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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Vaterländische Erdkunde - S. 26

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 26 — dem Bauwerk der Erdoberfläche in die Erscheinung getreten, denn gerade das Wasser ist es, das an der Gestaltung der Erdoberfläche eine Riesenarbeit geleistet hat und noch leistet, und zwar das Wasser iu allen seinen Erscheinungsformen, als Meer, See, Fluß, Regeu, Tau, Reif :c. — Die erdaufbauende Thätigkeit des Wassers wollen wir uns an einem Beispiel auf engbegrenztem Raum veranschaulichen. Wir stehen auf einem großen gepflasterten Hofplatz, an den eine geneigte Acker- fläche grenzt. Die Steinpflasterung möge für uns ein Stück Urgebirge bedeuten. Es regnet, und das von dem Acker herabkommende schmutzige Wasser läuft auf den Hofplatz. Hier, wo es auf wagerechter Fläche allmählich vom Fließen aufhört, sinkt der Schmutz nieder und bildet Sand- und Schlammablagerungen. Werden diese nie entfernt, so lvird der Hofplatz nach und nach von einer Schlammschicht vollständig bedeckt werden, — das Urgebirge ist von neuen Erdmassen überdeckt. In der allerersten Zeit der Urperiode konnte das natürlich noch nicht geschehen, da die höher gelegenen Gebiete, von denen herab Schlamm und Sand hätten heruntergespült werden sollen, selber noch felsenhart waren. Aber im Laufe der Zeit zermürbten die Einflüsse der Atmosphäre — (besonders geschieht das durch Frost und Hitze) — die Gebirge, die der Regen dann immer wieder rein wusch. Das Abgetragene wurde in die Ebenen und Niederungen oder auch iu die Oceane ge- schwemmt, wo im Laufe der Jahrtausende über dem Urgebirge Erdschichten von ungeheurer Mächtigkeit eutstanden. Unser Regenwasser konnte nur das niederschlagen, was es unter- wegs mit sich fortgerissen hatte, die Flüsse und Oceane führen aber auch Eigenprodukte mit sich, die sie ablagern können. Es sind das vor allem die Kalk- und Salz bestand- teile des Wassers, wozu noch die kalkigen Schalen gewisser Tiere kommen. Durch Ab- setzung derartiger Stoffe sind die Kalk-, Kreide- und Salzschichtungen und -gebirge entstanden. — Wir müssen also bei der heutigen Erdkruste unterscheiden a) das Urgebirge, b) die durch das Wasser besorgten Schichtungen, und zwar 1. sandige und thonige, 2. kalkige, 3. salzige Schichtungen. Nach drei Jahren kehren wir von einem Aufenthalt in der Fremde in die Heimat zurück und fucheu unseren Hofplatz auf. Wir hatten gebeten, ihn nicht zu benutzen, auch den auftreibenden Schmutz nicht zu entfernen. Es hat sich denn auch eine stattliche Schicht gebildet. Mit einem kleinen Löffel graben wir in dieselbe hinein. In der oberen Schicht finden wir ab und zu ein Haferkorn und Haferspreu: Das Feld muß im letzten Sommer, sagen wir 1894, mit Hafer bestellt gewesen sein. Etwas tiefer suchen wir vergeblich nach irgend welchen Ernteresten. Die Schicht wird im Winter, als der Acker gepflügt war, abgesetzt sein. Wieder ein wenig tiefer finden wir hin und wieder Weizenkörner, sogar eine ganze Weizenähre entdecken wir; wir sind in der Frühjahrsschicht des Jahres 1893 angekommen. Dann fehlen wieder Körner und Spreu, wir sind wieder in einer Winter- schicht, Sie hat aber gegen die frühere eine auffällig hellgraue Farbe. Wir untersuchen sie und finden, daß sie stark mit Mergel durchsetzt ist. Über die Ursache fiud wir nicht lange im unklaren: Der Acker muß im Winter 1892 bemergelt worden sein, wobei der Mergel längere Zeit frei liegen blieb. Noch tiefer bringen wir Rapssaatkörner und -schoten zu Tage, ein Beweis, daß das Feld im Sommer 1892 mit Rapssaat bebaut war. Wir graben weiter und treffen schwärzlich gefärbte Massen. Bei näherer Untersuchung finden wir, daß sie mit torfartigem Material durchsetzt sind. Wir schließen, daß der Acker im Winter 1892 wohl mit Torfstreu bedüngt wurde. Die unterste Schicht hat eine lehmgelbe Farbe. Wahrscheinlich lag der Acker im Jahre 1891 als Brache. Er war vielleicht sehr tief gepflügt, so daß infolge der sehr dünnen Ackerkrume der gelbe Lehm vielfach zum Vorschein kam. — Wir sind auf dem Steinpflaster angekommen. Es war eine interessante Untersuchung. Die aufgeschwemmten Massen erzählten uns in ihrer stummen Sprache die Geschichte des benachbarten Ackers. Wir machen noch mit einem langen Messer einen scharfen Schnitt durch die Erdschichten. Nach Entfernung der vorderen Massen erkennen wir an den bloßgelegten Schnittflächen deutlich die dünnen, übereinanderliegenden Schichten, die sich meist schon durch ihre Farbe, sonst aber durch die Einschlüsse voneinander unter- scheiden. Wir zählen von unten nach oben folgende sieben Schichten: die lehmige Schicht

