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1. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 55

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 55 — Sterbend liegt er auf goldener Lagerstatt, und wie sein Tod eintritt, da fängt die kleine Glocke, die Armesünderglocke an zu summen, und die Leute in Speier meinen, ein Übelthäter sei gerichtet worden. Beurteilung: Die Erzählung von den Glocken zu Speier ist eine Sage. Was soll sie bedeuten? Die Stimme der Glocken ist die Stimme des Volkes, welches da spricht: „Ihr Mächtigen des Reichs, ihr Fürsten und Bischöfe, ihr habt unserem Kaiser ein schimpfliches Begräbnis bereitet, während er doch mit allen kaiserlichen Ehren begraben werden mußte. Seinen treulosen Sohn habt ihr mit großer Pracht und Feierlichkeit beerdigt, und er verdiente doch das Begräbnis eines armen Sünders." Ist das auch unser Urteil? Wohl können wir Heinrich Iv. von Schuld nicht freisprechen. Die Behandlung der Sachsen war eine ungerechte gewesen. Er hatte das Volk zu Frondiensten gezwungen, seine Soldaten hatten in den sächsischen Dörfern geraubt und geplündert, und in den vielen Schlössern und Burgen lag so mancher in Ketten, der nichts verbrochen hatte._ Auch gegen die Kirche hatte er sich versündigt. Er hatte sich sür die Verleihung geistlicher Stellen Geldsummen auszahlen lassen und zum Teil recht unwürdige Männer in geistliche Ämter gebracht. Aber sein Unrecht war gesühnt durch das herbe Leid, das ihn in seinem Leben getroffen hat (Demütigung vor dem Papste, Kampf gegen Rudolf, Empörung seiner eigenen Söhne), und man hätte ihm verzeihen und seine Gebeine in Ehren bestatten sollen. Auch das Verhalten des Papstes ist nicht immer das rechte gewesen. Seinen Kampf gegen die Simonie billigen wir. Es konnte dem Volke nur zum Vorteile gereichen, wenn würdige und charaktervolle Seute in geistliche Ämter einrückten, Leute, die sich durch Frömmigkeit und Gelehrsamkeit auszeichneten. Wenn aber Gregor Vii. das Recht der Besetzung geistlicher Ämter für sich allein in Anspruch nimmt, wenn er sich auswirft zum Richter selbst über Könige und Kaiser, so giebt er damit den Beweis seiner Herrschsucht, und er tritt das Wort seines Heilands zu Boden, der da spricht: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt!" Auch die Schmach, die er Heinrich Iv. anthat, als er ihn unten am Schloßthore zu Kanossa drei Tage stehen ließ und sich weidete am Anblicke des büßenden Kaisers, war ein Unrecht Gregors und hat nichts gemein mit der christlichen Liebe, die den bußfertigen Sünder mit Freuden aufnimmt. Ganz und gar verurteilen wir das Verhalten Heinrichs V. Dieser ergreift gegen feinen Vater das Schwert, der gewiß nur Liebes und Gutes an ihm gethan hat. Mit schnödem Undank und mit Treulosigkeit belohnt er also die väterliche Liebe. Warum empört er sich? Er begehrt des Vaters Thron. Hochmut und Herrschucht sind also die Beweggründe. Und welche Mittel wendet er an? Die offene Schlacht fürchtet er. Da greift er zur List und Verstellung. Er heuchelt Unterwürfigkeit und

2. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 48

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 48 — Sachsen, sondern aus dem der Franken — Lage des Frankenlandes —, er war also ein fränkischer Kaiser. 2. Aber warum, so werdet ihr fragen, starb Heinrich Iv. in solchem Elend? An seinem Unglücke war ein einziger Mann schuld, der damalige Papst Gregor Vii. Es bestand nicht mehr das freundliche Verhältnis zwischen Kaiser und Papst, wie zur Zeit Karls des Großen. Gregor hatte sogar den Kaiser aus der christlichen Kirche ausgestoßen. Kein Unterthan und Diener sollte ihm gehorchen, kein Priester ihm die heiligen Sakramente reichen und jeder ihn als einen Verpesteten fliehen. Gregor Vii. hatte den Kaiser in den Bann gethan. Da war das Volk von ihm abgefallen, und die deutschen Fürsten wollten ihn nicht mehr als ihren Oberherrn anerkennen, so lange er mit dem Banne behaftet wäre. 3. Ihr werdet nun wissen wollen, warum Heinrich Iv. in den Bann gethan worden ist. Es wird vom Könige Heinrich Iv. berichtet, daß er seine Unterthanen schlecht behandelt und namentlich die Sachsen arg bedrückt habe. Ein Mönch *) erzählt uns darüber folgendes: „Alle Berge und Hügel Sachsens und Thüringens bebaute der König mit festen Schlössern und Burgen und legte Besatzungen hinein. Da wurden die Bewohner der umliegenden Gegenden gezwungen, alles zum Bau Erforderliche herbeizufahren und bei dem Bau selbst wie Knechte im Schweiße ihres Angesichts Frondienste zu leisten. Weil nun die Besatzungen nicht genügenden Lebensunterhalt hatten, so erlaubte der König ihnen, von den benachbarten Dörfern und Feldern nach Feindes Art Beute hinwegzuführen. Sogar Frauen und Töchter der Bewohner wurden auf die königlichen Burgen entführt, und wenn dann einer unter so großen Übeln seufzte und den Schmerz seiner Seele auch nur in leisen Klagen auszusprechen wagte, so wurde er auf der Stelle in Ketten geworfen, als ob er ein schweres Unrecht gegen den König begangen hätte, und' er konnte nicht eher wieder los kommen, als bis er durch Dahingabe feiner ganzen Habe sein Leben und seine Freiheit zurückerkauft hatte/' Besprechung (Vertiefung). 1. Heinrich baut Burgen und feste Schlösser. Wozu wohl? — Voller Mißtrauen und Feindschaft gegen die Sachsen befürchtet er eine Empörung dieses Volkes. Von den hohen Türmen jener Burgen aus konnte nun die fränkische Besatzung weit hinaus ins Land sehen, die Felder und Landstraßen überblicken und jedes feindliche Unternehmen im Lande bemerken. Für die Zeit der Gefahr und der Kriegsnot aber waren die dicken Mauern und festen Thore der Schlösser dem Könige und seinem Heere ein willkommener Schutz. *) Der gelehrte Mönch Lampert, der zur Zeit Heinrichs im Kloster Hersfeld lebte und in seinen lateinischen Jahrbüchern die Geschichte seiner Zeit beschrieb. Siehe A. Richter, Quellenbuch S. 71.

3. Die fremden Erdteile, (Wiederholung über Sachsen) - S. 32

1903 - Dresden : Huhle
— 32 — Pflanzenwelt herrschen riesenhafte Schachtelhalme, baumartige Farne n. Nadelhölzer, in der Tierwelt lassen sich nachweisen die ersten Säugetiere, Kerbtiere, Wasser- u. Landechsen, Fische, Schildkröten u. Heuschrecken. 4. Die Neuzeit läßt Basalt, Braunkohle u. Bernstein sich bilden. Die Pflanzen u. Tiere sind die nnsrer Zeit, die ersten Spuren des Daseins der Menschen sind jetzt nachzuweisen. 5. Die Gegenwart sieht die Entstehung von Ton, Lehm, Sand, Kies, Torf u. Humusboden; Verwitterung, An- u. Abschwemmung arbeiten an der Veränderung der Erdoberfläche. Die Herrschaft des Menschen führt die heutige Ausbildung der Tierwelt n. die heutige Verbreitung der Pflanzen herbei. Wie viele Millionen von Jahren die feuerflüssige Erde brauchte, bis Gottes Hand den Menschen in ihre pflanzengeschmückte und von Tieren belebte Gefilde setzen konnte, das können auch die Gelehrten nicht einmal annähernd schätzen. Trnck von B. Teubner in Dresden.

