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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 51

1893 - Dresden : Ehlermann
51 des Rheins fuhren diese Nordmänner oder Normannen, rote man sie nannte, auch roeit in das Land hinein und verbreiteten überall Verwüstung und Schrecken. Ähnliche Beutezüge machten von Südosten her die Ungarn, ein mildes Reitervolk, das schnell auf seinen kleinen Pferden in die deutschen Gaue einbrach und das Land verwüstete. Hierzu kam, daß die deutschen Könige vielfach nicht im stände waren diese Feinde abzuwehren, da sie mit den Fürsten und Herzögen des eigenen Landes in Streit lagen. Vergebens hatte König Konrad, der vom Jahre 911—918 über Deutschland regierte, sein Volk vor den äußeren Feinden Zu schützen gesucht. Er war zu schwach dazu, weil er sich den mächtigen Herzog der Sachsen, Heinrich, verfeindet hatte. Das Erbe, welches diesem vom Vater zugefallen war, wollte er ihm entreißen. Als nun Konrad sein Ende nahen fühlte, da berief er seinen Bruder Eberhard zu sich. Er bat ihn, daß nach seinem Tode nicht er selbst nach der deutschen Königskrone trachten möchte. Die rechte Kraft und Sinnesart liege im Stamme der Sachsen, und darum solle Eberhard nach seinem Tode die übrigen deutschen Fürsten bewegen, daß sie Heinrich, den Sachsenherzog, zum deutschen König wählten. Der würde Sicherheit und Ruhe dem Lande wiedergeben können. Diesen hochherzigen Weisungen des Bruders zu folgen war Eberhard gern bereit. Nach Konrads Tode beredete er die übrigen Fürsten und Großen des fränkischen Stammes, dem er selbst angehörte, und als nun die Vornehmsten unter den Franken und Sachsen zu Fritzlar zusammenkamen, war er der erste, welcher Heinrich wählte; die andern folgten ihm, und die Sachsen jubelten laut, daß aus ihrem Stamme der König der Deutschen hervorging. Alles Volk erhob die Rechte gen Himmel und rief: „Heil und Segen dem König Heinrich!" Durch Klugheit und Festigkeit verstand es dann Heinrich, auch die Herzöge, welche in Süddeutschland die Gemalt hatten und seiner Wahl fern geblieben waren, die Herzöge von Schwaben und Bayern zu gewinnen, ja auch Lotharingien, das schöne Land westlich vom Rhein, vereinigte er wieder mit dem deutschen Reiche. b) Heinrich schützt das deutsche Land. Nachdem in Deutschland durch die Milde und Klugheit des Königs die Ruhe und der Frieden hergestellt waren, hielt es Heinrich für seine Aufgabe, auch die äußern Feinde zu dämpfen. Im Jahre 924 erschienen wiederum die Ungarn und machten einen Einfall in das deutsche Land, ^chon ihre Gestalt flößte Ekel und Grauen ein; denn ihre Gesichter waren braun und durch Narben bis zur größten Häßlichkeit entstellt, ihre Köpfe bis auf drei Zöpfe kahl geschoren, und aus den tief im Kopfe liegenden Augen blickte tierische Roheit und Habgier. Alles, wohin sie kamen, wurde verwüstet. Die Klöster und Kirchen, die Wohnungen des armen Landmanns wurden eingeäschert, alt und jung, Mann und Weib erwürgt 4*

