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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Band 1 - S. 55

1900 - Glogau : Flemming
55 eine „Modellkammer von Erdgebilden". Dieser fast pädagogische Wert des Erdteils wird bedingt durch ein interessantes Durcheinander geographischer Typen, und wir wollen im folgenden versuchen, Gegen- überstellungen dieser einzelnen Besonderheiten zu geben. Europa zerfallt zunächst in zwei grundverschiedene geologische Regionen. Die südeuropäische Faltenzone liegt südlich von Pyrenäen, Alpen, Karpathen mit ihren alpinen Hochgebirgen und den ein- geschlossenen Senkungsfeldern, wie Po-Niederung, ungarisches Becken und das ganz in die Tiefe versunkene Gebiet des tyrrhenischen Meeres. Im Norden und Westen von Europa haben wir das große Schollen- land mit seinen horizontal gelagerten Tafeln, mit seinen Einbrüchen und als Gebirge erscheinenden stehengebliebenen Horsten und mit den Schuttanhäufungen der Eiszeit. Die 18 Hauptströme Europas durch- ziehen strahlenförmig das Schollenland und haben größtenteils in der Faltenzone ihren Ursprung. Der „baltische Schild" der skan- dinavischen Granittafel erstreckt sich im äußersten Nordwesten des Schollenlandes wie eine riesige Festungsmauer dem Weltmeere ent- gegen. Merkwürdig ist, daß die das Schollenland umgebenden Meeresteile im Norden und Westen Europas alle flach sind, und man hat berechnet, daß eine Hebung Europas nur um 200 m ge- nügen würde, um sämtliche Binnenmeere von Nowasa Semlja bis zum Biskayischen Meerbusen trocken zu legen. Andererseits zeigt das Mittelmeer bedeutende Tiefen, bis zu 4000 na in seinen süd- lichen Teilen; aber gerade diese Tiefe läßt es als Heizreservoir für seine Umgebung im Winter erscheinen. „Es vermag die im Winter sich abkühlenden, folglich schwerer werdenden Wasserteilchen der Ober- fläche Schicht für Schicht in die Tiefe einsinken und wärmeres Wasser an die Oberfläche emporsteigen zu lassen, so daß die darüber lagernde Luft erwärmt wird." Mit den geologischen Unterschieden treffen auch klimatische Gegenüberstellungen zusammen. In dem Schollenlande haben wir die Zone des vorherrschenden Sommer- regens; Wiesen und Kornfelder sind die charakteristischen Bestandteile des Landschaftsbildes. In den südlichen Teilen der südlichen Halb- inseln dagegen treten Winterregen auf, und wir begegnen dem Acker- bausystem der Gartenlandschaften, wie es sich am ausgeprägtesten in den spanischen V6ga8 und huertas findet. In dem trockenen Som- mer, wo die Nordwinde vorherrschen (vergl. die Etesien der Alten), ist die Vegetationsruhe für die einjährigen Pflanzen, wie bei uns im Winter, während gerade der Winter sich das Getreide entwickeln läßt, das man bei Beginn der Sommerdürre im Mai erntet, worauf oft noch Reis gesät und zur Reife gebracht wird. Der Westen Europas hat ein ausgesprochen oeeanisches Klima mit feuchten und warmen West- und Südwestwinden. Dazu kommt noch der Einfluß des Golsstromes, der die Temperatur der westlichen

