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1. Geschichte des Mittelalters - S. 355

1854 - Weimar : Böhlau
355 Kanut der Große (1017—1035) war einer der mächtigsten und trefflichsten Fürsten seiner Zeit. Er war ein Christ und ver- band mit Frömmigkeit Muth, Klugheit und Mäßigung. Um sich seinen Anhängern dankbar zu beweisen, vertheilte er ihnen die wich- tigsten Provinzen, benutzte aber dann jede Gelegenheit, um die Schenkungen wieder einzuziehen und die unruhigen Großen des Lan- des zu verweisen. Um vor den französischen Normannen sicher zu sein, heirathete Kanut Ethelreds Wittwe, Emma. Durch den Tod seines Bruders Harald erbte er 1018 Dänemark. Auch Norwegen unterwarf er seiner Herrschaft, und die schottischen und eumberlän- dischen Fürsten Dunkan, Malkolm und Makbeth mußten seine Oberhoheit anerkennen. Kanut gab den angelsächsischen Gesetzen neues Ansehen, übte strenge Gerechtigkeit und machte keinen Unter- schied zwischen Dänen und Engländern, deren gegenseitigen Haß er zu mildern suchte. In Dänemark befestigte er das Christenthum; auch baute er Kirchen, beschenkte Klöster und Geistliche und unter- nahm sogar eine Wallfahrt nach Nom. Nach Kanuts Tode zerfiel das von ihm gestiftete Reich. Ka- nut hinterließ aus seiner Ehe mit Emma einen rechtmäßigen Sohn, Hardikanut, und zwei uneheliche Söhne Sueno den Jünge- ren und Harald. Sueno war seit 1028 König von Norwegen, wurde aber von dort bald nach seines Vaters Tode vertrieben. In Dänemark folgte Hardikanut seinem Vater; in England aber warf sich Harald zum König auf, starb aber schon 1039. Nun übernahm Hardiksnut 1039 —1041 auch in England die Regierung, und als er kinderlos starb, folgte ihm in der Regierung Ethelred's jüngster Sohn, Eduard Hi., wegen seines mönchischen Wesens der Bekenner genannt. Er zeigte eine große Vorliebe für die Sprache und Sitten der Normandie, in welchem Lande er seine Jugend verlebt hatte, und der französische und normannische Adel wurde an seinem Hofe freundlich aufgenommen. Eduard war zum Regieren unfähig und blieb sein ganzes Leben hindurch von seiner Umgebung abhängig. Der mächtige Graf Godwin riß alle Ge- walt an sich, und dessen Sohn Harald berief, als Eduard Ih. 1000 kinderlos starb, eine Versammlung der Großen und ließ sich zum König wählen. Allein der Herzog Wilhelm von der Nor- mandie behauptete, von Eduard zum Nachfolger ernannt worden zu sein. Er rüstete sich zu einer Landung in England. In dieser Zeit begann das Ritterthum zu blühen, ein kühner Geist und das Verlangen nach Abenteuern erfüllte die Herzen der Ritter, und deshalb strömte der Adel der benachbarten Länder zu Wilhelms Fahnen. Dieser landete mit einem Heer von 50,000 Kriegern an der Küste von Sussex. In der berühmten Schlacht bei Hastings (1000) verlor Harald Thron und Leben, Wilhelm aber, seitdem der Eroberer genannt, bestieg den Thron von England und wurde bald allgemein als König anerkannt. Wilhelm von der Normandie (1000 — 1087), welcher eine unermüdliche Thätigkeit und unbeugsame Festigkeit bewies, suchte sich zuerst den Besitz des Reiches zu sichern. Harald's ansehnlichen Schatz benutzte er, um seine Truppen zu beschenken und sich die 23 * Wilhelm der Eroberer.

2. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 268

1858 - Weimar : Böhlau
268 in voller Kraft erhalten wolle, und wurde in der Grafschaft Suffolk als als die rechtmäßige Herrscherin anerkannt. Der Adel strömte ihr zu, die Heerführer huldigten ihr, und in kurzem stand sie an der Spitze einer bedeutenden Macht. Northumberland brachte in Eile etwa 6000 Mann zusammen und zog Maria entgegen. Kaum hatte er aber London ver- lassen, als der Staatsrath, der Adel und die Bürger von London Ma- ria als Königin anerkannten. Johann Gray kehrte zu ihren Eltern zu- rück. Northumberland mußte sich ergeben und starb auf dem Blutgerüste. Trotz der gegebenen Zusicherung war Maria entschloffen den Katho- licismus in England wieder herzustellen. Die katholischen Bischöfe, die von der vorigen Regierung her in den Gefängniffen saßen, wurden wieder in ihre Stellen eingesetzt. Das Parlament hob die Reli- gionsgesetze Eduards Vi. wieder auf. Zwei der päpstlichen Religion eifrig ergebene Bischöfe, Gardiner und Bonner waren Rathgeber der Königin. Daß Volk war sehr unzufrieden, und es brach ein Auf- stand aus. Dieser wurde von den königlichen Truppen unterdrückt und viele mußten das verunglückte Unternehmen mit dem Leben büßen. Auch der Herzog von Suffolk, der Vater der Johanna Gray, diese selbst und deren Gemahl wurden hingerichtet. Auch die Prinzessin Elisabet wurde beschuldigt, um die Verschwörung gewußt zu haben, und in den Tower gebracht. Man konnte jedoch keine genügenden Beweise für ihre Schuld aufbringen; sie wurde aus der Haft entlassen und auf einem Landsitze streng bewacht. Um die Hand Maria's warb für den Jnfanten Philipp Karl V. Die V e rmählung wurde 1554 vollzogen und erregte in England große Erbitterung. Um die Besorgniffe und den Unwillen der Engländer zu beschwichtigen, wurde in dem Ehevertrage festgesetzt, daß Philipp zwar den Titel eines Königs von England führen, die Regierung aber der Königin ganz überlasten bleiben, kein Spanier zu Hof- und Staats- ämtern gelangen solle. Doch wurde das englische Volk durch diese Zu- sicherungen nicht beruhigt. Philipp, der sich kalt, abgemessen und zurück- haltend benahm, vermochte bei seiner Anwesenheit in England nicht die Herzen der Engländer für sich zu gewinnen. Maria hatte eine traurige Jugend verlebt; sie fühlte, daß die Natur sie mit keinen Reizen ausge- stattet habe; sie war elf Jahre älter als Philipp; sie suchte deßhalb den von ihr heiß geliebten Gemahl durch Befriedigung seines Ehrgeizes an sich zu ketten. Auf ihren Betrieb erfolgte 1554 die Aussöhnung und Wiedervereinigung Englands mit dem römischen Stuhle. Nun begann die blutige Verfolgung der Nichtkatholischen. In den nächsten drei Jahren starben gegen 300 Protestanten auf dem Schei- terhaufen. Eine Menge Kirchendiener wurden verbrannt, neue Folter- qualen sinnreich erfunden. Aber kein Märtyrer wurde verbrannt, der nicht viele zu seinem Glauben bekehrte. Schwache Frauen scheuten den Tod für den Glauben nicht. Mit der Standhaftigkeit der Märtyrer stieg die Wuth ihrer Verfolger. Bonner, der Bischof von London, machtesich sogar ein Vergnügen daraus, die Ketzer eigenhändig zu geißeln. Cranmer, der Hauptbeförderer der Reformation unter der vorigen Regierung, saß drei Jahre gefangen und ließ sich durch trügerische Hoffnung zur Abschwörung seines Glaubens bewegen. Dann aber hieß es, ein solcher Erzketzer, der ganz England angesteckt habe, dürfe dem Feuertode nicht entgehen. Auf

3. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 176

1858 - Weimar : Böhlau
stimmten überein in ihrem Hasse gegen ihre Widersacher, aber bei den Großen herrschte Ehrsucht vor, bei den Bürgern häufig daß Verlangen nach Bereicherung durch Kirchengüter. Als ein aufgefangener Brief den Plan des Hofes verrieth, den Prinzen von Conds und den Admiral Coligni gefangen zu nehmen, und als ein königliches Ediet bei Todes- strafe jeden anderen Gottesdienst als den katholischen untersagte, brach der dritte Hugenottenkrieg (1569 —1570) aus. In einer Schlacht bei dem Städtchen "Jarn ae an der Charente (1569) fiel Conds. Die edle und kluge Königin Johanna von Navarra stellte den Häuptern der Hugenotten ihren Sohn, Heinrich von Navarra, einen hoff- nungsvollen Jüngling von 16 Jahren, vor, und unter dessen Namen leitete der Admiral Coligni die Angelegenheiten der Hugenotten. Es kam der dritte Religionsfriede zu St. Germain en Laye (1570) zu Stande. Es wurde den Hugenotten freie Religionsübung auf der Grund- lage des Ediets von Ambosse und zu ihrer Sicherheit die Besetzung von vier Plätzen, La Röchelte, La Charits, Montauban und Cognae, zu- gestanden. Der Hof zeigte eine für die Hugenotten so günstige Gesinnung, daß die Wohlgesinnten hofften, Eintracht und Duldung würden in das ihrer so bedürftige Frankreich zurückkehren. Karl Ix. wurde 1570 mit Eli- sabet, der Tochter des Kaisers Maximilian Ii., vermählt, und Heinrich von Navarra mit des Königs Schwester Margareta verlobt. Mit der größten Höstichkeit wurde Heinrichs Mutter, die kluge Königin von Navarra, vom Hofe empfangen. Auch der Admiral Coligni wurde zu einer Zusammenkunft mit dem König eingeladen, von diesem mit Freundlichkeit aufgenommen und reich beschenkt. Coligni wußte, daß der König der lästigen Vormundschaft seiner Mutter erledigt zu werden wünschte und auf das Ansehen seines Bruders Heinrich von Anjou eifer- süchrig war, und baute darauf seine Hoffnung, großen Einfluß auf den König zu gewinnen. Unter den Vorbereitungen zur Vermählung des jungen Heinrich von Navarra starb dessen Mutter, Johanna von Navarra (9. Juni 1572). Es ging ein Gerücht, daß sie durch ein Paar Handschuh vergiftet worden sei, aber die Leichenöffnung zeigte keine Spur von Gift. Im Juli kamen Heinrich von Navarra und der Prinz Heinrich von Conds, von vielen ealvinistischen Edelleuten begleitet, nach Paris, und am 18. August 1572 erfolgte die Vermählung Margareta'ß mit Heinrich von Navarra. Auch Coligni hatte sich in Paris eingefunden und schien den König ganz für sich eingenommen zu haben, indem er diesem vorstellte, es sei Zeit, daß er selbst die Zügel der Regierung ergreife. Das erregte die Eifersucht von Coligni's Gegnern. Ein Meuchelmörder schoß nach dem Admiral, als dieser aus dem Louvre kam (22. August). Die Kugel nahm dem Getroffenen den Zeigefinger der rechten Hand weg und verwundete dann den linken Arm. Der Meuchelmörder war gedungen von der Königin Katharina und der Wittwe des Herzogs Franz von Guise, welche ihre Söhne, den Herzog von Anjou und den jungen Herzog von Guise ins Geheimniß gezogen hatten. Der Vorfall machte das größte Aufsehen, die beiden bourbonischen Prinzen eilten bestürzt zum König. Dieser versicherte mit Schwüren, daß ihn das Vorgefallene mehr als sie selbst schmerze. Gleiche Schwüre that er auch dem Admiral, den er besuchte.

4. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 369

1858 - Weimar : Böhlau
369 zu dritthalb Milliarden Livres. Der Regent hatte gleichsam freie Hand in die Kaffen; er hat das Geld zuweilen zu nützlichen und wohlthätigen Zwecken, zuweilen auch für seine Ausschweifungen und Wollüste verwendet. Um dem Schwindelgeiste zu steuern, erschien 1720 ein Edict, durch welches der Preis der Aktien nach und nach auf den Nominalwerth zurückgeführt und die Annahme der Bankbillets an den öffentlichen Kassen auf eine bestimmte Zeit beschränkt werden sollte. Aber das vermeinte Rettungs- mittel gereichte zum Verderben. Ein allgemeiner Schreck ergriff die Inhaber der Papiere. Die von allen Seiten bestürmte Bank konnte nicht zahlen, und das Luftgebäude stürzte in Trümmer. Der ganze Vermögensstand hatte sich verändert; während Einzelne die Aktien mit ungeheurem Ge- winn weiter verkauft und große Reichthümer erworben batten, verloren viele tausend Familien ihr Vermögen. 2000 Millionen Livres der For- derungen an die Bank blieben unbezahlt. Mit Mühe ward einem Auf- ruhr vorgebeugt. Law flüchtete aus Frankreich und starb zu Venedig in Dürftigkeit. Die Königin Eli sab et, die zweite Gemahlin Philipps V. von ^nientod Spanien, strebte, von dem talentvollen Kardinal Alberoni unterstützt, »es Herzogs den Söhnen ihrer Ehe Länder zu verschaffen. Während die Nachfolge Drieanß. in Spanien den Söhnen der ersten Ehe ihres Gemahls gebührte, glaubte sie, daß ihre Söhne ein Anrecht auf Frankreich hätten, im Fall Lud- wig Xv. söhneloß sterben würde. Dagegen war der Herzog von Or- leans entschlossen, in diesem Fall seine Ansprüche auf Frankreich zu be- haupten. Aus diesem Grunde schloß er (17 17) einen Bund mit England und Holland, eine Tripelallianz. Als eine spanische Flotte sich Sardiniens und Siciliens bemächtigte, trat auch der Kaiser Karl Vi. dem Bunde bei, der nun eine Quadrupelallianz wurde (1718). Die Verbündeten kamen überein, daß der Kaiser für Sardinien die Insel Sictlien, der älteste Sohn der Elisabet und Philipps V. Tos- kana, Parma und Piacenza erhalten solle. Spanien wollte diesen Vor- schlag nicht annehmen, aber die spanische Flotte wurde von der engli- schen im mittelländischen Meere geschlagen. Nun trat der spanische Ge- sandte in Paris, Fürst Cellamare, mit den französischen Großen, die mit dem Regenten unzufrieden waren, in Verbindung und man be- absichtigte, den Regenten nach Spanien zu entführen und Philipp V. bis zur Volljährigkeit Ludwigs Xv. die Verwaltung Frankreichs zu übergeben. Die Verschwörung wurde aber entdeckt und viele französische Großen verhaftet. Ein französisches Heer drang in Spanien ein. Gleich- zeitig trat aber auch der Herzog von Orleans in Unterhandlungen mit Elisabet.' Der Erfolg derselben war, daß Spanien der Quadrupelallianz beitrat, Alberoni entlassen und die dreijährige Infantin der Elisabet mit Ludwig Xv. verlobt wurde. Der zum Kardinal erhobene Duboiß befestigte auch im Innern die Macht des Regenten; die Parlamente wurden zu ihrer früheren Unter- ordnung wieder herabgedrückt. Ludwig Xv. wurde 1723 für mün- dig erklärt, und in demselben Jahre starben Duboiß und der Herzog von Orleans. Die Stelle des ersten Ministers erhielt nun der Her- zog von B ourbon-Conde. Dieser sandte die mit dem König ver- lobte Infantin nach Spanien zurück und vermählte Ludwig Xv. mit 24

5. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

6. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 43

1885 - Aachen : Barth
in welchem sie abstiegen, auf dem Tische einen gedruckten Aufruf zu Beiträgen für arme verwundete Soldaten. Die drei Frauen leerten sofort ihre vollen Börsen und eine gab noch ihren Ring, eine andere ihre Ohrringe dazu. Nnr Fräulein von Schmettern konnte wegen ihrer Armut nichts beisteuern. „Noch nie", sagte sie, „hat mich meine Armut so gedrückt wie jetzt. Ich habe weder Geld noch Geschmeide, und doch möchte ich so gerne auch etwas für mein Vaterland geben können!" Die Liebe macht erfinderisch, so auch hier. Sie ließ einen Friseur kommen, dem sie ihre Haarflechten für rünf Gulden verkaufte. Ein reicher Herr hatte hiervon gehört. Er kaufte die Flechten, ließ sie in Ringe und Bänder einfaffen und verkaufte diese zum Besten der Armee. Auf diese Weise wurden 1200 Thaler aus den Flechten des Fräuleins gelöst. Das schönste Vorbild der treuen Hingabe fürs Vaterland hatte die edle Königin Luise hinterlassen. Sie hatte nach der Demütigung Preußens durch den Frieden von Tilsit alle ihre Schätze und Kostbarkeiten dem Vaterlande geopfert. Aus Liebe zu ihm trug sie die große Schmach Preußens in Geduld. Die harten Ereigniffe brachen ihr jedoch schon früh ihr echt deutsches Herz. Einen schönen Satz, den sie zur Zeit der Prüfung in ihr Tagebuch niederschrieb, wollen wir uns merken: „Wer nie fein Brot mit Thränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte." Sie hatte nicht die Freude, den Tag der Wiedererhebung Preußens zu erleben, da sie schon am 19. Juli 1810 starb. Ihr Andenken begeisterte aber nicht allein die deutschen Frauen, sondern entflammte auch die Brust der Krieger zu mutigen und edlen Thaten. Zum Andenken an diese edle Frau stiftete der König am 3. August 1814 den Luisen-Orden, der als Ehrenzeichen solchen Frauen verliehen werden sollte, die sich besonders um das Vaterland verdient machen würden. Der Befreiungskrieg 1813—1815. Das erste Zusammentreffen mit Napoleon war ant 2. Mai 1813 bei Großgör schen. Die Franzosen siegten und gleich darauf bei Bautzen. Da sie aber auch harte Verluste erlitten, schlossen sie einen Waffenstillstand. Während dieser Zeit traten Österreich und Schweden zu den verbündeten Preußen und Russen. Drei Armeen wurden gebildet. Die Nordarmee bei Berlin kommandierte der schwedische Kronprinz, die schlesische der alte Blücher und die böhmische der österreichische Feldmarschall Schwarzenberg. Bei Großbeeren schlugen die Preußen unter Bülow am 23. August

