Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 98

1916 - Stuttgart : Franckh
98 Peter Grins, war geblieben und hatte auch die vier schönen Pserbe des neuen Herrn vflegen müssen. Als die Entlassung nabe rückte, sprach damals bcr „Alte" im Dienstzimmer zum Regimentsschreiber: „Und was ich noch sagen wollte, Wachtmeister, den Gefreiten Grins möcht' ich zum Unteroffizier machen, ehe er hinausgeht." Der Wachtmeister staub stramm und crwi-berte: „Zu Befehl, Herr Oberstleutnant," aber er zog ein Gesicht, das sauer sah und aus allen Falten und Winkeln „nein" ries. „Haben Sie beim was gegen Grins?" fragte der Kommaubeur. „Nicht das Geringste, Herr Oberstleutnant. Aber wem: er Unteroffizier wirb, muß er 'ne Patrouille führen sönnen, und das — Herr Oberstleutnant verzeihen — das bringt der Grins einfach nicht zustanbe." „No, das kann er nun mal nicht, ba haben Sie recht. Also bleibt er Gefreiter, und ich geb' ihm fünf Taler mehr zum Abfchieb." So geschah es, und der Tausch wäre auch dem Peter Grins recht gewesen, wenn er barum gewußt hätte. Fünf Taler waren ein schönes Stück Gelb, und ihm wäre es, von allem onbern abgesehen, boch höchstens genierlich gewesen, wenn ihn plötzlich jeber Kamerad hätte grüßen müssen. Das Scheiben von den vier Gäulen war freilich hart, aber es hieß ja „Parole Heimat", und baheim stauben auch zwei hübsche Braune im Stall. Hub das waren die beiben Braunen, die nun steinalt, aber immer noch leiblich munter, ihr reichlich zugemessenes Gnabenbrot erhielten, ob-schon längst ein junges Gespann eingestellt war. Trina schalt über die Berschwenbung, aber Peter blieb fest. Jahr um Jahr hielt er's so, und am Ende mißgönnte auch Trina den beiben Gäulen nicht mehr das bißchen Hafer und Stroh. Die Guttat trug ihren Lohn. Am 1. August kam der Mobilmachungsbefehl heraus, und tags baraitf bereits mußte Peter Grins die beiben jungen Braunen in Heiligenbeil stellen. Er legte ihnen die vorgeschriebenen Stallhalstern an und knüpfte die beiben Binbestränge in den Halster-ring, dann schwang er sich aus den Sattligen und trabte fort. „Staatstiere!" lobte der Pserbe-fommiffar und entfchieb dann: „Schwere Kavallerie." Peter machte es kurz. Er mochte seine schönen Tiere nicht noch einmal anschauen, gab die Zügel hin und wanbte sich jäh ab. Stumm wartete er aus seine Quittungen und trottete dann langsam den Heimweg zurück. Unterwegs nahm ihn ein Nachbar, bessen elenbe Kracke natürlich nicht gebraucht worden war, in feinen Wagen auf. Verheult und jammernb empfing ihn Trina. „Hättest du sie nicht so gut gehalten," klagte sie, „vielleicht hätten sie uns wenigstens eins gelassen! Wie sollen wir jetzt den schönen Weizen braußen hereinfliegen ?" Peter zuckte die Achseln, ging in beit Stall und schirrte die beiden alten Gäule ein, er machte die Fnber nicht zu groß und fuhr lieber zweimal für einmal. Da würden die verwitterten Tiere gewissermaßen bei der Ehre gepackt, sie hielten beinahe spaßhaft wacker ans, und der Himmel wollte, daß vou biefet Ernte fein Korn verloren ging: er strahlte weithin, bis die Stoppel fahl balag. Darüber war auch der Zeitpunkt herangekommen, an beut Peter Grins selber einrücken mußte. Er gehörte einem bcr ältesten Laub-wehrjahrgänge an, und sein Gestellungsbefehl lautete auf den 7. Mobilmachuugstag, nachmittags 3 Uhr, in Ablig-Nenenfelb bei Königsberg, Formatiern Nr. 68. Trina hatte ein verweintes Gesicht. Peter aber legte den brei Kiuberu mir die breite Haub aus die blonden Kopse, bog sie ein wenig hintenüber, daß er ihnen in die Augen schauen konnte, und ließ sie dann wieber srei. Die Frau reichte ihm das Bünbel. Er gab ihr die Rechte und sagte: „Abjüs, Trina!" Das war schon mit Tore. Da riß sich Triua zusammen und ries ihm nach: „Laß die Russen nicht herein, Peter! Mach beine Sache gut!" Peter war auf beit Wagen des Nachbars geklettert, der auch in Königsberg gestellungspflichtig war, und nickte ihr ruhig zu: „Da hab' feine Bange, Trina!" Daitit rollte er die Straße entlang und sah sich nicht einmal um. Formation 68 war eine leichte Munitionskolonne des ostpreußischen Refervefelbartillerie-regimeuts, und Grins, bcr im Nu in einen felb-graueit Gefreiten umgetvcmbelt war, würde zur Führung des Lebensmittelwagens bestimmt. „Je," sagte er, als er die beiben zugeteilten Pferbe erblickte, „das iinb ja beut Brauer Möller feine!" In der Tat waren es die Apfelschimmel, die vor den schweren Bierwagen gespannt den Doriern rings um die Kreisstabt wohl vertraut waren. Peter tätschelte ihnen die berben Kruppen; ba hatte er's gut getroffen, denn Brauer und Schlachter halten auf ein flottes Gespann und sinb bebacht, es orbentlich zu nähren. Am 12. Tage rückte die Kolonne ostwärts ab. Peter hatte seinen Play in der langen Reihe ganz zuletzt. Er fuhr von der Schoßfelle ans, und neben ihm hockte ein Kamerab, ein Feuer-

2. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 9

1893 - Dresden : Ehlermann
Gortschakoff herbeieilenden Kolonne. Ein Kürassierregiment trabte sofort zum Angriff vor, an seinem rechten Flügel von dem Könige, dem Kronprinzen und dem Prinzen Wilhelm begleitet. Doch es blieb der Kavallerieangriff in dem schwierigen Gelände der Weinberge ohne Erfolg. Der König befand sich hier mit den Prinzen einige Zeit in so heftigem Gewehrfeuer, daß der Oberst von Thiele ihn beschwor, sich nicht unnütz einer Gefahr auszusetzen. Die Kavallerie ging zurück, aber inzwischen hatten sich die Jägerbataillone von neuem gesammelt und rückten mit dem Infanterieregiment Kaluga gegen den Feind vor. Der König beobachtete von einem etwas rückwärts gelegenen Punkte aus den Angriff der Infanterie und bemerkte, wie ein Infanterieregiment unter schweren Verlusten kämpfte. Plötzlich sagte er zu seinem Sohne Wilhelm: „Reite einmal zurück und erkundige dich, was das für ein Regiment ist, dem die vielen Verwundeten angehören." Ohne sich einen Augenblick zu besinnen, gab der Prinz seinem Pferde die Sporen und sprengte zu den kämpfenden Bataillonen an die Weinberge vor, von wo ihm die Verwundeten eben jenes Regiments Kaluga entgegenkamen. Er erschien mitten im heftigsten Gewehrfeuer und zog in der größten Ruhe die von seinem Vater ihm aufgetragenen Erkundigungen ein, um diesem dann über den Stand der Dinge zu berichten. Der König sagte kein Wort; Oberst von Luck drückte dem Prinzen herzlich die Hand, während die Umgebung des Königs mit Stolz auf den Prinzen sah, der gar nicht zu wissen schien, in welcher Gefahr er sich befunden hatte. Der Vorgang wurde im Hauptquartier viel erzählt, und Kaiser Alexander von Rußland, welcher erfuhr, daß der Prinz den Angriff jenes Kürassier-regiments mitgemacht und sich späterhin bei der russischen Infanterie im Feuer befunden habe, verlieh ihm am 5. März den Sankt Georgsorden. Dieser ersten kriegerischen Auszeichnung folgte am 10. März, dem Geburtstage der unvergeßlichen Königin Luise, die Verleihung des Eisernen Kreuzes. Erst durch diese beiden rasch aus einander folgenden Auszeichnungen wurde der Prinz darauf aufmerksam, daß man seinem tapferen Verhalten, das ihm ganz selbstverständlich erschienen war, eine besondere Bedeutung beilegte. „Nun verstehe ich erst," sagte er, „warum mir der Oberst von Luck so herzlich die Hand drückte und die andern so vielsagend lächelten." 3. Sedan. Durch den Tod König Friedrich Wilhelm Iv., welcher kinderlos war, wurde dessen jüngerer Bruder, der als künftiger Thronerbe schon den Titel „Prinz von Preußen" geführt hatte, im Jahre 1861 auf den preußischen Königsthron erhoben. Zu der Zeit regierte in Frankreich wiederum ein Kaiser Napoleon, der große Neffe jenes Napoleon, der in der früheren Zeit Preußen so tief gedemütigt hatte. Um sich in seiner Herrschaft zu erhalten und zu be-

4. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 15

1861 - Stuttgart : Hallberger
15 durch Ertheilung der Doktorwürde ehren wollten, sagte er: »Nu, wenn ich Doktor werden soll, so müssen sie den Gneisenau wenigstens zum Apotheker machen; denn wir gehören einmal zusammen." Ein anderes Mal, als in seiner Gegenwart von seinen Thaten gesprochen wurde, sprach er: „Was ist es denn, das ihr rühmt? Es geschah durch meine Verwegenheit, durch Gneisenau’s Besonnenheit und durch des grossen Gottes Barmherzigkeit.“ Blücher starb im Jahre 1819, 77 Jahre alt. Sein Andenken wird in vielen Liedern gefeiert, von welchen wir folgendes anführen. 1. Der Trompeten Schlachtgeschmetter • Ruft hervor wie brausend Wetter Die Husaren kämpf entbrannt. Wie sie stink im Sattel sitzen, Wie so kühn die Schwerter blitzen ln der sieggewohnten Hand! 2. Hurrah! schallt’s aus tausend Kehlen, Hurrah ! schallt’s aus tausend Seelen, Als erscheint der Heldengreis, Der nicht trefflich blos zu streiten, Wie ein Vater auch zu leiten Seine braven Krieger weiss. 3. „ Vorwärts, Kinder !u kommandirt er ; „ Vorwärts, Kinder !u repetirt er, Und es flieht und flieht der Feind Von der Oder bis zum Rheine, Von dem Rhein bis zu der Seine, Und der Freiheit Sonne scheint. 4. Welcher Titel ziemt dem Helden, Seinen Siegeszug zu melden Recht bezeichnend aller Welt? Diesen Titel soll er haben, Den die Krieger selbst ihm gaben: „Mar sch all Vorwärts“ heiss’ der Held ! 5. Wer nur Grosses will erreichen, Muss dem Marschall Vorwärts gleichen ln der Losung, in der That. „ Vorwärts !u lasst zum Ziel uns fliegen, Allen Widerstand besiegen, Wie einst unser Blücher that! Züge aus dem Leben Friedrich Wilhelms Hi. Um die unter der Regierung seines Vaters entstandene Staatsschuld von 22 Millionen Thalern wieder zu tilgen, sah sich Friedrich Wil- helm veranlasst, die größtmöglichste Sparsamkeit im Staatshaushalte

5. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 130

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 130 — troupes, je d’epose mon epee ä Yotre Majeste“ *), alles weitere mir anheimstellend. Meine Antwort war, daß ich die Art unserer Begegnung beklage und um Sendung eines Bevollmächtigten ersuche, mit dem die Kapitulation abzuschließen sei. Nachdem ich dem General Reille den Brief übergeben hatte, sprach ich einige Worte mit ihm als altem Bekannten, und so endigte dieser Akt. Ich bevollmächtigte Moltke zum Unterhändler und gab Bismarck auf zurückzubleiben, falls politische Fragen zur Sprache kämen, ritt dann zu meinem Wagen und fuhr hierher, auf der Straße überall von stürmischen Hurras der heranziehenden Trains 2) begrüßt, die überall die Volkshymne anstimmten. Es war ergreifend. Alles hatte Lichter angezündet, so daß man zeitweise in einer improvisierten^) Illumination^) fuhr. Um 11 Uhr war ich hier und trank mit meiner Umgebung auf das Wohl der Armee, die solches Ereignis erkämpft hatte. Da ich am Morgen des 2. noch keine Meldung von Moltke über die Kapitulationsverhandlungen erhalten hatte, die in Donchsry stattfinden sollten, so fuhr ich verabredetermaßen nach dem Schlachtfelde um 8 Uhr früh und begegnete Moltke, der mir entgegenkam, um meine Einwilligung zur vorgeschlagenen Kapitulation zu erhalten, und mir zugleich anzeigte, daß der Kaiser früh 5 Uhr Sedan verlassen habe und auch nach Donchsry gekommen fei Da berfelbe mich zu sprechen wünschte und sich in der Nähe ein Schlößchen mit Park befanb, so wählte ich bieses zur Begegnung. Um 10 Uhr kam ich auf der Höhe von Seban an; um 12 Uhr erschienen Moltke und Bismarck mit der vollzogenen Kapitulatiousurkunbe; um 1 Uhr setzte ich mich mit Fritz in Bewegung, von der Kavallerie-Stabswache begleitet. Ich stieg vor dem Schlößchen *) Da ich nicht an der Spitze meiner Trnppen haben sterben können, so übergebe ich Ew. Majestät meinen Degen. 2) Truppenzüge. s) unvorbereiteten. 4) festliche Beleuchtung.

6. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 78

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 78 — nach seiner Familie zurück, doch vermied er es, sich öffentlich sehen zu lassen. Da trat eines Tages ein armer Knabe in den Buchladen mit einem Bittgesuch, das von mehreren angesehenen Bürgern Nürnbergs unterschrieben war, und wünschte Palm zu sprechen, um auch von ihm ein Almosen zu erbitten. Er wurde hinauf in das Zimmer geführt, in dem sich Palm aufhielt, und bekam von ihm eine Gabe. Kaum aber hatte sich der Knabe entfernt, so traten zwei französische Gensdarmen ein, stiegen, ohne nach jemand zu fragen, die zwei Treppen hinauf, verhafteten Palm und führten ihn vor den französischen General. Der fragte nach dem Verfasser der Flugschrift; Palm entgegnete, sie sei ihm von unbekannter Seite zu weiterem Vertrieb zugesandt worden. Darauf wurde er gefangen gehalten und schließlich nach Braunau am Inn gebracht. Alles Bitten und Flehen der Gemahlin und Kinder Palms war vergebens. Man erklärte, die Verhaftung sei auf unmittelbaren Befehl Napoleons erfolgt. In Braunau wurden zwei Verhöre mit Palm angestellt, in denen er seine Unschuld erwiesen zu haben glaubte. Als daher am 26. August vormittags sein Kerker geöffnet wurde, so meinte er, man werde ihm die Freilassung ankündigen. Statt dessen wurde ihm das Todesurteil vorgelesen. — Napoleon hatte schon im voraus den Tod Palms befohlen. Palm war tief erschüttert, doch der Glaube an Gott stärkte ihn. Er erbat sich einen Geistlichen, den er auch erhielt, aber das heilige Abendmahl konnte ihm nicht, wie er gewünscht hatte, gereicht werden, da ein evangelischer Geistlicher in Braunau nicht zu finden war. Er vergab feinen Feinden, schrieb an Gattin und Kinder einen letzten Brief und sang zum Abschiede seine Lieblings-tieder: „Alles ist an Gottes Segen" und „Gottlob, nun ist es wieder Morgen." — Schon am Nachmittag des 26. August wurde Palm erschossen; denn der französische Kaiser hatte Beschleunigung

7. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 92

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Die Zeit des Befreiungskriegs. 47. Der Übergang über die Berefina. Die Straße, auf der Napoleon vorwärts marschierte, wird von dem oberen Flußlauf der Beresina bei der Stadt Borissow durchschnitten. Die Russen hatten die Holzbrücke bei Borissow abgebrochen, aber oberhalb der Stadt war bei Studienka eine Furt entdeckt worden, wo ein Brückenschlag möglich war ohne Belästigung durch den Feind. Die Pontoniere *) und Sappeure?) arbeiteten, oft bis zur Brust in dem eiskalten Wasser stehend, von morgens 8 bis mittags 1 Uhr an der einen Brücke, auf der das Fußvolk und die Reiterei überging, und bis 4 Uhr an der andern, die für Geschütze und Fuhrwerke bestimmt war; da sie aber zweimal brach, mußte noch bis über Mitternacht an ihr gearbeitet werden, so daß sie erst am Morgen des folgenden Tages, des 27. Novmebers, benutzt werden konnte. Ununterbrochen währte nun der Übergang der Truppen. Am Abend kam der Schwarm der Marketender, Troßknechte, Weiber und Kinder mit vielen Wagen und Pferden bei Studienka an und drängte sich mit Ungestüm nach den Brücken. Als der Eingang zu den Brücken erreicht war, gerieten die Wagen aneinander, und viele warfen um. Die Menschen wurden zerquetscht, zertreten *) Brückenbauer. 2) Schanzgräber.

8. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart - S. 68

1898 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 68 — 9j?ut», und wenn anfangs auch Stille herrschte, so bemühten sich die Offiziere nicht ohne Erfolg, auf die Erhaltung einer guten Stimmung zu wirken, und gerabe die Ausländer, die man für die schlechtesten hielt, zeigten das meiste Vertrauen und Ergebung. $ie sogenannten Possenreißer und Spaßmacher, bereu es unter den alten Soldaten und namentlich unter den Auslänbern bamals bei jeber Kompagnie*) mehrere gab, brachten durch ihre Späßchen und Witze balb die gute Laune toieber ins Geleise. So zog man singend und scherzend, den Hunger vergessend, dem nahen Untergänge entgegen. Wir umgingen Erfurt und kamen in der Nacht zum 14. zwischen 10 und 11 Uhr eine Stunde jenseits Weimar auf der Chaussee nach Jena an, wo unser Corps auf den Sehn* stäbter Höhen Halt machte. Wir fanden hier die Spuren eines soeben verlassenen Lagers, sowie auch einen Teil der Garden und hörten, daß die Hauptarmee hier gestanden habe, der König und das Hauptquartier2) an biesem Tage in Weimar gewesen feien und die Königin sich noch baselbst beftnbe. Als wir bei Erfurt vorbeizogen, kamen uns die ersten öerwunbeten, sowie eine Menge zerstreuter Leute und Bagage3) entgegen. Es waren größtenteils Sachsen und Leute vom Regiment v. Müsfling, die bei Saalfeld gefochten und nach ihrer Aussage sehr gelitten. Sie waren ziemlich entmutigt, bestätigten den Tod des Prinzen Louis Ferbinanb und brachten einen sehr üblen Einbruck auf unsere Soldaten hervor. Leider wirkte dieser Eindruck aus uns Offiziere, wenn auch in anderer Art, denn es gab der Zeichen des nahen Unglücks zu viele, als daß sie selbst von dem Unbefangensten hätten über- *) Vier Kompagnien (im Kriege zu je 250 Mann) ein Bataillon, drei bis vier Bataillone ein Regiment, zwei Regimenter eine Brigade, zwei Brigaden eine Division, die nächste größere Heeresabteilung ist das Armeekorps. 2) Die Gesamtheit der Personen, die im Kriege den Oberbefehlshaber umoiebt. 8) Gepäck.

