer und kämpfte im siebenjährigen Kriege mit. Ais er sich von Friedrich einiger ungestümer Streiche wegen zurückgesetzt sah, forderte er trotzig seinen Abschied, welchen ihm der alte Fritz mit den Worten gewährte: „Der Rittmeister von Blücher mag sich zum Teufel s(Heeren!" Später trat er wieder in das Heer ein und kämpfte 1806 tapfer mit; weil er sich einige unvorsichtige Aeußerungen über Napoleon erlaubt hatte, muhte er 1812 wieder austreten. Glühende Liebe zum Vaterlande trieb ihn 1813 wieder Diücher. in die Reihen der Freiheitskämpfer.

5. Der siebentägige Krieg des Jahres 1866, sein Ursprung, sein Verlauf und seine Früchte - S. 13

1868 - Langensalza : Greßler
13 Händen der Preußen, mit Ausnahme der Festung Königstein, deren Besitznahme weiter keine Bedeutung hatte, obgleich von derselben aus späterhin die Transporte der Verwundeten sehr belästigt wurden. Die Vortheile, welche Preußen durch dies schnelle Vor- gehen gegen Sachsen erreichte, waren: 1) Der weite Bogen, in welchem bisher beide Armeen sich aufgestellt hatten, war um ein Bedeutendes verkürzt; 2) die nördlichen böhmischen Gebirgspässe konnten besetzt werden und dadurch der Feind entweder in seinem Vordringen aufgehalten, oder auf ihn ein- gedrungen werden; 3) Sachsen war genöthigt, einen großen Theil der preußischen Krieger zu erhalten — wobei man jedoch stets die größte Milde und Rücksicht gegen dastelbe walten ließ — und 4) Preußens Gegnern war gezeigt, was sie vom österreichischen Bundesschutz, auf den sie sich so fest verließen, zu halten hatten. b) Besetzung Hannovers. Gleichzeitig, als zwei preußische Armeen in Sachsen einrückten, sollte General v. Fal- ckenstein mit der ihm zugehörigen Division Goeben von Minden aus und General v. Manteusfel von Holstein aus in Hannover einrücken, um dasselbe zu besetzen. Bevor wir jedoch zur Thätig- keit dieser Truppen übergehen, können wir es uns nicht versagen, erst ihre hauptsächlichsten Führer etwas näher kennen zu lernen. General Woget v. Jatckenstein. Derselbe ward 1797 in Schlesien geboren und verlor seinen Vater, welcher als Major die Belagerung der Festung Cosel mitgemacht hatte, sehr früh. Da des Jünglings Mutter mittellos war, so wollte sein Onkel, der damalige Fürstbischof von Breslau, für ihn sorgen, wenn er sich dem geistlichen Stande widme. Hierzu bezeigte aber der junge Falckenstein keine Lust, und als 1813 die Erhebung Preußens gegen die schmachvolle Herrschaft der Franzosen begann, durchzuckte auch ihn eine brennende Begier, an dem heiligen Kampfe für König

