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1. Die Elemente der mathematischen und der astronomischen Geographie - S. 56

1911 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
56 Die Kometen. Jupiter, der verschiedene Kometen nachweislich in andere Bahnen hineingeworfen hat. § 31. Physische Beschaffenheit der Kometen. Über die physische Beschaffenheit der Kometen sind wir vielfach noch im Unklaren. Feste Bestandteile besitzen sie höchstens im Kern des Kopfes, der möglicherweise aus einer Anzahl kleiner kosmischer Partikeln besteht, welche bei grösserer Entfernung von der Sonne in der ungeheuren Kälte des Weltenraumes (—2730 C) von einer Eiskruste umhüllt sein mögen. Im übrigen besteht seine Masse aus Gasen im Zustande einer grossen Verdünnung, denn selbst licht- schwache Sterne werden durch Schweif und Kopf hindurch sichtbar. Das Spektrum der meisten Kometen zeigt drei helle, einseitig verwaschene Bänder, welche auf das Vorhan- densein ölbildender Gase hinweisen. Dies Spektrum ändert sich aber in der Sonnennähe, es verblasst mehr und mehr, während immer deutlicher die gelbe Natriumdoppellinie auf- tritt. Dieser Umstand beweist, wie es auch der unmittelbare Augenschein bestätigt, dass jetzt gewaltige Änderungen in der Kometenmasse sich vollziehen. Nach Zöllner schmilzt jetzt das Eis, welches die festen Brocken des Kernes umgiebt, auf der der Sonne zugewandten Seite, und es bildet sich eine Dampfhülle um denselben. Steigt die Erhitzung bei grosser Sonnennähe sehr bedeutend, so gerät das beim Verdampfen des Wassers zurückgebliebene Natrium, welches neben anderen Substanzen im Wasser gelöst war, ins Glühen und geht in Dampfform über, sodass jetzt die gelbe D-Linie erscheint. Auch müssen grosse Elektrizitätsmengen bei diesen Vor- gängen frei werden, die in ihren abstossenden Wirkungen mit zu der ungeheuer rapiden und gewaltigen Entwickelung der Schweife beitragen mögen, andererseits aber auch nament- lich im Kerne gewaltsame Entladungen und plötzliche Licht- ausbrüche verursachen werden. Die Wirkungen der Sonnen- hitze können sich schliesslich derartig steigern, dass der Kern mitsamt der ihn umgebenden Dunsthülle zerrissen wird (Se- ptember-Komet 1882); es werden dann aus einem Kometen deren zwei oder mehrere, die neben- oder hintereinander in ziemlich derselben Bahn ihren Weg fortsetzen. Dass schliess- lich hinten am Schweif fortwährend gleichsam Fetzen abreissen, wenn der Komet die Sonnennähe passiert, folgt aus der Un- gleichheit der Geschwindigkeit, die sich jetzt zwischen Kopf und Schweifende herausbilden muss. Es ist leicht begreiflich, dass ein Komet, der oft durch sein Perihel geht, zuletzt in einen Ring von ungleichartigem Gefüge seiner Masse ausein- ander gezogen wird; diesen mögen dann die kleinen und

