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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 152

1894 - Dresden : Ehlermann
152 Zeit der Gärung, — § 51. Regierungszeit Friedr. Wilhelms Iv. b) Politisch. Die Demagogen werden der Haft entlassen, die Untersuchungen eingestellt; Ernst Moritz Arndt wieder in Wirksamkeit, Jahn der Polizeiaufsicht ledig, Berufung von Jakob Grimm an die Berliner, von Dahlmann an die Bonner Universität, Professoren, die nach dem Verfassungsbruch Ernst Augusts von Hannover* aus Göttingen vertrieben waren. Patriotische Regung im Volke bei Kriegsdrohung Frankreichs.** [Nikolaus Beckers Lied: „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein.“ Entstehung der ,,Wacht am Rhein“ von Max Schneckenburger.] Absicht des Königs, das Volk zu verfassungsmässiger Freiheit zu erziehen. Mittel: Ausbau der Provinzialstände. Daher Nichtverleihung einer Verfassung! Missstimmung darob, genährt durch Begünstigung rückläufiger politischer Richtungen seitens des Königs. c) Kirchlich. Versuch der Kirche eine Verfassung zu geben. Berufung von Kreis- und Provinzialsynoden. 1846 tagt eine Generalsynode zu Berlin. Dem 1848 begründeten „Oberkirchenrat“ werden die Befugnisse des Königs als obersten Bischofes übertragen. Aber Nachgiebigkeit gegen die Ansprüche von katholischen Geistlichen bei gemischten Ehen und Begünstigung kirchlicher Unduldsamkeit! Eine Zeit kirchlicher Bewegungen beginnt. Bildung freier Gemeinden (die protestantischen ,,Lichtfreunde“, die ,,deutsch-katholische Gemeinde“). Gründung des Gustav-Adolf-Vereins. d) National. Versuche zur Herbeiführung einer „tiefgehenden Aufrichtung des deutschen Bundes“, freilich vergeblich ! Verheißungsvolle Worte bei Grundsteinlegung zum Kölner Dom. — Erwachen deutschen Nationalgefühls im Volke beim ersten Auftauchen der Schl es wig-Ho Isteini -sehen F rage! [Bei der Erhebung des Grafen von Oldenburg auf den dänischen Königsthron und dessen Erwählung zum Herzoge von Schleswig und Grafen von Holstein war (1460) festgesetzt worden, dass beide Länder selbständig auf * Nachfolger Wilhelms Iv. nach salischem Rechte als männlicher Erbe. In England, wo die weibliche Erbfolge gilt, folgt Wilhelms Nichte, Viktoria, die jetzige Königin von England. Ernst August hebt 183' die Verfassung auf. 7 Göttinger Professoren protestieren und müssen das Land verlassen. ** Infolge der Parteinahme Preussens für den Sultan im Kriege Mehemed Alis (§ 48, Iii.) gegen die Pforte. Moltke kriegerischer Ratgeber des Sultans.

2. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 111

1886 - Dresden : Höckner
111 teils die Schwche der Regentin Maria von Medici, seiner Mutter, teils die Unzufriedenheit des hohen Adels und der kniglichen Prinzen veranlate. Den Gegenstand des Kampfes bildete aber nicht die Beschrnkung der kniglichen Gewalt, son-dern die Teilnahme an derselben und die Erweiterung der adligen Vorrechte. Er verursachte zunchst die Lhmung des Staats nach auen, vorbergehend sogar seinen Anschlu an Spanien (Vermhlung Ludwigs Xbj. mit Anna, Tochter Philipps Iii.). 2. Als der Adel trotz bedeutender Zugestndnisse (Truppen, Festungen, Pensionen) zu einer bewaffneten Erhebung rstete, berief die Regenttn 1614 die Etats generaux, um Halt am dritten 1614 Stande (tiers-etat) zu finden, denen sie Reformen versprach. Dagegen erhoben sich Prinz Cond 6 und mit ihm verbndet die Hugenotten, welche von dem Bndnis mit Spanien Beein-trchtigung frchteten, und erlangten in einem kurzen Brger-kriege 1615/6 die Zulassung der Prinzen zum Staatsrat und die Gewhrleistung der hugenottischen Rechte. Indes entwanden dem Adel diese Ersolge knigliche Gnstlinge, erst Marschall d'ancre (Eoncino Concini), nach dessen vom König befohlener Ermordung (April 1617) Albert de Luhnes, der auch Maria Medici gnzlich verdrngte. Einen neuen Aufstand des Adels warf er 1620 durch den Sieg am Pont de C6 nieder, den 1620 gleichzeitigen der Hugenotten durch die rasche Besetzung von Bsarn, wo er nach der Vereinigung des Landes mit Frankreich die Kirchengter den Katholiken zurckgab. Doch wurde das Edikt von Nantes 1622 wieder besttigt. b) Frankreich unter Richelieu. 16241642. 1. Die entscheidende Wendung brachte erst 1624 der Ein- 1624 tritt Richelieus in den Staatsrat.*) Sein Ziel war nach innen die Herstellung der unumschrnkten Monarchie und die Entwicklung der Volkskraft, nach auen die Bekmpfung der spanisch-habsburgischen bermacht. Seine Gegner fand er des-halb in der Knigin-Mntter, den kniglichen Prinzen (Conds, Gaston von Orleans) und dem hohen Adel, die einen Rckhalt an Spanien hatten, seine beste Sttze im König und der kuigs- *) Jean Armand du Plessis de Richelieu, geboren 1585 aus einem eifrig katholischen Hause, verlor frh seinen Vater, wurde zum geistlichen Stande bestimmt und erhielt schon als Knabe das Bistum Luyon in Nieder-Poitou, dessen Verwaltung er erst 1608 wirklich bernahm. Dem Hofe machte er sich zuerst in den Reichsstnden von 1614 bekannt.

3. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 134

1886 - Dresden : Höckner
134 18. en" 18. Januar 1701 im Schlosse zu Knigsberg brachte 1701 8mar dem Staate keinen Zuwachs an Macht, wohl aber an uerer Geltung und spornte die Nachfolger an, dem Namen einen wirklichen Inhalt zu geben. Seine Gebietserwerbungen, zumeist aus der Erbschaft seiner Mutter Luise Henriette von Dramen (Mrs, Singen, das Oberquartier Geldern, Neufchatel und Va-lengin), blieben unbedeutend. 12. Im Innern setzte Friedrich den Ausbau der Verwal-tung fort (Ausdehnung des Privilegium de non appellando auf den ganzen Staat 1701, Oberappellationsgericht 1703), vermehrte das Heer und that manches fr die Hebung der Landes-kultur. Sein prunkvoller Hofhalt zerstrte allerdings trotz stei-gender Einnahmen das Gleichgewicht des Staatshaushalts, machte aber auch, besonders unter dem Einflu seiner geistvollen Ge-mahlin Sophie Charlotte von Hannover, der philosophischen Knigin" (| 1707), und der französisch - reformierten Kolonie Berlin auf kurze Zeit zu einem glnzenden Mittelpunkte des knstlerischen und wissenschaftlichen Lebens. A. Schlter und I. A. Rehring drckten der Hauptstadt ihr architektonisches Ge-prge auf, Leibnitz begrndete die Soeiett der Wissenschaften" 1700. Aufs wirksamste frderte die Universitt Halle, ge-grndet 1694, als Sitz neuer Richtungen der Rechtswissenschaft (Naturrecht) und Theologie (Pietismus) das Interesse des jungen Staats. b) sterreich unter Leopold I. 16571705. 1. Die drei Gruppen der Habsburgischen Gebiete (die bhmischen, sterreichischen und ungarischen Lander) waren in einer Hand erst seit Ferdinand Ii. (16191637) vereinigt, der auch Wien erst zur wirklichen Hauptstadt machte, doch staatsrechtlich nur durch die Dynastie zusammengehalten und im Innern we-sentlich von den Stnden (vor allem Adel und Klerus) und deren Beamten regiert. Die hier bei der Verschiedenheit der Na-tionalitten und Kulturverhltnisse doppelt schwierige Ausgabe, aus ihnen einen einheitlichen, monarchischen Staat zu machen, suchten die Habsburger zunchst nur durch Schwchung der stndischen Rechte und Begrndung weniger gemeinsamer Be-Hrden, nicht eines wirklichen Staatsbeamtentums, zu lsen. Allen drei Gruppen gemeinsam waren nur der Geheime Rat, der Hofkriegsrat (beide seit Ferdinand I.) und die Hoskammer, den sterreichisch-bhmischen Landen der Reichshofrat, nur rtlich

4. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 102

1886 - Dresden : Höckner
102 Elisabeth mit Friedrich V. von der Pfalz, teils aus Abneigung gegen den Aufstand der Bhmen, teils infolge seines (Strebens, sich mit Spanien gutzustellen, daher die (vergebliche) Werbung seines Sohnes Karl (I.) um die Hand einer spanischen Prin-zessin (1623). Erst 1624 erfolgte die Wendung gegen Spanien und der Anschlu an Frankreich. Jakob I. starb 27. Mrz 1625, 6. Sein Nachfolger Karl I. 16251649 war 1600 geboren, stattlich, wrdevoll, fittenrein, Gnner der Knste, aber von streng absolutistischer und hochkirchlicher berzeugung, vermhlt mit der gleichgesinnten katholischen Henriette Maria von Frank-reich, Tochter Heinrichs Iv. 7. In den Konflikt mit dem Parlament (16251629) verwickelte ihn nicht feine auswrtige Politik, denn Karl fetzte den Krieg gegen Spanien fort (1625 Zug gegen Cadix) und untersttzte das hugenottische La Rochelle gegen die kniglichen Truppen (1627), sondern der Mibrauch der Sternkammer" und die gegen den bisherigen Brauch laufende Weigerung des Par-laments, ihm die eintrglichen Hafenzlle auf lnger als ein Jahr zu bewilligen. Fhrer der Opposition war John Elliot. 8. Nach zwei Sessionen des Parlaments fhrte die Annahme der Bitte um Recht" (petition of right) seitens des ^uni Knigs, der damit die feierliche Anerkennung der Rechte des 1628 Parlaments aussprach (Juni 1628), eine scheinbare Vershnung herbei. Aber die Beibehaltung des verhaten Buckingham als Minister (ermordet August 1628), der Fall von La Rochelle trotz englischer Hilfe, der Niedergang der protestantischen Sache Miirz in Deutschland, die Forterhebung der nicht bewilligten Zlle 1629 trieben zu neuem Konflikt, und Mrz 1629 verfgte der König die Auflsung des Parlaments. 9. Whrend der parlamentslosen Regierung (1629 bis 1640) strebte der König die kirchliche und die politische Bewegung, weil eng mit einander verflochten, gleichzeitig einzu-dmmen, und zwar einerseits durch harte Behandlung der Puritaner mit Hilfe der Sternkammer und des Kirchenrats und Milde gegen die Katholiken, wobei der oberste Leiter der angli-kanifchen Kirchenverwaltung der gelehrte William Laud, Bischof von London, seit 1633 Erzbischos von Cauterbury, war, andrer-seits durch die Bemhungen, seine Finanzen von den Be-willigungen des Parlaments mglichst unabhngig zu machen, indem er veraltete Abgaben erneuerte, das Schiffsgeld (Steuer fr die Vermehrung der Flotte) einforderte und die Zlle

5. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 35

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 35 — Feind, der ihn noch weit entfernt glaubte. Vor dem sächsischen Lager wirbelten dichte Staubwolken auf. Die Sachsen erkannten die Gefahr, und Schrecken ergriff sie. In toller Wut schrie alles nach Waffen und Pferden. Die Fürsten, ihre Mannen und alle, die Pferde hatten, eilten aus dem Lager und stürzten in einem dichten, verworrenen Knäuel auf die vorderste Schaar der Königlichen los. Die Bauern aber blieben im Lager und warteten voll Angst auf den Ausgang des Kampfes. Die Schwaben wankten vor den furchtbaren Schwerthieben der Sachsen; aber die Bayern kamen ihnen zu Hilse, die Franken griffen den Feind von der Seite an, der König mit seiner auserlesenen Schaar that Wunder der Tapferkeit — da wandten sich die ermatteten Sachsen zur Flucht und sprengten zurück zum Lager. Zugleich mit ihnen waren aber auch die Sieger dort. (Was wird jetzt geschehen? Das Lager kann nicht mehr verteidigt werden; die berittenen Edlen werden sich durch die Schnelligkeit ihrer Pferde retten, die Bauern sind verloren. Bestätigung.) Da jagten die sächsischen Reiter nach der andern Seite des Lagers davon; ihre schnellen und frischen Pferde retteten sie vor den Verfolgern. Nun fielen die Königlichen wütend über die Bauern her und metzelten sie nieder; wer ihrem Schwert entrann, ertrank in der Unstrut; achttausend Bauern verloren hier ihr Leben. Das reich ausgestattete Lager der Sachsen wurde geplündert, der Sieg war gewonnen. Zur Erläuterung: Wie kam es zum Sieg über die Sachsen? (Bereitwilligkeit der Fürsten, großes Heer, Klugheit des Heerführers; dadurch Überraschung ver ungeordneten Feinde durch das geordnete Heer. Tapferkeit der Königlichen und des Königs. Stimmung des Königs während des Kampfes und im Siege). An der Geschichte fällt mir mancherlei auf, zunächst, daß der Papst die Kirchenschänder nicht bestrafte (wie? Bann). Er lebte schon damals im Streit mit dem König und wollte daher seinen Gegner nicht durch Schwächung der Empörer stärken. Da sieht man deutlich: Er bestraft die Frevel gegen die Kirche nur, wenn es ihm nützt; er war nicht gerecht, sonst müßte er jeden Frevel bestrafen. Warum metzelten die Ritter so wütend die Bauern nieder? Sie wollten die Bauern dafür züchtigen, daß sie sich erlaubten, ritterliche Waffen zu tragen. Aber die achttausend bewaffneten Bauern konnten sich doch wehren? Sie waren nicht so gut gerüstet wie die Ritter, besonders fehlten ihnen die festen Schutzwaffen (Schild, Helm, Kettenhemd), auch waren sie nicht so geübt im Kämpfen wie die Ritter, die von Jugend auf das Führen der Waffen wie ein Handwerk gelernt hatten. — Zusammenfassung: Sieg des Königs über die Sachsen. Vierter Abschnitt: Die Ausnutzung des Sieges. Wie der König seinen Sieg über die Sachsen ausnutzte. Was werden die besiegten Sachsen nun thun? Sie werden einsehen, daß jeder Widerstand gegen die Übermacht des Königs vergeblich ist, und werden sich daher ihm unterwerfen. Und welche Bedingungen 3*

6. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 47

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 47 — ihre oberste Pflicht, dem Kaiser zum Reichskrieg zu folgen (Sachsenkrieg!); und als ihnen der Papst durch den Bann einen guten Vorwand giebt, verweigern sie sogar allen Gehorsam, setzen ihren König ab und geben einem auswärtigen Fürsten, dem Papst, die Verfügung über die Krone. Die Hauptquelle dieser Macht war die Erblichkeit ihrer Lehen (daher unabsetzbar) und ihr Zusammenhalten gegen den König. Iv. 2. Die Fürsten unter Karl d. G.: Beamte; unter Heinrich I.: selbständige Stammeshäupter und Landesherren; unter Otto J.: absetzbare Beamte; unter Heinrich Iv.: erbliche Landesherren, die das Reich mitregieren und sich sogar Über den König stellen. Iii. 3. Vergleich des Abfalles der Sachsen und der Fürsten mit dem Abfall Absaloms von David, Israels von Rehabeam (Beweggründe, schlimme Folgen, Unrecht gegen Gottes Gebot und Treubruch). Die Fürsten entschuldigen zwar ihren Abfall vor der Welt mit dem Bann, der alle Eide löse. Aber reicht diese Entschuldigung aus vor dem Gewissen und vor dem Worte Gottes? Das Gewissen sagt uns: Jedes Versprechen, das wir gegeben, und jede Pflicht, die wir auf uns genommen haben, müssen wir erfüllen; nur der, dem wir etwas gelobt haben, kann uns davon entbinden, sonst niemand. Die Fürsten begingen also einen Wortbruch und Treubruch, und das ist eine Sünde wider das Gewissen und ihren Herrn. Sie begingen aber auch eine Sünde Qe9et\ Gott, benn sie hatten Treue und Gehorsam unter feierlicher Anrufung Gottes geschworen, und biefer Eib konnte von keinem Menschen, auch nicht vom Papst gelöst werben. Und sie brachen diesen Eid nur, um eine neue Sünde gegen Gott hinzuzufügen; denn wenn sie ihre Obrigkeit, den König, mißachten, so mißachten sie auch Gott der die Obrigkeit eingesetzt hat (vergl. 1. Einheit Iv. 3. Röm. 13, 1—7). 3u dieser Sünde sind sie auch nur durch Habsucht und Herrschsucht gebracht worden, und die Folge dieser Sünde war die Schande ihres Königs und die Schande des Reiches, für dessen Ehre sie doch sorgen sollen. Was lernen wir daraus'? Iv. 3. Der Eid i)t unlöslich, denn er ist Gott geschworen, und die Schrift sagt: Du sollst Gott deinen Eid halten (Matth. 5, 33). Zur Gottesfurcht gehört auch der Gehorsam gegen die Obrigkeit, denn sie ist „von Gott verordnet" (Röm. 13, 1—2); Darum sagt die Schrift: Fürchtet Gott, ehret den König! (1. Petr. 2, 17.) Iv. 4. Kulturhistorisches: Rechte des Königs (in Sachsen); Ritterheer und Bauernheer (Überlegenheit, Haß); Kirchenschändung; Auftreten und Vorrechte der Stadt Worms. V. Durchlaufen und Verbinben der Thatsachen der 1. und der 2. Einheit.

7. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 59

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 59 — dem eroberten Lande zu geben, ihn zu betrügen. So entsteht auch hier ein Unrecht aus dem anderen, wie bei Adam und Eva, Kain, Josephs Brüdern, bei Ludwig dem Springer, als er die Wartburg baute; auch hier gilt das Sprüchwort: Eine Sünde ist der anderen Mutter. 3. Der Frankenkönig? — Dieser hätte dem Boten antworten sollen: „Sage Deinem Herrn, daß ich mich mit solchen schlechten Dingen nicht abgebe. Ich fange nur Krieg an, wenn ich gerechte Ursache habe, aber nicht ans Habsucht. Auch will ich nicht helfen. daß ein Bruder den andern beraubt und tötet, denn Brüder sollen sich lieben!" So sagt aber der Frankenkönig leider nicht, denn er ist auch herrsch- und habsüchtig, und es ist ihm ganz gleichgültig, ob das Werk, zu dem er sich mit dem Thüringerkönig verbindet, ein gutes oder schlechtes ist. Darum geschieht es ihm ganz recht, daß er von dem Thüringerkönig betrogen wird. Der eine ist so schlecht wie der andere. Iii. 1. Ihr kennt schon eine Geschichte, in welcher erzählt wird, wie eine Frau einen Mann zum Bösen verführen will. — Die Frau Potiphars wollte Joseph zur Sünde verleiten, aber Joseph ließ sich nicht verführen, sondern antwortete: „Wie sollt' ich ein so großes Übel thun und wider meinen Gott sündigen!" Nun war freilich der Thüringerkönig noch ein Heide und kannte Gott nicht, aber das wissen auch die Heiden, daß man seinen Bruder nicht berauben und gar töten darf. Auch die Heiden haben ein Gewissen. (Iv, 1.) 2. Vergleich mit dem Brudermord Kains. — Kain wurde nicht durch eine andere Person gereizt, sondern durch seine eigenen schlechten Gedanken, durch Neid und Haß. Diese Gedanken verleiten ihn zum Mord an seinem Bruder („wer seinen Bruder hasset, der ist ein Totschläger") wie das falsche Ehrgefühl und die Herrschsucht den Thüringerkönig. Weder Kain noch der Thüringerkönig herrschen über die Sünde, wie Gott es von den Menfchen verlangt, und wie es Jofeph that, fondern lassen ihr ihren Willen. Wie Ketin Neid und Haß hätte unterdrücken sollen, so hätte der Thüringerkönig den Anreizungen seiner Frau und den Einflüsterungen seiner eignen Herrschsucht widerstehen sollen, ebenso der Frankenkönig. (Iv, 2.) 3. Erinnerung an den Mord Ludwigs des Springers. 4. Früher herrschte über Thüringen ein König, später ein Landgraf. — Der König hatte niemand über sich, der Landgraf den Kaiser. Ein König ist selbständig. (Iv, 3.) Iv. 1. „Dein Leben lang habe Gott vor Augen und im Herzen und hüte dich, daß du in keine Sünde willigest und thust wider Gottes Gebot!" — Du sollst nicht töten! (5. Gebot.) 2. „Wenn du fromm bist, so bist du (Gott) angenehm, bist du aber nicht fromm, so ruhet die Sünde vor der Thür. Aber laß du ihr nicht ihren Willen, sondern herrsche über sie!" 3. Stichwort: „König''. (Dieser Titel ist wohl schon früher aufgetreten, aber daß derselbe den Begriff der Selbständigkeit in sich schließt, wird erst durch obigen Vergleich klar.) (Einzutragen.)

8. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 17

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 17 — Sollte aber das Bedenken entstehen, daß so geartete Stoffe bester aus dem Unterricht wegblieben, so wolle man nicht übersehen, daß — was den Ehebruch der Pfalzgräfin betrifft — die Schule jedenfalls die Pflicht hat, solche Stoffe zu behandeln, und daß diese Pflicht eine große Schwierigkeit in sich birgt. Je früher und je ernster man dieser Schwierigkeit zu Leibe geht, um so besser. In der früheren Jugend ist die Gefahr, daß die Phautasie abschweift, weniger groß, es ist eher zu erwarten, daß eine reine Verurteilung eintritt und so eine klare, kräftige Vorstellung sich bilde, auf welche bei späteren Veranlassungen mit Erfolg zurückgegriffen werden kann. Was aber die listige Flucht des Grafen betrifft, so ist es gerade ein Vorteil für den Unterricht, wenn er Gelegenheit bekommt, schwierige Fälle der ethischen Wertschätzung der Kinder zu unterbreiten, und solche Gelegenheiten müssen ebenfalls frühzeitig geboten werden, damit die Zöglinge sich bald daran gewöhnen, nicht ohne weiteres die ersten Regungen eines oberflächlichen Gefühls für richtig zu halten. Ziel: Warum Ludwig gefangen wurde, und ob er Buße that. Dieses Ziel wird von den Kindern gefunden, indem man sie an die Vermutung erinnert, daß Ludwig gewiß nicht ohne Grund vom Kaiser gefangen genommen wurde, und die Frage aufwirft, ob er wohl bis an sein Lebensende so schlecht geblieben sei. I. Ihr kennt das Wort „Buße". — Von der Predigt Johannes des Täufers. Was wollte er mit seiner Predigt? — Die Menschen sollten ihre Sünden erkennen, bereuen und nicht wieder thun. Wir haben jährlich zwei Bußtage, an welchen wir uns mit solchen Gedanken beschästigen sollen. Wenn nun Ludwig der Springer Buße gethan hat: — so muß er wohl vor seiner Gefangenschaft eine Sünde begangen haben. „„ Ii Ja, er hatte eine große Sünde gethan, eine Sünde gegen das fünfte Gebot. — Ludwig der Springer hatte einen Menschen getötet, wie Kain seinen Bruder Abel. Er tötete Friedrich, den Pfalzgrafen zu Sachsen, dessen schönes schloß an der Unstrut stand, auf der Jagd. — Vielleicht ans Versehen; vielleicht in einem Streit. Nein, weil Ludwig die Gemahlin des Pfalzgrafen für sich als Gemahlin haben wollte. — Da sündigte er nicht nur wie Kain gegen das fünfte Gebot, sondern auch gegen das sechste Gebot: Du sollst' nicht ehe-brechen- Diese Sünde beging auch die Frau des Pfalzgrafen. Denn, wenn sie nicht einverstanden gewesen wäre, hätte Ludwig ihren Gemahl nicht getötet. (Diese Antwort erfordert mehrere Hilfsfragen. Ist das sechste Gebot noch unbekannt, so ist zu fragen, ob das Begehren Ludwigs recht gewesen, und die ausgesprochene Verurteilung bestätigt der Lehrer mit dem Darbieten des sechsten Gebots.) Ihr könnt euch nun denken, was weiter geschah. — Der Kaiser ersuhr alles und ließ Ludwig gefangen nehmen. Staubt u. Göpfert, Präparationen. 2

9. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 63

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 63 — 2. Wie handeln die Sachsen? — Auch die Sachsen fangen sofort den Krieg an, als sie die Botschaft des Frankenkönigs erhalten haben, olme eine gerechte Ursache zu haben. Sie führen Krieg, weil sie den Thüringern ihr Land rauben wollen, also ans Habsucht. Auch bedenken sie sich nicht lange: in den Krieg zu ziehen, war ihnen ein Vergnügen. Sie sind noch Heiden, wie bic Thüringer, darum machen sie auch die Überlebenden zu Sklaven. 3. Etwas müssen wir aber doch an den Heiden loben. — Die Sachsen und die Thüringer, ebenso anch die Franken, sind sehr tapfer. Zwei Tage kämpfen Franken und Thüringer, ohne zu ermatten. Die Sachsen erstürmten nach ihrer Anknnft gleich die Vorstadt; die Thüringer aber wnrden dadnrch nicht mutlos, auch dachten sie nicht. Wir haben nun zwei Feinde zu bekämpfen, da werden wir gewiß besiegt, sondern sie kämpften tapfer weiter bis in die Nacht. 4. Was mißfällt uns aber an den Thüringern? — (Denkt daran, wie die Sachsen die Mauern ersteigen!) Die Thüringer find nicht wachsam; sie verlassen sich darauf, daß ihre Feinde geradeso müde sind, als sie selbst, und lassen die Manern ohne Wachen. Wären die Thüringer wachsam gewesen, so wäre ihr Königreich vielleicht noch nicht untergegangen. 5. Wie zeigen sich die Sachsen nach dem Siege? — Sie sind zwar Heiden, aber sie opfern doch fofort nach beirt Siege ihren Göttern, um sich für benfeiben bankbar zu erweisen. Es sinb fromme Hciben. 6. Aber der Frankenkönig benimmt sich noch schlechter, als vorher. — Er lockt beit Thüringerkönig zu sich und ist jebcnfalls der Anstifter von feinem Tode, obgleich er ihm fein Wort gegeben hat, es solle ihm nichts Böses geschehen. Der Frankenkönig ist hinterlistig, wortbrüchig und ein Mörber. 7. Mit dem Thüringerkönig will freilich auch kein rechtes Mit leib in uns aufkommen. — Er vor allen hätte für gute Bewachung der Stadt sorgen müssen. Als er aber nach seiner Flucht die Einlabnng des Frankenkönigs erhielt, bürste er nicht so „leichtgläubig" ihr Folge leisten; denn er konnte wissen, daß bein Frankenkönige nicht zu trauen war, er mußte baran benfen, daß er ihm die Treue gebrochen hatte und ihm jetzt im Wege war. Aber er war wie mit Blindheit geschlagen, er raunte sozusagen in sein Unglück. Das war die Folge seiner Schlechtigkeit und gewiß auch die Strafe dafür. Iii. 1. Welches waren die Gedanken des Thüringerkönigs von Anfang an? —~ Er dachte, er allein fei zu schwach, um feinem Bruder das Reich zu nehmen, der Frankenkönig sollte ihm dabei helfen. Den diesem versprochenen Lohn aber wollte er auch behalten. Freilich war diese Rechnung falsch, er verlor nicht nur das Land, das er seinem Brnder abgenommen hatte, sondern kam dabei auch um sein ganzes Königreich und um sein Leben. (Iv, 1.) 2. Zweimal werden in diesen Kriegen Verbündete gesucht. — Der Thüringerkönig suchte zuerst Hülfe gegen seinen Bruder — die Franken

10. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 64

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 64 — suchen später Hülfe bei den Sachsen. Der Thüringerkönig verspricht dem Bundesgenossen die Hälfte des eroberten Landes — der Frankenkönig verspricht den Sachsen ganz Thüringen. Der erstere hält sein Versprechen gar nicht, der letztere wenigstens halb. (Iv, 4.) 3. Zusammenstellung der auf den Krieg bezüglichen Ausdrücke (die so oft von Schülern verwechselt werden). — Krieg, Angriff, Schlacht, Sieg, Niederlage, Belagerung, Ausfall, Eroberung. — Zu jedem dieser Begriffe ist ein Satz zu sagen: aber nicht etwa eine Definition („ein Krieg ist, wenn . . . ."), sondern etwa: Die Franken führten Krieg gegen die Thüringer, indem ein fränkisches Heer gegen die Thüringer zog; — Es kam zur „Schlacht", als die Heere aneinander gerieten und zu-fammen kämpften 2c. (Iv, 4.) 4. Stellt die Ereignisse, welche wir in den letzten Geschichten kennen gelernt haben, kurz zusammen! — (Aus dieser Zusammenstellung ergeben sich die beiden ersten Sätze von Iv, 2.) 5. Die Sachsen sehen ganz anders aus als die Franken! — Die Sachsen haben andere Tracht (weite Gewänder, die Franken enge), andere Waffen (lange Messer, jene Streitäxte), sie tragen die Haare lang herabfallend, die Franken kurz geschnitten, sie sind ruhig und ernst, die Franken beweglich. (Merkwürdig ist, daß sie sich gegenseitig fremd sind und diese Verschiedenheiten nicht kennen. —) Sie sind sich gegenseitig unbekannt und wohnen doch beide in Deutschland. Heute könnte das nicht mehr vorkommen. Aber in jener Zeit lebten die Völker für sich abgeschlossen. Damals reisten die Leute nicht so umher wie heutzutage; da gab es noch keine Vergnügnngs- und noch keine Geschäftsreisenden. Jeder wohnte für sich abgeschlossen, und nur im Kriege kam man in andere Länder. (Iv, 2.) 6. Wir haben Schlechtes, aber auch Gutes von den alten heidnischen Thüringern, Franken und Sachsen kennen gelernt. — Sie sind habsüchtig, und wenn sie hoffen können, einen Gewinn davon zu tragen, scheuen sie sich nicht, unrecht zu thun, dann kommt es vor, daß sie die nächsten Verwandten verraten und verderben, daß sie das gegebene Wort brechen, wie wir an dem Thüringerkönig gesehen haben; daß sie ohne weiteres und ohne lange zu überlegen, einen mörderischen Krieg ansangen, wie die Franken und Sachsen; daß sie hinterlistig ihren Gegner morden, wie der Frankenkönig. — Dabei sind sie aber sehr tapfer und unverzagt, auch vergessen sie in der Siegesfreude nicht ihrer Götter, sie sind in ihrer heidnischen Weise fromm. (Iv, 2.) 7. Da war es in der Zeit der Landgrafen doch anders. — Wenn auch Ludwig der Springer mehrmals gegen Gottes Gebote sündigte, so that er doch zuletzt Buße. Davon hören wir in der alten Zeit nichts, obgleich sich Unrecht auf Unrecht häuft. (An welche Personen müssen wir denken, um die Verschiedenheit der Zeiten recht deutlich einzusehen? —) Am besten sehen wir den Unterschied, wenn wir den Thüringer König und seine Gemahlin vergleichen mit dem Landgrafen Ludwig und seiner Gemahlin Elisabeth. Die Königin verführt den König zum Bösen; dieser leistet ihr keinen Widerstand, sondern fügt ein Unrecht zum andern,
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