6. Der siebentägige Krieg des Jahres 1866, sein Ursprung, sein Verlauf und seine Früchte - S. 14

1868 - Langensalza : Greßler
14 und Vaterland Theil zu nehmen. Kein Bitten und Flehen seiner Mutter, keine Vorstellungen seiner Verwandten halfen, ihn davon abzuhalten, und so meldete er sich hintereinander bei drei verschiedenen Regimentern zum Eintritt als Freiwilliger. Ueberall aber wies man ihn zurück, weil er zu schwach sei, und ein Oberst richtete sogar die Frage an ihn, ob er noch Einen mitbringe, der für ihn Waffen und Gepäck tragen könne. Bitter hierüber verletzt und vor Wuth weinend, begab sich der l 6jährige Jüngling nach Hause, und seine Mutter war hoch erfreut darüber. Da mit einem Male fällt ihm ein Freund seines verstorbenen Vaters, der Oberst von Klüx, ein, der bei dessen Begräbniß zugegen gewesen war und tröstende Worte zu ihm gesprochen hatte. Eiligst begiebt er sich daher zu ihm und trägt ihm seinen Wunsch vor, und der Oberst geht nicht nur theilnehmend darauf ein, sondern verspricht ihm auch seinen Beistand. Hoch erfreut kehrt der Jüngling nach Hause zurück und erzählt das Geschehene seiner Mutter. Diese aber ist untröstlich darüber und weiß kein anderes Mittel, ihren Sohn vom Eintritt ins Militair zurückzuhalten, als daß sie ihn ein- sperrt. Aber was hat derselbe zu thun? Er klettert zum Fenster hinaus und eilt wieder zum Oberst. Dieser nun hän- digt ihm 25 Thlr. zu seiner Equipirung ein und weist ihn an, sich nach Jauer, wo sein Bataillon stand, zu begeben und dort seiner zu harren, v. Falckenstein thut's. Wer aber beschreibt seinen Schmerz, als ihn der Hauptmann hier mit den kurzen Worten abfertigt: „Viel zu schwach — kann Sie nicht gebrau- chen — können wieder nach Hause gehen!" — Bald darauf kommt der Oberst selbst nach Jauer. Sofort reiht sich der Jüngling unbemerkt ins aufgestellte Bataillon ein, und indem er hört, daß der Oberst nach ihm fragt, springt er entzückt hervor und ruft: „Hier!^ Freundlich begrüßt ihn nun der Oberst und fordert die Offiziere auf, mit dem jungen Menschen, der gewiß vor dem Feinde seine Schuldigkeit thun werde, auf den Märschen Nachsicht zu haben. — So war denn v. Falcken-

7. Von der Französischen Revolution bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts - S. 54

1912 - Langensalza : Beltz
54 Napoleon I., Kaiser der Franzosen. Vielleicht haben sich die Dinge auch anders entwickelt. Vielleicht hat sich der Feldherr die oberste Gewalt selber angeeignet, wie es einst die Männer der Schreckensherrschaft getan hatten! Welche Fragen müssen wir also beantworten? Wie wurde aus der Republik ein Kaiserreich? Wie hieß der Feldherr, welcher Kaiser der Franzosen wurde? Hat er dein französischen Volke die ersehnte Ruhe und Ordnung gebracht? Ii. Darbietung. Wie wurde aus d er Republik ein Kaiserreich? Ihr habt richtig vem.utet: die Direktoren, die nach der Herrschaft des Pöbels die Regierungsgewalt in Frankreich innehatten, vermochten dem Volke den ersehnten Frieden auch nicht zu bringen. In immer weiteren Schichten der Bevölkerung wurde der Wunsch nach Wiederkehr besserer Zeiten rege. Noch immer währte der Kampf mit dem Auslande. In ihm tat sich unter den französischen Feldherren einer hervor, der durch seine Erfolge alle überragte. Es war Napoleon Bonaparte. Er machte sich zum Kaiser der Franzosen. Wer war Napoleon, und w i e ging eszu, daß er sich so schnell zur kaiserlichen Machtstellung emporschwingen konnte? 1. Napoleon Bonaparte war der Sohn eines schlichten Advokaten. Er war auf der Insel Korsika geboren, die von den Franzosen unterworfen worden war. Schon als Kind zeigte er große Neigung zum Soldatenberuf und zum Kriegshandwerk. Seine liebsten Spielsachen waren ihm Gewehre und Kanonen. Wenn er mit seinen Altersgenossen Soldat spielte, so war er immer der Anführer. Sein heißester Wunsch war, ein tüchtiger Soldat und Feldherr zu werden. Als er zehn Jahre alt war, brachte ihn der Vater auf eine Kriegsschule (Brienne) nach Frankreich. Napoleon hatte hier durch Vermittlung des Statthalters auf Korsika eine Freistelle bekommen: sein Vater lebte in bescheidenen Verhältnissen. Bei seinen Mitschülern hatte er anfangs einen schweren Stand. Er war der französischen Sprache nicht mächtig und wurde deshalb von jenen als ein Fremdling, als Angehöriger eines unterworfenen Volkes angesehen. So stand der junge Korse zunächst ganz einsam da. Er war unverträglich, trotzig und verschlossen; an niemand schloß er sich an. Als er die Schwierigkeiten der fremden Sprache überwunden hatte, wurde er bald der beste unter allen Schülern. Am liebsten und eifrigsten studierte er Geschichte. Er vertiefte sich besonders gern in die Geschichte großer Kriegshelden und Kaiser und nahm sich vor, dereinst ein Held zu werden wie Karl der Große. Er hatte keinen Freund weder unter seinen Kameraden, noch unter seinen Lehrern. Wohl erkannten diese seine Begabung und seine raschen Fortschritte in den Kenntnissen, die seiner Neigung entsprachen, an, tadelten aber auch seine Unwissenheit in anderen Fächern, besonders jedoch seine Hinterlist, Selbstsucht und unbeugsame Hartnäckigkeit. Schon damals sagte einer seiner Lehrer von ihm: „Ein Korse von Geburt und Charakter, ist er gleich tapfer, roh und rachsüchtig. Er wird es weit