2. Vaterländische Erdkunde - S. 28

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 28 — zeitlichen, längst zurückgetretenen Meeren zu zeichnen. — Fast alle Erdformationen sind, da sie vielfach mit bindendem Material, z. B. mit Kalk durchtränkt waren und schon Millionen von Jahren lagern, zu festem Gestein erhärtet. Ihre Oberflächen sind dann meist wieder zu lockerer Ackererde verwittert. — Wir stellen jetzt unsere Übersicht zu einer Tabelle zusammen und setzen daneben die wissenschaftlichen Bezeichnungen. 1 A. Das Urgebirge &£ Sä Sä® Tt . U rge birgsiormation B. Die auflagernden Formationen1): I. Drei altzeitliche Formationen Paläazoisclie Formationen Icambrium Silur Devon 2. Formationen d. (Stein-)Kohlenzeit3) Karbon 3. Formationen d. Nach-Kohlenzeit4) . Dyas (od.) Perm (zechseteindes Ii. Drei mittelzeitliche Formationen Mesozoische Formationen I Buntsandstein 1. Trias ) ..........Trias Muschelkalk l Keuper ( Schwarzer J. od. Lias 2. Jlira )...........Jura S Brauner ,, ,, Dogger Weisser ,, ,, Malm r Neocom Oault 3. Kreide ')..........Kreide { Cenoman | Turon Senon Iii. Drei neuzeitliche Formationen . Kanäozoische Formationen I Eocän 1. Braunkohlenformation8).....Tertiär Sst l Pliocän 2. Das ältere Schwemmland9) . . . Diluvium 3. Das jüngere „ 10) . . Alluvium Noch einmal kehren wir nach unserem Hofplatz zurück. Denken wir uns, derselbe läge über flachen Erdhöhlungen. Eines Tages bilden sich infolgedessen Risse und Spalten. Einzelne Teile fangen an hinabzusinken, während andere ihre Lage beibehalten. Unsere schön gelagerten Erdschichten werden hart mitgenommen. Hier sinken sie ganz mit hinab, dort nehmen sie eine hängende Richtung an, an anderen Stellen wieder werden sie senk- recht aufgerichtet oder kippen wohl gar über, daß das oberste zu unterft kommt. Es ent- steht ein wirres Durcheinander, und kaum wissen wir unsere Formationen wiederzufinden. — Auch auf unserer großen Erde sind die Schichten nicht in ungestörter Lagerung ver- blieben. Die Abkühlung der Erdkugel schritt immer weiter vor, so daß der Erdumfang 1) Die hier gegebene Übersicht von dreimal drei Formationen ist so einfach und übersichtlich, daß gegen ihre Einführung in den Schulunterricht nichts zu erinnern sein dürfte. — Über Wert bezw. Unwert eines solchen Schemas siehe „Firns Thesen" (©. 24). 2) Repräsentant: das Rheinische Schiefergebirge, 3) „ die Gebiete der deutschen Steinkohlenlager, 4) „ u. a. der Zechsteinrand des Harzes, 5) „ die großen süd- und mitteldeutschen Becken, Helgoland, 6) „ das Juragebirge, 7) „ die Kreideküste Rügens, die Sächsische Schweiz, S) „ die Gebiete der deutschen Braunkohlenlager, 9) „ Norddeutschland, 10) „ die Marsch.