4. Die fremden Erdteile, (Wiederholung über Sachsen) - S. 31

1903 - Dresden : Huhle
— 31 — aber strahlten auch beständig Wärme in den Weltenraum aus. Im Laufe der Zeiten verloren die gasförmigen Stoffe so viel Wärme, daß sie flüssig wurden. Die schwereren Stoffe sanken nach der Mitte zu, die leichteren blieben an der Oberfläche. Als der Wärmeverlust immer größer wurde, begann die Oberfläche zu erkalten. Die Gesteine erstarrten u. bildeten kleinere und größere Schollen, die auf der Erdmasse schwammen, weil sie leichter waren als der Kern. Die Kruste wurde im Laufe der Zeiten immer dicker, wie mächtig sie in der Gegenwart ist, wissen wir nicht. Aber jetzt noch nimmt man an, daß im Innern der Erde ein feuerflüssiger Kern vorhanden sei. Die entstandene Erdkruste war nun den verschiedensten Veränderungen unterworfen, Feuer u. Wasser arbeiteten an ihrer Zerstörung u. Umbildung. Vulkanische Ausbrüche trieben feuerflüssige Massen empor, die die Kruste durchbrachen u. sich auf ihr ausbreiteten, Erdbeben vernichteten Teile der- selben. Hebungen u. Senkungen fanden statt; die Kruste schrumpfte zusammen wie die Schale eines Apfels, legte sich in Falten u. zerbarst dabei. So entstanden die Gebirge auf der Erdoberfläche. Aber auch das Wasser u. der Wind waren tätig. Durch Verwitterung wurden Gesteine wieder zer- trümmert, Eis, Schnee n. Regen lösten die Gesteine auf, wie wir es jetzt noch an den Bausteinen der Straße, am Kalk u. Salz beobachten können. Die Flüsse schwemmten die Trümmer fort n. füllten damit Täler aus. Welche ungeheure Kraft die Ströme ausüben, zeigt uns ebenfalls noch die Gegenwart. Die Rhone soll jährlich mehr als 20 Mill. kbm feste Bestand- teile ins Mittelmeer führen, die Donau 1340 Mill. Zentner ins Schwarze Meer. Jährlich schiebt der Mississippi sein Delta (um 54 m) weiter ins Meer, ebenso der Po. Das 25 km landein liegende Abriet lag einst am Meer. Das Nildelta ist bereits größer als die Provinz Westsalen. Und wie das Wasser, arbeitet der Wind an der Umgestaltung der Erde, die Bildung der Dünen u. der Wüsten zeigt seine Tätigkeit. Als sich die Erde genug abgekühlt hatte, als die Sonnenstrahlen die die Erde verhüllenden Nebelmassen durchbrachen, da war die Zeit gekommen, wo Gottes Schöpferhand den nackten Erdball mit Pflanzen schmücken u. mit Tieren bevölkern konnte, bis endlich der Mensch ins Dasein gerufen wurde. Die Geschichte der Gesteine ist also selbstverständlich älter als die der Pflanzen, Tiere u. Menschen. Danach, wie diese auftraten, teilen wir die Erdgeschichte in verschiedene Abschnitte ähnlich der Weltgeschichte der Menschen. Bei der fortdauernden Um- u. Neubildung der Gesteine wurden nämlich die zu der betreffenden Zeit vorhandenen Pflanzen u. Tiere von den weichen Gesteinen eingeschlossen u. versteinert. 1. In den Gesteinen der Urzeit, im Gneis, Granit, Glimmerschiefer, zeigen sich keine Reste von Pflanzen u. Tieren, sie konnten damals noch nicht bestehen. 2. Im Altertnme der Erde, in dem sich Porphyr, Sand- stein, Kalk, Steinsalz u. Steinkohle bilden, treten Tiere u. Pflanzen auf, teils in Formen, die es heute noch gibt, teils in solchen, die längst aus- gestorben sind. Abdrücke von Schwämmen, Schnecken, Korallen u. Fischen sind uns erhalten. 3. Das Mittelalter der Erde erzeugt Bunt- u. Quader- sandstein, Jurakalk, Kreide, Tonschiefer, manche Steinsalzlager. In der