2. Teil 5 = Oberstufe - S. 52

1905 - Glogau : Flemming
52 Eisen oder gar Silber)/ was auch den astronomischen Präzessions- Berechnungen entspricht. Aber auch in der Erdrinde ist die Dichte sehr ungleich verteilt; schon die Massenanziehung der Festländer läßt nach deren Küsten zu das Meer höher stehen als in der Mitte (vgl. Geoid); es sind auch auf kleineren Gebieten Lotabweichungen nach- gewiesen^ — hier nach Gebirgsmassen hin, dort jedoch sogar von ihnen weg, so daß auf „Massendefekte" in der Tiefe geschloffen werden muß. Wie die theoretische Physik immer mehr zu einem Kapitel der Mechanik wird und namentlich die Wärmetheorie mit Recht die mechanische heißt, so führen uns auch umgekehrt Betrachtungen über Schwere und Dichte ohne weiteres auf die Wärme. Die äußerste Schicht der Erdrinde steht unter dem Einfluß von Sonnen- wärme und Ausstrahlung. Wenn man bei uns beinahe 20 m tief geht (in der heißen Zone weniger, in der kalten mehr), so erreicht man die Stellen, wo die.temperaturgegensätze von Tag und Nacht, von Sommer und Winter verschwinden. Unterhalb aber nimmt die Temperatur vermöge der Eigenwärme der Erde mehr und mehr zu. Der tiefste Bergwerksschacht (am Oberen See in Nordamerika) reicht zwar 1460 in, das tiefste Bohrloch (in Ober- schlesien) sogar 2003 in tief (etwa 1750 in unter den Meeresspiegel); vergleicht man diese Tiefen aber mit dem Erdradius, so leuchtet sofort ein, daß unsere tatsächlichen Kenntnisse über das Innere doch nur sehr gering sind. Die Angaben über die „geothermische Tiefenstufe", d. h. über die Dicke der Schicht, die man zu durch- mesfen hat, um die Temperatur um 1° C steigen zu sehen, schwanken je nach der Wärmeleitungsfähigkeit der Gesteine u. a. m. zwischen 11 und 70 in, in den meisten Fällen zwischen 29 und 35 rn. Die Steigerung von Druck und Wärme 2 erzeugt in großen Tiefen Verhältnisse, zu denen unsere gewöhnlichen Vorstellungen über die Aggregatzustände der Körper nicht passen;, über die Natur des Erdinnern sind daher sehr verschiedenartige Hypothesen aufgestellt, die teils auf das Vorhandensein heißer Quellen und vulkanischer Ausbrüchef teils auf die der Kant-Laplace'schen Hypothese ent- 1 Solche erkennt man, wenn sich z. B. die Länge eines Meridianbogens (im Bogenmaß) durch geodätische Messung anders ergibt als durch astronomische. 2 In einem Bohrloch fand man bei 1700 in Tiefe (stark 1600 ni unter dem Meeresspiegel) schon 561/,0 C. 3 Wenn auch die heißen Quellen (vgl. z. B. M, 71, 73 a, Mg, S. 41, Anmerk. 2) an vulkanische Gegenden gebunden zu sein scheinen, so ist doch für den Gehalt an Kohlensäure zu beachten, daß, wie zuerst im Jahre 1900 chemisch nachgewiesen ist, bei 1800 bis 200° 0. Karbonate d. h. kohlensaure Salze, die in so vielen Gesteinen vorkommen, sich bei Gegenwart von Wasser nach der Formel 0a 00g -j- 14,0 — Ca H.20, -f- Co, zersetzen.

