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1. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 52

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 52 — waren, denn er hatte erfahren, wie sie im ritterlichen Kampfe gestanden gegen die Feinde des Reiches. Daher beschloß er, ehe er seine Waffen nach dem Süden trüge, in den Lohengau zu ziehen, um mit eigenen Augen zu sehen, wie und wo die tapferen Männer den Angriff der Feinde zurückgewiesen und ihnen zu danken für den Dienst, den sie dadurch zugleich dem Reiche erwiesen. Als daher die festlichen Tage von Fritzlar vorüber waren und er den versammelten Völkern befohlen, sich bereit zu halten zum Zuge gegen Schwaben und Bayern, der noch in diesem Jahre beginnen sollte, machte er sich mit einem stattlichen Gefolge auf den Weg, um zuerst in den Lohengau zu ziehen und die Huldigung, die sie ihm nicht in Fritzlar erwiesen, von den tapferen Männern in ihrem eigenen Gau entgegen zu nehmen. Es war Hochsommer geworden. In der Heide reiste bereits das Korn der Ernte entgegen und das Heidekraut stand im vollen Schmuck seiner lieblichen Blüten, die Luft mit feinem würzigen Duft erfüllend. Millionen Bienen schwärmten von Blüte zu Blüte, um reichbeladen am Abend heimzukehren in die von Menschenhänden ihnen bereitete Wohnung, und zufrieden schaute der Heidebewohner den emsigen Tierlein zu. Von dem stattgefundenen Kampfe gegen die Wenden war kaum noch eine Spur zu sehen; die Felder standen so heiter da, als wenn niemals feindliche Rosseshufe dieselben zertreten, und in den rohrgedeckten Häusern walteten wieder die Hausfrauen, froh, daß ihre unfreiwillige Abwesenheit vom heimischen Herd nur wenige Tage gedauert. _ Aber doppelt lieb schien allen die Heimat geworden zu sein, die die Männer noch vor kurzem mit ihren Waffen verteidigt und die das Blut manches Helden getrunken. Auch auf Stübeckshorn war nur wenig verändert. Der alte Gaugraf war derselbe geblieben, seine würdige Gemahlin hatte mit ihren beiden Töchtern Bertha und Mathilde vollauf zu thun, um bte Truhen mit blendend weißem Leinenzeug und andern nützlichen Dingen zu füllen, denn im Herbst sollte Altmann sein junges Weib heim-

2. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 15

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 15 — durch einige Kienspäne, welche an einer dünnen Kette von der Decke herunterhingen. Frau Oda und ihre beiden Töchter, sowie die Mägde spannen, die Knechte schnitzten aus weichem Birkenholz allerlei nützliche Gerätschaften, und Hermann war damit beschäftigt, von einem Schwertgriff einige Rostflecke zu entfernen. Der alte Gaugraf ließ seine Blicke mit zufriedenem Lächeln über die fleißigen Genossen schweifen und sagte: „Hört, Kinder/ich Alter müßte mich eigentlich schämen, daß ich allein hier unthätig unter Euch sitze, während Ihr alle fleißig die Hände regt. Habt ihr nicht auch für mich eine Arbeit?" „O ja, Vater", erwiederte seine ältere Tochter Bertha, „auch für Dich haben wir heute eine Beschäftigung, die uns die Arbeit erleichtern und die Zeit abkürzen soll. Du hast uns schon so lange versprochen, uns die Urgeschichte unserer Familie zu erzählen, und heute, glaube ich, wäre die beste Gelegenheit dazu da. Nicht wahr", wendete sie sich an die Geschwister und das Gesinde, „wir alle bitten den Vater, daß er heute sein Versprechen einlöst?" Und als von allen Seiten der Wunsch geäußert wurde, heute Abend die Geschichte des Hauses Billuug zu hören, begann der Alte und erzählte folgendermaßen: „Ihr habt alle schon von den Kriegen gehört, welche der mächtige Frankenkaiser Karl gegen unsere Herzöge Wittekind und Alboin geführt hat. Wittekind gebot über das Sachsenvolk jenseits der Weser, in Westfalen, Alboin aber war Herr hier im Lande, in Ostfalen. Die beiden Helden waren mit einander in inniger Freundschaft verbunden, aber sie vermochten nicht, dem Ansturm der fränkischen Völker zu widerstehen; denn Gott war mit Karl, weil er den Krieg führte nicht allein gegen das sächsische Volk, sondern noch viel mehr gegen die sächsischen Götter. Niemals wäre es ihm sonst gelungen unsere Väter zu unterwerfen, denn der Sachse übertrifft den Franken an Tapferkeit und steht ihm um nichts nach in Uebung in den Waffen. Als Wittekind und Alboin endlich einsahen, daß alle ihre Tapferkeit vergebens war und daß ihre Götter nicht vermochten ihnen zu helfen, da beugten

3. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 140

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
Belagerung auf, um ihm in offener Felbschlacht entgegen zu treten. In der weiten Ebene am Lech trafen die §eere. aut einander. An Zahl waren die Ungarn den Deutschen weit überlegen, diese aber waren den Ungarn überlegen an Waffenfertigkeit und Tapferkeit. Allen voran sprengte im Heere der Deutschen König Otto, und vor ihm wehte, wie einst bei Riabe, das Banner des heiligen Michael; auch Konrad, fein Schwiegersohn, be-fanb sich bei dem Heere, und nichts wünschte derselbe sehnlicher, als durch _ glanzende Waffenthaten die völlige Verzeihung des Königs zu erlangen; Herzog Heinrich aber, in dessen Lanbe der blutige Entscheibuugskamps stattfand, fehlte in den Reihen der Helden, weil eine ichwere Krankheit ihn an das Siechbett fesselte, von dem er nicht wieder erstehen sollte. Nicht lange dauerte es, so waren die Heerhaufen der Ungarn und der Deutschen handgemein; ein furchtbarer Pfeilregen fauste von einem Heere zum andern, so daß die trenne dadurch fast verfinstert wurde und nicht selten die Geschosse auf ihrem Fluge in der Luft sich trafen unk dann kraftlos zu Boden sanken. Einige geschickte Reiterangriffe der Deutschen brachten aber bald die Reihen der Ungarn in Unordnung, und als die Sonne im Westen zu sinken begann, da befand sich das ganze, große Heer auf der Flucht, dem Osten zu. Aber furchtbar wütete noch unter den Fliehenden das Schwert der Sieger: taufenbe fanben in den Wellen des Lech den Tod, taufende gerieten in Gefangenschaft. Nur wenige sahen die Heimat wieder, um dort die Botschaft von der schrecklichen Niederlage zu verkünden. Seit dieser siegreichen Schlacht aus dem Lechselbe, am 10. August 955, haben es die Ungarn nie wieber gewagt, gegen Deutschland zu kämpfen, und für immer hatte das Reich vor ihren Einfällen Ruhe. -3n die Freube über den herrlichen Sieg mischte sich im Reiche die Wehmut über die vielen Opfer, die der Krieg geforbert. Mancher tapfere Mann hatte fein Leben bahingeben müssen, unter ihnen auch Konrab, der wie

4. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 91

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 91 — Gott der Herr hörte das Gebet seiner Knechte und brachte ihnen Hülfe, als sie es nicht mehr erwarteten. Denn in demselben Augenblicke entstand unter dem draußen harrenden Volke ein lautes Wehegeschrei; mit Ungestüm wurden die Thüren des Tempels aufgerissen und herein drang eine wild aufgeregte Menge, mit dem Rufe, daß das Heer der Wenden völlig geschlagen und gänzlich vernichtet sei. Wie vom Donner gerührt stand Jaezo bei dieser Nachricht; wo blieben jetzt all die schönen Zukunftspläne, die er sich gemacht? Wie ein Kartenhaus fielen sie zusammen. Als er sich vom ersten Schrecken erholt, eilte er aus dem Tempel aus die Wälle, um sich selbst von der Wahrheit der Unglücksbotschast zu überzeugen; die Priester folgten ihm, und bald stand der weite Tempelraum völlig leer; nur die gefangenen Christen blieben in demselben zurück. Diese aber, überwältigt von der frohen Botschaft, die auch sie vernommen, sanken vor dem Götzenaltare auf die Knie, und ein heißeres Dankgebet stieg wohl noch nie gen Himmel, als dieses Gebet der Todesopfer im Tempel des Radegast. Eine geraume Zeit verging, ehe die Thür des Tempels sich wieder öffnete und Jaczo mit mehreren vornehmen Wenden hereintrat. Ein finsterer Ernst lagerte auf seiner Stirne, als er an die Gefangenen herantrat und ;u ihnen sagte: „Die Götter sind von uns gewichen; die llnsrigen sind heute gänzlich geschlagen. Ich weiß, daß nunmehr Eure Brüder die Stadt bestürmen und einnehmen werden, und sie werden Rache nehmen an uns für das in Walsleben vergossene Blut. Aber noch seid Ihr in unserer Gewalt; Euer Leben steht in unserer Hand. Sendet nun einen von Euch in das Lager der Enrigen; dort mag er verkünden, daß wir bereit sind, die Stadt zu räumen, wenn uns das Leben geschenkt wird. Erlangt er von Euren Führern das Versprechen, so seid Ihr frei; wenn nicht, so ist es um Euch geschehen. Vorher aber soll derjenige, den Ihr sendet, schwören bei Eurem Gott, daß er zurückkehren will, wenn uns das Leben nicht geschenkt wird, damit er mit den übrigen sterbe. So

5. Die Supplingenburger - S. 84

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 84 — Von einem wnchtigen Schwertstreich übers Hanpt getroffen, stürzte Hoher zu Boden, und in demselben Augenblicke bohrte ihm der zweite Ritter an der Stelle, wo der Panzer eine Lücke bot, das Schwert tief in die Seite. Der Tod ihres gefährlichsten Gegners erfüllte die Sachsen mit neuem Mut; kampfeslustiger stürzten sie sich auf die Reihen der Kaiserlichen. Wie einst ihre Väter im Teutoburgerwalde gegen die Römer gekämpft, so kämpften sie jetzt gegen ihre fränkischen Unterdrücker. Tote und Verwundete bedeckten das Schlachtfeld; überall auf der weißen Schneedecke sah man die blutigen Spuren des Kampfes. Den ganzen Tag dauerte die Schlacht; als es aber Abend wurde, da hatten die Sachsen auch hier, wie kurz vorher ihre thüringischen Brüder bei Köthen, einen glänzenden Sieg errungen. Die Niederlage des Kaisers war eine vollständige; er konnte es von der Zeit an nicht wieder wagen, mit roher Hand in die Angelegenheiten des Sachsenlandes einzugreifen, und frei von dem Drucke des finstern Tyrannen lebten von nun au die Sachsen ruhig ihren eigenen Gesetzen. Am Tage nach der Schlacht begruben die Krieger ihre gefallenen Brüder, und nachdem sie dieser Ehrenpflicht genügt, dachten sie daran, ihren Sieg weiter zu verfolgen. Noch waren viele Burgen im Lande, in denen kaiserliche Besatzung lag; ihrer wollte man sich vor allen Dingen versichern. Während daher Reginhard von Halberstadt mit einem Häuflein von Rittern nach Quedlinburg zog, um diese Stadt, welche kaiserlich gesinnt war, zu belagern, rückte Herzog Lothar selbst gegen Westfalen vor. Dort war die Feste Dortmund eins der Hauptbollwerke kaiserlicher Macht. Im Verein mit Friedrich von Arnsberg legte er sich vor Dortmund; nach kurzer Belagerung wurde die Burg zerstört und dem Erdboden gleich gemacht, und ein gleiches Schicksal traf bald daraus das befestigte Lüdenscheid. Von dort wandte er sich nordwärts und belagerte Münster, dessen Bischöfe es immer mit dem Kaifer gehalten hatten, und er ließ erst von der Stadt ab, nachdem die erschreckten Bürger Unterwerfung