2. Die Elemente der mathematischen und der astronomischen Geographie - S. 51

1911 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
§ 28. Physische Beschaffenheit des Mondes. 51 § 28. Physische Beschaffenheit des Mondes. Auf der uns zugewandten Seite besitzt der Mond keine Spur einer Atmosphäre — es folgt dies aus dem plötzlichen Verschwinden der Fixsterne, welche der Mond bedeckt, und ihrem ebenso plötzlichen Wiederaufleuchten, aus dem tief- schwarzen, scharfem Schatten der Mondberge und dem Spec- trum des Mondlichtes, das keinerlei Absorptionsstreifen zeigt —, er hat auch weder Wasser noch Wolken. Seine Oberfläche ist höchst uneben, wie dies besonders deutlich am Innenrande der Sichel oder des Mondviertels im Fernrohr hervortritt; neben ausgedehnten Ebenen, welche als dunkle Flecken erscheinen und früher als Meere bezeichnet wurden, finden sich Berggipfel, welche die Höhe unserer Berge erreichen, z. B. auf Curtius nahe dem Südpol des Mondes mit 8830 m. Kettengebirge sind auf dem Monde verhältnis- mässig selten, dagegen sind für ihn besonders charakteristisch Ringgebirge, die in Wallebenen übergehen, wenn ihr Durch- messer 150 km und darüber (bis zu 300 km) erreicht, Krater dagegen, wenn ihr Durchmesser nur minimal ist. Bemerkens- wert ist, dass der Wall nach aussen meist allmählich in Terrassen, dagegen nach innen sehr steil abfällt, dass die innere Bodenfläche durchweg höher liegt als die äussere Umgebung, und dass sich nicht selten im Inneren einzelne Bergkuppen, Centraiberge, erheben, die jedoch fast nie die Höhe des Walles erreichen. Die Zahl der Ringgebirge, von denen die ausgezeichneteren die Namen berühmter Männer, vornehmlich von Astronomen, z. B. des Newton, Tycho, Ptolemaeus, Copernicus, Kepler u. s. w. tragen, ist sehr gross, so sind auf der Mondkarte von J. F. Schmidt 32856 derselben (Krater eingeschlossen) verzeichnet, und die Zahl der wirklich vor- handenen ist noch vielmal höher zu schätzen. Eine eigen- tümliche Bildung sind ferner die sogenannten Rillen, die bis- weilen eine Breite von 2 km besitzen und in einer Längen- ausdehnung bis zu 200 km von Krater zu Krater quer durch die Ebenen und selbst die Ringgebirge ziehen ; sie sind wohl Sprünge in der Mondoberflache, welche infolge der sehr grossen Temperaturdifferenzen, die zwischen der sehr starken Erhitzung durch die Sonnenstrahlen und der entsprechend starken Abkühlung durch ungehemmte Ausstrahlung in den Weltenraum eintreten müssen, entstanden sind. Ob das Innere des Mondes bereits vollständig erstarrt ist, oder ob dasselbe noch in flüssigem Zustande sich befindet, und infolgedessen Umgestaltungen der Oberfläche noch möglich sind, ist uns mit Sicherheit nicht bekannt. J. F. Schmidt in Athen will eine Änderung des Kraters Linné und H. J. Klein das Entstehen eines neuen kleinen Kraters bemerkt haben. 4*

3. Band 1 - S. 55

1900 - Glogau : Flemming
55 eine „Modellkammer von Erdgebilden". Dieser fast pädagogische Wert des Erdteils wird bedingt durch ein interessantes Durcheinander geographischer Typen, und wir wollen im folgenden versuchen, Gegen- überstellungen dieser einzelnen Besonderheiten zu geben. Europa zerfallt zunächst in zwei grundverschiedene geologische Regionen. Die südeuropäische Faltenzone liegt südlich von Pyrenäen, Alpen, Karpathen mit ihren alpinen Hochgebirgen und den ein- geschlossenen Senkungsfeldern, wie Po-Niederung, ungarisches Becken und das ganz in die Tiefe versunkene Gebiet des tyrrhenischen Meeres. Im Norden und Westen von Europa haben wir das große Schollen- land mit seinen horizontal gelagerten Tafeln, mit seinen Einbrüchen und als Gebirge erscheinenden stehengebliebenen Horsten und mit den Schuttanhäufungen der Eiszeit. Die 18 Hauptströme Europas durch- ziehen strahlenförmig das Schollenland und haben größtenteils in der Faltenzone ihren Ursprung. Der „baltische Schild" der skan- dinavischen Granittafel erstreckt sich im äußersten Nordwesten des Schollenlandes wie eine riesige Festungsmauer dem Weltmeere ent- gegen. Merkwürdig ist, daß die das Schollenland umgebenden Meeresteile im Norden und Westen Europas alle flach sind, und man hat berechnet, daß eine Hebung Europas nur um 200 m ge- nügen würde, um sämtliche Binnenmeere von Nowasa Semlja bis zum Biskayischen Meerbusen trocken zu legen. Andererseits zeigt das Mittelmeer bedeutende Tiefen, bis zu 4000 na in seinen süd- lichen Teilen; aber gerade diese Tiefe läßt es als Heizreservoir für seine Umgebung im Winter erscheinen. „Es vermag die im Winter sich abkühlenden, folglich schwerer werdenden Wasserteilchen der Ober- fläche Schicht für Schicht in die Tiefe einsinken und wärmeres Wasser an die Oberfläche emporsteigen zu lassen, so daß die darüber lagernde Luft erwärmt wird." Mit den geologischen Unterschieden treffen auch klimatische Gegenüberstellungen zusammen. In dem Schollenlande haben wir die Zone des vorherrschenden Sommer- regens; Wiesen und Kornfelder sind die charakteristischen Bestandteile des Landschaftsbildes. In den südlichen Teilen der südlichen Halb- inseln dagegen treten Winterregen auf, und wir begegnen dem Acker- bausystem der Gartenlandschaften, wie es sich am ausgeprägtesten in den spanischen V6ga8 und huertas findet. In dem trockenen Som- mer, wo die Nordwinde vorherrschen (vergl. die Etesien der Alten), ist die Vegetationsruhe für die einjährigen Pflanzen, wie bei uns im Winter, während gerade der Winter sich das Getreide entwickeln läßt, das man bei Beginn der Sommerdürre im Mai erntet, worauf oft noch Reis gesät und zur Reife gebracht wird. Der Westen Europas hat ein ausgesprochen oeeanisches Klima mit feuchten und warmen West- und Südwestwinden. Dazu kommt noch der Einfluß des Golsstromes, der die Temperatur der westlichen