3. Vaterländische Erdkunde - S. 29

1897 - Braunschweig : Wollermann
29 — sich immer mehr, wenn verhältnismäßig auch nur um ein Winziges, verringerte. Die Erdrinde, alsv das Urgebirge mit den darauf lagernden Formationen, mußte sich dem verkleinerten Erdkern anpassen. Dabei zerriß und zerbarst sie vielfach, ihre Schichten richteten sich auf, falteten sich oder schoben sich wohl gar übereinander. So kam alles in die größte Unordnung, und die Geologen, die Erforscher der Erdrinde, haben unsägliche Mühe, um sich und uns Klarheit über die erdgeschichtlichen Vorgänge zu verschaffen. Diesen Vorgängen des Abrutfcheus und Faltens verdanken die heutigen Gebirge ihre Entstehung. Doch die Veränderungen aus unserem Hofplatz sind noch nicht abgeschlossen. Nun der Platz durch die Senkungen uneben geworden ist, beginnen die Regenschauer ans demselben eine nivellierende Thätigkeit. Um diese ungestört vor sich gehen zu lassen, bauen wir, — d. h. hübsch in der Phantasie, der wir ja überhaupt Hosplatz wie Acker verdanken, — einen Damm zwischen Acker und Hofplatz, so daß neue Aufschwemmungen nicht mehr stattfinden können. Wir sehen nun, wie das Wasser die Schichten, die es früher aufbaute, wieder zerstört. Von den Hügelchen wird das lose Erdreich wieder abgewaschen und nach den niedrigeren Stellen getragen. Hier entstehen also über den bisherigen Schichten neue, allerjüngste Ablagerungen, während dort durch Abtragung der jüngeren, der „Haferschicht" :c., ältere Schichten bloßgelegt werden. Während also an der einen Stelle die jüngste, die „Haserschicht von 94" in der Tiefe begraben wird, finden wir an einer anderen vielleicht die älteste, die lehmige von 1891 zu Tage liegend. — (So grenzen z. B. die im Rheinischen Schiesergebirge bloß liegenden Formationen der Vor-Kohlenzeit hart an das Schwemm- land der Kölner Bncht.) — Stellenweise werden sogar alle Schichten wieder abgetragen, das Steinpflaster — das Urgebirge — tritt zu Tage. (Schwarzwald, Brocken ic.) Auch kleine und große Rinnen wäscht das Wasser aus, die es sich immer mehr vertieft. Ver- laufen mehrere solcher Rinnsale neben- und durcheinander, so bilden die dazwischen stehen- bleibenden Partien gleichsam kleine Berge. So hat das Wasser auch im großen auf der Erde Tafelländer zu «Gebirgslandschaften ausgewaschen. (Siehe Sächsische Schweiz.) Wir haben folgendes gefunden: 1a) Die Unebenheit der Erdoberfläche ist in der Hauptsache begründet in der fortschreitenden Abkühlung, oder anders, in der Zusammeuschrumpfuug der Erde. 1b) Die Gebirgsbildung beruht überwiegend auf Abrutschungen, Faltungen und Auswaschungen der Erdoberfläche. 2. Bei der Bildung der Erdoberfläche haben die Zer- mürbungskräfte (Luft, Niederschläge, Frost und Hitze) und das Wasser eine große Rolle gespielt, indem durch ihre Thätigkeit die Höhen abgetragen, und die Ebenen und Senkungen des Urgebirges mit mächtigen Erdschichten bedeckt wurden. 3. Durch entstehende Spalten drang häufig die glutflüssige Masse des Innern und überdeckte stellenweise die Erdschichten (Eruptiv- oder vulkanische Gesteine). Alle Kräfte, die unserer Erde ihr heutiges Gepräge gegeben haben, sind anch heute noch an der Arbeit, sie immer aufs neue umzugestalten. Auch heute noch wird von allen Höhen das Erdreich heruntergeschwemmt in die Niederungen und schließlich in die Lceane: Alles Festland ist auf der Wanderschaft begriffen hinab auf den Meeres- grund. Dort unten werden die Festländer der Zukunft aufgebaut, einer Zukunft freilich, die sein wird, wenn Millionen Menschengeschlechter dahingegangen sein werden und die Himmelskörper viel tausendmal ihre Kreise vollendeten. — Auch die Mächte des Erdinnern sind noch heute in Thätigkeit. Auch jetzt noch brechen die feurigen Massen, wenn auch wohl seltener, aus der Erde hervor („feuerspeiende" Berge), und auch heute noch werden vielleicht ganze Länder allmählich gehoben, während andere sich ebenso allmählich senken. (Das nördliche Skandinavien hebt sich, während das südliche Schweden sich senkt.) Alles auf Erdeu ist dem Wechsel unterworfen, selbst der Boden unter unseren Füßen, selbst das mächtigste Gebirge. Der Allbezwingerin, der Zeit, der Ewigkeit, muß sich alles fügen. Wie die Erde von Jahreszeit zu Jahreszeit ihr Kleid wechselt, so er- neuert sie von Jahrtausend zu Jahrtausend, oder sagen wir von Jahrmillion zu Jahr- milliou durch Ab- und Umlagernng sich selber, ihr Fleisch und Blut.

4. Vaterländische Erdkunde - S. 80

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 80 — die Zerstörungen bei dem Erdbeben auf der Insel Jschia im Golf von Neapel 1883 beruhten wesentlich auf einem einzigen Stoß. In anderen Fällen verteilte sich dagegen die verheerende Wirkung auf eine ganze Reihe gleich kräftiger Stöße.) — e) Nächst den Küstenrändern sind in erster Linie die hohen Falten- oder Kettengebirge die Herde der Erdbeben, da auch sie wichtige Bruchlinien der Erde bedeuten. Von den auf der nördlichen Halbkugel bemerkten Erdbeben kommt ungefähr ein viertel auf die Alpenkette. ä) Die Erderschütterungen äußern sich in der Hauptsache in zwei ver- schiedenen Weisen, entweder als Stöße in senkrechter oder als wellen- förmige Bewegung in wagerechter Richtung. Bei den Erdbeben ersterer Art ist es vorgekommen, daß Häuser aus ihren Grundsesten, Pfähle aus dem Boden herausgeworfen, Menschen zu Hunderten in die Luft geschleudert wurden und Felsblöcke auf- und niedertanzten. Bei dem Erdbeben in Calabrien 1783 hüpften die Berggipfel auf und nieder, und breite Bergrücken wurden zu schmaleu Kämmen umgebildet. Bei demselben Erdbeben konnte man aber auch außer- ordentlich lebhafte wellenförmige Bewegungen wahrnehmen. Bäume neigten sich mit den Wipfeln zur Erde und au langen Baumreihen sah man von weitem deutlich das Fortschreiten der Welle. (Im Staate Missouri schwankten 1811 die Wälder wie Kornfelder im Sturmwind.) — e) Erdbeben sind viel häufiger als man gemeinhin glaubt. A. v. Humboldt hat als wahrscheinlich hingestellt, daß die Erde immer an irgend einer Stelle erbebe. Für die Zeit von 1850—57 zählt ein Forscher jährlich 500—600 Erdbeben. — Die Größe des von einem Erdbeben betroffenen Gebietes kann fehr verschieden sein. Das Erdbeben von Lissabon wurde auch in Schottland und Böhmen gespürt, während andere Erd- beben auf eiuem kleinen Raum beschränkt blieben. f) Hin und wieder entstehen bei einem Erdbeben Riffe und Spalten im Erdboden. So zeigte sich bei dem erwähnten calabrifchen Erdbeben auf einige Zeit ein breiter Spalt von einer Meile Länge. —- Bei anderen Erdbeben wurde Sand, Schlamm und Grundwasser ausgeworfen. Gelegentlich des Erd- bebens in Calabrien entstand fogar ein See von beträchtlicher Ausdehnung. — In Indien wurde 1819 bei einem Erdbeben eine Fläche von 50 000 qkm durch Senkung in eine Lagune verwandelt. Gleichzeitig versanken ein indisches Dorf und ein englisches Fort, ohne umgestürzt zu werden. Nachtrag: Bevor wir uns den Randgebirgen der Oberrheinischen Tiefebene zuwenden, betrachten wir noch erst als Nachtrag zu dem vorstehenden Abschnitt die Rhein- strecke von der Quelle bis Basel. Id. Der Rhein von der Quelle bis Basel. (Beschreibe die Rheinstrecke von der Quelle bis zum Bodensee nach der Alpenharte, S. 14.) — Da, ivo der Rhein die deutsche Grenze erreicht, liegt der Bodensee (s. unten). Von ihm aus fliefst der Rhein bis Basel in der Hauptsache in ivestlicher Richtung. Jsur einmal wendet er sich, das