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 56

1893 - Dresden : Ehlermann
50 der Feinde noch lange nicht heran. Als nun Otto in das Lechfelb gekommen mar, wollte er bett Kampf noch aufschieben, bis seine Scharen noch stärker geworben wären; aber es war ihm bei der Nähe des feindlichen Lagers tttcht möglich, bett ungestümen Mut der ©einigen länger zu Mttbigett. Malier ließ er einen Fast- und Bußtag im Lager verkünben, um Gottes Sbeistanb für bett Sieg zu erflehen, für den andern Tag aber alles zum Kampfe rüsten. Als nun der nächste Morgen heraufbämmerte, ba stärkte sich das Heer durch feierlichen Gottesbienst zu dem bevorstehenben Kampfe. Der König warf sich auf seine Kniee und that das Gelübbe, wenn ihm Gott ©icg über die $einbe des Reiches verleihen würde, so wolle er in seiner ^tabt Merseburg ein Bistum errichten; dann nahm er das heilige Abendmahl, zum Kampf aus Leben und Tod sich bereitenb. Eine große Erregung war im ganzen Heere. Aufs neue gelobten alle ihren Führern Gehorsam und Treue und vergaben einer dem mtbern die Schulb. Darauf erhob man die Fahnen; luftig wehten sie in den Lüsten, und mutig verließen Ottos Krieger das Lager. Ilm die Feinde zu überraschen, wählte Otto einen versteckten, aber sehr beschwerlichen Weg durch Gebüsch und über ungeebnete Felder; aber er selbst sah sich überlistet. Ein Teil der Ungarn hatte aus weitem Umwege bett Rücken des deutschen Heeres umgangen. Als Otto auf dem Kampfplätze erschien, sah er den Feind nicht allein vor sich, fottbern gewahrte ihn auch hinter sich in feinem Rücken. Schon tvanbten sich zwei Heerhaufen der Deutschen zur Flucht, weil sie plötzlich von den Ungarn tm Rücken angegriffen würden; ba stürzte sich auf Ottos Befehl der Frcmkenherzog Konrab, der Schwiegersohn des Königs, mit feinen Scharen auf die Feinde. Vor kurzem hatte er durch Untreue den König tief gekränkt und doch Verzeihung gesunden; jetzt wollte er die Scknild im heißen Kampfe sühnen. Eine junge Mannschaft drängte sich um den tapferen Führer, bereit, ihm in den Tod zu folgen. Da focht Konrad einen Kampf ohnegleichen; viele Feinde bedeckten den Boden, andere fielen in die Hände der Franken, die übrigen ergossen sich in wilde Flucht. ^etzt führte Otto den Hauptschlag gegen die vor ihm stehenden Feinde. Mit feurigen Worten entflammte er die Seinen zum höchsten Mute, dann ergriff er Schild und Lanze und sprengte in die Reihen der Ungarn, Kämpfer und Führer zugleich. Das Heer eilte ihm nach, und sofort entspann sich der Kampf auf allen Seiten. Fürchterlich wütete das Schwert der Deutschen.. Da wichen die Ungarn und stürzten sich in wilbe Flucht. Manche flohen in die Dörfer und versteckten sich ba, boch die Deutschen eilten ihnen nach und äscherten die Stätten ein, so daß die Flüchtlinge in den Flammen ihren Tod sanben. Viele suchten auch den Fluß zu burch-schwimmen, wurden aber von den Wellen besselben begraben. Das -ager der Ungarn fiel in die Hänbe Ottos, der sogleich alle Gefangenen,