8. Quellenlesebuch für den Geschichtsunterricht - S. 103

1895 - Langensalza : Beyer
125. Gneisenaus Abschiedsschreiben rc. — 127. Nach b. Schlacht b. Pr.-Eylau. 103 sind aber nicht über die Oder gekommen, weil wir 3 Tagemärsche zurück waren. Diesen Bries endige ich in Lübeck; ich fing ihn an in Gadebnsch . . . Adien, mein bester Sohn. v. Scharnhorst. (Klippel, Das Leben des Generals von Scharnhorst.) 125. Gneisenaus Abschiedsschreiben an die Kolberger Bürgerschaft. Meine Herren Vertreter der vaterlandsliebenden Bürgerschaft zu Kolberg! Da ich auf unseres Königs Befehl mich eine Zeitlang von dem mir so lieb gewordenen Kolberg trenne, so trage ich Ihnen, meine Herren Vertreter, auf, den hiesigen Bürgern mein Lebewohl zu sagen. Sagen Sie denselben, daß ich ihnen sehr dankbar bin für das Vertrauen, das sie mir von meinem ersten Eintritt in die hiesige Festung ait geschenkt haben. Ich mußte manche harte Verfügung treffen, manchen hart anlassen, —- dies gehörte zu den traurigen Pflichten meines Postens. Dennoch wurde dies Vertrauen nicht geschwächt. Viele dieser wackern Bürger haben uns freiwillig ihre Ersparnisse dargebracht; und ohne' diese Hilfe wären wir in bedeutender Not gewesen. Viele haben sich durch Unterstützung unserer Kranken und Verwundeten hoch verdient gemacht. Diese schönen Erinnerungen von Kolberger Mut, Vaterlandsliebe, Wohlthätigkeit und Aufopferung werden mich ewig begleiten. Ich scheide mit gerührtem Herzen von hier. Meine Wünsche und Bemühungen werden immer rege für eine Stadl sein, wo noch Tugenden wohnen, die anderwärts seltener geworden sind. Vererben Sie dieselben auf Ihre Nachkommenschaft. Dies ist das schönste Vermächtnis, das Sie ihnen geben können. Leben Sie wohl und erinnern sich mit Wohlgefallen Ihres treu ergebenen Kommandanten N. v. Gneifenau. (Nettelbeck, Eine Lebensbeschreibung, von ihm selbst aufgezeichnet.) 126. Die Flncht der Königlichen Familie (1807). Der Arzt Hufeland berichtet in seinem Tagebuche: So wurde die Königin den 5. Januar 1807 bei der heftigsten Kälte, bei dem fürchterlichsten Sturm und Schneegestöber in den Wagen getragen und zwanzig Meilen weit über die Kitrische Nehrung nach Memel gebracht. Wir brachten drei Tage und drei Nächte, die Tage teils in den Sturmwellen des Meeres, teils im Eise fahrend, die Nacht in den elendesten Nachtquartieren zu. Die erste Nacht lag die Königin in einer Stube, wo die Fenster zerbrochen waren, und der (Schitee auf ihr Bett geweht wurde, ohne erquik-i'etiide Nahrung. So hat noch keine Königin die Not empfunden. Ich dabei in der beständigen ängstlichen Besorgnis, daß sie ein Schlagfluß treffen möchte, llitd dennoch erhielt sie ihren Mut, ihr himmlisches Vertrauen auf Gott aufrecht, und er belebte uns alle. (Göschen, Deutsche Klinik, Bd. Xv.) 127. Nach der Schlacht bei Prentzisch-Eylau (8. Februar 1807). Scharnhorst schrieb nach der Schlacht: Die Verwüstung des Landes ist mir schrecklicher als der Krieg selbst. Ganze Strecken von zwöls bis fünfzehn Meilen find verwüstet. Niemand,