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 42

1885 - Aachen : Barth
— 42 — des Heerwesens das Land kräftig und stark machten. Ausgezeichnete Männer, die mit großem Erfolge zum Segen unseres Vaterlandes arbeiteten, waren: der Minister von Stein, der Kanzler Harden-derg, ochctrnljoi )t, Gneisenan und Blücher. Sie Bereiteten im stillen das Land kriegstüchtig vor, um zu einem geeigneten Zeitpunkte zur Wiedereroberung der geraubten Freiheit schlagfertig zu sem. Ein solch günstiger Umstand sollte sich bald finden. Napoleon unternahm 1ü12 einen Feldzug gegen Rußland. Nach zwei blutigen schlachten drang er bis Moskau vor, um hier ein behagliches Winterquartier zu nehmen. Kaum aber in die Stadt eingezogen, brach au allen Enden derselben Feuer aus, das die Stadt vernichtete. Voll Hunger und zerlumpt war das Heer hier angekommen und mußte elend sofort den Rückzug antreten. Auf diesem kam es größtenteils durch Kälte, Hunger und Verfolgung um. Napoleon hatte bitter für feinen Übermut das Strafgericht Gottes erfahren müssen. Diese Niederlage des mächtigen Herrschers benutzte der preußische Geueral York und trat mit seinen Hilfstruppen zu den Russen über. König Friedrich Wilhelm schloß ein Bündnis mit den Russen und erklärte am 16. März Napoleon den Krieg. Nicht allein in Preußen, sondern in allen deutschen Landen wurden Jung und Alt von einer solchen Begeisterung ergriffen, wie bisher nie das deutsche Volk sie gezeigt hatte. Die Begeisterung verlieh Mut und Thatkraft. Freiwillige strömten in großen Scharen von allen Seiten herbei, selbst (kreise waren bereit, sroh mit in den Kamps zu ziehen. Die mutigste Schar war die Lützowsche, unter der auch der Dichter Theodor Körner focht. Neben der Linie wurde eine Landwehr und ein Landsturm gebildet. Unter dem Gesänge der herrlichen Vaterlands* lieber von Arndt, Körner und Schenkendorf zogen die Krieger mutvoll in den Kampf. Die deutschen Frauen zur Zeit der Befreiungskriege. Auch die deutschen Frauen wurden tief ergriffen und zu edlen Thaten fürs Vaterland entstammt. Es entstand ein „Frauen-verein zum Wohle des Vaterlandes", der mit rühriger Kraft für die ins Feld gezogenen Streiter daheim arbeitete. Die goldenen Trauringe wurden mit eisernen verwechselt, die die Inschrift trugen: »Gold gab ich für Eisen hin 1813." Unbeschreiblich viel wirkte der Verein für Verwundete, Arme, Kranke und Notleidende. In dieser Zeit der allgemeinen Begeisterung fuhren eines Tages drei adelige Frauen nach Berlin. In ihrer Gesellschaft war ein Fräulein von Schmettau. Die Damen fanden in dem Gasthause,

