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1. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 374

1890 - Gotha : Perthes
374 6. Die Lauwerke Ägyptens. Da, wo sich der Nil teilt und das vielfach von Fluß, armen und Sumpfseeen durchschnittene Schwemmland Unter-ägypten beginnt, stand in uralten Zeiten die Hauptstadt Memphis, nicht weit oberwärts vom heutigen Kairo, aber am entgegengesetzten Ufer. Etwa zwei Meilen westlich von Memphis erhebt sich etwa 100 Fuß über dem blühenden Thal ein ödes, einsames Plateau und zieht sich einige Meilen weit gleichlaufend mil dem Flusse hin. Dies war die Grabstätte der Bewohner von Memphis; denn hier hatte man die Grabkammern in Stein ausgehauen oder bei lockerem Boden ausgemauert. Der Westen und die Wüste waren das Reich der Toten. Dem Grabe gab man die Form einer Pyramide, deren Kern aus Ziegelsteinen oder winkelrecht behauenen Steinen bestand, die man in regelmäßigen Schichten aufeinander legte. Die Grundfläche bildete ein Quadrat, dessen Seiten genau den Himmelsgegenden entsprachen. Der Bau war massiv und enthielt nur einen schmalen Gang, um den Sarg in die Pyramiden zu schaffen. War dies geschehen, so verschloß man die Grabkammer und den Eingang mit Steinplatten und sperrte das Innere des Ganges noch mit Steinblöcken. Von Norden nach Süden stehen die Reste von 30 Königspyramiden, welche 20—450 Fuß Höhe haben. Die schönsten findet man bei Gizeh, zwischen sieben kleineren, gleich großen stehen drei hohe von 218 Fuß, 447 Fuß (ursprünglich 457 Fuß) und von 450 Fuß (ursprünglich 480 Fuß, da die Spitze zerbröckelt und zur Terrasse geworden ist). Die höchste Pyramide mißt in der Grundfläche 716 Quadratfuß, in schräger Höhe 764 Fuß, enthält 90 Millionen Kubik-fuß Mauerwerk. An der Nordseite beginnt 50 Fuß über der

2. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 373

1890 - Gotha : Perthes
373 färber. Ihr Purpur stufte sich vom Hellrot durch Violett bis zum tiefsten Schwarz ab und den Farbstoff lieferte eine Schneckenart derart, daß 300 Pfund Schneckenfarbe für 50 Pfund Wolle ausreichten. Diese Ware ward teuer bezahlt, denn zu Augustus' Zeiten kostete ein Purpurkleid noch 250 Thaler. Purpurteppiche dienten als Thürvorhänge in Tempeln und Palästen, Purpurkleider geziemten sich für Götterstatuen, Millionäre und Fürsten. Auch im Bergbau waren die Phönizier erfahren, denn sie legten tiefe Schachten und lange Stollen an, pumpten Grubenwasser aus und richteten gute Schmelzöfen her. In Guß-, Juwelier-und getriebenen Arbeiten, im Fassen der Edelsteine und in Elfenbeinschnitzerei waren ne Meister, schmückten Thronsessel und Prachtgebäude, Ruderbänke und Galeerenschnäbel mit kunstreichem Schnitzwerk. Hauptort und älteste Stadt Phöniziens war Sidon, der größte Handels- und Fabrikplatz der damaligen Zeit, daher Markt der Nationen genannt. Zu ihren vielen Kolonieen gehört auch die Jnselstadt Nen-Tyrus, welche ein 1200 Schritt breiter Meeresarm von der Küstenstadt Alt-Tyrus trennte; doch hatte sie nur eine halbe Meile Umfang, 150 Fuß hohe Mauern und Tempel aus Zedernholz. Die Seefahrten nach Indien und Kambodscha nannte man Ophirsahrten. Als Gottheiten verehrte man die belebende Sonnenwärme (Baal) und die sengende Sonnenglnt (Moloch). Letzterem opferte man jährlich Jünglinge und Kinder, in Notjahren zu Hunderten, legte sie dem ehernen Gottesbilde auf die Arme, von denen sie in den feuergefüllten Schlund hinabglitten. Mit Pauken- und Flötenlärm übertäubte man das Jammergeschrei der Verbrennenden. Als Sinnbild der blühenden Natur verehrte man den Adonis, der in der Sommerglut erstirbt, um im Frühjahr wieder zu erwachen.

3. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 375

1890 - Gotha : Perthes
375 Grundfläche ein allmählich abwärts gehender Gang von 3 Fuß Breite und 4 Fuß Höhe, der zu einer tief in den Felsboden gehauenen Grabkammer hinabführt, die mehr als 100 Fuß unter der Grundfläche der Pyramide, also 600 Fuß unter dem Scheitelpunkte derselben liegt. Aus dem Gange zur Grabkammer zweigt sich bald hinter dem Eingänge ein wagerechter Stollen ab, von diesem wieder ein aufwärts führender Gang, welche zu zwei übereinander liegenden Gemächern führen, die wie die Grabkammern genau in der Achse der Pyramide liegen. An den Steinen steht der Königsname Chufu eingegraben (Suphis, Cheops bei Herodot). Dieser König ließ, um die Pyramide zu bauen, aus geglätteten Steinen einen 10 Klafter breiten Weg vom arabischen Gebirge (am östlichen Niluser) bis an den Fluß und dann am andern Ufer hinauf nach Memphis anlegen, um die großen Felsblöcke herbeizuschaffen; der Bau kostete zehn Jahre Zeit und in je drei Monaten arbeiteten 10 000 Fronarbeiter. Man führte den Bau in Treppen und und Absätzen aus, die man dann von oben herab bis unten mit geglätteten Steinen von 30 Fuß belegte. Für Rettige, Zwiebeln und Knoblauch der Arbeiter allein zahlte der König zwei Millionen Thaler. Wie hoch mögen sich die anderen Kosten belaufen haben! Die dritte kleinere Pyramide (218 Fuß hoch) ist die schönste. Der mürbere Boden verlangte einen großen Unterbau, auf welchem sich die Pyramide in fünf bis sechs senkrechten, stufenweise verjüngten Stockwerken erhob, deren Zwischenräume dann durch schräg ansteigendes Mauerwerk ausgefüllt wurden. Die Bekleidung besteht aus geschliffenen Granitplatten. In der Tiese des Felsens grub man zwei Kammern aus, in deren einer man einen schön gearbeiteten Sarg aus Basalt aufstellte. Auf dem Deckel desselben lautet die Inschrift: „Seliger König Menkera, Ewiglebender, vom Himmel Stammender, Kind der Nutpe, Sproß

4. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 402

1890 - Gotha : Perthes
402 die Mitte eines in den Felsen gehauenen großen Hoftaumes, der wie ein verzauberter Steinbruch aussieht. Ohne die große Vorhalle hat dieser Hof eine Tiefe von 247 Fuß, eine Breite von 150 Fuß. Einen solchen Raum hat man in den Felsen hineingearbeitet. Die umgebenben Felswänbe, von Grotten und Galerieen burchbrochen, sinb 100 Fuß hoch, in der Mitte aber hat man eine große isolierte Felsmasse stehen gelassen, welche den Tempel selbst vorstellt, auswenbig glatt gemeißelt, inwenbig ausgehöhlt ist. Dieser Tempel hat Kirchengröße, benn er mißt in der Länge 103 Fuß, in der Breite 61 Fuß, ist aber im Innern nur 17 Fuß hoch, währenb im Äußeren die reich und phantastisch verzierte Masse sich 90 Fuß hoch erhebt. Zur Seite stehen kleinere Steinpagoben, 38 Fuß hohe Obelisken und Elefanten in übernatürlicher Größe als Tempelwächter. Von bcm Tempelbache waren Steinbrücken durch die Luft hinüber zu den nächsten Felshallen der oberen Stockwerke geschlagen. Alle Wänbe im Inneren und Äußeren sinb mit Götter- und Tier-bilbern von aller Größe und Art in den mannigfaltigsten Gruppen ober mit Inschriften von noch unentzifferten Buchstaben bebecft. Viele Grotten sinb noch nicht untersucht ober zerstört, ober von Vegetation verbeckt. Überall ist der Zugang beschwerlich, benn der Weg zu den größten Tempeln führt durch enge, tiefe Felsenrisse, wo Papageienzüge und anbere Vögel erst müssen verjagt werben, über Wasserfälle und durch bichtes Gebüsch. Diese Tempel sinb zum Teil mit Pilastern in mehreren Stockwerken übereinanber und mit simsartigen Streifen geschmückt, an benen die reichsten und feinsten Ornamente in Übermaß angebracht sinb. Die Pilaster bestehen oft aus fartjatibenartigen Gestalten, breit vortretenben Pfeilern, Halbsäulen, eines über das anbere gesetzt. Die Gesimse sinb mit wellenförmigen ober geraben, parallelen ober im Winkel zusammenlaufenben Linien, mit Punkten ober biamantförmigen Steinen verziert.

5. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 429

1890 - Gotha : Behrend
Die Hünengräber. 429 ich nur von fünf derselben aus eigener Anschauung berichten, die beiden übrigen, am westlichen Fuße des Hügels gelegenen, habe ich, allein und nnbekannt mit der ^rtlichkeit, nicht ausfinden können. Jene fünf aber, wie bemerkt, an der südöstlichen Abdachung der Höhe gelegen, scheinen nach dem ursprünglichen Plane reihenweise von Nordwesten gegen Süd- osten angelegt zu sein. Die oberste Reihe verläuft ziemlich genau in dieser Rtchtnng und enthält vier Kammern in Abständen von etwa 40 bis 150 Schritt. Von der zweiten Reihe ist entweder nur noch ein Denkmal erhalten, oder dieses ist als das bedeutendste und vor- nehmste absichtlich allein vor die anderen gestellt. Sämtliche Stein- kammern sind längliche Vierecke, und ihr langer Durchmesser läuft ziem- lich genau von Nord nach Süd; der Eingang befindet sich stets an der Ostseite. Es ist das um so bemerkenswerter, als sich diese An- ordnung in Dänemark und England gleichfalls als eine fehr häufige bei allen sogen. Ganggräbern nachweisen läßt. Die vier oberen Stein- kammern sind zudem sast ganz von gleichen Größenverhältnissen. Alle haben außerhalb eine Länge von 11 bis 13 Schritt und eine Breite von 5 bis 6 Schritt. Zu allen ist ferner fast die gleiche Anzahl Steine verwendet. Die Langwände werden oder wurden regelmäßig aus je vier Steinplatten gebildet, die Seitenwände aus eiuer einzigen. Diese Platten sind nicht genau aneinander gefügt, sondern lassen Lücken zwischen sich, die früher mutmaßlich mit kleineren Steinen ausgefüllt waren. Das Dach ist bei dreien aus je drei, bei der vierten Kammer aus je vier kolossalen, meist platten Steinen gebildet, die. flach über die wand- ständigen Blöcke gelegt, dieselben hie und da noch beträchtlich überragen. Ganz deutlich erkennt man, daß zu der in der Mitte der östltchen Langseite befindlichen Thüröffnung jedesmal ein schmaler Gang aus kleineren Steinen meist im rechten Winkel geführt hat, obgleich davon nnr geringe Reste übrig geblieben sind. Dieser Gang vervollständigt die Ähnlichkeit dieser Bauten mit den anderswo aufgefundenen und von nordischen Archäologen aus das genaueste beschriebenen Ganggräbern und scheint mir noch zu beweisen, daß die Grabkammern ursprünglich mit einem Erdhügel bedeckt waren und erst in späteren Zeiten freigelegt wurden. Nur dann hatte der aus der Mitte nach außen führende Gang einen Sinn. Man hat, wie es scheint, die Erde fortgeräumt, um die Felsblöcke zu anderen Zwecken zu verwenden. Glücklicherweise war das Zerstöruugswerk ein zu schwieriges, obwohl es leider doch weiter gediehen ist, als zu wünschen wäre. Mehrere Steine, so nament- lich der eine gewaltige Decksteiu des am weitesten nach Süden gelegenen Monumentes, sind künstlich gesprengt, die Bruchflächen entsprechen sich gegenseitig noch genau. Es ist das große Verdienst des vor etwa 10 Jahren verstorbenen, hier noch in dankbarer Erinnerung des Volkes fortlebenden Oberamtmannes v. Quintns-Jeilius, diesem Zerstörnngs- werke endlich Einhalt gethan zu haben, leider immer noch zu spät. Teilweise liegen diese für die Ewigkeit gebauten Cyklopenmanern durch- aus in Ruinen. Nur ein Geringes die umgebende Fläche überragend, zum größten Teil mit Erde ausgefüllt, erscheinen sie auf den ersten