9. Quellenlesebuch für den Geschichtsunterricht - S. 107

1895 - Langensalza : Beyer
131. Preußen nach dem Tilsiter Frieden. 132. Ein Brief der Königin Luise rc. 107 131 Preußen nach dem Tilsiter Frieden (1807). Aus einem Briefe Yorks: Seit dem 27. September bin ich hier (in Elbing) als Bevollmächtigter, um mit dem Marschall Soult über einige Mißverständnisse in dem Friedensvertrage zu unterhandeln, die Militär- und Handelsstraße durch Schlesien festzusetzen, die neuen Grenzen zu berichtigen und die Räumung des Landes zu beschleunigen. Mein erstes staatsmäuuisches Probestück wird sehr schlecht ausfallen; denn wo alles der Macht untergeordnet ist, da sind Vernunftgründe und Gesetze von Recht und Billigkeit eitle Worte. Bester Major, wie unglücklich sind wir! Noch ist es kein Jahr, da standen wir in vollem Stolz auf der großen Schaubühne mit der Wagschale von Europa in der Hand. Heute bitten wir um Erfüllung eines Friedens, den ein übermütiger Sieger ohnehin noch hohnlachend mit Füßen tritt; und dennoch, wer steht heute die Grenze des uns bevorstehenden Unglücks? Unsere Lage ist wahrhaft Der-zweisluugsvoll. Die französische Armee steht immer noch an der Passarge und preßt den Unterthanen den letzten Blutstropfen aus. Jeder Tag erzeugt neue Forderungen und neuen, unerhörten Druck. Schon macht man neue Ausschreibungen auf Lieferungen, und alle Einrichtungen deuten auf ein Überwintern in unserm Lande. Wahrscheinlich sind zu diesem Aufenthalt entfernt liegende Gründe da, und alles, was von unserer Seite geopfert werden könnte, würde den Zweck doch verfehlen. Das Maß unsres Unglücks wird noch durch ansteckende Ruhr, die viele Menschen himvegrosst, und durch eine allgemeine Viehseuche gehäuft. Das Schicksal dieser Provinz ist unausdrückbar unglücklich. Wenn diese harte, demütigende Erfahrung uns nicht klüger macht, dann ist die Hoffnung aus einig verloren. (Droysen, Das Leben des Feldmarschalls Grafen York v. Wartenburg.) 132. Ein Brief der Königin Luise an ihren Vater aus dem Frühlinge 1808. Bester Vater! Mit uus ist es aus, wenn auch nicht für immer, doch für jetzt. Für mein Leben hoffe ich nichts mehr. Ich habe mich ergeben, und in dieser Er- gebung, in dieser Fügung des Himmels bin ich jetzt ruhig, und in solcher Ruhe, ivenn auch nicht irdisch glücklich, doch, was mehr sagen will, geistig glückselig. (I'ö wird mir immer klarer, daß alles so kommen mußte, wie es gekommen ist. Die göttliche Vorsehung leitet unverkennbar neue Weltzustände ein, und eb bine andere Ordnung der Dinge werden, ba die alte sich überlebt hat und in sich selbst als abgestorben zusammenstürzt. Wir find eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen, welcher, der Herr seines Jahrhunderts, eine neue Zeit schuf. Wir sinb mit berjelben nicht fortgeschritten; deshalb überflügelt sie uns. — Das sieht niemand klarer ein als der König. Noch eben hatte ich mit ihm darüber eine lange Unterredung, und er sagte, in sich gekehrt, wiederholentlich: „Das muß auch bei uns anders werden."' Auch das Beste und Überlegteste mißlingt, und der französische Kaiser ist wenigstens schlauer und listiger. Wenn die Russen und die Preußen tapfer wie die Löwen