4. Schiller-Lesebuch - S. 107

1883 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
107 Während man kleine Glocken für Häuser, Bahnhöfe u. s. w. in Sandmodellen, wie andere Gelbgiesserarbeiten, fertigt, giesst man Turm- glocken in Lehmformen und geht dabei folgendermassen zu Werke. Der magere, aber nicht sandige Formlehm wird mit Pferdemist, Flachsscheben oder Kälberhaaren gemengt. Die Form wird vor dem Giessofen in der Dammgrube aufgeftihrt; die Grube ist etwas tiefer, als die Glocke hoch werden soll, weil erstlich das einfliessende Metall etwas Fall haben und dann auf dem Boden der Grube ein Fundament von Steinen für die Form gelegt werden muss. Zuerst schlägt der Former einen hölzernen Pfahl in der Mitte der Grube ein, legt das Fundament um denselben und mauert auf diesem den Kern aus Ziegelsteinen hohl auf. Der Kern hat ungefähr die Form und Grösse, dass er den Innenraum der ver- langten Glocke ziemlich ausfüllt. Durch Aufträgen mehrerer Schichten feinen Lehms auf den Steinkern wird der Körper noch aufgehöht und ihm dann mittels einer sogenannten Lehre die richtige Form erteilt. Die Lehre ist ein Stück Brett, dessen eine Seite nach dem innern Profile der Glocke ausgeschnitten und scharfkantig gemacht worden ist. Sie ist an einer im Zentrum über dem Pfahle angebrachten eisernen Spindel befestigt, und indem sie um den abzugleichenden Kern herumgeführt wird, nimmt sie von der weichen Hülle desselben so viel weg, dass eben die gewünschte innere Form der Glocke gebildet wird. Der soweit fertige Kern wird geäschert, d. h. mit in Wasser oder Bier angerührter Asche bestrichen, damit der nunmehr folgende Formteil (die Dicke) nicht an dem Kerne hängen bleibe. Jetzt bringt man in den Hohlraum des Kernes Feuer, trocknet ihn damit völlig aus und be- ginnt nun mit dem Aufträgen einer neuen Lehmschicht, welche man schliesslich durch eine zweite Lehre rundet und in die verlangte Gestalt bringt. Da diese Lehre nach dem äussern Profil der Glocke geschnitten ist, so ist einleuchtend, dass diese Schicht, die eben die Dicke oder das Hemd heisst, das ganze Ebenbild der Glocke, mit Ausnahme der Henkel, darstellen muss. Auf dieses eigentliche Modell setzt man denn auch alles, was über die allgemeine Oberfläche der Glocke hinausragt, also Inschriften, Wappen, Reifen und sonstige Verzierungen. Diese Gegen- stände sind in Formwachs bossiert und werden an gehöriger Stelle mittels Terpentin angeklebt, nachdem schon vorher die ganze Aussenseite des Modells, zur Verhütung des Zusammenbackens mit dem dritten und letzten Formteil, mit einer Mischung von Wachs und Talg überstrichen worden. Dieser Teil, der Mantel, entsteht wieder durch Aufträgen mehrerer Lehmschichten auf das Modell, die erstere aus der feinsten Masse mittels des Pinsels, die folgenden weniger umständlich. Auch auf die äussere Oberfläche des Mantels wendet man keine besondere Sorgfalt, da auf sie nichts ankommt. So ist denn endlich ein Mauer- und Klebwerk ent- standen, das äusserlich nur die rohe Form der Glocke zeigt und aus drei Schichten, Kern, Dicke und Mantel, besteht. Der letztere erhält eine Stärke von 10—15 Centimeter. Jetzt wird noch der Kreuzhenkel (die Krone) der Glocke als besonderes Modellstück gefertigt und dem Mantel aufgepasst.