5. Vaterländische Erdkunde - S. 160

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 160 — (3, Lage zum ©mit.) Überblicken wir, wie die Vulkane auf der Erde verteilt sind, so kommen wir zu dem Resultat, daß dieselben sich eigentlich nur in der Nähe der Meere finden (Vesuv, Ätna!) Der ganze Stille Oeean, z. B. ist geradezu vou einem Kranz von Vulkanen eingeschlossen. Am bekanntesten unter ihnen sind diejenigen der Cordilleren (Chimborazo!); aber auch das Felsengebirge Nordamerikas, der Ostrand Asiens (z. B. Kamschatka), insonderheit die ostasiatischen Inseln (Alenten, Kurilen), die Snnda- und australischen Inseln haben zahlreiche Vulkane. Weitab vom Meere kennt man tatsächlich keinen thätigen Vulkan. Nun braucht man aus diesem Umstand aber durchaus nicht auf die Notweudigkeit des Wassers zur Entstehung vulkanischer Ausbrüche zu schließen, denn die Lage der Vulkane in der Meeresnähe hat wohl einen andern Grund. An der Grenze von Ocean und Land müssen naturgemäß die meisten Erdspalten sich befinden, wenigstens dann, wenn das Festland sehr hoch liegt, der Meeresboden sich schnell sehr tief herabsenkt, wie das z. B. hervorragend an der Küste von Südamerika der Fall ist. Die Küsten sind durchweg auch die wichtigsten Bruchlinien der Erde. Damit erklärt sich die reihenweise Anordnung der Vulkane an den Küsten, sie folgen eben den Bruchlinien. Nun giebt es anch zahlreiche Bruchlinien auf dem Festland, aber thätige Vulkaue sindet man hier nicht, wohl aber andere mit dem Vulkanismus in engerer Beziehung stehende Erscheinungen, als Thermalquellen ?c. {4. Drr Kerg.) Die Vulkane sind meist infolge der Ausschüttung kegelförmig gestaltet. Obeu befindet sich die trichterförmige Auswurfsöffnung, der Krater. Derselbe ist oft so weit, daß in ihm ein neuer kleiner Vulkankegel aufgeschüttet werden konnte, den die Kraterwände dann ringförmig umgeben. So ist es z. B. auch bei dem Vesuv, nur daß die allererste ringförmige Ilmwallung (die Somma) hier im Süden und Westen weggerissen ist. — Vom Krater führt eiu Kanal hinab zum Herd der feurigen Massen. Häufig bricht sich die in den Kanal von unten herausgedrückte Glutmasse auch seitlich am Berge Öffnungen, so daß derselbe warzenförmig nnt Nebenvulkanen besetzt ist. Am Ätna zählt man 700 solcher kleinen Vulkane. (,5. In Pulst.) Der Berg „speit" nicht immer Feuer. Die großen Vulkane Süd- amerikas, wie auch der Hekla haben nur von Zeit zu Zeit einen Ausbruch. Beim Vesuv und auch beim Ätna wiederholen sich die Ausbrüche seit 1666 etwa in Pausen von zehn Jahren, während früher bis zum nächsten Ausbruch immer mehrere hundert Jahre ver- flössen. Ganz ruhig sind die meisten Vulkane aber nie. Ständig steigt eine Rauchsäule aus ihm hervor, und aus dem Krater und aus seitlichen Öffnungen dringen fortwährend heiße giftige Gase. Ab und zu wird der Berg und die ganze Hmgebuug durch ein leises, erd- bebenartiges Zittern erschüttert, das mitunter wochenlang anhält. Schrecklich aber ist es, wenn der Niese aus seinem unruhigen Schlaf erwacht. b) Ausbruch eines Vulkans. Vulkauausbriiche sind die großartigsten und zugleich schauerlichsten Naturerscheinungen. Mahnende Vorzeichen künden das Ereignis an. Die Erderschütterungen werden kräs- tiger und gefährlicher. Im Berge hört man unheimliche Geräusche, anfangs mäßig stark, bald jedoch zu einem schrecklichen Gebrüll anwachsend, stärker als der furchtbarste Donner, ja stärker als jedes Erdengeräusch überhaupt und 199 — 200 Meilen weit hörbar. Die Wolke nimmt eine drohendere Gestalt an; sie wird größer, schwärzer, dichter. Ihre Unterseite beginnt zu leuchten: sie wird von der im Krater wogenden Masse angeglüht und kündet so das bevorstehende Schreckliche an. Bald jagen grelle Blitze in ihr hin und her, es hat sich eiu Gewitter in ihr gebildet, und der Donner da oben wetteifert mit dem Gebrüll im Berge. Die Menschen faßt unheimliches Bangen. Wer in der Nähe wohnt, sucht sich und seine Habe zu retten. Große Mengen Aschen und kleiner und großer Steine werden aus dem Krater herausgeschleudert, mitunter tausende von Meter- hoch, verfinstern die Luft und gelangen als Aschenregen zur Erde. Ost trägt der Wiud die Asche weit weg; Vesuvasche wurde 1631 bis Konstantinopel fortgeführt. Heftige Regen- güffe stürzen herab, vermischen sich mit der Asche und ergießen sich als Schlammströme den Berg hinab. Bei dem schrecklichen Vesuvausbruch 79 V. Chr. wurden zwei große Städte