8. Mittelalter - S. 66

1879 - Dillenburg : Seel
66 — warf er sich dem Kaiser zu Füßen und flehte um Gnade, Beisein aller Fürsten hielt dieser Gericht über den Ungehorsamen: me Herzogthümer blieben ihm genommen, nur seine brauufchweigw-lünebnrgischen Länder durfte er behalten. Heinrich mußte auf drei Jahre Deutschland verlassen; er verlebte diese Zeit der Verbannung bei seinem Schwiegervater, dem Könige von England. — So war Friedrich auch über diesen mächtigen Feind Sieger geblieben, und da jetzt alle Feinde bewältigt waren, so hielt der Kaiser ein großes Reichsfest zu Mainz (1184), auf welchem sich wieder einmal bte Herrlichkeit und das äußere Ansehen, welches Deutschland überall genoß, so recht zeigte. e. Friedrichs Kreuzzug. Plötzlich kam die Schreckensnachricht, daß Jerusalem von den Türken wieder erobert sei. Der egyptyche Sultan, von mehreren christlichen Rittern gereizt, zog gegen Jerusalem, schlug unterwegs ein Christenheer und besetzte nach diesem Siege Jerusalem ohne weiteren Kampf; alles, was an das Ehnsten-thnm erinnern konnte, ließ er beseitigen, doch die Einwohner behandelte er milde. Da beschloß Barbarossa, sein thatenreiches Leben noch durch einen Kreuzzug zu krönen; mit ihm verbanden sich zu gleichem Zwecke die Könige Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz von England, -^chdem Friedrich die Reichsregierung seinem Sohne Heinrich ^-übertragen hatte, stellte er sich 1189 zu Regensburg an die Spitze des 150 000 Mann starken Kreuzfahrer-Heeres. Wiewohl der griechische Kaiser Angelus seine Hülfe Zugesagt hatte, trat er doch dem Heere hindernd in den Weg; jedoch Friedrich wußte die Hindernisse zu beseitigen. Nach der Ueberwindung tn Adrianopel wurde das Heer nach Asten übergeführt, und kaum warman dort angekommen, da begannen auch ichon die Kampfe mit den Türken. Bei Jconinm kam es zu einer mehrlagigen Schlacht, welche durch des Kaisers Unerschrockenheit und durch di Tapferkeit seines Sohnes Friedrich (Herzog von Mwaben) gewonnen wurde; letzterer hatte während der Schlacht die Sturm genommen. Von hier gelangte das Heer nach Seient in der Landschaft Cilicien und mußte dal elbst über den Flutz Kalikadnns (jetzt Seleph) setzen. Der Fluß war von anhaltendem Regenwetter stark angeschwollen; da dem Km,er da- Brucke -schlagen zu lange dauerte, so sprengte er mtt fernem gferk m 1190 die tosenden Wellen, um schwimmend das Mutige Uftrzue. reichen. Aber die Wogen rissen ihn mit sich fort, und obwohl»

9. Neue und neueste Geschichte - S. 156

1880 - Dillenburg : Seel
— 156 — Punzen. Welche Freude! „Ach lieber Fritz, lieber Wilhelm! Seid ^hr da?" rief sie. Unter lautem Schluchzen eilten beide an das Bett der Mutter. — Die Todesstunde, die neunte des —ages, nahte heran. „Ach," seufzte die Königin, „mir hilft nichts mehr, als der Tod!" Der König faß an der einen Seite des Jettes, die Rechte der Kranken haltend; an der andern Seite faß die Schwester Friederike; die Aerzte und die ganze herzogliche Familie waren anwesend. Zehn Minuten vor neun Uhr kam wieder etn Krampfanfall. „Herr Jesu, Jesu! mach’ es kurz!" rief sie —- fünf Minuten später war der Kampf zu Ende. Der König, fast erdrückt von ungeheurem Schmerze, raffte sich auf, drückte feiner Luise die Augen zu und holte dann die beiden Prinzen an das Sterbebett. Diese sanken an der Leiche der geliebten Mutter nieder und benetzten ihre Hände mit heißen Thränen. Nicht nur Preußen, ganz Deutschland trauerte über den Tod der edlen Königin. Als der Sarg nach Berlin gebracht wurde, erschienen die meisten Berliner in Trauerkleidung. In Charlotten-burg erhielt Luise eine würdige Ruhestätte. Der Bildhauer Rauch schuf für das Mausoleum ein Marmorbild der schlafenden Königin, unvergleichlich in feiner Ausführung, da Dankbarkeit und Verehrung die Hand leiteten. — Noch heute ist die Königin Luise das Vorbild edler Frauen; noch heute wird sie gepriesen als die beste Mutter ihrer Kinder und des Vaterlandes und als die beste Gattin eines Mannes. c. Abfall des Generals Hork. Napoleon hatte der Welt verschwiegen, welches Schicksal die ungeheure Armee in Rußland gehabt hatte; um so gewaltiger war der Eindruck, als es endlich bekannt wurde. Hier und da erhoben sich Stimmen, daß jetzt oder nie Gelegenheit fei, das verhaßte Joch abzuwerfen. Friedrich Wilhelm erkannte das wohl, aber er allein durfte nicht wagen, Ktieg zu beginnen: er wäre von der llebermacht Napoleons erdrückt worden; Oestreich war durch Verwandtschaft an Napoleon gefeffelt und hatte noch keine Luft zum Kriege; und Rußland? welchen Werth hatte Rußlands Freundschaft, nach dem Jahre 1807 bemessen? So überlegte der König lange Zeit; da traf ihn die Nachricht von dem Abfalle des Generals von Iork vom französischen Heere. Iork hatte das preußische Hülfsheer nach Rußland befehligt; auf dem Rückzüge war er mit feinen Truppen der letzte und hatte die Nachhut zu decken. Seine Ehre forderte fein Ein-stehen für die Franzosen; feine Liebe zum Vaterland wollte das