5. Mittelalter - S. 42

1879 - Dillenburg : Seel
— 42 — Haltes in Italien brach eine Seuche in seinem Heere aus, welche auch in ihn den Keim des Todes legte; er starb 1039 zu Utrecht. — Sein Nachfolger, Heinrich Iii. der Schwarze (1039—1056) verfolgte das Ziel seines Vaters, die Hebung der Kaisermacht durch Niederhaltung der Fürstengewalt, mit Erfolg weiter. Manche Herzogtümer ließ er lange Zeit unbesetzt oder besetzte sie nach Gutdünken; die Fürsten mußten sogar seinem noch in der Wiege liegenden Sohne huldigen. Er erließ ein allgemeines Friedensedict und behauptete besonders auch der Geistlichkeit und dem Papste gegenüber die Unabhängigkeit seines Willens. Im Jahre 1046 erhielt er die römische Kaiserkrone und ließ sich dabei von den Römern wieder eidlich versprechen, ohne die Genehmigung des Kaisers keinen Papst zu wählen. In den besten Mannesjahren erkrankte er und starb auf der kaiserlichen Pfalz Bodfeld 1056. d. Jugend und Erziehung Heinrich's Iv, Heinrich Iv. war 1050 geboren, so daß er bei seines Vaters ^ode noch nicht sechs Jahre alt war. Seine Mutter Agnes übernahm die Regierung ; aber sie war den Verhältnissen in keiner Weise gewachsen. Der König ein Knabe, die Mutter ein Weib, das bald diesem, bald jenem ihrer Rathgeber folgte, um sie alle ans ihrer Leite zu behalten: wie sollten da Recht und Gerechtigkeit zu finden fein! Die Fürsten erhoben stolz ihre Häupter, um früher verlorne Rechte sich wieder anzueignen. Um sich die Großen des Reichs geneigt zu machen, gab Agnes dem Grafen Rudolf v on Rh eins el-den das erledigte Herzogthurn Schwaben; Vatern gab sie au Otto von Nordheim. Der Erzbisthof Adalbert von Bremen, ein treuer Anhänger des Kaiserhauses, hctte_ schon zu Heinrichs Iii. Zeiten eine bedeutende Stellung am Hofe gehabt und wußte auch jetzt feinen Einfluß geltend zu machen; ihn suchte zu verdrängen Erzbischof Hanno von Köln, ein Herr sch süchtiger, grausamer Mensch von niedriger Herkunft; ebenso stand Bifchof Heinrich von Augsburg als erster Rathgeber in hoher Gunst bei der Kaiserin. Diese geistlichen Herren aber waren unter sich uneinig, und, deshalb suchte die übelberatheue Kaiserin Schutz und Stütze bei den weltlichen Großen; aber auch diese wandten sich von ihr ab. Man beschuldigte sie, daß sie den jungen König zu weichlich erziehe und daß sie nicht im Stande sei, das Ansehen Deutschlands nach außen zu erhalten. Deshalb strebten die Fürsten danach, den jungen Heinrich. von feiner Mutter zu

