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1. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 160

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
160 ihrem freien Wachstum nicht hemmen, weiter reicht unser hoher Wirkungskreis nicht. Man kann von der Wiedergeburt Preußens und feiner Armee nicht reden, ohne an den Namen Gneisenan gemahnt zu werden. Ihm war es vergönnt gewesen, in dieser Umnachtung von Demütigung und Niederlage ein seltenes leuchtendes Beispiel von mutigem und glücklichem Widerstände aufzustellen, ihm war auch später die Gunst beschießen, die Scharnhorst versagt blieb, die Siegesfrucht der langsamen, stillen Saat zu vflücken. Von Kolberg bis Waterloo ist wenig Großes und Entscheidendes geschehen, mit dem sein Name nicht ruhmvoll verflochten war. Wilhelm August Anton Neithardt von Gneisenan war mitten in den Kriegswirren des siebenjährigen Krieges, am 27. Oktober 1760, zu Schildern geboren; sein Vater war österreichischer Artillerieoffizier und siedelte sich nach dem Kriege in einer untergeordneten Beamtenstellung zu Erfurt an; seine Mutter stammte aus Würzburg, wo auch der Sohn nach dem frühen Tode der Mutter unter der Pflege liebevoller Verwandten ein vaar glückliche Jugendjahre verlebt und seine erste Bildung empfangen hat. Ter Tod der Großeltern nötigte den kaum dreizehnjährigen Knaben, dem Vater nach Erfurt zu folgen. Dort wartete seiner eine horte, aber heilsame Lebensschule; in beengten Verhältnissen, nicht selten mit drückendem Mangel kämpfend, wuchs er auf. Aber fein frifcher Lebensmut und der rege Bildungstrieb, der ihn erfüllte, blieb ungebeugt. Er beschäftigte sich mit alten und neueren Sprachen, trieb Geschichte und Mathematik mit regem Eifer mtd schien entschlossen, der Wissenschaft sich ganz zu widmen, als ihn Studentenhändel und ein Duell vou der Hochschule weg in die militärische Laufbahu führten. Erst in österreichischen, dann in bayreuthischen Diensten, folgte er kurz vor dem Ende des amerikanischen Krieges einem der Regimenter, das in englischem Solde stand, über den Oeeau, um freilich durch den bald geschlossenen Frieden rasch nach der Heimat zurückgeführt zu werden. Ganz verloren war indessen dieser amerikanische Feldzug nicht; die Erfolge, die ein Volksheer gegen erprobte Truppen alter Schicke dort erfochten, samt der neuen Kriegsweise, die sich da Bahn und Geltung verschafft, sind schwerlich ohne Eindruck auf ihn geblieben. Im Anfang des Jahres 1786 vertauschte er den ausbachischeu Mit dem preußischen Dienst, als Premierlieutenant trat er in

2. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 92

1877 - Langensalza : Beyer
— 92 — Hauptstadt Paris eroberten. Als daher im Jahre 1422 Karl Vjll (1422—1461) auf den französischen Thron gelangte, war nur ein geringer Teil Frankreichs in feinen Handen. Aber bald sollte ihm Hülfe und Rettung zu Teil werden. § 115. Die Jungfrau von Orleans. Im Dorfe Domremy in der Champagne lebte der Bauer Thibeaut d’Arc, derselbe besaß eine Tochter mit Namen Johanne. Sie hatte von vorüberziehenden Reisenden viel über die Entwürdigung Frankreichs und das Unglück des Königs gehört. Sie ward daher von dem Wunsche beseelt, den unglücklichen König gerettet zu sehen und wandte sich deshalb oft im Gebet an Gott. Schlaflos verbrachte sie die Nächte, bis sie in sich die Kraft fühlte, dem bedrängten Vaterlande in eigener Person zu Hülfe zu eilen. Im Traume sah sie den Erzengel Michael, welcher ihr verkündete, daß sie dazu berufen und bestinlmt sei, den König zu retten, um ihn nach Rheims zur Krönung zu führen. Johanne begab sich mm zu ihrem Oheim, der sie zum Ritter Baudricourt, dem Befehlshaber der benachbarten Stadt Vanconlenrs brachte. Da derselbe gerade Truppen nach Schloß Chinon bei Orleans (am Loirefluß) führte, so bat ihn Johanne, ihn dahin begleiten zu dürfen. Karl Vii. war hoch erfreut, als er von dem wundersamen Mädchen hörte, er ließ sie in den Saal führen, nachdem er sich unter die Hofleute gemischt hatte. Johanne soll ihn aber sogleich herausgefunden und sich so als Botin des Himmels bewiesen haben. Karl Vii. ließ ihr nun eine Rüstung machen, gab ihr eine weiße Fahne in die Hand und zeigte sie dem französischen Heere, welches bei dem Anblick der kriegerischen und gottbegeisterten Jungfrau wie umgewandelt ward; der verlorene Mut kehrte zurück und bald sollten sich die Folgen davon zeigen. ^Damals belagerten die Engländer gerade die Stadt Orleans. Diese Ltadt wollte Johanne zunächst befreien und Zeugniß vou ihrem göttlichen Berufe ablegen. An der Spitze einer Heeresabteiluug gelangte sie glücklich in die Stadt, machte den Belagerten wieder Mut und nach mehreren glücklichen Ausfällen zwang sie die Engländer, die Belagerung aufzuheben. Von dieser ihrer ersten Waffentat ward nun Johanne allgemein die Jungfrau von Orleans genannt. Die englischen Anführer meinten zwar, es müsse sehr schlecht mit Karl Vii. stehen, da er schon zu Weibern seine Zuflucht nehme, aber die abergläubischen Gemeinen erbebten schon bei dem bloßen Gedanken, gegen eine Gesandtin des Himmels kämpfen zu sollen, und bald kam es so weit, daß die Engländer schon bei ihrem Anblick die Waffen wegwarfen und die Flucht ergriffen. § 116. Iohanne's Gefangennahme und Tod. Als Johanne Orleans befreit hatte, sprach sie zum König: „Edler Dauphin (Thronerbe), eilt und folgt mir zur Krönung nach Rheims." Zwar war nun der ganze Weg von Orleans bis Rheims in den Händen der Engländer, dennoch aber beschloß man den Zug. Ueberall wichen die Engländer

3. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 151

1877 - Langensalza : Beyer
— 151 — Unterdessen war der Krieg zwischen den Franzosen und den Preußen und Oesterreichern ausgebrochen und ununterbrochen am Rheine geführt worden (erster Coalitouskrieg). Aus Seiten der Preußen und Oesterreicher kämpften auch eine Menge französischer Adlicher, welche durch die Revolutionsmänner vertrieben oder freiwillig ausgewandert oder emigriert waren (Emigranten). Die Preußen bewährten in diesem Kriege ihren alten Ruhm und schlugen die Franzosen in mehreren Schlachten, indessen wurden sie von den Oestrreichern nie recht unterstützt, so daß sie ihre Siege nicht genug benutzen konnten. So schloß König Friedrich Wilhelm Ii. mit Frankreich den Frieden von Basel (1795). Oesterreich führte dagegen den Krieg noch weiter fort und ward erst von Napoleon Bonaparte zum Frieden genötigt. § 178. Hlapokeon Hzonaparte. Napoleon Bonaparte war der Sohn eines Advokaten und wurde den 15. August 1769 zu Ajaccio auf der zu Frankreich gehörigen Inseln Corsica geboren. Schon als Knabe beschäftigte er sich am liebsten mit dem Soldatenspiel. In seinem zehnten Jahre schickte ihn sein Vater ans die Kriegsschule von Brienne, wo er sich durch seinen Eifer und Fleiß vor affen andern Schülern hervortat. Gar schnell brachte er es unter seinen Kameraden zum Ansehen, so daß er bei allen ihren Spielen von ihnen zum Anführer gewählt ward. Im Jahre 1784 kam der junge Napoleon ans die Kriegsschule von Paris, welche er im Jahre 1785 wieder verließ, um als Unterlieutenant bei einem Artillerieregiment einzutreten; schon im folgenden Jahre ward er Oberlieutenant und im Jahre 1792 Hauptmann, nachdem er sich der Revolution mit Begeisterung zugewandt hatte. Im Jahre 1793 sandte man ihn zum Belageruugsheere, welches die ausständische Stadt Toulon belagerte. Hier zeichnete er sich so ans, daß durch seine klugen Ratschläge und Anordnungen die Stadt erobert ward. Dafür ward er, erst 25 Jahre alt, rat Jahre 1794 zum Brigadegeneral erhoben und nach Italien gegen die Oesterreicher gesendet. Nach dem Sturze Robespierres vom Nationalconvente entlassen, ward er von demselben doch wieder an die Spitze eines Heeres gestellt, als Pöbelhaufen den Convent auseinander treiben wollten. Bonaparte ließ diese Pöbelhaufen durch Kartätschen auseinanderjagen (5. October 1795) und ward dafür vom Convente zum Divisionsgeneral erhoben. Um diese Zeit lernte er die schöne Josephine, Witwe des Generals Beauharnais kennen, welche er heiratete. Kurze Zeit darauf ward er als Obergeneral nach Italien gegen die Oesterreicher gesendet (1796). Rasch drang er gegen die überlegene Streitmacht derselben vor, besiegte sie in einer Anzahl Schlachten und Gefechte, von denen die berühmtesten die von Lodi, Castiglione und Arcole sind, bei welcher letztern Stadt Bonaparte selbst an der Spitze seiner Soldaten eine Brücke stürmte.

4. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

5. Der kleine Patriot - S. 63

1891 - Langensalza : Greßler
63 Ganz Frankreich jubelte ihm zu und der unbeliebte König in Paris mußte eiligst fliehen und das Land verlassen. Das gab einen schönen Schreck in Wien. In aller Eile einigten sich die hadernden Mächte und griffen von neuem zu den Waffen. Vater Blüchern war das eben recht. Er war der erste wieder an den Feind. Am 1. Januar 1814 ging er bei Caub über den Rhein. Bei Ligny ward er von Napoleon angegriffen und geschlagen. Blücher selbst war im heftigsten Feuer. Sein Pferd stürzt und reißt den Reiter mit nieder. Da braust ein Regiment französischer Kürassiere heran. Sein Adjutant v. Nostitz sitzt ab und stellt sich mit gezogenem Degen über den greisen Helden. Die Attaque ist vorüber und Blücher — gerettet. Nun wirft sich Napoleon mit aller Macht auf die Eng- länder, die bei Waterloo unter Wellington stehen. „Da hab' ich die verhaßten Engländer endlich!" ruft Napoleon, und was er an Truppen hat, das muß ins Feuer. Die Englänber stehen aber wie die Mauern. Enblich wirb es ihnen boch zu arg und Wellington seufzt: „Ich wünscht', es wäre Nacht ober Blücher käme!" Da war bet Gerufene auch schon ba und fiel den Franzosen in den Rücken. Er war trotz der verlorenen Schlacht mit seinen müben Truppen dem Freuube zu Hilfe geeilt. Am Morgen bieses Schlachtentages wollte der Felb-scheer Vater Blücher den gefchunbenen Fuß verbinben. „Laß er nur," sprach er launig, „ob ich geflickt ober ungeflicft in den Himmel komme, das wirb wohl egal (gleich) sein!"