10. Neue und neueste Geschichte - S. 181

1880 - Dillenburg : Seel
— 181 — lingsalter machte die Schwäche einer danerhaften Gesundheit und Kraft Platz. Auch er wurde Don der Mutter zu ernster Frömmigkeit, zu herzlicher Menschenliebe und zu sittlicher Tüchtigkeit erzogen; wie sein Charakter sich schon frühe zeigte und entwickelte, beweist ein Brief der Königin an ihren Valer, in welchem sie schrieb: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht alles trügt, wie sein Vater einfach, bieder und verständig." Die erste Ausbildung des Prinzen war dem Geheimerath Delbrück anvertraut, der sich seiner Aufgabe mit großer Gewissenhaftigkeit unterzog und dafür auch warmen Dank der Eltern und der beiden Prinzen erntete. Seit 1810 erhielt Prinz Wilhelm den Unterricht des Cadettenlehrers (späteren Generals) v. Reiche; auch dieser rühmt den Prinzen, indem ermessen Ordnungsliebe, praktischen Verstand und seinen ernsten, gesetzten Charakter hervorhebt. Die Eindrücke der schweren Zeiten wirkten ans den Prinzen Wilhelm ebenso nachhaltig, wie aus den älteren Kronprinzen; er floh mit seinen Eltern und Geschwistern nach Königsberg und später nach Memel. Wie tief und lebhaft er damals die Eindrücke des Ernstes der Zeit in sich ausgenommen, wie sehr er den Schmerz der tiefgebeugten Eltern nachgefühlt hat, das alles hat er schon oft ausgesprochen und bethätigt. Am Neujahrstag 1807 erhielt er, da er in den militärischen Uebungen schon fest war und sehr große Freude an allem hatte, was sich auf das Heerwesen bezog, die Ofsicieruniform. Als die Wendung des Jahres 1812 eintrat, war Prinz Wilhelm in sehr gedrückter Stimmung; aber bald theilte er die ganze Begeisterung des preußischen Volkes; 1813 begleitete er seinen Vater nach Breslau, durfte aber nicht, .so sehnlich er es auch wünschte, mit am Feldzuge Theil nehmen, da der Vater ihn für zu schwach hielt. Erst nach der Schlacht bei Leipzig erhielt er die Erlaubnis, mit in's Feld zu rücken, und nachdem er das Schlachtfeld bei Leipzig besichtigt hatte, eilte er zu dem Heere und überschritt mit dem Blücher'schen Corps in der Neujahrsnacht 1814 den Rhein. Bei dieser Gelegenheit lernte Priu^ Wilhelm zum erstenmale den Ernst eines Gefechtes kennen. Seine erste Probe persönlichen Muthes legte er in der Schlacht bei Bar für Aube ab, wo er im dichtesten Kugelregen einen Auftrag des Königs mit größter Kaltblütigkeit ausführte. Vorläufig schwieg der König über dieses heldeniuüthige Verhalten des Sohnes, nachher aber belohnte er ihn dafür durch Verleihung des eisernen Kreuzes. An den Kämpfen vor Paris nahm er ebenfalls Theil und zog am 31. März 1814 auch mit in Paris ein.
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