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1. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 120

1891 - Dresden : Höckner
— 120 — kurzem den Sturz des „falschen Königs" verkündigte. Jedoch die ganze Lombardei erklärte sich jetzt gegen den Papst, und seitdem Heinrich zu den alten Formen des Königtums zurückgekehrt war, schloß sich seine Partei in Deutschland immer enger um ihn zusammen. Auf einer Synode zu Brixen erneuerten deutsche und lombardische Bischöfe im Beisein des Königs den Beschluß einer deutschen Synode zu Mainz, die Absetzung Gregors Vii. betreffend, und erhoben den Erzbischof Wibert von Ravenna (Clemens Hi.) zum Gegenpapst. Rudolf aber bezahlte 1080 am 15. Oktober 1080 in der Schlacht bei Hohenmölsen an der Weißen Elster seinen Sieg mit dem Leben (Grab im Dome zu Merseburg), und damit zersiel auch seine Partei. 8. Das gab auch dem Kampfe Heinrichs Iv. mit Gregor Vii. die entscheidende Wendung. Im Frühjahr 1081 brach der König mit geringen Streitkräften nach Italien auf und rückte ohne Widerstand bis vor Rom, wo der Papst ihn trotz seiner jetzt verzweifelten Lage (Ungehorsam der Vasallen Mathildens, Zug Robert Guiscards gegen Byzanz) voll unerschütterlichen Selbstvertrauens erwartete. Erst nach längerer Einschließung und Bestürmung vermochte Heinrich 1083 die Leostadt zu nehmen und seinen Papst nach dem St. Peter zu führen. Die Über- 1084 gäbe Roms selber erkaufte er erst 1084 mit byzantinischem Golde und empfing nunmehr aus der Hand Clemens' Iii. die Kaiserkrone. Doch Gregor Vii. behauptete sich in der Engelsburg, und vor der Übermacht der anrückenden Normannen Robert Guiscards mußte Heinrich die Stadt wieder räumen, die nun von jenen geplündert wurde. Unter den Verwünschungen der Römer folgte der Papst den abziehenden Normannen nach Sa- 1085 lerno. Hier ist er, unbeugsam bis zum letzten Augenblick, 1085 gestorben d) Der Sieg des Papsttums 1085—1095. 1. In Deutschland hatte die Gegnerschaft Heinrichs Iv. an Stelle Rudolfs 1081 den luxemburgischen Grasen Hermann von Salm zum König erhoben, der Tod Ottos von Nordheim (1083) indessen der deutschen Adelsbewegung die treibende Kraft genommen. Als jetzt der Kaiser siegreich heimkehrte, kam ihm *) Seine letzten Worte: Dilexi iustitiam et odi iniquitatem, propterea morio • in exilio.

2. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 122

1891 - Dresden : Höckner
— 122 — Welfen wie Zähringer versöhnten sich mit dem Kaiser >) (1098 Königswahl und 1099 Krönung seines Sohnes Heinrichs V.). Dieser aber bemühte sich nun vor allem, im Bunde mit der Kirche den Landfrieden in Deutschlaub herzustellen. Doch dabei stieß er auf den zähen Widerstand der ritterlichen Vasallen. Um ihnen einen Ersatz zu schaffen und zugleich den Glanz der Kaiserkrone zu erneuern, dachte Heinrich an ihrer Spitze das Werk des Papstes im Morgenlande zu vollenden. Allein der hierzu erforderliche Ausgleich mit biefem scheiterte an der Hartnäckigkeit Paschalis Ii., der ihn schon 1102 aufs neue gebannt hatte. 2. Infolge bessert erhob sich gegen den „gebannten" Kaiser, den Träger der Friedenspolitik zu Gunsten der erwerbenden Stände und der emporstrebenben Ministerialen, aufs neue der mißvergnügte kriegerische Laienabel. Seinen Führer fanb er 1104 in des Kaisers zweitem Sohne (Konrab j 1101 zu Florenz), dem ehrgeizigen Heinrich V., und die meisten Bischöfe schlossen sich ihm an, ans Groll über die Ausbeutung ihrer Mittel für das Reich und über die Begünstigung der stäbtischen Bewegung durch den Kaiser. Dieser, bei einer Zusammenkunft in Coblenz (1105) von seinem Sohne überlistet und auf der Burg Böckel-heim an der Nahe gefangen gesetzt, würde zu Ingelheim zur Abdankung gezwungen. Aber von hier entfloh er zu dem treuen Bischof Otbert nach Lüttich, um mit Hilfe der rheinischen Bürgerschaften den Kampf um die Krone aufs neue zu beginnen. Da 1106 setzte 1106 dem unnatürlichen Streite sein plötzlicher Tod ein Ziel (Schicksale der Kaiserleiche bis zu ihrer Bestattung im Dome zu Speier 1111)2). 3. Heinrich V. 1106—1125 und das Wormser Concordat. 1. Obwohl durch die päpstliche Partei auf den Thron gelangt, nahm Heinrich V. doch sofort mit der zähen Thatkraft seines Geschlechts und noch größerer Schlauheit und Härte als sein Vater den Kampf um die Rechte der Krone wieder auf. Da Paschalis Ii., gehoben durch den Erfolg des 1. Kreuzzugs (S. 128) und gestützt auf Frankreich und England .(Ver- 2) Welf erhielt Baiern, Berthold bort Zähringen die Domäne Zürich mit dem Herzogstitel, dessen Neffe Hermann nannte sich bald darauf Markgraf von Baden (Burg im nördlichen Schwarzwald). 2) Brunonis de bell. Sax.: Verum ille homo regium semper in Omnibus adversis animmn gerebat, mori quam vinci malebat.

3. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 106

1891 - Dresden : Höckner
— 106 — Frankreich stammenden Gottesfriedens (Treugadei) mitwirkte, nahm er in Deutschland das Friedenswerk persönlich in die Hand (Versöhnungsgelübde auf der Synode zu Constanz 1043).° Die Kirchenreform aber war nicht durchzuführen ohne die Mitwirkung des Papsttums, das damals völlig entartet war. 10. Deshalb erschien Heinrich Iii. 1046 in Italien als Richter und Reformator des Papsttums. Auf zwei Synoden zu Sutri in Tuscien und in Rom ließ er die Absetzung der drei simonistischen Päpste beschließen und erhob den reformfreundlichen Bischof Suidger von Bamberg als Clemens Ii. auf den päpstlichen Stuhl. Aus seinen Händen empfing Heinrich dann 1046 Weihn. 1046 die Kaiserkrone. Dazu fügten Geistlichkeit und Adel Roms mit dem Patriciate das Recht der ersten Stimme bei der Papstwahl, so daß ihnen selbst nur noch das Vorschlagsrecht blieb. Damit trat der Kaiser als Herr des Papsttums an die Spitze der gesamten abendländischen Kirche. 11. In Unteritalien belehnte Heinrich Iii. 1047 die normannischen Grafen mit ihren Eroberungen, Radulf mit Aversa und Drogo, den Sohn Tankreds von Hauteville, mit Apulien. Die eifrigen Reformbestrebungen Clemens' Ii. setzten dessen vom Kaiser erhobene deutsche Nachfolger im engen Einverständnis mit diesem fort, vor allem Leo Ix. (Bruno von Toul auf Nationalconcilien in Deutschland und Frankreich. 12. Allein auf der Höhe seiner kaiserlichen Weltmacht sah Heinrich Iii. die Grundlage derselben, die deutsche Königsmacht, schwanken. Er hatte die Politik seines Vaters namentlich dem Herzogtum gegenüber aufgegeben, und so erhob sich jetzt gegen das mit der Kirche eng verbundene übermächtige Königtum der deutsche Laienadel, insbesondere der schon seither aufsässige Herzog Gottfried der Bärtige von Oberlothringen. Deffen anfängliche Erfolge weckten sofort aufrührerische Gedanken in und außerhalb Deutschlands. 13. In Sachsen regten sich die Billunger, besorgt um ihre Stellung infolge der Verlegung der königlichen Residenz nach Goslar (Kaiserpfalz und Dom) und des vertrauten Verhältnisses, in welchem der Kaiser zu dem ehrgeizigen Erzbischof Adalbert von Bremen-Hamburg stand. Denn dieser gedachte nach der mit Knuds d. Gr. Tode (1035) begonnenen Auflösung der englischdänischen Seeherrschaft sein Bistum zum Patriarchat der germanischen Nord- und Ostseelande zu erheben. Gleichzeitig wurden

4. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 132

1891 - Dresden : Höckner
— 132 — einzige Tochter Gertrud 1127 mit dem jungen und ehrgeizigen Herzog Heinrich dem Stolzen und begründete dadurch die verhängnisvolle Feindschaft zwischen den Hohenstaufen und Welsen. ^) Die staufische Partei stellte Konrad (Iii.) als Gegenkönig auf, der sich freilich weder in Deutschland noch in Italien (Krönung zu Monza 1129) behaupten konnte. 3. Um den Hohenstaufen ihren Rückhalt in Italien vollends zu entziehen, aber auch um den Schützling Bernhards von Clairvaux und der Cistereieuser, den von ihm und den deutschen Fürsten anerkannten Papst Innocenz Ii. nach Rom zu führen, ging 1133 Lothar 1132 mit einem kleinen Heere über die Alpen. 1133 empfing er im Lateran die Kaiserkrone, freilich ohne die widerspenstigen lombardischen Städte unterwerfen und auch ohne den von den Cluniaeenfern und von dem mächtigen Normannenkönig Roger Ii. von ©teilten2) unterstützten Gegenpapst Anaklet Ii. aus der Leostadt vertreiben zu können. Die Mathildischen Allode (Tuseien) erhielt er von Jnnoeenz Ii. nur auf Lebenszeit und gegen einen Jahreszins, mit der Zusicherung, daß sie nach seinem Tode aus Heinrich von Baiern als lebenslängliches Lehen übergehen sollten. 4. Dieser gewaltigen sächsisch-welfischen Machtbildung gegenüber gaben die Hohenstaufen ihren Widerstand auf. Sie unter- 1135 warfen sich dem Kaiser 1135, und diesem huldigten, wie vorher schon der Dänenkönig und die Fürsten der Wagrier und Obodriten, so jetzt auch Polen. Auf seinem zweiten Römerzuge 1136 bis 1137 unterwarf Lothar an der Spitze eines glänzenden Heeres (Konrad Bannerträger) nicht nur die lombardischen Städte, sondern Vertrieb auch den König Roger H aus seinen festländischen Besitzungen. Doch der Plan, demselben nach Sieilien ') Otto Fris. de gest. Frid. Ii, 2: Duae in Eomano orbe apud Galliae Germaniaeve fines famosae familiae hactenus fuere, una Heinricorum de Gweibelinga, alia Gwelforum de Altorf, altera imperatores, altera magnos duces producere solita. Istae — frequente sese invicem aemu-antes rei publicae quietem multotiens perturbarant. 2) Von den drei normannischen Staaten im Süden Italiens, der Großgrafschaft Sicilien, der Grafschaft Capua und dem Herzogtum Apulien-Calabrien war das letztere nach dem Ausgange seines Herrschergeschlechtes von Roger Ii. von Sicilien, dem Neffen Robert Guiscards, in Besitz genommen worden. Zur Sicherung seiner Erwerbung erkannte derselbe die päpstliche Oberhoheit an und erlangte dann auch gegen die Zusicherung seines Beistandes von Anaklet Ii. die Erhebung zum „König von Sicilien".

5. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 134

1891 - Dresden : Höckner
— 134 — verwitweten Gertrud (f 1144) vermählte. Indessen Welf Iii., der Baiern für sich beanspruchte, nahm den Kampf bald wieder auf, und als er sich — nach mehrjähriger Unterbrechung desselben durch den zweiten Kreuzzug — 1150 endlich unterwarf, trat Heinrich der Löwe mit seinen alten Ansprüchen auf Baiern 1152 hervor. So hinterließ Konrad bei seinem Tode 1152 ein im Innern zerrüttetes und auch nach außen, insbesondere in Italien, in seinem Ansehen schwer geschädigtes Reich. 3. Der 2. Kreuzzng 1147 — 1149 und die Niederlage der kirchlichen Politik. 1. Unterdessen hatte aber auch die kirchliche Politik eine doppelte schwere Niederlage erlitten. Papst Innocenz Ii. hatte zwar nach dem Tode Anaklets Ii. (1138) allgemeine Anerkennung gefunden, dennoch aber 1141 Roger Ii. mit Apulieu-Calabrieu Belehnen müssen, und 1141 brach seine weltliche Gewalt in Rom selbst zusammen infolge einer politisch-religiösen Erhebung, an deren Spitze der Mönch Arnold von Brescia, ein Schüler Abälards (S. 157) stand. Den Nachfolgern Innocenz' Ii. gelang es ohne die Unterstützung des deutschen Königs weder den Senat auf dem Kapitol zu stürzen (Lucius Ii. f 1145 beim Sturm aus das Kapitol), noch sich der Abhängigkeit von Roger Ii. zu entziehen. 2. Noch weilte der Papst Eugen Iii. in der Verbannung, als ihm die Wirren des Orients die Hoffnung auf Rettung eröffneten. Während das Königtum in Jerusalem in die schwachen Hände des 13 jährigen Balduin Iii. überging, eroberte der türkische Emir Emad-eddin Zenki von 1144 Mosul 1144 die Stadt Edessa, die Vormauer der christlichen Herrschaft. Bei der Kunde hiervon erwachte im Abendlande aufs neue der Gedanke einer Kreuzfahrt. In dem gewaltigen Abte Bernhard von Clairvaux, den der Papst nunmehr mit der Kreuzpredigt beauftragte, fand er den beredtesten Fürsprecher. Nachdem sich in Frankreich der junge König Ludwig Vii. selbst noch 1145 und mit ihm immer neue Massen des französischen Volkes zur Annahme des Kreuzes bereit erklärt hatten, gelang es Bernhard Weihn. 1146 zu ©Peter auch den widerstrebenden König Konrad Iii.! und mit ihm die deutsche Laienwelt in die Kreuzzugsbewegung hereinzuziehen. 3. Während die norddeutschen Fürsten sich zu einem, freilich verfehlten Kreuzzuge gegen die heidnischen Slawen an der Ostsee rüsteten, brach Konrad Iii. mit seinem jungen Neffen Friedrich von Schwaben, dem Bischof Otto von Freising (S. 137), Wels it. a. alt der Spitze zahlreicher, allerdings auch durch einen Troß zuchtlosen Volkes beschwerter Heerscharen rll47 im Frühjahr 1147 von Regensburg aus und gelangte dem französischen Heere voran nach Constantinopel. Aber der verwegene Versuch, mit dem Hauptheere von Nicäa aus auf der Straße des ersten Kreuzzugs über Doryläum nach Jconium vorzubringen, endete rasch in einem fluchtartigen Rückzug. Mit den Trümmern des Heeres schloß sich der König in Nicäa den Franzosen an, zum gemeinsamen Zuge an der Küste Kleinasiens entlang. Doch Krankheit und die fortgesetzten Mißhelligkeiten zwischen beiden Nationen bestimmten ihn von Ephesus aus zur Rückkehr nach Constantinopel.

6. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 89

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 89 — Kaiser, Habsucht) nicht mehr um das Reichsgesetz kümmerten und die Übelthäter nicht mehr bestraften, so konnte sie niemand dazu zwingen. Das ist freilich ein trauriges Reich, das nicht einmal seine Bürger vor Dieben, Räubern und Mördern schützen kann. Aber die Habsucht und Herrschsucht der Fürsten war schuld daran, nicht der Kaiser, der ja gerne allen bedrängten Deutschen geholfen hätte. — Zusammenfassung. Kulturhistorisches: Unsicherheit von Leben und Eigentum der Bürger; Fehdelust und Fehderecht; Gottesfriede und Reichsfriede; grausame Strafen. Schwur auf das Crucifix. Zweites Stück: Der Sturz des gebannten Kaisers. Ziel: Wie der junge König Heinrich nach dem Throne seines Vaters strebte. I. Habt ihr das erwartet? Nein, denn der heilige Eid und das vierte Gebot mußten den Jüngling davon abhalten. Was wird ihn aber dennoch dazu bewogen haben? Ratschläge der unzufriedenen Fürsten, Verlockungen von Anhängern des Papstes, eigener Ehrgeiz (wie bei Conrad). Da wissen wir auch gleich, wer auf seiner Seite stehen wird? Die unzufriedenen Fürsten, der Papst und seine Anhänger; ihm hilft auch noch der auf feinem Vater liegende Bann (wie so?) und der Umstand, daß er als Sohn und Erbe des Kaisers schon zum König gekrönt ist (wie so?). Ob dem bösen Sohn sein böser Plan gelingen wird? Ii. a. Darbietung des Stoffes in geeigneten Abschnitten (vergl. das Lesebuch!) mit Einwebung von Vermutungen, Spekulationen und Erläuterungen. (Siehe die Anmerkung zum 1. Stück!). Zur Erläuterung. _ Die Besprechung des Thatsächlichen wird sich hier vielfach mit der Stufe Ii. b berühren, da das sittliche Urteil über die abscheulichen Handlungen sich von selbst aufdrängt. Stoffübersicht: Des jungen Königs Beweggründe, Vorbereitungen, Verrat; des Kaisers Abdankung, Flucht und Ende. Besprechung der angegebenen Beweggründe, des letzten Zweckes (Entsetzung des Vaters) und der angewandten Mittel (Öffentliche Erklärungen, Botschaft an den Papst, Sammlung eines Heeres. Überlistung in Coblenz, Gefangennahme in Bingen, Zwang zur Abdankung). Welchen Zweck hatte die Botschaft nach Rom? Wie kam es, daß der aufrührerische Sohn so viel Anhänger fand? (vergl das erste Stück). Gedanken des Vaters bei der Kunde von der Empörung? Warum vermied der Sohn den Kampf mit den Waffen? (Sieg zweifelhaft; Blutvergießen im Kampf mit dem Vater ein Schandmal für den Sohn in den Augen der Menschen; andere Mittel führen sicherer zum Ziel). Welchen Zweck hat der junge Heinrich bei der friedlichen Unterredung

7. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 35

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 35 — Feind, der ihn noch weit entfernt glaubte. Vor dem sächsischen Lager wirbelten dichte Staubwolken auf. Die Sachsen erkannten die Gefahr, und Schrecken ergriff sie. In toller Wut schrie alles nach Waffen und Pferden. Die Fürsten, ihre Mannen und alle, die Pferde hatten, eilten aus dem Lager und stürzten in einem dichten, verworrenen Knäuel auf die vorderste Schaar der Königlichen los. Die Bauern aber blieben im Lager und warteten voll Angst auf den Ausgang des Kampfes. Die Schwaben wankten vor den furchtbaren Schwerthieben der Sachsen; aber die Bayern kamen ihnen zu Hilse, die Franken griffen den Feind von der Seite an, der König mit seiner auserlesenen Schaar that Wunder der Tapferkeit — da wandten sich die ermatteten Sachsen zur Flucht und sprengten zurück zum Lager. Zugleich mit ihnen waren aber auch die Sieger dort. (Was wird jetzt geschehen? Das Lager kann nicht mehr verteidigt werden; die berittenen Edlen werden sich durch die Schnelligkeit ihrer Pferde retten, die Bauern sind verloren. Bestätigung.) Da jagten die sächsischen Reiter nach der andern Seite des Lagers davon; ihre schnellen und frischen Pferde retteten sie vor den Verfolgern. Nun fielen die Königlichen wütend über die Bauern her und metzelten sie nieder; wer ihrem Schwert entrann, ertrank in der Unstrut; achttausend Bauern verloren hier ihr Leben. Das reich ausgestattete Lager der Sachsen wurde geplündert, der Sieg war gewonnen. Zur Erläuterung: Wie kam es zum Sieg über die Sachsen? (Bereitwilligkeit der Fürsten, großes Heer, Klugheit des Heerführers; dadurch Überraschung ver ungeordneten Feinde durch das geordnete Heer. Tapferkeit der Königlichen und des Königs. Stimmung des Königs während des Kampfes und im Siege). An der Geschichte fällt mir mancherlei auf, zunächst, daß der Papst die Kirchenschänder nicht bestrafte (wie? Bann). Er lebte schon damals im Streit mit dem König und wollte daher seinen Gegner nicht durch Schwächung der Empörer stärken. Da sieht man deutlich: Er bestraft die Frevel gegen die Kirche nur, wenn es ihm nützt; er war nicht gerecht, sonst müßte er jeden Frevel bestrafen. Warum metzelten die Ritter so wütend die Bauern nieder? Sie wollten die Bauern dafür züchtigen, daß sie sich erlaubten, ritterliche Waffen zu tragen. Aber die achttausend bewaffneten Bauern konnten sich doch wehren? Sie waren nicht so gut gerüstet wie die Ritter, besonders fehlten ihnen die festen Schutzwaffen (Schild, Helm, Kettenhemd), auch waren sie nicht so geübt im Kämpfen wie die Ritter, die von Jugend auf das Führen der Waffen wie ein Handwerk gelernt hatten. — Zusammenfassung: Sieg des Königs über die Sachsen. Vierter Abschnitt: Die Ausnutzung des Sieges. Wie der König seinen Sieg über die Sachsen ausnutzte. Was werden die besiegten Sachsen nun thun? Sie werden einsehen, daß jeder Widerstand gegen die Übermacht des Königs vergeblich ist, und werden sich daher ihm unterwerfen. Und welche Bedingungen 3*

8. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 47

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 47 — ihre oberste Pflicht, dem Kaiser zum Reichskrieg zu folgen (Sachsenkrieg!); und als ihnen der Papst durch den Bann einen guten Vorwand giebt, verweigern sie sogar allen Gehorsam, setzen ihren König ab und geben einem auswärtigen Fürsten, dem Papst, die Verfügung über die Krone. Die Hauptquelle dieser Macht war die Erblichkeit ihrer Lehen (daher unabsetzbar) und ihr Zusammenhalten gegen den König. Iv. 2. Die Fürsten unter Karl d. G.: Beamte; unter Heinrich I.: selbständige Stammeshäupter und Landesherren; unter Otto J.: absetzbare Beamte; unter Heinrich Iv.: erbliche Landesherren, die das Reich mitregieren und sich sogar Über den König stellen. Iii. 3. Vergleich des Abfalles der Sachsen und der Fürsten mit dem Abfall Absaloms von David, Israels von Rehabeam (Beweggründe, schlimme Folgen, Unrecht gegen Gottes Gebot und Treubruch). Die Fürsten entschuldigen zwar ihren Abfall vor der Welt mit dem Bann, der alle Eide löse. Aber reicht diese Entschuldigung aus vor dem Gewissen und vor dem Worte Gottes? Das Gewissen sagt uns: Jedes Versprechen, das wir gegeben, und jede Pflicht, die wir auf uns genommen haben, müssen wir erfüllen; nur der, dem wir etwas gelobt haben, kann uns davon entbinden, sonst niemand. Die Fürsten begingen also einen Wortbruch und Treubruch, und das ist eine Sünde wider das Gewissen und ihren Herrn. Sie begingen aber auch eine Sünde Qe9et\ Gott, benn sie hatten Treue und Gehorsam unter feierlicher Anrufung Gottes geschworen, und biefer Eib konnte von keinem Menschen, auch nicht vom Papst gelöst werben. Und sie brachen diesen Eid nur, um eine neue Sünde gegen Gott hinzuzufügen; denn wenn sie ihre Obrigkeit, den König, mißachten, so mißachten sie auch Gott der die Obrigkeit eingesetzt hat (vergl. 1. Einheit Iv. 3. Röm. 13, 1—7). 3u dieser Sünde sind sie auch nur durch Habsucht und Herrschsucht gebracht worden, und die Folge dieser Sünde war die Schande ihres Königs und die Schande des Reiches, für dessen Ehre sie doch sorgen sollen. Was lernen wir daraus'? Iv. 3. Der Eid i)t unlöslich, denn er ist Gott geschworen, und die Schrift sagt: Du sollst Gott deinen Eid halten (Matth. 5, 33). Zur Gottesfurcht gehört auch der Gehorsam gegen die Obrigkeit, denn sie ist „von Gott verordnet" (Röm. 13, 1—2); Darum sagt die Schrift: Fürchtet Gott, ehret den König! (1. Petr. 2, 17.) Iv. 4. Kulturhistorisches: Rechte des Königs (in Sachsen); Ritterheer und Bauernheer (Überlegenheit, Haß); Kirchenschändung; Auftreten und Vorrechte der Stadt Worms. V. Durchlaufen und Verbinben der Thatsachen der 1. und der 2. Einheit.

9. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 191

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 191 — Allgemeinesziel: Diese Fragen wollen wir nun miteinander beantworten. Stoffübersicht (8 Stücke): 1. Die kaiserlose Zeit" vor Rudolf von Habsburg. 2. Die „kaiserlose Zeit" eine Zeit des „Faustrechtes". 3. Die Wahl Rudolfs von Habsburg. 4. Rudolfs Sorge für den Landfrieden. 5. Rudolfs Kampf mit Ottokar von Böhmen. 6. Rudolfs Regierung. 7. Rudolfs Tod. 8. Was sich das Volk von König Rudolf erzählte. Erstes Stück: Die „kaiserlose" Zeit vor Rudolf von Habsburg. Zielfrage: Wie war es möglich, daß es damals im deutschen Reich eine „kaiserlose" Zeit gab? Erstes Unterzieh Was war aus dem Kaifergefchlecht der Hohenstaufen geworden? I und Iia. Als wir zur Betrachtung der Kreuzzüge den Blick von Deutschland abwandten, herrschte in unserem Vaterlande der mächtige Hohenstause Friedrich Barbarossa. Schon vor ihm war ein Hohen-staufe Kaiser gewesen (Conrad Iii.), und nach ihm kam die Krone an feinen Sohn Heinrich Vi., der, wie wir wissen (Richard Löwenherz) mit den Welfen in Deutschland und mit den Normannen in Sizilien zu kämpfen hatte, und der auch schließlich, wie wir hier einschalten können, das von ihm erheiratete Königreich Neapel-Sizilien eroberte. Nach ihm regierte, wie wir ebenfalls schon gehört haben, ein andrer Sohn Barbarossas, Philipp, der aber mit einem vom Papst und den geistlichen Fürsten eingesetzten Gegenkönig (Otto Iv., ein Sohn Heinrichs des Löwen) zu kämpfen hatte. Der nun allein regierende Gegenkönig wurde aber von dem gewaltigen Papst Innocenz als ungehorsam verworfen und durch den gegen ihn gesandten Friedrich Ii. (Sohn Heinrichs Vi., Enkel Barbarossas) verdrängt. Dieser Friedrich war nun zugleich Herr von Deutschland und Italien (Ober- und Unteritalien) und wurde wegen dieser Übermacht von dem folgenden Papst aufs schärfste bekämpft (Bann, Kreuzzug). Der Kampf entbrannte bald nach dem Kreuzzug von neuem: Friedrich in Italien gegen Papst und Lombarden, sein Sohn Conrad in Deutschland gegen 2 von der päpstlichen Partei nacheinander aufgestellte Gegenkönige; Bannspruch des Papstes mit Verfluchung und Entsetzung des „ketzerischen und kirchenräuberischen Geschlechtes" der Hohenstaufen; Sieg des Kaisers über die Lombarden, zornige Briefe des Kaisers gegen den herrschsüchtigen Feind Christi in Rom. Friedrich starb unbesiegt; freilich Deutschland, das er die letzten 15 Jahre seines Lebens gar nicht besucht hatte, war für die Hohenstaufen so gut wie verloren, aber fein Königreich Unteritalien hatte er festgehalten, und ebenso nach ihm sein Sohn Conrad, der vor dem päpstlichen Gegenkönig aus Deutschland weichen mußte. Als dieser vier

10. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 59

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 59 — dem eroberten Lande zu geben, ihn zu betrügen. So entsteht auch hier ein Unrecht aus dem anderen, wie bei Adam und Eva, Kain, Josephs Brüdern, bei Ludwig dem Springer, als er die Wartburg baute; auch hier gilt das Sprüchwort: Eine Sünde ist der anderen Mutter. 3. Der Frankenkönig? — Dieser hätte dem Boten antworten sollen: „Sage Deinem Herrn, daß ich mich mit solchen schlechten Dingen nicht abgebe. Ich fange nur Krieg an, wenn ich gerechte Ursache habe, aber nicht ans Habsucht. Auch will ich nicht helfen. daß ein Bruder den andern beraubt und tötet, denn Brüder sollen sich lieben!" So sagt aber der Frankenkönig leider nicht, denn er ist auch herrsch- und habsüchtig, und es ist ihm ganz gleichgültig, ob das Werk, zu dem er sich mit dem Thüringerkönig verbindet, ein gutes oder schlechtes ist. Darum geschieht es ihm ganz recht, daß er von dem Thüringerkönig betrogen wird. Der eine ist so schlecht wie der andere. Iii. 1. Ihr kennt schon eine Geschichte, in welcher erzählt wird, wie eine Frau einen Mann zum Bösen verführen will. — Die Frau Potiphars wollte Joseph zur Sünde verleiten, aber Joseph ließ sich nicht verführen, sondern antwortete: „Wie sollt' ich ein so großes Übel thun und wider meinen Gott sündigen!" Nun war freilich der Thüringerkönig noch ein Heide und kannte Gott nicht, aber das wissen auch die Heiden, daß man seinen Bruder nicht berauben und gar töten darf. Auch die Heiden haben ein Gewissen. (Iv, 1.) 2. Vergleich mit dem Brudermord Kains. — Kain wurde nicht durch eine andere Person gereizt, sondern durch seine eigenen schlechten Gedanken, durch Neid und Haß. Diese Gedanken verleiten ihn zum Mord an seinem Bruder („wer seinen Bruder hasset, der ist ein Totschläger") wie das falsche Ehrgefühl und die Herrschsucht den Thüringerkönig. Weder Kain noch der Thüringerkönig herrschen über die Sünde, wie Gott es von den Menfchen verlangt, und wie es Jofeph that, fondern lassen ihr ihren Willen. Wie Ketin Neid und Haß hätte unterdrücken sollen, so hätte der Thüringerkönig den Anreizungen seiner Frau und den Einflüsterungen seiner eignen Herrschsucht widerstehen sollen, ebenso der Frankenkönig. (Iv, 2.) 3. Erinnerung an den Mord Ludwigs des Springers. 4. Früher herrschte über Thüringen ein König, später ein Landgraf. — Der König hatte niemand über sich, der Landgraf den Kaiser. Ein König ist selbständig. (Iv, 3.) Iv. 1. „Dein Leben lang habe Gott vor Augen und im Herzen und hüte dich, daß du in keine Sünde willigest und thust wider Gottes Gebot!" — Du sollst nicht töten! (5. Gebot.) 2. „Wenn du fromm bist, so bist du (Gott) angenehm, bist du aber nicht fromm, so ruhet die Sünde vor der Thür. Aber laß du ihr nicht ihren Willen, sondern herrsche über sie!" 3. Stichwort: „König''. (Dieser Titel ist wohl schon früher aufgetreten, aber daß derselbe den Begriff der Selbständigkeit in sich schließt, wird erst durch obigen Vergleich klar.) (Einzutragen.)
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TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
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