6. Mittelalter - S. 49

1879 - Dillenburg : Seel
— 49 — Wohl wurde es Heinrich sehr schwer, sich alledem zu fügen: ober er mußte es, wollte er nicht seiner Krone verlustig gehen. Er beschloß daher, sich dem Papste zu Füßen zu werfen und Verzeihung und Lossprechung zu erflehen. Nur von seiner Gemahlin im£) seinem dreijährigen Sohne begleitet, machte er sich von Spe'er ans aus den Weg, mnßte aber, da alle Alpenpässe von seinen Feinden besetzt waren, durch Burgund über den Mont-Cenis reisen. Unter entsetzlichen Mühsalen und Beschwerden kam er jenseits der Alpen cm, von den Lombarden freudig ausgenommen, weil sie glaubten er sei gekommen, den Papst zu züchtigen. Dieser hatte sich bei bei Nachricht von der Ankunst des Kaisers zu feiner Sicherheit aur das feste Schloß Canossa, welches der Gr äsin Ma-bd" ~0§,fana. gehörte, begeben. Als Heinrich vor dem Schlosse erschien, bat die Gräfin für ihn, aber vergebens. Er wollte Heinrich nicht vorlassen, weil er den deutschen Fürsten ver- rl v f s°^ne ^ mit Henrich zu verhandeln. Da entschloß sich dieser, durch Anwendung der härtesten Bukübunapn fmmen. 3» sjsä fletb und barfuß stand Heinrich drei Tage lang bei der strenqsten Kalte vor dem Burgthore, Einlaß begehrend. Erst am brüten Sage (am 28. Januar 1077) ließ ihn Gregor ein. Heinrich 1077 v »rlr r' 5u [e8tc seine Beichte ab und erhielt dann firfi f„ M, m" 7 ?rcn S-gen bes Papstes. Dann begab man sich in die Burgkapelle, wo der Papst ein Dankaebet fvrnrfi unh dann selbst die Messe las, nach welcher ein gemeinschaftliches Mahl eingenommen wurde. Gleich nach diesem Mahle'verl ß Heüirich dte Burg .* er hatte erreicht, was er wollte, aber das Andenken an Canossa verließ ihn zeitlebens nicht. e. Gegenkönig Rudolf von Schwaben. Nack der Demüthigung Heinrichs fielen die Lombarden, welche geglaubt hatten T den Papst zu züchtigen, von ihm ab,' und nur mit Muhe konnte er sie versöhnen; auch die deutschen Fürsten verliefen ihn gänzlich. _ Sie versammelten sich aufs neue um einen andern Komg zu wählen. Da Heinrich dem Papste das aefor-berte frete Geleit verweigerte, so sandte der Papst ^nen Leaaten imd in dessen Beisein wählten die deutschen Fürsten Seinricks Schwager, Rudols von Schwaben, zum König. Sofort eilte Heinrich herbei, und da er in Baiern, Schwaben und am s^^r- m-iikkliptt fanb'. fd mu6te sich Rudolf nach Sachsen fn 9önn Cm jahrelanger Bürgerkrieg, in welchem 4

7. Mittelalter - S. 51

1879 - Dillenburg : Seel
— 51 — Anhänger; er starb 1101. Wegen dieses Verhaltens hatte ihn Heinrich Iv. der Krone für verlustig erklären lassen; an dessen Stelle wurde der zweite Sohn Heinrich als sein Nachfolger ernannt. Zuvor aber mußte er seinem Vater schwören, sich bei Lebzeiten desselben nie in die Regierungs-Geschäfte zu mischen und weder Leben, noch Freiheit seines Vaters gefährden zu wollen. Trotz des feierlichen Versprechens organifirte er den Aufstand gegen den Kaiser unter dem heuchlerischen Vorgeben, denselben zur Unterwerfung unter die Kirche zu zwingen und so die Lösung des Bannes, welchen Gregor nicht von ihm genommen hatte und der von dessen Nachfolger auch erneuert worden war, zu ermöglichen. Des Vaters bedeutende Macht aber schreckte den Sohn; wiederum heuchelte er und bat seinen Vater um eine Unterredung. Unter Thränen fiel Heinrich Iv. dem Sohne zu Füßen und beschwor ihn, nicht den Fluch des Vaters aus sich zu laden, indem er sich Zum Richter über dessen Vergehen mache. Der Sohn bat seinen Vater, ihn nach Mainz zu begleiten, um dort die Aussöhnung mit dem Papste ins Werk zu setzen. Ahnungslos folgte ihm der Kaiser; unterwegs wurde er auf eine Burg gelockt und von da gefangen nach Ingelheim geführt. Nun ließ sich Heinrich der Sohn als Heinrich V. in Mainz krönen. Der Vater, lebenslängliches Gefängnis, ja den Tod von dem unnatürlichen Sohne fürchtend, flo^mit wenigen Getreuen nach Lüttich, wo er 1106 im neun-1106 undfünfzigften Jahre feines vielbewegten Lebens starb. Im dortigen Dome wurde sein Leichnam beigesetzt; der Bischof aber mußte auf Befehl des Papstes den Sarg wieder entfernen lassen, weil Heinrich im Banne gestorben war. Längere Zeit stand er in einer ungeweihten Kapelle auf einer Insel der Maas, bis Heinrich V. ihn nach Speier bringen und in der Kaifergruft beisetzen ließ. Aber auch hier mußte der Sarg wieder entfernt werden; erst 1111 wurde der Bann gelöst und Heinrich bei feinen Vorgängern bestattet. Heinrich V. Mit Heinrich V. starb das fränkische Königs-geichlecht aus. Durch seine ganze Regierungszeit (1106—1125) zog sich der Investitur-Streit, welcher erst 1122 durch das Wormser Konkordat beendet wurde. Heinrich mußte auf die Belehnung mit Ring und Stab verzichten, der Papst dagegen ans alle mit den Bisthümern verbundenen Güter und Rechte. Die Belehnung der Geistlichen mit weltlichen Besitzungen geschah in der Folge durch das Scepter. 4*