6. Vaterländische Erdkunde - S. 181

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 181 — eine zum Zechstein (Nach-Kohlengebirge, Dyas) gehörige Schicht mergeligen Schiefers gebunden, den es gleichsam durchtränkt hat (Erz-Imprägnation, s. S. 179 Fuß). Schon Luthers Vater war ein „Kupferschiefer"-Bergmann. Eisleben A und Mansfeld h sind die beiden wichtigsten Örter des Distrikts. Seit 18901) befindet sich der Mansfelder Distrikt in schwerer Notlage; eine Menge Gruben siud „ersoffen"! Der Bergmann hat immer schwer mit dem im Berg so massenhaft zirkulierenden Wasser (woher?) zu kämpfen, und deshalb sind auch im Mansselder Distrikt zahlreiche große Pumpen aufgestellt, deren jede in der Minute 70 cbm hebt und zwar so hoch, daß es durch einen hoch gelegenen Stollen in die Saale ablausen kann.') Jahrelang hatten sie in ausreichender Weise das Wasser beseitigt, da brach im Juli 1890 eine schwere Katastrophe herein: ein zwischen Eisleben und Halle gelegener See (s. Karte), der Salzige See genannt, fand durch ein „Einfallloch" unterirdischen Abfluß und ergoß sich in die Maulwurfsgänge, welche der Berg- mann sich in jahrhundertelanger Arbeit geschaufelt hat; „dem Gnom der- mahlte sich die Nixe." In zwei Jahren, vom Juli 1890 bis Februar 1892 glitten von den 60 Millionen cbm, die der See enthielt, volle 40 Millionen hinab und verursachten dort unten eine fürchterliche Sintflut. Da entschloß sich die „Gewerkschaft", — Besitzer ist hier nicht der Staat, sondern die „Kupferschiefer- bau treibende Gewerkschaft", •— den See anzukaufen — und auszupumpen, ein Unternehmen, das ca. 24 Millionen Mk. verschlang. Es wurdeu gewaltige Pumpwerke errichtet, von denen jedes 120 cbm Wasser in der Minute heraus- hob — (in I.1/2 bis 2 Minuten ein Schulzimmer leer!) — und auf eine Höhe von 12 m brachte, von wo es längs eines früheren Abflusses, der Salzke, in die Saale abfließen konnte. So verschwand denn der Salzige See von der Landkarte! Das Unglück war damit aber noch nicht beseitigt. Die ungeheuren hinabgesunkenen Wasser wogten in der Tiefe weiter! Sie füllten nicht bloß die Stollen, sondern auch die Hohlräume — „Schlotten" genannt, — die durch das Bergwasser seit alters in den Gips und Salzstein ausgewaschen waren. Hier setzten sie die Aushöhlung in zügelloser Weise sort und schufen wahrschein- lich Schlotten von großer Ausdehnung. Dadurch werden wieder Erdstürze bedingt, indem Deckenteile der Höhlen sich ablösen und niederstürzen. Grade unter der Stadt Eisleben scheinen sich solche bedrohliche Vorgänge abzn- spielen. Wiederholt wurden die Bewohner durch donnerähnliches Poltern und heftige Erderschütterungen erschreckt. Einzelne Häuser schwankten, bekamen Risse und wurden von den Bewohnern verlassen. Eine Kirche mußte gestützt werden, weil man ihren Einsturz fürchtete. Neben ihr entstand ein Loch von 21/2 m Länge und l1/2 m Breite. Die Angst der Bewohner ist erklärlicher Weise keine geringe; überängstliche Gemüter fürchten, über kurz oder lang könne die ganze Stadt in die Schlotten hinabsinken. Andererseits weist man darauf hin, daß ähnliche Vorfälle —- Erschütterungen, Risse in Häusern 2c. — sich in jedem Bergwerksdistrikt, namentlich auch in Steinkohlen-Bergwerken ereignen, so daß zu besonderer Aufregung kein Grund vorliege. ^) 1) Das Folgende in der Hauptfache nach einem Artikel in der „Deutschen Warte": „Die Sintflut in den Mansfelder Erzrevieren" (von Wilhelm Fischer). 2) Der „Schlüsselstollen" ist gegen sechs Stunden (33 km) lang. (Vergl. oben.) 3) Vielleicht ist der eine oder andere Kollege ans Eisleben oder Umgegend so freundlich, dem Verfasser über die gegenwärtige Sachlage einige Mitteilungen zu machen, wofür derselbe sehr dankbar sein würde.