6. Die Supplingenburger - S. 81

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 81 — Gefechte bei Warnstedt, unweit Quedlinburg, erfocht fein Feldherr Hoher von Mansfeld einen völligen Sieg über die Empörer, und viele derselben, auch Ludwig der Springer, fielen in die Gewalt des Kaisers. Nach diesem Siege kannte sein Uebermut keine Grenzen. Vergeblich war es, daß Herzog Lothar, der sich an dem Aufstande nicht beteiligt, sowie andere Große des Reiches um Schonung für die Besiegten baten; er zog die Güter derselben ein oder belehnte mit denselben seine Anhänger, und zeigte so, was auch die andern Reichsfürsten zu gewärtigen hatten, wenn sie sich seinem Willen widersetzten. Da endlich riß Lothar die Geduld. Ju denselben Tagen, als sich auch die Stadt Köln gegen den Kaiser auflehnte, hielten auch die Sachsen den Zeitpunkt für gekommen, den Krieg gegen ihn mit Nachdruck und Eifer zu beginnen, und die Ritter mit ihren Knappen sammelten sich um ihren Herzog, um unter seinen Fahnen gegen den Kaiser zu kämpfen. L-o glich denn Supplingenburg bald einem Heerlager. Immer mehr Krieger strömten hier zusammen, ^und auch Reginhard, Bischof von Halberstadt, verließ feinen Bischofssitz, um sich Lothar anzuschließen. Ritterliche Spiele und Waffenübungen halfen die Zeit abkürzen, und Bertha, für die alles dieses eine neue Welt war, hatte fast täglich Gelegenheit, den Turnieren zuzuschauen und Ehrenpreise auszuteilen, und der Blick manches jugendlichen Ritters hing mit Entzüpeu an der herrlichen, jungfräulichen Gestalt. Nur die thüringischen Ritter, auf deren Beistand Lothar gehofft, erschienen nicht, aber nicht etwa, weil sie der gemeinsamen Sache untreu geworden, sondern weil sie ihre Grenzen zu verteidigen hatten gegen, einen andern Feind, gegen die Wenden. Am meisten bedauerte Lothar das Fehlen des tapfern Askaniers Otto von Ballenstedt, des Eidams des ehemaligen Sachfenherzogs Magnus Billung. Otto war von bewährter Kriegstüchtigkeit, die in mancher Schlacht die Probe bestanden', und hatte sich stets als ein treuer Freund des Snpplingenburgers bewiesen. Als aber die Wenden erfuhren, daß neue Zwietracht im Reiche ausgebrochen war, drangen auch sie mit Tiemann, Die Supplingenburger. ß

7. Die Supplingenburger - S. 68

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 68 — nur die Not dazu getrieben, daß er den Feinden der Sachsen diesen Dienst leistete, und dadurch schon ist er entschuldigt. Daun aber dürfen wir auch nicht vergessen, daß der Köhler nicht ein Ritter, sondern nur ein Frieling war; was ging den die Fehde an, die die Großen seines Volkes gegen den Kaiser führten?" Lange noch wurde von den versammelten Rittern über diese Sache hin und her gestritten, bis endlich Herzog Lothar das Wort ergriff und sagte: „Liebe Herren, Ihr ereifert Euch und streitet über eine Frage, die für uns von gar seiner Bedeutung ist. Weil sie aber nun einmal angeregt wurde, so sei es mir vergönnt, in Bescheidenheit auch meine Meinung Euch zu sagen. Obgleich ich es bedanre, daß damals der Kaiser entkommen ist, weil auch ich glaube, daß diese Flucht der Anfang seines Unglücks war, so kann ich doch den, der ihm zur Flucht verhalf, nicht verdammen. Was würdet Ihr thun, wenn der, dessen Stirn das heilige Salböl berührt, dem von Gott die höchste irdische Gewalt übertragen, hülfe- und schutzflehend zu Euch käme? Würdet auch Ihr nicht da augenblicklich alles Grolles und Haders vergessen, dem ge-demütigten Feinde die Hand reichen und es für Eure heiligste Pflicht halten, ihm, dem Gesalbten des Herrn, zu helfen? Ich wenigstens würde als Ritter ebenso gehandelt haben, wie dieser schlichte Mann aus dem Volke handelte, und ich hätte vor meinem Gewissen diesen Verrat, wenn es einer ist, wohl verantworten wollen. Gott^st mein Zeuge, wie schwer es mir auch jetzt wird, das Schwert gegen meinen kaiserlichen Herrn zu ziehen, und wahrlich, wenn nur ich allein bedroht wäre, ich würde durch Nachgeben den Krieg beenden. Seitdem ich aber das Erbe der ruhmreichen Billnnger als Herzog von Sachsen angetreten, ist es meine heilige Pflicht, für die Rechte des Sachsenvolkes einzutreten, und daher trat ich schon früher und trete ich auch jetzt dem Kaiser entgegen, weil er unsere verbrieften Rechte antastet. Aber das weiß Gott, daß ich den Krieg nicht leichtfertig beschlossen, daß ich auch nicht im sündhaften Uebermut mich