8. Mittelalter - S. 20

1879 - Dillenburg : Seel
20 — zurückgetrieben worden. Als sie aber jetzt mit 200 Schiffen an der friesischen Küste landeten und sogar Aachen bedrohten, beschloß Karl einen besonderen Kriegszug gegen sie. Nach dreijährigem Widerstande war auch ihre Macht völlig gebrochen; die Eider wurde die Grenze zwischen den Franken und den Dänen. Gegen das Ende des Avarenkrieges waren zu Rom Unruhen ausgebrochen. Der Papst Hadriau I. war gestorben, und sein Nachfolger Leo Iii. war bei einem feierlichen Umzuge durch die Stadt von einer feindlichen Partei überfallen und mit Schlägen und Stößen arg mishandelt worden; er floh zu Karl nach Paderborn. Dieser nahm ihn sehr freundlich auf und sandte ihn dann unter schirmender Bedeckung nach Rom zurück; er selbst^ folgte mit einem Heere nach und verschaffte dem Papste vollständige I Ruhe, Anerkennung und Achtung. Dafür wollte sich Leo dankbar erweisen, er übertrug auf Karl nicht nur die Würde^eines römischen Patriziers, sondern auch die eines weströmischen Imperators und erneuerte so in christlicher Form das weströmische Reich, nm dadurch alle Völker des katholischen Glaubens unter einem weltlichen Oberhaupte, dem Kaiser, und unter einem geistlichen Oberhaupte, dem Papste, zu vereinigen. Als nemlich Karl am 800 Weihnachtsfeste 800 in der Peterskirche am Altare knieend betete, trat Leo hinzu und setzte ihm eine goldene Krone auf, und alles Volk rief: „Carolo piissimo Augusto, dem von Gott gekrönten, großen, friedebringenden Kaiser der Römer, Leben und Sieg!" , Nach dreimaliger Wiederholung dieser Worte salbte ihn der Papst und verbeugte sich gegen ihn. Karl war scheinbar überrascht; doch ließ er es sich gefallen, weil er dadurch in Macht und Ansehen nur noch höher stieg. (1. Klirl's Verdienste um Staat und Kirche. Wohl steht Karl als Feldherr groß da; noch größer aber ist er als Gesetzgeber und Regent. Von seiner Zeit an beginnt erst ein geordnetes Staatswesen in Deutschland bekannt und geschätzt zu werden. Das ganze Reich zerfiel in Gaue, jeder Gau in Hundertschaften. Der Graf über eine Hundertschaft, Centgraf genannt, mußte allwöchentlich, der Gaugras allmonatlich ein Gericht abhalten. Mehrmals im Jahre gingen besondere Sendboten in die Gaue, um die Gau- und Centgrafen in der Verwaltung ihrer Aemter zu beaufsichtigen, Streitigkeiten zu schlichten und besonders auf den J Heerbann zu achten. Diese Sendboten mußten aus den Reichsversammlungen ausführlich Bericht erstatten. Solche Reichs-