9. Hohenzollerisches Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 393

1900 - Stuttgart : Daser
393 325. Für die arme Uögele im Winter. (Ludw. Egler.) (Hechinger Mundart.) 1. Jehr Kinder, winn 'r gessa hend und no a Bisle übrig lend, sind d' Bröckele au noh so klei, 0 sammlet's in a Gückle nei. 2. Suacht mo a Braisale noh leit, nu, daß es ebbes zimma geit, und kehrat au noh d'tischlad aus, es fällt noh mänges Kernte raus. 3. Noh schtreuaters da Vögel na, winn naus iahr gehnd uf d'schlittabah. 1 woß d'r hend a Freud am Schnai, — da Vögel aber tuat 'r waih. 4. Sie hend dur ihn jetzt Hungersnaut und manchem droht a bittrar Tand. Drum fuaterets, des ischt mei Bitt, — eas lohnt se wohl, d'r glaubt mers it. 5. Sie schützat 's Bluascht zur Früahlingszeit, daß eas au wieder Kischa geit und Äpfel, Bira — wisst'rs scho? — Ei alle Kinder mögats jo. — 326. Von der Pflege der Haustiere. (Friedr. v. Tschudi.) Die Haustiere gewähren dem Menschen einen außerordent- lichen Nutzen und tragen sehr zur Erhaltung und Annehmlich- keit seines Lebens bei, indem sie ihm die beste und kräftigste Speise, Stoff zu Kleidung und zu hunderterlei nützlichen Gegen- ständen liefern. Der Mensch hat daher schon deshalb eine große, sittliche Pflicht gegen die Tiere, die Pflicht, sie gut zu be- handeln und zu pflegen, abgesehen davon, daß auch seine Religion und seine eigne Menschenwürde ihm diese Pflicht auf das bestimmteste auferlegen.

10. Hohenzollerisches Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 290

1900 - Stuttgart : Daser
290 247. Sries der Königin Luise an ihren Uater. (Der Brief ist im Frühjahr 1807 zu Königsberg geschrieben und wurde von Blücher überbracht.) (Adami.) Geliebter Vater! Die Abreise des Generals Blücher gibt mir gottlob einmal eine sichre Gelegenheit, offenherzig mit Ihnen zu reden. Gott, wie lange entbehrte ich dieses Glück, und wie viel habe ich Ihnen zu sagen! Bis zur dritten Woche meines Krankenlagers war jeder Tag durch neues Unglück bezeichnet. Die Sendung des vortrefflichen Blücher nach Pommern, der Patriotismus, der jetzt in jeder Brust sich regt und von welchem die Reserve-Bataillons, die erst seit Monaten gebildet sind und teils schon vorgehen, teils schon gut gefochten haben, ein neuer Beweis sind — alles dies belebt uns mit neuen Hoffnungen. Ja, bester Vater, ich bin es überzeugt, es wird noch einmal alles gut gehen, und wir werden uns noch einmal glücklich wiedersehen. Die Belagerung von Danzig geht gut, die Einwohner benehmen sich außerordentlich: sie erleichtern den Soldaten die großen Lasten, indem sie ihnen Wein und Fleisch im Überfluß reichen, sie wollen von keiner Übergabe sprechen hören; sie wollen lieber unter Schutt begraben werden, als untreu an dem König handeln; ebenso halten sich Kolb erg und Gra udenz. Wäre es mit allen Festungen so gewesen! — — — — Doch genug von den vergangnen Übeln; wenden wir unsre Blicke zu Gott, zu ihm, der unsre Schicksale lenkt, der uns nie verläßt, wenn wir ihn nicht verlassen! Der König ist mit dem Kaiser Alexander bei der Armee. Er bleibt bei derselben, solange der Kaiser bleibt. Diese herrliche Einigkeit, durch unerschlitterliche Standhaftigkeit im Unglück be- gründet, gibt die schönste Hoffnung zur Ausdauer; nur durch Beharrlichkeit wird man siegen, früh oder spät, davon bin ich überzeugt. Luise. 248. Preußens Wiedergeburt. (Aug. Wilh. Grube.) An Ländern seit 1807 zusammengeschmolzen und einge- schlossen zwischen Staaten, die den Franzosen anhingen, sollte Preußen völlig unterdrückt werden. Aber die Gewalt, soviel sie auch auf Erden vermag, sie vermag doch nicht den Geist und die sittliche Kraft des Volkes zu zertrümmern. König Friedrich Wilhelm Iii., der Gerechte und Standhafte,
   bis 10 von 42 weiter»  »»
42 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 42 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 2
4 0
5 4
6 0
7 4
8 0
9 1
10 9
11 0
12 7
13 0
14 0
15 0
16 2
17 0
18 0
19 0
20 1
21 0
22 0
23 0
24 1
25 0
26 2
27 0
28 20
29 0
30 1
31 4
32 1
33 8
34 3
35 2
36 4
37 10
38 0
39 1
40 0
41 0
42 4
43 0
44 1
45 2
46 3
47 2
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 8
1 72
2 1
3 17
4 34
5 4
6 6
7 28
8 113
9 247
10 14
11 19
12 11
13 22
14 2
15 56
16 198
17 293
18 19
19 249
20 66
21 25
22 1
23 282
24 0
25 18
26 0
27 4
28 17
29 570
30 1
31 2
32 33
33 165
34 15
35 9
36 25
37 32
38 65
39 31
40 10
41 52
42 12
43 15
44 65
45 47
46 10
47 0
48 0
49 9
50 2
51 313
52 26
53 1
54 9
55 28
56 208
57 0
58 12
59 66
60 77
61 26
62 7
63 18
64 11
65 21
66 10
67 103
68 48
69 8
70 9
71 36
72 26
73 39
74 192
75 11
76 37
77 91
78 32
79 12
80 17
81 11
82 48
83 33
84 5
85 69
86 20
87 15
88 8
89 19
90 14
91 9
92 190
93 26
94 72
95 6
96 319
97 16
98 215
99 9

