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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 336

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 336 — F. Die deutschen Schutzgebiete. Allgemeines. Deutschland ist erst spät in die Reihe der Kolonialmächte ein- getreten. Zur Zeit der großen Entdeckungen zu Beginn der Neuzeit und in den darauf folgenden Jahrhunderten, als Portugiesen, Spanier, Holländer, Franzosen und Engländer weite Kolonialgebiete erwarben, war unser Vaterland im Innern zerrissen und nach außen ohnmächtig, so daß an überseeische Unternehmungen nicht gedacht werden konnte. Ein Versuch des großen Augsburger Kausmannshanses der Wels er, sich in Venezuela festzu- setzen (1526), scheiterte. Der erste unter den deulschen Fürsten, der weitschauend die Be- deutung einer See- und Kolonialmacht erkannte, war Friedrich Wilhelm von Branden- bürg, der Große Kurfürst. Er ließ 1681 an der Goldküste von Guinea die branden- burgische Flagge hissen, gründete dort das Fort Großfriedrichsburg (1687) und brachte einen großen Teil der Guineaküste unter seine Herrschast. Aber sein Enkel, der sparsame König Friedrich Wilhelm I., der kein Freund von kostspieligen und unsicheren Unter- nehmungen war, verkaufte den ganzen Besitz für.7260 Dukaten und 12 Mohren an die Holländer. Erst Jahrhunderte später, nnch der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches, wachte der Gedanke an die Erwerbung überseeischer Länder wieder auf. „Nur in dem Boden des geeinten Deutschlands konnte der Kolonialgedanke Wurzel fassen; erst erstand das Reich in seiner ungeahnten Machtfülle; dann folgte der glänzende Aufschwung der Industrie und des überseeischen Handels, und die Kolonisation bildete nur den not- wendigen Schlußstein dieses Gebäudes." Die Erwerbungen folgten rasch hintereinander, die meisten in den Jahren 1884 und 85. Die heutigen Grenzen wurden z. T. erst später in Verträgen mit andern Mächten festgesetzt. 1884 wurden Togo, Kamerun und Deutsch-Südw estafrika erworben, 1885 Deutsch-Ostasrika, Deutsch-Guiuea und die Marschallinseln, 1898 Kiautschou, 1899 Samoa, die Karolinen-, die Pal au- und die Marianeninseln. Vorbereitet wurden diese Erwerbungen durch die Unternehmungen deutscher Großkaufleute, die des Reichsschutzes bedurften und diesen an- riefen, um nicht durch Angriffe und Übergriffe andrer Mächte, namentlich Englands, behindert und zurückgedrängt zu werden. 1. Togo. (87 000 qkm, etwas größer als Bayern, 1 Mill. E., 12 auf 1 qkm.) Lage und Grenzen. Togo erstreckt sich als ein schmaler Landstreifen von der Guineaküste in n. Richtung ins Innere hinein. Seine Längenausdehnung, 650 km, entspricht der Entfernung von München bis Hamburg, seine größte Breite, 200 km, der von Hannover bis Berlin. Im S. aber wird es durch englisches Gebiet so eingeschnürt, daß es den Atlantischen Ozean nur mit einem Landstreifen von 50 km Länge berührt. Im N. und O. wird Togo von fran- zösischem Besitz, Dahome, im W. von der englischen Kolonie Goldküste (Aschanti) eingeschlossen. Gegen diese bildet der schiffbare Volta eine natürliche Grenze. Aber die Scheidelinie zieht nicht durch die Mitte des Flußbettes, sondern am linken Ufer entlang, und auch das Mündungsgebiet des Flusses ist englisch, so daß die wertvolle Wasserstraße für uns nicht in Betracht kommt. Ähnlich ungünstig liegen die Verhältnisse an der Ostseite, wo der schiffbare Grenzfluß Monu auf französischem Gebiete mündet.

2. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 23

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 23 — breitete sich bald im ganzen Sachsenlande, und die christlichen Fürsten der Sachsen und Franken sandten Boten, um ihm Glück zu wünschen zu seiner Bekehrung. Ja Herr Ludolf, der Sachsen Herzog, begehrte sogar Harms älteste Tochter Oda zum Ehegemahl. Ihr Sohn war Otto, mit dem Beinamen der Erlauchte, und dessen Sohn ist, wie Ihr alle wißt, Heinrich, jetzt der deutschen Völker erwählter König, in dessen Adern also auch das Blut der Billunge fließt. Unser Geschlecht aber hat fortan stets auf Stübeckshorn und den sieben Lehnshöfen geblüht, und, wills Gott, wird es noch ferner blühen Jahrhunderte hindurch, Gott dem Herrn zu Ehren und dem Vaterlande zum Schutz!" So hatte der alte Gaugraf gesprochen. Das Feuer aus dem Herd war heruntergebrannt und die Kienspäne drohten zu verlöschen. „Es ist Zeit zur Ruhe zu gehen", sprach Frau Oda; Hermann aber sprach zu seinem Vater: „Ich danke Dir für die Geschichte, die Du uns erzählt hast; ich werde immer eingedenk sein, daß ich der Nachkomme eines solchen Ahnen bin, und stets werde ich mit Ehren seinen, Deinen und meinen Namen tragen". „Amen!" sagte der Alte; dann stand er auf, wünschte seinen Kindern und seinem Gesinde eine gute Nacht, und bald herrschte die tiefste Ruhe auf dem Hofe Stübeckshorn. Vierles Kapitel: pribil, -er Kundschafter. Zn der Zeit, in welcher unsere Geschichte spielt, wurden die Ebenen östlich von der Elbe nicht von bentschen Völkern bewohnt. Als die gothischen Völker zur Zeit der großen Völkerwanderung diese Gegenden verlassen hatten, um sich in {üblichen Länbern anbere Wohnsitze zu suchen, waren sie mehrere Jahrhunberte säst unbewohnt geblieben.

3. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 52

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 52 — waren, denn er hatte erfahren, wie sie im ritterlichen Kampfe gestanden gegen die Feinde des Reiches. Daher beschloß er, ehe er seine Waffen nach dem Süden trüge, in den Lohengau zu ziehen, um mit eigenen Augen zu sehen, wie und wo die tapferen Männer den Angriff der Feinde zurückgewiesen und ihnen zu danken für den Dienst, den sie dadurch zugleich dem Reiche erwiesen. Als daher die festlichen Tage von Fritzlar vorüber waren und er den versammelten Völkern befohlen, sich bereit zu halten zum Zuge gegen Schwaben und Bayern, der noch in diesem Jahre beginnen sollte, machte er sich mit einem stattlichen Gefolge auf den Weg, um zuerst in den Lohengau zu ziehen und die Huldigung, die sie ihm nicht in Fritzlar erwiesen, von den tapferen Männern in ihrem eigenen Gau entgegen zu nehmen. Es war Hochsommer geworden. In der Heide reiste bereits das Korn der Ernte entgegen und das Heidekraut stand im vollen Schmuck seiner lieblichen Blüten, die Luft mit feinem würzigen Duft erfüllend. Millionen Bienen schwärmten von Blüte zu Blüte, um reichbeladen am Abend heimzukehren in die von Menschenhänden ihnen bereitete Wohnung, und zufrieden schaute der Heidebewohner den emsigen Tierlein zu. Von dem stattgefundenen Kampfe gegen die Wenden war kaum noch eine Spur zu sehen; die Felder standen so heiter da, als wenn niemals feindliche Rosseshufe dieselben zertreten, und in den rohrgedeckten Häusern walteten wieder die Hausfrauen, froh, daß ihre unfreiwillige Abwesenheit vom heimischen Herd nur wenige Tage gedauert. _ Aber doppelt lieb schien allen die Heimat geworden zu sein, die die Männer noch vor kurzem mit ihren Waffen verteidigt und die das Blut manches Helden getrunken. Auch auf Stübeckshorn war nur wenig verändert. Der alte Gaugraf war derselbe geblieben, seine würdige Gemahlin hatte mit ihren beiden Töchtern Bertha und Mathilde vollauf zu thun, um bte Truhen mit blendend weißem Leinenzeug und andern nützlichen Dingen zu füllen, denn im Herbst sollte Altmann sein junges Weib heim-

4. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 140

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
Belagerung auf, um ihm in offener Felbschlacht entgegen zu treten. In der weiten Ebene am Lech trafen die §eere. aut einander. An Zahl waren die Ungarn den Deutschen weit überlegen, diese aber waren den Ungarn überlegen an Waffenfertigkeit und Tapferkeit. Allen voran sprengte im Heere der Deutschen König Otto, und vor ihm wehte, wie einst bei Riabe, das Banner des heiligen Michael; auch Konrad, fein Schwiegersohn, be-fanb sich bei dem Heere, und nichts wünschte derselbe sehnlicher, als durch _ glanzende Waffenthaten die völlige Verzeihung des Königs zu erlangen; Herzog Heinrich aber, in dessen Lanbe der blutige Entscheibuugskamps stattfand, fehlte in den Reihen der Helden, weil eine ichwere Krankheit ihn an das Siechbett fesselte, von dem er nicht wieder erstehen sollte. Nicht lange dauerte es, so waren die Heerhaufen der Ungarn und der Deutschen handgemein; ein furchtbarer Pfeilregen fauste von einem Heere zum andern, so daß die trenne dadurch fast verfinstert wurde und nicht selten die Geschosse auf ihrem Fluge in der Luft sich trafen unk dann kraftlos zu Boden sanken. Einige geschickte Reiterangriffe der Deutschen brachten aber bald die Reihen der Ungarn in Unordnung, und als die Sonne im Westen zu sinken begann, da befand sich das ganze, große Heer auf der Flucht, dem Osten zu. Aber furchtbar wütete noch unter den Fliehenden das Schwert der Sieger: taufenbe fanben in den Wellen des Lech den Tod, taufende gerieten in Gefangenschaft. Nur wenige sahen die Heimat wieder, um dort die Botschaft von der schrecklichen Niederlage zu verkünden. Seit dieser siegreichen Schlacht aus dem Lechselbe, am 10. August 955, haben es die Ungarn nie wieber gewagt, gegen Deutschland zu kämpfen, und für immer hatte das Reich vor ihren Einfällen Ruhe. -3n die Freube über den herrlichen Sieg mischte sich im Reiche die Wehmut über die vielen Opfer, die der Krieg geforbert. Mancher tapfere Mann hatte fein Leben bahingeben müssen, unter ihnen auch Konrab, der wie

5. Die Supplingenburger - S. 84

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 84 — Von einem wnchtigen Schwertstreich übers Hanpt getroffen, stürzte Hoher zu Boden, und in demselben Augenblicke bohrte ihm der zweite Ritter an der Stelle, wo der Panzer eine Lücke bot, das Schwert tief in die Seite. Der Tod ihres gefährlichsten Gegners erfüllte die Sachsen mit neuem Mut; kampfeslustiger stürzten sie sich auf die Reihen der Kaiserlichen. Wie einst ihre Väter im Teutoburgerwalde gegen die Römer gekämpft, so kämpften sie jetzt gegen ihre fränkischen Unterdrücker. Tote und Verwundete bedeckten das Schlachtfeld; überall auf der weißen Schneedecke sah man die blutigen Spuren des Kampfes. Den ganzen Tag dauerte die Schlacht; als es aber Abend wurde, da hatten die Sachsen auch hier, wie kurz vorher ihre thüringischen Brüder bei Köthen, einen glänzenden Sieg errungen. Die Niederlage des Kaisers war eine vollständige; er konnte es von der Zeit an nicht wieder wagen, mit roher Hand in die Angelegenheiten des Sachsenlandes einzugreifen, und frei von dem Drucke des finstern Tyrannen lebten von nun au die Sachsen ruhig ihren eigenen Gesetzen. Am Tage nach der Schlacht begruben die Krieger ihre gefallenen Brüder, und nachdem sie dieser Ehrenpflicht genügt, dachten sie daran, ihren Sieg weiter zu verfolgen. Noch waren viele Burgen im Lande, in denen kaiserliche Besatzung lag; ihrer wollte man sich vor allen Dingen versichern. Während daher Reginhard von Halberstadt mit einem Häuflein von Rittern nach Quedlinburg zog, um diese Stadt, welche kaiserlich gesinnt war, zu belagern, rückte Herzog Lothar selbst gegen Westfalen vor. Dort war die Feste Dortmund eins der Hauptbollwerke kaiserlicher Macht. Im Verein mit Friedrich von Arnsberg legte er sich vor Dortmund; nach kurzer Belagerung wurde die Burg zerstört und dem Erdboden gleich gemacht, und ein gleiches Schicksal traf bald daraus das befestigte Lüdenscheid. Von dort wandte er sich nordwärts und belagerte Münster, dessen Bischöfe es immer mit dem Kaifer gehalten hatten, und er ließ erst von der Stadt ab, nachdem die erschreckten Bürger Unterwerfung