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 66

1893 - Dresden : Ehlermann
66 Da sprang Hans hinüber, und Wittekind war gerettet. Als er sah, daß nun alles verloren und nicht mehr seines Bleibens im Sachsenlande sei, floh er weiter und begab sich zu Siegfried, dem Dänenkönig. 2. Wittekind im Lager der Franken. Nach Weddigen und Hartmann. Der Sagenschatz Westfalens. Als einst im Winter Waffenruhe zwischen den Franken und Sachsen eingetreten war, ergriff Wittekind eine wunderbare Sehnsucht zu schauen, wie die Christen ihren vielgepriesenen Gott verehrten. Als das Weihnachtsfest herangekommen war, hüllte er sich in Bettlerlumpen und schlich sich beim Hereinbrechen des Morgenrots in das fränkische Lager. Unerkannt schritt er durch die Reihen der Krieger, die sich zum Gottesdienste anschickten, und gesellte sich zu den Krüppeln, die am Eingänge des heiligen Bethauses harrten, daß man ihnen ein Almosen darreichte. Denn hier, so meinte der hohe Bettler, könne er auch am unbemerktesten den gepriesenen Karl schauen, wenn er in der Mitte seiner Helden und Gewaltigen aus dem Gotteshause trete. Hart an die Pforte gelehnt, bog er sich hinüber und blickte hinein in die geweihte Wohnung. Da wurden nicht Pferde und Rinder geopfert wie bei den Heiden, sondern andächtig kniete der mächtige Karl mit allen seinen Großen vor dem Altar, das Sakrament zu empfangen. Weihrauchduft wallte empor, und die Gesänge der Priester priesen die heilige Nacht, in der Christus den Menschen geboren wurde. Da wurde Wittekind tief ergriffen von der Pracht und Herrlichkeit des Gottesdienstes der Christen, und stumm faltete er die Hände. Und es war ihm, als ob vom Altare her das Christuskind ihm lächelnd zuwinkte und spräche: „Komm her zu mir!" Als nun Karl aus dem Gotteshause trat und mit funkelnden Augen die Reihen der Bettler und Krüppel durchlief, verweilte sein Blick auf der hohen Gestalt und dem gewaltigen Gliederbau Wittekinds. Wohl ahnend, wer er sei, ging er doch schweigend vorüber, und jeder empfing sein Almosen. Wittekind aber ging in tiefen Gedanken heim zu den Seinen; vor seinen Augen stand fortan bei Tag und Nacht das lächelnde, winkende Jesuskind. ___________ 3. Wittekind wird Christ. Nach Weddigen und Hart mann. Der Sagenschatz Westfalens. Nicht lange nachdem er im Lager der Franken gewesen war, ritt Wittekind hin über die Berghöhe, auf der jetzt das Dorf Bergkirchen liegt, und erwog bei sich, welcher Glaube der beste sei, der Gottesdienst seiner Väter oder die siegreiche Lehre der Franken. Und er sprach bei sich selbst: ist diese die rechte, möchte ich dann doch ein Zeichen haben, durch welches

4. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 68

1893 - Dresden : Ehlermann
68 Nachdem sie nun alles mit einander verabredet hatten, kehrte Ganelon zum König Karl zurück und gab ihm die Schätze, welche die maurischen Könige ihrem Oberherrn darbrachten, und sagte auch dem Könige, daß Marsilies (Lhnst werden wolle und sich schon vorbereite, ins Frankenreich zu Karl zu gehen, um dort bei diesem die Taufe zu empfangen. Karl Ichenkte den Worten Ganelons Glauben; er brach von Pampelona mit fernem Heere aus und schickte sich an, die Pässe der Pyrenäen zu Über-ftelgen. Ganelon aber gab ihm den Rat, er solle seinem Neffen Roland und dem Grafen Oliver den Nachtrab übergeben; diese sollten mit 20 000 ©tmtern im Thale Ronceval Wacht halten, bis Karl und das ganze Frankenheer wohlbehalten hinübergekommen sei. So geschah es- Während Karl mit Ganelon und dem Erzbischof Turpin und vielen Tausenden der christlichen Streiter die Pässe überstieg, hielten Roland und Oltoer mit ihren 20 000 Kriegern treue Wacht. Aber auf Ganelons Rat hatten Marsilies und Beligand heimlich in der Nähe 50000 Streiter aufgestellt und diese zwei Tage und zwei Nächte verborgen gehalten In der Frühe eines Morgens griffen diese nun plötzlich die Franken an. Sie machten zwei Heerhaufen, den einen von 20 000, den anderen von 30 000 Krtegern, und während der größere noch zurückblieb, stürmte der kleinere sogleich auf die Franken vom Rücken her ein. Diese aber wandten sich und kämpften so tapfer, daß nach drei Stunden auch nicht ein einziger von den 20 000 Mauren noch ant Leben war. Aber unterdessen waren auch die andern herangekommen, und die schon ermatteten Franken mußten noch einmal gegen ganz frische Truppen kämpfen. Da erlagen sie alle, vom Größten bis zum Geringsten, einige durch den Speer, andere durch das Schwert, andere durch die Streitaxt und wiederum andere durch Pfeile und Wurfspieße. Manche wurden auch lebendig gefangen und auf grausame Weise getötet. Daraus zogen sich die Mauren zurück. 2. Rolands Heldenmut. Roland aber war noch nicht gefallen, sondern als die Heiden abzogen, kehrte er zurück und forschte, wie es mit den Seinen stände. Da erblickte er einen Mauren, der kampfesmüde sich in den Wald zurückgezogen hatte und dort ausruhte. Sogleich ergriff ihn Roland lebendig und band ihn mit vier starken Stricken an einen Baum. Dann stieg er auf eine Anhöhe, um sich nach den Feinden umzusehen. Da erkannte er nun, daß ihrer noch viele in der Nähe waren. Deshalb stieß er in sein gewaltiges Horn Olifant, um die Franken zu rufen, welche etwa noch leben und sich verloren haben möchten. Weithin dröhnte das Horn durch die Thäler, und ungefähr hundert versammelten sich um ihn, mit denen er wieder in das Thal Ronceoal hinabstieg. Als er nun zu dem Mauren kam, den er vorher gefesselt hatte, band er ihn los, erhob die entblößte Klinge seines Schwertes über sein Haupt

5. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 70

1893 - Dresden : Ehlermann
70 zerbrach doch nicht. Dreimal versuchte es Roland, doch es wollte ihm nicht gelingen; Durenda blieb unversehrt. Alsdann nahm Roland sein Horn und stieß mit Macht hinein, damit die Christen, welche etwa noch im Walde sich verborgen hielten, sich um ihn sammelten. Vielleicht auch, daß einige von denen, die das Gebirge schon überschritten hatten, den Ton vernähmen und zu ihm eilten, um bei seinem Tode gegenwärtig zu sein. Er stieß aber mit solcher Krast in das Horn, daß es zersprang und die Sehnen an seinem Halse zerrissen. Und Kaiser Karl, obgleich er schon acht Meilen entfernt war, vernahm den gewaltigen Schall; denn die Engel des Himmels trugen ihn dahin. Da wollte der Kaiser sogleich umkehren und ihm Hilfe bringen, aber der schlimme Ganelon, der wohl wußte, was dort geschah, hinderte ihn daran und sprach: „Vielleicht ist Roland auf der Jagd und ruft seine Gefährten zusammen; denn oft stößt er auf diese Weise ins Horn." Roland aber lag auf dem Grase ausgestreckt in heißer Fieberglut und sehnte sich nach einem Trunk Wassers. Da kam ein Franke daher, Namens Balduin, und ihn bat Roland um einen Trunk. Balduin suchte lange, fand aber keine Quelle, und da er wiederkehrte und Roland schon im Sterben lag, betete er mit ihm und segnete ihn. Dann aber bestieg er eilends sein Roß und jagte dem fränkischen Heere nach, damit einige wiederkehrten und Rolands Leiche nicht in die Hände der Mauren fallen ließen. Als Karl die traurige Kunde vernahm, ward er tief betrübt und kehrte selbst wieder um. Da fand er seinen Reffen, der tot dalag, die Arme in Kreuzgestalt aus der Brust. Der Kaiser und alle Franken jammerten und beklagten bitterlich den Tod des Helden und aller seiner Mannen. Ganelon aber ward des Verrats überführt und an die vier wildesten Pferde gebunden, die im fränkischen Lager zu finden waren; von diesen wurde er auf das schrecklichste zerrissen. 5. Otto mit dem Bart. Von den Brüdern Grimm. Deutsche Sagen. Kaiser Otto der Große wurde in allen Landen gefürchtet; er war strenge und ohne Milde, trug einen schönen, roten Bart, und was er bei diesem Barte schwur, machte er wahr und unabwendlich. Nun geschah es, daß er zu Babenberg eine prächtige Hofhaltung hielt, zu welcher geistliche und weltliche Fürsten des Reiches in großer Zahl kommen mußten. Am Ostermorgen zog der Kaiser mit allen diesen Fürsten in das Münster, um die feierliche Messe zu hören, indes in der Burg zu dem Gastmahl die Tische bereitet wurden; man legte Brot und setzte schöne Trinkgefäße auf. An des Kaisers Hofe diente aber damals ein edler und wonnesamer Knabe; sein Vater war Herzog in Schwaben und hatte nur diesen einzigen Erben. Das schöne Kind kam von ungefähr an die Tische gegangen, griff

6. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 74

1893 - Dresden : Ehlermann
ich stoße dich nieder!" Dabei erhob er den Speer. Der Knabe aber bleibt furchtlos stehen, sieht mit blitzenden Augen zu dem Ritter hinauf und spricht: „Recht muß doch Recht bleiben, und Ihr dürft nicht über das Feld reiten, Ihr reitet denn über mich hinweg!" — „Was weißt du vom Recht, Knabe?" — „Mein Vater ist der Billung, und ich werde es nach ihm; vor einem Billung darf niemand das Recht verletzen." Da ruft der Reiter noch drohender: „Ist es denn recht, Knabe, daß du deinem Könige den Gehorsam versagst? Ich bin Otto, dein König!" — „Ihr seid Otto, unser König, Deutschlands Hort und der Sachsen Zierde, von dem mein Vater uns so viel erzählt? Otto, Heinrichs des Sachsen Sohn? Nein, Ihr seid es nicht! Der König schützt das Recht, Ihr aber brecht das Recht! Das thut Otto nicht, sagt mein Vater!" — „Führe mich zu deinem Vater, braver Knabe!" antwortete der König, und eine ungewöhnliche Milde und Freundlichkeit glänzte auf seinem sonst so ernsten Angesicht. „Dort ist meines Vaters Hof, Ihr könnt ihn sehen," sagte Hermann, „aber die Rinder hier hat mein Vater mir anvertraut, ich darf sie nicht verlassen, kann Euch also nicht führen. Seid Ihr aber Otto, der König, so lenket ab vom Felde auf die Straße; denn der König schützt das Recht!" Und der König Otto, der Große genannt, gehorcht der Stimme des Knaben, denn der Knabe hat recht, und reitet zurück auf die Straße. Bald aber wird Hermann vom Felde heimgeholt. Der König war bei seinem Vater eingekehrt und hatte zu ihm gesagt: „Billung, gieb mir deinen ältesten Sohn mit, ich will ihn bei Hofe erziehen lassen; er wird ein treuer Mann werden, und ich brauche treue Männer." Und welcher treue Sachse konnte einem Könige wie Otto eine Bitte versagen? So sollte denn der mutige Knabe mit seinem Könige ziehen, und als Otto ihn fragte: „Hermann, willst du mit mir ziehen?" da antwortete der Knabe freudig: „Ich will mit dir ziehen; du bist der König, und du schützest das Recht." Und Hermann Billung wurde nachmals Ottos treuer Freund und schützte, wie sein König, das Recht. Und als Otto die Ungarn niedergeworfen, alle seine Feinde bezwungen und Italien zum Reiche gebracht hatte, als sein Haupt mit der römischen Kaiserkrone geschmückt worden war, da verlieh er das väterliche Herzogtum seinem wackeren Kampfgenossen, dem Hermann Billung. Anderthalb Jahrhunderte hat dessen Geschlecht im Sachsenlande geblüht. _________ 7. Markgraf Gero. Nach Pröhle. Deutsche Sagen. Auf seiner Väter Burg Gersdorf in der Nähe des Harzes weilte der gewaltige Bekämpfer der Wenben, Gero, wenn er ausruhte von den Mühen des Krieges. In ihren Hallen oder in der Nähe der Burg ist der Schauplatz eines furchtbaren Ereignisses.