6. Der kleine Patriot - S. 75

1891 - Langensalza : Greßler
75 Das ist manchem schlecht bekommen und hat Land und Leute darüber verloren. Als die Österreicher unter Gablenz aus Schleswig abzogen, schloß sich ihnen zum Exempel der blinde König von Hannover — Georg — samt seinen Truppen an. Der preußische General Manteuffel folgte ihnen aber auf dem Fuße. Der alte, eigensinnige König Georg war nicht zu bewegen, mit Preußen gemeinschaftliche Sache zu machen und glaubte, durch den Thüringer Wald entschlüpfen und sich mit den ebenfalls prenßenfeindlichen Bayern die Hand reichen zu können. So hatten die Preußen aber nicht gewettet. In aller Eile rafften der Herzog von Gotha und General Fließ einige Berliner Landwehr-Bataillone zusammen, irgendwo war auch eine preußische Batterie zu haben gewesen, und so warf man sich kühn den Hannoveranern in den Weg. Bei Langensalza kam es zum Treffen. Es war freilich ein schlimmes Verhältnis für die Preußen: Eine ganze Armee Hannoveraner und unsrerseits nur wenige Bataillone. So konnte es nicht anders kommen, daß trotz aller preußischer Tapferkeit unsere Truppen nach heißer Schlacht sich zurückziehen mußten. Was man erreichen wollte, war aber erreicht worden. Die Hannoveraner waren um einen Tag ausgehalten und hatten die Bereinigung mit den Bayern nicht durchsetzen können. Am andern Morgen war der preußische General Man-teuffel da mit einem ganzen Armeecorps und nun blieb den Hannoveranern nichts übrig, als sich gefangen zu geben. Der König Georg ward abgesetzt und Hannover wurde preußische Provinz. Ebenso ging es dem Kurfürst

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 95

1906 - Langensalza : Gressler
95 reich, wo sie an Franz Ii., den ältesten Sohn der Katharina von Medici, vermählt wurde. Mit Besorgnis dachten die Engländer daran, wer einmal König werden sollte, wenn Eduard stürbe; denn er war schwindsüchtig. Er hatte zwar zwei Stiefschwestern, Maria und Elisabeth; aber jene war wegen ihrer Vorliebe für die katholische Lehre verhaßt, und wenn sie übergangen wurde, mußte auch Elisabeth übergangen werden. Da beredete ein überaus ehrgeiziger Mann. der Herzog von N orthumberland (sprich Northömberländ), der den jungen König ganz in seiner Gewalt hatte, denselben, Johanna Gray, eine Enkelin der jüngsten Schwester Heinrichs Viii., zur Nachfolgerin zu ernennen. Eduard willigte ein und Northumberland vermählte sie an seinen Sohn Guilford Dudlet) (sprich Gilsord Döddli). Eduard selbst richtete die Hochzeit prächtig aus: denn er hatte die sechzehnjährige Johanna, die mit ihm ausgewachsen, viele Lehrstunden mit ihm geteilt und oft ihn übertreffen hatte, herzlich lieb. Guilford war nur ein Jahr älter, und nie war Jugend und Unschuld in einem Brautpaare schöner erschienen. Bald daraus starb der junge König nach sechsjähriger Regierung. Sogleich reiften ihr Vater, der Herzog von Snffolk (sprich ssöfoki, und der Herzog von Northumberland nach ihrem stillen Landsitze, wo sie sich mit den Wissenschaften beschäftigte, und kündigten ihr auf den Knien — so wollte es die Sitte — ihre Erhebung als Königin an. Im ersten Augenblicke war sie betroffen; als sie sich gefaßt hatte, bot sie alle Beredsamkeit auf, um die angebotene Würde, die .ihr nicht gebühre, von sich abzulehnen. „Ter Schwester Eduards", sprach sie, „nicht mir, kommt der Thron zu. Ungeachtet meiner Jugend bin ich alt genug, um die Wechsel des Glücks zu kennen, und habe in Katharina von Aragonien und Anna Boleyn warnende Beispiele. Auch suhle ich mich zu schwach für eine solche Würde und möchte meine Freiheit und meine Ruhe nicht gegen goldene Fesseln vertauschen. Wer mich wahrhast liebt, wird mich nicht Stürmen aussetzen wollen, die unvermeidlich sind." Aber Vater, Schwiegervater und Gemahl stürmten mit Bitten auf sie ein. Endlich ergab sie sich. Als sie in London einzog,