6. Ottonen und Salier - S. 43

1910 - Gotha : Thienemann
— 4-3 — seiner Familie. Dynastische Tatsachen bekommen Einslnß auf den Laus der Volksgeschichte (vgl. Ii § 24, 5). Der Psalzgras ehemals oberster Richter an Königs Statt in der Zentralstelle (s. Ii § 37, 1), jetzt in einem Teil des Reiches. Damit war der Weg betreten, daß mehrere Pfalzgrafenämter entstehen konnten. f) Aufstand Thankmars und Eberhardts 938. König Otto stand noch gegen seine Widersacher in Bayern; da vereinigten sich seine Feinde in Franken und Sachsen, Eberhardt und Thankmar, gegen ihn. Herzog Eberhardt überfiel aufs neue den Sachsen Brüning; es entbrannte ein allgemeiner Kampf der Hessen und Sachsen; der Streit zwischen Lehensherrn und Lehensmann um die Lehenspflicht wurde zu einem Streit der Stämme um die erste Stelle in der Nation. Thankmar brachte eine starke Schar zusammen und belagerte mit ihr die Burg Badiliki (jetzt Belicke südlich von Lippstadt), in der sich Heinrich, Ottos Bruder, befand. Er gewann die Burg und ihre Mannen, zog ab und führte Heinrich wie einen gemeinen Knecht mit sich fort. Dann setzte er sich in der Eresburg fest und übergab Heinrich als Pfand ihres Bündnisses an Eberhardt. Beobachtung: Neid und Rachsucht töten die Bruderliebe. Rasch eilte Otto herbei; die Bürger der Eresburg öffneten ihm die Tore, Thankmar floh in die Kirche. Die Verfolger zerschlugen die Kirchentüren und drangen mit Gewalt in das Heiligtum ein. Am Altar stand Thankmar, auf dem Altar lagen seine Waffen und die goldene Kette. Warum verteidigte er sich nicht? Der Altar war Asylort. Asyl: in heidnischer Zeit der Herd, Donar geweiht (I § 20, 3); in christlicher Zeit der Altar, Christus geweiht (Ii § 33, 4). Aber der Grimm der Verfolger besänftigte sich nicht am heiligen Ort. Sie warfen von vorn Speere auf ihn, einer schlug ihm eine Wunde, Thankmar ergriff sein Schwert — da durchbohrte ihn ein Speer, von außen durch ein Altarfenster geworfen. Kraftvolle Kampfgier mißachtete den heiligen Ort und das heilige Recht (Asyl) und war doch Rächerin des Frevels am Frieden der königlichen Familie und des Landes. „Als der König, welcher nicht zugegen war und von diesen Vorfällen nichts wußte, davon hörte, zürnte er ob des Frevels seiner Vasallen; doch durfte er, während der Bürgerkrieg noch loderte, nicht mit Strenge gegen dieselben verfahren. Er beklagte aber seines Bruders Schicksal und zeigte seines Gemütes Milde, indem er Thankmars kriegerischer Tüchtigkeit lobend gedachte." (Widukind Ii, 11.)