3. Teil 5 = Oberstufe - S. 72

1905 - Glogau : Flemming
72 Westwind werden, also schließlich rund um das Polargebiet einen Wirbel bilden; durch die Fliehkraft wird so im Polargebiet der Luft- druck vermindert, durch Stauung vor dem Wirbel aber ein Hochdruck- gebiet erzeugt. Ein Teil des Antipassats sinkt demgemäß in den Gegenden von 30" bis 35° Breite nach der Erde hinab (vgl. Mz 6); hier „in dem barometrischen Maximum der „Roßbreiten"/ wie am Äquator in den „Kalmen", wo die Luft aufsteigt Minimum), herrscht deshalb über dem Meere vielfach Windstille; denn als Wind empfinden wir ja nur seitliche Luftbewegungen. Die Verschiebungen, die diese Gürtel mit dem wechselnden Sonnen- stände erfahren, erreichen über dem Ozean nicht das gewöhnliche Maß wie über dem Lande, da es dort auf die durchschnittliche Er- wärmung der ganzen Luftsäule ankommt und bei der Verteilung von Land und Wasser der Streifen mit der größten Wärme und dem geringsten Luftdruck sowohl über dem Atlantischen als ,auch erst recht über dem Großen Ozean einige Grade nördlich vom Äquator liegt. Die hier aufgestiegene Luft geht natürlich nicht allein in den Anti- passat über, sondern zieht z. T. auch hoch über dem Kalmengürtel westwärts rings um die Erde herum und kann so in mehr als 30 km Höhe vulkanischen Staub mit sich führen (vgl. den Krakatau-Aus- bruch 1883, s. S. 67). Die Teile des Ozeans, über denen jahraus, jahrein der gleichmäßige Passat weht, mit dem Kalmengürtel in der Mitte, kennzeichnen sich als die echte tropische Zone (s. U. 67), die außen anstoßenden Teile, über denen nur in der einen Jahreszeit der Passat weht, als die subtropische (vgl. Mi 11); über und an dem Lande ergeben sich naturgemäß abweichende Verhältnisse (s. u.). Jenseit der „Roßbreiten" zeigt sich der herabsinkende Anti- passat auf der fast nur von Wasser bedeckten Südhalbkugel immer mehr als ^V-Wind (s. o.); das Zusammenwirken von Luftdruck- verteilung, Beharrungsvermögen, Fliehkraft und Reibung am Erd- boden erzeugt aber von oben nach unten drei entgegengesetzte Strömungen übereinander (vgl. Fig. 31). Diese Regelmäßigkeit wird auf der Nord halbkugel in den unteren Schichten durch den Einfluß der Abwechselung von Land und Wasser gründlich gestört: über den großen Landflächen entstehen besondere Minima, zu deren Ent- wicklung allerdings Maxima der höheren Schichten den ersten Anstoß zu geben scheinen. Das ist das Gebiet der veränderlichen Winde. Den Zusammenhang von Luftdruck und Wind an der Erd- oberfläche lehren deutlich die Wetterkarten („synoptische Karten"?). 1 2 1 Der Name soll daher rühren, daß Segelschiffe mit Truppen und Pferden dort oft lange aufgehalten wurden, so daß manche Pferde wegen Futter- und Wassermangel zugrunde gingen und über Bord geworfen werden mußten. 2 D. h. übersichtliche Darstellungen der Wittenmg von demselben Zeitpunkte. Vgl. die täglichen Wetterkarten des Aachener Observatoriums.

4. Teil 5 = Oberstufe - S. 79

1905 - Glogau : Flemming
79 Grunde des Meeres auch Wasser- und Bodenproben an die Ober- fläche schaffen konnte) blieb nicht aus, als für die Verwirklichung des Planes, Telegraphenkabel durch den Ozean zu legen, die Er- kenntnis der Meerestiefen zur notwendigen Voraussetzung wurde. Brooke, ein amerikanischer Seeoffizier, erfüllte 1854 jene Forderung in sinnreicher Weise: der Sinker besteht aus einer durchbohrten Kanonenkugel, die an drehbaren Schultergelenken aus- gehängt ist (s. Fig. 33) und beim Auf- flogen abgleitet, also auf dem Meeres- boden liegen bleibt, wenn die unten hohle Achse wieder hinausgezogen wird. Bei den verbesserten Tiefseeloten der Gegenwart beträgt das eiserne Gewicht höchstens 30 kg-; anstatt einer Leine wird aber Klaviersaitendraht benutzt. — Mit der physischen Meereskunde, deren Ergebnisse der Schiffahrt und der Tele- graphie zugute kommen, hat sich die Zoologie zu Tiefseeforschungen vereint (vgl.mzö). Von wichtigen Tiefsee-Expeditionen Mg. 33b. (ftit 1868) seien die Fahrten des englischen „Challenger" (1872—76), der deutschen „Gazelle" (1874—76) und der deutschen „Valdivia" (1898—99)1 hervorgehoben von den Stellen aber, an denen die Beobachtungen verarbeitet werden, die älteste: Maury's „Naval Observatory“ zu Washington, und die Deutsche Seewarte zu Hamburg. Da die Kräfte der Verwitterung und Auswaschung, die auf dem Lande die zackigen Formen ausmeißeln, auf dem Meeresboden fehlen, in der großen Wassermasse vielmehr alle Absätze von Anschwemmungen, vulkanischen Auswürflingen und tierischen Stoffen, sowie Rutschungen bei Seebeben, zu möglichst wagerechter Schichtung gedrängt werden, so ist der Boden des Weltmeeres fast eben, und auch da, wo — wie im Atlantischen Ozean der Längsrichtung nach — eine unter- seeische „Schwelle" zwei „Mulden" trennt,2 sind die Böschungen ziemlich sanft. Größere Steilheit findet sich nur an Vulkanen und Korallenbauten (vgl. Mz 9), sowie — den Küsten näher — an alten Bruchlinien; da sind entweder tiefe „Becken" entstanden (wie im Austral-Asiatischen Mittelmeer, vgl. M2 56) oder „Gräben", denen die größten Tiefen angehören (wie am 8-Ende der Marianen, 9636 m, in der Fortsetzung der O-Küste Neu-Seelands nach Nno, * * 1 Chun, „Aus den Tiefen des Weltmeeres", ist ein Buch, das auf den Weihnachtstisch des Primaners paßt. * Vgl. Tiefenkarte im Atlas, aber auch Lingg's Erdprofil!