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 52

1893 - Dresden : Ehlermann
ober fortgeführt. Wieber konnte man zur Nachtzeit an dem Feuerschein und am Tage an den Rauchwolken die Straßen verfolgen, welche der furchtbare Feind zog; wieberum flüchtete man in das Dickicht der Wälber, die Klüfte der Gebirge und in verborgene Höhlen. Noch wagte Heinrich nicht in einer großen Schlacht dem übermächtigen Feinde entgegenzutreten. Aber ein vornehmer Anführer besfelben war von seinen Leuten gefangen genommen worben. Der Gefangene stanb in hoher Gunst bei seinem Volke, und man schickte beshalb sogleich Gesanbte, um ihn aus den Banben des Feinbes zu lösen. Golb und Silber bot man im reichsten Maße, aber nicht barnach stanb Heinrichs Sinn. Frieden, nur Frieden verlangte er, ja er erbot sich, wenn ihm ein Waffenstillstanb auf neun Jahre gewährt würde, nicht nur den Gefangenen auszuliefern, sonbern auch jährlich einen Tribut an die Ungarn zu zahlen. Auf diese Be-bingungen hin gelobten diese, neun Jahre lang das Sachsenlanb zu verschonen und zogen der Heimat zu. Aber nicht um sich träger Ruhe hinzugeben, hatte Heinrich den Abzug der Feinde erkauft. Vom ersten Tage des Friebens an arbeitete er unablässig, das so oft verheerte Land in Verteibigungsznstanb gegen die Feinde zu setzen. Neun Jahre schienen ihm hierzu genug, und sie waren es. Größere befestigte Ortschaften kannte man bamals in einem großen Teile Deutschlanbs noch gar nicht. Nur an den Ufern des Rheins und der Donau und jenseit dieser Flüsse, wo einst Römer gewohnt hatten, gab es auf beutschem Boben volkreiche Städte mit festen Mauern und Türmen; aber auch diese lagen seit den Einfällen der Normannen und Ungarn meist in Schutt und Trümmern. Die Sachsen und ihre Nachbarn, die Thüringer, wohnten nach alter Sitte auf einzeln ftehenben Höfen, mitten in ihren Fluren und Äckern ober hatten sich in offene Dörfer zusammengebaut. Nur hier und ba erhoben sich im Lanbe Königspfalzen und Burgen abliger Herren, nur hier und ba würden die umfriebeten Sitze der Bischöfe, Priester und Mönche die ersten Sammelpunkte eines leben* bigeren Verkehrs. Auch die Grenzen waren schlecht behütet, die Festungen, welche vorzeiten bort angelegt waren, lagen von den Feinben zerstört. Das erste Erforbernis schien bemnach Heinrich zu sein, die Grenzfestungen neu zu erbauen und auch im Innern des Landes feste Städte anzulegen, um größere Streitkräfte barin sammeln und den flüchtigen Lanbbewohnern einen Schutz bieten zu können. Heinrich ließ daher ein Gebot ergehen, daß an paffenben Orten große, geräumige Festen angelegt würden. Tag und Nacht würde jetzt namentlich in den Grenzgegenben gebaut; Haus mußte an Haus, Hof an Hof sich anschließen; alles würde mit Mauern und Gräben umschlossen. Ohne Ruhe und Rast ging die Arbeit fort; benn Heinrich wollte, daß das Volk im Frieden sich abhärtete, um die Entbehrungen des Krieges leichter

8. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 53

1893 - Dresden : Ehlermann
53 bestehen zu können. Damals wurde Quedlinburg am Harz auf Fluren, welche die Bode durchfließt, von Grund auf gebaut. Doch die Sachsen hatten nicht Lust innerhalb der Stadtmauern zu wohnen, die Städte dünkten ihnen wie Gräber. Deshalb gebot Heinrich, daß alle Gerichtstage, Versammlungen und Märkte daselbst abgehalten würden. Auch mußte von seinen Dienstleuten, die in den Grenzgebieten in großer Zahl angesiedelt und mit Äckern und Wiesen bedacht waren, jeder neunte Mann in die Stadt ziehen und für sich und seine acht Gefährten Wohnung herrichten, wie auch Speicher und Vorratskammern besorgen; denn der dritte Teil aller Feldfrüchte, die man gewann, sollte in die Stadt eingeliefert werden und wurde dort für die Zeit der Not aufbewahrt. Die acht, welche draußen waren, bestellten für den Mann in der Burg das Feld, säten und ernteten für ihn und brachten die Ernte in seine Scheuern. Die Städte aber hieß man Burgen, und darum wurden die, welche darin wohnten, Bürger genannt. Dem König Heinrich aber hat man den Beinamen „der Städtegründer" gegeben. Doch Heinrich mußte auch darauf bedacht sein, ein Kriegsheer zu schaffen, mit dem er den Ungarn widerstehen konnte. Da die Deutschen zu der Zeit meist zu Fuß kämpften, so konnten sie diesen Feinden, die auf ihren Pferden schnell anrückten und nach gemachtem Angriff ebenso schnell wieder das Weite suchten, nicht viel anhaben. Darum gebot Heinrich, daß diejenigen, welche sich zum Kriegsdienst stellen mußten, in Zukunft zu Pferde erschienen. So brachte er ein stattliches Reiterheer zusammen, das er dann jahrelang eifrigst im Reiten und im Gebrauch der Waffen übte. Der Kriegsdienst zu Fuß verlor seitdem die frühere Ehre, und bald galten die Worte Kriegsmann und Rittersmann für gleichbedeutend. Durch Erbauung geräumiger Burgen und Schaffung eines stattlichen Reiterheeres sorgte der umsichtige und thatkräftige Mann für die Sicherheit seiner Deutschen. Als nun neun Jahre nach dem geschlossenen Waffenstillstände die Ungarn wiederum in Deutschland einfielen, da dankte man dem Könige, daß man Weib und Kind, Hab und Gut hinter die starken Mauern in Sicherheit bringen konnte. Als dann Heinrich die frechen Eindringlinge in der Nähe von Merseburg aufs Haupt schlug, daß sie für lange Zeit das Wiederkommen vergaßen, da war des Jubels im Heere und im ganzen Lande kein Ende. Heinrich aber gab Gott die Ehre des Sieges; dem göttlichen Beistände allein maß er bei, was ihm gelungen war, und den Tribut, den er sonst den Feinden gezahlt, gab er jetzt der Kirche, damit sie ihn der Armut spende. 2. Otto der Große, a) Otto zieht nach Italien. Zur Zeit als Otto I., der Sohn Heinrichs, über Deutschland regierte, starb in Italien König Lothar eines plötzlichen Todes, und man sagte,

9. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 73

1893 - Dresden : Ehlermann
73 wieder gewinnen, so ließen wir ihn vor dir sehen." Da nun der Kaiser sprach, und wenn er ihm gleich seinen Vater erschlagen hätte, so solle ihm vergeben sein, nannten sie ihm Heinrich von Kempten. Otto befahl, daß er alsbald herbeigebracht würde; er wollte ihn aber erschrecken und übel empfangen. Als Heinrich von Kempten hereingeführt worden war, geberdete der Kaiser sich zornig und sprach: „Wie getrauet Ihr Euch, mir unter die Augen zu treten? Ihr wißt doch wohl, warum ich Euer Feind bin, der Ihr meinen Bart gerauft und ohne Schermesier geschoren habt, daß er noch ohne Locke steht! Welch hoff artiger Uebermut hat Euch jetzt daher geführt?" — „Gnade, Herr!" sprach der kühne Degen, „ich kam gezwungen hierher; mein Fürst, der hier steht, gebot es bei seinen Hulden. Gott sei mein Zeuge, wie ungern ich diese Fahrt gethan; aber meinen Diensteid mußte ich lösen. Wer mir das übelnimmt, dem lohne ich so, daß er fein letztes Wort gesprochen hat" Da begann Otto zu lächert: „Seid mir tausendmal willkommen, Ihr auserwählter Held! Mein Leben habt Ihr gerettet, das würde ich ohne Eure Hilfe verloren haben, seliger Mann!" So sprang er auf und küßte ihm Augen und Wangen. Ihre Feindschaft war dahin und eine lautere Sühne gemacht. Der hochgeborene Kaiser lieh und gab ihm großen Reichtum und brachte ihn zu Ehren, deren man noch gedenket. 6. Otto der Große und Hermann Billung. Nach F. Bäßler. Aus Jütting und Weber. Das Vaterland I. Es war um das Jahr 940 nach Ehr. G., da hütete nicht weit von Hermannsburg ein vierzehnjähriger Knabe die Herde seines Vaters auf der Weide. Da kam ein prächtiger Zug von gewappneten Rittern daher gezogen, stolz zu Roß. Der Knabe sieht mit Lust die blinkenden Helme und Harnische, die glänzenden Speere und die hohen Reitersleute. Die aber biegen plötzlich von der sich krümmenden Straße ab und kommen querfeldein auf die Stelle zugeritten, wo er das Vieh weidet; und das Feld ist doch keine Straße und gehört doch seinem Vater! Er besinnt sich kurz, geht kühn auf die Reiter zu, stellt sich ihnen in den Weg und ruft ihnen entgegen: „Kehret um, die Straße ist euer, das Feld ist mein!" Ein hoher Mann, auf dessen Stirn ein majestätischer Ernst thront, reitet an der Spitze des Zuges und sieht verwundert den Hirten an, der es wagt, ihm entgegenzutreten. Er hält fein Roß zurück und hat seine Freude an dem mutigen Knaben, der so kühn und furchtlos seinen Blick erroibert und nicht vom Platze weicht. „Wer bist bu Knabe?" — „Ich bin Hermann Billnngs ältester Sohn und heiße auch Hermann, und bies ilt meines Vaters Feld; ihr dürst nicht darüber reiten!" — „Ich will's aber, Knabe," erwiderte der Ritter mit drohendem Ernste, „weiche, oder

10. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 93

1893 - Dresden : Ehlermann
93 5. Wenn solcher viel das Sachsenland Zum Kamps ob unsern König stellt, So möchte Karol bitter klagen, Daß Sachs' und Frank' noch Schlachten schlagen." Da führt ins regengrüne Feld. Hinaus der Sachs' ihn an der Hand. 6. Ein weißes Roß, gar stark und schön, Sprang auf der freien Weide frei: „O laß das schöne Roß uns fangen!" So sprach der Franke mit Verlangen. „Wohl auf mein Locken kommt es frei, Gefangen hat's noch keiner gesehn!" 7. Und wie er es gerufen mild, Da kommt es lustig wiehernd nah Und bäumt die schlanken Vorderfüße Und bringet seine besten Grüße; Da sprach der Sachse: „Siehe da, Das ist des Sachsenvolkes Bild!" 8. Der Franke reichet ihm die Hand: „Das war ein Wort zu seiner Zeit; Du sollst von fränk'scher Großmut hören, Dem Kampf der Völker will ich wehren; Du, denke dieser Stunde heut'! Ich bin der König Karl genannt." 9. Der Sachse reicht ihm auch die Hand: „Hast fränk'sche Großmut du genannt, So lern' auch Sachsentreue kennen, Ich will dir deinen Gastfreund nennen; Herr Karl, du bist in mächt'ger Hand, Ich bin der Wittekind genannt." 10. Da rief Herr Karl: „Ja, treu und frei! Das edle Roß, das ist dein Bild! Nun soll der goldne Friede tagen, Du sollst die Herzogskrone tragen; Das weiße Roß, das führ' im Schild, Für ewig sei es treu und frei!" 3. Wittekind. Von A. Grafen P l a 1. Da kaum die Hügel matt erhellte Der morgenrote, lichte Schein, Wer schleicht sich in die Zelte Des Frankenlagers ein? Mit Schritten leise, leise, Wie Späherschritte sind, Verfolgt er die geheime Reise: Das ist der Sachse Wittekind. 2. Schon focht er wider mut'ge Franken Durch lange Jahre blut'gen Streit Und grollte sonder Wanken Dem Herrn der Christenheit; Nun schlich er kühn und schnelle Zum Feinde sich bei Nacht, Vertauschend seine Heldenfelle Mit einer feigen Bettlertracht. ten-Hallermünde. 3. Da fühlt er plötzlich sich unmmgen Von Melodien sanft und weich, Gesungen wird, geklungen Wird um ihn her zugleich. Verwundert eilt er weiter, Durchzieht das rüst'ge Heer, Da sieht er Beter statt der Streiter, Das Kreuz als ihre ganze Wehr. 4. Weihnachten war herangekommen, Der heil'ge Morgen war erglüht, Und innig 'schwoll des frommen, Des großen Karl Gemüt; Zum hohen Tempelbaue Ließ wölben er sein Zelt, Daß er im Land der Heiden schaue Die Glorie der Christenwelt.
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