9. Mittelalter - S. 30

1879 - Dillenburg : Seel
— 30 — erkennung seiner Würde. Die bischöfliche Salbung und Königsweihe wies Heinrich zurück, um damit anzudeuten, daß er sich nicht der Uebermacht der Geistlichkeit überlassen, sondern die weltlichemacht von ihren unberechtigten Eingriffen ferne halten wolle. Das Herzogthum Lothringen mußte er vorerst Karl dem Einfältigen von Frankreich überlassen, wofür er von demselben als König anerkannt wurde ; später aber, als Karl in die Hände seiner ihm feindlich gesinnten Großen gefallen war. brachte Heinrich auch das Herzogthum Lothringen und damit auch die Niederlande, Flandern und Limburg an Deutschland zurück. Gegen die einzelnen Herzöge und Fürsten verfuhr Heinrich mit großer Weisheit und Mäßigung; Heinrich der Erste. er überließ ihnen die Leitung ihrer Stämme! in Krieg und Frieden und die Schlichtung der Streitigkeiten innerhalb eines Stammes auf den Einzeln-Landtagen; Arme und Bedrängte sollten zunächst Schutz und Recht suchen bei ihren Stammesfürsten; für sich selbst behielt er die oberste Leitung der Angelegenheiten des Reiches, die Heeresführuug und das Richteramt; er selbst wollte die letzte Zuflucht der Vergewaltigten, der oberste Schutzherr der Kirche seiu. So bahnte er die Einheit des Reiches und die Uebermacht der weltlichen Herrschaft über die geistliche Macht an. c. Krieg gegen die Magyaren; Reformen im Innern. Während der fünf ersten Jahre seiner Regierung hatte Heinrich

10. Mittelalter - S. 46

1879 - Dillenburg : Seel
— 46 — falles Freunde, selbst seine bisherigen Feinde, Rudolf von Schwaben und Wels von Baiern, traten aus seine Seite. Das ganze Reichsheer wurde aufgeboten. An der Unstrut, zwischen Langensalza und Hohenburg, hatten sich die Sachsen gelagert. Dort griff sie Heinrich mit großer Heeresmacht an und schlug sie; 8000 Sachsen sollen in der Schlacht getödtet worden sein; aber auch Heinrichs Verluste waren bedeutend. Nun durchzog er, nachdem er das Reichsherr nochmals aufgeboten hatte, das ganze Sachsenland mit Feuer und Schwert. Die Heb erntacht Heinrichs fühlend, unterwarfen sich die Sachsen; viele Adlige wurden in (Sefangen)chast gehalten. Den Herzog Otto ließ Heinrich bald wieder frei, ja er bestellte ihn sogar zum Verweser über Sachsen. Die zerstörten Burgen baute Heinrich wieder auf. d. Streit mit Gregor Vii. Um diese Zeit saß aus dem päpstlichen Stuhle ein Mann, welcher sich vom einfachen Mönch bis zur höchsten kirchlichen Würde emporgeschwungen hatte, ein starker und gewaltiger Geist von unbeugsamem Willen und klarem Verstände: Gregor Vii. In ganz einfachen Verhältnissen geboren und erzogen, widmete er sich dem geistlichen Stande und trat in das Kloster Cluny.*) Hier lernte ihn Papst Leo Ix. kennen und nahm ihn mit nach Rom, wo Gregor es bald zum vertrauten Rathgeber des heiligen Vaters brachte und unter vier auseinanderfolgenden Päpsten sich in dieser Stellung zu behaupten wußte. Er gewann bald solchen Einfluß, daß er zwar nicht dem Namen nach, aber in Wirklichkeit die Kirche regierte. Das Ziel seines Strebens war, die Kirche von allem weltlichen Einfluß zu befreien und den Papst Über alle Fürsten der Erde zu stellen. Zn diesem Zwecke wußte er schon im Jahre 1059 ein neues Gesetz über die Papstwahl zur Geltung zu bringen, welches bestimmte, daß die Päpste nicht mehr von dem römischen Adel und Volke, sondern von der Versammlung der Kardinäle zu wählen und daun vom Kaiser zu bestätigen seien. Als er im Jahre 1073 selbst zum Papste gewählt wurde, ging er rücksichtslos auf sein Ziel vorwärts und gab zu diesem Behufe drei neue Gesetze: 1) Das Verbot der Simonie, d. h. des (Mausens geistlicher Aemter durch Geld. Diese Unsitte, welche ihren Namen aus Apost.-Gesch. 8, 18—20 erhalten hat, brachte gar oft Un- *) fpr. Klüni.
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