5. Teil 5 = Oberstufe - S. 94

1905 - Glogau : Flemming
94 fruste nicht unter dem Einfluß der Schwerkraft zusammenbrechen oder sich runzeln könnte. Der zunächst radial einwärts gerichtete Zug setzt sich der Verengung wegen in einen tangentialen Seitendruck um. Dieser vornehmlich bewirkt in manchen Gesteinen Faltungen. Wo sich aber die Spannung in Spalten oder Bruchlinien löst, da bilden sich Verwerfungen. Indem an den Bruchstellen dann schmelzslüssiges Gestein, das „ Magma V ausgequetscht wirdz erfährt die Erdrinde eine Erweiterung, während der Erdkern noch verringert wird; so erhalten die Krustenbewegungen durch den Vulkanismus einen neuen Antrieb. Schichtenstörungen (Dislokationen) sowohl wie vulkanische Ausbrüche sind von Erdbeben begleitet. Inwieweit die in der Gegenwart erkennbaren Verschiebungen der Strand- linien (vgl. Mi 65) auf inneren Krustenbewegungen beruhen, das kann in den einzelnen Fällen nur durch genaue Untersuchung aller auf Küsten wirksamen Einflüsse festgestellt werden; für Skandinavien, „das klassische Land der Strandverschiebungen", muß die schwedisch- finnische Ostseeküste in der geschichtlichen Zeit als in wirklicher Hebung begriffen angenommen werden. — a) Bei einer „vollständigen Falte" unterscheidet man den er- habenen Teil als Gewölbe (Sattel), den eingebogenen als Mulde; das Gewölbe unterliegt ant meisten den äußeren Einwirkungen der Verwitterung und Abtragung (s. u.). Im Schweizer Jura z. B. zeigen sich die Schichten nur slachwellig und deshalb großenteils er- halten; in den Alpen dagegen sind sie so stark verbogen und oben zerstört, daß man sich ihren Zusammenhang durch „Luftsättel" ergänzt denken muß (s. Fig. 37). Bei manchen Faltengebirgen hat ein einseitiger Schub (bei den Alpen von 8 her) die Schichten allmählich zusammen- gedrängt, wobei starrere Teile der Erdrinde ein stauendes Hindernis gchildet haben.3 Viele unserer heutigen Kettengebirge haben Ng. 37. durch Faltungen zur Tertiärzeit die Haupt- züge der gegenwärtigen Form erhalten, ll) Weit mehr Bedeutung als die Faltungen haben für die Ausgestaltung der Erdoberfläche die Verwerfungen; erklärt man sich doch sogar die Entstehung der ozeanischen Becken durch aus- gedehnte Senkungen schwererer Teile der Erdrinde, über denen sich 1 1 Das griechische Wort für Teig oder Salbe. Das Magma enthält mehr oder weniger Kieselsäure (z. B. Trachyt 65—70%r Basalt 40—50%)- 2 Nach neueren Forschungen scheint es Bodenschichten zu geben, die durch vulkanische Auftreibung emporgewölbt sind. 3 Das bedeutet für die Schweizer Alpen eine Verringerung ihrer Breite von 158 aus 82 km. Vgl. auch Mz 52 (Himalaya).