10. Quellenlesebuch für den Geschichtsunterricht - S. 127

1895 - Langensalza : Beyer
153. Blücher ant Rheine. 154. Ein Brief Blüchers ?c. 127 153, Blücher Die Heere blieben ant Rheine stehn: Soll man hinein nach Frankreich gehn? Man dachte hin und wieder nach; Allein der alte Blücher sprach: „Generalkarte her! Nach Frankreich gehn, ist nicht so schwer. Wo steht der Feind?" — Der Feind? bahier. ant Rheine. „Den Finger draus, bett schlagen wir! Wo liegt Paris?" — Paris? bahier! „Den Finger braus! das nehmen wir! Nun schlagt die Brücken übern Rhein! Ich benke, der Champagner-Wein Wirb, wo er wächst, am besten sein! Vorwärts!" Kopisch. 154. Ein Brief Blüchers an seine Gemahlin aus England. London den 6. Juni 1814. Liebes Malchen, gestern bin ich in England gelandet; aber ich begreife es nicht, daß ich noch lebe. Das Volk hat mich beinahe zerrissen: man hat mir die Pferde ausgespannt und mich getragen. So bin ich nach London gekommen; wider meinen Willen bin ich vor des Regenten Schloß gebracht. Von ihm, dem Regenten, bin ich empfangen, wie ich es nicht beschreiben kann; er hing mir am dunkelblauen Bande sein Bild, was sehr reich mit Edelsteinen besetzt war, um den Hals und sagte: „Glanben Sie mir, daß Sie keinen treuern Freund auf Erden haben als mich!" Ich wohne bei ihm. Nun muß ich Dich bekannt machen, daß trotz alles Widerstrebens mich der König den Morgen, wie wir nach England gingen, zum Fürsten ernannte mit dem Namen Fürsten Blücher von der Wahlstatt. Meine Söhne sind Grafen Blücher von Wahlstatt. Das Fürstentum erhalte ich in Schlesien, wo ein Kloster war, das Wahlstatt heißt. Nach meinem Tode erhältst Dn aus Lebenszeit ein Jahrgeld, daß Du als Fürstin leben kannst. Das ist nun alles, was ich Dir jetzt, da ein Eilbote abgeht, schreiben kann. Was hier nun weiter mit mir vorgeht, das sollst Du mit dem nächsten Eilboten erfahren. Thue mir die Liebe und schreibe an Fritz und Gebhard! Franz ist entweder in Berlin ober bei Dir oder in Ziethen. Mache auch ihit damit bekannt! Hast Du noch von unseren Sachen etwas in Schlesien, so laß es da; denn den Sommer werden wir boch bet leben. Die Vorsehung thut viel für mich, und ich genieße im voraus die Frenbe, Euch alle, die mir lieb und wert sind, in glücklicher Verfassung nach meinem Leben zu wissen. Dein Bruder ist bei mir und grüßt; er ist Zeuge von allebem, was mit mir vorgeht. Das Volk trägt mich auf Händen. Ich darf mich nicht sehen lassen, so machen sie ein Geschrei und finb gleich 10 000 zusammen. In Uniform bars ich gar nicht erscheinen. Nun lebe wohl! Ich kann nicht mehr schreiben; denn ich bin völlig betäubt. Unter 10 Tagen kann ich hier nicht los, und dann gehe ich nach Holland und will so balb wie möglich zu Dir. Lebenslang Dein Dich herzlich liebenber Blücher. (E. von Colomb, Blücher in Briefen ans den Feldzügen 1813-1815.)
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