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 54
1 32
2 68
3 88
4 10
5 79
6 145
7 12
8 12
9 27
10 22
11 19
12 282
13 57
14 12
15 11
16 47
17 15
18 21
19 20
20 4
21 17
22 19
23 1
24 586
25 56
26 61
27 24
28 48
29 19
30 33
31 23
32 19
33 502
34 190
35 22
36 12
37 5
38 4
39 109
40 42
41 29
42 51
43 218
44 11
45 10
46 94
47 119
48 16
49 145
50 183
51 204
52 57
53 12
54 21
55 100
56 6
57 6
58 72
59 638
60 13
61 176
62 38
63 14
64 217
65 174
66 2
67 6
68 13
69 1
70 57
71 26
72 49
73 55
74 57
75 116
76 16
77 36
78 26
79 29
80 16
81 625
82 31
83 87
84 35
85 30
86 10
87 16
88 22
89 190
90 22
91 34
92 7
93 8
94 45
95 245
96 15
97 112
98 18
99 18
100 652
101 5
102 169
103 20
104 13
105 4
106 139
107 75
108 6
109 33
110 106
111 404
112 36
113 21
114 64
115 18
116 403
117 4
118 15
119 72
120 12
121 65
122 6
123 39
124 358
125 76
126 3
127 44
128 16
129 68
130 9
131 297
132 33
133 42
134 11
135 5
136 221
137 21
138 6
139 12
140 42
141 10
142 52
143 153
144 7
145 30
146 30
147 15
148 7
149 1
150 33
151 45
152 205
153 6
154 69
155 69
156 55
157 43
158 17
159 11
160 19
161 144
162 22
163 23
164 74
165 17
166 128
167 17
168 44
169 47
170 13
171 43
172 52
173 150
174 7
175 521
176 12
177 216
178 4
179 140
180 79
181 38
182 91
183 417
184 24
185 11
186 12
187 29
188 19
189 8
190 24
191 70
192 13
193 41
194 18
195 17
196 306
197 12
198 12
199 40