6. Teil 5 = Oberstufe - S. 96

1905 - Glogau : Flemming
96 Erdoberfläche — bei den meisten Vulkanen nach längeren oder kürzeren Unterbrechungen — aus der Tiefe Neubildungen. Das ist aber auch in anderer Art möglich. „Das Vorhandensein eines Kraters an vulkanischen Gebilden der heutigen Erdoberfläche ist für das Auf- treten von Ausbruchserscheinungen durchaus keine Vorbedingung." Auf der westindischen Insel Martinique wälzte sich im Mai 1902 eine Lawine von Wasserdampf und glühender Asche an den Ab- hängen hinab und vernichtete in wenigen Minuten eine Stadt von 30000 Einw.; die Lava verharrte als Wulst auf den: Gipfel, und daraus wuchs in den folgenden Monaten eine riesige, steile Felsnadel höher als der Eiffelturm empor („eine Art ungeheuerliche Wurst von Lava"), um im Juni 1903 wieder zu verschwinden (vielleicht in die Tiefe zurückzusinken). Grenzfälle vulkanischer Ausbrüche bilden einerseits reine Lava-Ergüsse, bei denen aus dem Schlot zähes Magma zu einer Kuppe mit „Zwiebelstruktur" aufquillt, oder dünn- slüssige Lava in einem Riesenkrater (wie auf Hawai) brodelt — anderseits reine Dampfexplosionen, bei denen (wie 1888 an einem für erloschen geltenden Vulkane Japans) ein großer Teil des Berges weggesprengt wirdz oder (wie bei den Maaren der Eifel) die durch den Dampfstoß aufgeworfenen Trümmergesteine die Öffnung verstopft haben; bei solchen Explosionen wird also nur Vorhandenes zerstört, aber keine Neubildung an die Erdoberfläche gebracht. Einzelne Vulkane (wie der Stromboli, s. Mi 18) sind fast immer tätig, andere nur nach Ruhepausen, die bisweilen Jahrhunderte dauern; für noch andere (z. B. die Eifel) dürfen wir sicher annehmen, daß ihre Herde erschöpft sind. Ein Zeichen der Erschöpfung (auch nach der einzelnen Ausbruchperiode) ist das Ausströmen von Gasen: die Solfataren enthalten schweflige Dämpfe, die Fumarolen Wasserdampf, die Musetten endlich nur noch Kohlensäure. Neben den letzteren sind Sauerquellen, d. h. Quellen, deren Wasser Kohlensäure enthält,2 sowie Thermen, d. h. Quellen, deren Tem- peratur höher ist als die durchschnittliche Lufttemperatur am Ausfluß, die letzten Zeugen ehemaliger vulkanischer Tätigkeit. Das Vorkommen der Vulkane schließt sich an Verwerfungen oder Faltungen an; wo durch diese „das Gefüge der Erdkruste zerrüttet ist", da bahnen sich Dampf und Magma den Ausweg. Wenn so der Vulkanismus den auffälligsten der von innen heraus erfolgen- den Vorgänge darstellt, so ist doch nicht zu vergessen, wieviel dabei das von außen eingedrungene Wasser mitwirkt. Das zeigt sich auch * * 1 Auch die Umgestaltung des Krakatau i. I. 1883 (vgl. S. 67, 85) wurde offenbar zumeist durch Dampfexplosion verursacht; dabei wurde aber auch viel Asche und Lavafetzen als Bimsstein ausgeworfen — ohne einen Lavastrom. * Vgl. dazu S. 52. Anmerk. 3.