7. Vaterländische Erdkunde - S. 25

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 25 — Bergzüge, so werden die umschlossenen Gebiete viel schroffer voneinander abgegrenzt. Da- durch ist wieder mit bedingt, daß die Balkan-Halbinsel eine Bevölkerung beherbergt, die den verschiedensten Stämmen, ja sogar verschiedenen Rassen angehört. Wir finden hier (siehe Karte Anhg. S. 1) Türken (Mongolen), Griechen, Slaven und Albanesen und zählen (Eckkarte S. 15) 5 bezw. 6 Staaten, die alle mehr oder weniger selbständig sind. — 8. Italiens Oberfläche ist charakterisiert durch eineu langen Gebirgs- zug, — Apenninen, — der die Halbinsel von Norden nach Süden durchzieht. — Fassen wir zusammen, so ergiebt sich folgendes: Deutschland unterscheidet sich in seiner Bodenfläche von den übrigen europaischen Ländern a) durch seine Mannigfaltigkeit, b) durch die geringe Höhe der gliedernden Ge- birge, oder, anders gesagt, durch das Fehlen schroffer Übergänge. Durch ersteres ist eiue wechselvolle landschaftliche Schönheit und ein Wetteifer in getrennten Räumen bedingt, durch letzteres dabei die Möglichkeit politischer Einheit gewahrt. 6. Die Entstehung der Erdoberfläche im allgemeinen. Wie kommt es, daß die Erdoberfläche so uneben ist? — Wir nehmen einen Brat- apsel aus der Ofenröhre. Er ist rund und glatt. Lassen wir ihn abkühlen, so wird er faltig. Die Kälte zieht bekanntlich die Körper zusammen. Indem der Apfel abkühlt, ver- ringert sich sein Umfang. Für den znsamniengeschrnmpsten Apfel ist die Schale zu groß. Indem sie der sich zurückziehenden Fruchtmasse folgt, wirft sie Falten und Rnnzeln. Genau so ist es mit der Erdkugel ergangen. Auch sie war einst ein heißer, und zwar ein feurig- flüssiger Körper (Kant-Laplacesche Hypothese). Als sie abkühlte, bildete sich eine harte Kruste, die wir der Schale des Apfels vergleichen können. Bei fortschreitender Abkühlung mußte sich die Kruste gleich der Apselschale faltig um den inneren Kern legen. Das ging freilich nicht fo still und ruhig wie bei unserem Bratapfel. Die harte Kruste war nicht so schmiegsam wie die Apfelschale und das Innere nicht so friedlich wie der Apfelbrei. Die Kruste zerbarst tausendfach, und durch die Riffe drangen die feurigen Massen und überlagerten vielfach die Rinde, ähnlich wie das heute noch bei den feuerspeienden Bergen geschieht. (Auswurf-^Ausbruch-Mesteine oder Eruptiv-Gesteine.) Unsere Mutter Erde durchlebte ihre „Sturm- und Drangperiode". Die entstehende erste Erstarrungsrinde nennen wir das Urgebirge.x) Später ist dasselbe von neuen Erdmassen überdeckt worden. (Siehe unten.) Doch giebt es auch in Deutschland Stellen, an denen es heraus- schaut, etwa wie bei einem Beinbruch die Knochen ans dem Fleisch. Das ist z. B. der ^all beim Schwarzwald, Wasgenwald n. s. w. Die im Urgebirge zu Tage tretenden Gesteine sind in der Hauptsache Granite, Gneise^) und ganz bestimmte Arten Schiefer, die man kurzweg wohl Urschiefer nennt.3) Das Urgebirge wurde im Laufe der Jahrtausende mit neuen Erdmassen bedeckt. Sehen wir zu, woher diese kamen! — Als die Erde immer mehr abkühlte, verdichtete sich die ungeheure Wasserdunstmasse, die bisher den Erdball wie eine dichte Hülle umlagerte, zu Wasser. Als Regeu rauschte dieses uuaufhörlich hinab und bildete schließlich ein nn- geheures Urmeer, das sich iu Oceanen sammelte. Damit war ein neuer Mitarbeiter an *) Genauer müssen wir zum Urgebirge zählen a) die erste Erstarrungsrinde, die vielleicht nirgends zu Tage tritt, d) diejenigen Granitmassen, die als älteste Eruptionen aufzufaffeu sind, c) den größten Teil der Gneise und Urthonschieser, die man als die ,,umgewandelten" ältesten Wasserablagerungen ansieht. (Diese Umwandlung soll geschehen sein infolge des gewaltigen Druckes und der gleichzeitig sich geltend machenden hohen Temperatur und wird bezeichnet als Megioual-Metamorphose.) 2) Gneise und Granite bestehen aus denselben Gesteinen: Feldspat, Quarz und Glimmer. Sie unterscheiden sich dadurch, daß diese Bestandteile beim Gneis schichtweise angeordnet sind. 3) Doch darf man gerade diese nicht als „erste Erstarrungsrinde" bezeichnen. (Siehe Fußnote 1.)