5. Teil 5 = Oberstufe - S. 52

1905 - Glogau : Flemming
52 Eisen oder gar Silber)/ was auch den astronomischen Präzessions- Berechnungen entspricht. Aber auch in der Erdrinde ist die Dichte sehr ungleich verteilt; schon die Massenanziehung der Festländer läßt nach deren Küsten zu das Meer höher stehen als in der Mitte (vgl. Geoid); es sind auch auf kleineren Gebieten Lotabweichungen nach- gewiesen^ — hier nach Gebirgsmassen hin, dort jedoch sogar von ihnen weg, so daß auf „Massendefekte" in der Tiefe geschloffen werden muß. Wie die theoretische Physik immer mehr zu einem Kapitel der Mechanik wird und namentlich die Wärmetheorie mit Recht die mechanische heißt, so führen uns auch umgekehrt Betrachtungen über Schwere und Dichte ohne weiteres auf die Wärme. Die äußerste Schicht der Erdrinde steht unter dem Einfluß von Sonnen- wärme und Ausstrahlung. Wenn man bei uns beinahe 20 m tief geht (in der heißen Zone weniger, in der kalten mehr), so erreicht man die Stellen, wo die.temperaturgegensätze von Tag und Nacht, von Sommer und Winter verschwinden. Unterhalb aber nimmt die Temperatur vermöge der Eigenwärme der Erde mehr und mehr zu. Der tiefste Bergwerksschacht (am Oberen See in Nordamerika) reicht zwar 1460 in, das tiefste Bohrloch (in Ober- schlesien) sogar 2003 in tief (etwa 1750 in unter den Meeresspiegel); vergleicht man diese Tiefen aber mit dem Erdradius, so leuchtet sofort ein, daß unsere tatsächlichen Kenntnisse über das Innere doch nur sehr gering sind. Die Angaben über die „geothermische Tiefenstufe", d. h. über die Dicke der Schicht, die man zu durch- mesfen hat, um die Temperatur um 1° C steigen zu sehen, schwanken je nach der Wärmeleitungsfähigkeit der Gesteine u. a. m. zwischen 11 und 70 in, in den meisten Fällen zwischen 29 und 35 rn. Die Steigerung von Druck und Wärme 2 erzeugt in großen Tiefen Verhältnisse, zu denen unsere gewöhnlichen Vorstellungen über die Aggregatzustände der Körper nicht passen;, über die Natur des Erdinnern sind daher sehr verschiedenartige Hypothesen aufgestellt, die teils auf das Vorhandensein heißer Quellen und vulkanischer Ausbrüchef teils auf die der Kant-Laplace'schen Hypothese ent- 1 Solche erkennt man, wenn sich z. B. die Länge eines Meridianbogens (im Bogenmaß) durch geodätische Messung anders ergibt als durch astronomische. 2 In einem Bohrloch fand man bei 1700 in Tiefe (stark 1600 ni unter dem Meeresspiegel) schon 561/,0 C. 3 Wenn auch die heißen Quellen (vgl. z. B. M, 71, 73 a, Mg, S. 41, Anmerk. 2) an vulkanische Gegenden gebunden zu sein scheinen, so ist doch für den Gehalt an Kohlensäure zu beachten, daß, wie zuerst im Jahre 1900 chemisch nachgewiesen ist, bei 1800 bis 200° 0. Karbonate d. h. kohlensaure Salze, die in so vielen Gesteinen vorkommen, sich bei Gegenwart von Wasser nach der Formel 0a 00g -j- 14,0 — Ca H.20, -f- Co, zersetzen.