7. Teil 5 = Oberstufe - S. 100

1905 - Glogau : Flemming
100 die kurzen „Hängegletscher" und die langen „Talgletscher" unter- schieden; mehrere der letzteren vereinigen sich, der Bodenform folgend, zu einem Eisstrom, und dieser endet — bisweilen erst inmitten der in Kultur genommenen Abhänge* — in dem „Gletschertor", dessen Wölbung das Schmelzwasser als „Gletscherbach" verläßt. Bei der Abwärtsbewegung des Eises entstehen über jedem Knickvorsprung des Abhangs Trümmer und Spaltendie Querspalten schließen sich jedoch weiter unterhalb wieder, wenn das Gefäll sanfter wird. Da das Eis durchaus nicht starr, sondern vielmehr außerordentlich bildsam und schmiegbar ist, ja wegen seiner Zusammensetzung aus unregelmäßigen „Körnern" zu den „dickflüssigen" Stoffen gezählt werden könnte, so bewirkt die Schwerkraft ein förmliches Fließen des Gletschers (mit Verschiebung der Teilchen gegeneinander), allerdings mit einer so geringen Geschwindigkeit, daß die einer Schnecke nur in vereinzelten Fällen erreicht wird. Eine andere Ursache der inneren und äußeren Be- weglichkeit des Gletschereises liegt darin, daß sein Schmelzpunkt bei wachsendem Druck etwas unter 0" sinkt; je nach dem Druck, der in den verschiedenen Teilen des Gletschers herrscht, wechselt daher Verflüssigung und Wiedergefrieren (Regelation) ab. Damit hängt wohl auch die Bänderung des Gletschers zusammen; der eine Streifen ist infolge seines Gehalts an Luftblasen weiß und schmilzt leichter als der andere blaue, aus dem vorher bei der Verflüssigung die Luft ausgetreten ist. Mächtigkeit, Geschwindigkeit und Länge des Gletschers verändern sich den klimatischen Schwankungen entsprechend; insbesondere ist eine 35jährige Periode erkannt (vgl. S. 78). Eine besondere Rolle spielt das Trümmergestein, das von den eisfreien Seitengehängen auf den Gletscher fällt oder sich in seinem Bette befindet. Einzelne Unebenheiten des Untergrundes lassen über sich fortwährend Gletscherspalten entstehen; wenn in diese das sommerliche Schmelzwasser von oben hineinstrudelt und obendrein in die dadurch ausgehöhlte „Gletschermühle" Steine hineingeraten, so können diese unten „Riesentöpfe" ausschleifen (wie in dem der Eis- zeit entstammenden „Gletschergarten" zu Luzern). Aber auch in das Eis dringt im Gebiete der Firnmulden Verwitterungsschutt ein, um erst als Teil der Grund- und der Endmoräne (vgl. Mi 18, Anmerk.) wieder zutage zu treten? Oberflächenmoränen (beim einfachen Gletscher: Seitenmoränen, bei der Verwachsung zweier Gletscher: Mittelmoräne) enthalten nur den unterhalb der Firn- linie auf der Eiszunge abgelagerten Schutt. Die dem Firngebiet 1 * 3 1 Der untere Grindelwald-Gletscher endet jetzt in 1080 in Meereshöhe (i. I. 1818 sogar bei 983 in). - Vgl. H., s. Anhang 2 in Erdk. I (2. Ausl.). 3 So kann aber auch eine Jnnenmoräne gebildet werden, die bei oberfläch- licher Abschnrelzung als Mittelmoräne aus dem Eise hervorgehen kann.