8. Vaterländische Erdkunde - S. 79

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 79 — die Goldene Bulle wurde die Stadt zum Wahlort der deutschen Kaiser bestimmt, nachdem auch früher schon hier manche Kaiserwahl, z. B. diejenige Barbarossas, vollzogen war. Die Wahlen sanden in einem bis auf den heutigen Tag erhaltenen großen, dreigiebeligen Gebäude, dem „Römer" statt. In einem Saal im ersten Stockwerk wurde nach der Krönung im Dom das Krönungsmahl abgehalten. In diesem „Kaisersaal" sind jetzt lebensgroße Bilder aller Kaiser aufgestellt, weshalb er häufig von Fremden aufgesucht wird. — Zur Zeit des deutschen Bundes 1815—1866 hatte hier der Bundestag seinen Sitz, so daß Frankfurt abermals der politische Mittelpunkt Deutschlands war. 1866 wurde die Stadt von Vogel von Falckenstein für Preußen in Besitz genommen. — Am 10. Mai 1871 fand in Frankfurt die Unterzeichnung des Friedens zwischen Deutschland und Frankreich statt. Zu deu Sehenswürdigkeiten Frankfurts gehört u. a. der Palmengarten, einer der schönsten Deutschlands. — Frankfurt ist der Geburtsort Goethes. Von den Erdbeben. (Siehe Oberrheinische Tiefebene S. 67.) Gliederung: a) Ursachen, b) Erdbeben in Küstengebieten, c) Erdbeben in Hochgebirgen, d) senkrechte und wagrechte Beben, e) Zahl und Umfang, f) besondere Erscheinungen. a) Am verbreitetsten ist wohl die Vorstellung, daß bei Erdbeben die Erde durch das unterirdische Feuer bewegt werde. Nach dem jetzigen Standpunkte der Wissenschaft gilt das jedoch nur für eine geringe Anzahl von Erdbeben (vulkanische Erdbeben). Eine andere kleine Zahl sind sogenannte Einsturz- beben. Im Erdinnern haben sich durch die auslaugende Kraft des Wassers Höhlen gebildet, welche schließlich unter Erderschütterung einstürzen. Unter der- artigen Erdbeben hat zur Zeit die Stadt Eisleben schwer zu leiden (s. dort). -— Die meisten Erdbeben sind jedoch in der fortschreitenden Gebirgsbildung, also in der zunehmenden Abkühlung und Zusammenziehung der Erde begründet (tekto- nische Erdbeben). Das Falten, Bersten und Abrutschen, dem, wie wir früher fahen, die Erde ihre unregelmäßige Oberfläche verdankt, ist auch heute noch nicht abgeschlossen; eine Erdfeste giebt es auch heute noch nicht. — b) Am häufigsten treten die Erdbeben an den Rändern der Oceane auf. Hier sind meist bedent- same Bruchlinien der Erde, indem sich hier einst die gewaltigen Landflächen, die jetzt den Meeresboden bilden, herabsenkten, während die Festlandmassen die frühere Höhenlage beibehielten; hier macht sich deshalb eine lebhafte Erdbewegung auch heute noch von Zeit zu Zeit mit ihren schrecklichen Folgen bemerkbar. In Europa sind es die drei südlichen Halbinseln, die häufig von Erdbeben heim- gesucht werden. Noch im Jahre 1895 wieder haben Griechenland - Türkei und Süditalien schwer leiden müssen. Von älteren Erdbeben Südeuropas ist am bekanntesten dasjenige, das am 1. November 1755 Lissabon größtenteils zer- störte und zwar in der Hauptsache durch einen einzigen Stoß. Ebenso schrecklich war das Erdbeben, das am 5. Februar 1783 die Halbinsel Calabrien (die „Zehe" Italiens) verwüstete und mehr als 20000 Menschen unter den Trümmern ihrer Wohnungen begrub. Auch hier war in zwei Minuten das furchtbare Un- glück geschehen, wenn abgeschwächte Stöße sich auch noch oft wiederholten. (Auch

9. Vaterländische Erdkunde - S. 113

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 113 — Die Entstehung der Steinkohlenlager. Die sogenannten Steinkohlengebirge oder Steinkohlenformationen bestehen nie ans lauter Kohle. Immer nur finden sich dünne Kohlenschichten (x/4— 15 m stark), — Flötze genannt, — eingebettet zwischen viel mächtigeren Gesteinsablagerungen. Zuunterst liegen gewöhnlich Schieserthone oder Sandsteine und darauf ein Kohlenstoß. Dann folgen wieder Schiefer- und Sandsteine, darauf wieder ein Kohlenflötz n. s. f. Im Saarbrückener Kohlen- gebirge finden sich (s. oben) 200 Flötze, von den freilich nur 88 abbauwürdig sind mit zusammen 82 m Kohlen. Das Ruhrkohlengebirge hat 90 abbauwürdige Flötze mit 96 in Kohlen. Bei beiden beträgt also die durchschnittliche Stärke eines Flötzes 1 m. Wie mögen nun diese brennenden „Steine" entstanden sein? Wir erinnern uns zunächst der brennbaren Erde, des Torfes. Wie dieser entsteht und »voraus er besteht, wissen wir aus Erfahrung (s. auch Abschnitt „Entstehung der Torfmoore"). Die schwarze Torferde ist nicht eigentlich Erde, fon- dern abgestorbene, faserige oder zu Pulver zerfallene Pflanzenmasse. Sie entsteht aus den absterbenden und langsam verkohlenden Torfpflanzen, wie sie in grünem Zustand die Decke des Torfmoores bilden. Je tiefer wir iu ein Torfmoor eindringen, desto massiger, schwerer und schwärzer ist die Torferde, ja die untersten Schichten erinnern geradezu an Braunkohlen.x) Das legt uns den Gedanken nahe, auch die Steinkohlen- (und Brannkohlen-)lager könnten eine Art Torfmoor, unter- irdische Torfmoore, sein. Die Frage, wie sie so tief unter die Erde geraten sein könnten, ist nicht schwer zu beantworten, da wir mit der Schichtenbildung der Erdrinde vertraut geworden sind. Denken wir uus einmal, eins der heutigen Moore senkte sich und der Ocean träte hinüber, dann würde sich im Laufe der Jahrtausende eine neue Erd- schicht darüber lagern, die seiner Zeit einmal wieder Festland würde. Sie würde auf das Moor einen starken Druck ausüben. Infolgedessen würden die obersten Torfschichten et>va den Charakter annehmen, den wir vorhin bei den unteren fanden, während die unteren noch dichter und härter werden müßten. Denken wir uns die überlagernde Erdschicht hin- reichend mächtig, so müßte mit der Zeit das ganze Moor durch den Druck in ein Braun- kohlen- oder Steinkohlenlager verwandelt werden. Diese unsere Mutmaßung wird uns durch die Wissenschaft bestätigt. Wir treffen ziemlich die Wahrheit, wenn wir sagen: die Steinkohlenflötze sind die Moore vergangener Jahrtausende oder Jahr- Millionen, und umgekehrt: die Torfmoore sind die Steinkohlenlager der Jetztzeit. Angenommen, eines unserer Moore ginge auf die gekennzeichnete Weise zu Grunde und verwandelte sich in ein Steinkohlenlager, das nach vielen Jahrtausenden von den der- maligen Erdbewohnern „entdeckt" würde. Wenn dann die Menschen die den Kohlen zu- nächst auflagernde Steinschicht, — denn die Erde wird zu Stein verkittet und erhärtet sein, — abheben würden, so würden sie auf dieser die Abdrücke der Moorpflanzen finden. Denn als die ersten Sandmasfen anf die Moore niedergingen, füllten sie auch die Zwischenräume zwischen den Moos- u. a. Pflänzchen aus, so daß diese, wenn auch ver- bogen und geknickt, in die Erdmassen eingebettet wurden. Aus den Abdrücken des „Hangenden", — so nennt der Bergmann die überlagernden Schichten, — würden also die Nachkommen feststellen können, aus welchen Pflanzen das Steinkohlenlager, bezw. das Moor, gebildet wurde. — Auf diese Weise erfahren anch wir heutigen Menschen, aus *) Sehr gut konnte man das beim Bau des Nord-Ostsee-Kanals, der mehrere Torf- lager durchschneidet, beobachten. Harms, Vaterländische Erdkunde. 8 Fig. 28. Kohlenflötze. (f Flöye, v Verwerfungslinien, s Schacht.)