8. Die Supplingenburger - S. 141

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 141 — ein Paar dunkele Augen, welche Funken zu sprühen schienen, wenn die Begeisterung ihn hinriß. Wo er sich sehen ließ, strömten die Leute ihm in großen Mengen zu; denn schon damals glaubte das Volk, daß seine Berührung genüge, Kranke gesund zu machen. Ja die größten Wunderwerke schrieb der Aberglaube dem Mönche zu; man sagte, daß er von den Besessenen die Teufel austriebe, daß er die Lahmen gehend, die Blinden sehend machte, ja daß er, wie einst Christus, Tote erweckte und Wasser in Wein verwandelte. Durch den Abt Bernhard ließ Lothar dem Papste melden, daß er noch im Herbste desselben Jahres 1132 den Zug über die Alpen antreten werde. Nur klein war das Heer, welches er zu diesem Zwecke aus allen Gauen Deutschlands, besonders aber aus seinem Sachsenlande, um sich sammelte; im ganzen waren es nur etwa 1500 Ritter mit ihren Knappen und Dienstleuten. Aber es war die Blüte der deutschen Ritterschaft, welche er aufgeboten; Albrecht von Ballenstedt, Konrad von Wettin, Boguslav von Pommern und Heinrich von Bayern fehlten nicht in dieser auserlesenen Schar. Ihr Weg führte sie über Augsburg, welches fchou damals eine reiche und mächtige Stadt war. In dem Kriege des Königs gegen die Brüder Friedrich und Konrad hatte sich dieselbe als von zweifelhafter Treue erwiesen; jetzt freilich öffnete sie ihm die Thore, aber mit Mißtrauen begegneten die Bürger dem Könige und seinen Gefährten. Während nun Lothar mit seinem nächsten Gefolge in der Pfalz des Bischofs verweilte, geschah es, daß auf denv Marktplatze vor einer Kaufbude einige Bürger mit Soldaten des Königs wegen kleinlicher Ursache in Streit gerieten. Von Worten kam es zum Handgemenge; immer mehr Soldaten und Bürger nahmen an demselben teil, und bald war ein solcher Tumult auf dem Markte und auf den Straßen, daß der Lärm auch zum Könige drang. Dieser dachte sofort an Verrat und in bitteren Worten machte er dem Bifchof Vorwürfe wegen der Treulosigkeit seiner Bürger. Vergebens beteuerte der Kirchenfürst seine