8. Teil 5 = Oberstufe - S. 101

1905 - Glogau : Flemming
101 und dem Bette des Gletschers selbst entstammenden Trümmer be- wegen sich mit dem Eise, wie Zähne in ihm festsitzend, über die Unterlage weg und hobeln so diese und sich selbst glatt, schaffen je nach der Härte des Gesteins Schrammen und Kritzen und zermalmen sich z. T. dabei zu einer sandig-schlammigen Masse. So ist z. B. die Grundmoräne der Eiszeit entstanden (vgl. Mg 5b, 33). Die Frage, wie groß die ausfurchende (erodierende) Kraft des Eises ist, kann noch nicht endgültig beantwortet werden; auch die Art, wie ein „Zirkus" oder in kleinerer Form ein „Kar" (mit O-Profil)^ der Ver- gletscherung des Gebirges seine Entstehung verdankt, ist noch streitig. In der heißen Zone sind die Eiszungen klein gegenüber dem Firn hoher Gipfel; in der kalten Zone wiegt das Inlandeis vor; die gemäßigte Zone ist das Gebiet der alpinen Gletscher. 41. Die Arbeit des fließenden Wassers. a) Das Wasser im Boden. Von dem verdunsteten Wasser (vgl. 31), das als Regen oder Schnee aus dem Lande nieder- geschlagen wird, rührt das meiste vom Meere her; in dieses kehrt eine große Menge als fließendes Wasser wieder zurück. Es wird zwar ein Teil des Niederschlages unmittelbar durch Verdunstung oder mittelbar durch die Pflanzen zunächst der Luft wiedergegeben, ein geringer Teil auch als Kristallwasser von Mineralien verbraucht; ein Teil aber spült, oberflächlich abfließend, die benetzten „schiefen Ebenen" ab, so daß z. B. auf Berggipfeln sog. Felsenmeere übrig bleiben;2 etwa y3 von allein endlich versinkt in den Boden, um größtenteils wieder in Quellen zutage zu treten; das Schmelz- wasser des Eises (Gletscherbach) bildet ein Mittelding zwischen dem abspülenden und dem hervorquellenden Wasser. Ganz undurchlässig ist zwar kein Gestein, aber lockeres Erdreich und zerklüfteter Boden erscheinen doch als besonders durchlässig gegenüber Ton, Mergel und Lehm sowie festem (kristallinischem) Gestein, die als undurch- lässig bezeichnet werden. In durchlässigen, über undurchlässigen Schichten sammelt sich Grundwasser und tritt an passenden Stellen in Quellen hervor — oft weit von dem Ursprungsorte entfernt (vgl. Mz 412 nebst Fig. 6 dort). Je nach der Lagerung und Begrenzung der undurchlässigen Schicht kann z. V. eine Schichtquelle (a in Fig. 38) als wichtigster Fall einer „absteigenden" Quelle entstehen, dagegen sind eine Überfallquelle (b) und eine Spaltquelle (c) Beispiele von 1 2 1 Vgl. Anhang 23, 24. 2 Z. B. auf dem Bracken, vgl. das Titelbild zu Erdkunde Iv, Mg.

9. Teil 5 = Oberstufe - S. 102

1905 - Glogau : Flemming
102 „aufsteigenden" Quellen. Zu diesen sind auch die artesischen Brunnen^ zu rechnen, die den Wasserreichtum einer zwischen zwei muldenförmigen undurchlässigen Schichten liegenden durchlässigen Schicht an die Oberfläche schaffen. Nach der chemischen Zusammen- setzung des „Muttergesteins" richtet sich der Min er algehalt, nach der Tiefe die Temperatur der Quellen (vgl. S. 96). Während sich das gewöhnliche Grundwasser über der undurch- lässigen Schicht flächenförmig ausbreitet, bewegt sich das Wasser in zerklüftetem Boden kanalartig abwärts und erzielt dabei durch seinen Kohlensäuregehalt in Kalk-, Gips- und Salzgestein große chemische Wirkungen: die unterirdischen Täler werden zu Höhlen. Fließendes Wasser setzt in ihnen Kies und Lehm ab; das von oben einsickernde aber scheidet bei der Verdunstung den „Tropfstein" in von der Decke herabhängenden Stalaktiten und auf dem Boden empor- wachsenden Stalagmiten ab, die sich schließlich zu Säulen vereinigen können? Durch Einsturz der Höhlendecke, aber auch durch chemische Auswaschung von Kalksteinspalten entstehen an der Oberfläche trichter- förmige Einsenkungen, auf die man allgemein die im Karst (s. Asi 74c) übliche Benennung Dolinen anwendet. Manche Höhlenflüsfe er- scheinen unterhalb wieder an der Oberfläche; manche münden aber auch unterirdisch ins Meer. fo) Flüsse. Oberflächlich abfließendes Regenwasser, das Schmelz- wasser der Gletscher und das Quellwasser vereinigen sich zu Bächen, Flüssen, Strömen (vgl. U. 14—18). Nicht alle erreichen das Meer; in Gebieten starker Verdunstung sammelt sich das Wasser in der tiefsten Stelle der abflußlosen Pfanne (vgl. Lop-nor, M2 52) oder versiegt gar im Sande (vgl. U. 40) — es sei denn, daß (wie beim Nil) das Quellgebiet den Strom hinreichend speist. Die Wasser- menge eines Flusses unterliegt Schwankungen, bei denen besonders die Schneeschmelze in Gebirgen hervortritt (ähnlich die Regenzeit der Tropen); in unseren Gegenden macht sich die Bedeutung des Waldes, bezw. der Nachteil von Entwaldung der Quellgebirge, bemerkbar, und die Klimaschwankungen mit 35jähriger Periode (s. S. 100) sind auch zu erkennen. Wegen der äußeren Reibung am Bett und an der Luft und der inneren Reibung der Wasserteilchen aneinander entspricht die Bewegung innerhalb des Flusses nicht einfach dem Ge- fälle der „schiefen Ebene". An der Oberfläche ist die Geschwindig- keit am größten im „Stromstrich", der bei geradem Lauf ungefähr die Mitte bildet, in Biegungen jedoch dem ausgewaschenen (konkaven) Ufer näher kommt; noch etwas größer ist sie aber zwischen Strom- strich und „Talweg" (s. U. 17) in etwa Vs der Tiefe (von oben 1 1 Genannt nach der Grafschaft Artois in U-Frankreich (12. Jahrhundert), obwohl man solche Quellen in der Sahara und in China schon früher kannte. - Lgl. H., s. Anhang 18.