6. Die Supplingenburger - S. 81

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 81 — Gefechte bei Warnstedt, unweit Quedlinburg, erfocht fein Feldherr Hoher von Mansfeld einen völligen Sieg über die Empörer, und viele derselben, auch Ludwig der Springer, fielen in die Gewalt des Kaisers. Nach diesem Siege kannte sein Uebermut keine Grenzen. Vergeblich war es, daß Herzog Lothar, der sich an dem Aufstande nicht beteiligt, sowie andere Große des Reiches um Schonung für die Besiegten baten; er zog die Güter derselben ein oder belehnte mit denselben seine Anhänger, und zeigte so, was auch die andern Reichsfürsten zu gewärtigen hatten, wenn sie sich seinem Willen widersetzten. Da endlich riß Lothar die Geduld. Ju denselben Tagen, als sich auch die Stadt Köln gegen den Kaiser auflehnte, hielten auch die Sachsen den Zeitpunkt für gekommen, den Krieg gegen ihn mit Nachdruck und Eifer zu beginnen, und die Ritter mit ihren Knappen sammelten sich um ihren Herzog, um unter seinen Fahnen gegen den Kaiser zu kämpfen. L-o glich denn Supplingenburg bald einem Heerlager. Immer mehr Krieger strömten hier zusammen, ^und auch Reginhard, Bischof von Halberstadt, verließ feinen Bischofssitz, um sich Lothar anzuschließen. Ritterliche Spiele und Waffenübungen halfen die Zeit abkürzen, und Bertha, für die alles dieses eine neue Welt war, hatte fast täglich Gelegenheit, den Turnieren zuzuschauen und Ehrenpreise auszuteilen, und der Blick manches jugendlichen Ritters hing mit Entzüpeu an der herrlichen, jungfräulichen Gestalt. Nur die thüringischen Ritter, auf deren Beistand Lothar gehofft, erschienen nicht, aber nicht etwa, weil sie der gemeinsamen Sache untreu geworden, sondern weil sie ihre Grenzen zu verteidigen hatten gegen, einen andern Feind, gegen die Wenden. Am meisten bedauerte Lothar das Fehlen des tapfern Askaniers Otto von Ballenstedt, des Eidams des ehemaligen Sachfenherzogs Magnus Billung. Otto war von bewährter Kriegstüchtigkeit, die in mancher Schlacht die Probe bestanden', und hatte sich stets als ein treuer Freund des Snpplingenburgers bewiesen. Als aber die Wenden erfuhren, daß neue Zwietracht im Reiche ausgebrochen war, drangen auch sie mit Tiemann, Die Supplingenburger. ß

7. Die Supplingenburger - S. 125

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 125 — gültig den König zu küren. Einträchtig saßen dort auf derselben Bank Lothar und Luitpold, jeder willens, dem andern seine Stimme zu geben. Erzbischof Adelbert war der erste, der mit lauter Stimme den Herzog von Sachsen als den Mann bezeichnete, der von den Würdigen der Würdigste sei, fortan als König über alle deutschen Stämme zu herrschen, und alle, voran Luitpold von Oesterreich, stimmten jubelnd ihm zu. Vergebens war es, daß Lothar noch einmal dringend bat, einen andern zu wählen, denn es gezieme sich nicht, daß er, der dem früheren Kaiser mit den Waffen in der Hand entgegengetreten sei, jetzt sein Nachfolger werde; auch sei er, der angehende Sechziger, schon zu alt, um die Last der Regierung eines so großen Reiches zu übernehmen. Als die draußen harrende Menge hörte, daß Lothar gewählt sei, daß er sich aber weigere, die Krone zu tragen, drang ein aufgeregter Haufe lärmend in den Saal, hob den neugewählten König nach alter Sitte trotz seines Wider- spruches jubelnd auf die Schultern, während die erregte Menge ihm zujauchzte und rief: „Heil und Segen Lothar, dem erwählten Könige des deutschen Volkes!" Dieses geschah am 30. August 1125. Dem so einmütig ausgesprochenen Wunsche der Fürsten und des Volkes glaubte endlich der Gewählte sich nicht entziehen zu dürfen, und so willigte er denn darein, die Königswürde anzunehmen. Von Mainz aus begab sich der neue König mit stattlichem Gefolge nach Aachen, denn dort sollte, gemäß dem Herkommen, die Krönung stattfinden. Voran ritt dem Zuge ein Herold im prächtigen Wappenrock, dann folgten die Großen des Reiches, und hinter ihnen ritt, auf einem prächtig gezäumten Pferde auf goldgestickter Decke sitzend, Herzog Lothar von Sachsen, jetzt der deutschen Völker erwählter König. Neben ihm ritten seine Gemahlin Richenza und seine Tochter Gertrud, unmittelbar hinter ihm folgte Boguslav an der Seite seiner Gemahlin, und die Fürsten, Bischöfe und Ritter der Sachsen und Wenden schlossen den Zug. Eine unzählbare Menschenmenge hielt die Seiten des Weges be-