6. Teil 5 = Oberstufe - S. 72

1905 - Glogau : Flemming
72 Westwind werden, also schließlich rund um das Polargebiet einen Wirbel bilden; durch die Fliehkraft wird so im Polargebiet der Luft- druck vermindert, durch Stauung vor dem Wirbel aber ein Hochdruck- gebiet erzeugt. Ein Teil des Antipassats sinkt demgemäß in den Gegenden von 30" bis 35° Breite nach der Erde hinab (vgl. Mz 6); hier „in dem barometrischen Maximum der „Roßbreiten"/ wie am Äquator in den „Kalmen", wo die Luft aufsteigt Minimum), herrscht deshalb über dem Meere vielfach Windstille; denn als Wind empfinden wir ja nur seitliche Luftbewegungen. Die Verschiebungen, die diese Gürtel mit dem wechselnden Sonnen- stände erfahren, erreichen über dem Ozean nicht das gewöhnliche Maß wie über dem Lande, da es dort auf die durchschnittliche Er- wärmung der ganzen Luftsäule ankommt und bei der Verteilung von Land und Wasser der Streifen mit der größten Wärme und dem geringsten Luftdruck sowohl über dem Atlantischen als ,auch erst recht über dem Großen Ozean einige Grade nördlich vom Äquator liegt. Die hier aufgestiegene Luft geht natürlich nicht allein in den Anti- passat über, sondern zieht z. T. auch hoch über dem Kalmengürtel westwärts rings um die Erde herum und kann so in mehr als 30 km Höhe vulkanischen Staub mit sich führen (vgl. den Krakatau-Aus- bruch 1883, s. S. 67). Die Teile des Ozeans, über denen jahraus, jahrein der gleichmäßige Passat weht, mit dem Kalmengürtel in der Mitte, kennzeichnen sich als die echte tropische Zone (s. U. 67), die außen anstoßenden Teile, über denen nur in der einen Jahreszeit der Passat weht, als die subtropische (vgl. Mi 11); über und an dem Lande ergeben sich naturgemäß abweichende Verhältnisse (s. u.). Jenseit der „Roßbreiten" zeigt sich der herabsinkende Anti- passat auf der fast nur von Wasser bedeckten Südhalbkugel immer mehr als ^V-Wind (s. o.); das Zusammenwirken von Luftdruck- verteilung, Beharrungsvermögen, Fliehkraft und Reibung am Erd- boden erzeugt aber von oben nach unten drei entgegengesetzte Strömungen übereinander (vgl. Fig. 31). Diese Regelmäßigkeit wird auf der Nord halbkugel in den unteren Schichten durch den Einfluß der Abwechselung von Land und Wasser gründlich gestört: über den großen Landflächen entstehen besondere Minima, zu deren Ent- wicklung allerdings Maxima der höheren Schichten den ersten Anstoß zu geben scheinen. Das ist das Gebiet der veränderlichen Winde. Den Zusammenhang von Luftdruck und Wind an der Erd- oberfläche lehren deutlich die Wetterkarten („synoptische Karten"?). 1 2 1 Der Name soll daher rühren, daß Segelschiffe mit Truppen und Pferden dort oft lange aufgehalten wurden, so daß manche Pferde wegen Futter- und Wassermangel zugrunde gingen und über Bord geworfen werden mußten. 2 D. h. übersichtliche Darstellungen der Wittenmg von demselben Zeitpunkte. Vgl. die täglichen Wetterkarten des Aachener Observatoriums.