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 94

1906 - Langensalza : Gressler
94 ftanb, aus der Tasche fallen. Einer der Anhänger der Königin fand ev und brachte es ihr, und nun sah sie, in welcher großen Gefahr sie schwebte. Aber als eine kluge Frau faßte sie sich bald. Sie ging zum Könige, setzte sich ruhig zu ihm, und als er wieder auf seine theologischen L-ätze das Gespräch brachte und sie um ihre Meinung fragte, antwortete sie, solche tiefe Untersuchungen paßten sich nicht für Weiber, dem Manne käme es allein zu, die Grundsätze für die Frau zu wählen, und diese müßte in allen Dingen die Denkart ihres Mannes annehmen, sie müsse das um so mehr, da sie so glücklich wäre, einen Mann zu besitzen, der imstande wäre, Neligionsvorfchriften für ganze Nationen zu entwerfen. Je länger sie sprach, desto mehr klärte sich das Gesicht des Königs auf, und endlich rief er, indem er sie umarmte: „Nein, bei der heiligen Maria, du bist ein Doktor geworden, Käthchen, und bist geschickter, mich zu unterrichten, als ich dich!" Sie antwortete bescheiden, dies Lob käme ihr gar nicht zu, sie habe wohl zuweilen gewagt, eine andere Meinung auszustellen, das habe sie aber nur getan, um mehr Leben in die Unterhaltung zu bringen und ihm Gelegenheit zu geben, sie zu belehren. „Ist das wirklich wahr, meine Liebe?" rief Heinrich, „nun dann sind wir ja wieder vollkommen gute freunde." Als nun beide in freundlichem Gespräche umhergingen, kam der Kanzler, rief den König beiseite und brachte ihm die Nachricht, daß der Prozeß eingeleitet sei. Aber er kam schlimm an. Der König nannte ihn einen Narren über den andern, so daß der Mann ganz verwirrt davonschlich. — Heinrich starb im Jahre 1547. 14. Johanna Gray. — Maria brnt England. Heinrichs Viii. Sohn, Eduard Vi. (1547 — 53), wurde nun König, ein erst zehnjähriger, gutgearteter Knabe. Obgleich er noch so jung war, wollte man ihn schon verheiraten und zwar an die junge Königin von Schottland, Marin Stuart, damit beide Königreiche vereinigt würden. Aber die Schotten konnten die Engländer nicht leiden und schickten die junge Maria lieber nach Frank-