8. Der Freischöffe von Berne - S. 139

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 139 — edlen Frauen auf den Leichen ihrer Kinder, und die wenigen, welche entkommen waren, flohen wie gehetzte Schafe dem Veitshügel zu, wo die Männer den Verzweiflungskampf kämpften. Die Reihen öffneten sich, und nun standen die Flüchtigen inmitten der Männer, um mit ihnen zu sterben. Eine kurze Pause entstand jetzt, ehe die letzte Entscheidung fiel, eine knr^e Ruhe vordem losbrechenden Orkan. Noch einmal drückten steh die Männer die Hand, noch einmal küßten sie die bleichen Lippen ihrer treuen Weiber, und dann gingen sie vor zum letzten Kampf, zum Todeskampf.^ Allen voran stürmte auch jetzt wieder der edelste der Stedinger, der Frei-schösse Bolko von Bardenfleth; aber er sank hin, von mehreren Lanzen durchbohrt, und fast gleichzeitig sank auch das Kreuz, welches der treue Walbenser bis jetzt noch hoch erhoben hatte. Jetzt war Unorbming, Verwirrung und Versprengung allenthalben. Unter den Spießen und Schwertern des siegestrunkenen Feindes, unter den Hufen der schnaubenden Rosse sanken die tapfern Bauern dahin, und mit ihnen wehrlose Greise, Weiber und Kinder. Noch flammte der Halbmond _ hoch im Kampfgewühl, noch hörte man die laute Stimme des ritterlichen Tammo von Hnntorp, welcher die Seinen aufforderte, den Tod des Freischöffen zu rächen; doch auch fein Mund verstummte, sein Arm erlahmte, und mit dem Sterbenden sank auch der Halbmond zu Bobeu. Das letzte Felbzeicheu der Stebinger, die Fahne des Schutzheiligen, flatterte allein noch über der dem Tode geweihten Heldenschar, in ihrer Nähe stand Detmar tom Tieke, schon aus vielen Wunden blutend, aber noch kämpfend wie ein Löwe. Die letzten der Stedinger hatten sich um ihn gesammelt; aber dichter und dichter schlossen sich die Reihen der Kreuzfahrer, ein Tapferer fiel nach dem andern , und endlich senkte sich' auch die Fahne des heiligen Ägidins und bedeckte in ihrem Falle den letzten der Stedinger. Alle, alle waren sie gefallen, keiner hatte fein Heil in der Flucht gesucht^ Leichen hatten sich getürmt auf Leichen; Frennb und Feind lag