7. Teil 5 = Oberstufe - S. 79

1905 - Glogau : Flemming
79 Grunde des Meeres auch Wasser- und Bodenproben an die Ober- fläche schaffen konnte) blieb nicht aus, als für die Verwirklichung des Planes, Telegraphenkabel durch den Ozean zu legen, die Er- kenntnis der Meerestiefen zur notwendigen Voraussetzung wurde. Brooke, ein amerikanischer Seeoffizier, erfüllte 1854 jene Forderung in sinnreicher Weise: der Sinker besteht aus einer durchbohrten Kanonenkugel, die an drehbaren Schultergelenken aus- gehängt ist (s. Fig. 33) und beim Auf- flogen abgleitet, also auf dem Meeres- boden liegen bleibt, wenn die unten hohle Achse wieder hinausgezogen wird. Bei den verbesserten Tiefseeloten der Gegenwart beträgt das eiserne Gewicht höchstens 30 kg-; anstatt einer Leine wird aber Klaviersaitendraht benutzt. — Mit der physischen Meereskunde, deren Ergebnisse der Schiffahrt und der Tele- graphie zugute kommen, hat sich die Zoologie zu Tiefseeforschungen vereint (vgl.mzö). Von wichtigen Tiefsee-Expeditionen Mg. 33b. (ftit 1868) seien die Fahrten des englischen „Challenger" (1872—76), der deutschen „Gazelle" (1874—76) und der deutschen „Valdivia" (1898—99)1 hervorgehoben von den Stellen aber, an denen die Beobachtungen verarbeitet werden, die älteste: Maury's „Naval Observatory“ zu Washington, und die Deutsche Seewarte zu Hamburg. Da die Kräfte der Verwitterung und Auswaschung, die auf dem Lande die zackigen Formen ausmeißeln, auf dem Meeresboden fehlen, in der großen Wassermasse vielmehr alle Absätze von Anschwemmungen, vulkanischen Auswürflingen und tierischen Stoffen, sowie Rutschungen bei Seebeben, zu möglichst wagerechter Schichtung gedrängt werden, so ist der Boden des Weltmeeres fast eben, und auch da, wo — wie im Atlantischen Ozean der Längsrichtung nach — eine unter- seeische „Schwelle" zwei „Mulden" trennt,2 sind die Böschungen ziemlich sanft. Größere Steilheit findet sich nur an Vulkanen und Korallenbauten (vgl. Mz 9), sowie — den Küsten näher — an alten Bruchlinien; da sind entweder tiefe „Becken" entstanden (wie im Austral-Asiatischen Mittelmeer, vgl. M2 56) oder „Gräben", denen die größten Tiefen angehören (wie am 8-Ende der Marianen, 9636 m, in der Fortsetzung der O-Küste Neu-Seelands nach Nno, * * 1 Chun, „Aus den Tiefen des Weltmeeres", ist ein Buch, das auf den Weihnachtstisch des Primaners paßt. * Vgl. Tiefenkarte im Atlas, aber auch Lingg's Erdprofil!

8. Teil 5 = Oberstufe - S. 94

1905 - Glogau : Flemming
94 fruste nicht unter dem Einfluß der Schwerkraft zusammenbrechen oder sich runzeln könnte. Der zunächst radial einwärts gerichtete Zug setzt sich der Verengung wegen in einen tangentialen Seitendruck um. Dieser vornehmlich bewirkt in manchen Gesteinen Faltungen. Wo sich aber die Spannung in Spalten oder Bruchlinien löst, da bilden sich Verwerfungen. Indem an den Bruchstellen dann schmelzslüssiges Gestein, das „ Magma V ausgequetscht wirdz erfährt die Erdrinde eine Erweiterung, während der Erdkern noch verringert wird; so erhalten die Krustenbewegungen durch den Vulkanismus einen neuen Antrieb. Schichtenstörungen (Dislokationen) sowohl wie vulkanische Ausbrüche sind von Erdbeben begleitet. Inwieweit die in der Gegenwart erkennbaren Verschiebungen der Strand- linien (vgl. Mi 65) auf inneren Krustenbewegungen beruhen, das kann in den einzelnen Fällen nur durch genaue Untersuchung aller auf Küsten wirksamen Einflüsse festgestellt werden; für Skandinavien, „das klassische Land der Strandverschiebungen", muß die schwedisch- finnische Ostseeküste in der geschichtlichen Zeit als in wirklicher Hebung begriffen angenommen werden. — a) Bei einer „vollständigen Falte" unterscheidet man den er- habenen Teil als Gewölbe (Sattel), den eingebogenen als Mulde; das Gewölbe unterliegt ant meisten den äußeren Einwirkungen der Verwitterung und Abtragung (s. u.). Im Schweizer Jura z. B. zeigen sich die Schichten nur slachwellig und deshalb großenteils er- halten; in den Alpen dagegen sind sie so stark verbogen und oben zerstört, daß man sich ihren Zusammenhang durch „Luftsättel" ergänzt denken muß (s. Fig. 37). Bei manchen Faltengebirgen hat ein einseitiger Schub (bei den Alpen von 8 her) die Schichten allmählich zusammen- gedrängt, wobei starrere Teile der Erdrinde ein stauendes Hindernis gchildet haben.3 Viele unserer heutigen Kettengebirge haben Ng. 37. durch Faltungen zur Tertiärzeit die Haupt- züge der gegenwärtigen Form erhalten, ll) Weit mehr Bedeutung als die Faltungen haben für die Ausgestaltung der Erdoberfläche die Verwerfungen; erklärt man sich doch sogar die Entstehung der ozeanischen Becken durch aus- gedehnte Senkungen schwererer Teile der Erdrinde, über denen sich 1 1 Das griechische Wort für Teig oder Salbe. Das Magma enthält mehr oder weniger Kieselsäure (z. B. Trachyt 65—70%r Basalt 40—50%)- 2 Nach neueren Forschungen scheint es Bodenschichten zu geben, die durch vulkanische Auftreibung emporgewölbt sind. 3 Das bedeutet für die Schweizer Alpen eine Verringerung ihrer Breite von 158 aus 82 km. Vgl. auch Mz 52 (Himalaya).