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 67

1906 - Langensalza : Gressler
67 Fahnen und Standarten. Aber bald fühlte er, daß er sterben mußte. Er schrieb an seinen Bruder, empfahl ihm seine Frau und Tochter, sein einziges Kind, richtete seine Angen gen Himmel und sprach: „Herr Gott Vater, weil du gesagt hast. aller Menschen Namen seien im Himmel geschrieben, und ich auch ein Mensch bin, hoffe ich derhalben uugezweiselt, mein Name sei auch geschrieben. Auch weil du gesagt hast, wir seien alle deine Kinder und Erben, so bitte ich durch Jesum Christum, wollest mir gnädig sein und mich eiuen Miterben sein lassen und meinen Geist in deine gnadenreiche Hand durch Jesum Christum nehmen." Mit diesen Worten verschied er. erst 32 Jahre alt, von allen betrauert. Selbst Johann Friedrich sprach bei der Nachricht von seinem Tode: „Ich habe die beste Ursache, ihm gram zu sein; aber er war ein ungemeiner und hochwnnderbarer Mann." 10. Karls V. letzte Jahre. Gründung des Jesuitenordens. Seit der durch Moritz erlittenen Demütigung hat Kaiser Karl feine frohe Stunde mehr verlebt. Alles mißlang ihm. Ec hatte eilten einzigen Sohn, den finstern, stolzen, heimtückischen Philipp, den hätte er gern den Deutschen zum Kaiser ausgedruugen; aber sobald sie ihn nur sahen, hatten sie schon genug an seinem finstern Gesichte, das nie zum Lachen sich verzog. Auch wollte Ferdinand nicht die Krone abtreten. Dann fing Karl wieder einen Krieg mit Frankreich an; aber feine Heere wurden geschlagen. Dabei marterte ihn eine heftige Krankheit, die ihm feine schmerzenssreie Stunde vergönnte. Da faßte er endlich den Entschluß, seine Regierung niederzulegen und in klösterlicher Stille die ihm noch übrigen Jahre zuzubringen. Im Herbste 1555 reiste er dazu nach Brüssel, ließ seinen Sohn Philipp dahin kommen, und trat ihm in feierlicher Versammlung die Regierung der Niederlande ab. Neapel hatte er ihm schern früher übergeben. Es war ein rührender Anblick, den kranken Kaiser zu sehen, wie er von dem Leben Abschied nahm. Mit Mühe erhob er sich aus seinem Sessel, gestützt auf die Schulter des Prinzen von Dronien, und hielt eine erschütternde 5 *

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 102

1906 - Langensalza : Gressler
102 und Königssöhne anch um sie warben. Selbst Philipp Ii. war unter ihren Bewerbern und konnte gar nicht begreifen, wie es möglich sei, seine Hand zurückzuweisen. Einen großen Einsluß aus ihr ganzes Leben hat die unglückliche Feindschaft gegen Maria Stuart gehabt. Dieser Name setzte alle Leidenschaften Elisabeths in Bewegung, und die Behandlung der unglücklichen Königin ist offenbar der schwärzeste Punkt in Elisabeths Geschichte. Heinrich Viii. hatte zwei Schwestern. Tie jüngere war die Großmutter der Johanna Gray, die ältere aber war mit Jakob Iv., König von Schottland, vermählt. Ihr Sohn war Jakob V., der Vater der Maria Stuart. Es war, als ob über diese von ihrer Geburt au ein unglückliches Schicksal walten sollte, das nur durch wenige glückliche Zwischenzeiten unterbrochen wurde. Schon sieben Tage, nachdem sie das Licht der Welt erblickt hatte, starb ihr königlicher Vater (1542 . Sie wurde dadurch, kaum wenige Wochen alt, Königin von Schottland. Ihre Erziehung übernahm ihre Mutter, eine Base des bei der Bartholomäusnacht erwähnten Herzogs von Guise. Schon als ein zartes &iitd mußte sie sich von ihrer geliebten Mutter trennen. Sie wurde, sechs Jahre alt, nach Frankreich gebracht, das sie nachher so lieb gewann, daß sie es höher schätzte als ihr Vaterland. Ihre Mutter folgte ihr drei Jahre daraus nach. Herrlich entfaltete sich unter der sorgfältigsten Erzichimg ihr Geist. Als sie noch nicht 16 Jahre alt war. wurde sie mit dem T anphitt Franz unter großem Pompe vermählt. Die Nun folgenden Jahre waren die glücklichsten ihres Lebens. Durch den Tod Heinrichs Ii. von Frankreich wurde ihr junger Gemahl (1559) König, und Maria sah sich jetzt im Besitze des größten Glanzes. Alles huldigte ihrer Würde, ihrer Jugend und ihrer Schönheit. — als der frühe Tod Franz Ii. und der Tod ihrer Mutter plötzlich das Glück ihrer frohen Jugend für immer unterbrach. Marias Mutter war schon mehrere Jahre vorher nach Schottland zurückgegangen und hatte hier für ihre abwesende Tochter die Regierung geführt. Aber die verdrießlichsten Händel hatten ihr dies Geschäft verbittert. Die Lehre Calvins hatte sich auch nach
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