10. Vaterländische Erdkunde - S. 115

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 115 — Moore der Jetztzeit.) — Für die Gewinnung der Steinkohlen ist es sehr nachteilig, daß die Flötze nicht in ungestörter Lage verblieben sind. Durch die fortschreitende Ab- kühlnng und Zusammenziehung der Erdrinde und durch vulkanische Bewegungen ent- standen Sprünge und Abrutschungen (s. Bild S. 113). Da muß der Bergmann denn oft lange suchen, um ein plötzlich ausgehen- desflötz höher oder niedriger wieder aufzufinden. Wir beschäf- tigen uns nun noch ganz kurz mit dem Vorgang der Ver- kohlung. Es be- steht darin, daß das Holz seinen Wasserstoff und Sauerstoff ganz oder zum Teil ver- liert, so daß nur der Kohlenstoff übrig bleibt. Am gründlichsten vollzieht sich die Trennung dieser drei Stoffe bei der Verbrennung, aber dabei wird auch der Kohlenstoff mit verzehrt. Erhitzt nian aber das Holz bei Luftabschluß, so werden überwiegend nur Wasserstoff und Sauerstoff ausgetrieben. (Kohlenbrennerei in Meilern.) Die Er- hitznng kann auch durch ungeheuren Druck ersetzt werden, und darauf beruht die Ent- stehung der Steinkohlen. Je stärker der Druck ist und je länger er anhält, desto gründ- licher vollzieht sich die Austreibung des Wasser- und Sauerstoffes. Der Torf hat noch 409/o desfelben, die Braunkohlen 25, die Steinkohlen 15—20, die Anthracitkohle (die älteste brennbare Kohle) 6°/0 und der Graphit, eine umgewandelte, nicht brennende Kohle, 0°/o. Die verbleibenden Prozente (60, 75 ?c.) find Kohlenstoff. Torf, Braunkohle, Stein- kohle, Anthracit und Graphit bedeuten also nur verschiedene Stufen der Verkohlung. — Die entwichenen Wasserstoffverbindungen (ein Teil Kohlenstoff geht immer mit verloren) haben vielleicht die großen Petrolenm-Ansammluugen im Erd- innern erzeugt, doch wird das von manchen Gelehrten lebhaft bestritten. J) Manche Steinkohlenlager mögen auch anders, als oben vorgeführt, entstanden sein. So hat man gemeint, Steinkohlen konnten sich auch da bilden wo ungeheure Pslanzenmengen zusammengetrieben wurden, z.b. an den Deltas. Auch hat man an große, an den Küsteu zusammengeschwemmte Tangmassen gedacht. — Steinkohlenlager finden sich nicht ausschließlich in der sogenannten Steinkohlenformation, sondern auch in manchen anderen Schichtungen, z. B. in der nächstjüngeren, dem Rotliegenden (untere Dyas). Doch kommen diese wenigen und dürftigen Lager gegen die Schätze der Karbon- zeit kaum in Betracht. Es müssen gerade in dieser Zeit die Vorbedingungen — Sumpf- bildung und heißes Klima, — in besonderem Maße vorhanden gewesen, später aber andere Oberflächen- und Klimaverhältnisse eingetreten fein. Fig. 29. Kohlenlager auf der Kap-Breton-Jnsel (Neuschottland). 8*
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