9. Die Supplingenburger - S. 118

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 118 — kühle Zurückhaltung war. Aber das sollte anders werden^ das gelobte er sich selbst zähneknirschend, als er nun Goslar erreicht hatte. Schon am folgenden Tage wollte er einen Befehl ergehen lassen ins ganze Reich; alle Vasallen sollten sich mit ihren Kriegern in Goslar einfinden, und gedemütigt, vernichtet werden sollte der trotzige Herzog, zerschlagen und geknechtet das Lolk, welches aus seine alten Rechte pochte. Ein schwüler Wind wehte durch die Schluchten des Harzes; Wetterwolken stiegen hinter den himmelhohen Gebirgsrnassen auf, gelbe Blitze zuckten durch die Luft und^ von fern rollte ein dumpfer Donner herüber, in vielfachem Echo an den hohen Bergen wiederhallend. — Unruhig schritt der Kaiser im hohen Saale auf und ab. Seine Begleiter hielten sich fern von ihm, denn sie sahen die Wolke des Unmuts auf der Stirn des finstern, tyrannischen Herrschers, und sie wußten, es war nicht geraten, ihm dann in den Weg zu treten. Nur sein Kaplan, ein noch junger, demütiger Priester, stand in einem Winkel des Saales und schaute mit besorgten Blicken auf seinen Gebieter. Der Kaiser schien ihn anfangs nicht zu bemerken, jetzt aber winkte er ihn zu sich, sah ihn eine Weile an und sprach: „Bruder Franziskus, die Leute sagen, daß Du ein frommer Mann bist, und ich glaube es. Aber heute will ich sehen, ob Du auch ein kluger Mann bist. Darum sage mir, was würdest Du thun, wenn Du der Kaiser wärest? Würbest Du nicht auch, wie ich es zu thun entschlossen bin, mit grimmer Gewalt das nichtswürbige Volk biefes Laubes zerschlagen, und nicht ruhen, bis der treulose Vasall, der Supplingenburger, gefesselt vor meinem Throne im Staube sich beugt?" „O Herr", entgegnete der junge Priester zitternb, „Ihr fragt mich armen, unerfahrenen Mann nach Dingen, von benen ich nichts verstehe; erlaßt mir daher, ich bitte Euch, die Antwort. Nicht um Welthänbel habe ich mich bekümmert; mein ganzes Sinnen und Trachten ist nur darauf gerichtet, Gott zu bienen und feinen Willen zu

10. Die Supplingenburger - S. 148

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 148 — loben, daß Ihr in den nächsten zehn Jahren das Schwert nicht eigenwillig ziehen wollet, es sei denn zum Schutze der Unterdrückten, zum Schutze der heiligen Kirche und ihrer Diener, zur Verteidigung des Vaterlandes gegen äußere Feinde; daß niemand von Euch sich selbst Recht schassen, sondern sich willig dem Urteilsspruche des Kaisers, als des von Gott Euch gesetzten Richters, sügen wolle. Darum hebet Eure rechte Hand mit ausgestreckten Schwurfingern empor und sprechet: „So soll es sein, ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe!" Und die ganze große Versammlung that, wie es Norbert ihr geheißen: alle erhoben die rechte Hand und sprachen die Worte des Eides. Wie das Brausen eines Meeres erklangen die einmütig gesprochenen Worte, und ein jeder der Anwesenden fühlte die Größe dieses feierlichen Augenblickes. Dieser zehnjährige Landfriede war der schönste'lohn für Lothars bisheriges Wirken. Handel und Wandel blühten nun frisch wieder auf in dem so lange durch innere Fehden zerrissenen Vaterlande, und ein wohlthuendes, zum Arbeiten ermutigendes Gefühl der Ruhe und Sicherheit bemächtigte sich der Einwohner von Stadt und Land. Mit Liebe und Treue lohnten sie dem friedliebenden Kaiser sein Wirken, mit Ehrfurcht nannten sie seinen Namen und baten Gott, ihn dem Reiche noch lange zu erhalten. Auf dem Reichstage zu Halberstadt stellten sich auch die Fürsten und Gesandten derjenigen Völker ein, welche Ursache hatten, die Freundschaft des deutschen Volkes und seines Kaisers zu suchen, oder die erlangte zu bewahren. Magnus, König von Dänemark, erschien mit großem Gesolge, und trug zum Zeichen seiner völligen Unterwerfung in feierlicher Prozession das Reichsschwert vordem Kaiser her, und dasselbe that Boleslav, Herzog von Polen. Bela, der blinde König von Ungarn, schickte einen der vornehmsten Bischöfe seines Landes mit reichen Geschenken; der griechische Kaiser von Konstantinopel sandte einen der Prinzen seines Hauses zur Begrüßung nach Halberstadt, ja selbst aus den Steppen Rußlands kamen
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