10. Teil 5 = Oberstufe - S. 107

1905 - Glogau : Flemming
107 43. Jetzige Formen der Erdkruste. Als Ergebnisse aller Vor- gänge, die vor Jahrtausenden wie in der jüngsten Vergangenheit — am Boden des Meeres, an der Wasserkante und auf dem festen Lande — die Erdkruste ausgestaltet haben, stellen sich die heutigen Formen der Erdrinde dar; fortwährend aber unterliegen sie neuen Veränderungen. Wohl können wir im großen das Tiefseegebiet vom Festlandblock unterscheiden, sodann auf der Landoberfläche: Gebirge, Tafelländer und Senken, endlich in engerer Beziehung: Ebenen, Stufen, Berge, Täler, Becken und Höhlen —- und danach die entsprechenden Landschaften; aber, nirgends gibt es in der Natur die scharfen Grenzen, die wir der Übersicht halber ziehen; überall finden sich vermittelnde Übergänge. Neben Erdwärme, Erddrehung und allgemeiner Schwerkraft ist die Sonnenwärme die Grundursache aller Umbildungen (vgl. S. 93) Von ihr zumeist hängt auch das Dasein der Lebewesen ab. C. Erdkunde der Lebewesen. I. Pflanzen- und Tiergeographie. 44. Pflanzenverbreitnug. Wie die Ergebnisse der Physik, der Chemie, der Geologie u. s. w. in bezug aus Luft, Meer und Land in der physischen Erdkunde verwertet werden, so baut auf ihr und den Forschungen von Botanikern und Zoologen der Geograph die Lehren auf, die den ursächlichen Zusammenhang zwischen der Erd- oberfläche stm weitesten Sinne, vgl. 26) und der Verbreitung von Pflanzen und Tieren aus ihr klarstellen. Um aus den unorganischen Stoffen Kohlensäure und Wasser chei Anwesenheit von Salzen) organische Stoffe, insbesondere Stärke, zu bilden (Assimilation),x bedarf die grüne Pflanze des Sonnen- lichts (vorzugsweise des zerstreuten), die eine mehr, die andere weniger. Von der Keimung an sind nicht nur bestimmte Wärme- mengen, sondern auch gewisse Wärmegrade nötig, und nach deren Dauer richtet sich die Lebensfähigkeit mancher Gewächse (vgl. z. B. Weinstock und Buche, 3). Von dem Gewicht der lebenden Pflanze 1 1 Die Bildung der Stärke im Blattgrün (Chlorophyll) kann man durch die Formel darstellen: 6 Coj + 5 H 0 _ Cg Hjq 0_ + g O,; die Stärke kann dann in Traubenzucker übergehen <C8 H, „ 05 -j- Häo — C,. H12oe) und als solcher von Zelle zu Zelle wandern.
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