9. Teil 5 = Oberstufe - S. 96

1905 - Glogau : Flemming
96 Erdoberfläche — bei den meisten Vulkanen nach längeren oder kürzeren Unterbrechungen — aus der Tiefe Neubildungen. Das ist aber auch in anderer Art möglich. „Das Vorhandensein eines Kraters an vulkanischen Gebilden der heutigen Erdoberfläche ist für das Auf- treten von Ausbruchserscheinungen durchaus keine Vorbedingung." Auf der westindischen Insel Martinique wälzte sich im Mai 1902 eine Lawine von Wasserdampf und glühender Asche an den Ab- hängen hinab und vernichtete in wenigen Minuten eine Stadt von 30000 Einw.; die Lava verharrte als Wulst auf den: Gipfel, und daraus wuchs in den folgenden Monaten eine riesige, steile Felsnadel höher als der Eiffelturm empor („eine Art ungeheuerliche Wurst von Lava"), um im Juni 1903 wieder zu verschwinden (vielleicht in die Tiefe zurückzusinken). Grenzfälle vulkanischer Ausbrüche bilden einerseits reine Lava-Ergüsse, bei denen aus dem Schlot zähes Magma zu einer Kuppe mit „Zwiebelstruktur" aufquillt, oder dünn- slüssige Lava in einem Riesenkrater (wie auf Hawai) brodelt — anderseits reine Dampfexplosionen, bei denen (wie 1888 an einem für erloschen geltenden Vulkane Japans) ein großer Teil des Berges weggesprengt wirdz oder (wie bei den Maaren der Eifel) die durch den Dampfstoß aufgeworfenen Trümmergesteine die Öffnung verstopft haben; bei solchen Explosionen wird also nur Vorhandenes zerstört, aber keine Neubildung an die Erdoberfläche gebracht. Einzelne Vulkane (wie der Stromboli, s. Mi 18) sind fast immer tätig, andere nur nach Ruhepausen, die bisweilen Jahrhunderte dauern; für noch andere (z. B. die Eifel) dürfen wir sicher annehmen, daß ihre Herde erschöpft sind. Ein Zeichen der Erschöpfung (auch nach der einzelnen Ausbruchperiode) ist das Ausströmen von Gasen: die Solfataren enthalten schweflige Dämpfe, die Fumarolen Wasserdampf, die Musetten endlich nur noch Kohlensäure. Neben den letzteren sind Sauerquellen, d. h. Quellen, deren Wasser Kohlensäure enthält,2 sowie Thermen, d. h. Quellen, deren Tem- peratur höher ist als die durchschnittliche Lufttemperatur am Ausfluß, die letzten Zeugen ehemaliger vulkanischer Tätigkeit. Das Vorkommen der Vulkane schließt sich an Verwerfungen oder Faltungen an; wo durch diese „das Gefüge der Erdkruste zerrüttet ist", da bahnen sich Dampf und Magma den Ausweg. Wenn so der Vulkanismus den auffälligsten der von innen heraus erfolgen- den Vorgänge darstellt, so ist doch nicht zu vergessen, wieviel dabei das von außen eingedrungene Wasser mitwirkt. Das zeigt sich auch * * 1 Auch die Umgestaltung des Krakatau i. I. 1883 (vgl. S. 67, 85) wurde offenbar zumeist durch Dampfexplosion verursacht; dabei wurde aber auch viel Asche und Lavafetzen als Bimsstein ausgeworfen — ohne einen Lavastrom. * Vgl. dazu S. 52. Anmerk. 3.