9. Parricida - S. 74

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 74 — nach stundenlangem Suchen nach der Neuen Burg zurück. — Der Miiller war sporeustreichs nach Schledehausen geeilt. Was er wollte, hatte er erreicht, er hatte aus der erlauschten Unterredung der Frau von Wart mit dem Ritter Jan Östrik die Gewißheit erlangt, daß dieser in der Tat einer der Teilnehmer an der Verschwörung gegen den ermordeten Kaiser war. Nur eins bedauerte er; er hatte den Namen und den wahren Stand des Ritters nicht erfahren können, denn weder Mechtildis noch Jan Östrik hatten diesen genannt. Aber das, was er gehört hatte, genügte vollauf, um dem Ritter die Feme auf den Hals zu hetzen; und das war es ja, was er wollte. Als er deshalb, in Schweiß gebadet von dem eiligen Lauf, auf dem Schloßhofe ankam, begehrte er alsbald den Burgherrn zu sprechen; doch das ging nicht so schnell, als er erwartete. Die beiden Edelfräulein hatten im Garten mit ihrem Hündlein gespielt, und dabei war das Tier plötzlich vor ihren Augen in der Erbe versunken. Beim Hinzutreten bemerkte man einen Spalt zwischen großen Steinen, der in eine unterirbische Höhle zu führen schien. Es war stockbunkel in dem Loche, und es mußte ziemlich tief sein, benn das Gewinsel des abgestürzten Hunbes klang wie ans einiger Entfernung. Die beiben Kinder waren untröstlich über den Unfall ihres Spiel-kameraben, und weinenb und wehklagenb eilten sie zu ihrem Vater. Dieser wunberte sich nicht wenig über ihre Erzählung, und er ging sogleich mit ihnen an die Stelle im Garten, wo das Unglück geschehen war. Er gab den Befehl, die Steine wegzuheben, was keine leichte Arbeit war; dann aber öffnete sich vor ihm eine brunnenartige Vertiefung, die sich unten zu einer Höhle erweiterte. Der Burgherr wanbte sich an die umher* stehenben Dienstleute und sagte: „Wer von Euch ist bereit, sich an einem Tau hinunterzulassen in die Tiefe und den Hunb heraufzuholen? Er soll ein gutes Trink-gelb von mir bekommen!" Unschlüssig sahen die Leute sich an. Ein jeber hätte wohl gern die versprochene Belohnung eingesteckt; aber bort hinunterzusteigen, wo viel-

10. Der Gutsherr von Vechelde - S. uncounted

1911 - Braunschweig : Graff
Verlag von A. Graff's Buchhandlung, Braunschweig. rische Erzählungen ein ganz besonderes Talent. Das Buch sei angelegentlich für jung und alt empfohlen. Band Ix. Wiben Peter, preuß. Lehrerzeitung Verfasser gibt in der Einleitung eine Geschichte des Landes Dithmarschen von den ersten Anfängen bis zur Schlacht bei Hemmingstedt im Jahre jsoo. In der Person des Helden wird uns ein Itcann vorgeführt, der mitten in den Fehden und Kämpfen, die er für sein gutes Recht führte, sich ein marines Herz für seine Familie bewahrte. Die Erzählung, die fesselnd bis zum Schluß geschrieben ist, erinnert sehr an Kleists „Michael Kohlhaas". . . . Band X. 3m Äaiserhause zu Goslar. Diese acht Erzählungen, Karl der Große und die Sachsen, — Heinrich Ii., der Heilige, — Heinrich Iii. Rückkehr aus Italien, — Kaiser Heinrich Iv. und Papst Gregor Vii., — Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe, — Friedrich Barbarossa im dritten Kreuzzuge, — Friedrich Ii. Hofhaltung in Palermo, — Luther auf dem Reichstage zu Worms, find zu den großen historischen Gemälden des verstorbenen Professors H. ipislicertus, die sich im Kaiser-hause zu Goslar befinden und die Aufmerksamkeit der Besucher fesseln, in recht anschaulicher und volkstümlicher Darstellung geschrieben. Sie stellen Szenen dar aus der deutschen Geschichte, die entweder mit der Geschichte des Kaiserhauses in irgend welchem Zusammenhang stehen oder aber als bedeutende Marksteine der Geschichte Deutschlands gelten können. Das Büchlein will nun den Besuchern des Kaiserhauses eine Handreichung fein, um das Gedächtnis dessen, was sie einst in der Schule gelernt, wieder aufzufrischen. Sie werden es auch gern als Andenken an eine weihevolle Stunde mit in die Heimat nehmen, um beim Durchlesen noch einmal wieder sich die farbenprächtigen Gemälde des Kaisersaales ins Gedächtnis zurückzurufen. Aber auch sonst kann das Buch für Volks- und Schülerbibliotheken nur empfohlen werden. Band Xi. Parrici-a. Das Buch erzählt, wie Johann parricida nach langem friedlosen Umherirren unter dem Ztamen Jan ©strif Lehensmann eines westfälischen Ritters im (Dsnabrüifer Lande wird, in dessen Burg er eine Heimstätte findet, wie er sich zum Anführer einer tapferen Bauernschar macht, aber bald durch den verrat eines mißgünstigen Nachbars zugrunde geht. 3e6er Band broschiert M. 1.—. « 3« elegantem Leinen-band M. 1.25. « 3tt elegantem Geschenkbanö M. 1.50.
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