7. Die deutsche Urzeit - S. 109

1905 - Gotha : Thienemann
— 109 — Athalbero, Adalbero = adeliger Bär, einer von Adel, der so stark war wie der Bär. Athalbraht, Adalbert (braht, bert = glänzend, hervorragend) = der glänzende, hervorragende Edeling, nhd. Albrecht und Albert. Athalfrid, Alfrit, Alfred (frida = Friede) = der den Frieden liebende Edeling. Adalfrida. Adalfnns, Alfuns, Alfons (funs = rüstig, entschlossen) = der rüstige, entschlossene Edeling; bei den Westgoten viel gebraucht, und darum in Spanien heute noch häufig, dort sogar Königsname, König Alfons Xiii. Athalgifil (gifil = Geisel = Kriegsgefangener) = ein Kriegsgefangener von Adel; ein Adaliger, der Pfand der Treue ist, so Armin in Rom. Adalhelm und Adalgrim (grima = Maske,Larve,Helm) = ein Mann von Adel, der einen Helm trägt; ein Name, vermutlich in der Zeit geschaffen, da ein Helm von Bronze oder Eisen, weil kostbar, nur selten getragen ward und darum ein auffälliges, den Träger von andern unterscheidendes Merkmal war. Adelgrima. Adalhardt (Hardt, hart = kräftig, tüchtig). Adalman, nhd. Adelmann und Edelmann. Adalmund (mund = Schützer, Vormund). Adalrad, nhd. Alrath. Athalaric, Adalrlch, Alrich — der an Adel, an vornehmer Verwandtschaft reich ist. Adalwald, Adalald, Adalold, nhd. Adelt — der waltende Edeling. Athalwin, Adalwin (ahd. wini = Freund) = nhd. Alwin, der adelige Freund. A dal Wolf. Athalpurc, Athalburg, nhd. Alburg = ein adeliges Weib, das schützt, sein Heim, seine Ehre; (bürg wohl von ahd. bergan = schützen, schirmen). Adaldrud, Adaltrud = Edeltraut, ein liebes, trautes Mädchen von Adel. Athalgard, Edelgard, ein adeliges Mädchen in der 9tüftunq* vgl. Brünnhilde. Adalgund, Edelgund (ahd. gund — Kampf, Streit). Adalhaid, Adelheit (ahd. haid = eine weibliche Person von schöner, vornehmer Gestalt). Adalhild (ahd. hild — Kampf). Adallinda (ahd. lind — die Schlange, das biegsame, elastische Tier) = ein Weib, das elastisch, gelenkig ist.

8. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 63

1906 - Gotha : Thienemann
— 63 — Aus diesem Kampfe muß ein Ereignis herausgehoben werden, das für Chlodovechs Stellung als König und für sein Verhalten gegen die katholische Kirche außerordentlich bezeichnend ist. „Damals wurden viele Kirchen von Chlodovechs Heer geplündert, denn er war noch vom heidnischen Jrrsal befangen. So hatten auch die Franken aus einer Kirche einen Krug von wunderbarer Größe und Schönheit nebft dem andern Schmuck des geistlichen Dienstes weggenommen. Der Bischof jener Kirche sandte darauf Boten zum Könige und forderte, daß seine Kirche doch mindestens diesen Krug zurückerhalte. Der König vernahm es und sprach zu dem Boten: , Folge mir nach Soiffons; denn dort muß alles geteilt werden, was erbeutet ist; und wenn jenes Gefäß auf meinen Anteil fällt, so will ich tun, was der heilige Vater will/ Darauf kam er nach Soiffons, und es wurde die ganze Masse der Beute öffentlich zusammengebracht. , Ich bitte euch, heldenhafte Krieger/ sagte der König, ,erzeigt mir die Gunst, mir außer meinem Teil auch jenes Gefäß zu geben? Er meinte nämlich den erwähnten Krug. Da sprachen die Verständigeren: ,Ruhmreicher König, es ist alles dein, was wir sehen; auch wir selbst sind ja deiner Herrschaft untertan. Tue jetzt, was dir gefällt, denn keiner kann deiner Macht widerstehen? Da sie dies sagten, rief ein leichtsinniger, neidischer, unbedachtsamer Mann mit lauter Stimme: ,Nichts sollst du haben, als was dir nach dem Recht das Los erteilt/ erhob seine Doppelaxt und schlug auf den Krug, ohne ihn zu zerschmettern. Alle erstaunten darüber, der König aber ertrug diese Beleidigung mit Sanftmut und Geduld, nahm den Krug und gab ihn dem Boten der Kirche, bewahrte aber heimlich in feiner Brust den Groll. Und als ein Jahr verflossen war, entbot er das ganze Heer in feiner Wasfenrüstung zu sich, auf dem Märzfeld. Am ersten März jedes Jahrs erschien das ganze Volk in Waffen vor dem Könige zur Musterung, den Glanz feiner Waffen darzuweifen. Als er aber hier alle bedächtig durchmusterte, von einem zum andern schreitend, kam er auch an den, der damals auf den Krug geschlagen hatte, und sprach: ,Keiner hat so schlechte Waffen mitgebracht als du, denn weder dein Speer noch dein Schwert, noch dein Beil taugt etwas? Und er nahm dessen Beil und warf es auf die Erde. Jener neigte sich darauf ein wenig herab, um es aufzuheben, da holte der König aus und hieb ihn mit feiner Axt in den Kopf. ,@o‘, sagte er, , hast du es zu Soiffons einst mit dem Kruge gemacht.1 Der Mann war tot. Die übrigen ließ er nach Hause gehen. Allen jagte er durch diese Tat eine gewaltige Furcht ein." (Aus Gregor von Tours, Übersetzung von Dahn, Iii, 46—47.) Beobachtungen. 1. Das Märzfeld ist eine Versammlung der fränkischen Heermänner, d. i. der wehrhaften Männer des Volkes. Noch ist die Heeresversammlung Volksversammlung (vgl. I § 10). Zweck der Versammlung ist aber nicht Beratung oder Beschlußfassung, sondern nur Waffen-

9. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 195

1906 - Gotha : Thienemann
- 195 — biete, die oft Hunderte von Geviertmeilen umfaßten. Sie gaben es an Getreue (S. 202) und empfingen dafür Kriegsdienst. Des Frankenkönigs Macht ruhte im Königsland. Das Königsland, als Lehen an Große des Landes ausgegeben, gab ihnen kriegerische Macht. Der König war der oberste der Senioren; unter ihm standen die kleineren Senioren, unter denen die Vasallen. Gefolgschaft und Lehen, Treue und Gabe, das verband den König mit dem Vasallenheer. Ein anschauliches Bild von dem Aufgebot eines Seniors mit seinen Vassen gibt uns ein Schreiben Karls des Großen, verfaßt zwischen 804 und 811, gerichtet an einen Abt Fulrad, wahrscheinlich von St. Quentin im nördlichen Frankreich. „Es wird dem Abt mitgeteilt, die Reichsversammlung werde in diesem Jahre in Staßfurt an der Bode, im östlichen Sachsen, stattfinden. Dort soll sich der Abt mit allen seinen gut bewaffneten und ausgerüsteten Leuten am 16. Juni einfinden und bereit sein, von da, wohin es beschlossen werde, ins Feld zu ziehen. Jeder Reiter soll Schild, Lanze, Schwert, Dolchmesser, Bogen und Köcher mit Pfeilen haben. Auf den Karren sollen alle Art Utensilien vorhanden sein, die im Kriege nötig sind, Äxte, Beile, Bohrer, Hauen, Spaten, Spitzhacken. Die mitzubringenden Lebensmittel sollen von Staßfurt an noch auf drei Monate, Waffen und Kleider auf ein halbes Jahr reichen. Die Mannschaften sollen friedlich durchs Land ziehen und nichts außer Grünfutter, Holz und Wasser nehmen. Die Herren sollen bei den Karren und Reitern bleiben, damit kein Unrecht geschehe." (Delbrück Ii, 454.) Delbrück hat ausgerechnet, daß zu dem Zuge eines Seniors mit bloß 100 Kriegern gegen 50 Wagen und Karren gehörten, daß die Zahl der Tiere: Reitpferde, Zugpferde, Zugochsen, Schlachtvieh, weit über doppelt so groß war als die Zahl der Krieger, und faßt seine Ansicht dann so zusammen: „Ein Heereszug in die Ferne war zur Zeit der Naturalwirtschaft ein großes Werk und eine schwere Last. Selbst wenn das Kloster St. Quentin sehr reich war, wird Abt Fulrad wohl noch recht viel weniger als 100 Krieger zu einem Feldzug nach Sachsen gestellt haben." (Ii, 457.) _ Die Vasallen waren Reiter, nicht Krieger zu Fuß. Wie war es dahin gekommen? In allen westgermanischen Heeren der Urzeit überwog weit der Krieger zu Fuß; es gab nur wenige Reiter (I § 10, 3). So war es bei den Franken auch noch am Ausgang des 6. Jahrhunderts. Aber vom Ende des 9. Jahrhunderts wird berichtet, daß es bei den Franken gebräuchlich sei, zu Pferd zu kämpfen. In diesen drei Jahrhunderten hatte sich die Wandlung vollzogen. Durch drei Ursachen. Die Kämpfe mit den Eimbern und Teutonen hatten Marius gezwungen, die römische Heeresverfassung (Söldnerheer) und die Waffentechnik (Pilum) zu ändern (I § 4, 5 u. 6). Marius lernte damals, daß beide nicht für sich 13*
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