10. Teil 5 = Oberstufe - S. 100

1905 - Glogau : Flemming
100 die kurzen „Hängegletscher" und die langen „Talgletscher" unter- schieden; mehrere der letzteren vereinigen sich, der Bodenform folgend, zu einem Eisstrom, und dieser endet — bisweilen erst inmitten der in Kultur genommenen Abhänge* — in dem „Gletschertor", dessen Wölbung das Schmelzwasser als „Gletscherbach" verläßt. Bei der Abwärtsbewegung des Eises entstehen über jedem Knickvorsprung des Abhangs Trümmer und Spaltendie Querspalten schließen sich jedoch weiter unterhalb wieder, wenn das Gefäll sanfter wird. Da das Eis durchaus nicht starr, sondern vielmehr außerordentlich bildsam und schmiegbar ist, ja wegen seiner Zusammensetzung aus unregelmäßigen „Körnern" zu den „dickflüssigen" Stoffen gezählt werden könnte, so bewirkt die Schwerkraft ein förmliches Fließen des Gletschers (mit Verschiebung der Teilchen gegeneinander), allerdings mit einer so geringen Geschwindigkeit, daß die einer Schnecke nur in vereinzelten Fällen erreicht wird. Eine andere Ursache der inneren und äußeren Be- weglichkeit des Gletschereises liegt darin, daß sein Schmelzpunkt bei wachsendem Druck etwas unter 0" sinkt; je nach dem Druck, der in den verschiedenen Teilen des Gletschers herrscht, wechselt daher Verflüssigung und Wiedergefrieren (Regelation) ab. Damit hängt wohl auch die Bänderung des Gletschers zusammen; der eine Streifen ist infolge seines Gehalts an Luftblasen weiß und schmilzt leichter als der andere blaue, aus dem vorher bei der Verflüssigung die Luft ausgetreten ist. Mächtigkeit, Geschwindigkeit und Länge des Gletschers verändern sich den klimatischen Schwankungen entsprechend; insbesondere ist eine 35jährige Periode erkannt (vgl. S. 78). Eine besondere Rolle spielt das Trümmergestein, das von den eisfreien Seitengehängen auf den Gletscher fällt oder sich in seinem Bette befindet. Einzelne Unebenheiten des Untergrundes lassen über sich fortwährend Gletscherspalten entstehen; wenn in diese das sommerliche Schmelzwasser von oben hineinstrudelt und obendrein in die dadurch ausgehöhlte „Gletschermühle" Steine hineingeraten, so können diese unten „Riesentöpfe" ausschleifen (wie in dem der Eis- zeit entstammenden „Gletschergarten" zu Luzern). Aber auch in das Eis dringt im Gebiete der Firnmulden Verwitterungsschutt ein, um erst als Teil der Grund- und der Endmoräne (vgl. Mi 18, Anmerk.) wieder zutage zu treten? Oberflächenmoränen (beim einfachen Gletscher: Seitenmoränen, bei der Verwachsung zweier Gletscher: Mittelmoräne) enthalten nur den unterhalb der Firn- linie auf der Eiszunge abgelagerten Schutt. Die dem Firngebiet 1 * 3 1 Der untere Grindelwald-Gletscher endet jetzt in 1080 in Meereshöhe (i. I. 1818 sogar bei 983 in). - Vgl. H., s. Anhang 2 in Erdk. I (2. Ausl.). 3 So kann aber auch eine Jnnenmoräne gebildet werden, die bei oberfläch- licher Abschnrelzung als Mittelmoräne aus dem Eise hervorgehen kann.
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