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1. Die Supplingenburger - S. 45

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 45 — von Toskana, beugte der Kaiser sich vor dem Papst, nachdem dieser ihn drei Tage im Schloßhofe in grimmiger Kälte, in Eis und Schnee, barfuß und nur mit einem wollenen Büßerhemde bekleidet, hatte warten lassen. Welche Gedanken damals die Seele des Kaisers bewegten, wer vermöchte es zu erraten? Gewiß, er hatte gefehlt, schwer gefehlt in den Tagen seiner Jugend, und nicht unverdient war die Demütigung, die Gott ihm auferlegte; aber durch den Gang nach Kanossa hat er reichlich gesühnt, was er im jugendlichen Leichtsinn verbrochen. Als wir nach Deutschland zurückkehrten, war Aufruhr allerorten. Nicht allein die Sachsen, sondern auch Bayern, Schwaben und andere Stämme waren von Heinrich abgefallen und hatten sich in der Person des Herzogs Rudolf von Schwaben einen neuen König gewählt. Doch Heinrich war nicht gesonnen, die Krone leichten Kaufes aufzugeben. Obgleich der Papst ihn abermals bannte, weil er den Krieg gegen seinen Nebenbuhler ohne päpstliche Genehmigung begann, so sammelten sich doch um ihn viele seiner alten Freunde, und an der Elster unweit Merseburg kam es zum Treffen. Du weißt, wie es endete; zwar erkämpften die Sachsen und ihre Verbündeten den Sieg über die Mannen des Kaisers, aber König Rudolf erhielt die Todeswunde, und Heinrich, obgleich geschlagen, war seines gefährlichsten Widersachers entledigt. Für mich aber wurde der Tag von Merseburg verhängnisvoll. Am Tage vor dem Tressen begab ich mich zum Kaiser. Ich fand ihn in einer erregten Stimmung; die Sorge um den Ausgang des Kampfes lag auf seinem Gesichte. Doch empfing er mich gütig, wie er stets zu thun pflegte, und fragte nach meinem Begehr. Ich bat ihn bescheiden, mich für den morgenden Tag meiner Pflicht zu entbinden, da es mir widerstrebte, gegen meine Brüder die Waffen zu führen; im übrigen, so gelobte ich ihm, würde ich ihm auch ferner ein treuer Diener sein. Da aber flammte die Röte des Zornes in dem Gesichte des Kaisers auf. „Ha", rief er aus, „jetzt, wo

2. Die Supplingenburger - S. 44

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 44 — beit Krümmern erstandene Zwingburg wieder in das unterworfene Land. (5m gütiges Geschick hatte mich davor bewahrt, daß ich gezwungen wurde, gegen meine Brüder die Waffen zu ergreifen. Während des blutigen Tages an der Unstrut und der folgenden Wochen lag ich krank darnieder, und oft habe ich Gott auf den Knien für diese Krankheit ge-dankt Als tch genesen war, war auch der Friede hergestellt; freilich war es nur ein Scheinfriede, denn unter dci Asche glimmte das Feuer der Zwietracht weiter, und es bedurfte nur eines Windhauches, um es ru Heller ,'slamme anzufachen. _ Was soll ich Dir jetzt erzählen von der Zeit der Demütigung, welche auf diesen kurzen Glückstraum des Kaisers folgte? Am liebsten schwiege ich von den nun [o genden -Lagen und Jahren, welche die tiefste Schmach -Deutschlands gesehen. Dei’ Papst Gregor, ergrimmt über das wachsende Glück des Kaisers und besorgt um die Lelöitändigkeit der Kirche, schlenderte den Bannfluch Wen ihn, und wollte der Kaiser nicht seine Krone verlieren, so mußte er sich demütigen vor dem stolzen Kirchen-sitrften, welcher sich anmaßte im Aufträge Gottes das Weltall zu regieren. Ich habe damals, im strengen Winter des Jahres 1077, den Kaiser begleitet auf seiner verhängnisvollen Reise über die Alpen nach Italien. Sein treues Weib Bertha von Susa, die in früheren Jahren oft von dem jäh- zoinigen, wetterwendischen Gemahl gemißhandelt worden war, war ihm jetzt eine treue Gefährtin, die alle Ge-fahre» der beschwerlichen Alpenfahrt mit ihm teilte; auch lein dreijähriges Söhnchen Konrad führte der gebannte Kaiser mit sich. Unter unsäglichen Mühsalen, mehr als einmal m Todesgefahr, gelangten wir endlich nach Ober-italien. Die Longobarden boten dem Kaiser ihre Hülse an gegen den Papst, aber er schlug sie aus; nicht als ein Rächer für erlittene Unbill, sondern als Büßender wollte er vor dem Statthalter Christi erscheinen. Zu Kanossa, in dem festen Schlosse der Gräfin Mathilde

3. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 70

1891 - Dresden : Höckner
- 70 — des Reiches in seinen bisherigen Grenzen. Außerdem vereinigte er das bis dahin westgotische Septimanien (Languedoc) mit demselben und unterwarf die mittleren Friesen wie vorher schon die abgefallenen Westfriesen. 3. Darauf wandte er sich gegen Abderrhaman, den arabischen Statthalter von Spanien, welcher die Pyrenäen überstiegen und den Herzog von Aquitanien geschlagen hatte. An der Spitze des gesammten fränkischen und ostrheinischen Ausgebotes schlug er die 732 Araber 732 in der Schlacht zwischen Tours und Poitiers und setzte dem weiteren Vordringen des Islam in Europa ein Ziel. 4. Den Haß der Kirche szog sich Karl Martell zu durch die Entfremdung der reichen Kirchengüter, die er zur Ausstattung seiner Vasallen verwandte; doch hat er sie ebensosehr gefördert durch den Schutz, den er der Missions- und Reformationsthätigkeit der Angelsachsen dies- und jenseits des Rheines lieh (S. ~<3). Dem Papste freilich ^versagte er die begehrte Hilfe (Gesandtschaft Gregors Iii. 739 und Übersendung der goldenen Schlüssel zum Grabe des h. Petrus) gegen den Langobardenkönig Lintprand, der sich ihm eben als zuverlässiger Bundesgenosse gegen die Araber erwiesen hatte. 2. Die Entwickelung des Papsttums zur Weltstellung. 1. Das Papsttum ist zunächst mehr durch die Macht der Verhältnisse, als durch das Verdienst der römischen Bischöfe emporgekommen, vornehmlich auf Grund der Bedeutung Roms als Reichshauptstadt, später als ideeller Mittelpunkt abendländischer Kultur sowie als bevorzugte Stätte der wachsenden Heiligen- und Märtyrerverehrung (Katakomben). Die römischen (erst seit dem 6. Jahrh, vorzugsweise „Päpste" genannten) Bischöfe begründeten ihre Ansprüche auf die von dem „Apostelfürsten" Petrus, dem angeblichen ersten römischen Bischof, seinen Nachfolgern übergebene Schlüsselgewalt und stützten ihren weitgehenden Einfluß auf die zahlreichen und großen „Patrimonien", welche sie in Italien, im südlichen Frankreich, in Corsica, Sardinien, Sicilien, Afrika und Dalmatien besaßen. 2. Freilich wurde die Anerkennung ihres Vorranges (Primates) Jahrhunderte lang gehemmt durch den überwiegenden Einfluß, welchen die Patriarchen von Konstantinopel und die Kirche des Ostens aus die Glaubensstreitigkeiten behaupteten. Erst als das lateinische Abendland mit dem Ende des 4. Jahrh.

4. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 80

1891 - Dresden : Höckner
— 80 — Reichsgesetzgebung aus den in lateinischer Sprache aufgezeichneten Beschlüssen der Reichsversammlungen (Capitularia). Der namentlich in den Pfalzen des alten Anstrasiens und am Rhein regelmäßig zusammentretenden Reichsversammlung (seit Pippin „Maifeld") ging nicht selten tm Herbst eine kleine Versammlung der Großen voraus, welche die Beschlüsse der größeren vorbereitete. 2. Der einreißenden Erblichkeit im Beamtentum trat Karl überall entschieden entgegen und bestellte außerdem zur Aufsicht über die gesamte Reichsverwaltung, insbesondere die Rechtspflege, alljährlich je zwei Königs boten oder Gewaltboten (missi dominici), einen Bischof und einen vornehmen Laien, für je einen ausgedehnten Bezirk, welche als seine Stellvertreter viermal im Jahre denselben bereisend, auf besonderen Landtagen die Amtsführung der Grafen und Bischöfe zu beaufsichtigen und zu ergänzen, Klagen der Unterthanen entgegenzunehmen und in freieren Formen selbst Gericht zu halten hatten. Durch ihre Berichte an den König sicherten sie diesem eine durchgreifende persönliche Einwirkung auf alle Teile des Reiches. 3. Auch die Kirchenverfassung wurde, dem Charakter der karolingischen Monarchie entsprechend, vom Kaiser in römischhierarchischer Weise und zwar so geordnet, daß sür Deutschland Köln, Trier und Mainz als erzbischöfliche Sitze galten (für Baiern das Erzbistum Salzburg). Die Bischöfe und die Abte der Reichsklöster wurden unmittelbar durch den König ernannt; selbst das erzbischöfliche Pallium erteilte der Papst nur auf den Antrag des Königs. Ebenso verfügte der König nicht selten eigenmächtig über das Kirchengut, zog die Bischöfe zur Reichsverwaltung und die Vasallen von Kirchen und Klöstern wie seine eigenen zum Dienst heran, berief nicht nur Synoden, sondern ließ auch zuweilen durch sie dogmatische Streitigkeiten entscheiden. 4. Mittelpunkt des Reiches war der Hos, dessen Beamte zu den wichtigsten Reichsgeschäften des Friedens und des Krieges verwendet wurden. Unter den höheren Hofbeamten gewann der Hausgeistliche des Königs, der Vorsteher der „Kapelle", der königlichen Betkammer, mit der Ausdehnung seines Geschäftskreises auf die Kanzlei und die kirchlichen Angelegenheiten des Reiches besondere Bedeutung (primus capellanus, archicapellanus) Der Unterhalt der umfänglichen Hofhaltung, also im Grunde die Staatswirtschaft, welche mit dem König von Pfalz zu Pfalz

5. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 88

1891 - Dresden : Höckner
bort Hochburgund (zwischen Jura und den penninischen Alpen) wählten den welfischen Grafen Rudolf (888). In Italien kämpften die langobardischen Herzöge Berengar von Friaul, wie Rudolf ein Verwandter des karolingischen Hauses, und der einem anstrasischen Geschlecht entstammende Guido von Spoleto um die Herrschaft. 7. Während die von der Geistlichkeit getragene Kaiseridee den nationalen und landschaftlichen Kräften erlag und die karolingische Universalmonarchie sich endgültig in nationale Königreiche auslöste, tauchte innerhalb der westfränkischen Geistlichkeit der Gedanke auf, die während der Bürgerkriege vielfach weltlicher Habsucht und Willkür preisgegebene Kirche vom Staate zu befreien und das Papsttum an die Spitze einer abendländischen Theokratie zu stellen. In diesem Sinne entstanden um die Mitte des 9. Jahrh, in Frankreich die pseudo-isidorischen Dekretalien (nach dem spanischen Bischof Isidor des 7. Jahrh, genannt), eine Sammlung vornehmlich unechter päpstlicher Erlasse (auch Concilienbeschlüsse), durch welche die höchste gesetzgebende, verwaltende und richterliche Gewalt über die gesamte Kirche dem Papsttum zugesprochen wurde. 8. Das Papsttum versäumte nicht, diese Fälschung zur Begründung seiner herrischen Ansprüche zu benützen. Papst Nikolaus I. (858—867) hatte schon 863 in dem Ehestreite Lothars Ii. den Beschluß der Metzer Synode durch eine römische für ungültig erklärt und die Erzbischöfe von Köln und Trier abgesetzt, weil sie die Verstoßung der Königin gebilligt hatten. 864 trat er auf Grund jener Dekretalien in dem Streite des Erzbischofs Hinkmar von Reims, des mächtigsten und gelehrtesten Bischofs der fränkischen Kirche, mit dem widerspenstigen Straßburger Bischof für diesen ein, und die fränkischen Bischöfe ließen sich diese erste Anwendung der falschen Dekretalien gefallen. Hieraus entsprang dann in der Folge die Vorstellung, daß auch die weltliche Macht vom Papsttum abhänge und daß von ihm die kaiserliche Würde verliehen werde. 3. Der Verfall Ostfrankens und die Erneuerung des Stammesherzogtums 887—918. 1. In Ostfranken setzte Arnulf (887—899) den Raubzügen der Normannen ein Ziel durch den Sieg bei Löwen an 891 derdyle 891 und wandte sich in den folgenden Jahren von feinem Hauptlande Baiern (Hauptstadt Regensburg) aus wiederholt

6. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 99

1891 - Dresden : Höckner
— 99 — Harald in Holstein durch Erstürmung des Danewirkes gerächt und dieser wie der Böhmenherzog wieder zur Anerkennung der deutschen Oberhoheit gezwungen worden. Den Überfall König Lothars von Frankreich (954—986) zu Aachen, dessen Bruder Karl soeben noch vom Kaiser mit Niederlothringen belehnt worden war, beantwortete Otto Ii., unterstützt von einer einmütigen Erhebung der deutschen Fürsten, an der Spitze eines Heeres von 60000 Mann 978 durch -einen Zug bis vor 978 Paris. Diesem folgte 980 auf einer persönlichen Zusammenkunft mit Lothar zu Chiers der Verzicht desselben auf Lothringen. 4. Im Jahre 980 brach der Kaiser nach Italien auf, um auch das griechische Süditalien seiner Herrschaft zu unterwerfen und mit Deutschland zu einem Reiche zu verbinden. Doch nachdem er Bari und Tarent genommen hatte, erlitt er gegen die mit Abul-Kasem, dem fatimidischen Statthalter des arabischen Siciliens, verbundenen Griechen nach anfänglichem Siege bei Kap Colonne, südlich von Cotrone in Calabrien, 982 eine 982 furchtbare Niederlage (f. wunderbare Rettung). Die Kunde hiervon ermutigte die Slawen zwischen Elbe und Oder zu einem allgemeinen Aufstande, in welchem die Pflanzungen deutsch-christ-licher Gesittung hier auf Jahrhunderte zu Grunde gingen. Körperlich und geistig gebrochen, erlag der Kaiser 983 zu Rom diesem 983 jähen Wechsel des Glückes in der Blüte seiner Jahre (Grab in Rom). 5. Der unmündige, erst 4jährige Otto Iii. (983—1002) war soeben Weihn. 983 zu Aachen durch die Erzbischöfe von Mainz und Ravenna gekrönt worden. Doch bemächtigte sich seiner Heinrich der Zänker, der mit Hilfe feiner alten Bundesgenossen und einiger deutscher Erzbischöfe sich selbst auf den Thron zu schwingen gedachte. Aber an der Spitze Frankens und Schwabens und im Einverständnis mit der Mehrheit des sächsischen Adels trat ihm auf das entschiedenste der Erzbischof Willigis von Mainz entgegen, unterstützt hierbei auch von dem Erzbischof Adalbert von Reims und dem berühmten Vorsteher der Reimser Ktofterfchule, Gerbert. Heinrich entsagte schließlich seinen Ansprüchen und lieferte den jungen König aus (984). 6. Mit Kraft und Einsicht leitete Theophano, die jugendliche Witwe Ottos Ii., die Regierung für ihren Sohn. Allein während es nicht gelang, die abgefallenen Wendenstämme (außer

7. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 107

1891 - Dresden : Höckner
— 107 — auch die Anordnungen des Kaisers in Italien erschüttert, und in Ungarn ging die deutsche Oberlehenshoheit schon 1046 (mit der Erhebung des Arpaden Andreas) wieder verloren. 13. Des lothringischen Aufstandes wurde der Kaiser mit Hilfe der Kirche Herr; doch erneuerte sich die Gefahr, als Gottfried sich durch feine Vermählung mit Beatrix von eiert, der Witwe des Markgrafen Bonifacius, in den Besitz des mächtigsten Fürstentums von Mittelitalien gesetzt hatte. Zugleich war das deutsche Papsttum mit der bedrohlich wachsenden Macht der Normannen Süditaliens in Kamps geraten (Niederlage und Gefangenschaft Leos Ix. bei Civitate in Apulien 105-3). Um der drohenden Verbindung des deutfchen und des italienischen Adels zu begegnen, zog Heinrich Iii. 1055 zum zweiten Male nach Italien. Den neuen Papst Victor Ii. (Gebhard von Eichstädt) belohnte er mit dem Herzogtum Spoleto und der Mark Camerino und ernannte ihn zu seinem Statthalter in Italien. 14. Denn schon rief ihn eine neue Fürstenverschwöruug nach Deutschland zurück (Bischof Gebhard von Regensburg), die freilich bei feiner Rückkehr ein fchnelles Ende fand. Des Kaisers festes Auftreten gegenüber Heinrich I. von Frankreich (Zusammenkunft zu Jvois) bewog auch Gottfried, sich endlich dauernd zu unterwerfen. Jedoch die Nachricht von der vernichtenden Niederlage eines sächsischen Aufgebotes durch die Liutizen brachte Heinrich Hi. den Tod zu Bodfeld im Harz 1056. 1056 Iii. Abschnitt. Die inneren Zustände des deutschen Reiches. 1. Der König und der Hof. 1. Das deutsche Reich war ein unteilbares Wahlreich; doch hielten sich die Königswahlen zunächst an das regierende Geschlecht, und gewöhnlich wurde noch bei Lebzeiten des Königs dessen Sohn als Nachsolger gewählt, so daß man der Ausbildung eines Erbreiches nahe kam. Der König war Oberlehnsherr (s. u.) der Laienfürsten (befahnte Lanze), aber auch weltliches Haupt der Reichskirche (Investitur mit Ring und Stab), oberster Richter (Königsgericht) und oberster Kriegsherr; doch bedurfte es jetzt zum Aufgebot der Zustimmung der Großen.

8. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 119

1891 - Dresden : Höckner
— 119 — insgeheim dahin, den König zu entsetzen, falls er sich nicht bis zum Jahrestage des Bannes von demselben gelöst habe. 5. Heinrich entschloß sich die Zusammenkunft des Papstes und der Fürsten zu vereiteln und den Bund beider zu sprengen. Mitten im strengsten Winter eilte er deshalb, begleitet nur von seiner treuen Gemahlin und geringem Gefolge, von ©Peter, die von den süddeutschen Fürsten besetzten Alpenpässe vermeidend, durch Burgund und Savoyen unter unsäglichen Beschwerden über den Mont Cenis nach Italien. Hier erzwang er durch dreitägige Buße im inneren Schloßhofe des Felsenschlosses Canossa (oberhalb Reggio) am 28. Jan. 1077 die Absolution des wider- 1077 strebenden Papstes, der schon auf der Reise nach Deutschland vor der drohenden Bewegung der lombardischen Großen hier bei seiner Freundin, der Markgrüfin Mathilde von Tuscien, der Tochter der Beatrix (S. 107), Zuflucht gesucht hatte. 6. Nichtsdestoweniger wählten die enttäuschten Fürsten und Gregorianischen Bischöfe in Gegenwart päpstlicher Legaten 1077 zu Forchheim den Herzog Rudolf von Schwaben zum Gegenkönig, indem sie zugleich ihr freies Wahlrecht gegenüber dem König und die Unabhängigkeit der Wahl der Bischöfe von diesem im Sinne des Papstes feststellten. Jetzt aber trat Heinrich Iv., im Unglück rasch zum Manne gereift, mit der ganzen genialen Kraft seines Geistes für die Unabhängigkeit des entwürdigten deutschen Königtums mit Hilfe der Bürgerschaften der rheinischen Städte und der Bauernschaften Schwabens, sowie vieler Bischöfe und des Böhmenherzogs aufs neue in den Kampf ein. Rudolf dagegen stützte sich insbesondere auf die fchwäbischen Geschlechter der Welfen und Zähringer, sowie auf den sächsischen Adel und die freien Bauernschaften Sachsens und Thüringens. Da es in dem nun entbrennenden greulichen Bürgerkriege für Heinrich besonders galt, die Vereinigung der sächsischen und schwäbischen Heereskräfte des Gegners zu verhindern, übertrug derselbe die schwäbische Herzogswürde 1079 an Friedrich von Staufen, den Stammvater der Hohenstaufen, der durch seine Burgen eine beherrschende Stellung am Nordrande der Rauhen Alp behauptete (dessen Vermählung mit Heinrichs Tochter Agnes). 7. Erst nach einem entschiedenen Siege Rudolfs 1080 (bei 1080 Flarchheim unweit Mühlhausen i. Th.) stellte sich Gregor Vii-offen auf dessen Seite und erneuerte auf der Fastensynode 1080 feierlich den Bann über Heinrich, indem er zugleich binnen

9. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 120

1891 - Dresden : Höckner
— 120 — kurzem den Sturz des „falschen Königs" verkündigte. Jedoch die ganze Lombardei erklärte sich jetzt gegen den Papst, und seitdem Heinrich zu den alten Formen des Königtums zurückgekehrt war, schloß sich seine Partei in Deutschland immer enger um ihn zusammen. Auf einer Synode zu Brixen erneuerten deutsche und lombardische Bischöfe im Beisein des Königs den Beschluß einer deutschen Synode zu Mainz, die Absetzung Gregors Vii. betreffend, und erhoben den Erzbischof Wibert von Ravenna (Clemens Hi.) zum Gegenpapst. Rudolf aber bezahlte 1080 am 15. Oktober 1080 in der Schlacht bei Hohenmölsen an der Weißen Elster seinen Sieg mit dem Leben (Grab im Dome zu Merseburg), und damit zersiel auch seine Partei. 8. Das gab auch dem Kampfe Heinrichs Iv. mit Gregor Vii. die entscheidende Wendung. Im Frühjahr 1081 brach der König mit geringen Streitkräften nach Italien auf und rückte ohne Widerstand bis vor Rom, wo der Papst ihn trotz seiner jetzt verzweifelten Lage (Ungehorsam der Vasallen Mathildens, Zug Robert Guiscards gegen Byzanz) voll unerschütterlichen Selbstvertrauens erwartete. Erst nach längerer Einschließung und Bestürmung vermochte Heinrich 1083 die Leostadt zu nehmen und seinen Papst nach dem St. Peter zu führen. Die Über- 1084 gäbe Roms selber erkaufte er erst 1084 mit byzantinischem Golde und empfing nunmehr aus der Hand Clemens' Iii. die Kaiserkrone. Doch Gregor Vii. behauptete sich in der Engelsburg, und vor der Übermacht der anrückenden Normannen Robert Guiscards mußte Heinrich die Stadt wieder räumen, die nun von jenen geplündert wurde. Unter den Verwünschungen der Römer folgte der Papst den abziehenden Normannen nach Sa- 1085 lerno. Hier ist er, unbeugsam bis zum letzten Augenblick, 1085 gestorben d) Der Sieg des Papsttums 1085—1095. 1. In Deutschland hatte die Gegnerschaft Heinrichs Iv. an Stelle Rudolfs 1081 den luxemburgischen Grasen Hermann von Salm zum König erhoben, der Tod Ottos von Nordheim (1083) indessen der deutschen Adelsbewegung die treibende Kraft genommen. Als jetzt der Kaiser siegreich heimkehrte, kam ihm *) Seine letzten Worte: Dilexi iustitiam et odi iniquitatem, propterea morio • in exilio.

10. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 123

1891 - Dresden : Höckner
— 123 — zicht Heinrichs I. auf die Investitur S. 126), das Investitur-verbot wiederholte, entschloß sich der König 1110 nach vergeblichen Verhandlungen zum 1. Römerzuge. 2. Auf der roncalischen Ebene bei Piacenza vereinigten sich die beiden vom Großen Bernhard und vom Brenner kommenden Heersäulen zu einer großen Heerschau (30 000 Ritter). Bei diesem Anblick fügten sich die lombardischen Städte; auch Mathilde von Tuscien und der Papst zeigten sich zu Verhandlungen geneigt, als Heinrich V. unaufhaltsam gegen Rom vordrang. Im Vertrag zu Sntri 111l versprach Paschalis Ii. gegen den 1111 Verzicht Heinrichs auf die Investitur die Rückgabe aller Gebiete und Hoheitsrechte, welche die Kirche seit Karl dem Großen empfangen hatte. Jedoch die Bekanntmachung des Vertrags nach Heinrichs Einzug in Rom rief den heftigsten Widerspruch der Bischöfe hervor und nötigte den König auf feinen früheren Standpunkt zurückzutreten. Da nun aber Paschalis Ii. sich weigerte, unter solcher Bedingung die geforderte Kaiserkrönung zu vollziehen, ließ er denselben mit 16 Kardinälen verhaften-Notgedrungen mußte jetzt der hilflose Papst das Juvestiturrecht des Königs anerkennen, Heinrich Iv. vom Banne lösen und geloben, ihn selbst niemals zu bannen. Darauf vollzog er die Kaiferkrönung 1111. 3. Nachdem Heinrich V. das Papsttum und die deutsche Kirche sich aufs neue unterworfen hatte, begann er die königliche Macht in Deutschland auch dem Laienadel gegenüber nach den Grundsätzen seines Vaters zur Geltung zu bringen. Dadurch erregte er einen gefährlichen Aufstand in Sachsen und Thüringen. An der Spitze desselben stand neben Ludwig (dem Springer) von Thüringen Lothar von Supplinburg, feit 1106 nach dem Tode des letzten Billungers als der mächtigste sächsische Grund- und Lehnsherr i) Herzog von Sachsen. Dieser strebte darnach, mit der Wiederaufrichtung der deutschen Herrschaft im slawischen Osten die deutschen Marken (Nordmark, Lausitz, Meißen) in enge Abhängigkeit von seinem Herzogtum zu bringen und sich auch in Sachsen möglichst unabhängig vom *) Lothar von Supplinburg erwarb zu den Stammgütern seines Geschlechts um Helmstädt die Vogtei des Bremer Erzstistes und durch seine Vermählung mit Richenza, der Enkelin Ottos von Nordheim und Nichte Ekberts Ii. von Braunschweig und Meißen, die Hälfte der nordheimischen Allode, später auch die Guter der Brunonen um Braunschweig.
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