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1. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 82

1891 - Dresden : Höckner
— 82 — Art der Kriegführung lösten den auf der allgemeinen Unterthanenpflicht beruhenden Heerbann allmählich auf und zwangen, das Volksanfgebot durch Lehnsmilizen, die Fußtruppen durch Rei-ter zu ersetzen. 9. Durch umfängliche Ausstattung seiner Beamten und Gefolgsleute mit Königs- und Kirchengut zur Nutznießung (bene-ficium) auf die Lebensdauer des Beleihers wie des Beliehenen und gegen die Verpflichtung zu schwerem Reiterdienst und anderen Leistungen, worin ihm dann die größeren „Vasallen"^ und Kirchenfürsten nacheiferten, trug Karl selbst dazu bei, daß sich eine fortwährend wachsende Lehnsgefolgschaft des Königs und zahlreicher weltlicher und geistlicher Grundherren bildete. An die Stelle des staatlichen Unterthanenverbandes trat daher immer mehr auf der Grundlage des dinglichen Beneficialwesens das privatrechtliche, persönliche, durch Handschlag und Treueid befestigte Schutzverhältnis. Die längst begonnene Zersetzung der alten germanischen Stände ergriff jetzt auch die reindeutschen Lande (mit Ausnahme der Sachsen und Friesen). d) Geistiges Leben und Litteratur. 1. Durch seinen wiederholten Aufenthalt in Italien dazu angeregt, faßte Karl den Entschluß, seine Franken „von dem Joche der Unwissenheit zu befreien" und zwar durch Wiederbelebung der antiken Bildung und mit Hilfe eines sittlich ernsten und gebildeten Klerus (encyclica de emendatione librorum 782 und de litterarum studiis per monasteria urgendis 787). Zum Mittelpunkt dieser Bestrebungen machte er, selbst noch in höherem Alter lernbegierig, seinen Hof, indem er bedeutende Gelehrte, besonders aus Italien und England, um sich versammelte: den Langobarden Paulus Diaconus, Warnefrids Sohn (S. 83), den gelehrten Grammatiker Petrus von Pisa, aber auch Franken, wie Karls Schwiegersohn, den ritterlichen Angilbert und den vielgewandten Einhard (S. 83), vor allem aber den ebenso frommen als gelehrten Angelsachsen Alcuin, der als Abt von Tours zugleich eine der bedeutendsten Klosterschulen des Reiches leitete und auch auf die Staatsangelegenheiten einen maßgebenden Einfluß ausübte. ') Das Wort vassus, vasallus ist gallischer Herkunft und bezeichnet ursprünglich einen unfreien Diener, ist dann aber ähnlich wie seneschalk und marescbalk auf angesehene freie Dienstverhältnisse übertragen worden.

2. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 98

1891 - Dresden : Höckner
— 98 — 5. Ottos I. Feldzüge in Apulien und Calabrien führten zu keiner Entscheidung. Erst nach dem Sturze des Nikephoros 969 willigte sein Nachfolger Johannes Tzimisees gegen den Verzicht Ottos auf Apulien, Calabrien, Neapel und Salerno in die Anerkennung der abendländischen Kaiserwürde und in die Vermählung der schönen und geistvollen Theophano mit dem jungen Otto (Ii.), welcher schon die deutsche Königs- und die römische Kaiserkrone trug 972. 6. Noch hatte Otto I. nach seiner Rückkehr ans Italien das Osterfest in Quedlinburg in glänzender Versammlung der Großen Sachsens und in Anwesenheit der Herzöge Polens und Böhmens, des Dänenkönigs Harald, der Gesandten von Rom und Benevent, der Griechen, Russen und Bulgaren gefeiert, als ihn der plötzliche Tod seines treuen Kampfgenossen Hermann Billung aufs tiefste 973 erschütterte. Er selbst starb zu Memlebeu 973 und wurde im Dom zu Magdeburg begraben. 3. Die Weltpolitik der Ottonen und der Rückgang der deutschen Macht im Norden und Osten 973—1002. 1. Ohne Widerspruch zu finden, übernahm Otto Ii. (973 bis 983), ein kühner und hochstrebender Jüngling von lö Jahren, die Regierung, für welche er unter der Leitung trefflicher Geistlicher (Willigis) sorgfältig erzogen und auch wissenschaftlich vorgebildet worden war. Der anfängliche Einfluß feiner Mutter Adelheid trat bald zurück hinter dem feiner feingebildeten und Willensstärken Gemahlin Theophano. Aber nur zu bald verband sich noch einmal die Spaltung in der königlichen Familie mit dem Gegensatze der Stämme zu einer Erschütterung der bestehenden Ordnung. 2. Als Otto Ii. nach dem Tode Burkards Ii. (s. Witwe Hedwig auf dem Hohentwiel) das Herzogtum Schwaben nicht Heinrich Ii. dem „Zänker" von Baiern, sondern dem Sohne feines Stiefbruders Ludolf, Otto, verlieh, erhob sich jener im Bunde mit den Herzögen von Böhmen und Polen zum Sturze des Kaisers. Aber die Empörung wurde (976) niedergeschlagen, Baiern ebenfalls an Otto von Schwaben übertragen mit Ausnahme der Mark Karentanien (Steiermark, Kärnten, Kram), die mit Istrien und den oberitalifchen Gebieten vereinigt und zum selbständigen Herzogtum Kärnten erhoben wurde. 3. Inzwischen war auch der Einfall des Dänenkönigs

3. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 100

1891 - Dresden : Höckner
— 100 — in der Mark Meißen durch den Markgrafen Eckard) *) zum Gehorsam zurückzuführen, legte Miesko (Mieezyslaw) I. von Polen, wenn auch zunächst noch im Anschluß an Deutschland, die Grundlagen eines mächtigen Slaweureiches. In Dänemark erlag mit dem Tode Haralds im Kampfe gegen seinen dem Deutschtum und dem Christentum gleich feindlichen Sohn Sven die christliche Kirche, und das Wikingertum lebte wieder auf. In Frankreich erhob der Adel nach dem Erlöschen des Mannesstammes der westfränkischen Karolinger (Ludwig V. „Fairwant" f 987) zu Compisgne Hugo Cap et von Fraucien auf den Thron. 7. Nach dem Tode Theophanos (99 l) übernahm Ottos Ii. Großmutter Adelheid die Regierung unter dem Beistände namentlich des Erzbischofs Willigis, nach deren Tode 995 Otto Iii. selbst. Hochbegabt und empfänglichen Gemütes, von dem kunstverständigen Bernward von Hildesheim sorgfältig erzogen, aber durch seine ganz auf fremdländischen Grundlagen beruhenden Studien (Gerbert von Reims) dem vaterländischen Wesen entfremdet und von byzantinisch-römischen Erinnerungen beherrscht, erfüllte er sich immer mehr mit den überschwänglichsten Vorstellungen von seinem kaiserlichen Berufe, und trotzdem gleichzeitig von den kirchlichen Ideen seiner Zeit2) überwältigt, auch mit einem mystisch-ascetischen Geiste, der seine Thatkraft lähmte (Einfluß Adalberts von Prag, des Apostels der Preußen f 997). 996 8. Auf seinem 1. Romzuge empfing Otto Iii. 996 zu Verona die Huldigung der Lombarden und in Rom durch den von ihm erhobenen, ihm nahe verwandten Papst Gregor Y. (Bruno, Enkel Konrads von Lothringen) die Kaiserkrone. Ein deutscher Kaiser und ein deutscher Papst, der Enkel und der Urenkel Ottos des Großen, verbanden sich zu den hochfliegendsten Plänen der Weltherrschaft. Die Vertreibung des Papstes durch die Adelspartei der Cresceutier veranlaßte schon 998 den '2. Romzug. Die Engelsburg wurde (durch Markgraf Eckard von Meißen) erstürmt, Cresceutius mit seinen Genossen enthauptet, ') Die thüringische Mark 96) hatte sich bei der Errichtung der drei Bistümer Zeitz-Naumburg, Merseburg und Meißen in drei entsprechende Marken gespalten. Von der meißnischen Mark war das Milzenerland (Oberlausitz mit Budissin) abhängig. 2) Das Kloster Clugny in Oberburgund, 910 gegründet und unmittelbar unter Rom gestellt, erstrebte nicht nur die Durchführung der strengsten Mvnchszucht, sondern erfolgreich auch die monarchische Zusammenfassung des Mönchstums („Congregation der Cluniacenfer"), jetzt im Dienste der päpstlichen Weltherrschaft (Odilo 994 - 1048).

4. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 140

1891 - Dresden : Höckner
— 140 — 2. Während so der Versuch Friedrichs I., sich ein selbständiges Herrschaftsgebiet auch jenseits der Alpen zu schaffen, an dem Widerstande der Lombarden vollständig gescheitert zu sein schien, hatte im Norden Heinrich der Löwe, seit 1162 nicht mehr an den Römerzügen beteiligt, die baltischen Slawen seiner Herrschaft unterworfen und mit Hilfe der Kirche (Bistümer Oldenburg-Lübeck, Mecklenburg, Ratzeburg-Schwerin) und freiwilliger Einwanderer namentlich aus Westfalen und dem fränkischen (flämischen) Niederrheinlande auch christlich-deutsche Gesittung begründet. Rücksichtslos machte Heinrich seine herzogliche Gewalt aber auch innerhalb Sachsens geltend; den Widerstand der dadurch bedrohten Großen brach er mit Gewalt oder durch kaiserliche Vermittelung. Wie schon vorher durch den Bund mit dem see-gewaltigen König Waldemar I. von Dänemark, so gewann der Herzog jetzt eine weitere Stütze seiner säst königlichen Macht durch seine Vermahlung mit Mathilde von England der Tochter Heinrichs Ii., 1168 (s. Lieblingssitz in Braunschweig, Pfalz in Dankwarderode mit dem ehernen Löwen, Blasiusdom). 3. Das seither freundschaftliche Verhältnis zwischen Kaiser und Herzog wurde indessen getrübt, seitdem Friedrich I. in Deutschland Ersatz für die schweren Verluste in der Lombardei zu finden suchte. Daher behielt er nach dem Tode Friedrichs von Rotenburg Schwaben samt dessen ausgedehnten fränkischen Allodien für sich, gewann von seinem verschwenderischen Oheim Welf durch reiche Vorschüsse die Aussicht auf bessert reiches Erbe, erwarb auch sonst durch Kauf ober Vertrag eine Masse von Gütern in Franken und Schwaben, sowie zahlreiche Kirchenlehen und täuschte enbtich durch die Krönung seines 4jährigen Sohnes Heinrich (116lj) des Herzogs ehrgeizige Hoffnungen. 4. In Italien hatte sich während Friedrichs I. mehrjähriger Abwesenheit der lombardische Städtebund auch über die Städte der Romagna und der Marken (um Ancona) ausgedehnt und selbst Pavia zum Anschluß gezwungen, durch die Erbauung von „Alessandria" am Tanaro aber ein festes Bollwerk gegen die staiifische Herrschaft geschaffen. Darum zog Friedrich zum fünften Male nach Italien (5. Römerzug 1174—78). Er zerstörte Susa, dann Asti, die erste Bundesstadt, woraus Pavia sofort wieder auf feine Seite trat, mußte jedoch die Belagerung des hartnäckig verteidigten Alessandria aufheben. Im Angesicht einer neuen allgemeinen Erhebung der Lombardei sah er sich von Heinrich dem Löwen auf einer persönlichen Zusammenkunft in Parten-

5. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 259

1886 - Dresden : Höckner
259 wie gegenber den Unabhngigkeitstendenzen der Italiener, der Czechen und der Magyaren. Bei den Czechen erweckten sprachwissen-schaftliche und historische Studien das Bewutsein ihres Volkstums (Dobrowsky, Palacky, Kollar, der Urheber des Panslavismns); die Magyaren arbeiteten seit 1825, gefhrt von ihrem Adel, auf Wie-derherstellung ihres Staatsrechts hin, schufen eine Litteratur in der Volkssprache (Petfi, Jokaj, 1842 die ungarische Akademie) und ersetzten 1844 die lateinische Amtssprache durch die magyarische. Die Bewegung, beschleunigt durch die Finanznot, begann im niedersterreichischen Landtage und richtete sich zunchst auf die ^ Gewhrung einer Konstitution. Ihr weichend trat Metter- Mrz nich am 13. Mrz 1848 zurck und der Kaiser verhie eine 1848 Reichsversammlung. Daraus forderte die czechifche National-Partei die Wiederherstellung des bhmischen Gesamtstaats und bildete einen Nationalausschu (Graf Thun); in Ungarn wurde der Palatiu Erzherzog Stephan zur Berufung eines neuen libe-ralen Ministeriums (Franz Dek, Ludwig Kossuth) gentigt, neben dem aber in Pest schon ein Sicherheitsausschu auftrat; in Lombardo-Venezien brach der offne Aufstand aus (s. unten S. 268). So war sterreich auer stnde, in die deut-schen Wirren einzugreifen. 3. In Preußen schien trotz der groen Aufregung, die sich in Tumulten und zahllosen Adressen kundgab und durch die Nachricht von der Erhebung in Wien noch gesteigert wurde, alles in geordnete Bahnen geleitet zu sein, da der König am lg 18. Mrz die Berufung des Landtags fr den 2. April und Mrz Antrge auf die Begrndung eines deutschen Bundesstaates ver-hie. Allein aus der begeisterten Huldigung fr den König ging durch Miverstndnis und Aufhetzung ein wtender Barrikaden-kmpf hervor, der, obwohl von den Truppen siegreich gefhrt, doch den König so erschtterte, da er das Militr zurckzog, ein neues Ministerium (Graf Arnim, Schwerin, Auerswald) berief und am 20. Mrz eine allgemeine Amnestie erlie; Prinz Wilhelm ging nach England (am 22. Mrz Begrbnis der Gefallenen). Seine Verheiung aber, sich an die Spitze Deutsch-lands zu stellen, blieb wirkungslos, denn die Kraft des preu-ischen Knigtums war gelhmt, der König selbst von tiefster Abneigung gegen die ganze Bewegung erfllt. So fiel ihre Leitung nicht an die preuische Krone, sondern an den sddeutschen Liberalismus, dem der preuische Staat ganz antipathifch war. 17*

6. Grundzüge der neueren Geschichte - S. VI

1886 - Dresden : Höckner
Vi lich der Verfassungsgeschichte und auch den Kulturver-Hltnissen insoweit, als in ihnen die Natur der Völker und die Wirkungen oder die Ursachen ihres geschichtlichen Lebens zum charak-teristischen Ausdruck kommen. Hat man in der alten Geschichte schon lngst beides, in der mittelalterlichen mindestens das erstere zur Gel-tung gebracht, so wird es nicht lnger angehen, dies fr die neuere zu unterlassen, also die Kenntnis dieser Dinge ganz und gar dem akademischen Studium zuzuweisen, während dessen die meisten doch kaum die Zeit dazu finden, und es ist gewi nicht schwerer, diese Verhltnisse, so weit es hier notwendig ist, bei gereisteren Schlern, denen schon nach ein oder zwei Jahren die Universitt ganz andere Zumutungen stellt, zum Verstndnis zu bringen, als die oft sehr verwickelten Verfassungskmpfe der klassischen Völker. Da der Ent-Wickelung des Welthandels und der Kolonisation der modernen Völker besondere Aufmerksamkeit geschenkt ist, drfte nicht unmotiviert erscheinen. Was endlich die Form betrifft, so haben wir uns bestrebt, einen mglichst lesbaren Text zu liefern und Satzbruchstcke nur in Paren-thesen der Krze wegen zugelassen. Fr das eben sich bildende Stilgefhl der Schler scheint uns in einem formlosen Text eine gewisse Gefahr zu liegen, die wir vermeiden mchten. Wir lassen zuerst die neuere Geschichte erscheinen, weil die Be-Handlung derselben relativ die meisten Schwierigkeiten und also die meisten Kontroversen darbietet. der diesen Teil mgen dem Ver-fasser deshalb noch einige Worte gestattet sein. Anerkanntermaen ist hierbei der nationale Standpunkt nicht in der Weise festzuhalten, da die Geschichte der auerdeutschen Völker nur als Nebensache behandelt werden knnte. Wohl aber ist der deutschen Geschichte relativ der meiste Raum zugewiesen und die der brigen Völker mit grerer Ausfhrlichkeit nur da behandelt, wo sie von allgemeiner Bedeutung wird. Besonderes Gewicht ist darauf gelegt worden, die neuere Geschichte nicht in eine Anzahl einzelner Volksge-schichten auseinanderfallen zu lassen, da dies ihrer inneren Natur widersprechen wrde, denn sie ist die Geschichte der eng mit einander verbundenen europischen Vlkerfamilie. Die Entwicklung

7. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 46

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 46 — den Papst zum Richter über den Kaiser und die Krone aufstellten, so erniedrigten sie die kaiserliche Gewalt zur Dienerin eines fremden Priesters, so raubten sie dem Reich die Selbständigkeit und Hoheit, die es von jeher neben und über dem Papsttum gehabt hatte, ja sie machten (durch die Investitur) das halbe Reich zum Eigentum des herrschbegierigen Rom und halfen dem Papst zur Erreichung seines stolzen Planes (Vereinigung der obersten geistlichen und weltlichen Gewalt in seiner Hand). Und die solches thaten, das waren Reichsfürsten, deren oberste Pflicht es doch war, mit dem Kaiser für die Macht und Ehre des Reiches zu sorgen. Diese Pslichtvergesienheit können wir nur als einen Verrat des Reiches ansehen und verurteilen. — Zusammenfassung. Iii. 1. Zweierlei Hauptthatsachen hat uns unser Stück vorgeführt: den allgemeinen Abfall (Sachsen, Fürsten, Bischöfe, Volk) und die Fürstenversammlung zu Tribur. Wie hängen beide unter einander zusammen? Die einstweilige Absetzung ist die notwendige Folge des Abfalls (der Gehorsamverweigerung). Und wie hängen beide Ereignisse mit dem Bann zusammen? Sie sind die Folge oder Wirkung des Bannes. Also Überschrift? Die Wirkung des Bannes. It. 1. Überschrift: Die Wirkung des Bannes, d. H. der allgemeine Abfall der Unterthanen und die Erniedrigung Heinrichs auf dem Fürstentag zu Tribur. Kurze Erzählung der Thatsachen: Als der Bann in Deutschland bekannt wurde, fielen zuerst die hart gezüchtigten Sachsen von ihm ab, darauf die Fürsten, die Bischöfe und das Volk. Auf dem Fürstentag zu Tribur beschlossen die Fürsten, Heinrich solle für abgesetzt gelten, wenn er sich nicht binnen Jahresfrist von dem Bann löse, und noch vor Ablauf dieser Frist sollte der Papst in Augsburg das letzte Urteil über ihn sprechen. Iii. 2. D as Verhülln is der Fürsten zum Kaiser war nicht immer so wie zu Heinrichs Zeit. Karl d. G. schaffte die Herzogswürde bei den einzelnen Stämmen ab (warum?) und regierte durch Beamte (Grafen) und Bischöfe, die ganz in seiner Gewalt waren. Zur Zeit Heinrichs I. sind die 5 Herzöge erbliche Herren ihres Stammgebietes, stehen wie Könige neben dem König und helfen oder widerstehen ihm je nach ihrem Gutdünken. (Wie war das gekommen: Schwache Kaiser nach Karl d. Gr.). Otto I. unterdrückt diese übermäßige Gewalt der Fürsten durch blutige Kriege und machte sie zu absetzbaren Beamten des Reiches. Zu Heinrichs Iv. Zeit treffen wir die Fürsten wieder als erbliche Herren (man denke an den Sohn des Sachsenherzogs) ihrer Lehnsgebiete, und zwar in viel größerer Anzahl; sie haben einen großen Teil der Königsgewalt (Heerbann, Geruht, Zölle) in der Hand und sind gewohnt auf den Reichstagen die Geschäfte des Reiches mit zu beraten und so das Reich mit zu regieren. Ja sie verweigern, wenn sie es für nützlich und straflos halten, sogar

8. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 60

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Das ist zwar sehr klug, aber nicht ehrlich und gerecht. Und gerade als Stellvertreter Petri und Christi hätte er doch die gerechte Sache Heinrichs unterstützen müssen. Aber er kannte eben nur eine Gerechtigkeit: Herrschaft der Kirche über alle irdischen Reiche, darum mußte er nach irdischer Macht streben, und dazu ist gar oft List und Trug und Unrecht nötig. So verletzte der heilige Vater, um nach seinem Plan das Reich Gottes aus Erden herzustellen, gerade die obersten Gebote des Gottesreiches: Treue, Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit. — Zusammenfassung. Zweites Stück: Der Bürgerkrieg in Deutschland. Ziel: Der Bürgerkrieg in Deutschland. I. Wundert euch das? Nein; denn es sind zwei Könige da, jeder will die Herrschaft gewinnen, jeder hat Anhänger, also muß das Schwert entscheiden; und die das Schwert führen und gegenseitig mit ihrem Blute färben, sind Deutsche, sind Bürger eines Reiches — gerade wie beim Sachsenkrieg Heinrichs. Was möchtet ihr nun wissen? Wer von den beiden Parteien den Sieg gewinnen wird. Wem wünscht ihr den Sieg und warum? ... Ob Heinrich Aussicht auf den Sieg hat? Auf seiner Seite ist das Recht; ihm werden auch, sobald er aus Italien heranzieht, die meisten Städte am Rhein (wie Mainz, Worms) und in Schwaben zufallen, dazu wohl auch die Bischöfe und Fürsten, die Rudolf nicht mit gewählt haben. Auf der Seite Rudolfs werden außer seinen Wählern ganz befonders die Sachsen stehen, und die sind freilich stark genug, um den Gegenkönig aufrecht zu halten. Der Papst und fein mächtiges Wort (Bannstrahl) steht auf keiner Seite — und so scheinen sich die beiden Parteien ziemlich gleich stark einander gegenüber zu stehen. Ob gerade das gut für das deutsche Land ist? Gewiß nicht; denn . . . Zusammenfassung. Ii a. Darbietung des Stoffes. Mit großem Gefolge und vielem Geld verließ Heinrich noch vor Ostern die Lombardei und zog rasch durch Kärnten nach Regensburg. Wo er hinkam, fand er Anhang und Zulauf und konnte so mit einem starken Heer in Schwaben einfallen. Daher wagte Rudolf nicht, ihm entgegenzutreten, sondern zog sich mit den Seinen nach Sachsen zurück, wo er mit königlichen Ehren empfangen wurde. Heinrich ,aber hielt zu Ulm einen großen Reichstag und sprach über die drei aufständischen Herzöge Rudolf, Welf und Berthold die Reichsacht aus; einen Teil ihrer Lehen verteilte er sogleich unter feine Anhänger. Franken und die rheinischen Städte fielen ihm von selbst zu. Bald war säst ganz Oberdeutschland in seiner Gewalt, bis auf einige feste Burgen in Schwaben und Bayern. Rudolf aber hatte in

9. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 35

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 35 — Feind, der ihn noch weit entfernt glaubte. Vor dem sächsischen Lager wirbelten dichte Staubwolken auf. Die Sachsen erkannten die Gefahr, und Schrecken ergriff sie. In toller Wut schrie alles nach Waffen und Pferden. Die Fürsten, ihre Mannen und alle, die Pferde hatten, eilten aus dem Lager und stürzten in einem dichten, verworrenen Knäuel auf die vorderste Schaar der Königlichen los. Die Bauern aber blieben im Lager und warteten voll Angst auf den Ausgang des Kampfes. Die Schwaben wankten vor den furchtbaren Schwerthieben der Sachsen; aber die Bayern kamen ihnen zu Hilse, die Franken griffen den Feind von der Seite an, der König mit seiner auserlesenen Schaar that Wunder der Tapferkeit — da wandten sich die ermatteten Sachsen zur Flucht und sprengten zurück zum Lager. Zugleich mit ihnen waren aber auch die Sieger dort. (Was wird jetzt geschehen? Das Lager kann nicht mehr verteidigt werden; die berittenen Edlen werden sich durch die Schnelligkeit ihrer Pferde retten, die Bauern sind verloren. Bestätigung.) Da jagten die sächsischen Reiter nach der andern Seite des Lagers davon; ihre schnellen und frischen Pferde retteten sie vor den Verfolgern. Nun fielen die Königlichen wütend über die Bauern her und metzelten sie nieder; wer ihrem Schwert entrann, ertrank in der Unstrut; achttausend Bauern verloren hier ihr Leben. Das reich ausgestattete Lager der Sachsen wurde geplündert, der Sieg war gewonnen. Zur Erläuterung: Wie kam es zum Sieg über die Sachsen? (Bereitwilligkeit der Fürsten, großes Heer, Klugheit des Heerführers; dadurch Überraschung ver ungeordneten Feinde durch das geordnete Heer. Tapferkeit der Königlichen und des Königs. Stimmung des Königs während des Kampfes und im Siege). An der Geschichte fällt mir mancherlei auf, zunächst, daß der Papst die Kirchenschänder nicht bestrafte (wie? Bann). Er lebte schon damals im Streit mit dem König und wollte daher seinen Gegner nicht durch Schwächung der Empörer stärken. Da sieht man deutlich: Er bestraft die Frevel gegen die Kirche nur, wenn es ihm nützt; er war nicht gerecht, sonst müßte er jeden Frevel bestrafen. Warum metzelten die Ritter so wütend die Bauern nieder? Sie wollten die Bauern dafür züchtigen, daß sie sich erlaubten, ritterliche Waffen zu tragen. Aber die achttausend bewaffneten Bauern konnten sich doch wehren? Sie waren nicht so gut gerüstet wie die Ritter, besonders fehlten ihnen die festen Schutzwaffen (Schild, Helm, Kettenhemd), auch waren sie nicht so geübt im Kämpfen wie die Ritter, die von Jugend auf das Führen der Waffen wie ein Handwerk gelernt hatten. — Zusammenfassung: Sieg des Königs über die Sachsen. Vierter Abschnitt: Die Ausnutzung des Sieges. Wie der König seinen Sieg über die Sachsen ausnutzte. Was werden die besiegten Sachsen nun thun? Sie werden einsehen, daß jeder Widerstand gegen die Übermacht des Königs vergeblich ist, und werden sich daher ihm unterwerfen. Und welche Bedingungen 3*

10. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 47

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 47 — ihre oberste Pflicht, dem Kaiser zum Reichskrieg zu folgen (Sachsenkrieg!); und als ihnen der Papst durch den Bann einen guten Vorwand giebt, verweigern sie sogar allen Gehorsam, setzen ihren König ab und geben einem auswärtigen Fürsten, dem Papst, die Verfügung über die Krone. Die Hauptquelle dieser Macht war die Erblichkeit ihrer Lehen (daher unabsetzbar) und ihr Zusammenhalten gegen den König. Iv. 2. Die Fürsten unter Karl d. G.: Beamte; unter Heinrich I.: selbständige Stammeshäupter und Landesherren; unter Otto J.: absetzbare Beamte; unter Heinrich Iv.: erbliche Landesherren, die das Reich mitregieren und sich sogar Über den König stellen. Iii. 3. Vergleich des Abfalles der Sachsen und der Fürsten mit dem Abfall Absaloms von David, Israels von Rehabeam (Beweggründe, schlimme Folgen, Unrecht gegen Gottes Gebot und Treubruch). Die Fürsten entschuldigen zwar ihren Abfall vor der Welt mit dem Bann, der alle Eide löse. Aber reicht diese Entschuldigung aus vor dem Gewissen und vor dem Worte Gottes? Das Gewissen sagt uns: Jedes Versprechen, das wir gegeben, und jede Pflicht, die wir auf uns genommen haben, müssen wir erfüllen; nur der, dem wir etwas gelobt haben, kann uns davon entbinden, sonst niemand. Die Fürsten begingen also einen Wortbruch und Treubruch, und das ist eine Sünde wider das Gewissen und ihren Herrn. Sie begingen aber auch eine Sünde Qe9et\ Gott, benn sie hatten Treue und Gehorsam unter feierlicher Anrufung Gottes geschworen, und biefer Eib konnte von keinem Menschen, auch nicht vom Papst gelöst werben. Und sie brachen diesen Eid nur, um eine neue Sünde gegen Gott hinzuzufügen; denn wenn sie ihre Obrigkeit, den König, mißachten, so mißachten sie auch Gott der die Obrigkeit eingesetzt hat (vergl. 1. Einheit Iv. 3. Röm. 13, 1—7). 3u dieser Sünde sind sie auch nur durch Habsucht und Herrschsucht gebracht worden, und die Folge dieser Sünde war die Schande ihres Königs und die Schande des Reiches, für dessen Ehre sie doch sorgen sollen. Was lernen wir daraus'? Iv. 3. Der Eid i)t unlöslich, denn er ist Gott geschworen, und die Schrift sagt: Du sollst Gott deinen Eid halten (Matth. 5, 33). Zur Gottesfurcht gehört auch der Gehorsam gegen die Obrigkeit, denn sie ist „von Gott verordnet" (Röm. 13, 1—2); Darum sagt die Schrift: Fürchtet Gott, ehret den König! (1. Petr. 2, 17.) Iv. 4. Kulturhistorisches: Rechte des Königs (in Sachsen); Ritterheer und Bauernheer (Überlegenheit, Haß); Kirchenschändung; Auftreten und Vorrechte der Stadt Worms. V. Durchlaufen und Verbinben der Thatsachen der 1. und der 2. Einheit.
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